Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event
Verfasst: Mo 7. Jan 2013, 17:11
10.11.2012, Skorbut, Hamburg:
SMALL TOWN RIOT
SMALL TOWN RIOT bliesen einmal mehr zum Heimspiel für einen kleinen, feinen Gig in Sänger/Gitarrist Timos Wohnzimmer, dem Skorbut. Ein Kneipengig auf kleiner Bühne, der so viele Leute zieht, dass es sehr, sehr gemütlich in der Bude wird. SMALL TOWN RIOT bewiesen, dass sie in der aktuellen Besetzung mittlerweile top eingespielt sind und legten eine energiegeladene, raue Punkrock-Show auf die Bretter. Da Timo nicht länger hinter der Schießbude sitzt, sondern dort von Vollbart- und Sympathieträger Herrn Lehmann (MR. BURNS) abgelöst wurde, kann er sich wesentlich besser auf seinen dreckigen Gesang konzentrieren, der im Zusammenspiel mit Normans meist klarem Gesang wunderbar harmoniert. Generell erschien mir der Gig wieder im positiven Sinne etwas ungeschliffener und weniger poppig als die Auftritte in der Besetzung mit Andy an der zweiten Gitarre (inzwischen zu SUIZIDE QUEENZ abgewandert), was der Band meines Erachtens sehr gut zu Gesicht steht, vermutlich aber auch stark mit der Songauswahl zusammenhing. Die Stimmung war ausgelassen und euphorisch, das Publikum ging astrein mit, die oft hymnenartigen Refrains und Chöre erschallten aus einer Vielzahl heiserer und durstiger Kehlen. Einziges Manko wie so oft: Die gemessen daran, welche Vielzahl großartiger Hits man in der Hinterhand hat, etwas überraschungsarme Songauswahl. Probt endlich mal mehr alte Klassiker ein, Jungs – dann habt ihr vielleicht auch noch was übrig, wenn der Mob Zugaben verlangt und ihr müsst nicht unverrichteter Dinge die Bühne verlassen Geile Band, geile Leute, geiler Laden, geiler Gig!
24.11.2012, Skorbut, Hamburg:
BOLANBOW BRAWL
Der Tag der Wahrheit war gekommen: Seit ich mich im Frühjahr zum „Vorsingen“ bei einer sänger- und mehr oder weniger namenlosen, melodischen Streetpunk-Band hatte überreden lassen, in der mein alter Kumpel Stulle (ex-DOGS ON SAIL-Frontsau) den Tieftöner zupft, blieb man zusammen, stellte sich aufeinander ein und tüftelte an Songs – zu meiner Überraschung, da ich in diesem Bereich nun wirklich überhaupt keine Erfahrungen vorzuweisen hatte und auch mit den DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS zu jenem Zeitpunkt noch kein einziges Mal auf einer Bühne stand. Irgendwie funktionierte das alles aber halbwegs und die Hauptsache: machte allen Beteiligten inkl. meiner Spaß, so dass man das leicht verfrühte Angebot, am 24. November im Skorbut den ersten Gig zu absolvieren (angepeilt war die „Bühnenreife“ für frühestens Dezember) nach nur kurzer Überlegung dankend annahm. Ein voller Set von zehn Songs und komplett englischen Texten, der meiner Stimme etwas mehr abverlangt als reines aggressives Gebrüll, war (und ist) eine Herausforderung für mich und dementsprechend freudig aufgeregt war ich. Die „Generalprobe“ am Nachmittag desselben Tags verlief aber ok und verschaffte ein wenig bitter nötige Sicherheit. Also Equipment zusammengepackt und gen Skorbut zum Aufbau gebracht. Dort, wo die Bühne ist, befinden sich im „Normalbetrieb“ Sofagarnituren, Tische und Stühle, die zunächst einmal weggeräumt werden mussten, um anschließend alles aufzubauen. Was für ein Aufwand für einen einzelnen, nicht einmal einstündigen Gig unserer jungen Band, der noch dadurch erhöht wurde, dass Soundmann Andy sein Equipment für Liveaufnahmen testen wollte! Irgendwann stand alles an Ort und Stelle und der Soundcheck konnte durchgeführt werden – auch dieser verlief gut. Die Zeit bis zur offiziellen Öffnung der Kneipe nutzte man in vorfreudiger Stimmung für einen Besuch bei Pauli Pizza, deren kulinarische Offenbarungen in lockerer Runde bei Stulle zu Hause verzehrt wurden. Jalapeños sorgten für Feuer in Rachen, Magen und Geist. Für mich war das ein besonderer Moment, eine Art letzte Erdung vor dem unausweichlichen Sturz- oder Höhenflug, je nachdem. Gegen 21:00 Uhr trudelten wir wieder ein und beobachteten, wie der Laden immer voller wurde mit Leuten, die bereitwillig die 3 Taler Eintritt abdrückten. Die Propagandamaschinerie schien im Vorfeld bestens funktioniert zu haben, der Laden wurde voll – obwohl zeitgleich COCK SPARRER in der Sporthalle spielten! Irgendwann zwischen zehn und halb elf ging’s dann auf die kleine Bühne, auf der es mit fünf Leuten schon reichlich eng wird. Aufgrund der niedrigen Decke kann man sich auch im wahrsten Sinne des Wortes keine großen Sprünge erlauben. Massenweise Augenpaare, viele davon gut bekannt, andere noch nie gesehen, starrten interessiert auf den Ort des Geschehens, nun gab es kein Zurück mehr – und mit „Total Escalation“ legten wir los. Das Publikum nahm uns sofort gut auf, einige Freunde unterstützten uns, wie es nur ging und bewegten sich grobmotorisch zur Darbietung, der Funke sprang auf weite Teile des Publikums über. Es wurde getanzt, gelacht, gegrölt, mit Bier gespritzt, die eingängigen Chöre der Refrains mitgesungen... es herrschte ausgelassene Party-Stimmung! Besser hätt’s gar nicht laufen können und so folgte auf „Dirty Streets“ „Alcoholic Heart“, danach „Radio Callboy“, gefolgt von „Brigitte Bordeaux“ – einige hatten dann und wann nie veröffentlichte Probeaufnahmen gehört und konnten bereits den Refrain mitsingen –, und „Fame“ aus alten CRAKEELS-Zeiten von Rhythmusgitarrist Christian und Drummer Raoul. Nach diesem aggressivsten unserer Songs war ich eigentlich bereits fix und alle. Die wenige Luft war verbraucht, meine Puste erst recht und der Schweiß rann mir den Körper herunter, brannte in den Augen. Und dabei hatte ich mich gar nicht viel bewegt, schlicht weil es die Bühne nicht hergab! Verdammt, nun weiß ich, wie es sich für manch Sänger anfühlen muss und habe einen Heidenrespekt davor, wie diese es schaffen, trotz allem noch souverän und lässig auf der Bühne zu wirken. Das Adrenalin, der Spaß, das geile Publikum und die absolut souveräne Band ließen mich natürlich weitermachen, allerdings hatte ich kaum noch ein Gespür dafür, wie es klang, was ich da herauspresste – den Reaktionen nach zu urteilen aber kann das so verkehrt nicht gewesen sein. Der jüngste Song „All I Have To Give“ bereitete keine Textschwierigkeiten (was zuvor eine meiner größten Sorgen gewesen war), „Brainmelt“ besiegelte das Trio der besonders bei dieser Affenhitze so richtig anstrengenden Songs und bei „Three Card Trick“ ging ein weiterer Traum in Erfüllung – mit diesem Song einmal auf einer Bühne! Whew! „Where Is My Hope“ schloss den Set und auch dieser Song war manch einem bereits bekannt, freundlicherweise unterstützte man mich stimmgewaltig. Zwischenzeitlich bekam ich eine Verschnaufpause, als Ladde zum Geburtstag gratuliert wurde. Während des Gigs kursierten unsere drei „Bolanow Brawl“-Blutorange-Wodka-Buddeln im Publikum und flossen gierige Kehlen hinunter – Prost! Als Zugabe ließen wir den Abend enden, wie er begonnen hatte, mit einer „Total Escalation“! Was für ein Auftakt für unsere junge Band – volle Hütte im Skorbut und ein weitestgehend pannenfreier Gig! Ein fettes DANKESCHÖN an alle, die das ermöglicht haben und natürlich an das Publikum, eines jener Sorte, wie man es sich nur wünschen kann. Nach dem Gig machten uns zahlreiche Gratulationen verlegen, bevor sich so langsam das Publikum austauschte und die Leute vom COCK-SPARRER-Gig zurückkamen. Man stürzte sich hier und da noch etwas ins Nachtleben und mit einem sehr guten Gefühl schlief ich irgendwann mit meiner Süßen, die unermüdlich ihr „Ich möcht’n Bier von dir!“-Schild hochgehalten hatte, das ich von der Bühne wegen meiner verdammten Kurzsichtigkeit nicht lesen konnte, in unserer Gästewohnung auf dem Kiez ein. Der erste BOLANOW BRAWL hat uns Blut(orange) lecken lassen, wir sind bereit für mehr! „Bolanow Brawl! Whew!“
30.11.2012, Skorbut, Hamburg:
STRAWBERRY BLONDES + SUIZIDE QUEENZ
Andy Unemployed lud zur Geburtstagsparty mit seiner eigenen Band SUIZIDE QUEENZ und den walisischen STRAWBERRY BLONDES ins Skorbut – mein drittes Skorbut-Konzert hintereinander. 6 Taler sollte es kosten und für mich endlich DIE Gelegenheit darstellen, mir die SUIZIDE QUEENZ um ex-SMALL-TOWN-RIOT-Andy und ex-PUSHUPS-Högi mal genauer unter die Lupe zu nehmen, nachdem ich zuvor bisher jedes Konzert verpasst hatte bzw. im Sommer in Ahrensburg so spät gekommen war, dass ich kaum noch etwas mitbekommen hatte. Leider kam ich wie üblich auch diesmal etwas zu spät und verpasste – Überraschung! – die ersten Songs der STRAWBERRY BLONDES, denn diese spielten VOR den QUEENZ. Ich hab das erste Album der BLONDES zuhause, das nach einem sehr netten RANCID-Klon klingt. Weitere Veröffentlichungen habe ich nicht mehr verfolgt, war mir aber sicher, dass die Band für eine geile Punkrockparty prädestiniert sein würde. Und ich wurde nicht enttäuscht; im einmal mehr rappelvollen Skorbut legte das Trio einen geilen Auftritt voller hymnischer Streetpunk-Refrains aufs Parkett, die sofort zum Fäusterecken und Mitsingen einluden. BOLANOW-BRAWL-Kollege Stulle war bereits wieder jenseits von Gut und Böse und zog bei Affenhitze im zugeknöpften Anorak sämtliche Register vor der Bühne. Nach einer kurzen Umbaupause dann die SUIZIDE QUEENZ, die ich mir ja GANZ eigenartig ausgemalt hatte. So war mir der bedenkliche Musikgeschmack Högis bekannt, der auf Glam-L.A.-Metal und Poser-Hardrock schwört, womit man mich aber mal so richtig jagen kann. Frühere Auftritte brachten der Band bereits den Spitznamen SUIZIDE QUEERZ ein, womit man auf Bühnenoutfit und Make-Up anspielte. Ich war also aufs Schlimmste gefasst. Doch diesmal hatte sich auf der Bühne niemand als Indianer verkleidet und das Outfit ging durchaus als punkkompatibel durch – wie auch, und das ist schließlich das Wichtigste, die Mucke! Das klang nach astreinem angeglamten Punk’n’Roll, was da von der Bühne kam, und Högi konnte sich an der Gitarre so richtig austoben und beweisen, welch begnadeter Gitarrist er ist. Die ganze Ausstrahlung, die da rüberkam, war eine überaus positive, glückliche, als hätten alle tierisch Bock auf genau das „Nischending“, was sie da machen. Högi sang sehr hoch und klar, aber gekonnt, melodiös und eingängig. Hier hatte es niemand nötig, auf der Bühne den harten Max zu markieren. Seltsamerweise gefielen mir Sound und Attitüde, ich nahm die Band als willkommene Abwechslung wahr. Ihren Teil dazu bei trug sicherlich die gute Stimmung, aber auch allgemein war‘s für mich ein schöner Abend zum Einfach-mal-Zuhören-und-die-Musik-auf-sich-wirken-lassen. Eine ablehnende Haltung der Band gegenüber halte ich für unangebracht, wurde positiv überrascht, hatte meinen Spaß und guck mir das Ganze gern noch mal an. Högi, Andy & Co. wünsche ich jedenfalls alles Gute für die Zukunft und ziehe meinen Hut davor, dass sie ihren eigenen Stiefel durchziehen.
SMALL TOWN RIOT
SMALL TOWN RIOT bliesen einmal mehr zum Heimspiel für einen kleinen, feinen Gig in Sänger/Gitarrist Timos Wohnzimmer, dem Skorbut. Ein Kneipengig auf kleiner Bühne, der so viele Leute zieht, dass es sehr, sehr gemütlich in der Bude wird. SMALL TOWN RIOT bewiesen, dass sie in der aktuellen Besetzung mittlerweile top eingespielt sind und legten eine energiegeladene, raue Punkrock-Show auf die Bretter. Da Timo nicht länger hinter der Schießbude sitzt, sondern dort von Vollbart- und Sympathieträger Herrn Lehmann (MR. BURNS) abgelöst wurde, kann er sich wesentlich besser auf seinen dreckigen Gesang konzentrieren, der im Zusammenspiel mit Normans meist klarem Gesang wunderbar harmoniert. Generell erschien mir der Gig wieder im positiven Sinne etwas ungeschliffener und weniger poppig als die Auftritte in der Besetzung mit Andy an der zweiten Gitarre (inzwischen zu SUIZIDE QUEENZ abgewandert), was der Band meines Erachtens sehr gut zu Gesicht steht, vermutlich aber auch stark mit der Songauswahl zusammenhing. Die Stimmung war ausgelassen und euphorisch, das Publikum ging astrein mit, die oft hymnenartigen Refrains und Chöre erschallten aus einer Vielzahl heiserer und durstiger Kehlen. Einziges Manko wie so oft: Die gemessen daran, welche Vielzahl großartiger Hits man in der Hinterhand hat, etwas überraschungsarme Songauswahl. Probt endlich mal mehr alte Klassiker ein, Jungs – dann habt ihr vielleicht auch noch was übrig, wenn der Mob Zugaben verlangt und ihr müsst nicht unverrichteter Dinge die Bühne verlassen Geile Band, geile Leute, geiler Laden, geiler Gig!
24.11.2012, Skorbut, Hamburg:
BOLANBOW BRAWL
Der Tag der Wahrheit war gekommen: Seit ich mich im Frühjahr zum „Vorsingen“ bei einer sänger- und mehr oder weniger namenlosen, melodischen Streetpunk-Band hatte überreden lassen, in der mein alter Kumpel Stulle (ex-DOGS ON SAIL-Frontsau) den Tieftöner zupft, blieb man zusammen, stellte sich aufeinander ein und tüftelte an Songs – zu meiner Überraschung, da ich in diesem Bereich nun wirklich überhaupt keine Erfahrungen vorzuweisen hatte und auch mit den DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS zu jenem Zeitpunkt noch kein einziges Mal auf einer Bühne stand. Irgendwie funktionierte das alles aber halbwegs und die Hauptsache: machte allen Beteiligten inkl. meiner Spaß, so dass man das leicht verfrühte Angebot, am 24. November im Skorbut den ersten Gig zu absolvieren (angepeilt war die „Bühnenreife“ für frühestens Dezember) nach nur kurzer Überlegung dankend annahm. Ein voller Set von zehn Songs und komplett englischen Texten, der meiner Stimme etwas mehr abverlangt als reines aggressives Gebrüll, war (und ist) eine Herausforderung für mich und dementsprechend freudig aufgeregt war ich. Die „Generalprobe“ am Nachmittag desselben Tags verlief aber ok und verschaffte ein wenig bitter nötige Sicherheit. Also Equipment zusammengepackt und gen Skorbut zum Aufbau gebracht. Dort, wo die Bühne ist, befinden sich im „Normalbetrieb“ Sofagarnituren, Tische und Stühle, die zunächst einmal weggeräumt werden mussten, um anschließend alles aufzubauen. Was für ein Aufwand für einen einzelnen, nicht einmal einstündigen Gig unserer jungen Band, der noch dadurch erhöht wurde, dass Soundmann Andy sein Equipment für Liveaufnahmen testen wollte! Irgendwann stand alles an Ort und Stelle und der Soundcheck konnte durchgeführt werden – auch dieser verlief gut. Die Zeit bis zur offiziellen Öffnung der Kneipe nutzte man in vorfreudiger Stimmung für einen Besuch bei Pauli Pizza, deren kulinarische Offenbarungen in lockerer Runde bei Stulle zu Hause verzehrt wurden. Jalapeños sorgten für Feuer in Rachen, Magen und Geist. Für mich war das ein besonderer Moment, eine Art letzte Erdung vor dem unausweichlichen Sturz- oder Höhenflug, je nachdem. Gegen 21:00 Uhr trudelten wir wieder ein und beobachteten, wie der Laden immer voller wurde mit Leuten, die bereitwillig die 3 Taler Eintritt abdrückten. Die Propagandamaschinerie schien im Vorfeld bestens funktioniert zu haben, der Laden wurde voll – obwohl zeitgleich COCK SPARRER in der Sporthalle spielten! Irgendwann zwischen zehn und halb elf ging’s dann auf die kleine Bühne, auf der es mit fünf Leuten schon reichlich eng wird. Aufgrund der niedrigen Decke kann man sich auch im wahrsten Sinne des Wortes keine großen Sprünge erlauben. Massenweise Augenpaare, viele davon gut bekannt, andere noch nie gesehen, starrten interessiert auf den Ort des Geschehens, nun gab es kein Zurück mehr – und mit „Total Escalation“ legten wir los. Das Publikum nahm uns sofort gut auf, einige Freunde unterstützten uns, wie es nur ging und bewegten sich grobmotorisch zur Darbietung, der Funke sprang auf weite Teile des Publikums über. Es wurde getanzt, gelacht, gegrölt, mit Bier gespritzt, die eingängigen Chöre der Refrains mitgesungen... es herrschte ausgelassene Party-Stimmung! Besser hätt’s gar nicht laufen können und so folgte auf „Dirty Streets“ „Alcoholic Heart“, danach „Radio Callboy“, gefolgt von „Brigitte Bordeaux“ – einige hatten dann und wann nie veröffentlichte Probeaufnahmen gehört und konnten bereits den Refrain mitsingen –, und „Fame“ aus alten CRAKEELS-Zeiten von Rhythmusgitarrist Christian und Drummer Raoul. Nach diesem aggressivsten unserer Songs war ich eigentlich bereits fix und alle. Die wenige Luft war verbraucht, meine Puste erst recht und der Schweiß rann mir den Körper herunter, brannte in den Augen. Und dabei hatte ich mich gar nicht viel bewegt, schlicht weil es die Bühne nicht hergab! Verdammt, nun weiß ich, wie es sich für manch Sänger anfühlen muss und habe einen Heidenrespekt davor, wie diese es schaffen, trotz allem noch souverän und lässig auf der Bühne zu wirken. Das Adrenalin, der Spaß, das geile Publikum und die absolut souveräne Band ließen mich natürlich weitermachen, allerdings hatte ich kaum noch ein Gespür dafür, wie es klang, was ich da herauspresste – den Reaktionen nach zu urteilen aber kann das so verkehrt nicht gewesen sein. Der jüngste Song „All I Have To Give“ bereitete keine Textschwierigkeiten (was zuvor eine meiner größten Sorgen gewesen war), „Brainmelt“ besiegelte das Trio der besonders bei dieser Affenhitze so richtig anstrengenden Songs und bei „Three Card Trick“ ging ein weiterer Traum in Erfüllung – mit diesem Song einmal auf einer Bühne! Whew! „Where Is My Hope“ schloss den Set und auch dieser Song war manch einem bereits bekannt, freundlicherweise unterstützte man mich stimmgewaltig. Zwischenzeitlich bekam ich eine Verschnaufpause, als Ladde zum Geburtstag gratuliert wurde. Während des Gigs kursierten unsere drei „Bolanow Brawl“-Blutorange-Wodka-Buddeln im Publikum und flossen gierige Kehlen hinunter – Prost! Als Zugabe ließen wir den Abend enden, wie er begonnen hatte, mit einer „Total Escalation“! Was für ein Auftakt für unsere junge Band – volle Hütte im Skorbut und ein weitestgehend pannenfreier Gig! Ein fettes DANKESCHÖN an alle, die das ermöglicht haben und natürlich an das Publikum, eines jener Sorte, wie man es sich nur wünschen kann. Nach dem Gig machten uns zahlreiche Gratulationen verlegen, bevor sich so langsam das Publikum austauschte und die Leute vom COCK-SPARRER-Gig zurückkamen. Man stürzte sich hier und da noch etwas ins Nachtleben und mit einem sehr guten Gefühl schlief ich irgendwann mit meiner Süßen, die unermüdlich ihr „Ich möcht’n Bier von dir!“-Schild hochgehalten hatte, das ich von der Bühne wegen meiner verdammten Kurzsichtigkeit nicht lesen konnte, in unserer Gästewohnung auf dem Kiez ein. Der erste BOLANOW BRAWL hat uns Blut(orange) lecken lassen, wir sind bereit für mehr! „Bolanow Brawl! Whew!“
30.11.2012, Skorbut, Hamburg:
STRAWBERRY BLONDES + SUIZIDE QUEENZ
Andy Unemployed lud zur Geburtstagsparty mit seiner eigenen Band SUIZIDE QUEENZ und den walisischen STRAWBERRY BLONDES ins Skorbut – mein drittes Skorbut-Konzert hintereinander. 6 Taler sollte es kosten und für mich endlich DIE Gelegenheit darstellen, mir die SUIZIDE QUEENZ um ex-SMALL-TOWN-RIOT-Andy und ex-PUSHUPS-Högi mal genauer unter die Lupe zu nehmen, nachdem ich zuvor bisher jedes Konzert verpasst hatte bzw. im Sommer in Ahrensburg so spät gekommen war, dass ich kaum noch etwas mitbekommen hatte. Leider kam ich wie üblich auch diesmal etwas zu spät und verpasste – Überraschung! – die ersten Songs der STRAWBERRY BLONDES, denn diese spielten VOR den QUEENZ. Ich hab das erste Album der BLONDES zuhause, das nach einem sehr netten RANCID-Klon klingt. Weitere Veröffentlichungen habe ich nicht mehr verfolgt, war mir aber sicher, dass die Band für eine geile Punkrockparty prädestiniert sein würde. Und ich wurde nicht enttäuscht; im einmal mehr rappelvollen Skorbut legte das Trio einen geilen Auftritt voller hymnischer Streetpunk-Refrains aufs Parkett, die sofort zum Fäusterecken und Mitsingen einluden. BOLANOW-BRAWL-Kollege Stulle war bereits wieder jenseits von Gut und Böse und zog bei Affenhitze im zugeknöpften Anorak sämtliche Register vor der Bühne. Nach einer kurzen Umbaupause dann die SUIZIDE QUEENZ, die ich mir ja GANZ eigenartig ausgemalt hatte. So war mir der bedenkliche Musikgeschmack Högis bekannt, der auf Glam-L.A.-Metal und Poser-Hardrock schwört, womit man mich aber mal so richtig jagen kann. Frühere Auftritte brachten der Band bereits den Spitznamen SUIZIDE QUEERZ ein, womit man auf Bühnenoutfit und Make-Up anspielte. Ich war also aufs Schlimmste gefasst. Doch diesmal hatte sich auf der Bühne niemand als Indianer verkleidet und das Outfit ging durchaus als punkkompatibel durch – wie auch, und das ist schließlich das Wichtigste, die Mucke! Das klang nach astreinem angeglamten Punk’n’Roll, was da von der Bühne kam, und Högi konnte sich an der Gitarre so richtig austoben und beweisen, welch begnadeter Gitarrist er ist. Die ganze Ausstrahlung, die da rüberkam, war eine überaus positive, glückliche, als hätten alle tierisch Bock auf genau das „Nischending“, was sie da machen. Högi sang sehr hoch und klar, aber gekonnt, melodiös und eingängig. Hier hatte es niemand nötig, auf der Bühne den harten Max zu markieren. Seltsamerweise gefielen mir Sound und Attitüde, ich nahm die Band als willkommene Abwechslung wahr. Ihren Teil dazu bei trug sicherlich die gute Stimmung, aber auch allgemein war‘s für mich ein schöner Abend zum Einfach-mal-Zuhören-und-die-Musik-auf-sich-wirken-lassen. Eine ablehnende Haltung der Band gegenüber halte ich für unangebracht, wurde positiv überrascht, hatte meinen Spaß und guck mir das Ganze gern noch mal an. Högi, Andy & Co. wünsche ich jedenfalls alles Gute für die Zukunft und ziehe meinen Hut davor, dass sie ihren eigenen Stiefel durchziehen.