MAD MAX: FURY ROAD (Australien 2015, Regie: George Miller)
Eine Ballett-Inszenierung aus Blei, Blut und Benzin im pulsierenden Takt von Motoren und Metall, Rost und Sand, Fleisch und Feuer, stets vorangetrieben von treibenden Gitarren und Bässen! Meine Fresse, was für ein Brett von Film! Destruktiv in jeder Hinsicht und in jeder Sekunde, selbst wenn im zweiten Drittel mal kurz der Fuß vom Gas genommen wird, werden die Figuren noch psychisch gebrochen. Im Taumel zwischen Hoffnung und Trostlosigkeit, Hass und Angst, Wut und Gier – alles wortkarg und trotzdem unfassbar laut.
George Miller hat sein MAD MAX-Universum konsequent weiterentwickelt. Was im zweiten Teil noch nicht erahnbar war (hier herrscht das Chaos und verschlingt die letzten Reste von Vernunft), im dritten aber schon umrissen (eine neugegründete Stadt degeneriert im Sud ihrer erdachten Macht), tritt hier deutlich zu Tage: Es haben sich kleine Gesellschaften gebildet, Clans um Warlords, Siedlungen um Ressourcen. Zusammengehalten werden die Gruppen, die hochgerüsteten Barbarenstämmen entsprechen, von synkretistischen Religionen und dem Glauben an ihre wahnsinnigen Führer. Es gibt hier Kriege und Fehden, dort regen Handel. Die Menschheit degeneriert zusehends und so werden fruchtbare Frauen zum kostbarsten Gut. Doch eine Gruppe von Zuchtfrauen, angefeuert von Imperator Furiosa (Charlize Theron), beugt sich dem Schicksal nicht und zieht die Flucht in die lebensfeindliche Wüste vor. Max Rockatansky (Tom Hardy), der als lebende Blutkonserve für einen jungen Warboy (Nicholas Hoult) herhalten muss, wird kurzerhand an ein Fahrzeug gekettet und in die Verfolgungsjagd eingebunden. Erst ein Wüstensturm trennt Jäger und Verfolgte und führt Max in die Arme der Frauengruppe…
Der Rhythmus des Untergangs entpuppt sich als wohlkalkuliertes und inszeniertes Ballett. Stunts und Fahrzeuge sind handgemacht, die CGI poliert die Wucht der häufig ins Surreale kippenden Bilder meist nur auf, fügt sich (bis auf den Sturm) dezent ins Bild, lässt Augen leuchten, Rost und Blut strahlen und den Himmel sich bedrohlich auf die Szenerie niedersenken. Pulstreibend prescht der Film durch die Trümmer einstiger Zivilisationen, die in Wüstensand und Wahnsinn versinken. Die Reste der Menschheit sind zu einer unbarmherzigen Freakshow verkommen, deren innerer Irrsinn sich in Krebsgeschwüren, Verwachsungen, Mutationen und Deformationen, in Kriegsbemalung und Kostümierung ebenso manifestiert, wie in ihren unglaublich detaillierten Kampfmaschinen. Und dieser Tross aus Fleisch und Stahl setzt zu einer Jagd an, die so in Look, Tempo und brachialer Kraft Ihresgleichen sucht. Im modernen Actionkino dürfte es nichts Vergleichbares geben und nie zuvor war die Modeerscheinung des Teal&Orange-Color Grading so passend – wo, wenn nicht in der postapokalyptischen Wüste? Ich bin begeistert! Max tritt zwar massiv in den Hintergrund, was mich schon sehr störte, hin und wieder hat er aber seine typischen Momente („Das ist mein Wagen!“). Mit wenigen Abstrichen ein ganz großer Film, in jeder Hinsicht reduziert auf die Essenz von Action. Und im Look atemberaubend! Ein Stahlmassaker, an dem man sich am Ende des Films noch nicht satt gesehen hat. 8-9/10
Als Tipp für die Unsicheren: Die Trailer fangen Look, Tempo, Stil und Story - ja sogar die Musik (!) - eins zu eins ein. Wem also der Trailer keine Lust macht, der sollte sich den Besuch sparen. Denn das, was der Trailer verspricht, bekommt man auch - über 100 Min. lang! Pure Madness! Da kann Sparta einpacken