Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6942
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Teufelskreis Alpha (USA 1978, Originaltitel: The Fury)

Peter Sandza (Kirk Douglas) hat einen Sohn mit ganz besonderen Fähigkeiten. Robin (Andrew Stevens) verfügt über PSI-Kräfte, die einem US-Geheimdienst sehr interessant erscheinen. So inszeniert der durchtriebene Ben Childress (John Cassavetes) einen Überfall auf einen friedlichen Strand im nahen Osten, an dem Vater und Sohn gerade verweilen. Der Plan geht aber nicht vollständig auf, zwar kann man Robin davon überzeugen, dass sein Vater zu Tode gekommen ist, doch Peter Sandza -selbst ein perfekt ausgebildeter Agent- überlebt das Attentat. Inzwischen ist ein Jahr vergangen, der zornige und zunehmend verzweifelte Vater sucht in den USA nach seinem Sohn. Ständig geht Gefahr von Childress und dessen Mitarbeitern aus, die gnadenlos Jagd auf Sandza Sr. machen. Zu dieser Zeit begibt sich die junge Gillian (Amy Irving) freiwillig in ein Institut, welches unter der Leitung von Dr. McKeever (Charles Durning) die PSI-Fähigkeiten seiner Schützlinge erforscht. Schnell steht fest, dass die junge Frau über ähnlich stark ausgeprägte Fähigkeiten wie Robin verfügt. Als Gillian während einer Vision erkennt, dass sich besagter Robin einst auch in der Forschungseinrichtung aufgehalten haben muss, erkennt McKeever die Gefahr für sich und die junge Frau. Gegenüber Childress gibt der Mediziner vor, dass Gillian nicht für eine weitere Verwendung tauglich sei. Die Rechnung leidet und einem dem Mediziner nicht bekannten Faktor, denn der Geheimdienstler lässt den Schuppen selbstverständlich überwachen. Für Peter Sandza könnte das Mädchen die letzte Hoffung sein, den verschleppten Sohn doch noch aufzuspüren. Peters Freundin Hester (Carrie Snodgress) arbeitet im Institut, sie soll Gillian dort rausholen und an Peter überstellen. Ein lebensgefährliches Spiel nimmt seinen Lauf. Wird Sandza seinen begabten Sohn finden? Was ist tatsächlich mit Robin geschehen...???

Regisseur Brian De Palma faszinierte 1976 mit dem Horrorbeitrag "Carrie". 1980 setzte er mit dem packenden Thriller "Dressed to kill" ein weiteres Ausrufezeichen. Seine Vorliebe für Hitchcock kann und will De Palma nicht verleugnen. Warum auch, es gibt sicher weitaus schwächere Vorbilder an denen man sich orientieren kann. Bei "The Fury" vermengt De Palma sehr gekonnt Thriller und Horror, rundet das Gesamtbild durch einen harschen Seitenhieb auf die Allmacht der Geheimdienste ab. Die Angst vor totaler Überwachung und Gängelung, wird in zahlreichen Filmen aus den siebziger Jahren aufgegriffen. Seinen es dystopische Klassiker wie "Rollerball" (1975), oder eben Polit-Thriller wie "Die 3 Tage des Condor" (1975). Die Umtriebe der Regierungsgewalten sind in "The Fury" aber nicht das alleinige, im Zentrum der Handlung stehende Thema. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Besetzung. Kirk Douglas -damals immerhin bereits Anfang Sechzig- zeigt sich in guter Verfassung. Vordergründig spielt er einen harten, rauhbeinigen Charakter, doch schon zu Beginn zeigen sich feine Details in seinem Spiel. Man hat Kirk Douglas in anderen Filmen oft weitaus eindimensionaler gesehen. Sein Sohn wird von Andrew Stevens gespielt. Ich bin kein besonders grosser Fan dieser Gesichtsruine, doch seine Leistung ist durchaus ordentlich. Besonders im Finale kommt er zum Zuge, sein unsympathische Ausstrahlung ist in diesem Zusammenhang äusserst hilfreich. Amy Irving spielte bereits in "Carrie" eine wichtige Rolle. Sie überzeugt in "The Fury" als tragische, innerlich zerrissene, junge Frau, die sich auf der Suche nach Halt in einem Taumel des Grauens zu verlieren droht. Carrie Snodgress gibt das weibliche, loyale Helferlein des Helden, die Dame liefert ebenfalls eine solide Leistung ab. Sehr gut hat mir John Cassavetes gefallen, der als kalter Geheimdiensttäter alle Register der Boshaftigkeit zieht. Sämtliche Nebendarsteller leisten gute Arbeit, besonders auf den vielbeschäftigten Charles Durning kann man sich wie immer verlassen.

Wie man es von De Palma kennt, lässt er seinen Film in einem gemäßigten Tempo auf den Zuschauer einwirken. Teils wirken die Figuren fast ein wenig oberflächlich, die Handlung arm an Überraschungen. Doch die grosse Kunst des Films ist, dass von Beginn an eine unterschwellige, stehts spürbare Bedrohung um sich greift. Unter der Oberfläche brodelt und brodelt es, wie eine gigantische Klaue des Schreckens greift der Film nach dem Zuschauer. Vereinzelt setzt De Palma kleine Nadelstiche, um schliesslich ein furioses Finale auf uns loszulassen, bei dem die Kinnlade mehrfach runterklappt. Es gibt nur eine Sache, die ich so grausig und gruselig wie Puppen finde: Schwebende Menschen! Menschen, die wie aus dem Nichts über dem Boden in der Luft stehen! Aaaarrrggh... Wer erinnert sich an die Szene aus "Warlock" mit Julian Sands? Wer hat den Moment aus "Die Neun Pforten" im Kopf, in dem Emmanuelle Seigner plötzlich über eine Treppe hinabschwebt? Der pure Terror! Ich will nicht zu viel über das Finale von "The Fury" verraten, aber das Grauen packte mich nicht deshalb, weil eine Person gut zwanzig Sekunden lang explodierte, sondern... ...wuuaaaarrggh...

Der Mix aus Thriller, Horror und Systemkritik geht runter wie ein schmackhafter Cocktail. Angenehm unhektisch erzählt, intensiver werdend, im Finale explodierend (im wahrsten Sinne des Wortes). Sehr schön finde ich die Tatsache, dass das Ende Raum für die Phantasie des Zuschauers lässt, was für den Mut der Macher spricht. Die deutsche DVD aus dem Hause 20th Century Fox, zeigt sich in der für das Label üblichen Verfassung. Der Film liegt in ordentlicher Qualität vor, immerhin gibt es einen Trailer und eine Bildergalerie zu sehen. Die Scheibe mit dem Titel "Teufelskreis Alpha" hat neben der deutschen Synchronisation auch den englischen Originalton an Bord. Der Preis für die DVD fällt sehr moderat aus. Ganz dicke Kaufempfehlung!

Sehr gut = 8/10

Lieblingszitat:

"Ich bin ein Sicherheitsrisiko allerersten Ranges."
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Benutzeravatar
jogiwan
Beiträge: 39712
Registriert: So 13. Dez 2009, 10:19
Wohnort: graz / austria

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von jogiwan »

Blap hat geschrieben:Ganz dicke Kaufempfehlung!
Wie auch für alle anderen frühen Werke von Brian de Palma!!!
it´s fun to stay at the YMCA!!!



» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
Benutzeravatar
Arkadin
Beiträge: 11293
Registriert: Do 15. Apr 2010, 21:31
Wohnort: Bremen
Kontaktdaten:

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Arkadin »

jogiwan hat geschrieben:
Blap hat geschrieben:Ganz dicke Kaufempfehlung!
Wie auch für alle anderen frühen Werke von Brian de Palma!!!
Und auch vieles aus seinem späteren Werk! Okay, bei "Snake Eyes" bin ich wohl völlig allein auf der Welt, weil ich den ganz gerne mag, aber "Carlito's Way" ist definitv groß! Okay, "Mission to Mars" war sterbenslangweilig und "Black Dahlia" ziemlich doof, aber hat schon jemand "Redacted" gesehen? Der soll ja wieder ganz gut sein.
Früher war mehr Lametta
***************************************************************************************
Filmforum Bremen
Weird Xperience
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6942
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Arkadin hat geschrieben: Und auch vieles aus seinem späteren Werk! Okay, bei "Snake Eyes" bin ich wohl völlig allein auf der Welt, weil ich den ganz gerne mag, aber "Carlito's Way" ist definitv groß! Okay, "Mission to Mars" war sterbenslangweilig und "Black Dahlia" ziemlich doof, aber hat schon jemand "Redacted" gesehen? Der soll ja wieder ganz gut sein.
"Snake Eyes" habe ich vor einiger Zeit im Fernsehen geschaut. Der war IMHO ganz in Ordnung. "Carlito's Way" ist in der Tat sehr gut. "Mission to Mars" klaut fröhlich bei diversen Klassikern, ich mag das Teil aber sehr gern. "Black Dahlia" und "Redacted" kenne ich (noch) nicht.

Mal schauen, was habe ich vom ollen Brian in meiner Sammlung...

- Hi, Mom! (Frühwerk mit De Niro, kann man sich geben, muss man aber nicht)
- Carrie (Sehe ich immer wieder gern, es wird erneut Zeit)
- Teufelskreis Alpha (Klasse, siehe oben)
- Scarface (Ebenfalls ein Klassiker)
- Der Tod kommt zweimal (Nicht ganz so stark wie "Dressed to Kill", aber ohne Zweifel eine Pflichtveranstaltung)
- The Untouchables (Prächtig ausgestattet und kurzweilig)
- Fegefeuer der Eitelkeiten (Damals ein massiver Flop. Ich habe das Teil sogar im Kino gesehen. Ich mag den Film, irgendwie...)
- Mission Impossible (Schöner Agentenfilm, den kann auch Cruise nicht versauen. Kein Vergleich zu dem Murks, den John Woo bei der Fortsetzung verbrochen hat!)
- Mission to Mars (Frech geklaut, doch was solls. Wer einen flotten SF-Streifen erwartet, wird vermutlich enttäuscht)

...und weil es mich gerade im Nacken packt, habe ich vor wenigen Minuten folgende Filme von De Palma bestellt:

- Die Schwestern des Bösen
- Schwarzer Engel
- Blow Out
- Femme Fatale
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6942
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Ilsa - Die Hündinnen vom Liebeslager 7 (USA, Deutschland 1975 Originaltitel: Ilsa: She Wolf of the SS)

Die sadistische Ilsa (Dyanne Thorne) verrichtet ihren Dienst bei der SS. Sie trägt Rang eines Majors und leitet ein kleines Gefangenenlager. In erster Linie dient das Lager dazu, an Gefangenen grausige Experimente durchzuführen, alles zum Wohl des Deutschen Reichs. Nebenbei betreibt Ilsa besonders perverse Forschungen im Hinterzimmer, begierig will sie diese ihrem Vorgesetzten, einem fetten General, präsentieren. Zu allem Überfluß wird Frau Major auch noch von ständiger Riemigkeit geplagt. Also darf in der Nacht ein männlicher Insasse antraben, um der Lagerkommandantin als Freudenspender zu dienen. Ein Grund zur Freude ist dies für die ausgewählten Herren keinesfalls, denn Ilsa pflegt die unangenehme Gewohnheit, ihre Stecher am nächsten Morgen zu kastrieren. Doch selbst eine passionierte Rittmeisterin und Riemenschneiderin wie Ilsa soll ihren Meister finden! Der Deutsch-Amerikaner Wolfe (Gregory Knoph) kann so lang und ausufernd wie er will. Nach und nach verfällt Ilsa der Leidenschaft, giert nach weiteren Nächten mit dem Steher, während sich hinter den Kulissen eine Palastrevolution anbahnt...

Der Auftakt zur Ilsa-Reihe bietet eine Anhäufung von Absurditäten und Entgleisungen. Wo könnte man eine solche Handlung trefflicher ansiedeln, als in einem handelsüblichen Foltercamp, welches dazu noch unter der Knute der SS steht? Die Leistungen der Darsteller sind teils haarsträubend, doch immerhin nimmt man Dyanne Throne ihren Auftritt ab. Mit gestrenger Miene stiefelt sie durch das Szenario, bellt Befehle, peitscht, foltert, zeigt ihre Auslagen vor, lässt sämtliche Pfeifen ihrer Orgel bespielen. Die weiblichen Gefangenen lernen den Stößel des Grauens eindrinlich kennen, über die weiteren Freundschaftsdienste breite ich an dieser Stelle den Mantel des Schweigens aus. Die Ausstattung ist billig, wirkt aber durchaus stimmungsvoll, erfüllt voll und ganz ihren Zweck.

Nun kann man vortrefflich darüber diskutieren, ob man sich mit der Thematik "Drittes Reich" auf derartige Weise beschäftigen darf. Ja, der Film wurde gemacht um damit Geld zu verdienen. Ja, der Streifen leistet sich diverse Geschmacklosigkeiten. Ich vertrete aber nach wie vor die Ansicht, dass man sich dieser Thematik am besten mit dokumentarischer, seriöser Ernsthaftigkeit widmet. ...oder eben mit Humor! Denn nichts anderes als Humor haut uns "Ilsa" um die Ohren. Man betrachte nur ihr schleimiges Flehen, damit doch bitte endlich der General ihr Lager besucht. Der fette, abstossende Kerl entpuppt sich als sexuell gestörter Wurm, kommt als eine Art Karikatur der Nazigrößen daher (Wobei die allseits bekannten Herren bekanntlich sowieso lediglich Karikaturen, Abziehbilder waren). IMHO entlarvt gerade ein Film wie "Ilsa - Die Hündinnen vom Liebeslager 7" die Absurdität der Naziherrschaft, auch wenn diese hier nur als Aufhänger für einen Foltercamp-Streifen genutzt wird. Filme die vorgeben "wertvoll" zu sein, letztlich aber grandios scheitern (Beispiel: Der Soldat James Ryan), halte ich in diesem Zusammenhang für weitaus verlogener. Denn dort wird unter dem Deckmantel der "politischen Korrektheit", beklebt mit dem Siegel "Pädagogisch wertvoll", letztlich lediglich ein Kriegsabenteuer um echte Männerfreundschaft und fragwürfiges Heldentum zelebriert (Wobei ich den guten Unterhaltungswert von "James Ryan" keinesfalls in Frage stelle).

Für den Freund (un)gepflegter Exploitationkost, bietet der erste "Ilsa" Erguss jede Menge Spass und sorgt für etliche Brüller. Mit Dyanne Throne hat man die perfekte Besetzung für die Hauptrolle gefunden, abstossend und reizvoll zugleich. XT hat die "Ilsa Trilogie" inzwischen in unterschiedlichen Varianten auf den Markt geworfen. Mir liegt die sogenannte "Limited Special Edition" vor. Diese bietet neben "Ilsa - Die Hündinnen vom Liebeslager 7", die beiden Fortführungen "Ilsa - Haremswächterin des Ölscheichs" und "Ilsa - Die Tigerin" an. Als Verpackung dient ein hübsches Mediabook, das durch einen transparenten Schuber geschützt wird. Die Bildqualität des Erstlings fällt sehr ansprechend aus, auf die beiden anderen Streifen werde ich zu gegebener Zeit eingehen.

Gut bis sehr gut = 7,5/10

Lieblingszitat:

"Hier wird nicht gedacht. Hier werden Befehle befolgt! Verstanden?"
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6942
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Ilsa - Haremswächterin des Ölscheichs (Kanada 1976, Originaltitel: Ilsa, Harem Keeper of the Oil Sheiks)

Ilsa (Dyanne Thorne) arbeitet für den irren El Sharif (Jerry Delony). Der Scheich besitzt weitläufige Wüstengebiete, unter deren Oberfläche unfassbar gigantische Erdölvorkommen ihrer Ausbeutung harren. In erster Linie ist Ilsa für den Harem des Despoten zuständig. Da dem wandelnden Bettlaken die arabischen Schönheiten nicht zur Befriedigung seiner bizarren Lüste gereichen, schafft Ilsa auch gern (un)willige Importware per Entführung herbei. Ihre beiden Helferlein Samt (Marilyn Joi) und Seide (Tanya Boyd) unterstützen die gestrenge Ilsa bei der Ausübung ihrer Aufgaben. Die dunkelhäutigen (Un)schönheiten haben sich längst als äusserst loyal und schlagkräftig erwiesen, mancher Eunuch wird dies bestätigen können. Der geldgierige El Sharif erwartet den Besuch des US-Aussenministers Kaiser (Richard Kennedy), welcher ein Lieferabkommen bezüglich des schwarzen Goldes mit dem Sohn der Wüste aushandeln will. Selbstverständlich mißtraut man sich gegenseitig bis ins Mark. Ergo wird der US-Politiker von einem als Offizier der Navy getarnten Agenten begleitet, während der Scheich seine zuverlässige Mitarbeiterin Ilsa auf die Gäste ansetzt. Ilsa findet Gefallen an dem feschen Ami, der sich als Commander Adam (Max Thayer) vorstellt. Was zunächst als wildes Sexabenteuer startet, führt bald zu unstillbaren Begehrlichkeiten, die über das Gehoppel hinausgehen. El Sharif passt diese Entwicklung nicht in den Kram, sein Zorn wird Ilsa mit aller Härte treffen. Doch selbst ein Scheich pinkelt Ilsa nicht ungestraft ans Bein...

Nun hat es die liebenswerte Ilsa *räusper* also in die Wüste verschlagen. Der zweite Film mit der fragwürdigen Heldin, läuft überwiegend nach dem Strickmuster des Vorgängers ab. Ilsa bellt, peitscht, foltert und lässt ihre Möpse sprechen, verliebt sich und wird hintergangen. Statt wirrer SS-Schwachköpfe turnen diesmal irre Araber durch die Kulissen, ergänzt durch diverse andere Gesichtsruinen und einige sehr heisse Damen. Die Ausstattung wirkt ein wenig üppiger und farbenfroher, kein Wunder, der Scheich lebt schliesslich nicht in einem Foltercamp, zumindest nett man den Harem nicht bei diesem unschönen Namen. Für Ilsa macht die Farbe der Uniform (und der damit verbundene Dienstherr) keinen Unterschied. Sie erledigt ihren Job wie immer gewissenhaft, geht regelrecht im Taumel der Möpse und Folterinstrumente auf. Klar, ihre Leidenschaft für einen bestimmten Herren wird ihr erneut zum Verhängnis, doch ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten...

Die Besetzung bietet mehr Wahnwitz und Schauwerte als der Vorgänger. Natürlich ist Dyanne Thorne erneut Star der Sause, doch die Mitbewerber(innen) um die Gunst des Zuschauers, sägen eifrig am Thron der gestrengen Herrin! Da wäre zunächst Jerry Delony als durchgeknallter Scheich, der von Machtgier und sexuellen Gelüsten regelrecht zerfressen wird. Mit irrer Fratze ätzt er sich durch das groteske Szenario, beglückt seine Damen und bestraft ungehorsame Vasallen. Als Love interest der lüsternen Ilsa wird Max Thayer benutzt, dessen Darbietung recht ansprechend geraten ist. Er hat es nicht unbedingt leicht, sich gegen den Wahnscheich und die drallen Damen zu behaupten, doch kann man ihm diese Tatsache zum Vorwurf machen? Richard Kennedy war bereits im Vorgängerwerk als General der SS zu sehen, in der Rolle eines US-Politikers gibt er sich deutlich gemäßigter, bleibt aber erwartungsgemäß (und angenehmerweise) nach wie vor ein Unsympath erster Kajüte. Die wirklichen Herrscher des Harems sind zweifellos die Damen. Während Ilsa ihre Auslagen dieses Mal nur selten auf den Tresen klatscht, präsentieren sich andere Vertreterinnen weitaus offenherziger. Zunächst wären Marilyn Joi und Tanya Boyd zu nennen, die als Helferlein der Hauptfigur meist mit blanken Brüsten unterwegs sind. Die beiden dürren Damen entsprechen nicht meinen Vorlieben, doch auch für einen alten Lustmolch wie mich wird bestens gesorgt! Glücklicherweise mag der Scheich Damen aus fernen Ländern. Daher kommen wir in den Genuss von Uschi Digard, Colleen Brennan und Haji, die nicht mit ihren prallen Reizen geizen. Betreffende Damen kamen zuvor bei Russ Meyer zum Zuge, der Mann hat bekanntlich einen erlesenen Geschmack. So hängt mir dann auch schnell die Zunge aus dem Halse, da wäre man doch selbst gern Scheich...

Jetzt habe ich vor lauter Begeisterung, für die Rundungen der mitwirkenden Damen, doch glatt die Contenance verloren. Ich will hier nicht von "den Faden verloren" sprechen, ääähhmmm...urgh... ...wer, wie, was...(?) Zum Geier, was wollte ich denn noch über Ilsas zweiten Peitschenhieb loswerden? Als wären die üppigen Vorbauten nicht bereits Ablenkung genug, weicht die unmenschliche Hitze den bescheidenen Rest meines kranken Hirns zusätzlich auf. Wer an "Ilsa - Die Hündinnen vom Liebeslager 7" seine Freude hatte, der wird auch den zweiten Teil der Reihe zu schätzen wissen. Betont zarte Gemüter sollten sich nach wie vor von diesem absurden Treiben fernhalten, denn erneut wird bei Bedarf fröhlich gepeitscht, gefoltert und georgelt. Für etliche Lacher ist gesorgt, sofern man sich für groben Unfug dieser Güteklasse erwärmen kann und möchte. Die DVD von XT ist erneut zufriedenstellend, der für die Trilogie aufgerufene Preis von rund 40€ (für die "Limited Special Edition") geht völlig in Ordnung. Ich freue mich auf das dritte Date mit Ilsa, lass die Knute knallen, Dyanne!

Guter Stoff = 7/10

Merke:

Möpse am Abend
erquickend und labend!


Lieblingszitat:

"Sie sieht unzufrieden aus. Soll ich ihr noch mehr Ameisen geben?"
"Mach ihr die Freude."
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6942
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Universal Soldier: Regeneration (USA 2009, Originaltitel: Universal Soldier: Regeneration)

Im ehemaligen Ostblock sind die Terroristen los! Ein gewisser Commander Topov (Zahary Baharov) entführt den jugendlichen Nachwuchs eines Regierungschefs. Damit nicht genug, er besetzt mit seiner Truppe die Überreste der Ruinen von Tschernobyl. Militärschädel Topov droht mit einer gewaltigen Explosion, die erneut zu einer massiven Verstrahlung führen würde. Der Abtrünnige fordert die Haftentlassung von politischen Gefangenen, er untermauert seine Erpressung durch ein Ultimatum. Topov hat neben den hochkarätigen Geiseln einen besonders fetten Trumpf in der Hinterhand. Der ebenfalls abtrünnige Dr. Colin (Kerry Shale), war führender Entwickler einer verbesserten Generation der alten Universal Soldier Ausgabe. An dem nahezu unbezwingbaren NGU (Andrei Arlovski) beissen sich die Gegner die Zähne aus. Die Amis haben noch vier funktionstüchtige Modelle aus der ersten Generation Uni Soldiers auf Lager, die sie kurzerhand in den Kampf schicken, mit dem primären Auftrag die Bomben zu entschärfen. Man hat die Rechung aber ohne den NGU gemacht, der seine "Vorgänger" allesamt zu blutigen Schrotthaufen verarbeitet. Nun entsinnt man sich, dass es irgendwo noch Luc Deveraux (Jean-Claude Van Damme) gibt, den schlagkräftigesten und erfahrensten Universal Soldier der alten Generation. Deveraux wird seit längerer Zeit in ein halbwegs normales Leben zurückgeführt. Diese Maßnahme wird von Dr. Flemming (Emily Joyce) betreut, der einzigen Person, zu der Luc einigermaßen Vertrauen gefasst hat. Innerhalb kürzester Zeit muss der Veteran auf "Betriebstemperatur" gebracht werden, nur ihm traut man die Bezwingung des NGU zu...

Meine Helden Jean-Claude Van Damme und Dolph Lundgren kloppen sich erneut gegenseitig die Birne weich. Die Vorfreude auf "Universal Soldier: Regeneration" war entsprechend gross, denn ich bin keinesfalls der Ansicht, dass Van Damme oder Lundgren in den letzten Jahren abgebaut haben. Zwar nimmt die breite Masse die altgedienten Recken kaum noch wahr, doch beide haben sich schauspielerisch sehr gut entwickelt, und sind nach wie vor auch körperlich in Bestform. Dolph Lundgren hat sich zusätzlich als Regisseur einen guten Ruf erarbeitet, doch hier soll es um den Neuaufguss mit den "Supersoldaten" gehen. Damit kommen wir gleich zum Manko des Films. Van Damme übernimmt erst in späteren Verlauf die Hauptrolle. Lundgren taucht gar erst nach knapp einer Stunde auf, nur um nach nicht allzu langer Zeit wieder zu verschwinden. Diese Tatsache sorgt bei mir durchaus für eine leichte Verstimmung. Doch wenn Jean-Claude und Dolph zum Zuge kommen, dann rocken sie die Hütte bis zum letzten Ziegel in Grund und Boden! JCVD glotzt ziemlich fertig aus der Wäsche, was fraglos prächtig zu seiner Rolle passt. Dolph kommt als frisch geschlüpfter Clone unverbrauchter daher, was ebenfalls perfekt ins Bild passt. Die Gentechnik macht es möglich, denn im ersten "Universal Soldier" (1992), blieben von Dolphs Figur Andrew Scott bekanntlich nur ein paar Kilo Mettgut übrig. Die beiden Altmeister lassen mich vor Freude auf dem Sofa rotieren. Van Damme ist sehr gut, Lundgren ist -trotz geringer Screentime- göttlich! Dolph verleiht der Kampfmaschine Andrew Scott eine nahezu philosophische Tiefe, wenn er über den Sinn und Zweck seiner Existenz ins Grübeln gerät. Er konfrontiert seinen "Schöpfer" mit Fragen, doch dieser verweigert jegliche Antwort. Solche Ignoranz kann sehr ungesunde Verhaltensweisen nach sich ziehen, wegen Spoilergefahr kann ich leider nicht weiter darauf eingehen. In der frühen Phase des Streifens steht Andrei Arlovski immer wieder im Mittelpunkt. Als tumber Kampfklumpen macht Kanisterschädel Arlovski einen guten Job. Es fehlt dem Burschen aber an Ausstrahlung und Charakter, er kommt in der Tat nur wie ein Massenschlächter rüber, wodurch er dem Zuschauer seltsam gleichgültig bleibt. Auch "maschinelle" Bösewichter sollten ein wenig Persönlichkeit in die Waagschale werfen dürfen, Arlovski gelingt dies leider zu keiner Zeit. Dafür spielen Van Damme und Lundgren umso besser auf, ergo geht der NGU letztlich doch als überzeugende Bedrohung durch. Die mächtigen Schatten von Jean-Claude und Dolph legen sich auch über den Rest der Besetzung. Jeder erledigt seinen Job auf ansprechende Art und Weise, doch keiner ragt wirklich aus der Horde der kleinen und grösseren Nebenfiguren heraus.

Wie verkraftet der Film die Tatsache, dass die beiden Stars nicht so umfangreich zulangen können, wie man sich dies als Fan gewünscht hätte? Bricht dies "Universal Soldier: Regeneration" letztlich das Genick, denn wie bereits erwähnt, können die anderen Mitwirkenden keine wirklichen Glanzlichter setzen. Ich kann mit gutem Gewissen Entwarnung geben, denn der Film hat einen dritten, wirklich prachtvollen Star im Gepäck! Dieser Star sorgt für eine fantastische, sehr intensive Atmosphäre! Es handelt sich um das stillgelegte Stahlwerk in Bulgarien, auf dessen Gelände man den Film gedreht hat. Die alte Industrieanlage kommt naturgemäß stimmungsvoller und überzeugender daher, als es ein nachgebautes Set jemals schaffen könnte. Doch auch die beste Kulisse ist nicht viel wert, wenn die Macher vor und hinter den Kameras ihre Arbeit nicht beherrschen. Erneut kann ich erfolgreichen Vollzug vermelden. Die Kamera ist immer auf der Höhe der Ereignisse, ihr Stil ist modern, wird aber nie zu fahrig und hektisch. Die kühle Farbgebung unterstützt vortrefflich die faszinierende Tristesse, welche beständig von der erhabenen Industrielandschaft ausgestahlt wird. Die Action wurde erfreulich hart und ruppig ausgeführt. Es wird geprügelt bis die Schwarte kracht, geballert bis es Löcher reisst, bei Bedarf wird ein wenig gestochen und geschnitten. Die rohe Optik wird während der gesamten Spieldauer gewahrt, so z.B. auch bei den "Erweckungs- und Laborszenen" mit den Uni Soldiers. Man hält die gelungene Atmosphäre konsequent durch, was dem Film selbstverständlich sehr gut zu Gesicht steht.

Wer auf weichgespülte PG-13 Action aus Hollywood abfährt, sollte von einem Film wie "Universal Soldier: Regeration" lieber die Finger lassen. Für Fans kantiger B-Action ist der Streifen ein kleines Freundenfest. Hätte man das Drehbuch mit ein paar cleveren Kniffen verfeinert, inklusive mehr Screentime für Van Damme und Lundgren, dann wäre der Streifen vielleicht gar ein massiver Überflieger geworden. In der vorhandenen Form bekommt der Fan einen sehr soliden Genrebeitrag vor den Latz geknallt, dem man seine kleinen Schwächen gern verzeiht. Die letzte halbe Stunde tritt beständig aufs Gaspedal, da bleibt garantiert kein Auge trocken! Beim Kauf ist mit Umsicht zu verfahren, denn die DVD/BD mit dem Siegel "Keine Jugendfreigabe" (FSK 18) ist deutlich gekürzt, es fehlen ca. fünf Minuten!!! Die DVD/BD mit SPIO/JK Freigabe präsentiert den Actionknaller in ungekürzter Pracht. Mir liegt die ungekürzte BD vor. Das Bild ist rundum überzeugend, lediglich die Boni hätten ein klein wenig üppiger ausfallen dürfen. Immerhin gibt es einen unterhaltsamen Audiokommentar mit Dolph Lundgren und Regisseur John Hyams auf die Ohren, der das nicht besonders ausführliche "Making of" ergänzt.

Guter bis sehr guter Stoff für Genrefans. Ich ziehe 7,5/10!

Lieblingszitat:

"Ich muss hier noch etwas erledigen..."
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6942
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Mad Max (Australien 1979, Originaltitel: Mad Max)

Die nahe Zukunft sieht finster aus, auch im gelobten Land Australien. Auf den Strassen treibt sich allerlei Gesindel herum, die Polizei kommt kaum noch gegen die Flut aus Gewalt und Terror an. Max Rockatansky (Mel Gibson) gehört zu den zuverlässigsten Hütern des Gesetzes, sein Chef Fifi Macaffee (Roger Ward) hält grosse Stücke auf ihn. Bei einer wüsten Verfolgungsjagd zerlegt ein irrer Typ, der sich selbst Nightrider (Vincent Gil) nennt, etliche Polizei- und Zivilfahrzeuge. Dem Druck des harten Max ist der Nightrider nicht gewachsen, er verliert die Kontrolle über sein Gefährt und reicht den Löffel. Die Höllenjockeys, treue Gefolgsleute des Nightriders, gieren nach Vergeltung und Zerstörung. Goose (Steve Bisley) wird zum Opfer der Höllenjockeys, er endet als verbranntes Stück Fleisch auf der Intensivstation. Der Motorradcop war nicht nur ein geschätzter Kollege, sondern auch ein guter Freund für Max. Rockatansky hat die Schnauze voll. Er will die Brocken endgültig hinwerfen, sich Zeit für seine Frau und das gemeinsame Kind nehmen. Boss Macaffee redet ihm zu, er solle sich die Sache überlegen, zunächst ein paar Wochen Abstand gewinnen und Urlaub machen. Die kleine Familie fährt entspannt durchs Hinterland, doch es kommt zu einer Konfrontation mit den Höllenjockeys, die inzwischen vom wahnsinnigen Toecutter (Hugh Keays-Byrne) angeführt werden. Die Lage eskaliert unaufhaltsam, die sadistischen Verbrecher fahren des Maxens Dame samt Bengel zu Klump. Max verliert die Fassung. Nach kurzer Trauer holt er die Uniform aus der Kiste, und bringt den stärksten V8 der Polizei in seinen Besitz. Mad Max eröffnet die Jagd auf die Höllenjockeys, es wird keine Gefangenen geben...

"Eigentlich" sollte man sich eine Inhaltsangabe (und weitere Ausführungen) zu diesem Film sparen können. Nahezu jeder Filmfreund dürfte sich diesen Klassiker mehrfach zu Gemüte geführt haben. Aber vielleicht gibt es ja doch noch neugieren Nachwuchs, der diese Perle tatsächlich noch nicht gesehen hat. Heute ist das Wort "Kultfilm" abgegriffen, wird für jeden zweiten Film von der Stange verwendet, ist zur hohlen Worthülse verkommen. In den frühen achtziger Jahren war dies noch anders, die beiden ersten "Mad Max" Filme gehörten zum erlauchten Kreis echter Kultfilme. Mit wenig Geld hat Regisseur George Miller einen packenden Reisser an den Start gebracht. Für mich hat "Mad Max" auch nach all den Jahren nichts von seinem Reiz eingebüßt. Mel Gibson mag sich längst in die endlose Riege belangloser Hollywood-Hohlkörper eingereiht haben, doch für seine damalige Darbietung bleibt ihm ein Platz in meinem Herzen sicher. Der Fairness halber sollte man nicht vergessen, dass Gibson auch im späteren Verlauf seiner Karriere in guten Filmen mitgewirkt hat. So möchte ich z.B. die "Lethal Weapon" Reihe nicht missen, deren vier Teile sich getrost zu den besten Mainstream-Actionfilmen zählen dürfen. Zurück zu "Mad Max", der in einer frühen Phase der Endzeit angesiedelt ist. Noch ist die Gesellschaft nicht vollständig kollabiert, doch Gevatter Chaos und Bruder Zerstörung, sägen bereits mit allem Nachdruck an den Grundfesten des Systems. Wer sich Verbrechern wie den "Höllenjockeys" in den Weg stellt, wird von diesen kurzerhand abgemurkst, wer mit ein paar gebrochenen Knochen davonkommt, darf sich nahezu wie ein Gewinner fühlen. Mord und Totschlag, Schändung und Erniedrigung sind an der Tagesordnung. Der Arm des Gesetzes wird dem Treiben nicht mehr Herr, bedient sich bei Bedarf selbst fragwürdiger Methoden. Die Versorgung der Grundbedürfnisse steht nur noch auf Füsschen aus dünnem Ton, Treibstoff wurde bereits rationiert, was zu einem weiteren Anstieg der Kriminalität führt. Der Film bezieht seine Atmospähre nicht aus aufwändigen Kulissen, es sind die vielen kleinen Dinge, die für ein stimmiges und intensives Gesamtbild sorgen. Hier tönt uns per Durchsage die Spritrationierung ans Ohr, dort wird ein Schwerverletzter von der abgestumpften Polizei kaum beachtet. Nicht zu vergessen das verfallene Polizeirevier, Vater Staat befindet sich ganz offensichtlich in Auflösung.

Was man hier mit bescheidenen Finanzmitteln aus dem Hut gezaubert hat, ist wirklich aller Ehren wert und sorgt für Begeisterung. Die Verfolgungssequenzen sind packend inszeniert, überhaupt steht die erdige Bodenständigkeit der Action dem Streifen perfekt zu Gesicht. Mel Gibson überzeugt als tougher Polizist, dessen Sorge um die eigene Familie, den Wunsch nach Abstand vom alltäglichen Wahnsinn wachsen lässt. Raus aus dem Polizeiwagen, runter vom glühenden Asphalt, der längst zu einer gnadenlosen Knochenmühle verkommen ist. Zu einem blutgierigen Fleischwolf, durch den sich Gesetzesbrecher und Gesetzeshüter gegenseitig pressen. Die Grenzen zwischen den Guten und den Bösen scheinen zu verschwimmen, mehr und mehr im Taumel aus Gewalt und Wahnsinn zu verwischen. Doch nicht nur Gibson liefert eine solide Leistung ab. Wo heute oft nur noch seltsam oberflächliche Abziehbilder am Start sind, werden die Nebenrollen -egal auf welcher Seite sie stehen- hier greifbar, saugen den Zuschauer in das Geschehen hinein. Irre Bösewichter haben es naturgemäß einfacher eine Duftmarke zu hinterlassen, aber in "Mad Max" überzeugen auch die "guten Nebenhelden". Da hätten wir den kernigen Steve Bisley, der den Abschaum am liebsten ohne Gerichtsverhandlung von der Strasse fegen möchte. Roger Ward kahlschädelt angenehm kantig umher, versucht irgendwie seine Leute auf Kurs zu halten. Hugh Keays-Byrne als völlig durchgeknallter Anführer der Höllenjockeys darf alle Register ziehen, der Wahn leuchtet im regelrecht aus den Augen. Der Typ hatte jede Menge Spass beim Dreh, da würde ich glatt mein Hinterteil drauf verwetten. Bei einem Film dieser Art, fallen selbstverständlich die Gefährte der Protagonisten recht stark ins Gewicht. Auch hier bleibt "Mad Max" überwiegend bodenständig. Die Mopeds der Höllenjockeys weisen nur dezente Veränderungen auf, die Wagen der Polizei kommen eine Spur prägnanter daher. Besonders die Kiste, mit der unser Maxen schliesslich zum finalen Kampf ausrückt. Ein wuchtiger PS-Klotz mit V8-Motor, Max sorgt für blankes Entsetzen bei seinen Widersachern.

Ein kleiner Film aus Australien, der sich schnell einen gigantischen Ruf erarbeitete. Man nehme ein beginnendes Endzeitszenario, spinne darum einen Faden aus Road- und Rockermovie, füge Rache ist Blutwurst hinzu, garniere das Süppchen mit einer Prise Romantik, schmecke mit einem Helden und einigen fiesen Fratzen ab. Fertig ist das vorzügliche Menü, eine gehaltvolle Speise, die man immer wieder gern auf der Karte vorfindet. Bedingt durch den grossen Erfolg, legte man bereits 1981 "Mad Max 2" nach. Erneut führte George Miller Regie, erneut landete er einen Volltreffer. Ich werde in nächster Zeit auf den Nachfolger eingehen, doch wir wollen nichts überstürzen. "Mad Max" liegt mir als DVD aus dem Hause Warner vor. Die Scheibe bietet den Film in ansprechender Qualität, leider gibt es keinerlei Boni für den Fan. Man kann -wie so oft- den Stempel "Typische Warner Veröffentlichung" auf die Hülle kloppen. Da der Preis sehr moderat ausfällt, will ich über die schwache (zutreffender: nicht vorhandene) Ausstattung hinwegsehen. Alternativ ist auch ein Set mit allen drei Teilen erhältlich, dort hat man die drei Einzelscheiben in einen zusätzlichen Schuber gestopft.

An dieser Stelle ziehe ich gern 8,5/10 (seht gut bis überragend). Der Film ist mir seit den frühen achtizger Jahren ein treuer Begleiter. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich jemals eine Änderung dieses Zustandes einstellen wird. Erst der Knochenmann mit der satanischen Sense des Verderbens wird diese Freundschaft beenden.

Lieblingszitat: (Überhaupt eines DER Zitate! Ich liebe es!)

"Die Kette an der Handschelle ist aus Edelstahl. Du brauchst etwa zehn Minuten um sie durchzusägen. Aber wenn du Glück hast, dann schaffst du es in fünf Minuten deinen Knöchel durchzusägen."
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Slim Naughton
Beiträge: 246
Registriert: So 21. Mär 2010, 22:44
Kontaktdaten:

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Slim Naughton »

Auch nicht schlecht:

"Das hier ist Cundalini ... und er will seine Hand wiederhaben." ;-)
Benutzeravatar
Blap
Beiträge: 6942
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Möpse, Mettgut, Mainstream! Die Verfehlungen des Herrn Blap.

Beitrag von Blap »

Der Schrecken der Medusa (Großbritannien, Frankreich 1978, Originaltitel: The Medusa Touch)

John Morlar (Richard Burton) empfängt in seiner Wohnung einen Besucher. Kein guter Abend für Morlar, denn der Besucher schlägt ihm dem Schädel ein. Kommissar Brunel (Lino Ventura) ist ein französischer Ermittler, der momentan im Rahmen eines Austauschprogramms seinen Dienst in London verrichtet, er wird mit den Ermittlungen beauftragt. Am Tatort gibt die vermeintliche Leiche plötzlich doch noch ein Lebenszeichen von sich. Sofort schafft man das Opfer ins Krankenhaus. Zwar ist Morlar klinisch tot, doch sein EEG belegt eine rege Tätigkeit seines Gehirns. Erste Nachforschungen ergeben, dass Morlar offenbar ein verschrobener Einzelgänger war, der keinerlei Freundschaften pflegte und keine Familie hatte. Die Ermittlungen führen Brunel in die Praxis von Doctor Zonfeld (Lee Remick), Morlar war seit einiger Zeit bei der Psychologin in Behandlung. Zonfeld schildert dem Kommissar das Krankheitsbild ihres Patienten. John Morlar war fest davon überzeugt, dass er Kraft seiner Gedanken bestimmte Ereignisse auslösen könne. So will er für den Tod seiner Eltern verantwortlich gewesen sein, wenige Jahre später ein Feuer an seiner Schule verursacht haben, bei dem mehrere Todesopfer zu beklagen waren. Was zunächst nach den wirren Gedanken eines psychisch gestörten Menschen klingt, wird für den Kriminalisten nach und nach greifbar. In der Klinik liegt Morlar noch immer regunglos im Bett, doch seine Hirnaktivität erreicht ungeahnte Ausmaße. Als Brunel weitere Erkenntnisse erlangt, zeichnet sich die grauenvolle Wahrheit ab. Eine Katastrophe grösserer Dimension bahnt sich an, doch wie soll der Kriminalist seine Vorgestzten davon überzeugen, dass von einem klinisch Toten unfassbare Gefahren ausgehen...???

Was für ein Pfund! "The Medusa Touch" präsentiert sich als explosiver Mix aus Thriller und Horror, streift dabei gar den Katastrophenfilm. Dies mag sich zunächst ein wenig grotesk anhören, doch der Cocktail ist äussert schmackhaft, fasziniert bis zur letzten Sekunde des bitterbösen Finales. Während Kommissar Brunel ermittelt, erhält der Zuschauer in Form von Rückblenden tieferen Einblick in frühere Ereignisse, wird Zeuge der Vorgeschichte um den rätselhaften John Morlar. Betrachtet man den Film primär als Kriminalfilm, wird man vielleicht die ein wenig zu frühe Enttarnung des Angreifers erahnen, der Morlar das Leben aus dem Schädel klopfen wollte. Tatsächlich ist dieser Aspekt aber kein Schwachpunkt, sondern passt perfekt in das Gesamtbild. Die Frage nach dem Täter rückt letztlich sowieso in den Hintergrund. Wer den Denkkasten einschlug bleibt zweitrangig, viel wichtiger ist die Frage nach dem Motiv für die Tat. "Der Schrecken der Medusa" hat mich sofort gepackt, der Streifen sorgt für einige Horrorschauer, kommt dabei aber fast völlig ohne Gewaltschauwerte aus. Daher wird auch der "Anschlag" auf Morlar nicht sonderlich grafisch dargestellt, denn der Film funktioniert auf einer anderen Ebene. Das Grausen schleicht sich heimtückisch an den gebannten Zuschauer heran, der sich plötzlich im Griff des eiskalten Terros befindet, Gnade wird nicht ansatzweise gewährt. Dass "The Medusa Touch" so stimmig und rund läuft, verdankt der Film nicht nur dem guten Drehbuch. Vor allem sind es die drei sehr gut aufgelegten Hauptdarsteller, die sich in absoluter Topform zeigen. Lino Ventura ist die Rolle des kantigen Kriminalisten freilich auf den Leib geschneidert, hier nutzt er allerdings seinen Kopf als Arbeitsgerät, Faust und Knarre bleiben in der Tasche. Lee Remick wirkte in einem weiteren Horrorklassiker mit. Im ersten Teil der "Omen" Reihe, war sie als Ehefrau von Gregory Peck zu sehen, holte sich zusammen mit ihrem (Film)Gatten den Sohn des Leibhaftigen ins luxuriöse Gemäuer. Der wahre Star ist allerdings Richard Burton. Obwohl er nicht besonders häufig zu sehen ist, dazu noch nahezu ausschliesslich in Rückblenden aktiv sein darf, ist seine Präsenz nahezu erdrückend. Wenn Burton mit eindringlichem Blick hypnotisch und abgründig durch das Szenario streift, wird man unweigerlich vom blanken Entsetzen gepackt. Erst vor kurzer Zeit begeisterte mich Burton mit seiner Darstellung des fiesen "Blaubart". In "The Touch of Medusa" ist seine Darbietung nicht minder kraftvoll, sogar noch erschreckender, da "Blaubart" durchaus humorige Momente aufbot und sich weniger "real" anfühlte. Am Rande sei noch erwähnt, dass sich Freunde der Fernsehserie "Die Profis", auf ein Wiedersehen mit Gordon Jackson freuen dürfen. Der Chef der beiden harten Fernsehbullen, ist hier in der Rolle eines Arztes zu sehen.

Regisseur Jack Gold gelang mit diesem Werk ein packendes Stück Kino. Wenn man mit Nachdruck nach einem Schwachpunkt sucht, mag man diesen in den (wenigen) Katastrophenszenen finden. Der Absturz eines Flugzeugs wirkt ein wenig unpassend, tricktechnisch glaubt man eher einen zweitklassigen Desasterfilm zu sehen. Ich hege eine grosse Vorliebe für derartige Special Effects, denen man sofort ansieht, dass sie mit Modellen realisiert wurden. Was in vielen Filmen für Freude sorgt, wirkt hier ein wenig deplaziert. Vermutlich hätte man besser auf solche Momente verzichtet. Die subtile Bedrohung und Boshaftigkeit, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film zieht, hat solche wilden Ausritte überhaupt nicht nötig. Das erstklassige Gesamtbild wird dadurch aber nicht nachhaltig beschädigt, dazu sind die Stärken des Werkes zu ausgrägt und sattelfest. "Der Schrecken der Medusa" bleibt durchweg spannend und faszinierend, versetzt dem Zuschauer einen Schlag in den Nacken, beeindruckt mit sehr guten Darstellern und einem fantastischen Richard Burton! Europäisches Kino feinster Machart, ich verneige mich vor dieser Perle und bedanke mich für die schöne Nacht!

Beim Kauf der DVD sollte man die ältere Ausgabe von VCL meiden. Die neuere Auflage von Concorde überzeugt mit ansprechender Bildqualität, als Boni gibt es lediglich ein paar Trailer, was aber bei dem wundervollen Hauptprogramm locker zu verschmerzen ist! Ganz klarer Kaufzwang!

Dicke 8/10 (sehr gut)

Lieblingszitat:

"Das Ganze ist wirklich eine bemerkenswerte Kette... ...von Zufällen."
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
Antworten