Ghost Stories for Christmas
Whistle and I'll come to you
Der grummelige und leicht exzentrische Philosoph Professor Parkins macht ein paar Tage Winterurlaub an der englischen Küste, wo er seine Tage mit Spaziergängen am Meer verbringt. Als er eines Tages während des Frühstücks von einem anderen Gast angesprochen wird, versteigt sich der Professor in abstruse Theorien über Geisterwesen. Doch sein Weltbild diesbezüglich wird schon wenig später auf den Kopf gestellt, als er auf einem Friedhof eine Flöte mit lateinischer Inschrift findet, auf der er achtlos spielt und somit scheinbar einen Geist auf sich aufmerksam macht…
Netter Auftakt der Geisterserie, die eigentlich recht ungewöhnlich und doch auch ziemlich britisch daherkommt. Plakative Effekte sucht man hier ja vergeblich, stattdessen gibt es gediegenen Grusel und eine leicht entrückte und morbide Grundstimmung, sowie eine Geschichte nach Vorlage des mir bislang unbekannten Schriftstellers M.R. James, der auf den Insel wohl einen größeren Bekanntheitsgrad als hierzulande besitzt. Dessen Geschichten werden laut Wikipedia traditionell an Weihnachten (!) erzählt und daher bot es sich wohl an daraus auch gleich den Auftakt einer mehrjährigen Weihnachtsserie zu gestalten. In der ersten Folge, der jeweils abgeschlossenen Geschichten geht es um den Fund einer Flöte, die das Weltbild eines resoluten Eigenbrötlers durcheinander bringt. Dabei ist „Whistle and I’ll come“ sehr unaufgeregt und zurückhaltend erzählt und konzentriert sich auf die Figur des Professors, während es erst gegen Ende etwas gruseliger wird. Doch die Episode ist hübsch gemacht, das Grauen hält auf subtile Weise Einzug und wer ruhig erzählten Oldskool-Grusel der eher unaufgeregten Sorte mag, ist hier definitiv an der richtigen Adresse. Hübsch!
The Stalls of Barchester
Der Wissenschaftler Dr. Black ist gerade mit dem Katalogisieren einer Kirchenbibliothek beschäftigt, als er unerwartet eine Box mit Aufzeichnungen eines ehemaligen Erzdiakons namens Haynes erhält. Diese berichten von dessen Leben und seinem beruflichen Aufstieg nach dem fatalen Treppensturz seines Vorgängers. Doch dann beginnen die Aufzeichnungen seltsam und mysteriös zu werden und Haynes berichtet von seltsamen Vorgängen in seiner Kirche und dem unbestimmten Gefühl von jemandem verfolgt zu werden.
Auch die zweite Episode – mittlerweile in Farbe – ist durchaus gelungen und erzählt auf zwei Zeitebenen von einem geistlichen Würdeträger, der zunehmend den Verstand zu verlieren scheint bzw. auch nicht ganz unschuldig am Tod seines Vorgängers erscheint. Auch hier wieder eher ruhig und subtil erzählt, ist auch „The Stalls of Barchester“ ein gut unterhaltendes Stück britischer Fernsehgeschichte mit Robert Hardy in der Figur des etwas verschrobenen Erzdiakons. Mit „Stalls“ sind hier übrigens nicht die Ställe, sondern die Kirchenbank gemeint, die in der Folge auch ein mysteriöses Eigenleben zu haben scheint. Zwar ist die Geschichte aus dem Kirchenmilieu jetzt nicht bahnbrechend neu oder sonderlich originell, aber doch auch hübsch gemachter, etwas hochgestochener und schön ausgestatteter Grusel nach britischer Tradition, der Fans von derartigen Werken ebenfalls gut munden sollte.
A Warning to the Curious
Paxton ist ein arbeitsloser und verarmter Hobbyarchäologe, der sich an der Küste von Norfolk auf der Suche nach einer von drei legendären Kronen macht, die irgendwo in der Umgebung eines kleinen Ortes namens Seaburg vergraben sein soll. Doch die Krone wird der Legende nach von einem Mitglied einer ansässigen Familie bewacht und obwohl Paxton recherchiert, dass diese Familie keinen lebenden Nachkommen mehr hat, scheint sich doch jemand auf die Fersen des zunehmend verunsicherten Mannes geheftet zu haben. Als Paxton die Krone tatsächlich finden und ausgraben kann, geschehen mysteriöse Dinge und der Archäologe bekommt es mit der Angst zu tun und versucht, seinen Fehler wieder gut zu machen
Teil 3 ist mein bisheriger Favorit und beschreibt die Geschichte eines Archäologen, der sich auf die Suche nach einem Relikt macht, dass in der Nähe eines verschlafenen Küstenortes vergraben ist. In „A Warning to the Curious“ gibt es wieder eine hübsche Atmosphäre, die abermals keine plakativen Momente benötigt um dem Zuschauer einen wohligen Schauer auf den Rücken zu zaubern. Peter Vaughan überzeugt als Schatzsucher in wirtschaftlich schlechten Zeiten und an seiner Seite gibt es auch noch Clive Swift, der versucht mit rationalen Erklärungen die seltsamen Ereignisse rund um den Fund einer alten Krone zu erklären. Das es aber hier nicht mit rechten Dingen zugeht, liegt in der Natur der Sache und der Zuschauer und der Hauptdarsteller müssen erfahren, dass man sich mit manchen Dingen besser nicht anlegt und manchmal auch den alten Legenden vertrauen sollte, selbst wenn diese auf den aufgeklärten Menschen mit seinen wissenschaftlichen Erklärungen seltsam klingen mögen. Diese Warnung für zu neugierige Menschen ist ja dann auch im Titel festgehalten und ist hier aber typisch britische und hübsch spannende Weise für die Nachwelt und das aufgeschlossene Genre-Publikum verewigt.