horror's Reise durch die große Welt der Filme

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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Six-Pack - Jagd auf den Schlächter
(Six-Pack)
mit Richard Anconina, Frederic Diefenthal, Chiara Mastroianni, Bernard Fresson, Jonathan Firth, Francois Berleand, Jean-Claude Dauphin, Frank Moore, Carole Richert, Betty Bomonde, Frank Fontaine, Patrick Rocca, Stefan Elbaum
Regie: Alain Berberian
Drehbuch: Alain Berberian / Jean-Hugues Oppel
Kamera: Jean-Francois Robin
Musik: Elia Cmiral
Keine Jugendfreigabe
Frankreich / 2000

Der Pariser Kommissar Nathan hat einen schrecklichen Verdacht: Seit Monaten macht ein brutaler Serienmörder die Seine-Metropole unsicher und vergeht sich aufs Grausamste an wehrlosen Frauen. Nathan glaubt, dass es sich bei dem Killer um den amerikanischen Kulturattaché handelt. Ein Besuch bei einem Experten in den USA bestätigt ihn in seiner Vermutung. Und doch sind Nathan die Hände gebunden. Der diplomatische Status schützt den Verdächtigen. Weil Nathan nicht von ihm ablassen will, wird er von dem Fall abgezogen und schließlich sogar noch suspendiert. Was Nathan nicht bremsen kann: Er will dem Kulturattaché eine Falle stellen. Doch dann geht alles schief...


"Six-Pack" kann man getrost als die französische Antwort auf etliche amerikanische Filme ansehen, die sich der Serienmörder-Thematik widmen. So kann man diverse Anlehnungen an Werke wie beispielsweise "Das Schweigen der Lämmer" oder "Sieben" nicht gänzlich von der Hand weisen, obwohl vorliegende Geschichte qualitätsmäßig nicht an die genannten Werke heranreichen kann. Dennoch sind die teilweise eher schlechten Kritiken über diesen Film nicht ganz nachzuvollziehen, eröffnet sich dem Zuschauer doch eine sehr interessant in Szene gesetzte Geschichte, die ihr Hauptaugenmerk allerdings nicht auf die ansonsten eher üblichen Aspekte legt. So ist die Identität des Mörders eigentlich sehr schnell bekannt, was der vorhandenen Spannung jedoch keinerlei Abbruch tut. Vielmehr steht hier die Hilflosigkeit der ermittelnden Beamten im Focus, die den Täter aufgrund diplomatischer Umstände nicht festnehmen können, was die Ermittlungen zusätzlich erschwert.

Was mir persönlich besonders gut gefallen hat ist der Umstand, das die Unkenntnis der Polizei besonders gut herausgearbeitet wird, denn Serienmörder sind in Frankreich anscheinend immer noch sogenanntes Neuland, weshalb sich der ermittelnde Kommissar auch Hilfe in Amerika sucht, wo man viel bessere Kenntnisse über diese Mörder hat. Nun ist "Six-Pack" ganz bestimmt kein Feuerwerk an Innovation und der Film erfindet das Genre auch sicherlich nicht neu, jedoch entfaltet die Geschichte durchaus ihre ganz eigene Faszination, die sich auch auf den Zuschauer überträgt. Die Jagd auf den psychphatischen Schlächter gestaltet sich dabei äusserst temporeich und es herrscht ganzzeitig eine äusserst düstere Grundstimmung vor, die für ein angespanntes Sehverhalten sorgt. Auch wenn eventuell die absolute Hochspannung etwas fehlen mag und das Geschehen streckenweise etwas zu vorhersehbar erscheint, wird man mit überdurchschnittlich guter Thrillerkost bedient, deren Sichtung sich allemal lohnt.

Warum der Film allerdings eine so hohe Alterseinstufung erhalten hat kann man eher schwerlich nachvollziehen, schürt diese doch auch vielleicht bei vielen Leuten vollkommen falsche Erwartungen. Passagen, die diese Einstufung rechtfertigen würden, bekommt man im Prinzip nicht zu sehen, denn "Six-Pack" beinhaltet keinerlei explizite Gewaltdarstellungen, in dieser Beziehung geht es viel eher bescheiden zur Sache, was aber keineswegs als negative Kritik aufgefasst werden soll, denn die Geschichte weiss doch vor allem in atmosphärischer Hinsicht voll zu überzeugen. Gepaart mit einem soliden Spannungsbogen und überzeugenden Darstellern ergibt sich so ein Gesamtbild, das man ohne jede Übertreibung als gut bezeichnen kann. Selbst einige auf den ersten Blick unlogisch erscheinende Ermittlungsmethoden der französischen Polizei sind hierbei nicht als Schwäche anzusehen, sondern vielmehr deren Unerfahrenheit mit Serienmördern zuzuschreiben, so das die Ereignisse letztendlich doch ziemlich authentisch wirken.

"Six-Pack - Jagd auf den Schlächter" ist ganz bestimmt kein Meisterwerk, bietet jedoch sehr kurzweilige und spannende Thrillerkost, die man sich jederzeit sehr gut anschauen kann. Man sollte beachten, das die zu hohe Alterseinstufung vielleicht Erwartungen weckt, die in eine vollkommen falsche Richtung zielen, denn in Sachen Härte hält sich die Geschichte vornehm zurück. Mich persönlich hat das nicht sonderlich gestört, da mir das Werk in seiner Gesamtheit sehr gut gefallen hat und vor allem eine herrlich dichte Atmosphäre entfaltet, die ihre ganz eigende Faszination auf den Zuschauer ausübt.


Fazit:


Regisseur Alain Berberian hat mit "Six-Pack" einen sehr ordentlichen Film kreiert, den man durchaus als französische Antwort auf die vielen Hollywood-Produktionen ansehen kann, die sich der Serienmörder-Thematik widmen. Niveaumäßig zwar etwas niedriger angesiedelt bietet dieses Werk dennoch durchgehend spannende und sehr interessante Unterhaltung, die man sich auf jeden Fall einmal ansehen sollte. Trotz vieler eher negativer Kritiken hat mir der Film äusserst gut gefallen, da er auch einmal etwas anders gestaltet wurde als die ansonsten üblichen Vertreter des Genres.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Französisch DD 2.0 Stereo
Bild. 2,35:1
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

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Die Mühle der versteinerten Frauen
(Il Mulino delle Donne di Pietra)
mit Pierre Brice, Scilla Gabel, Wolfgang Preiss, Dany Carrel, Herbert H.E. Böhme, Kiama Orfei, Marco Guglielmi, Olga Solbelli, Alberto Archetti
Regie: Giorgio Ferroni
Drehbuch: Remigio De Grosso / Giorgio Ferroni
Kamera: Pier Ludovico Pavoni
Musik: Carlo Inocenzi
Ungeprüft
Frankreich / Italien / 1960

Der Architekturstudent Hans van Harnim fährt nach Amsterdam, um dort einen Bericht über das berühmte "Carillon der versteinerten Frauen", welches morbide Frauenstatuen auf einem Mühlrad zeigt, zu schreiben. Dort trifft er auf Professor Wahl, Künstler und Besitzer der Mühle, der auch Hans Verlobte Liselotte unterrichtet. Elfie, die wunderschöne Tochter des Professors, leidet an einer seltenen und gefährlichen Krankheit. Zum Überleben benötigt sie ständig frisches Blut. Nachdem auch seine Verlobte spurlos verschwindet, kommt Hans nach und nach dem grausamen Geheimnis der Mühle auf die Spur...


Giorgio Ferroni's Werk aus dem Jahre 1960 ist ein herrlicher Gruselfilm, der aus heutiger Sicht für viele Leute wohl eher etwas angestaubt erscheinen mag, aber insbesondere den Freunden alter Klassiker jede Menge Freude bescheren dürfte. Entfaltet sich doch insbesondere in atmosphärischer Hinsicht eine absolut überzeugende Geschichte, der es zudem auch nicht an der nötigen Spannung mangelt. Und das, obwohl man schon ziemlich frühzeitig erkennen kann, in welche Richtung sich das Geschehen entwickelt und welsches Geheimnis sich hinter den versteinerten Frauen verbirgt. Es ist die Erzählstruktur der Geschehnisse, die ihre ganz eigene Dynamik entwickelt und aus der eine fast schon morbide Faszination hervorgeht, die sich ganz automatisch auch auf den Betrachter überträgt. Denn trotz der eher ruhigen und bedächtigen Erzählweise versteht es Ferroni erstklassig den Zuschauer für das Szenario zu gewinnen, das eine äusserst dichte und geheimnisvolle Stimmung beinhaltet, die insbesondere durch die hervorragende musikalische Untermalung richtig gut zur Geltung kommt und einem ein herrliches Filmvergnügen bereitet.

Dazu tragen auch die guten Darsteller bei, wobei es ein ganz besonderes Erlebnis dasrtellt Pierre Brice einmal nicht in der Rolle des Winnetou's zu sehen, mit der man seine Person schon fast zwangsläufig verbindet. Auch wenn es zu Beginn schon fast befremdlich erscheint ihn in einem Horrorfilm zu sehen, so weiss er durch sein Schauspiel zu überzeugen, was übrigens auch auf den Rest der hier versammelten Darsteller-Riege zutrifft. Nun ist das dargebotene Schauspiel zwar mit einer gewissen Theatralik versehen, was allerdings keinesfalls ein negativer Kritikpunkt ist, da dies in vielen Werken der damaligen Zeit der absolute Normalfall ist und ganz einfach irgendwie dazugehört. Und so wird dieser Umstand gerade bei Liebhabern dieser herrlichen "alten Schinken" auf jede Menge Gegenliebe stoßen, verleiht er dm Film doch dadurch auch seinen ganz besonderen Charme.

Nun sollte man allerdings die Erwartungen durch die viel zu hohe Alterseinstufung dieses Filmes nicht in eine falsche Richtung lenken, könnte man doch auf die Idee kommen, das es sich hier um einen harten und blutigen Horrorfilm handeln, was selbstverständlich nicht der Fall ist. Ich möchte sogar behaupten, das aus heutiger Sicht eine 12er Freigabe vollkommen ausreichend wäre, da wirklich keinerlei härtere Passagen zu sehen sind. Das ist aber auch gar nicht weiter schlimm, denn die Werke der damaligen Zeit haben ihr Hauptaugenmerk schon immer mehr auf Dinge wie Spannung und eine gelungene Atmosphäre gelegt und beide Dinge beinhaltet "Die Mühle der versteinerten Frauen" auf jeden Fall. Allein das letzte Drittel der Geschichte kann man hierfür heranziehen, denn die äusserst düstere und unheilvolle Szenerie innerhalb der alten Mühle ist absolut sehenswert, versprüht es doch jede Menge Charme, lässt aber auch gleichzeitig einige sehr gruselige Momente in den Vordergrund treten, die genau das richtige Grusel-Feeling vermitteln, das man sich von einem solchen Klassiker wünscht.

Auch wenn "Die Mühle der versteinerten Frauen" nach heutigen Maßstäben eher antiquiert und angestaubt erscheinen mag, so dürfte dieses Werl insbesondere für Liebhaber des klassischen Horrorfilms eine Anschaffung wert sein, beinhaltet der Film doch alle nötigen Zutaten die ein Oldscholl-Grusler benötigt, um für ein jederzeit gelungenes und sehr atmosphärisches Filmerlebnis zu sorgen, an dem man sich als Freund des Genres erfreuen kann. Ich fühlte mich jedenfalls bestens unterhalten und kann so nur eine absolute Empfehlung für diesen tollen Klassiker aussprechen.


Fazit:


Eine spannende Geschichte, sehr gute und überzeugende Darsteller und eine herausragende Stimmung machen "Die Mühle der versteinerten Frauen" zu einem absoluten Geheimtipp des klassischen Horrorfilms, den man sich als bekennender Freund älterer Filme keinesfalls entgehen lassen sollte. Lediglich die Hoffnungen auf harte und blutige Szenen sollte man erst gar nicht aufkommen lassen, was durch die vollkommen überzogene Altersfreigabe durchaus passieren könnte.


8/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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The Last Seven
(The Last Seven)
mit Tamer Hassan, Simon Phillips, Daisy Head, Sebastian Street, Rita Ramnani, John Mawson, Danny Dyer, Ronan Vibert, Idalina Leandro, Belle Hassan, Patricia Rybarczyk, Johnny Lynch, Jim Ford, Grace Vallorani, Yoram Halberstam
Regie: Imran Naqvi
Drehbuch: John Stanley
Kamera: David Mackie
Musik: Matthew Williams
FSK 16
Großbritannien / 2010

Als William (Simon Phillips) aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, findet er sich verwirrt und alleine in einer Strasse Londons wieder. Es ist, als ob 7 Millionen Einwohner einfach verschwunden wären. Eine Bombe? Ein biologischer Angriff? Als er die Gegend erkundet, trifft er auf sechs weitere Menschen angeführt von dem Söldner Jack (Tamer Hassan). Es scheint als wären sie die einzigen Überlebenden einer riesigen Katastrophe. Keiner vertraut dem anderen. Nachdem einer der Gruppe verschwindet und tot aufgefunden wird, ahnt Jack, dass sie nicht die einzigen Überlebenden in der menschenleeren Stadt sind. Ein brutaler Kampf ums überleben beginnt …


Zugegebenermaßen kann man in vorliegender Geschichte durch die Inhaltsangabe seine Erwartungen in eine falsche Richtung lenken, keimt doch die Hoffnung an eine actiongeladene Szenerie in einem auf, die man allerdings überhaupt nicht zu sehen bekommt. Vielmehr offenbart sich eine eher ruhig und bedächtig erzählte Story, die gerade in der ersten Filmhälfte einen äusserst mysteriösen Anstrich hat, der eine sehr faszinierende Wirkung auf den Betrachter ausübt, der sich auf dem gleichen Wissensstand wie die Protagonisten befindet, von denen keiner weiss, warum man sich in der gegebenen Situation wiederfindet. Daraus bezieht die Geschichte auch ihre Spannung, die mit der Zeit immer greifbarer wird und sich zusehends verdichtet. Nicht selten entsteht während des mysteriösen Geschehens der Eindruck, das vorliegender Story-Plot auch von Stephen King sein könnte, fühlt man sich doch in gewissen Passagen an einen Film wie "Langoliers" erinnert, denn diverse Ähnlichkeiten in der Erzählstruktur sind doch ziemlich offensichtlich.

Durch immer wieder eingefügte Flashbacks der einzelnen Personen werden dem Zuschauer einzelne Puzzle-Teilchen zugeworfen, die zu Beginn noch keinen Zusammenhang erkennen lassen, aber mit zunehmender Laufzeit die Ereignisse immer klarer werden lassen, wie es zu der vorhandenen Situation kommen konnte, in der sich die sieben Personen nun befinden. Immer offensichtlicher kommt dabei der Aspekt in den Vordergrund, das alle Akteure sich kennen und einige sogar familiär miteinander verbunden sind. Je mehr die Erinnerung der einzelnen Charaktere zurückkommt, desto deutlicher wird die Tatsache, das alle etwas miteinander zu tun haben, ohne das das ganze Ausmaß frühzeitig zu erkennen ist und man sich als Zuschauer bis zum Ende gedulden muß, um die Gesamtzusammenhänge wirklich zu erkennen. So zieht sich dann auch ein sehr konstanter Spannungsbogen durch das gesamte Szenario, das auch ohne jegliche Action und Härte auskommt und dabei trotzdem beste und sehr kurzweilige Unterhaltung bietet.

Gerade deshalb kann ich es auch nicht nachvollziehen, das dieses Regie-Debut von Imran Naqvi erstaunlicherweise eher schlechte Bewertungen erhält, was ich persönlich mir nur so erklären kann, das viele Leute aufgrund der Inhaltsangabe einen actiongeladenen Film erwartet haben und damit einem totalen Trugschluss aufgesessen sind. Auch wenn "The Last Seven" in dieser Richtung wirklich gar nichts zu bieten hat, handelt es sich aber dennoch um einen sehr guten und interessanten Thriller, der durch die Einarbeitung dezenter SCI/FI Elemente eine äusserst spannungsgeladene Story präsentiert, die jederzeit die Neugier des Zuschauers weckt, denn möchte man doch selbst erfahren wie es dazu kommen konnte, das sich die sieben Personen ohne ersichtlichen Grund auf einmal in einem menschenleeren London befinden. Es mag gut möglich sein, das vorliegende Geschichte längst nicht jeden Geschmack trifft, wer aber seine Freude an mysteriösen Thrillern hat, der wird hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen und mit einem Gefühl der Befriedigung aus diesem Film entlassen werden, der mit immer ausführlicher erscheinenden Erinnerungs-Flashbacks auf ein Ende hinarbeitet, das man erst im letzten Drittel der Story vorrausahnen kann. Auch wenn der gewählte Schluss-Akkord nicht unbedingt vor Innovation strotzt, denn thematisch ähnlich gelagerte Szenarien hat man schon öfter geboten bekommen, erscheint er doch einigermaßen kreativ und kann für einige Leute eventuell sogar richtig überraschend erscheinen.

Insgesamt gesehen hinterlässt "The Last Seven" auf jeden Fall einen sehr positiven Gesamteindruck und kann als durchaus gelungener Regie-Erstling angesehen werden. Auch ohne jegliche Action und Härte wird man mit einer absolut sehenswerten und äusserst atmosphärischen Geschichte konfrontiert, die eine durchaus beklemmende Wirkung auf den Betrachter hinterlässt. Jede Menge Spannung und eine apokalyptische Grundstimmung sind die Stärken eines Filmes der eine eher ruhige Erzählstruktur an den Tag legt, die aber gerade durch die eher ruhigen Töne an Intensität gewinnt und eine unglaubliche Faszination auf den Zuschauer ausübt, der man sich beim besten Willen nicht verweigern kann. Hinzu kommen einige Passagen, in denen es auch durchaus zu einer fast skurrilen Situationskomik kommt, die dem gewonnenen Gesamteindruck sehr zu gute kommt. Im darstellerischen bereich sollte man hier keine oscarreifen Leistungen erwarten, jedoch ist das Schauspiel dem Geschehen angemessen und kann als sehr solide bezeichnet werden.


Fazit:


Auch wenn "The Last Seven" vielleicht nicht die ganz große Innovation beinhaltet, bekommt man einen Film geboten, der erstklassig und spannend zu unterhalten weiss. Für Leute, die thematisch ähnlich gelagerte Filme noch nicht gesehen haben dürfte hier sogar ein ziemlich großer Überraschungseffekt beinhaltet sein. Auf jeden Fall aber bekommt man ein atmosphärisches Szenario geboten, in dem einem immer wieder Erinnerungsbrocken der einzelnen Charaktere offeriert werden, die sich zum Ende hin zu einem großen ganzen zusammenfügen, das sämtliche offenen Fragen beantwortet. Ich mag solche mysteriösen Thriller, die zum mitraten einladen und ganzzeitig durch einen straff gezogenen Spannungsbogen zu überzeugen wissen, weshalb ich auch eine uneingeschränkte Empfehlung für dieses Werk aussprechen kann.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 84 Minuten
Extras: Kinotrailer, Making Of
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Weapons
(Weapons)
mit Nick Cannon, Paul Dano, Mark Webber, John Campo, Riley Smith, Kareem Abdul-Jabbar, Amy Ferguson, Aris Mendoza, Regine Nehy, Jade Yorker, Brandon Smith, Toni Trucks, Serena Reeder, Arliss Howard, Dorian Jourdain
Regie: Adam Bhala Lough
Drehbuch: Adam Bhala Lough
Kamera: Manuel Alberto Claro
Musik: Ethan Higbee
Keine Jugendfreigabe
USA / 2006

Ein ganz normaler Tag in einer Kleinstadt, irgendwo in den USA. Es ist ein heißer Morgen. Ein Morgen der von Langeweile und Tristesse bestimmt wird. Auf einem Sportplatz spielen Kinder Baseball, während sich die Teenager Sean, Jason und Chris nach leichter Beute und willigen Mädchen umschauen. Alles scheint normal und friedlich. Doch plötzlich wird Jason von einem schwarzen Jugendlichen mit einer Waffe niedergestreckt. Leblos sinkt Jason zu Boden und bleibt in seinem eigenen Blut liegen. Er ist das Opfer eines scheinbar sinnlosen Verbrechens. Eines Verbrechens wie es so täglich in den USA vorkommt. Oder steckt vielleicht doch mehr dahinter als es auf den ersten Blick den Anschein hat?


"Weapons" bietet dem Zuschauer einen tiefen Einblick in einen Teil der amerikanischen Jugendkultur, der härter und schockierender kaum hätte ausfallen können. Sicherlich sollte man bei der Ansicht dieses Filmes berücksichtigen, das die hier gezeigte Geschichte längst nicht auf alle Jugendlichen in den USA umgemünzt werden kann, aber dennoch einen sehr realistischen und authentischen Einblick in das Leben vieler Jugendlicher gestattet. Obwohl es auch in vorliegender Story einmal mehr den Disput zwischen weiß und schwarz zu sehen gibt, hat der Film keinerlei Ansätze die auf Rassismus hindeuten würden, die Auseinandersetzungen der beiden Rassen ergeben sich ganz einfach aus einer Situation heraus, die durch Lügen ausgelöst wurde und damit eine Kettenreaktion der Gewalt ausgelöst hat, die nicht mehr unter Kontrolle zu halten ist. Und so handelt es sich hier keinesfalls um eine von Rassismus geprägte Geschichte, sondern vielmehr um eine teilweise äusserst intensive und schockierende Millieu-Studie, die dem Zuschauer sichtlich unter die Haut geht und eine schockierende Wirkung bei ihm hinterlässt.

Von der ersten Minute an wohnt dem Geschehen eine ungeheure Tristesse und Trostlosigkeit bei, die man schwerlich in Worte fassen kann und die von den wirklich erstklassig agierenden jugendlichen Darstellern hervorragend zum Ausdruck gebracht wird. Das alltägliche Leben der Jugendlichen scheint geprägt von Langeweile pur, lediglich der Konsum von Drogen scheint die trostlos erscheinende Lebenssituation der Teenager irgendwie zu durchdringen. Wirkliches Interesse an irgendwelchen Dingen scheint es hier nicht zu geben und so beschränkt sich der Tagesverlauf der Protagonisten lediglich auf Drogenkonsum und Sex, was auch in den stattfindenden Dialogen sehr gut zum Ausdruck kommt. Ganz egal, welche hautfarbe hier vertreten ist, beide Seiten durch extrem primitives Verhalten aus, die Jungen halten sich allesamt für äusserst cool, wohingegen die weiblichen Akteure einen sehr schlampigen Eindruck hinterlassen und scheinbar nur für die eine Sache nützlich erscheinen. Dabei ist das hier präsentierte schauspiel von einer fast schon erschreckenden Authenzität und Glaubhaftigkeit geprägt, so das selten der Eindruck eines Spielfilms entsteht, viel eher gewinnt man den Eindruck eine schochierende Reality-Doku zu sehen, die dem Betrachter den trostlosen Alltag der Jugendlichen serviert.

Besonders überzeugend bei "Weapons" ist die gewählte Erzählstruktur der Story, wird man gleich zu Beginn mit einer Szene jonfrontiert, in der einem schwarzen Teenager in einem Schnellimbiss der halbe Kopf weggeschossen wird, so werden die Ereignisse danach rückwärts erzählt, bis man ganz am Ende des Filmes wieder am Anfang anlangt. Die Geschenisse werden also rückwärts aufgearbeitet, wobei man einen immer tieferen Einblick in schockierende Ereignisse bekommt, die letztendlich durch eine kleine Lüge vollkommen ausser Kontrolle geraten sind und eine Katastrophe heraufbeschworen haben. Regisseur Adam Bhala Lough ist es dabei vortrefflich gelungen, seiner Geschichte auch ohne explizite Gewaltdarstellungen eine unglaubliche Wucht zu verleihen, die den Betrachter fast mit der Kraft eines Keulenschlages in die Eingeweide trifft. Fast schon fassungslos beobachtet man dabei die erschreckende Emotionslosigkeit der Protagonisten, die wie selbstverständlich eine Gewaltspirale auslosen, in der ein Menschenleben mit einer Eiseskälte ausgelöscht wird, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Werte und Normen scheint es in dieser trostlosen Welt nicht zu geben, Aktionen und eventuelle Gegen-Reaktionen werden erst gar nicht hinterfragt, was man eventuell auch auf den ständigen Missbrauch von Narkotika zurückführen kann.

Nicht selten entsteht hier der Eindruck, das die Figuren in ihrer ganz eigenen Welt leben, die scheinbar nur unter Drogen-Einfluss erträglich ist. Mangelnde Motivation und vollkommene Gleichgültigkeit sind an der Tagesordnung, Ideale scheint es überhaupt nicht zu geben, so das die Tristesse des Lebens Einzug hält und lediglich Alkohol, Drogen und Sex die vorherrschende Monotonie durchdringen können, wobei allerdings keiner der Jugendlichen merkt, das man sich lediglich in einer Scheinwelt befindet, in der man die Realität betäuben will. Es ist wirklich schon fast erschreckend, wie realistisch und glaubwürdig dieser Film auf den Betrachter einwirkt, der fassungslos mit ansehen muss, wie junge Leute sich frühzeitig ihr ganzes Leben verbauen und ihren frustrierenden Alltag lediglich aushalten können, indem sie sich mit Betäubungsmitteln in eine Art Rausch versetzen, der sie für kurze Zeit die Tristesse des eigenen Lebens vergessen lässt, in dem es anscheinend keinerlei Ziele gibt, die es zu erreichen gilt.

Letztendlich ist "Weapons" eine in allen Belangen beeindruckende Millieu-Studie, die einerseits eine äusserst faszinierende, aber gleichzeitig auch schockierende Wirkung auf den Zuschauer hinterlässt. Ganz besonders stechen hier die absolut überzeugenden jungen Darsteller hervor, die durch ihr beeindruckendes Schauspiel eine ungeheuer starke Intensität auslösen, die einem ganz schön zusetzen kann. Vor allem die erschreckende Selbstverständlichkeit und die totale Emotionslosigkeit mit der hier agiert wird, kann einem schon kalte Schauer über den Rücken jagen. Auf jeden Fall hinterlässt dieses Werk einen äusserst nachhaltigen Eindruck und zwingt einen förmlich dazu, auch noch lange nach dem Ende über die schockierenden Ereignisse nachzudenken, die man zu Gesicht bekommen hat.


Fazit:


Wieder einmal präsentiert das Independent Label Störkanal einen äusserst intensiven Film, der den Zuschauer auch nachhaltig beeindruckt. Dabei wird einem ein tiefer und depremierender Einblick in das Leben einiger Jugendlicher gestaltet, der sich wie ein bleierner Mantel über die eigenen Schultern legt und phasenweise ein Gefühl der Ohnmacht auslöst. So entsteht auch den ganzen Film über eine sehr beklemmende Atmosphäre, die sichtlich auf das eigene Gemüt schlägt, denn die vorherrschende Tristesse geht keinesfalls spurlos an einem vorrüber.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 82 Minuten
Extras: Trailer, Trailershow, Exklusives Booklet
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Beitrag von horror1966 »

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Haunting of Winchester House
(Haunting of Winchester House)
mit Lira Kellerman, Michael Holmes, Tomas Boykin, Kimberly Ables Jindra, Patty Roberts, Jennifer Smart, Rob Ullett, David McIntyre, Savannah Schoenecker, Sari Sheehan, Rya Meyers, Mitch Toles, Jefferson Wilmore, Frank Weitzel
Regie: Mark Atkins
Drehbuch: Mark Atkins / Jose Prendes
Kamera: Mark Atkins
Musik: Chris Ridenhour
Keine Jugendfreigabe
USA / 2009

Nicht zuletzt, um den Schatten des noch nicht allzu lang zurück liegenden Todes ihres Jüngsten zu entfliehen, wechseln Susan und Drake Grenier den Wohnort und ziehen mit ihrer Teenagertochter ins idyllisch anmutende Winchester House in Kalifornien. Dieses Anwesen wurde einst für die Witwe des gleichnamigen Schusswaffenherstellers errichtet und wird nach gemeinem Volksglauben von diversen Opfern der Knarre bespukt. Die Greniers wollen davon zunächst nichts wissen, doch eine Serie von unerklärlichen Vorkommnissen belehrt sie eines besseren.


Das die Veröffentlichungen aus dem Hause Asylum nicht unbedingt zu den Meisterwerken der Schöpfung gehören und zudem auch immer mit einem äusserst geringen Budget ausgestattet sind, dürfte mittlerweile jedem Zuschauer bekannt sein. So verwundert es auch nicht wirklich, das vorliegender Horrorfilm hier keine Ausnahme ist. Was Regisseur Mark Atkins, der übrigens auch gleichzeitig für das Drehbuch und die Kameraarbeit verantwortlich zeichnet sich bei diesem vorhersehbaren Schund gedacht haben mag, wird wohl für alle Zeit sein ganz persönliches Geheimnis bleiben. Wenn die Geschichte wenigstens dem üblichen Durchschnitt entsprechen- und ein gepflegtes Grusel-Feeling erzeugen würde, dann könnte man ja als Zuschauer über die etlichen anderen und zudem sehr offensichtlichen Defizite hinwegsehen, doch selbst in dieser für einen Gruselfilm wichtigsten Komponente bekommt man lediglich eine Menge heisse Luft serviert, die nicht wirklich für ein interessantes Filmvergnügen sorgt, an dem man sich erfreuen könnte.

Ganz davon abgesehen, das man diesem Werk an jeder Ecke das fehlende Budget anmerkt, eröffnet sich eine Geschichte, die mindestens so zäh erscheint, wie ein ausgelutschtes Kaugummi. Von einem gekungenen Spannungsaufbau oder einer gar gruseligen Grundstimmung ist man soweit entfernt wie die Erde zum Mond und da handelt es sich ja bekannterweise um eine ziemlich große Distanz. Und so ist man doch von Beginn an äusserst gelangweilt und lässt das vollkommen uninspirierte Geschehen mehr oder minder über sich ergehen. Hegt man zu Beginn noch die Hoffnung, das es mit zunehmender Laufzeit eigentlich nur besser werden kann, so muss man diese Hoffnung doch ziemlich schnell begraben, da sich das Szenario vielmehr immer weiter verschlechtert, was man kaum für möglich halten sollte. Zwar wollte Mark Atkins hier wohl vor allem durch das gewählte Ende für einen echten Überraschungsmoment sorgen, doch selbst dieses Vorhaben ist gründlich in die Hose gegangen. Das liegt hauptsächlich in zwei Dingen begründet, denn einerseits hat man schon genügend weitaus bessere Genre-Vertreter zu Gesicht bekommen, die thematisch ähnlich gelagert sind und andererseits ist der gesamte Story Plot so dermaßen vorhersehbar gestaltet, das der Zuschauer sich noch nicht einmal anstrengen muss, um das Ende vorherzuahnen.

Wenn man nun zumindest mit einigen guten Darsteller-leistungen belohnt werden würde, gäbe es wenigstens etwas Positives zu vermelden, doch auch in dieser Beziehung versagt der Film total. Die Schauspieler sind an mangelndem Ausdruck nur schwerlich zu überbieten und bleiben ausserdem so blass und farblos wie eine Scheibe Toast in der Dunkelheit. Ob überhaupt einer der Akteure sein Handwerk jemals gelernt hat, kann man dabei durchaus in Frage stellen, wird einem doch vielmehr der Eindruck einer ziemlich talentfreien Laienspielgruppe vermittelt, die aber auch wirklich keinerlei Eindruck hinterlässt und schnellstens wieder in Vergessenheit gerät wie auch das Gesamtpaket insgesamt, das einem hier vorgesetzt wird. "Haunting of Winchester House" ist wirklich ein äusserst übles Machwerk, das noch nicht einmal ansatzweise gute geschweige denn gruselige Unterhaltung bietet, so das man letztendlich sehr froh darüber ist, wenn nach quälend langen gut 85 Minuten endlich der Abspann einsetzt und das Grauen beendet.

Die größte Frechheit jedoch ist die viel zu hohe Altersfreigabe, die man nur als schlechten Witz bezeichnen kann. Für diesen Mist wäre selbst eine 16er Einstufung noch zu hoch gewesen, bekommt man doch ausser einigen äusserst schlecht umgesetzten Effekten rein gar nichts geboten, was den Aufdruck Keine Jugendfreigabe rechtfertigen würde. Kein Blut und absolut keine Härte sind hier beinhaltet, so das man sich fast schon automatisch die Frage stellt, was die betreffenden Prüfer hier geritten haben mag, um diese hohe Freugabe zu vergeben. Meiner Meinung nach ist das mit einer absoluten Irreführung des Käufers zu vergleichen, der dadurch eine vollkommen falsche Erwartungshaltung aufbaut, die dieser Müll zu keiner Zeit erfüllen kann. Und so handelt es sich zu allem Überfluss auch noch um eine absolute Mogelpackung, um die man lieber einen großen Bogen machen spllte, da man die eigene Freizeit wirklich besser vertrödeln kann als mit diesem Billig-Filmchen, das auf der ganzen Linie versagt.


Fazit:


Wieder einmal hat Asylum eindrucksvoll unter Beweis gestellt, das selbst Trash eine viel zu große Lobhuldigung für ihre Veröffentlichungen darstellt. Mit "Haunting of Winchester House" liegt ein Paradebeispiel dafür vor, wie man einen Gruselfilm nicht aufziehen sollte. Gähnende Langeweile, eine vollkommen vorhersehbare Geschichte und extrem schlechte Darsteller, zudem keinerlei Spannung und schon gar keine Grusel-Atmosphäre dürften genügend Abschreckung darstellen, so das selbst der niveauloseste Genre-Liebhaber die Finger von dieser DVD lässt.


2/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Memento
(Memento)
mit Guy Pearce, Carrie-Anne Moss, Joe Pantoliano, Mark Boone Junior, Stephen Tobolowsky, Jorja Fox, Harriet Sansom Harris, Callum Keith Rennie, Larry Holden, Russ Fega, Thomas Lennon, Kimberly Campbell
Regie: Christopher Nolan
Drehbuch: Jonathan Nolan / Christopher Nolan
Kamera: Wally Pfister
Musik: David Julyan
FSK 16
USA / 2000

Leonard Shelby jagt den Vergewaltiger und Mörder seiner Frau. Eine quälende Detektivarbeit. Denn Shelby verliert den Verstand. Buchstäblich. Alle 15 Minuten wird sein Kurzzeitgedächtnis komplett gelöscht und wieder auf Null gestellt. Um nicht jedes Mal wieder von Vorne beginnen zu müssen, hat der gepeinigte Mann alle bisherigen Beweise und Indizien in Form von Tätowierungen und Polaroidfotos festgehalten. Nie kann Shelby sicher sein, ob die Personen, die er trifft, ein ehrliches Spiel mit ihm spielen. Nie weiß er, ob er seine Tattoos oder Bilder auch tatsächlich richtig deutet. Und doch kann Leonard nicht aufhören mit seiner Suche - auch wenn es bedeutet, dass er dabei Geheimnisse über sich selbst aufdecken könnte, die ihn in seinen Grundfesten erschüttern werden.


Wenn man "Memento" lediglich als überdurchschnittlich guten Film bezeichnen würde, dann würde man Christopher Nolan's Meisterwerk damit nicht annähernd gerecht werden. Kommt es doch viel zu selten vor das man auf eine Geschichte trifft, in der auch wirklich alles perfekt aufeinander abgestimmt ist, so das man letztendlich mit einem in allen Belangen hochklassigen und niveauvollen Filmerlebnis konfrontiert wird, an dem man sich regelrecht berauschen kann. Allein schon wegen seiner aussergewöhnlichen Erzählstruktur ist "Memento" als etwas ganz Besonderes anzusehen, beginnt die Geschichte doch praktisch mit dem Ende und führt den Zuschauer dann rückwärts immer weiter auf die Spur des Mörders. Dabei werden einem immer häppchenweise kleinere Puzzle-Teilchen serviert, die sich erst ganz am Ende des Films zu einem großen Ganzen zusammenfügen und eine Wahrheit offenbaren, die man wirklich nicht vorhersehen konnte und die zudem auch noch sehr tragische Züge erkennen lässt, die allerdings absolut perfekt in das rätselhafte Szenario hineinpassen.

Der Zuschauer bekommt es hier mit einem äusserst intelligent inszenierten Film zu tun, der in erster Linie durch die vorhandene Innovation und seine erstklassigen Darsteller zu überzeugen weiss, die ihre Charaktere absolut glaubhaft und authentisch darstellen, wobei man Guy Pearce ind der Rolle des Leonard Shelby ganz besonders hervorheben muss. Scheint er doch mit der Rolle des Mannes ohne Kurzzeitgedächtnis regelrecht zu verschmelzen, so das man gar nicht auf die Idee kommt, das es sich hier lediglich um eine Rolle handelt. Vielmehr entsteht immer mehr der Eindruck, das man es wirklich mit einem Mann zu tun hat, den das Schicksal hart bestraft hat wodurch es einem selbst viel leichter fällt, sich in die gegebene Situation hineinzudenken. Und das muss man auch wirklich tun, damit sich die volle Wirkung und Faszination dieser sehr aussergewöhnlichen Geschichte vollends entfalten kann, denn wenn man sich der ungewohnten Erzählweise nicht öffnet und sich auf die Ereignisse einlässt, dann wird man nie die Genialität verspüren, die hier ganz eindeutig vom Geschehen ausgeht. Und deshalb handelt es sich hier auch keinesfalls um einen Film, den man sich mal so nebenbei anschauen sollte, denn "Memento" fordert von der ersten Minute an die volle Aufmerksamkeit und Konzentration des Betrachters, da schon die kleinste Unaufmerksamkeit jederzeit dafür sorgen könnte, das man den roten Faden aus den Augen verliert, der sich durch die Story zieht.

Wenn man dazu in der Lage ist, sich Nolan's Meisterwerk wirklich zu öffnen, dann wird man mit einem hochklassigen Filmerlebnis belohnt, das so intelligent ineinander verschachtelt ist, das auch die grauen Zellen des Zuschauers belebt werden. Durch die ganz besondere Erzählstruktur erscheint das Werk wie eine Art Episodenfilm, denn bekommt man doch immer wieder ungefähr 5-minütige Episoden präsentiert, die einen immer näher an den Anfang der Geschichte bringen, der ja bekannterweise das Ende des Filmes darstellt. Dabei wird jede Episode immer wieder mit s/w Bildern beendet, in denen zu sehen ist, wie Leonard am Telefon mit einer Person spricht, der er seine Geschichte erzählt was noch für zusätzliche Spannung sorgt, da die Identität dieser Person bis zum Ende im Dunkeln gehalten wird. Und so fügt sich mit der Zeit ein Teil in das andere und der Zuschauer bekommt einen immer besseren Überblick, bis dann letztendlich die ganze tragische Wahrheit ans Tageslicht kommt und man die Gesamtzusammenhänge erkennen kann. Bis dahin jedoch ist es ein äusserst langer Weg, den man bei der vorhandenen Qualität dieses Filmes allerdings nur zu gern beschreitet, beinhaltet die Geschichte doch einen Spannungsbogen der fast im Minutentakt immer straffer gezogen wird. Phasenweise wartet man fürmlich darauf, das es zwischendurch einmal zu einer Spannungsentladung kommt, doch Nolan hat es absolut perfekt verstanden, immer noch eine Schippe draufzulegen und dem Betrachter noch nicht einmal die kleinste Atempause zu gönnen. Es ist ganz einfach so, das man praktisch von der ersten bis zur letzten Minute unter Starkstrom steht, die Story beinhaltet dabei überhaupt keine Längen, denn jede einzelne Einstellung ist interessant und vor allem äusserst wichtig für den weiteren Verlauf des Geschehens.

Trotz der teilweise kaum auszuhaltenen Spannung die hier vom Geschehen ausgeht, hat Nolan auch eine ordentliche Portion Humor eingebaut, die sich in erster Linie durch genialen Wortwitz äussert. Verantwortlich dafür zeichnet in erster Linie die Figur von Leonard, der ganz einfach sehr selbstironisch mit seiner eigenen Lage umgeht. Dadurch entstehen einige wirklich herrlich schwarzhumorige Dialoge, die dem Zuschauer so manches Mal ein Schmunzeln entlocken können und den Gesamteindruck des Filmes noch einmal zusätzlich aufwerten. Man sieht also ziemlich eindeutig, das es sich bei "Memento" um einen wirklich sehr aussergewöhnlichen Filmgenuss handelt, den man ganz sicher nicht jeden Tag geboten bekommt. Viel zu selten trifft man auf Werke, in denen alles so perfekt aufeinander absgestimmt ist und die einem wirklich keinerlei Anlass für negative Kritik bieten. Christopher Nolan hat hat hier wirklich ein Werk geschaffen, das vielleicht nicht unbedingt für das breite Mainstream-Publikum geeignet ist, denn nicht jeder wird sich mit der aussergewöhnlichen Erzählstruktur anfreunden können. Wer allerdings ein innovatives und hochklassiges Thriller/Drama zu schätzen weiss, der kommt an diesem brillanten Meisterwerk keineswegs vorbei und wird seine helle Freude an diesem intelligentem Kopf-Kino haben.


Fazit:


Aussergewöhnlich, intelligent, niveauvoll und innovativ, all diese Bezeichnungen treffen auf "Memento" zu, hier handelt es sich ganz einfach um einen Film, der selbst den höchsten Ansprüchen gerecht werden kann. Eine herrlich ineinander verschachtelte Geschichte, die zudem noch rückwärts erzählt wird und mit erstklassigen Schauspielern besetzt ist, bietet dem Zuschauer ein hochklassiges Filmerlebnis, das auch einen sehr nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Selbst nach mehrmaligem Anschauen ist der Film immer wieder interessant und verliert rein gar nichts von seinem Reiz und der Faszination, die von der unglaublich interessanten Geschichte ausgeht, die sich dem Zuschauer hier eröffnet. Ein brillant agierender Guy Pearce bringt einem die Hauptfigur sehr nahe, man kann seine Verzwfeiflung und Sehnsucht nach Rache förmlich spüren, so das eine ungeheure Identifikation mit dem Charakter entsteht. Wer noch nicht in den Genuss dieses aussergewöhnlichen Filmes gekommen ist, sollte diesen Zustand schnellstens ändern, denn ansonsten verpasst man wirklich einen Film, den man nicht alle Tage zu sehen bekommt.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch, Englisch, DT Audiokommentar
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 108 Minuten
Extras: Anatomie einer Szene, Interview mit Christopher Nolan
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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R.S.V.P. - Einladung zum Sterben
(R.S.V.P.)
mit James M. Churchman, Sharon Bruneau, Scott Workman, A. Scott, Charley Allen, Rich Kelly, Glenn Quinn, Rick Otto, Lucas Babin, Brandi Andres, Reno Wilson, Jeanne Chinn, Bruce Michael Paine, Jason Mewes, Majandra Delfino
Regie: Mark Anthony Galluzzo
Drehbuch: Mark Anthony Galluzzo
Kamera: Mark Anthony Galluzzo / Christian Grosselfinger / Thom Stukas
Musik: Michael Muhlfriedel
Keine Jugendfreigabe
USA / 2002

Endlich: School's out forever! Eine Gruppe von Highschool-Abgängern feiert ihren letzten gemeinsamen Abend... ihren allerletzten Abend. Mitschüler Nick hat zur Abschlussparty geladen und alle sind gekommen. Gehen werden allerdings nur wenige, denn Nick hat einen teuflischen Plan. Und schon bald fragt sich die entsetzte und ständig kleiner werdende Gästeschar: "Wer wird der Nächste sein?"


Was sich hier imoment noch recht interessant und spannend anhört, stellt sich im Endeffekt als äusserst zäher und zudem noch ziemlich langweiliger Thriller heraus, der diese Bezeichnung eigentlich noch nicht einmal verdient hat. Sehr schnell kommt dem Zuschauer das Geschehen doch einigermaßen bekannt vor und siehe da, es handelt sich doch wirklich um eine Art Pseudo-Remake des Hitchcock Klassikers "Cocktail für eine Leiche" (Rope), was ja nicht zwangsläufig negativ zu bewerten ist, wenn man dann allerding im Laufe der Zeit mitbekommt, was Regisseur Mark Anthony Galluzzo hier fabriziert hat, kann man sich im Endeffekt nur die Haare raufen. Eröffnet sich doch eine vollkommen uninspirierte und dümmliche Geschichte, die keinerlei Spannung und Atmosphäre beinhaltet und zudem noch mit einer Altersfreigabe ausgestattet ist, die nun wirklich jeder Beschreibung spottet. Der Zuschauer wird durch die hohe Freigabe ganz automatisch auf eine falsche Fährte gelockt, denn sicherlich werden nun blutige Morde erwartet, die eventuell sogar etwas härter in Szene gesetzt wurden, was aber definitiv nicht der Fall ist. Es gibt keinerlei Härte und ausserdem geht es auch noch vollkommen unblutig zur Sache, was den Unterhaltungswert dieses von Haus aus schon äusserst dümmlichen Filmes nicht unbedingt in schwindelerregende Höhen jagt.

Den Großteil der Laufzeit über wird man vielmehr mit sinnbefreitem Gelaber gequält, das dem Zuschauer als Humor verkauft werden soll, aber in keiner Phase des Filmes auch nur annähernd witzig erscheint. So kann man sich im Prinzip gut vorstellen, mit welcher Art Film man es hier zu tun bekommt, bei dem man sich auch ganz automatisch die Frage stellt, wofür eigentlich die geschätzten 1.000.000 $ ausgegeben wurden, die dieser Müll gekostet hat. Als Gage für begnadete Darsteller kann die Summe mit absoluter Sicherheit nicht ausgegeben worden sein, denn was man hier an Schauspiel geboten bekommt, ist nun wirklich nicht der Rede wert, weswegen ich mir auch jeden weiteren Kommentar darüber verkneifen werde. Wenn wenigstens etwas an Spannung aufkommen würde wäre man ja schon hochzufrieden, doch leider ist der vorhandene Spannungsbogen so niedrig angesiedelt, das man ihn kaum erkennen kann. Ebenso verhält es sich auch im Bezug auf eine ordentliche Grundstimmung, doch weder eine gewisse Dichte, geschweige denn so etwas wie Bedrohlichkeit geht von dem vollkommen langweiligen Geschehen aus.

Um noch einmal auf die Altersfreigabe zurückzukommen, muss man wirklich an seinem gesunden Menschenverstand zweifeln, denn mit welcher Berechtigung hier das "Keine Jugendfreigabe" Zertifikat vergeben wurde, wissen die Prüfer des Filmes wohl selbst nicht. Es gibt absolut überhaupt nichts was man anführen könnte, um diesen "Schildbürgerstreich" zu rechtfertigen und wenn man es denn will, ist das auch das einzig Lustige an dieser Veröffentlichung, die sich ansonsten am unteren Bodensatz der Filmlandschaft ansiedelt. Hitchcock würde sich jedenfalls im Grabe umdrehen, wenn er sich diesen Rotz hätte anschauen müssen, der von seinem "Cocktail für eine Leiche" doch im Bezug auf die Qualität so weit entfernt ist wie die Sonne von der Erde. Und als wenn dieses Werk nicht schon eine absolute Enttäuschung in allen Belangen darstellen würde, wird die nicht vorhandene Klasse auch noch von einem selten dämlichen Ende getoppt, das ich allerdings nicht vorwegnehmen möchte, um wenigstens einen minimalen Reizpunkt zu lassen, der manch Einen eventuell dazu animieren könnte, sich diesen filmischen Langeweiler anzuschauen. Es sei nur verraten, das man in diesem Schluss-Akkord noch einmal ein Beispiel für die vollkommen hanebüchenen Schauspielleistungen geboten bekommt, das dem Fass den Boden ausschlägt.

"R.S.V.P. - Einladung zum Sterben" ist einer der mit Abstand unnötigsten Filme, der mir in den letzten Jahren unter die Augen gekommen ist und es fällt schon extrem schwer, sich diesen langweiligen und absolut uninspirierten Film bis zum krönenden Ende anzusehen. Hier wurde im Prinzip alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann, so das letztendlich ein Werk übrigbleibt, das die Welt nun wirklich nicht braucht. Lediglich für Leute mit starken Schlafstörungen ist dieser Müll zu empfehlen, denn wenn man hierbei nicht einschlafen kann, dann helfen auch keine Medikamente.


Fazit:


Den Regisseur sollte man erschießen, die Darsteller ins Gefängnis sperren und den Schlüssel wegwerfen, zudem eignet sich die DVD höchstens als Untersetzer, das ist zwar ein eher trauriges Fazit, jedoch ist dies die ungeschminkte Wahrheit. Wer diesem Film etwas Positives abgewinnen kann, hat meine persönliche Hochachtung verdient oder besitzt eine Fassung, die allen anderen Leuten nicht bekannt ist.


2/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Der Berserker
(Milano odia: la polizia non puo sparare)
mit Tomas Milian, Henry Silva, Laura Belli, Gino Santercole, Mario Piave, Luciano Catenacci, Pippo Starnazza, Lorenzo Piani, Joris Muzio, Rosita Torosh, Franco Ferrari, Francesco D'Adda, Annie Carol Edel, Giuseppe Castellano, Tom Felleghy
Regie: Umberto Lenzi
Drehbuch: Ernesto Gastaldi
Kamera: Federico Zanni
Musik: Ennio Morricone
Ungeprüft
Italien / 1974

Der ebenso brutale wie größenwahnsinnige Kleinganove Giulio Sacchi plant den ganz großen Coup: Zusammen mit zwei Kumpanen entführt er die Tochter eines Multimillionärs. Dabei geht er rücksichtslos über Leichen. Ob Freund oder Feind - jeder, der sich ihm in den Weg stellt, wird gnadenlos hingerichtet. Kommisar Grandi heftet sich an seine Fersen. Um dem grausamen Treiben des BERSERKERs ein Ende zu setzen, muss er jedoch das Gesetz in die eigene Hand nehmen...


Bei diesem 1974 unter der Regie von Umberto Lenzi entstandenen Polizei-Thriller ist der Titel des Filmes im wahrsten Sinne des Wortes Programm. Wie ein Berserker wütet der brillant agierende Tomas Milian in der Rolle eines Kleinganoven, der das ganz große Ding drehen will, indem er zusammen mit zwei Freunden die Tochter eines Millionärs entführt. Was hier mit kleineren Gaunereien noch recht harmlos beginnt und auch den Hauptcharakter Giulio Sacchi (Tomas Milian) eher als leicht überdrehten arbeisscheuen Kleinganoven darstellt, entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit zu einem fulminaten Actionfilm, der eine immer rasantere und temporeiche Erzählstruktur an den Tag legt, die in den ersten Minuten noch nicht unbedingt abzusehen ist. Insbesondere der enorme Tempowechsel der Erzählweise reisst den Zuschauer dabei aus einem eher beschaulichen Sehverhalten am Beginn der Geschichte und überhäuft ihn mit einem actiongeladenen Szenario, das absolut faszinierend umgesetzt wurde und mit Tomas Milian einen Hauptdarsteller hat, der dem Begriff Psychopath schon fast eine neue Dimension verleiht. Seine gesamte Art drückt dem Film unweigerlich seinen ganz persönlichen Stempel auf und ganz besonders die Eiseskälte mit der er hier seine Taten ausführt und vollkommen emotionslos etliche Menschen ermordet, kann einem wirklich so manch kalten Schauer über den Rücken jagen und das Blut in den Adern gefrieren lassen.

Dabei steigert er sich immer weiter in eine Art Rauschzustand hinein, denn mit jedem weiteren begangenen Mord schwindet auch der letzte Rest einer eventuell noch vorhandenen hemmschwelle und mit der Zeit ist ihm die pure Freude über jede weitere Tötung förmlich aus dem Gesicht abzulesen. Die Darstellung eines vollkommen durchgeknallten Psychophaten ist hier so genial getroffen worden, das es schon fast erschreckend erscheint, wie glaubhaft und authentisch das Schauspiel Milian's auf den Betrachter wirkt, bei dem sich aufgrund der eiskalten und absolut sinnlosen Morde jede Menge Wut aufbaut, andererseits ist man von der Person des Killers auch auf eine eigenartige Weise äusserst fasziniert. Jedoch ist es ganz eindeutig die Wut, die hier die Uberhand behält und die sich auch bei den ermittelnden Beamten einstellt, die scheinbar keine echten beweise aufbringen können, um den wie wahnsinnig agierenden Killer zu stoppen. Denn obwohl man in Kreisen der Polizei genau weiss, das Sacchi hinter den Morden steckt kann man seiner nicht habhaft werden, da ihm andere ganoven für die jeweilige Tatzeit immer wieder ein Alibi geben.

Das ist insbesondere Kommissar Grandi (Henry Silva) ein Dorn im Auge, der für die Opfer nichts anderes als Gerechtigkeit will, sich stattdessen aber auch noch von Sacchi verhöhnen lassen muss. Mit Henry Silva hätte man keinen besseren Gegenspieler finden können, der hier also einmal in der Rolle des "Guten" zu sehen ist, kennt man ihn doch aus etlichen anderen Filmen, in denen er ansonsten den Bösewicht darstellt. Lenzi lässt hier trotz aller Action und Tötungsszenen auch genügend Spielraum für den menschlichen Aspekt, der gerade durch Grandi immer wieder ins Spiel gebracht wird. Schockiert einen beim Schauspiel von Milian noch die absolute und sehr glaubhafte Eiseskälte, die er seinem Charakter verleiht, so ist man umso menschlicher berührt über die emotionsgeladene Darstellung Silva's, der dem von ihm dargestellten Charakter des Kommissar's eine äusserst menschliche und fast schon sebsible note verleiht, die den idealen Gegenpart zu dem psychophatische Ganoven darstellt.

Und so entwickelt sich mit der Zeit psychischer Machtkampf der beiden vollkommen unterschiedlichen Männer, bei dem Sacchi anscheinend wirklich die Oberhand gewinnen soll, kann er doch für seine Taten nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Doch "Der Berserker" wäre kein wirklich gelungener Film, wenn Lenzi nicht das gewählte Ende verwendet hätte, bei dem ein Diener des Gesetztes praktisch sein eigenes Leben wegwirft, um die Bevölkerung vor einem Psychophaten zu schützen. Manchen Zuschauern mag der Schluss dieses fantastischen Filmes eventuell etwas zu heroisch erscheinen, vom menschlichen Standpunkt aus ist er allerdings absolut nachzuvollziehen. Zudem ist es der absolut perfekte Schlusspunkt auf eine Geschichte, die in allen Belangen zu überzeugen weiss, weshalb dieser Film auch sicherlich zu den absoluten Perlen des italienischen Kinos zu zählen ist. "Der Berserker" ist meiner persönlichen Meinung nach einer der allerbesten (wenn nicht sogar der beste) Filme von Umberto Lenzi, zudem rockt dieses Werk wirklich ohne Ende und bietet dabei ganzzeitig erstklassige und temporeiche Action/Thriller Kost, die selbst nach weit über dreissig Jahren nichts von ihrem reiz verloren hat.


Fazit:


Eine actiongeladene-und extrem temporeiche Geschichte, eine wirklich überzeugend agierende Darsteller-Riege und ein alles überragender Tomas Milian ergeben ein gesamtpaket, das man im Endeffekt nur als nahezu perfekt bezeichnen kann. Dabei löst der Film gleichzeitig eine ungeheure Faszination wie auch eine Art Schock-Starre beim Zuschauer aus, der kaum glauben kann mit welcher Emotionslosigkeit und totalen Kälte die Hauptfigur hier zur Sache geht. Wer diesen genialen Film noch nicht gesehen hat, sollte diesen Zustand schnellstens ändern, denn hier geht die Post ab. Action, bis der Notarzt kommt und ein Tomas Milian, der die Bude rockt, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht.


9/10
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Spookies - Die Killermonster
(Spookies)
mit Felix Ward, Maria Pechukas, Dan Scott, Alec Nemser, A.J Lowenthal, Pat Wesley Bryan, Peter Dain, Nick Gionta, Lisa Friede, Joan Ellen Delaney, Peter Iasillo Jr., Kim Merrill, Charlotte Seeley, Anthony Valbirg, Soo Paek
Regie: Genie Joseph / Thomas Doran / Brendan Faulkner
Drehbuch: Ann Burgund / Thomas Doran
Kamera: Robert Chappell / Ken Kelsch
Musik: James Calabrese / Kenneth Higgins
Ungeprüft
USA / 1986

Eine Gruppe junger Leute gerät eines Nachts auf der Suche nach Spaß in ein Anwesen inmitten eines Friedhofs. Der dort hausende Magier Keron sieht in ihnen die Gelegenheit, durch Menschenopfer seine tote Geliebte zu neuem Leben zu erwecken. Mittels eines Oujia-Bretts beschwört er Monster und Zombies herauf, die das Haus für die ahnungslosen jungen Leute zu einer Todesfalle werden lassen und aus der es kein Entrinnen gibt...


Schon aufgrund der knappen Inhaltsangabe wird ziemlich schnell deutlich, das man diesen Horrorfilm nicht unbedingt nach der inhaltlichen Substanz seiner Geschichte bewerten sollte, eröffnet sich dem Zuschauer doch maximal eine dünne Rahmenhandlung, die zudem noch teilweise leicht unstrukturiert erscheint. Dennoch ist "Spookies" ein durchaus sehenswerter 80er Jahre Horrorfilm, der kurzweilige und streckenweise herrlich trashige Horror-Unterhaltung bietet, die in Grundzügen doch Anlehnungen an die "Night of the Demons" Trilogie erkennen lässt. Man sollte also keinen vollkommen ernsten Genre-Vertreter erwarten, sondern vielmehr einen Film, der seinen ganz eigenen Charme verbreitet und durch eine streckenweise recht ordentliche Atmosphäre punkten kann, die durchaus ein ordentliches Grusel-Feeling verbreiten kann, an dem man als Genre-Freund seine Freude hat.

Sicherlich ist die Altersfreigabe gerade aus heutiger Sicht vollkommen überzogen, denn eine 16er Freigabe hätte vollkommen ausgereicht, bekommt man doch keine wirklichen Härten geschweige denn übermäßig Blut zu sehen. Dafür gibt es allerdings einige recht nette SFX geboten und auch die Masken der Monster können sich allemal sehen lassen. Allerdings sollte man dabei anmerken, das insbesondere die Masken einen eher naiven Charme beinhalten, als das sie dem Betrachter das Fürchten lehren würden. Ebenso verhält es sich mit den beinhalteten etwas härteren Passagen, die dem Gesamtbild zwar sehr gut zu Gesicht stehen, aber keinesfalls in die Kategorie "übermäßig brutal" einzuordnen sind. Trotzdem kommt man als Horror-Fan jederzeit auf seine Kosten und kann sich köstlich über das phasenweise recht unstrukturierte Geschehen amüsieren, denn das wilde Treiben beinhaltet auf jeden Fall einen hohen Unterhaltungswert, der in jeder Passage des Filmes zum Ausdruck kommt.

Lediglich ein wirklich straffer Spannungsbogen will sich zu keiner Zeit aufbauen, denn dafür sind die Ereignisse viel zu vorhersehbar. Das macht aber im Prinzip überhaupt nichts aus, denn der Spaß an dieser urigen Geschichte wird dadurch in keinster Weise beeinträchtigt. Umso mehr kann man sich dafür an einem äusserst dichten-und streckenweise sogar gruseligen Ambiente erfreuen, das von der Szenerie ausgeht. Die riesige Villa, in der sich das ganze Treiben abspielt, ist hierbei der ideale Schauplatz für eine gepflegte Grusel-Atmosphäre, die auch in weiten Teilen der Geschichte vorhanden ist und so für die genau richtige Stimmung sorgt. Und dann sind da letztendlich auch noch die Schauspieler, die zwar nicht unbedingt durch gute Leistungen auffallen, dafür aber für die nötige Portion Humor sorgen, auch wenn dieser größtenteils eher von der ungewollten Sorte ist. Die teils vollkommen sinnlosen Dialoge und die schon hanebüchenen Verhaltensweisen verleihen dem Ganzen einen so herrlich trashigen Anstrich, das es schon eine wahre Freude ist.

Man sieht also, das man bei "Spookies" nicht unbedingt die höchsten Ansprüche an eine intelligente Story oder richtig gute Darsteller stellen sollte, denn hier handelt es sich ganz eindeutig um einen Film, bei dem der pure Unterhaltungswert im Vordergrund steht. Und dieser ist bei etlichen ziemlich offensichtlichen Defiziten äusserst hoch angesiedelt, so das man auf jeden Fall auf seine Kosten kommt. Fragen nach Logik und einer intelligenten Geschichte sollte man lieber nicht stellen, da diese unbeantwortet blieben. Letztendlich kann man "Spookies - Die Killermonster" als sehr unterhaltsamen 80er Jahre Horror-Flick ansehen, der allemal sehenswert ist und ganzzeitig nette Horrorkost bietet, an die man jedoch keine zu großen Erwartungen knüpfen sollte.


Fazit:


"Spookies" ist ein herrlich atmosphärischer Vertreter der 80er Jahre, der seinen ganz eigenen Charme versprüht. Eine eher dürftige Rahmenhandlung und austauschbare Charaktere sollten kein Hinderungsgrund sein, sich diesen Film einmal anzuschauen. Mit der richtigen Erwartungshaltung wird man hier mit einem köstlichen und unfreiwillig komischen Horror-Spaß konfrontiert, der mich persönlich jedenfalls begeistert hat, so das ich auf jeden Fall eine Empfehlung aussprechen kann.


7/10
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horror1966
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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

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Die unglaubliche Geschichte des Mr. C
(The Incredible Shrinking Man)
mit Grant Williams, Randy Stuart, April Kent, Paul Langton, Raymond Bailey, William Schallert, Frank J. Scannell, Helene Marshall, Diana Darrin, Billy Curtis
Regie: Jack Arnold
Drehbuch: Richard Matheson
Kamera: Ellis W. Carter
Musik: Irving Gertz / Earl E. Lawrence / Hans J. Salter / Herman Stein
FSK 12
USA / 1957

Während eines Booturlaubes gerät Scott Carey in radioaktiven Nebel. Plötzlich beginnt er zu schrumpfen: seine Kleider werden ihm zu groß und eine Puppenstube wird sein neuer Wohnsitz. Auf die Größe eines Streichholzes zusammengeschrumpft flieht er vor der Hauskatze in den Keller. Während die Welt denkt, Scott wäre tot, beginnt für ihn in seinem Mikrokosmos der Überlebenskampf gegen Wassertropfen, Abwasserströme und Ungeziefer.


Diesen auf einem Roman von Richard Matheson basierenden Film kann man wohl getrost als absoluten Klassiker des Phantastischen Films bezeichnen, der auch nach mittlerweile über einem halben Jahrhundert nichts von seinem Reiz und der von ihm ausgehenden Faszination verloren hat. Hat Regisseur Jack Arnold doch schon 2 Jahre zuvor mit seinem Tierhorror-Klassiker "Tarantula" ein kleines Meisterwerk geschaffen, so steht auch in vorliegendem Werk die amerikanische Paranoia der damaligen Zeit im Vordergrund, die sich ganz eindeutig in der Angst vor einer unbekannten und nicht erklärbaren Bedrohung äussert, die man sich keinesfalls erklären kann. Und so wird auch hier mit den ureigensten Ängsten des Zuschauers gespielt, der sich mit einer unbekannten Bedrohung auseinandersetzen muss, die auch während der Geschichte nicht logisch erklärt werden kann, so das eine mögliche Ursache für das in dieser Geschichte dargestellte Phänomen eher im Dunkeln bleibt und nur ein dürftiger Verdacht geäussert wird.

Man kann sich sehr gut vorstellen, das dieser Film insbesondere in der damaligen Zeit auch bei vielen Menschen durchaus ein äusserst unbehagliches Gefühl ausgelöst hat, was durch die in der Story dargestellte Hilflosigkeit der Mediziner noch zusätzlich untermauert wird. Denn auch wenn der vorliegende Fall vielmehr in den SCI/FI Bereich hineingehört, stellt man sich ganz unweigerlich die Frage, wie man ganz generell gegen einen Zustand angehen soll, der einen nicht nur unvorbereitet trifft, sondern gleichzeitig nicht erklärbar geschweige denn umzukehren ist? Hier gelangt man dann wieder bei den eigenen Ängsten vor dem Unbekannten an, die wohl so ziemlich jeder Mensch in sich trägt und die hier ganz hervorragend in Szene gesetzt wurden. Zudem wurde in vorliegender Geschichte mit einer für die damaligen Verhältnisse erstklassigen Tricktechnik gearbeitet, die selbstverständlich erst so richtig zur Geltung kommt, als der betroffene Scott Carey (Grant Williams) extrem geschrumpft ist und sich mit Gefahren auseinandersetzen muss, die ihm noch vor einiger Zeit höchstens ein Schmunzeln abgerungen hätten. Eine Tarantel scheint beispielsweise ein schier übermächtiger Gegner zu sein, gegen den er anscheinend auf verlorenem Posten steht. Und so ist dann auch der Kampf zwischen den beiden vollkommen unterschiedlichen Gegnern einer der absoluten Höhepunkte der Geschichte und das auch noch vor dem Hintergrund, das man hier mit einem echten Tier gedreht hat.

Doch auch ein auslaufender Wasser-Boiler kann hier zu einer tödlichen Gefahr werden, können die Wassermaßen für einen erwachsenen Menschen lediglich nasse Füße bedeuten, so sind sie für den mittlerweile winzigen Mann wie eine gigantische Flutwelle, die ihn zu ertränken droht. Hier muss man noch einmal auf die damalige Tricktechnik zurückkommen, die dem Zuschauer einen unglaublich authentischen und glaubwürdigen Eindruck vermittelt, der so auch mit einem äusserst straff gezogenem Spannungsbogen einhergeht, der sich durch die Ereignisse ergibt. Ist die erste Filmhälfte noch einigermaßen ruhig gehalten und beschäftigt sich mit dem einsetzenden Schrumpf-Prozess des Mr. C, so ist es insbesondere der zweite Teil des Filmes, in dem es hochgradig spannend zur Sache geht. Der schon längst in einem Puppenhaus lebende Mann wird durch die Attacke der eigenen Hauskatze dazu gezwungen sein haus zu verlassen, wobei er nach einem Angriffsversuch der Katze von der Kellertreppe in einen Karton fällt. Von seiner Ehefrau daraufhin für tot gehalten, beginnt der streckenweise abenteuerliche Überlebenskampf des Mannes, der wirklich absolut fantastisch in Szene gesetzt wurde. Und wie durch ein Wunder meistert er auch sämtliche Gefahren die sich ihm entgegenstellen und entwickelt dabei noch eine vollkommen neue Sicht der Dinge.

Sämtliche Angstgefühle weichen von ihm und nicht nur sein Körper verändert sich immer mehr, auch in seinem Bewustsein entwickelt sich eine absolut neue Sicht der Welt im Allgemeinen, was meiner Meinung nach ein perfekter Abschluß dieses grandiosen Filmes ist, der mit einem teilweise offenen Ende daherkommt, weil genügend Freiraum für die eigene Interpretation des Zuschauers gelassen wird, wie die Geschichte denn weitergehen mag. Kein Happy End und vor allem kein ansonsten oft übliche Hollywood-Schlußakkord, sondern ein äusserst stimmiges Finale, das die Geschichte auch im Kopf des Betrachters nachhaltig festsetzt. Insgesamt gesehen hat Jack Arnold wirklich alles richtig gemacht und mit "Die unglaubliche Geschichte des Mr. C" einen zeitlosen SCI/FI Klassiker geschaffen, den man sich auch in der heutigen Zeit immer wieder sehr gut anschauen kann.


Fazit:


Die Angst vor einer unbekannten und anscheinend nicht zu bekämpfenden Bedrohung ist der zentrale Mittelpunkt dieses Filmes, der insbesondere durch seine spannende Geschichte und seine für damalige Verhältnisse erstklassige Tricktechnik besonders punkten kann. Authentisch und glaubwürdig wird dabei eine wirklich Phantastische Story erzählt, die mit Grant Williams in der Hauptrolle zudem noch absolut perfekt besetzt ist. Durch sein tolles Schauspiel drückt er dem Film auch seinen ganz persönlichen Stempel auf und trägt so nicht gerade unwesentlich zu einem hervorragenden Gesamteindruck bei, den man als Zuschauer von diesem Klassiker einfach gewinnen muss.


9/10
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