Nurse Jill
Krankenschwester Jill wird seit der Trennung von ihrem Freund von unbestimmten Angstzuständen gequält und ist deswegen in psychiatrischer Behandlung. Als sie sich eines Tages auf dem Nachhauseweg wieder einmal verfolgt fühlt, ermordet sie im Dunklen ihrer Wohnung jedoch nicht den mysteriösen Fremden mit Maske, von dem sich Jill gestalkt fühlt, sondern eine Freundin die nach ihr sehen wollte. Als sie daraufhin in ihrer Panik versucht, den Leichnam im Wald loszuwerden, wird sie jedoch niedergeschlagen und erwacht mit entstellten Gesicht und in Gefangenschaft in dem Haus einer freakigen Familie, die offensichtlich nichts Gutes mit Jill im Schilde führen. Doch ist das überhaupt Realität oder ein weiterer, aus Jills kranker Seele entsprungener Alptraum, der vielleicht auch noch lange nicht zu Ende ist?
„Nurse Jill“ ist der durchaus originelle und nicht uninteressante Versuch von Peter Romeo Lambert so Dinge wie Slasher, Queer-Film und surreales Psychodrama auf Lowest-Budget- und undergroundige Weise zusammenzubringen. Um Kosten zu sparen und vermutlich auch andere Defizite zu überdecken, gibt es in dem Streifen neben Musik und Geräuschen auch keine Dialoge, sondern Texttafeln und mitten im Film wird aus der Hauptdarstellerin eine andere, ehe im letzten Drittel dann eine andere Figur in den Fokus des Filmes gerückt wird. Die oftmals sehr augenscheinlichen Schwächen derartiger Produktionen werden aber angenehm überdeckt und neben dem typischen Over-Acting und einer sehr sprunghaften Erzählweise, die nicht immer zu Ende geführt wird, hat „Nurse Jill“ für diese Ecke aber durchaus gelungene Momente. Vor allem die heruntergekommenen Locations, die Darsteller mit Mut alles zu zeigen und der unkonventionelle Inhalt erinnerten mich an undergroundige, US-amerikanische Explotation-Filme aus den Siebzigern, auch wenn hier natürlich alles ein paar Stufen kostengünstiger realisiert ist und vor allem in Punkto Schauspielerei (und Perücken) doch ein paar Abstriche gemacht werden müssen. Insgesamt betrachtet ist „Nurse Jill“ aber mitsamt seinem Twist durchaus gelungen und präsentiert seinen Macher als ambitionierter Regisseur, der sein Ding auf unkonventionelle Weise durchzieht und auf den ich wohl auch in Zukunft ein Auge haben werde.
The Perfect Husband
Nach einer Fehlgeburt ist die Beziehung von Viola und Nicola arg zerrüttet und ein Wochenende in einer abgelegenen Berghütte, soll das Gefühlsleben der beiden Eheleute nach dem traumatischen Verlust des gemeinsamen Kindes wieder geraderücken. Zuerst läuft auch alles nach Plan und Nicola verwöhnt seine Viola, während diese aber von einem unbestimmten Gefühl verfolgt wird und wenig später bewusstlos im Wald zusammenbricht und von einem Ranger gefunden wird. Wenig später kippt auch die Szenerie und Nicola entpuppt sich als chronisch eifersüchtig und gewaltbereit und unterstellt seiner Frau während eines Liebesspiels mit Handschellen eine außereheliche Affäre mit ihren Boss. Als Nicola auch noch handgreiflich wird und Viola den Ernst ihrer Lage erkennt, kommt es zum blutigen Katz- und Mausspiel, bei dem es im Verlauf einer Nacht noch weitere Opfer geben wird.
Mittelprächtiger und sehr offensichtlich auf den internationalen Markt zugeschnittener Horrorfilm aus Italien über ein zerrüttetes Ehepaar, das nach einer Totgeburt mit einem romantischen Wochenende in den Bergen wieder zueinander finden möchte. Der Titel und das Cover suggerieren aber bereits im Vorfeld, dass dieser Plan nicht so wirklich funktioniert und nach 50 eher lahmen Minuten entpuppt sich Nicola auch prompt als gewaltbereiter Psychopath, der sich wie die sprichwörtliche Axt im Walde benimmt und dabei wohl auch den Scheidungsrichter umgehen möchte. Doch „The Perfect Husband“ kommt irgendwie dennoch nie so richtig in die Gänge und auch die Chemie zwischen den beiden, etwas unglücklich gecasteten, Eheleuten wurde für mich nicht so stimmig transportiert, als dass man am Schicksal der Beiden teilhaben möchten und vor allem Violas Leiden wirken doch sehr soapig übertrieben und wenig glaubhaft. Irgendwie wirkt auch die gesamte Szenario sehr konstruiert, der Gewaltausbruch völlig unvermittelt und selbst der finale Twist rettet die aktuelle Italo-Produktion nicht vor der Durchschnittlichkeit und dem Verdacht, dass man die ganze Sache doch wesentlich spannender auch hätte erzählen können. Bleibt also noch die Gewalt, die hier wenigstens im letzten Drittel ein moderates Maß hat und die handgemachten Effekte erinnern dann auch an bessere Zeiten, die jedoch hier nicht annähernd erreicht werden. Die ebenfalls auf der Blu mitgelieferte Kurzfilm-Variante mit dem Titel „Il Marito Perfetto“ hat mir da schon etwas besser gefallen, da die den unnötigen Ballast weglässt und insgesamt auch von den Personen und Machart trotz geringerem Budget doch stimmiger erscheint, als die arg durchwachsene Langfilm-Variante.