Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Verfasst: Do 17. Mai 2018, 00:11
Tatort: Böser Boden
Bundespolizist Thorsten Falkes (Wotan Wilke Möhring) 18. Fall ist zugleich sein zweiter mit seiner neuen Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz). Das Drehbuch Marvin Krens und Georg Lipperts führt sie unter der Regie Sabine Bernardis („Romeos... anders als du denkst!“) in die niedersächsische Provinz. Erstausgestrahlt wurde dieser „Tatort“ am 26.11.2017.
Arash Naderi (Hadi Khanjanpour, „Bad Banks“) war als Fahrer für das Fracking-Unternehmen „Norfrac“ beschäftigt, bis der iranische Immigrant eines Tages ermordet direkt vor den Toren seines Arbeitsgebers aufgefunden wird. Diese Tat führt die Bundespolizisten Thorsten Falke und Julia Grosz zu den örtlichen Landwirten und Umweltschützern, die dem Unternehmen ablehnend gegenüberstehen und es teilweise aktiv bekämpfen – u.a. Bauer Lars Kielsperg (Niklas Post, „Doppelzimmer für drei“), der eine Art Anführerrolle eingenommen hat. Doch der Unterstützung der lokalen Polizistin Kerstin Starke (Lenja Schultze) können sich die Ermittler nicht sicher sein – und Befragungen der Familie des Opfers werfen weitere Fragen auf. Geradezu unheimlich verhalten sich zudem einige Bewohner der Gegend: Mit ihrer fahlen Haut und ihren Augenringen wirken sie mitunter mehr tot als lebendig, erweisen sich jedoch als bissig...
Kriminalfilm trifft auf Horrorfilm, um eine ökologische Botschaft zu transportieren: Wenn sich die Fracking-Opfer beinahe wie Zombies zu gerieren beginnen, muss ich unweigerlich an die guten alten Euro-Ökohorror-Reißer „Das Leichenhaus der lebenden Toten“ und „Pestizide – Grapes of Death“ denken, die das Autoren-Team sicherlich ebenfalls gesehen hat. Doch so weit geht man hier (natürlich) bei Weitem nicht: Zombie-Action und Splatter-Effekte bleiben außen vor. Das Etablieren einer morbiden, unheilschwangeren Atmosphäre aber gelingt dank guter Kameraarbeit und gedeckter, düsterer Farben formidabel, die Spannung bleibt in der langatmig erzählten Handlung hingegen auf der Strecke. Es mangelt an Tempo und dramaturgischer Finesse.
Falke hat privat mit seinem Sohn Torben zu kämpfen und reagiert auch innerhalb seiner Ermittlungsarbeit sehr gereizt sowie ätzend autoritär, scheint zudem etwas aus seiner Rolle zu fallen, wenn er für „die Ökos“ mehr Verachtung als Verständnis übrig hat, eindeutige Anzeichen nicht wahrhaben will und sich der Fracking-Industrie gegenüber sehr unkritisch zeigt – im Gegensatz zu Grosz. Damit erinnern die beiden gar ein wenig an Mulder und Scully aus „Akte X“ mit vertauschten Rollen. Ingesamt erhält Grosz hier mehr Raum als zuvor und macht eine gute, wenn auch betont unterkühlte Figur. Die Nebendarsteller tun ebenfalls ihr Bestes, negative Ausreißer gibt es bei der Vielzahl an Figuren keine.
Tatsächlich steht Fracking in dringendem Verdacht, schleichend schwerwiegende Gesundheitsschäden hervorzurufen, die offenbar von der Industrie vertuscht werden sollen. Insofern ist es dankenswert, dass ein Format wie der „Tatort“ diese Thematik aufgreift. Weshalb es dann jedoch auf derart plakative Weise mittels meines Wissens komplett herbeiphantasierten Semi-Zombies geschehen muss, statt sich näher an der Realität und aktuellen Erkenntnissen zu orientieren, erschließt sich mir ebenso wenig wie der tiefere Sinn oder künstlerische Gehalt des bemüht in den Fall integrierten Promo-Auftritts der Band AnnenMayKantereit. Letztlich will (oder kann) dieser „Tatort“ dann auch doch gar nicht so richtig in den Horrorbereich eintauchen und so bekommt das Publikum anstelle eines rundum gelungenen Crossovers weder Fisch noch Fleisch serviert. Ich könnte allerdings gut mal wieder „Das Leichenhaus der lebenden Toten“ gucken...
Bundespolizist Thorsten Falkes (Wotan Wilke Möhring) 18. Fall ist zugleich sein zweiter mit seiner neuen Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz). Das Drehbuch Marvin Krens und Georg Lipperts führt sie unter der Regie Sabine Bernardis („Romeos... anders als du denkst!“) in die niedersächsische Provinz. Erstausgestrahlt wurde dieser „Tatort“ am 26.11.2017.
Arash Naderi (Hadi Khanjanpour, „Bad Banks“) war als Fahrer für das Fracking-Unternehmen „Norfrac“ beschäftigt, bis der iranische Immigrant eines Tages ermordet direkt vor den Toren seines Arbeitsgebers aufgefunden wird. Diese Tat führt die Bundespolizisten Thorsten Falke und Julia Grosz zu den örtlichen Landwirten und Umweltschützern, die dem Unternehmen ablehnend gegenüberstehen und es teilweise aktiv bekämpfen – u.a. Bauer Lars Kielsperg (Niklas Post, „Doppelzimmer für drei“), der eine Art Anführerrolle eingenommen hat. Doch der Unterstützung der lokalen Polizistin Kerstin Starke (Lenja Schultze) können sich die Ermittler nicht sicher sein – und Befragungen der Familie des Opfers werfen weitere Fragen auf. Geradezu unheimlich verhalten sich zudem einige Bewohner der Gegend: Mit ihrer fahlen Haut und ihren Augenringen wirken sie mitunter mehr tot als lebendig, erweisen sich jedoch als bissig...
Kriminalfilm trifft auf Horrorfilm, um eine ökologische Botschaft zu transportieren: Wenn sich die Fracking-Opfer beinahe wie Zombies zu gerieren beginnen, muss ich unweigerlich an die guten alten Euro-Ökohorror-Reißer „Das Leichenhaus der lebenden Toten“ und „Pestizide – Grapes of Death“ denken, die das Autoren-Team sicherlich ebenfalls gesehen hat. Doch so weit geht man hier (natürlich) bei Weitem nicht: Zombie-Action und Splatter-Effekte bleiben außen vor. Das Etablieren einer morbiden, unheilschwangeren Atmosphäre aber gelingt dank guter Kameraarbeit und gedeckter, düsterer Farben formidabel, die Spannung bleibt in der langatmig erzählten Handlung hingegen auf der Strecke. Es mangelt an Tempo und dramaturgischer Finesse.
Falke hat privat mit seinem Sohn Torben zu kämpfen und reagiert auch innerhalb seiner Ermittlungsarbeit sehr gereizt sowie ätzend autoritär, scheint zudem etwas aus seiner Rolle zu fallen, wenn er für „die Ökos“ mehr Verachtung als Verständnis übrig hat, eindeutige Anzeichen nicht wahrhaben will und sich der Fracking-Industrie gegenüber sehr unkritisch zeigt – im Gegensatz zu Grosz. Damit erinnern die beiden gar ein wenig an Mulder und Scully aus „Akte X“ mit vertauschten Rollen. Ingesamt erhält Grosz hier mehr Raum als zuvor und macht eine gute, wenn auch betont unterkühlte Figur. Die Nebendarsteller tun ebenfalls ihr Bestes, negative Ausreißer gibt es bei der Vielzahl an Figuren keine.
Tatsächlich steht Fracking in dringendem Verdacht, schleichend schwerwiegende Gesundheitsschäden hervorzurufen, die offenbar von der Industrie vertuscht werden sollen. Insofern ist es dankenswert, dass ein Format wie der „Tatort“ diese Thematik aufgreift. Weshalb es dann jedoch auf derart plakative Weise mittels meines Wissens komplett herbeiphantasierten Semi-Zombies geschehen muss, statt sich näher an der Realität und aktuellen Erkenntnissen zu orientieren, erschließt sich mir ebenso wenig wie der tiefere Sinn oder künstlerische Gehalt des bemüht in den Fall integrierten Promo-Auftritts der Band AnnenMayKantereit. Letztlich will (oder kann) dieser „Tatort“ dann auch doch gar nicht so richtig in den Horrorbereich eintauchen und so bekommt das Publikum anstelle eines rundum gelungenen Crossovers weder Fisch noch Fleisch serviert. Ich könnte allerdings gut mal wieder „Das Leichenhaus der lebenden Toten“ gucken...