Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Verfasst: So 1. Okt 2017, 19:35
All Night Long
Der introvertierte Vorzugsschüler Tanaka, der angehende Flugzeug-Mechaniker Saitô und der arbeitslose Draufgänger Suzuki aus wohlhabenden Hause begegnen einander zufällig an einer Bahnkreuzung, an der die drei einander Unbekannten Zeuge werden, wie eine junge Frau von einem Psychopathen erstochen wird. Gemeinsam versuchen die drei daraufhin das Geschehene zu verarbeiten und Suzuki beschließt am Dienstag der Woche darauf eine Party zu veranstalten, zu der alle drei Mädchen mitbringen sollen um gemeinsam von dem schrecklichen Ereignis abgelenkt zu werden. Während Tanaka und Suzuki in den folgenden Tagen beim Versuch scheitern, ein Mädchen kennenzulernen, scheint Saitô das Glück hold zu sein und er lernt eine junge Frau kennen, deren Herz er erobern kann. Am Tag der Party geschieht jedoch ein weiteres Verbrechen und eine Jugendgang vergewaltigt und ermordet Saitô Freundin. Als Saitô daraufhin bei der Party erscheint, beschließen die drei dieses Mal nicht den passiven Part einzunehmen und mit der Waffe von Suzukis Vater in der Hand machen sich die drei auf den Weg um Rache zu üben…
Die nihilistische „All Night Long“-Trilogie gilt – obwohl es mittlerweile bereits mehr Teile gibt – als schwer verdauliche Kost für Zuschauer, die das Extreme suchen und zeichnet sich vor allem durch sein düsteres Bild einer moralisch heruntergekommenen Generation von japanischen Jugendlichen aus, denen so etwas wie Empathie völlig abhanden gekommen ist. In der trostlosen Welt einer japanischen Industriestadt, in dem das Individualität und Bedürfnisse Einzelner keine Rolle mehr zu spielen scheint, erzählt Regisseur Katsuya Mastumura die Geschichte dreier Jugendlicher, die Zeuge eines Verbrechens werden und später selbst losziehen um an einer Jugendgang Selbstjustiz zu üben. Dabei fehlen nicht nur erwachsene Vorbilder und Justiz, sondern offensichtlich auch andere als gewaltvollen Möglichkeiten mit ihren Problemen umzugehen und der Frust und Hass auf die Welt kanalisiert sich ebenfalls in Gewalt, die im Falle von „All Night Long“ in einem blutigen Massaker enden, in dem es keine Gewinner mehr geben kann. Dabei wirkt das Portrait japanischer Jugendlicher auf der Verliererstraße von den Figuren her bzw. das absolute Gegenteil eines „Feel-Good“-Movies“ immer auch sehr sperrig, verstörend und der nüchterne DtV-Look, die langsame Erzählweise, die unklare Sachlage und der unvermittelte Ausbruch der Gewalt im Finale sorgen ebenfalls dafür, dass der Zuschauer den Auftakt von „All Night Long“ wohl nicht so schnell vergessen wird.
All Night Long 2
Der schüchterne Schüler und Computer-Nerd Shinichi wird über die Sommerferien von einer Jugendgang erpresst und drangsaliert, deren Anführer ein homosexueller Sadist ist, dem Reue und Einfühlungsvermögen völlig fremd sind. Als sich dieser seines aktuellen Lovers entledigt und mit Shinichi ein teuflisches Spiel beginnt um ihn für sich zu gewinnen, sucht Shinichi Hilfe über das Internet und lernt im Chat zwei aufgeweckte Jugendliche kennen, die versuchen dem Jungen in seiner schwierigen Lage zu helfen. Als sich die drei bei Shinichi daraufhin auf eine Limo und Pizza bei Shinichi treffen und auch noch eine Freundin dazu einladen, steht jedoch auf einmal die Gang vor der Tür und entführen die Vier und bringen diese in eine abgelegene Wohnung. Gemeinsam wird gequält und erniedrigt, bis der erniedrigte Shinichi zurückschlägt und auch nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheidet…
Der erste Teil von „All Night Long“ ist ja schon starker Tobak und erzählt von den jugendlichen Verlierern der japanischen Leistungsgesellschaft, aber der zweite Teil setzt in allen Belangen noch ein großes Schäuflein drauf und präsentiert sich dem Zuschauer als herber Schocker voller Gewalt, Sadismus und Erniedrigung. Ich hab „All Night Long 2“ ja vor vielen,vielen Jahren gesehen und konnte mich aber nicht mehr erinnern, dass hier so derart derb zur Sache gegangen wird. Normalerweise kann ich das Wort „menschenverachtend“ ja nicht ausstehen und verwende es daher auch nicht in meinen Texten, aber hier gibt es wirklich keinen anderen Ausdruck mehr für das Dargebotene und „All Night Long 2“ ist ein deprimierender Exploitation-Schocker, der mit seiner Fülle an gestörten Persönlichkeiten auch keine Gefangenen macht. Keine Ahnung, ob es solche Ereignisse in Japan tatsächlich gibt oder gegeben hat, aber die Nüchternheit und die Selbstverständlichkeit, mit der die Mobbing- und Selbstjustiz-Geschichte des vereinsamten Schülers erzählt wird lässt den Zuschauer doch ziemlich sprachlos zurück. Der völlig desillusionierende und dabei sehr funktionale „All Night Long 2“ ist auch mal ein richtiger Schocker und mit seinen Ereignissen auch das Gegenteil von einem Unterhaltungsfilm, der seinem Zuschauer nicht nur einen Schlag in die Magengrube verpasst, sondern auf den am Boden liegenden dann auch noch nachtritt.
Der introvertierte Vorzugsschüler Tanaka, der angehende Flugzeug-Mechaniker Saitô und der arbeitslose Draufgänger Suzuki aus wohlhabenden Hause begegnen einander zufällig an einer Bahnkreuzung, an der die drei einander Unbekannten Zeuge werden, wie eine junge Frau von einem Psychopathen erstochen wird. Gemeinsam versuchen die drei daraufhin das Geschehene zu verarbeiten und Suzuki beschließt am Dienstag der Woche darauf eine Party zu veranstalten, zu der alle drei Mädchen mitbringen sollen um gemeinsam von dem schrecklichen Ereignis abgelenkt zu werden. Während Tanaka und Suzuki in den folgenden Tagen beim Versuch scheitern, ein Mädchen kennenzulernen, scheint Saitô das Glück hold zu sein und er lernt eine junge Frau kennen, deren Herz er erobern kann. Am Tag der Party geschieht jedoch ein weiteres Verbrechen und eine Jugendgang vergewaltigt und ermordet Saitô Freundin. Als Saitô daraufhin bei der Party erscheint, beschließen die drei dieses Mal nicht den passiven Part einzunehmen und mit der Waffe von Suzukis Vater in der Hand machen sich die drei auf den Weg um Rache zu üben…
Die nihilistische „All Night Long“-Trilogie gilt – obwohl es mittlerweile bereits mehr Teile gibt – als schwer verdauliche Kost für Zuschauer, die das Extreme suchen und zeichnet sich vor allem durch sein düsteres Bild einer moralisch heruntergekommenen Generation von japanischen Jugendlichen aus, denen so etwas wie Empathie völlig abhanden gekommen ist. In der trostlosen Welt einer japanischen Industriestadt, in dem das Individualität und Bedürfnisse Einzelner keine Rolle mehr zu spielen scheint, erzählt Regisseur Katsuya Mastumura die Geschichte dreier Jugendlicher, die Zeuge eines Verbrechens werden und später selbst losziehen um an einer Jugendgang Selbstjustiz zu üben. Dabei fehlen nicht nur erwachsene Vorbilder und Justiz, sondern offensichtlich auch andere als gewaltvollen Möglichkeiten mit ihren Problemen umzugehen und der Frust und Hass auf die Welt kanalisiert sich ebenfalls in Gewalt, die im Falle von „All Night Long“ in einem blutigen Massaker enden, in dem es keine Gewinner mehr geben kann. Dabei wirkt das Portrait japanischer Jugendlicher auf der Verliererstraße von den Figuren her bzw. das absolute Gegenteil eines „Feel-Good“-Movies“ immer auch sehr sperrig, verstörend und der nüchterne DtV-Look, die langsame Erzählweise, die unklare Sachlage und der unvermittelte Ausbruch der Gewalt im Finale sorgen ebenfalls dafür, dass der Zuschauer den Auftakt von „All Night Long“ wohl nicht so schnell vergessen wird.
All Night Long 2
Der schüchterne Schüler und Computer-Nerd Shinichi wird über die Sommerferien von einer Jugendgang erpresst und drangsaliert, deren Anführer ein homosexueller Sadist ist, dem Reue und Einfühlungsvermögen völlig fremd sind. Als sich dieser seines aktuellen Lovers entledigt und mit Shinichi ein teuflisches Spiel beginnt um ihn für sich zu gewinnen, sucht Shinichi Hilfe über das Internet und lernt im Chat zwei aufgeweckte Jugendliche kennen, die versuchen dem Jungen in seiner schwierigen Lage zu helfen. Als sich die drei bei Shinichi daraufhin auf eine Limo und Pizza bei Shinichi treffen und auch noch eine Freundin dazu einladen, steht jedoch auf einmal die Gang vor der Tür und entführen die Vier und bringen diese in eine abgelegene Wohnung. Gemeinsam wird gequält und erniedrigt, bis der erniedrigte Shinichi zurückschlägt und auch nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheidet…
Der erste Teil von „All Night Long“ ist ja schon starker Tobak und erzählt von den jugendlichen Verlierern der japanischen Leistungsgesellschaft, aber der zweite Teil setzt in allen Belangen noch ein großes Schäuflein drauf und präsentiert sich dem Zuschauer als herber Schocker voller Gewalt, Sadismus und Erniedrigung. Ich hab „All Night Long 2“ ja vor vielen,vielen Jahren gesehen und konnte mich aber nicht mehr erinnern, dass hier so derart derb zur Sache gegangen wird. Normalerweise kann ich das Wort „menschenverachtend“ ja nicht ausstehen und verwende es daher auch nicht in meinen Texten, aber hier gibt es wirklich keinen anderen Ausdruck mehr für das Dargebotene und „All Night Long 2“ ist ein deprimierender Exploitation-Schocker, der mit seiner Fülle an gestörten Persönlichkeiten auch keine Gefangenen macht. Keine Ahnung, ob es solche Ereignisse in Japan tatsächlich gibt oder gegeben hat, aber die Nüchternheit und die Selbstverständlichkeit, mit der die Mobbing- und Selbstjustiz-Geschichte des vereinsamten Schülers erzählt wird lässt den Zuschauer doch ziemlich sprachlos zurück. Der völlig desillusionierende und dabei sehr funktionale „All Night Long 2“ ist auch mal ein richtiger Schocker und mit seinen Ereignissen auch das Gegenteil von einem Unterhaltungsfilm, der seinem Zuschauer nicht nur einen Schlag in die Magengrube verpasst, sondern auf den am Boden liegenden dann auch noch nachtritt.