bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

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buxtebrawler
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

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La Bête – Die Bestie
Die junge Lucy Broadhurst reist mit ihrer Mutter nach Frankreich, um dort Mathurin de l'Esperance, den Sohn eines reichen Aristokraten zu heiraten. Bilder und Aufzeichnungen der verstorbenen Mutter ihres Zukünftigen bringen Lucy auf frivole Gedanken: In ihren Träumen folgt sie Romilda de l'Esperance in den Wald, wo sie lustvollen Sex mit einer mysteriösen Bestie hat...
Nun ja, ein ungewöhnliches Filmerlebnis ist „La Bête“ von Walerian Borowczyk, erschienen im Jahre 1975, zweifelsohne. Aber deshalb auch ein gutes? Ich versuche mal meinen Kopf freizumachen vom teilweise fürchterlich schwurbeligen Geschwafele des ansonsten sehr lobenswerten Booklets der „Bildstörung“-DVD und breche den Film auf das Wesentliche herunter: „La Bête“ ist im Prinzip ein Pseudo-Sodomieporno mit viel zu viel Alibi-Handlung. Der Film beginnt mit kopulierenden Pferden in Nahaufnahme, setzt mit ermüdenden, langweiligen Dialogszenen innerhalb einer französischen Aristokratenfamilie fast wie einem billigen Groschenroman für Hausfrauen über 40 fort, lediglich unterbrochen von seltenen Softpornoszenen zwischen einem flachbrüstigen Früchtchen (mit Rastazöpfen! Diese Aristokraten...) und einem schwarzen Diener. Das einzig Interessante am ausgewalzten Mittelteil sind die Anspielungen auf eine Art Familienfluch, der zunächst angenehm an klassische Werwolf-Geschichten erinnert, aber nur unzureichend weiterverfolgt wird. Im „Finale“, wenn man es denn so nennen mag, wird die Gunst des gelangweilten Zuschauer mit einer weiblichen Masturbationsszene zurückerobert, die in einem Traum überleitet, innerhalb dessen eine Frau Sex mit einer Bestie hat, bis letztere stirbt. Die Bestie wirkt dabei mit ihrem Kostüm eher belustigend als bedrohlich und die meiste Zeit bekommt man ohnehin nur ihren Penis zu sehen, der mehrmals ejakuliert. Diese Szenen wurden übrigens ursprünglich für einen Episodenfilm gedreht, wo sie aber letztendlich keine Verwendung fanden, weshalb sie vermutlich in eine ausufernde Rahmenhandlung gepackt und als „La Bête“ recycelt wurden. Borowczyks Film ist keine mutige Neuinterpretation des Werwolfthemas und noch weniger eine interessante Geschichte um die animalische Triebhaftigkeit, die in manch zivilisiertem Menschen schlummert o.ä. Vielmehr stellt „La Bête“ einen Tabubruch hinsichtlich zoophiler Neigungen dar und sollte damit vermutlich einfach nur schockieren. Das wäre aber wesentlich kurzweiliger gegangen, wobei es ohne Alibihandlung aber natürlich schwieriger gewesen wäre, diesen bizarren Schmodder als anspruchsvollen, künstlerischen Film zu bewerben... Fazit: Eine Schockwirkung, die, insbesondere in Zeiten des Internets, in denen man per Mausklick nun wirklich alles bekommt, schnell verpufft. Mehr ist bis auf ein paar weitere, kurz angerissene Provokationen z.B. bzgl. kirchlicher Doppelmoral, nicht dahinter.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von dr. freudstein »

90-Mintüter

90-Minüter :opa:
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jogiwan
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von jogiwan »

buxtebrawler hat geschrieben:Bild
La Bête – Die Bestie
Ich fand den größtenteils stinklangweilig bzw das Ende dann auch eher erheiternd. Insgesamt aber kein Film, den ich mir nochmals anschauen würde und der Hype, der um das Dings gemacht wird, kann ich ja auch nicht wirklich nachvollziehen...
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

dr. freudstein hat geschrieben:90-Mintüter

90-Minüter :opa:
Dein Hannibal Lektor :ugeek:
Danke. Und wenn du beim nächsten Mal noch Gebrauch von der Zitierfunktion machst, brauche ich gar nicht erst noch zu suchen. ;)
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von dr. freudstein »

Gaaanz sooo einfach ja nun auch wieder nicht :P

Das Spiel heißt: "Finde den Fehler" (ohne Lösungswege und dergleichen)
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

Beitrag von buxtebrawler »

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Marquis de Sade
Nach der frevelhaften Schändung eines Kruzifixes fristet der berüchtigte Marquis de Sade sein Dasein als Häftling in der Pariser Bastille. Die Zeit nutzt er dafür, seinen schier unbegrenzten Vorrat an anzüglichen und sadistischen Gedanken zu Papier zu bringen und philophische Zwiegespräche über Kunst und Politik mit seinem übergroßen Geschlechtsteil namens Colin zu halten. Während draußen die Revolution vorbereitet wird, soll drinnen der Marquis für die Vertuschung einer Verfehlung missbraucht werden, die auf den König von Frankreich höchstpersönlich zurückzuführen ist.
Der französische Film „Marquis“ von Henri Xhonneux und Roland Topor aus dem Jahre 1989 macht aus der Not, Auszüge aus dem Leben und Schaffen des berüchtigten „Porno-Philosophen“ Marquis de Sade auf die Leinwand zu bringen, ohne zu trocken oder, als anderes Extrem, pornographisch zu werden, eine Tugend, indem er seinen Protagonisten Tiermasken aufsetzt und ihn dadurch wie eine Art Puppentheater wirken lässt. Der Marquis wird zum Hund und seine Zeitgenossen zu Kamelen, Schweinen, Pferden, Ratten, Gockeln etc., zudem hält er gerne Zwiegespräche mit seinem erigierten Penis (natürlich kein echter). Das klingt nicht nur seltsam, sondern ist es auch – aber es funktioniert! „Marquis“ wurde zu einer satirischen, frivolen, mitunter schwarzen Komödie, die de Sades Zeit der Gefangenschaft in der Bastille kurz vor Ausbruch der französischen Zeit nachzeichnet und voller Seitenhiebe auf die Doppelmoral der damaligen Oberschicht steckt und tatsächlich eine ebenso unterhaltsame wie informative Annäherung den Charakter des Marquis ermöglicht. Die Qualität der Masken fiel sehr hoch aus, so dass es Freude macht, sie sprechen und mimen zu sehen. Die Kulissen der Bastille wurden mit Liebe zum Detail umgesetzt, billig wirkt hier nichts. Ähnlich wie in einer Fabel wurden die Tiermasken passend zu den ihnen zugeschriebenen Charaktereigenschaften für die unterschiedlichen Protagonisten gewählt. Trotz einiger abseitiger „Sexszenen“, z.B. treibt es der Marquis mit einer Gefängnismauer und schiebt jemandem eine Languste in den Hintern, driftet die Handlung nie zu sehr ins Albern-Pubertäre ab, sondern bewahrt sich ein gewisses Niveau, das ausreichend Raum lässt für Marquis’ philosophische und nihilistische Überlegungen sowie seine inneren Konflikte lässt. Dass sein Penis dabei als Gesprächspartner dient, verhindert Monologe und symbolisiert Sexualtrieb und Genusssucht auf der einen und Vernunft und Selbstdisziplin auf der anderen Seite. Manch Szene, z.B. aus Marquis’ zitierten Geschichten, werden mithilfe von Knetfiguren inszeniert, was den bizarren Effekt des Films verstärkt. „Marquis de Sade“ ist eine kurzweilige Geschichtsstunde, deren außergewöhnliches Konzept aufgeht und gut unterhält – sozusagen eine Art „Sesamstraße“ für Erwachsene. Schade, dass sowohl Xhonneux als auch Topor so früh verstorben sind.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Beitrag von buxtebrawler »

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Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt
Von einem mysteriösen Signal aus ihrem Kälteschlaf geweckt, macht die siebenköpfige Mannschaft eines Raumfrachters Zwischenstopp auf einem unbekannten Planeten. Bereits nach kurzer Zeit entdecken sie ein außerirdisches Raumschiff, welches hunderte von fremdartigen Eiern beherbergt. Eines dieser Eier öffnet sich und gibt einen übergroßen Parasiten frei, welcher sich sofort am Kopf einer der Offiziere festsetzt. Voller Furcht und Ungewissheit machen sich die Raumfahrer schnellstens aus dem Staub. Noch ahnen sie nicht, dass sie die wohl tödlichste aller Lebensformen mit an Bord haben: In dem Körper des bewusstlosen Infizierten wächst mit rasender Geschwindigkeit ein raubtierartiges Alien heran, welches gnadenlos alles menschliche Leben auszulöschen versucht...
Meine erste Begegnung mit Ridley Scotts „Alien“ aus dem Jahre 1979 war keine allzu gute. Ich war ein Kind, das diesen Film im Fernsehen sah und extraterristische Monster-Action erwartete. Ich war enttäuscht und tat den Film als „langatmige Verfolgungsjagd in dunklen Gängen mit blinkenden Lichtern“ ab. Später wurde mir bewusst, wie sehr ich ihm Unrecht getan hatte. Natürlich besticht „Alien“ mit seiner an Mario Bavas „Planet der Vampire“ angelehnten Geschichte durch seine klaustrophobische Atmosphäre in opulenten, gigantischen Kulissen - sei es im detailliert ausgearbeiteten Raumschiff oder auf dem fremden Planeten -, die sorgfältige Charakterisierung der Crew, innerhalb derer sich eine grandiose Sigourney Weaver als starke Frau herauskristallisiert und sich am Ende packende Frau-gegen-Alien-Duelle liefert, und nicht zuletzt selbstverständlich durch das geniale Creature-Design H.R. Gigers, der mit seiner Gestaltung des Aliens eine der faszinierendsten Kreaturen des Kinos erschuf. Die Dramaturgie des Films treibt die beklemmende Spannung auf den Höhepunkt; das Erzähltempo ist noch eindeutig in den 1970ern verwurzelt und trägt hier in optimaler Weise zur Entfaltung der Atmosphäre bei. Gigers biomechanische Arbeiten, die sich nicht nur auf die Kreatur beschränken, kommen im Kino auf großer Leinwand am besten zur Geltung, wobei man das ausgewachsene Alien bis zum Schluss nie komplett zu Gesicht bekommt, was zur Mystifizierung beiträgt. Tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat sich der wohl blutigste Moment des Films, die Geburt des Aliens aus dem Körper eines Besatzungsmitglieds heraus. Doch diese sehr gut umgesetzten Splattereffekte bleiben die Ausnahme. Im genannten Beispiel dienen sie dem radikalen Abbruch eines entspannten Augenblicks, um anschließend gleich wieder die Spannungsschraube anzuziehen. Die behutsam eingestreute Kapitalismuskritik verstärkt den positiven Eindruck zusätzlich und liefert einen kleinen Subplot. „Alien“ wurde zu einem zeitlosen Meilenstein der Filmgeschichte, der einem ganzen Genre neue Impulse verlieh und zahlreiche Nachahmer fand, die aber nie dessen Qualität erreichten. An einen meiner infantilen Kritikpunkte nach meiner Erstsichtung muss ich aber dennoch anknüpfen: Für meinen Geschmack blinken im Raumschiff tatsächlich zu viele Lichter sinnfrei vor sich hin – die einzigen Momente, in denen „Alien“ an die auf „spacig“ getrimmte Ausstattung diverser Science-Fiction-Filme aus dem B-Bereich erinnert. Dass das angesichts der Qualitäten des Werks absolut nebensächlich ist, dürfte aber klar sein. Wer die Möglichkeit bekommt, diesen Film heutzutage noch einmal im Kino zu sehen, sollte diese unbedingt nutzen – ein großartiges Filmerlebnis ist gewiss!
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Aliens – Die Rückkehr
Nach der ersten Begegnung Ripleys (Sigourney Weaver) mit dem Alien sind 57 Jahre vergangen. Ziellos treibt sie sich immernoch im Kälteschlaf befindlich durchs All. Zufällig wird sie entdeckt und wieder zurück zur Erde gebracht. Ihren Berichten über die Ereignisse mit dem Alien wird zunächst wenig Glauben geschenkt, doch als der Kontakt zu dem mittlweile bevölkerten, aus dem ersten Teil bekannten Planeten abbricht, wird Ripley gebeten zusammen mit einem Trupp Space-Marines nach dem Rechten zu sehen. Sie kommen zu spät - die komplette Kolonie wurde von den Aliens überrannt und das Einsatzteam muss es mit der Übermacht aufnehmen...
Sieben Jahre nach Ridley Scotts bahnbrechendem Sci-Fi-Horrorfilm „Alien“ entstand unter der Regie des Kanadiers James Cameron diese Fortsetzung, Camerons erster Film nach „Terminator“. Dabei bediente er sich einer etwas anderen Rezeptur als zuvor Scott, indem er Atmosphäre und Erzähltempo des Erstlings hinwegfegte und mehr auf Action und Schauwerte abseits der morbiden Ausstrahlung düsterer Kulissen setzte. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden und dass „Aliens“ zu einem wahrhaft aberwitzigen Kreaturenspektakel geriet, erfreut und begeistert mich als Monsterfreund in hohem Maße. Das hohe Tempo war (und ist) zeitgemäß und wurde gekonnt eingesetzt, denn die Dramaturgie bleibt nicht auf der Strecke und bietet dem Zuschauer dabei nur wenige Augenblicke zum Durchatmen. Weniger positiv fiel aber leider fast schon US-typisch die Darstellung der alienjagenden Marines aus. Mit schwerem Gerät bewaffnet, wirken sie eher wie klischeebehaftete Schießbudenfiguren denn ernstzunehmende Charaktere. Sie entbehren nicht einem gewissen Nervfaktor und wenn sie mit ihren Megawummen durch die Gänge schleichen und die Kamera frontal draufhält, ist leider kaum noch etwas von der von Scott erzeugten „Alien“-Stimmung übrig; man wähnt sich eher in einem trashigen B-Actioner. Glücklicherweise blieb uns Sigourney Weaver als selbstbewusste, intelligente Kämpferin erhalten, die den notwendigen Kontrastpunkt setzt und erneut die Rolle der Identifikationsfigur für den Zuschauer einnimmt. Und dann gibt es da noch Paul Reiser als hinterlistige, durchtriebene Gestalt, dem man seine Rolle leider so gar nicht abnimmt. Lance Henriksen hingegen glänzt als Android Bishop mit seinem zerfurchten Gesicht als echter Charakterdarsteller. Leider war es aber mit den Militär-Actionfiguren noch nicht mit den Anbiederungen an den Mainstream getan, stattdessen flocht man noch ein süßes, kleines Mädchen in die Handlung ein, das – insbesondere am Schluss des Films – für einen nicht unbeträchtlichen Kitschanteil sorgt. Auch hat es das Drehbuch mit dem Märtyrertum seiner Protagonisten etwas zu weit getrieben. Nichtsdestotrotz ist „Aliens“ eine qualitativ hohe Fortsetzung geworden, bei der sehr vieles richtig gemacht wurde: Der Film macht großen Spaß, unterhält prima, ist hochspannend und bietet viel fürs Auge, in erster Linie durch die tollen Kreaturen-Spezialeffekte, die hier wesentlich öfter zum Einsatz kommen als im Vorgänger. Doch während Scotts „Alien“ half, den Mainstream zu bereichern, auf eine höhere Stufe zu hieven, bedient sich Cameron für „Aliens“ des bereits vorhandenen Mainstreams, ohne in seiner Materialschlacht wirklich innovative Wege zu beschreiten. Durch seine Potenzierung von Horror- und Kreaturenaction hat er aber sicherlich mit dazu beigetragen, dass sich der Anspruch der Zuschauer an derartige Filme geändert hat, was erklären dürfte, warum „Aliens“ vom heutigen Publikum nicht selten sogar als stärker als das Original eingeschätzt wird.
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Alien³
Der Raumgleiter mit Ripley an Bord muß auf dem Gefängnisplaneten Fiorina 161 notlanden. In völliger Abgeschiedenheit fristet hier eine Gemeinde von Straftätern ihr Dasein. Als aus dem toten Körper eines Hundes ein Alien ausschlüpft, entbrennt innerhalb des Gebäudekomplexes eine ungleichgewichtige Hetzjagd, da es auf dem Planeten keine Waffen gibt...
Diese Kurzkritik bezieht sich auf die Kinofassung. Noch bevor US-Regisseur David Fincher mit Filmen wie „Sieben“ oder „Fight Club“ für Furore sorgte, wurde er mit der Umsetzung der zweiten „Alien“-Fortsetzung betraut. Das sind große Fußstapfen, in die es für ihn als Regiedebütanten zu treten galt, doch trotz zahlreicher Querelen mit der Produktionsfirma macht das Resultat einen gelungenen Eindruck. Durch die Reduzierung auf nur ein einziges Alien und das Setzen auf eine düstere, klaustrophobische Atmosphäre orientierte man sich wieder mehr an Ridley Scotts Original. Die Handlung geriet dabei weniger geheimnisvoll, überraschungsärmer und etwas geradliniger, was aber sicherlich zu einem großen Teil dem Umstand geschuldet ist, dass man die Aliens und ihre Verhaltensweisen bereits aus zwei Spielfilmen kennt. Etwas mehr Tiefgang hinsichtlich der Charaktere hätte ich mir aber gewünscht, die bis auf Ripley nicht sonderlich interessant und memorabel ausfielen. Zudem fiel es mir schwer, zu akzeptieren, dass die neben Ripley einzigen Überlebenden aus „Aliens“ so mir nichts, dir nichts bereits als Leichen den Film „betreten“. Das ist schade und führt den Überlebenskampf im Vorgänger quasi ad absurdum. Großartig agiert nach wie vor aber Sigourney Weaver, deren Rolle als emanzipierte Kämpfernatur natürlich angesichts des Spielortes, einem ausschließlich von männlichen Gewaltverbrechern besiedelten Gefängnisplaneten, wieder stark im Vordergrund steht. Mit ihrem kahlgeschorenen Schädel wirkt sie noch burschikoser, was ihr ganz ausgezeichnet steht. Zu den größten Stärken dieses Films zählen mit Sicherheit die sehr gelungenen, blutigen Spezialeffekte, lediglich die Alienanimationen aus dem Computer sind leider deutlich als solche erkennbar und fallen dadurch ab. Weitere sehr starke Momente sind die Reminiszenzen an den zweiten Teil, z. B. die kurzzeitige Reanimierung des Androiden Bishop. Nachdem sich Finchers Film über einen recht langen Zeitraum dramaturgisch behutsam aufgebaut hat, mündet er in einem actionreichen Finale, dessen Schluss die pessimistische Ausrichtung noch einmal konsequent unterstreicht. „Alien³“ ist nicht der ganz große Wurf geworden, aber in jedem Falle ein wirklich guter Science-Fiction-Horrorfilm.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Ginger Snaps II: Entfesselt
Nach den Ereignissen um ihre Schwester Ginger zieht Brigitte, nachdem sie sich in Teil 1 mit dem Virus infiziert hat, durchs Land. Die Transformation bekämpft sie mittels eines Mönchshut-Serums. Eines Abends bemerkt sie, dass ein Werwolf hinter ihr her ist, der gerne eine "Gefährtin" hätte. Dieser erwischt aber glücklicherweise nur den örtlichen Bibliothekar, während Brigitte auf Grund einer Überdosis Mönchshut einen Blackout erleidet. Sie erwacht in einer Entzugklinik, wo man sie für einen Junkie hält. Brigitte freundet sich dort mit Ghost an, einer Teenagerin mit Vorliebe für Horrorcomics, deren Mutter mit schweren Verbrennungen in der Klinik behandelt wird. Da die Werwolftransformation bei Brigitte auf Grund des Entzugs des Mönchshut-Serums immer weiter fortschreitet und der fremde Werwolf die Klinik unsicher macht, beschließen die beiden jungen Frauen, aus der Klinik zu fliehen.
Auch der angenehm klischeelose, innovative Teenager-Werwolffilm „Ginger Snaps“ wurde mit einer Fortsetzung „gesegnet“, wobei die Anführungszeichen hier aber eigentlich fehl am Platze sind. Schlecht geworden ist es nämlich nicht, was der kanadische Regisseur Brett Sullivan mit seinem Spielfilmdebüt 2004 ablieferte. Das Drehbuch hat die Allegorie auf das Erwachsenwerden um den Aspekt der Drogenabhängigkeit traumatisierter, problembehafteter Jugendlicher erweitert, wobei Brigittes „Droge“ das Eisenhutserum ist, das sie sich in immer höheren Dosen gegen ihre Werwolfwerdung injiziert, bis sie nach einer Überdosis in einer Entzugsklinik landet. Dabei wird sie verfolgt von Visionen ihrer toten, als Werwölfin gestorbenen Schwester, die ihr beharrlich die Unabänderbarkeit ihres Schicksals suggeriert. Um festzustellen, wie schnell ihre Wunden verheilen (denn je schneller, desto werwölfiger ist sie bereits), ritzt Brigitte sich die Arme auf, was auf Außenstehende wie Symptome eines Borderlinesyndroms wirkt. Durch den Tod Gingers im ersten Teil wurde Teil 2 natürlich besonders stark auf Brigitte zugeschnitten, die wieder von Emily Perkins vollends überzeugend gespielt wird. Nahm sie im Original aber noch die Rolle des „hässlichen Entleins“ ein, hat man sie hier zwar öfter sexualisiert und vorteilhafter in Szene gesetzt, sich aber dennoch nicht getraut, gänzlich auf die Anwesenheit der attraktiven Katharine Isabelle als Ginger zu verzichten. Doch einen wesentlich größeren Teil nimmt Tatiana Maslany als sehr jung und kindlich wirkende „Ghost“ ein, auf die Brigitte in der Klinik trifft und beide eine Zweckgemeinschaft eingehen. Maslany wirkt in ihrer Rolle als in einer Phantasiewelt lebende, naive Ghost, die selbst – ebenso wie Brigitte – unter Außenseitern noch eine Außenseiterin ist, aber ein dunkles Geheimnis birgt, authentisch bis beängstigend und sorgt dafür, dass ebenso wie im Original wieder ein ungewöhnliches, starkes Östrogen-Duo zusammenfindet – das sich schließlich nicht nur eines seine Machtposition und damit die Patientinnen missbrauchenden Pflegers, sondern auch eines bereits vollendet mutierten Werwolfs erwehren müssen. Durch den gesamten Film zieht sich eine düstere, kalte, bedrohliche Atmosphäre; Brigittes Situation offeriert keinen Rückzugspunkt zum Kräftesammeln oder Entspannen, zudem ist sie, von Ghost einmal abgesehen, auf sich allein gestellt. Ein Gefühl, wie es viele mit dem Erwachsenwerden überforderte Jugendliche kennen und teilen. Der Alltag in der Entzugsklinik wird, soweit ich das beurteilen kann, relativ realistisch gezeichnet. Brigitte ist natürlich ein Fremdkörper, dem aber niemand Glauben schenkt, was zu Konfliktsituationen führt. Helfen kann ihr dort niemand, doch sich das einzugestehen, ist die auf verständnisvoll und wissend machende Klinikleitung nicht gewillt. Etwas unklar wird aber ab einem bestimmten Zeitpunkt die Rolle des Pflegers, der kurz vor seinem Ableben plötzlich weniger mies als zuvor dargestellt wird, was mir ein wenig konstruiert erscheint. Außerdem geriet das zwar überraschende, aber nicht unbedingt 100%ig stimmige Ende für meinen Geschmack zu unbefriedigend; ich hätte mir einen eindrucksvolleren, angemesseneren Schlusspunkt gewünscht. Trotzdem ist „Ginger Snaps II“ ein empfehlenswerter, intelligenter Film im Teenage-Horror-Gewand mit klasse Darstellerinnen, die sich überaus angenehm vom Teenager-Einheitsbrei anderer Genrefilme absetzen. Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch die gelungene Titelmelodie. Ich zücke daher vollauf verdiente sieben Punkte, gestehe Sullivans Regiedebüt aber noch Luft nach oben zu.
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