Re: Was vom Tage übrigblieb ...
Verfasst: Di 1. Feb 2022, 05:15
König David (Bruce Beresford, 1985) 4/10
Um zu KÖNIG DAVID wirklich etwas schreiben zu können, müsste ich wahrscheinlich vorher mal in der Bibel blättern, und die entsprechenden Bücher, laut Vorspann die Bücher Samuel I und II, Chroniken der Könige I und die Psalmen des David lesen. Tu ich aber nicht, ich mache jetzt mal einen auf moderner Mensch und behaupte, dass mir die 100-Minuten-Fassung der epischen Geschichte genügt.
Womit auch das Dilemma des Films bereits benannt ist: 100 Minuten reichen einfach nicht, um die Dramatik und den Atem solch einer Erzählung adäquat rüberzubringen. Hier steckt erheblich mehr drin als der Film es zu zeigen vermag, denn die Geschichte vom Aufstieg eines kleinen Hirtenjungen zum König von Israel und der Fall durch seinen eigenen Hochmut birgt eine Menge von dem , was man im Film so gerne sieht: Große Gefühle, blutige Schlachten, wilder Sex, böse und abgefeimte Schurken treffen auf edle Helden, hinterhältige Intrigen, und dahinter erscheinen Landschaftsaufnahmen die das Herz aufgehen lassen und durch die der Wind des Pathos weht. Klassisches Hollywood-Kino also …
Und das ist auch tatschlich fast alles drin! Bruce Beresford hat sich definitiv Mühe gegeben, diese mehrere Hundert Seiten starken Geschichtstsunamis zu komprimieren und in eine mainstream-taugliche Fassung zu quetschen. Was dabei allerdings, wie bei so vielen Biopics, auf der Strecke geblieben ist, das ist der Geist der Geschichte. Vor allem in der ersten Hälfte ist das alles sehr holprig, die Episoden jagen sich wild durch die Handlung, damit bloß alle wichtigen Personen angerissen werden können, und den Kitt zwischen diesen Episoden muss man sich dann halt denken. Die zweite Hälfte, nach Davids Ankunft in Jerusalem wird ein klein wenig ruhiger und stabiler im Duktus, aber trotzdem will Beresford einfach zu viel, meint er unbedingt, den Film bis zum Anschlag vollstopfen zu müssen mit einer Geschichte, die halt locker die doppelte Laufzeit benötigt hätte, um wirklich einen Effekt erzielen zu können. Es hat schon einen Grund, warum so viele Bibelverfilmungen Laufzeiten weit jenseits der zwei Stunden haben – Viel Stoff braucht auch viel Atem.
Wenn da nicht diese wunderschönen Bilder von Kameramann Donald McAlpine wären, die viel Ruhe und Schönheit schaffen. Gedreht wurde im Sommer 1984 in der Basilikata, in den Abruzzen und in Sardinien, und das eingefangene Licht scheint warm und sanft auf wilde und herb-schöne Berglandschaften. Wenn der Schnee auf Davids Palast fällt senkt sich merkliche Ruhe und Behaglichkeit in das Gemüt des Zuschauers, und der Frieden dieser Landschaften und der Bilder überwältigt, und bildet eine herrliche Leinwand für eine Geschichte, die halt leider keine Synthese mit diesem Hintergrund eingehen mag. Die Schauspieler wirken oft unbeteiligt (Edward Woodward als König Saul) oder überfordert (Cherie Lunghi als Michal, Davids erste Frau), die Bärte sind sowas von künstlich dass es peinlich wird, und mit ganz wenigen Ausnahmen wirkt das alles nicht wie ein 21 Million Dollar-Projekt. Das Drehbuch ist so reduziert, dass wesentliche Konstellationen der Figuren einfach nicht funktionieren können. Die Freundschaft zwischen David und Sauls Sohn Jonathan? Ganz kurz angerissen. Die Liebe Davids zu Bethsheba? Wird auf ein Kind reduziert. Absaloms Verachtung seinem Vater gegenüber? Bleibt unbestimmter Herkunft …
Auf der anderen Seite dann wiederum einige Actionsequenzen etwas heftigerer Provenienz. Die Schlacht zwischen den Israeliten und den Hethitern (glaube ich) überzeugt in ihrer Brutalität, genauso wie der Tod Absaloms an die Nieren geht. Doch wirken diese Szenen seltsam isoliert, wie Fremdkörper in einer Umgebung, die in der Mehrzahl scheinbar aus weidenden Schafen und lockigen Männern mit sanften und dunklen Augen besteht. Und die eigenartig sprechen. Denn die Sprache sollte bewusst nicht aus der Bibel übernommen werden, aber modern ist das natürlich auch nicht. Was dann dabei herauskommt ist ein merkwürdig altertümlicher Mischmasch von Worten, die gerne mal am Nerv des Zuschauers vorbeizielen, und in ihrer Überladenheit irgendwann zum Überdruss führen, was dann dem ganzen Drama ein wenig den Todesstoß gibt.
Nein, der große Hit ist das nicht (und wurde es damals auch nicht – Nicht ganz 6 Million Dollar wurden eingespielt, und es hagelte Verrisse. Richard Gere wurde gar mit einer Nominierung für eine Goldene Himbeere als schlechtester Schauspieler „belohnt“). Hübsch anzuschauen wenn man müde ist und Hintergrundberieselung zum Einschlafen benötigt, oder wenn man sich durch die Quellen gelesen hat und passende Bilder dazu benötigt. Aber mehr als „nett“ kommt dabei einfach nicht raus. Wenn man historische Gestalten mit einigem Realismus gepaart sehen möchte, dann sollte man lieber zu Mel Gibsons BRAVEHEART greifen. Der zeigt, wie man den richtigen Ton trifft, wie vernünftige Schauspieler agieren, und wie vor allem aus der Mischung aus Schmutz, Tod und Romantik ein großer Kassenerfolg wird …
Um zu KÖNIG DAVID wirklich etwas schreiben zu können, müsste ich wahrscheinlich vorher mal in der Bibel blättern, und die entsprechenden Bücher, laut Vorspann die Bücher Samuel I und II, Chroniken der Könige I und die Psalmen des David lesen. Tu ich aber nicht, ich mache jetzt mal einen auf moderner Mensch und behaupte, dass mir die 100-Minuten-Fassung der epischen Geschichte genügt.
Womit auch das Dilemma des Films bereits benannt ist: 100 Minuten reichen einfach nicht, um die Dramatik und den Atem solch einer Erzählung adäquat rüberzubringen. Hier steckt erheblich mehr drin als der Film es zu zeigen vermag, denn die Geschichte vom Aufstieg eines kleinen Hirtenjungen zum König von Israel und der Fall durch seinen eigenen Hochmut birgt eine Menge von dem , was man im Film so gerne sieht: Große Gefühle, blutige Schlachten, wilder Sex, böse und abgefeimte Schurken treffen auf edle Helden, hinterhältige Intrigen, und dahinter erscheinen Landschaftsaufnahmen die das Herz aufgehen lassen und durch die der Wind des Pathos weht. Klassisches Hollywood-Kino also …
Und das ist auch tatschlich fast alles drin! Bruce Beresford hat sich definitiv Mühe gegeben, diese mehrere Hundert Seiten starken Geschichtstsunamis zu komprimieren und in eine mainstream-taugliche Fassung zu quetschen. Was dabei allerdings, wie bei so vielen Biopics, auf der Strecke geblieben ist, das ist der Geist der Geschichte. Vor allem in der ersten Hälfte ist das alles sehr holprig, die Episoden jagen sich wild durch die Handlung, damit bloß alle wichtigen Personen angerissen werden können, und den Kitt zwischen diesen Episoden muss man sich dann halt denken. Die zweite Hälfte, nach Davids Ankunft in Jerusalem wird ein klein wenig ruhiger und stabiler im Duktus, aber trotzdem will Beresford einfach zu viel, meint er unbedingt, den Film bis zum Anschlag vollstopfen zu müssen mit einer Geschichte, die halt locker die doppelte Laufzeit benötigt hätte, um wirklich einen Effekt erzielen zu können. Es hat schon einen Grund, warum so viele Bibelverfilmungen Laufzeiten weit jenseits der zwei Stunden haben – Viel Stoff braucht auch viel Atem.
Wenn da nicht diese wunderschönen Bilder von Kameramann Donald McAlpine wären, die viel Ruhe und Schönheit schaffen. Gedreht wurde im Sommer 1984 in der Basilikata, in den Abruzzen und in Sardinien, und das eingefangene Licht scheint warm und sanft auf wilde und herb-schöne Berglandschaften. Wenn der Schnee auf Davids Palast fällt senkt sich merkliche Ruhe und Behaglichkeit in das Gemüt des Zuschauers, und der Frieden dieser Landschaften und der Bilder überwältigt, und bildet eine herrliche Leinwand für eine Geschichte, die halt leider keine Synthese mit diesem Hintergrund eingehen mag. Die Schauspieler wirken oft unbeteiligt (Edward Woodward als König Saul) oder überfordert (Cherie Lunghi als Michal, Davids erste Frau), die Bärte sind sowas von künstlich dass es peinlich wird, und mit ganz wenigen Ausnahmen wirkt das alles nicht wie ein 21 Million Dollar-Projekt. Das Drehbuch ist so reduziert, dass wesentliche Konstellationen der Figuren einfach nicht funktionieren können. Die Freundschaft zwischen David und Sauls Sohn Jonathan? Ganz kurz angerissen. Die Liebe Davids zu Bethsheba? Wird auf ein Kind reduziert. Absaloms Verachtung seinem Vater gegenüber? Bleibt unbestimmter Herkunft …
Auf der anderen Seite dann wiederum einige Actionsequenzen etwas heftigerer Provenienz. Die Schlacht zwischen den Israeliten und den Hethitern (glaube ich) überzeugt in ihrer Brutalität, genauso wie der Tod Absaloms an die Nieren geht. Doch wirken diese Szenen seltsam isoliert, wie Fremdkörper in einer Umgebung, die in der Mehrzahl scheinbar aus weidenden Schafen und lockigen Männern mit sanften und dunklen Augen besteht. Und die eigenartig sprechen. Denn die Sprache sollte bewusst nicht aus der Bibel übernommen werden, aber modern ist das natürlich auch nicht. Was dann dabei herauskommt ist ein merkwürdig altertümlicher Mischmasch von Worten, die gerne mal am Nerv des Zuschauers vorbeizielen, und in ihrer Überladenheit irgendwann zum Überdruss führen, was dann dem ganzen Drama ein wenig den Todesstoß gibt.
Nein, der große Hit ist das nicht (und wurde es damals auch nicht – Nicht ganz 6 Million Dollar wurden eingespielt, und es hagelte Verrisse. Richard Gere wurde gar mit einer Nominierung für eine Goldene Himbeere als schlechtester Schauspieler „belohnt“). Hübsch anzuschauen wenn man müde ist und Hintergrundberieselung zum Einschlafen benötigt, oder wenn man sich durch die Quellen gelesen hat und passende Bilder dazu benötigt. Aber mehr als „nett“ kommt dabei einfach nicht raus. Wenn man historische Gestalten mit einigem Realismus gepaart sehen möchte, dann sollte man lieber zu Mel Gibsons BRAVEHEART greifen. Der zeigt, wie man den richtigen Ton trifft, wie vernünftige Schauspieler agieren, und wie vor allem aus der Mischung aus Schmutz, Tod und Romantik ein großer Kassenerfolg wird …