bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Top Secret

„Ihre lockere Art, mit Menschen zu sprechen, ist hier fehl am Platze, nüwah?"

Es begann mit „„Kentucky Fried Movie“ (1977)“, zu dem das US-Trio David Zucker, Jim Abrahams und Jerry Zucker (kurz: „ZAZ“) das Drehbuch verfasst hatte, bevor es im Jahre 1980 für den Spoof-Film „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ („Airplane“) in Sachen Regie debütierte. 1982 folgte die Beteiligung am „Die nackte Kanone“-Vorläufer in Serienform, „Police Squad“ alias „Die nackte Pistole“, die es auf sechs Episoden brachte, und 1984 schließlich in US-amerikanisch-britischer Koproduktion die nächste Spoof-Komödie „Top Secret“, die Kriegs-/Söldner-, Surf-, Musical- und vor allem Agentenfilme durch den Kakao zieht.

„Ich bin der Bruder von Heino!“

Nick Rivers (Val Kilmer, „Top Gun“), Star des Surf-Rock’n’Rolls, ist auf der ganzen Welt beliebt. So nimmt er auch nichts Böses ahnend die Einladung an, auf einem Festival in der DDR aufzutreten. Dieses Festival wird jedoch inszeniert, um die Weltöffentlichkeit davon abzulenken, dass die DDR eine Annexion der BRD plant. Der entführte Wissenschaftler Dr. Flammond (Michael Gough, „Die Todeskarten des Dr. Schreck“) soll zu diesem Zwecke im Auftrag der DDR-Führung eine neuartige Waffe, die Polaris-Mine, entwickeln. Nick indes fällt bereits während seiner Anreise unangenehm auf und landet schließlich im selben Gefängnis, in dem auch Dr. Flammond genfangengehalten wird, nachdem er beschloss, dessen Tochter Waltraud (Lucy Gutteridge, „Das Geheimnis der sieben Zifferblätter“) zu helfen. Nun gilt es, schnellstmöglich aus dem Knast zu fliehen, um zusammen mit einer Gruppe Widerstandskämpfer die Verschwörung, der auch Geheimagent Cedric (Omar Sharif, „Doktor Schiwago“) auf der Spur ist, zu vereiteln und Dr. Flammond zu befreien – leichter gesagt als getan, denn es befindet sich ein feindlicher Spion in den Reihen der Widerstandskämpfer…

Val Kilmer schlägt sich in seinem Spielfilmdebüt wacker und singt sogar alle Nick-Rivers-Songs selbst, beginnend mit dem Vorspann mit seinen Surfszenen zur Musik einer an die Beach Boys angelehnten Parodie. Diese wiederum ist Teil einer 50s-Feel-good-musical-movie-Persiflage, der Elvis-Filme im Speziellen sowie der späteren kurzen Surffilmphase. Die Handlung beginnt in der DDR, wo Generäle in SS-Uniformen (!) vor sich hinsächseln. Was hier witzig gemeint sein soll, ist leider vielmehr ein geschichtsvergessener Schlag ins Gesicht aller Antifaschistinnen und Antifaschisten, die nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg in der DDR Zuflucht gefunden und/oder Verantwortung übernommen, die die Kriegsreparationen nach dem faschistischen Vernichtungskrieg gegen die UdSSR ohne jede bundesdeutsche oder westliche Beteiligung geleistet haben, und eine relativierende Gleichsetzung von real existierendem Sozialismus und dem von vornherein auf Genozid und Angriffskrieg ausgerichteten NS-Faschismus, der letztlich nur dem Kapitalismus und rechten Ideologien nützt. Mancher mag darin wohlwollend eine Verballhornung antikommunistischer US-Kriegs- und Agentenfilme und deren naive bis propagandistische Reproduktion eines arg vereinfachten Weltbilds erkennen, mir will dies jedoch nicht gelingen. Für mich ist das kein Griff ins Klo, sondern eine Arschbombe in die Jauchegrube, die den gesamten Film deutlich abwertet.

In der Originalfassung sollen die Dialoge etliche Spitzen gegen und Bezüge auf die NS-Diktatur aufweisen, die die deutsche Synchronfassung aus kommerziellen Gründen durch zahlreiche Anspielungen auf die reale DDR inklusive der sächsischen Akzente ausgetauscht habe. Eine klassische Verschlimmbesserung? Generell sei die deutsche Sprachfassung stark modifiziert worden. So hieß Waltraud im Original Hillary und war die DDR-Nationalhymne nicht „Prinz Eugen, der edle Ritter“, sondern „Heil, heil, Ostdeutschland“ zur Marschmelodie der ehemaligen Schule der Zuckers, die textlich den sog. Todesstreifen thematisierte. Hier wurde der politische Gehalt also wiederum abgeschwächt. Dass diverse Gags nicht unmittelbar zu übersetzen sind, ist hingegen normal – nur hätte man es womöglich besser dabei belassen sollen, nur in diesen Fällen ändernd einzugreifen.

Zurück zur Handlung: Auf seiner Bahnreise begegnet Nick sogar einem sächselnden schwarzen Schaffner, was in seinem aus Kontrast aus vermeintlicher Exotik und urdeutscher Traditionspflege tatsächlich lustig ist. Ein Höhepunkt des Films ist indes die Plansequenz, in der Nick und Waltraud die schwedische Buchhandlung betreten, in der niemand Geringerer als der ehrwürdige Peter Cushing den Buchhändler mimt. Diese Sequenz, offenbar eine Referenz auf die dänische Buchhandlung im Hitchcock-Klassiker „Der zerrissene Vorhang“, wurde für den heutzutage relativ simpel anmutenden Effekt, Bücher passgenau in enge Regallücken zu werfen, vollständig rückwärts gedreht und dem Ensemble somit einiges abverlangt. Spaßig ist’s auch, wenn aus einer topographischen Animation ein Pacman-Spiel wird, eigentlich bereits vollkommen unpassende Tanzszenen vollends ad absurdum geführt werden und Nick auf einer stocksteifen Veranstaltung „Tutti Frutti“ singt. Ausgedehnter Live-Auftritte und Gesangseinlagen Nicks (oder auch mal eines Pferds…) sind nett, riechen (bzw. klingen) aber etwas nach Laufzeitschinderei. Schon besser ist da die Rückblende in Waltrauds Jugend, die Parodie auf „Die blaue Lagune“.

Der Running Gag um den „Anal-Intruder“, ein plötzlich auftauchendes Sexspielzeug, ist pubertär, anderes ähnlich obszön, und generell herrscht irgendwann permanenter Flachwitzalarm, wenngleich die Gag-Frequenz gegenüber „Airplane“ reduziert wurde. Zwar verstecken sich wieder einige als Details im Hintergrund und auch die stets überraschenden visuellen Gags (z.B. Cushings Auge) können sich sprichwörtlich sehen lassen, insgesamt wirkt „Top Secret“ aber über weite Strecken wie der Versuch einer Adaption des „Airplane“-Konzepts bei gleichzeitiger Reduktion der Anzahl und der Qualität der Gags, was man nicht mit der – ähnlich wie bei „Airplane“ – völlig egalen Gaga-Handlung, die nun einmal keiner wirklichen Dramaturgie folgt, kompensieren konnte. Sharifs und Cushings Gastauftritte sind schön skurril, aber Genrefilm-Veteran Michael Gough ist weitestgehend verschenkt. Aus der Figur Nicks, die als ungebildeter und oberflächlicher Gesangsbarde in hochpolitische Vorgänge verwickelt wird, hätte man wesentlich mehr machen können. Immerhin bekommt Ronald Reagan am Ende auch noch einen eingeschenkt – was Kilmer aber auch nicht davon abhielt, sich bei nächstbester Gelegenheit am gänzlich unsatirischen US-Militär-Propagandafilm „Top Gun“ zu beteiligen…
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Tatort: Kressin und die zwei Damen aus Jade

Mord am Fließband

„Ich spiele mit zwei Damen…“

Mit dem am 8. Juli 1973 erstausgestrahlten siebten Fall des Kölner Zollfahnders Kressin (Sieghardt Rupp) endete dessen Ära innerhalb der öffentlich-rechtlichen Krimireihe „Tatort“. Inszeniert wurde die Episode „Kressin und die zwei Damen aus Jade“ von Rolf von Sydow, der bereits die Regie bei Kressins drittem Fall „Kressin stoppt den Nordexpress“ übernommen hatte. Das Drehbuch stammt von Karl Heinz Willschrei, der damit beim „Tatort“ debütierte und bis 1985 acht weitere Male als Autor dieser Reihe in Erscheinung treten sollte.

„Kressin, treiben Sie’s nicht auf die Spitze!“

Zollfahnder Kressin befindet sich gerade auf dem Rückflug aus Istanbul, als er kurz vor der Landung in Düsseldorf mit seiner Sitznachbarin, der Asiatin Lyn (Francesca Tu, „Ich, Dr. Fu Man Chu“), vorsichtig zu flirten beginnt. An der Gepäckausgabe wird plötzlich anstelle eines Koffers die Leiche Ulf Benders (Hans Hass jr., „Jungfrauen-Report“) auf dem Fließband transportiert, der sich ebenfalls im Flugzeug befand. Noch im Gepäckbereich gerät Kressin mit Kommissar Pertram (Norbert Hansing, „Die rote Kapelle“) aneinander, Kompetenzgerangel ist die Folge. Kressin schleust Lyn kurzerhand am Zoll vorbei und möchte mit ihr in der Flughafenbar einen trinken gehen, doch plötzlich ist sie verschwunden. Ihren Koffer hat sie mitgenommen, ihre Handtasche jedoch zurückgelassen. Dafür lernt er kurz darauf Mona Capell (Krista Keller, „Bedenkzeit“) kennen, Benders ehemalige Geliebte. Er bringt sie nach Hause, wo sie ihn noch zu bleiben bittet, doch da platzt Pertram dazwischen. In Lyns Tasche findet Kressin zwei wertvolle Schachfiguren – zwei Damen aus Jade –, bei denen es sich um begehrte Antiquitäten handelt.

Seine Ermittlungen führen ihn ins Schach-Café Elite, in dem Bender mit seinen Kommiliton(inn)en regelmäßig dem Spiel der Könige frönte. Dort lernt er Axel (Matthias Ponnier, „Der Katzensteg“) und Christina (Ilona Grübel, „Peter und Sabine“) kennen, die jedoch nicht sonderlich auskunftsfreudig sind. Als er Mona wiedertrifft, kommt eine mittels Codewort gesicherte Schmuckkassette ins Spiel, ferner ein verdächtiger Pfandleiher (Gert Haucke), ganz zu schweigen von Schmuggelverdacht, Auslandsgoldhandel und Kressins Erzrivale Sievers (Ivan Desny)…

„Eine Pistole wird erst dann gefährlich, wenn ein Mörder sie in der Hand hält!“

Die zwei Damen ziehen sich wie ein roter Faden durch den Film: Lyn und Mona, die beiden Schachfiguren und… das soll nicht verraten werden, jedenfalls wurden dem Toten letztlich zwei Damen zum Verhängnis. Dass die beiden titelgebenden Schachfiguren also zugleich eine Art Metapher für die Geschehnisse in Kressins Schwanengesang sind, ist ein schöner, beinahe poetischer Kniff. Auch Kressins Gekabbel mit Kommissar Pertram machen Spaß. Eigentlich war Kressin jedoch als beschwingter, frecher Frauenheld im „Tatort“ angetreten, um es mit den Moralvorstellungen des spießigen Teils des Publikums aufzunehmen. Dieses Konzept schien sich in der vierten Episode abzunutzen, in der fünften wurde es bereits weitestgehend aufgegeben und in der sechsten, einem experimentellen „Tatort“-Beitrag, spielte Kressin lediglich eine untergeordnete Rolle. Für seinen letzten Auftritt schien man sich einerseits zurückzubesinnen, andererseits aber nicht zum ursprünglichen Konzept zurückkehren zu wollen (oder zu können?).

Dies äußert sich in einem Kressin, der weiterhin will, aber nicht mehr kann. Er sucht wieder ständig den Flirt mit Frauen, doch bei Mona platzt Pertram dazwischen, bei Lyn deren Lebensgefährte und Christina, die er ebenfalls allein bei ihr zu Hause trifft, zeigt gar nicht erst auch nur das geringste Interesse an ihm – im Gegenteil, ihre Abneigung sagt sie ihm offen ins Gesicht. Das ist ein durchaus reizvolles Spiel mit Kressins Rollenstereotyp, hat jedoch nicht nur einen gegen null tendierenden Sexyness-Faktor zu Folge, sondern auch einen zunehmend nachdenklich, gar müde wirkenden Kressin. Der studentischen Schach-Boheme im so treffend benannten Elite-Café hat er kaum noch etwas entgegenzusetzen und selbst Antagonist Sievers scheint mittlerweile eine legale Nische gefunden zu haben. So tappt er in einem komplexen Fall viel auf der Stelle, den er jedoch auch in aller Gemütlichkeit angeht, was der Dramaturgie nicht unbedingt zugutekommt. Dafür geben sich neben seinem Vorgesetzten, dem namenlosen Zollrat (Hermann Lenschau), mit den Saarbrücker Kommissaren Liersdahl (Dieter Eppler) und Schäfermann (Manfred Heidmann) noch einmal stadtfremde „Tatort“-Kollegen ein Stelldichein, während Kressin jedes Likör- oder Schnäpschen mitnimmt, das er kriegen kann. Wer will es ihm verdenken?

Der eigentliche Fall verquickt auf nicht uninteressante Weise Schachkultur mit etwas Fernost-Exotik und verschiedenen Geschäftsmodellen, die bezeichnenderweise alle halbseiden anmuten und schwer nach Illegalität müffeln, sich letztlich jedoch, so viel sei verraten, als rote Heringe entpuppen. Je nach Interessensgebiet wird das für den einen Teil der Zuschauerschaft aufschlussreicher und spannender als für den anderen sein, ich zumindest habe insbesondere die Ausführungen zum Goldhandel im Spannungsgeld der Systeme als erhellend empfunden. Die Auflösung des Falls schließlich findet leider ausschließlich in Dialogform statt, womit der damals originellste „Tatort“-Ast dann doch reichlich unspektakulär endet. Interessant zu wissen wäre, inwieweit die Modifikationen, die die Kressin-Episoden innerhalb von nur zwei Jahren erfuhren, auf einen sich verändernden Zeitgeist, eine Art Ernüchterung nach der sexuellen Revolution beispielsweise, zurückzuführen waren oder ob andere und wenn ja, welche Faktoren eine Rolle spielten.
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Sexarbeiterin

„Ja, ich mach‘ gerne Analmassagen!“

Der deutsche Schriftsteller und Filmemacher Sobo Swobodnik („BErliN - Aus diesem Trallala kommst du nicht raus“) trat mit seinem im Jahre 2016 veröffentlichten Dokumentarfilm „Sexarbeiterin“ an, die Berliner Sexarbeiterin Lena Morgenroth in ihren Selbstverständnis sowohl bei ihrer Arbeit als auch in ihrem Alltag zu dokumentieren und ihre Tätigkeit damit zu entmystifizieren. Der mittels Crowdfunding finanzierte 97-minütige Film ist komplett in Schwarzweiß gehalten und wurde in fünf Akte unterteilt.

Der Prolog zeigt eine Kundin Morgenroths, die von ihr gerade per Hand zum Orgasmus gebracht wird. Zum von einer Interpretin namens Ines gesungenen Titellied, an dessen Text Morgenroth mitgeschrieben hat, zeigt der Film stilisierte Einzelszenen, teils in Zeitlupe, aus Morgenroths normalem Alltag und ihrem Beruf. Der erste Akt geht von einem aus dem Off ertönenden Radiobeitrag über zu einem Radiogespräch Morgenroths im Studio, bei dem sie ganz offen über ihre Arbeit plaudert und damit, ob bewusst oder unbewusst, für Akzeptanz wirbt. Als Vorstandsmitglied des Berufs¬ver¬bands erotische und sexuelle Dienst¬leis¬tungen wird sie indes ihre Interessen vertreten, auch ein Stück weit Lobbyarbeit betreiben. Der Kamera zeigt sie sich nackt im Badezimmer bei der Hygiene, beim Frühstück und beim Lesen. Ihr Arbeitstag beginnt, indem sie mit Interessent(inn)en telefoniert. Bereitwillig beantwortet sie Fragen, ob am Telefon, beim vorbereitenden Gespräch mit einer sich ebenfalls ganz offen gebenden Kundin oder im Rahmen des Films (bei dem die fragende Person unsichtbar bleibt, auch auf jegliche Kommentierung wird verzichtet). Bei der Ausübung einer erotischen Massage ist die Kamera dann ebenso selbstverständlich wieder dabei wie bei Morgenroths Gang zum Bahnhof und beim Tippen auf ihrem Notebook während ihrer Fahrt auf einen Sexkongress. Erneut erklingt das Titellied, das sporadisch immer wieder zu hören sein wird.

Akt 2: Morgenroth sortiert Akten und liest aus ihren angefertigten Kundenprofilen vor, bevor sie ihren Arbeitsplatz vorbereitet und ihren Auftrag an einer Frau ausführt. Anschließend Radio, Alltag, der nächste Job. Ihre Lebensgefährtin taucht vermehrt in den Alltagsbildern auf, zunächst ohne vorgestellt zu werden. Der nächste Schnitt führt zum Verbandskongress der Sexarbeiterinnen, bevor sie beim Klettersport gefilmt wird. Während man noch sinnieren mag, welchen Sinn diese Aufteilung in Akte wohl haben mag, wenn die Chronologie offenbar ohnehin aufgebrochen und zerteilt wurde, beginnt auch schon Akt 3: Am Rathaus Schöneberg steigt Morgenroth in eine S-Bahn und telefoniert amüsanterweise wenig diskret mitten in der Bahn mit einer Interessentin oder einem Interessenten. Der Film verfolgt sein Konzept recht stringent und überraschungsarm weiter, wird bei einer Analmassage in seinen Bildern jedoch etwas expliziter. Der vierte Akt kontrastiert diese Szene damit, wie Morgenroth mit ihrer Familie bei Kaffee und Kuchen zusammensitzt. Es kommt zur Sprache, wie ihre Familie auf ihren Beruf reagiert habe. Eine Radiosendung enthält Morgenroths Statements zum Themenkomplex Sexarbeit, der ihre Position verdeutlicht. U.a. erzählt sie von ihrer Beteiligung an einer Protestaktion gegen ein Anti-Sexarbeitsbuch der pornografie- und prostitutionsfeindlichen Feministin Alice Schwarzer. Akt 4 endet mit Morgenroth bei BDSM-Spielen mit ihrer Lebensgefährtin.

Im finalen Akt wird ihre Liebesbeziehung im Radio thematisiert, erhält sie eine Möbellieferung, führt sie an einem Kunden einen Handjob in Kombination mit Lustgewinn durch heißes Kerzenwachs durch, sucht sie einen geeigneten Raum und fingert sie eine weitere Kundin, bevor erstmals Sängerin Ines gezeigt wird, die zum letzten Mal ihr Lied singt.

Ein Vorstandsmitglied organisierter Sexarbeiterinnen in bedeutungsschwangerem Schwarzweiß und mittels weiterer Stilmittel ästhetisch aufgepeppt zu zeigen, wie sie scheinbar selbstverständlich erotische und sexuelle Dienstleistungen in ihren Alltag integriert und damit ihren Lebensunterhalt bestreitet, hat beinahe mehr von einem Werbefilm denn von einer nüchternen Dokumentation. Morgenroth geht es um Entmystifizierung und Entstigmatisierung, Swobodnik bietet ihr eine Bühne. Diese füllt Morgenroth, die, wie wir erfahren, mit ihren sexuellen Neigungen und partnerschaftlichen Vorlieben ohnehin nie in ein konservativ-kleinbürgerliche Welt- und Menschenbilder passte, mit Leichtigkeit aus – Offenheit und körperlicher Exhibitionismus scheinen ihr in die Wiege gelegt. Jedoch muss sie sich auch keinerlei allzu neugierigen oder gar kritischen Fragen stellen. Weshalb sie zwar alle erdenklichen sexuellen Dienstleistungen, jedoch keinen Geschlechtsverkehr inklusive Penetration anbietet, wie es jedoch die allermeisten Sexarbeiterinnen und -arbeiter tun, kommt ebenso wenig zur Sprache wie etwaige Schattenseiten des Berufs, eigene negative Erfahrungen, die es schließlich auch geben muss, oder schlicht irgendetwas, woran sich bei der Diskussion um Sexarbeit anknüpfen ließe oder was Unbedarften vermitteln könnte, weshalb es sich um keinen klassischen Ausbildungsberuf handelt. Morgenroth scheint stets die Kontrolle über das von ihr vermittelte Bild zu behalten, und dieses bleibt für ein wirkliches Porträt viel zu glatt.

Diese Kontrolle scheint Morgenroth auch stets bei der überaus selbstbewussten Ausübung ihres Berufs innezuhaben, was einer der Schlüssel dafür sein dürfte, diese Art von körpernaher Dienstleistung bzw. Prostitution – sprich: Sexarbeit – als emanzipatorischen, selbstbestimmten Akt zu begreifen, für den dieser Film als Plädoyer betrachtet werden kann. „Sexarbeiterin“ zeigt einen Gegenentwurf zur amoralischen, weil mit Menschenhandel, Ausbeutung und/oder menschlichem Elend verbundenen Seite des Geschäfts. Diese wird zwar nicht verleugnet, andererseits aber auch gar nicht erst erwähnt. Damit ist dieser Film ein Diskussionsbeitrag, jedoch keine Diskussion selbst. Als solcher bietet er einen interessanten Blick hinter die Kulissen, zeigt eine lebenslustige junge Frau mit einem alternativen Lebensentwurf, der für sie aufzugehen scheint, und vermittelt ein anzustrebendes Idealbild von Sexarbeit, über dessen Verbreitungsgrad man leider nichts erfährt. Für wie viel Prozent der Sexarbeiterinnen und -arbeiter es als exemplarisch betrachtet werden kann, bleibt im Dunkeln.

All das hätte der Film allerdings auch ohne künstlerisch ambitionierte Pretiosen und in zwei Drittel oder gar der Hälfte der Zeit geschafft, und hätte dann weniger eitel und selbstverliebt gewirkt. Denn für 97 Minuten gibt Morgenroth letztlich aller Freizügigkeit zum Trotz zu wenig von sich preis – da ist sie ganz der Profi, der sie wahrscheinlich auch bei der Ausübung ihres Berufs sein muss. Fokussiert sich ein Film jedoch derart lang auf eine Einzelperson, möchte man sie doch aber auch mit ihren Ambivalenzen, Widersprüchen und Brüchen kennenlernen, nicht nur als Aushängeschild eines sicherlich in der jetzigen Form viel zu undifferenziert stigmatisierten Berufsstands.
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Macho Man

„Alles klar, Keule?“

„Macho Man“ ist ein Unikum: Der bis zu seiner Fortsetzung aus dem Jahre 2017 einzige je in Nürnberg gedrehte Actionfilm! Zudem der letzte von nur zwei Filmen Alexander Titus Bendas (Produktion, Regie, Drehbuch). Ein echter Kampfsport-Klopper, eine Antwort auf das US-Action-Kino der 1980er sollte der 1985 veröffentlichte Kinofilm um Box-Europameister René Weller und den späteren deutschen Kickboxmeister Peter Althof werden.

„Das geht nur, indem wir sie zusammenschlagen!“

Wenig skrupelbehaftete Heroin-Dealer wollen die junge, attraktive Sandra (Bea Fiedler, „Sunshine Reggae auf Ibiza“) mit einer Gratisinjektion anfixen, doch Boxer Dany Wagner (René Weller) macht ihnen einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Auch einen Banküberfall weiß Dany zusammen mit seinem Freund, dem Karateka Andreas (Peter Althof), zu vereiteln. Dummerweise verknallen sich beide in Sandra. Ein Duell – Boxen versus Karate – wird anberaumt, der Sieger soll das Girl bekommen. Doch ehe man sich versieht, hat Andreas nur noch Augen für Lisa (Jacqueline Elber, „Schulmädchen ‘84“), seine neue Karateschülerin aus Düsseldorf. Ihre geballten Kampfkünste müssen Dany und Andreas schließlich nicht gegeneinander, sondern erneut gegen die Heroin-Dealer einsetzen, die sowohl Sandra als auch Lisa entführt haben. Werden Dany und Andreas ihre Freundinnen befreien und Recht und Ordnung in Nürnberg wiederherstellen können?

Der von Althofs Vater finanzierte Film wurde weitestgehend mit Laiendarstellerinnen und -darstellern gedreht, lediglich Bea Fiedler und Jacqueline Elber konnten bereits Schauspielerfahrung vorweisen. Mit einem Boxkampf Wellers bzw. Danys geht man gleich in medias res und zeigt viel Konzentration auf die Beinarbeit. Die Synthie-Titelmelodie erklingt, anschließend rettet Weller Sandra vor den Dealern. Andreas ist Karatelehrer und holt neue Schülerinnen höchstpersönlich ab, gerät jedoch in besagten Banküberfall. Auf einen Zusammenschnitt von Karate-Trainingsszenen folgt ein Rettungswageneinsatz – wegen eines eingeklemmten Nervs!? Sandras Freundin Sylvia wird tot in ihrer Wohnung aufgefunden, was Sandra aber nicht sonderlich nahezugehen scheint – sie geht erst mal zum Boxen und anschließend feiern. Die wieder und wieder eingestreuten, ausufernden Boxkampfszenen wirken bald ermüdend. Auch für die Schleichwerbung für ein idiotisches Nürnberger „Auto-Centrum“ geht eine ganze Sequenz drauf. Darüber hinaus haben es offenbar Tanzszenen aus der örtlichen Zappelbude dem Regisseur angetan, kurioserweise inklusive Breakdance-Einlagen Captain Hollywoods! Nicht nur im direkten Vergleich macht Weller da keine gute Figur, wenn er im Overall stocksteif mit der lüsternen Sandra die Hüften, nun ja, „schwingt“ wäre geprahlt. Wie war das mit der Beinarbeit…? Immerhin zollt man dem damals noch nicht sonderlich populären Breakdance Anerkennung.

Andreas und Dany legen ihre jeweiligen Liebschaften flach, von denen sich Sandra am Morgen danach der Kamera auch nackt präsentiert. Die Vorbereitungen aufs Duell werden mittels weiterer Trainingsszenen veranschaulicht, erstaunlicherweise kann sich Andreas sogar selbst in die Fresse treten. Wichtiger als die eigentlich längst beigelegte Privatfehde ist nun die Zerschlagung des Drogenkartells. Der großangelegte Kampf im Ring wird unterbrochen, um die Dealer in einer Kneipe aufzumischen. Die Folge sind die ersten wirklichen Actionszenen des Films, anzusiedeln irgendwo zwischen durchaus beeindruckender Kampfsportathletik und Diskont-Choreographien mit Statisten. Nach getaner Arbeit plant man einen gemeinsamen Urlaub zu viert, doch zu früh gefreut: Während eines Einkaufsbummels werden die Mädels von den Gangstern entführt. Nachdem bisher sämtliche Innenaufnahmen von Wohnungen superspießiges Interieur zutage förderten, wartet das Bandenversteckt, in dem der finale Fight stattfindet, mit interessanten Details auf: Judas Priest- und Kool-and-The-Gang-Poster sowie Sex-Pistols- und LSD-Graffiti an den Wänden. Schurkisch!

„Macho Man“ mit seinem überdurchschnittlich hohen Schnauzbartaufkommen floppte an den Kinokassen kolossal: Laut Filmförderungsanstalt lockte man nicht einmal 10.000 Besucher(innen) in die Säle. Das sieht heutzutage anders aus: Neben der Kaiserburg und den Lebkuchen ist „Macho Man“ der ganze Stolz Nürnbergs, den man einmal jährlich im Freiluftkino präsentiert. Der Grund ist ein ganz einfacher: „Macho Man“ ist filmisch derart verunfallt, dass zuzusehen schon wieder Spaß macht. In den Kampfszenen finden sich immerhin einige dramatisierende Zeitlupen (u.a. ausgerechnet als Dany ungeahndete Kehlkopfschläge anbringt), ansonsten ist das alles inszenatorisch größtenteils mau, mitunter gar auf Amateur-Niveau. Die Dramaturgie ist ziemlicher Murks, die vielen Füllszenen ein kreatives Armutszeugnis. Die Nachsynchro mit anderen Sprecherinnen und Sprechern ist nicht wirklich lippensynchron, obwohl beide Sprachen Deutsch waren… Die schauspielerischen Leistungen sind unter aller Sau, die Darsteller aberwitzig anzuschauen (Miniplis und Rotzbremsen = typisch deutsche ‘80er-Jahre-Prolls mit Schlageraffinität, ein Doktor mit Helmfrisur wiederum hat schon fast etwas Gruseliges) und der Storyaufhänger – Anti-Drogen, Pro-Selbstjustiz – ist nicht nur ein mieses Plagiat reaktionärer US-Action, sondern angesichts Wellers späterer Strafakte geradezu heuchlerisch.

Vor Wellers sportlichen Leistungen habe ich Respekt; davor, dass er sich zum Schauspieler berufen fühlte, vor diesem Film und vor der damit einhergehenden Selbstüberschätzung nicht. So ganz war Weller dann zumindest später anscheinend auch nicht mehr von „Macho Man“ überzeugt: 1991 erwirkte er, dass alle Sexszenen mit ihm herausgeschnitten werden mussten. Als ob die das Problem gewesen wären…
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Tatort: Kurzschluß

„Ich kann hellsehen!“

Für den fünften „Tatort“-Fall des Kieler Kriminalhauptkommissars Finke (Klaus Schwarzkopf) setzte man weiterhin aufs bewährte Team aus Herbert Lichtenfeld (Drehbuch) und Wolfgang Petersen (Drehbuch, Regie). „Kurzschluß“ wurde im Frühjahr 1975 gedreht und am 7. Dezember desselben Jahres erstausgestrahlt.

„Nein… das heißt… Ja.“

Die Kleinstadt Linden in Ostholstein im April 1975: Pit Kallweit (Dieter Laser, Die letzten Ferien“) zieht sich eine Strumpfmaske über und überfällt eine Filiale der Nordbank. Die Angestellten betäubt er mit Chloroform. Bei der anschließenden Flucht bleibt er jedoch mit seinem VW Käfer wegen eines Benzinleitungsdefekts liegen. Kurzentschlossen kapert er ein anderes Auto samt Fahrer: Mit vorgehaltener Waffe zwingt er den Handelsvertreter Karl Höllbrock (Georg Lehn, „Die Brücke“) zu waghalsigen Manövern, was der Polizei nicht entgeht: Holger Freidahl (Günter Lamprecht, „Tatort: Taxi nach Leipzig“) ist mit seinem Polizeikäfer eigentlich auf dem nach Kiel, da seine Funkanlage einen Kurzschluss erlitten hat, nimmt nun aber die Verfolgung auf. Diese geht schließlich zu Fuß weiter. Es kommt zu einem Schusswechsel. Kallweit kann sich auf einen vorbeifahrenden Güterzug retten, ist aber verwundet. Höllbrock sucht derweil das Weite – u.a., weil er wegen Trunkenheit am Steuer über gar keine Fahrerlaubnis mehr verfügt. Die Beute hat Kallweit abgeworfen, Freidahl findet sie. Würde er sie an sich nehmen, ohne darüber Bericht zu erstatten, könnte er seine Geldprobleme lösen, die ihn und seine Familie plagen, seit er sein Haus hat ausbauen lassen…

„Scheiß dir in die Hosen, wenn Zeit dafür ist!“

Der Ort Linden ist fiktional, gedreht wurde, wie bereits die Finke-Episode „Blechschaden“, in Barmstedt. Die Kleinstadtidylle wird zum Schauplatz eines folgenschweren Verbrechens, wenn Dieter Laser als Pit Kallweit mit fieser Gangstervisage in seinem Käfer angerollt kommt. Erneut fand Petersen offenbar Gefallen daran, einen „Tatort“ mit Stilelementen des Italo-Westerns zu inszenieren. Längere Zeit fällt kein Wort, bedeutungsschwangere Blicke auf eine Uhr deuten auf ein bevorstehendes Ereignis hin: den Überfall. Nils Sustrates Filmmusik mit ihren gepfiffenen Melodien erinnert an Morricone und Konsorten. Einen Kontrast bildet Familie Freidahl am vermeintlich harmonischen Frühstückstisch, wo bereits die Geldprobleme angedeutet werden. Die anschließende Verfolgungsjagd zwischen Freidahl und Kallweit ist hervorragend inszeniert.

„Es macht wirklich keinen Spaß, Leichen zu besichtigen!“

Erst nach diesen Ereignissen tritt Finke auf den Plan, indem er die überfallene Bankfiliale aufsucht. Die Zuschauerinnen und Zuschauer lernen Kallweit nun auch ein Stück weit privat kennen; zumindest zeigt man uns seine tiefdekolletierte Freundin (Johanna Liebeneiner, „Mit der Liebe spielt man nicht“), die in einer Bar arbeitet. Eine größere Rolle wird sie im weiteren Verlauf jedoch nicht spielen. Einen besonderen Reiz dieses „Tatorts“ macht der Wissensvorsprung des Publikums gegenüber der Polizei aus, die die ehemalige Geisel Höllbrock für einen Komplizen hält und nach ihm fahndet – was sich wiederum schwierig gestaltet, da Freidahl nicht mit dem Kennzeichen herausrückt. Statt von der Polizei bekommt Höllbrock Besuch von Kallwitt.

„Ich war fleißig und möchte gelobt werden!“ – „Der Fleiß eines Polizeibeamten versteht sich von selbst.“

Die Sequenz, in der sowohl Freidahl als auch Kallwitt die Beute holen wollen, hat Petersen musikalisch wie optisch im Stile eines westernartigen Showdowns inszeniert. Es bleibt jedoch bei einer Antäuschung, da die Männer sich verpassen. Ein schönes Spiel mit der Erwartungshaltung der Zuschauerinnen und Zuschauer. Für Kallwitt ist es nicht schwer zu erraten, wer das Geld jetzt hat, und so kommt es zum Sündenfall: Zeitweilig agieren Kallwitt und Freidahl als Komplizen. Das allein hätte schon ausreichend Stoff für einen spannenden „Tatort“ geboten, doch Lichtenfeld und Petersen geben sich damit nicht zufrieden und präsentieren nach ungefähr einer Stunde überraschend einen Toten. Ausgerechnet dieser Mord bringt Finkes Assi Franke (Wolf Roth) auf eine richtige Spur, nachdem Finke zuvor zwar bereits mit viel Misstrauen Freidahl begegnet war, aber stets im Dunkeln tappte. Eine weitere Besonderheit dieses „Tatorts“ ist es, dass Finke den zwischenzeitlichen Fahndungserfolgen zum Trotz nichts mehr ausrichten kann und ein weiterer Toter jegliches Happy End unmöglich macht.

Mit seinem erschütternden, fatalistischen Ausgang und seiner Handlung um zwei tragische Gestalten – einen verschuldeten Kleinstadtbullen und einen erfolglosen Vertreter – passte der düstere, böse „Kurzschluß“ gut in die dunkle, kalte Jahreszeit des Erstsendedatums. Petersen würzte seine Inszenierung zusätzlich mit ein paar Schreckmomenten und versammelte ein Ensemble, das diesen Fall durch die Bank weg großartig geschauspielert hat. Am eindrucksvollsten bleibt Dieter Laser im Gedächtnis, der den fiesen Gangster mit durchdringendem Blick auf eine derart beunruhigende Weise mimt, dass sich Teile des Publikums 1975 die Fernsehdecke etwas höhergezogen haben dürften. Für ein wenig Erheiterung sorgt lediglich, dass Kommissar Finke regelmäßig alle unangenehmen Tätigkeiten auf Franke abschiebt. Nach dem enttäuschenden „Nachtfrost“ ein echter Qualitätssprung, neben dem hierauf gefolgten „Reifezeugnis“ Petersens bester „Tatort“!
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Die Brut des Bösen

„A loser is a man who doesn't realise that violence is the brother of death!”

Nachdem Schlagerbarde Christian Anders („Es fährt ein Zug nach nirgendwo“) zwischen 1969 und 1971 bereits in einigen deutschen Komödien zu sehen war, ging er 1979 bis zum Äußersten: Der gelernte Karateka konzipierte den wahrscheinlich ersten deutschen Kampfsportfilm „Die Brut des Bösen“, verfasste das Drehbuch, schrieb die Musik, übernahm zusammen mit Co-Regisseur Antonio Tarruella die Regie und besetzte auch gleich die Hauptrolle.

„Ich warne Sie, Sie Gnom!“

Der Tod seines Karatemeisters Takimura (Ichimi) wurde nie aufgeklärt. Dennoch eröffnet Frank Mertens (Christian Anders) eine eigene Karateschule in Madrid, die er ganz im Geiste seines ehemaligen Lehrers betreiben möchte. Der kleinwüchsige Ganove Van Bullock (Deep Roy, „Inspector Clouseau – Der beste Mann bei Interpol“) plant jedoch direkt gegenüber eine eigene Karateschule und hat es auf Mertens Lehranstalt abgesehen. Er möchte hinter der Fassade fernöstlicher Kampfkunst seine Heroingeschäfte groß aufzuziehen und Mertens‘ Schule daher kurzerhand über den windigen jüdischen Immobilienmakler O‘blonski (José María Guía) aufkaufen. Natürlich lehnt Mertens dankend ab, woraufhin Van Bullock ihm zwei seiner Kung-Fu-Schläger vorbeischickt, um den Laden einmal kräftig aufzumischen. Diese haben die Rechnung jedoch ohne Mertens gemacht. Mertens lässt sich auch nicht von Van Bullock bestechen und überlebt zudem einen stümperhaften Mordanschlag Komos (Fernando Bilbao, „Freibeuter der Meere“), Van Bullocks hünenhaftem Handlanger. Doch als Van Bullock zum letzten Mittel greift und ihm die angeblich an Privatstunden interessierte Cora (Dunja Rajter, „St. Pauli zwischen Nacht und Morgen“) entsendet, wird er schwach: Mertens lässt sich von der attraktiven Dunkelhaarigen verführen und versteht zu spät, dass sie ihm Heroin untergeschoben und die Polizei verständigt hat. Sekretärin Ingrid (Maribel Martín, „Das Versteck“) hält zu Mertens, besucht ihn zusammen mit Übungsleiter Thomas (Wolfgang Schutte) im Gefängnis und gesteht ihm ihre Liebe. Als Mertens schließlich die Zusammenhänge durchschaut und auch noch herausfindet, wer Takimura auf dem Gewissen hat, sinnt der eigentlich so friedfertige Mann nur noch auf eines: Rache…

„…die Wirkung eines Handkantenschlags gegen den Kehlkopf.“ (Oliver Nöding)
„Ein einziger Handkantenschlag ins Hirn!“ (Peter Rütten)

Das schmissige Titellied mit seinen spitzen „Dead End!“-Schreien singt Anders alias Mertens höchstpersönlich, für alle anderen Szenen wurde er mit Chuck Norris‘ deutscher Synchronstimme ausgestattet. Die Handlung dieser Mischung aus spirituellem Autorenfilm und Bruce-Lee-Kolportage respektive -Rip-Off beginnt in Mertens‘ Karateschule mit einem seltsamen, offenbar nicht für alle geltenden Aufnahmeritus, gefolgt von einer Gedenkminute für Meister Tikitaka und einer Rückblende zu dessen letztem Schaukampf. Amüsanterweise stellte Anders seinen goldfarbenen Protz-Rolls-Royce für diesen Film als Schurkengefährt zu Verfügung, mit dem Van Bullock und seine Handlanger durch ein Madrid schüsseln, das überhaupt nicht als solches erkennbar ist und hinter der Weichzeichnerlinse zusätzlich verschwimmt. Mertens‘ pathetische Beichte an Takatukas Grab, dass er Van Bullocks Unholde vermöbelt hat, soll auf vollends übertriebene Weise veranschaulichen, wie sehr Mertens Gewalt verabscheut, und die Figur entsprechend charakterisieren. Dass die Schläger auch noch die Totenruhe stören und sogar Messer ins Spiel kommen, ist für Mertens dank seiner Kampfkünste jedoch kein Problem. Der nebelverhangene Friedhof wirkt wie direkt aus einem britischen Gothic-Streifen portiert.

„Ich kann es kaum erwarten, ihm das Genick zu brechen!“

Zwischen Kauf- und Mordversuch bekommen wir eine besonders selbstverliebte Solo-Trainingseinheit Mertens‘ im Fetischlederschlüpfer zu Gesicht, bevor das Unheil in Person der Femme fatale Cora seinen Lauf nimmt und der Film seine eine Sexszene erhält. Schlimmer noch ist Coras Tanzeinlage mit Van Bullock, am schlimmsten aber die Wendung, dass sie sich – natürlich! – in Mertens verliebt hat und aus lauter Verzweiflung gar selbst Heroin zu spritzen beginnt. Szenenwechsel: In einem Nachtclub (Gastauftritt Schlagersängerin Ria Kemp mit „Hey, Superman“, auf 7“ erschienen) schlagen Gangster einen jungen Mann auf dem Klo nieder und injizieren ihm die Teufelsdroge, um ihn abhängig zu machen – ein Exempel der Methoden Van Bullocks. Cora plagt schließlich derart das schlechte Gewissen, dass sie sich gegenüber Ingrid erklärt, was Van Bullock jedoch bitter rächt – und sich daraufhin drei Prostituierte kommenlässt, um darüber hinwegzukommen. Bizarre, schmierige Partyszenen unterstreichen einmal mehr die Verkommenheit Van Bullocks.

„Ich zerquetsche diese Laus wie eine faule Birne!“

Kurioserweise ist Mertens ganz überrascht, als Ingrid ihm vom Komplott gegen ihn berichtet – er ist eben nicht der Hellste. Nicht mehr ganz so gewaltfrei schlägt er den Wärter nieder und prügelt sich bis zum Zwerg durch, muss aber erst an Komo vorbei, und die Polizei ist auch hinter ihm her. Der Showdown sieht aus wie ein Mischung aus Karate, Mike Tyson und Wrestling und – und das ist die Aussage des Films – besiegelt Mertens‘ Verstoß gegen sein eigenes Credo von der Gewaltlosigkeit, womit er sich in eben jene Sackgasse befördert hat, von der er selbst sang. Wie Christian Anders rund 82 Minuten lang darauf hingesteuert hat, spottet indes jeder Beschreibung. „Die Brut des Bösen“ ist purer Trash der unterhaltsamen Sorte, der umso aberwitziger wird, je verbissener und ernster Anders seine Rolle interpretiert und die flache, zu Tode klischierte Geschichte erzählt, während Deep Roy und Bilbao die Sau rauslassen und augenscheinlich eine Menge Spaß hatten – wahrscheinlich nicht wegen, sondern trotz Anders, der seinem Ruf als esoterisch verwirrter Narziss hier alle Ehre macht und sich seit geraumer Zeit vollends in weltfremden, abstrusesten und sogar antisemitischen Verschwörungstheorien und -ideologien verloren hat. Dead end, Chrischi, dead end!
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US-Beutezug in Afrika – Operation Kony

„Der weiße Mann als Heilsbringer.“

Im Jahre 2012 ging das Video „Kony 2012“ des Regisseurs Jason Russell, Mitgebegründer der NGO „Invisible Children“, viral, das die Kriegsverbrechen des ugandischen Rebellenführers Joseph Kony öffentlich machen und Kräfte zu seiner Festnahme mobilisieren sollte. Es handelte sich anscheinend um das damals am schnellsten verbreitete Video einer Kampagne in den sozialen Netzwerken, in nur sechs Tagen erhielt es um die hundert Millionen Klicks. Dass es sich dabei jedoch um ein Propagandainstrument handelte, das humanitäre Absichten vortäuschte, tatsächlich aber dazu diente, die geopolitischen Absichten der USA im Verbund mit der korrupten ugandischen Regierung und fundamentalistischen US-Evangelikalen in jener Region Afrikas durchzusetzen, dokumentiert der rund einstündige französische Film „US-Beutezug in Afrika – Operation Kony“. Dieser entstand unter der Regie Jean-Baptiste Renauds nach vierjähriger Zusammenarbeit mit Journalisten wie Étienne Huver und Boris Heger und wurde 2019 auf Arte erstausgestrahlt.

„…Jesus und Business…“

Renaud, der persönlich als Sprecher durch seinen Film führt, begibt sich, ausgehend von besagtem Video Jason Russells über Konys Kinderarmeen und andere Gräuel, auf eine großangelegte Recherche zu den wahren Hintergründen der vermeintlichen Hilfsorganisation „Invisible Children“. Jenes Video hat er 2012 selbst gesehen, jedoch ist es beim ihm im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten, bis er 2014 eine Festplatte mit brisantem Material zugesteckt bekommt. Er fliegt daraufhin selbst nach Uganda und spricht mit ehemaligen Kindersoldaten, deren Erinnerungen in Form von Zeichnungen nachgestellt werden, sowie mit einer ehemaligen Direktorin von „Invisible Children“. Für das Video waren eigens Kinder angeheuert worden. „Invisible Children“ hat seinen Hauptsitz in Washington, das Video sollte die US-Armee nach Uganda locken – erfolgreich: US-Präsident Barack Obama entsandte bereitwillig seine Truppen. Kony allerdings hielt sich schon längst nicht mehr in Uganda auf und die US-Armee hat ihn in all den Jahren nicht gefasst.

Warum das so ist, berichtet ein Informant aus dem US-Militär sowie einer aus Konys Gefolgschaft: Die Mission diente anderen Zielen, Kony wurde gar nicht wirklich gesucht. Das „United States Africa Command“ (AFRICOM), Oberkommando über US-amerikanische Militäroperationen in Afrika, verfolgt vielmehr seine geopolitischen Interessen, die u.a. im Raub von Bodenschätzen wie Gold und Diamanten bestehen. Marc Pearson, bis vor Kurzem für das Diamantenbergbauunternehmen Gem Diamonds in Lohn und Brot stehend, wird offiziell als „Kulturberater“ eingesetzt – eine Funktion, die er vor Renauds laufender Kamera wenig überraschend kaum erklären kann. Howard Buffett und die Giftmischer Monsanto nutzen die Gelegenheit, genmanipulierten Mais einzuschleusen. Die ugandische Armee wurde ausgebildet, trainiert und hochgerüstet. Über Kony weiß ein ugandischer Oppositioneller zu berichten, dass er ein Produkt des ugandischen Staats war, das gegen andere Rebellengruppen eingesetzt wurde. Die ugandische Armee ist selbst ein übler Mörderhaufen, Berichte erschreckender Gräueltaten finden sich nicht nur in diesen Film.

Nach ungefähr der Hälfte positioniert Renaud einen Einschnitt, ein skeptischer Journalist – Experte für Evangelikale – äußert sich. Eines der korruptesten Regime Afrikas sei durch die Pseudo-Hilfsorganisation „Invisible Children“ und die USA aktiv gefördert worden. Mittels eines großen Funknetzes habe „Invisible Children“ Informationen fürs Militär besorgt, sich also unmittelbar nachrichtendienstlich engagiert. Der ehemalige Kindersoldat vom Filmbeginn wurde vom ugandischen Militär verhaftet, mit dem Tode bedroht und gefoltert – und schließlich freigesprochen. Laut Wikileaks-Dokumenten war er von „Invisible Children“ denunziert und verraten worden, was den Humanitätsanspruch dieser NGO weiter ad absurdum führt. Zwischen den vor Ort gefilmten Ereignissen und den eingestreuten Aussagen der Journalisten wird immer wieder die „Invisible Children“-Vertreterin in Washington mit diesen Ungeheuerlichkeiten konfrontiert, die sich mehr schlecht als recht herauszureden versucht. Schließlich liegt sogar ein Geständnis Jason Russells hinsichtlich der wahren „Invisible Children“-Strategie vor, das auf einer Tagung aufgezeichnet wurde und ihn als evangelikalen Hardliner entlarvt.

Geldgeber der Mission waren große evangelikale Stiftungen; Jeff Sharlet, Autor und Experte für religiöse Umtriebe in den USA, deckt gar auf, dass eine christliche Mafia den ugandischen Präsidenten zum US-Interessenvertreter vor Ort machte. Auf Russels Video hin wurden satte 17 Millionen US-Dollar Spendengelder gesammelt, die ebenfalls in diese Mission flossen. Kony und seine Kindersoldaten dienten also als Vorwand, Uganda mit fundamentalistischem religiösem Bullshit zu infiltrieren und auszuplündern, mit dem ugandischen Präsidenten als Verräter seines Volks und nützlichem Idioten. Überwunden geglaubte Missionierungen und Kolonialismen in ihrer modernen Form, durchgeführt von unfassbar mächtigen religiösen Organisationen – Brüder im Geiste islamistischer Fundamentalisten –, Hand in Hand mit US-Politik, -Militär und -Wirtschaft.

„US-Beutezug in Afrika – Operation Kony“ erfordert Konzentration, denn aufgrund seiner knappen Laufzeit wird manch Aspekt recht schnell abgehandelt und droht, bei Unachtsamkeit unterzugehen. Insbesondere der Abschnitt, der sich mit dem Abbau der Bodenschätze beschäftigt, hätte gern vertieft werden dürfen, um das damit zusammenhängende Netzwerk mit allen Nutznießenden zu skizzieren. Davon unabhängig ist Renaud eine beeindruckende, aufwühlende und wütend machende Dokumentation gelungen, die neben dem Wirken des Kapitalismus in seiner unheiligen Troika aus Religion, Waffengewalt und Kapital mediale Manipulation fokussiert und damit menschliche Verführbarkeit und unkritischen Medienkonsum ebenso mit als Ursache derartiger Machenschaft dokumentiert wie die arglistige Täuschung der Öffentlichkeit und das Ausnutzen ihrer Gutgläubigkeit. Filme wie dieser gehören als Pflichtstoff in einen hoffentlich bald flächendeckend eingeführten Medienkompetenzunterricht – und die USA raus aus Afrika!
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Columbo: Ein Hauch von Mord

„Ein Wunder – das ist alles, was sie will…“

„Ein Hauch von Mord“ ist der Auftakt der dritten Staffel der beliebten US-TV-Krimireihe „Columbo“, deren Alleinstellungsmerkmal neben Peter Falks unnachahmlicher Verkörperung des sich gegenüber den Verdächtigen absichtlich kleinmachenden Inspektors der Verzicht aufs Whodunit? ist, indem die Straftat bereits samt Täterin oder Täter ausführlich im Prolog gezeigt wird. Die stargespickte Episode – neben Vera Miles („Psycho“) als Antagonistin geben sich Martin Sheen („Apocalypse Now“) und Vincent Price („Die Verfluchten“) ein Stelldichein – wurde vom französischen (oder französisch-stämmigen) Regisseur Jeannot Szwarc („Tochter des Teufels“) inszeniert und am 23. September 1973 erstausgestrahlt.

„Sie haben sicher schon gemerkt, dass das hier so’ne Hippie-Umgebung ist…“

Viveca Scott (Vera Miles) gehört ein regelrechtes Kosmetikimperium, das jedoch zuletzt finanziell zunehmend instabil wurde. Besserung verspricht eine neue Anti-Falten-Creme, die ihr alkoholkranker Chemiker Dr. Murchason (Fred Draper, „Ehemänner“) jedoch für unwirksam erklärt. Aber ist sie das wirklich? Bald steht der Verdacht im Raum, Vivecas Laborassistent und ehemaliger Liebhaber Karl Lessing (Martin Sheen) habe die Probe manipuliert, weil er das Original gewinnbringend an Vivecas direkten Konkurrenten David Lang (Vincent Price) verkaufen möchte. Viveca bekam Wind davon, weil sie ihre Mitarbeiterin Shirley Blaine (Sian Barbara Allen, „Ausgeliefert“) bei Lang als spionierende Sekretärin eingeschleust hat. Als sie Karl zu Rede stellt, eskaliert die Situation und sie schlägt ihn mit seinem Mikroskop derart hart nieder, dass er stirbt. Viveca versucht, den Mord zu vertuschen, muss sich jedoch bald nicht nur mit Inspektor Columbo herumplagen, sondern auch mit Shirley, die sich als nicht sonderlich loyal erweist…

„Ich hab‘ das Gefühl, Sie gehörten zur Familie – wie das Krümelmonster!“ (Columbo lässt all seinen Charme gegenüber Viveca spielen…)

Szwarc eröffnet seine Episode mit eher ans Horror- denn ans Krimigenre gemahnenden, scheinbaren Gesichts-OP-Vorbereitungen in beunruhigender Nahaufnahme (tatsächlich handelt es sich um den lediglich übertrieben inszenierten finalen Hautcreme-Test) und installiert im direkten Anschluss eine Modenschau mit vergifteten Dialogen zwischen Viveca und Lang, die das professionelle, aber von tiefer gegenseitiger Abneigung geprägte Verhältnis beider zueinander veranschaulichen. Auch Shirley lernt man dort bereits kennen, ohne bereits zu ahnen, welche Rolle sie spielt. Wer hier wer ist und welche Absichten der- oder diejenige jeweils verfolgt, ist ohnehin nicht ohne Weiteres zu erfassen, versteckt sich gerade in diesem Milieu das wahre Antlitz doch häufig unter einer daumendicken Make-up-Schicht. Nach dem Tötungsdelikt – eher Totschlag denn Mord – tritt Columbo auf den Plan und plaudert erst einmal viel von seiner Frau, wofür diese Episode natürlich prädestiniert ist, wenn er nicht gerade nach Salz für sein Frühstücksei fahndet. Seine Frau verwende ausschließlich Produkte Vivecas, womit er ihr neben zahlreichen Komplimenten kräftig schmeichelt, mit seinem knittrigen Mantel und seiner tapsigen Art aber so gar nicht in dieses Umfeld der Reichen, Schönen und Oberflächlichen passen will – was einen der Reize dieser Episode ausmacht.

„Was für eine Welt!“

Neben einigen Indizien – Karl hatte Langs Geheimnummer und erwartete eine hohe Geldsumme – fördert der weitere Verlauf zahlreiche Einblicke ins Haifischbecken Kosmetikbranche und die Gefahr der Industriespionage zutage, baut aber auch Shirleys Rolle auf ambivalente Weise weiter aus: Die sympathische junge Frau, ketterauchend, aber wenig gefährlich erscheinend, passt optisch beinahe ähnlich schlecht in dieses Milieu wie der Inspektor und avanciert zu einer überraschend verschlagenen, ebenfalls in erster Linie auf den eigenen Vorteil bedachten Gefahr für Viveca, bis sie am eigenen Leibe erfahren muss, dass Rauchen tödlich sein kann… Ein Drogenrausch wird mittels verschwommenem Bild visualisiert, die Nackedeis, die Columbo in Vivecas bizarr erscheinendem Schlankheits-Beauty-Bootcamp-Tempel erblickt, bekommt man hingegen leider nicht zu Gesicht.

„Also wirklich, Sie gehören ja ins Museum!“

Wann immer sich jemand an den Händen kratzt, erklingt von der Tonspur ein Ratschefisch, der, zuweilen auch in anderen Szenen vorkommend, immer mehr an Bedeutung gewinnt, da er in Kombination mit den entsprechenden Bildern Zweifel sät, ob die neue Wundercreme nicht vielleicht doch schädlich ist. Die allergische Reaktion, die den Juckreiz auslöst, spielt schließlich auch eine entscheidende Rolle bei Vivecas Überführung, deren Zeitpunkt verdeutlicht, dass die 70 Minuten Laufzeit dieser Episode bereits beinahe um sind. Dass sie damit etwas zu kurz erscheint, spricht für ihren Unterhaltungswert, wenngleich die Auflösung einmal mehr lediglich wie ein weiteres Indiz denn ein handfester Beweis anmutet. Dass die so herrisch und kühl auftretende Viveca, die am Ende sogar den Sergeant herumkommandiert, sich nicht weiter herauszuwinden versucht, scheint in erster Linie der knappen Laufzeit geschuldet und lässt „Ein Hauch von Mord“ etwas unrund erscheinen. Zudem wirkt Vincent Price mit seinen nur zwei Auftritten fast schon verschenkt, zumal er leider nie Gelegenheit bekam, einmal den Mörder innerhalb der „Columbo“-Reihe zu mimen.

Die wie gewohnt um einige humoristische Momente ergänzte Handlung überzeugt nichtsdestotrotz mit ihrem Kontrast aus dem Inspektor auf der einen und Viveca auf der anderen Seite, der von vornherein derart offensichtlich ist, dass es etwas weniger die jeweiligen Positionen und Weltbilder auslotender Dialoge als in anderen Episoden bedarf. Eine ganze Reihe ausdrucksstarker Bilder, das versierte Schauspiel und die netten audiovisuellen Spielereien machen „Lovely But Lethal“ (so der etwas stimmigere Originaltitel) der nicht ganz befriedigenden Auflösung zum Trotz auch heute noch zu einem Vergnügen.
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Doktor Proktors Pupspulver

„Man könnte sich damit die Haare trocknen!“

Der erfolgreiche norwegische Schriftsteller Jo Nesbø hat nicht nur Kriminalromane verfasst, sondern ab dem Jahre 2008 auch für eine Kinderbuchreihe um einen kauzigen Erfinder die Feder geschwungen. Deren erster Band wurde von Regisseur Arild Fröhlich verfilmt und 2014 veröffentlicht: „Doktor Proktors Pupspulver“ ist ein Kinder- und Familienfilm, dem ein Jahr später eine Fortsetzung folgte.

„Er hat schon ein Loch in der Hose!“ – „Es riecht ein kleines bisschen angebrannt!“

Die kleine Lise (Emily Glaister), Tochter einer überpeniblen, oberflächlichen Mutter (Marian Saastad Ottesen) und eines schießwütigen Militaristen (Ingar Helge Gimle, „Dead Snow – Red vs. Dead“), hat keine Freunde. Dies ändert sich, als sie in ihrem beschaulichen Osloer Vorort den gerade zugezogen neunjährigen Frechdachs Bulle (Eilif Hellum Noraker, „Kon-Tiki“) kennenlernt, der mit seinen Eltern in die Kanonenstraße gezogen ist. Lise lässt sich von Bulles Abenteuerlust anstecken – und sich überreden, gemeinsam den von seinen Kollegen geringgeschätzten, zauseligen und etwas verrückten Forscher Doktor Proktor (Kristoffer Joner, „Hidden - Lass die Vergangenheit ruhen“) aufzusuchen, der an allen möglichen seltsamen Dingen forscht, u.a. einem Haarwuchsmittel, das jedoch zu massiven, aber geruchlosen Blähungen führt. Verschiedene praktische Einsatzmöglichkeiten werden durchgespielt, Lise und Bulle verkaufen das spaß- und flatulenzbringende Pulver erfolgreich an die Kinder aus der Nachbarschaft. An der verbesserten Formel zeigt schließlich auch die NASA Interesse, da man mit ihr sogar fliegen und das Pulver als Raketenantrieb einsetzen kann. Doch einer der Waffenfuzzis (Atle Antonsen, „King Curling“) aus der Nachbarschaft unterhält eine geheime Schaltzentrale, über die er Proktor ausspioniert. Er ist der Vater der fiesen Zwillinge Truls (Even Guddingsmo Bjørn) und Trym Thrane (Arve Guddingsmo Bjørn), die regelmäßig die anderen Kinder drangsalieren, und wittert ein einträgliches Geschäft. Dass seine verzogenen Söhne zu viel vom Pupspulver zu sich nehmen, nachdem sie es Bulle gewaltsam abgenommen haben, und dadurch auf unfreiwillige Flugreise gehen, nimmt der Gauner zum Anlass, Proktor vorläufig hinter Gitter zu bringen. Nun ist die Bahn frei, das Pupspulverpatent selbst anzumelden, glaubt das sinistre Familienoberhaupt – hat jedoch die Rechnung ohne Lise und Bulle gemacht…

„Zieh an meinem Finger!“

Im Prolog wird ein Matrose von einer Riesenschlange „geküsst“, was bereits verdeutlicht, dass der Film in einem fantastischen Norwegen abseits unserer Realität verortet wurde. Diese Welt erscheint nicht nur in knallbunten, kräftigen Farben, sondern verfügt auch über eine höchst problematische Elterngeneration: Lieses Vater ist einer von mehreren Waffennarren des Orts und ihre Mutter bügelt ihr mit einem Bügeleisen die Haare glatt, damit sie perfekt ins geleckte Ambiente des elterlichen Puppenhauses passt. Dass sie Trübsal bläst, seit ihre einzige Freundin weggezogen ist, interessiert ihre Eltern hingegen nicht die Bohne. Auch Bulles (welch ein Name…) dauertelefonierende und ihren Sohn weitestgehend ignorierende Mutter (Linn Skåber, „Genosse Pedersen“) ist alles andere als ein Paradebeispiel für liebevolle Erziehung, vom Vater der an Tweedledum und Tweedledee erinnernden Zwillinge ganz zu schweigen. Fast alle Erwachsenen scheinen an der Waffel zu haben und werden entsprechend karikierend dargestellt. Von heiler Familienwelt also keine Spur. Nicht einmal im Schulorchester mitspielen lässt man Bulle mit seiner lärmenden Trompete.

„Proktors Pulver lässt euch lachen und es in der Hose krachen!“

So ist es denn kein Wunder, dass sich die noch nicht derart verdorbenen Kinder in ihrer Einsamkeit an ganz andere Mitmenschen wie den verschrobenen Doktor Proktor wenden, der eben kein Proktologe, sondern ein überaus kreativer, eine Menge Spaß versprechender Erfinder ist. In seiner Neugier lässt sich Bulle gern einen Löffel voll Pupspulver für den Selbstversuch verabreichen, anschließend lässt Proktor einen 1,43 Meter großen Megapudding springen. Eine amüsanterweise als Stummfilm angelegte Rückblende in Proktors Jugend 1968 in Paris mit seiner großen Liebe Juliette trägt zu seiner Charakterisierung bei. Die Riesenschlange, Anna Konda genannt, tritt wieder auf den Plan und verschlingt Lise und Bulle, die dank des Pupspulvers jedoch unversehrt wieder ausgespien werden. Dies wird mittels einiger netter Spezialeffekte visualisiert, die sich gut ins irreale Ambiente einfügen. Als der Fiesling mit dem Pulver beim Patentamt vorstellig wird, trifft er auf die deutsche Humoristin Anke Engelke, die die skeptische Vertreterin jener Behörde spielt. Eine geschickte Manipulation, von Lise in weiser Voraussicht noch vorm Diebstahl durchgeführt, verhindert den Erfolg des gemeinen Coups und verweist auf den hohen Intellekt des Mädchens.

Beide, Lise und Bulle, werden von einer ignoranten Erwachsenenwelt weder ernstgenommen noch in ihren Interessen bekräftigt oder in ihren Talenten gefördert. Dank Proktor erleben sie jedoch ein großes Abenteuer, bei dem sie über sich hinauswachsen können. Damit hält „Doktor Proktors Pupspulver“ manch Erwachsenen einen Spiegel vor und bestärkt das junge Publikum in seinem Entdeckungsdrang und seiner Lebensfreude, wird zu seinem Anwalt. Die debütierenden Jungmimen und -miminnen sind voll bei der Sache, ihre reiferen Spielpartnerinnen und -partner beweisen ihr Talent für Komik durch Überzeichnung. Der Film, der in einer späteren Rückblende auch die Herkunft der Anakonda erklärt, unterhält nicht nur den Nachwuchs mit kindlicher Komik ebenso wie mit seiner farbenfrohen, dennoch kitschfreien Inszenierung, seinen irrwitzigen Ideen und natürlich seinem Furzhumor, mit dem er sich angenehm in die lose Reihe aus Louis' Kohlköpfen, „King Frat“, „Furz – Der Film“ und Konsorten einreiht und damit gut geeignet ist, die Kleinen behutsam, weil geruchsfrei an solche Werke heranzuführen.
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Inferno

Zu Dario Argentos "Inferno" notierte ich im Dezember 2010:
buxtebrawler hat geschrieben: Do 16. Dez 2010, 17:51 Bei einem Film wie Dario Argentos Horror-Beitrag „Inferno“ aus dem Jahre 1980 verzeihe selbst ich das weitestgehende Fehlen einer Handlung, die diesen Namen auch verdient hätte, denn die Ausstattung, die Atmosphäre und insbesondere die Poesie der Bilder überwiegen hier qualitativ so stark, dass die von mir einfach mal wohlwollend „unkonventionell“ genannte Erzählweise verschmerzbar wird. Wen interessiert es da noch, dass geheimnisvolle Charaktere eingeführt werden, deren Sinn nicht erläutert wird und die nie wieder auftauchen? Oder dass vermutlich nur Argento allein weiß, warum den Tod verkörpernde Hexen nach Giallo-Manier ihre Opfer töten? Oder warum ein Imbissbudenwirt ohne Anlass zum eiskalten Mörder wird? Mich jedenfalls kaum, nachdem ich für die Zweitsichtung auf großer Leinwand meine Erwartungshaltung entsprechend korrigiert hatte. Auf all das und noch viel mehr bietet „Inferno“ keine oder nur unzureichend Antwort, doch lässt er kaum einen Zweifel daran, worin seine wahren Qualitäten liegen: Wurde Architektur jemals so imposant für einen Horrorfilm in Szene gesetzt? Wie Argento hier die Gebäude und ihr Inneres als eigentliche Protagonisten heranzieht und die Menschen in ihnen wie hilflose, verlorene Kreaturen umherirren lässt, ist fulminant und in Kombination mit der von Mario Bava inspirierten und bereits aus dem Vorgänger „Suspiria“ bekannten Farbkomposition einzigartig. Fast episodenartig (Kritiker mögen „zusammenhanglos“ konstatieren) werden atmosphärisch unheimlich dichte, gruselige bis brutale Einzelszenen gezeigt, die meist überaus gelungen sind, allen voran die Unterwasserszene aus den ersten Minuten: ein prächtiges, mysteriös-schauriges und gleichzeitig erotisches Stück Film, das sich in all seiner Ästhetik dem Betrachter ins Gedächtnis einbrennt. Die Kameraarbeit hält wieder einige Schmankerl bereit, für die Argentos Werke berüchtigt sind, und verleiht „Inferno“ Tiefe und Stil. Unterlegt vom Soundtrack Keith Emersons (Emerson, Lake & Palmer), der sich klassischer Themen bedient und gegen Ende mit einer hochdramatischen, treibenden, energiegeladenen Synthie-Prog-Operngesangs-Melange einen eindrucksvollen Höhepunkt und Ohrwurm setzt, befindet sich der Zuschauer in einem wahren Sinnesrausch an fremdartigen, surrealen Eindrücken, auf einem abgefahrenen Trip durch Argentos schillernde und doch abgrundtief düstere Phantasiewelt. Lediglich das ob seiner Feuersbrunst tatsächlich auf gewisse Art infernalische Finale stellt einen kleinen Stilbruch dar, als auf eine sehr billige Maske zurückgegriffen wurde. Fazit: Pflichtprogramm für Freunde der europäischen Phantastik abseits des Mainstreams sowie sämtliche Bildästheten, die eine sich bietende Chance zur Sichtung auf Kinoleinwand nicht entgehen lassen sollten, denn erst dort entfaltet „Inferno“ seinen vollen Glanz und seine Erhabenheit. Trotzdem bin ich froh, dass Argentos folgenden Filmen wieder eine zumindest etwas geradlinigere Handlung zugrunde lag...
Das sehe ich auch nach "Deliria över Freiburg" immer noch genauso, wobei mir diesmal - neben der Komik in ein, zwei Szenen - aufgefallen ist, welch große Rolle Vorhänge bzw. das, was sich hinter ihnen befindet, spielen. Toller Film, der seine volle Pracht nur auf der großen Leinwand entfaltet!
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