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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 12. Jan 2018, 19:03
von jogiwan
Faster Pussycat... Kill! Kill!

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Die drei Tänzerinnen Varla, Billie und Rosie fahren nach getaner Arbeit in der Go-Go-Bar in die Wüste um mit ihren Sportautos ein paar Runden zu drehen. Als ihnen das junge Pärchen Tommy und Linda begegnet kippt jedoch rasch die Szenerie und nach einem Autorennen und gegenseitigen Provokationen tötet Varla den jungen Mann mit ihren bloßen Händen, setzt Linda unter Drogen und entführt das junge Mädchen. Als die Frauen an einer Tankstelle halten, erfahren sie vom redseligen Tankwart vom Schicksal eines alten und an den Rollstuhl gefesselten Mannes, der mit seinen zwei Söhnen auf einer abgelegenen Farm lebt und eine große Menge Geld von der Versicherung zuhause gebunkert haben soll. Als Varla den Mann sieht, wittert sie leichte Beute und fasst den teuflischen Plan, sich das Vertrauen des Mannes zu erschleichen um ihn anschließend das Geld zu rauben.

„Die Satansweiber von Tittfield“ zählt hierzulande wohl aus vielerlei Gründen zu den bekanntesten Werken des US-amerikanischen Regisseurs Russ Meyer, der weltweit auch popkulturell viele Spuren hinterlassen hat und ein Frauenbild präsentiert, dass seinerzeit wohl viele Zuschauer völlig auf dem falschen Fuß erwischt hat. Mit den drei Tänzerinnen, insbesondere Varla präsentiert Meyer ja durchtriebene, gewaltbereite und moralisch degenerierte Figuren, die ohne mit der künstlichen Wimper zu zucken über Leichen gehen und dabei auch vor nichts zurückschrecken. Das passte wohl wenig in die Zeit, in der Frauen eher als brave Hausmütterchen positioniert waren, die dem Ernährer der Familie abends die Patschen, das Essen richten und den Nacken kraulen, anstatt ihn zu brechen. Doch als feministischer Kommentar ist das Exploitation-Werk „Faster Pussycat! Kill! Kill!“ ja aber nicht geeignet und Meyer überzeichnet seine Figuren auf beiden Seiten und kreiert in der Abgelegenheit der staubigen Wüste mit hübschen Schwarz-Weiß-Bildern und tiefen Ausschnitten einen Mikrokosmos auf verkommenen Figuren, dass letzten Endes fast nur Verlierer kennt. Ebenfalls hübsch zu sehen, wie Meyer hier dem American-Lifestyle mit seine Stereotypen einen vor den Latz knallt und mit vergleichsweise einfachen Mitteln ein so subversives Statement geschaffen hat, dass auch noch knapp 50 Jahre nach Erscheinen wenig eingebüßt hat. So eine ruppige Demontage bestehender Gesellschaftsnormen hat danach imho eigentlich nur noch „Natural Born Killers“ auf ähnliche Weise geschafft.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Sa 13. Jan 2018, 19:40
von jogiwan
Mudhoney

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Der mit der hübschen Hannah verheiratete Trunkenbold Sidney ist ein ortsbekannter Unruhestifter, der nur darauf wartet, dass der Onkel seiner Frau verstirbt um dessen Farm zu verkaufen, auf der er selbst lebt. Doch dieser erfreut sich noch seiner Gesundheit und stellt eines Tages den herzensguten Calif als Hilfsarbeiter ein, der sich eigentlich nur auf der Durchreise befindet. Obwohl Calif eine dunkle Vergangenheit hat, freunden sich die Männer an und der fleißige Mann verliebt sich auch noch in Hannah, was Sidney natürlich nicht verborgen bleibt. Dieser nutzt die Gutgläubigkeit und das religiöse Empfinden der Ortsbevölkerung um alle gegen die drei aufzuhetzen und schon bald bleiben diese Intrigen auch nicht ohne böse Folgen.

Wie schon „Lorna“ ist „Mudhoney“ ein für Russ Meyer-Verhältnisse überraschend ernster und dramatisch gehaltener Streifen, der größtenteils auf plakative Elemente wie Sex und Gewalt verzichtet, auch wenn beides natürlich auch in diesem Low-Budget-Reißer aus dem Jahr 1965 vertreten ist. Dennoch steht in der Geschichte neben dem einfachen Leben der Landbevölkerung eher Bigotterie, Doppelmoral und die Manipulierbarkeit von Menschen am Programm. Über weite Strecken ist der etwas zu lang erscheinende „Mudhoney“ aber auch mit seinen Figuren fast schon etwas zu soapig ausgefallen und eingangs war mir der Streifen auch etwas zu hysterisch. Gegen Ende dreht „Mudhoney“ dann aber ziemlich auf und ehe man sich versieht, rottet sich der wütende und gewaltbereite Dorfmob zusammen und führt natürlich nichts Gutes im Schilde. Das Finale ist dann auch sehr gelungen und entschädigt über den etwas anstrengenden Anfang, bei dem man sich durch das ständige Nuscheln und Kreischen der Darsteller auch beim Verständnis der amerikanischen Originalfassung etwas schwer tut. Insgesamt betrachtet sicherlich nicht Meyers bester Streifen und Freunde von Softsex kommen nur beschränkt auf ihre Kosten, doch am Ende steht einem dann als Zuschauer ja doch wieder der Mund offen.

Motorpsycho

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Die hübsche Gattin des Tierarztes Cory wird eines Tages von zwei Halbstarken und einem Ex-Vietnam-Veteranen auf ihren Mopeds belästigt und als ihr Mann beherzt das Treiben beendet, heften sich die drei Männer auf die Fersen des Paares. Wenig später wird die Frau im gemeinsamen Haus überfallen, vergewaltigt und schwer verletzt zurückgelassen und Cory schwört bittere Rache an den Tätern. Als er daraufhin mit seinem Pickup den drei Rockern in die Wüste verfolgt trifft er auf die leicht verletzte Ruby, deren Ehemann ebenfalls von dem Anführer Brahmin getötet wurde. Als sich diese Cory anschließt, führt der Weg immer weiter in die abgelegene Wüste, wo Veteren Brahmin mittlerweile endgültig dem Wahn und einem Blutrausch verfallen ist, der sich seinen Verfolgern wie auch den aufkeimenden Spannungen innerhalb der Gruppe mit Waffengewalt entgegenstellt.

So wie „Lorna“ und „Mudhoney“ im Grunde die gleichen Themen behandeln stehen auch „Motorpsycho“ und „Faster Pussycat… Kill! Kill!“ in einem ähnlichen Verhältnis zueinander. Beide Filme handeln von drei gewaltbereiten Menschen und Eskalation, auch wenn es hier PS-technisch ein paar Nummern kleiner geht. Statt Varla und ihre Go-Go-Tänzerinnen mit röhrenden Sportwagen, verbreiten hier Jungs auf dem Moped (!) Angst und Schrecken, fahren mordend und vergewaltigend durch die Gegend und treffen dann auf den beherzten Tierarzt, der sich dem sinnlosen Treiben in den Weg stellt. Dabei wirkt „Motorpsycho“ wie eine frühe Mischung auch „Clockwork Orange“ und „Ein Mann sieht rot“, auch wenn Russ Meyer seinen Streifen natürlich rasch und kostengünstig realisiert hat und ein Großteil des Streifens ohne sonstige Kulissen in der Wüste realisiert wurde. Inhaltlich lässt der werte Russ aber wenig aus und der Freund ruppiger Werke bekommt hier ja auch einen interessanten Vertreter des frühen Exploitation-Films präsentiert, der überraschend wild zur Sache geht. Zum packenden Herzschlag-Finale gibt es ja auch noch Alex Rocco in seiner ersten Rolle, Haji (Gesundheit!) als toughe Begleiterin und einen schmissigen Soundtrack, der sich perfekt zur wüsten Story gesellt. Wer „Pussycat“ mag, kommt an „Motorpsycho“ eigentlich auch nicht vorbei und irgendwie ist es für mich fast verwunderlich, dass der Streifen nicht öfters auftaucht, wenn es um ungewöhnliche Genre-Filme geht.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: So 14. Jan 2018, 20:06
von jogiwan
Good Morning... and Goodbye!

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Burt Boland ist zwar ein reicher und angesehener Mann, doch in seiner Hose tut sich leider nichts mehr und so sucht sich seine jüngere Ehefrau Angel ihre sexuelle Erfüllung in den Armen anderer Männer, insbesondere dem potenten Bauarbeiter Stone, der ohnehin mit jeder Frau im Ort in die Kiste steigt. Burt nimmt die Schmähungen seiner Ehefrau traurig zur Kenntnis und muss auch mit ansehen, wie seine heranwachsende Tochter ebenfalls in dieselbe Kerbe schlägt. Doch dann ändert eine mystische Begegnung im Wald mit einer Zauberin alles und Burt erhält nach einem magischen Ritual nicht nur seine Manneskraft, sondern auch seinen Stolz zurück und findet endlich den Mut, ein paar Dinge in seinem Leben zu regeln.

„Good Morning… and Goodbye“ ist ein weiterer, typischer Russ Meyer Streifen mit den üblichen Zutaten aus hübschen Frauen, etwas Softsex und Gewalt, dass mit überzeichneten Charakteren und bösen Wortgefechten ein groteskes Bild amerikanischer Sittenverhältnisse zeigt und in seinem Verlauf sogar etwas ins Surreale abgleitet. Die beiden entfremdeten Eheleute schenken sich ja wenig, wenn es darum geht sich gegenseitig zu demütigen und „Good Morning… and Goodbye“ ist dabei mit seinen Figuren auch immer eine böse Parodie sogenannter Soap-Operas, nur dass es in diesem Fall für damalige Verhältnisse wohl eher wenig TV-tauglich zugeht. Zwar wirkt der Streifen in Punkto nackter Haut für heutige Verhältnisse eher brav, aber thematisch geht es schon ordentlich zur Sache. Doch anstatt das Ganze dramatisch zu inszenieren, macht Russ Meyer aus der bisweilen doch sehr seltsam anmutenden Geschichte auch dank einer wunderbaren Haji als mystische Zauberin und den originellen Title-Credits ein trashig-unterhaltsames und poppig-buntes Exploitation-Werk, dass seine eigentlich sehr ernsten Themen auf augenzwinkernde Weise abhandelt, manch unerwarteten Schwenk beinhaltet und so dem abgeklärten Zuschauer auch sicherlich viel Freude bereitet.

Common Law Cabin

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Hoople’s Haven ist eine heruntergekommene Bar irgendwo im Nirgendwo von Colorado, dass mit einer etwas seltsamen Geschäftsidee am Leben erhalten wird. Mit einem kleinen Boot werden vom Trunkenbold Cracker angeworbene und reiche Städter in die Einöde gebracht, wo ihnen alkoholische Getränke und ein Showprogramm versprochen werden. Und so finden sich eines heißen Tages auch ein Ärzte-Ehepaar und ein etwas zwielichtiger Geschäftsmann an dem lasterhaften Ort ein, der von Dewey, seiner drallen französischen Hausbesorgerin Babette und seiner Tochter Coral geführt wird. Doch anstatt Party und Besäufnis stehen bald ganz andere Dinge am Programm und ein Strudel aus Sex, Lügen und Verrat erschüttert den beschaulichen Ort, bei dem es neben der Wahrheit auch bald weitere Opfer zu beklagen gibt.

Ein weiteres, herrlich überzeichnetes Werk von Russ Meyer und was wie ein harmloser Tagesausflug beginnt, wird für seine Protagonisten rasch zu einem triebgesteuerten Desaster, bei dem kein Stein auf den anderen bleibt. Die Geschichte ist hier ja herrlich überzogen und beginnt bei dem durchschnittlichen Wirt mit seiner weniger durchschnittlichen Hausbesorgerin, einem Ehepaar mit unausgesprochenen Konflikten und einem Geschäftsmann mit dunklem Geheimnis, dem nebenher auch noch ständig die Hormone durchgehen. Eigentlich klar, dass sich diese explosive Mischung mit jeder Menge Alkohol und Laster auch irgendwann entzündet und das Finale ist dann auf fast schon Comic-hafte Weise herrlich „campy“ und völlig überzogen, dass man sich eigentlich nur noch verwundert die Augen reiben kann. Hier wird ja im ohnehin schon haarsträubenden Verlauf der Geschichte immer noch ein kleines Scheibchen draufgelegt und trotzdem ist die sommerliche Sause so inszeniert, als wäre es die normalste Sache der Welt. Lustiger und unterhaltsamer kann der Blick in menschliche Abgründe ja kaum sein und was bei anderen Regisseuren zum handfesten Kriminaldrama verkommt, geht hier in den Händen von Russ Meyer zum Glück für den Zuschauer auch in Richtung sexuell aufgeladener „Shake-a-delic-Beach-Party“ mit viel augenzwinkernden Fragezeichen und noch mehr wogenden Brüsten.

Mondo Topless

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Die wunderbare Welt der Unterhaltungselektronik macht jährlich Fortschritte und im Jahre 1966 ist man nicht mehr auf Big-Band oder sperrige Jukebox angewiesen: mit tragbaren Radio- und Bandgeräten nimmt man die Musik einfach mit und kann so jeden belieben Ort der Welt – egal ob Strand, Schlammloch, Wald, Wiese oder einfach nur am Hochspannungsmasten - in seine private Disco oder Tanzsalon zu verwandeln. Dokumentar-Filmer und Technik-Fan Russ Meyer macht sich in Amerika und Europa auf die Suche um diese neueste Unterhaltungselektronik zu finden und präsentiert diese kleinen Geräte und ihren Einsatz anhand zahlreicher und bewegungsfreudiger Damen.

Etwas biedere, einstündige aber für den geneigten Fans durchaus interessante Vintage-Dokumentation über das Wunder Technik bzw. über kleine, tragbare Wiedergabegeräte, die hier in Form einer einstündigen Dokumentation mit viel schmissiger Musik und Tanzakrobatik präsentiert werden. Die kleinen Geräte eignen sich auch hervorragend für den Einsatz in der freien Natur und die zahlreichen Damen erfreuen sich auch sichtlich an diesen mobilen Geräten, sodass sie ihrer Freude spontan großen Ausdruck verleihen. Neben den Freudentänzen in der Nähe dieser Geräte erläutern die Damen mit ihrem blumigen Namen mittels Voice-Over-Kommentar ihre Befindlichkeiten und präsentieren so ein durchaus vielschichtiges Bild unterschiedlicher Einsatzmöglichkeiten moderner und kabelloser Unterhaltungstechnologie. Alles durchaus eindrucksvolle Geräte - doch Bilder sagen mehr als tausend Worte…

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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 15. Jan 2018, 19:41
von jogiwan
Vixen

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Die dralle Vixen ist die junge Gattin eines vielbeschäftigten Piloten Tom, die in der Provinz Kanadas ein Rückzugsgebiet für reiche Touristen führt. Doch Vixen kümmert sich nicht nur hingebungsvoll und mit vollem Körpereinsatz um ihre Kunden, sondern wirft sich während der Abwesenheit ihres Mannes auch jeglichen Männern in der Umgebung an den Hals. Nur mit Schwarzen kann die offene Rassistin nicht und so gibt es auch immer wieder heftige Wortgefechte mit Niles, dem Freund ihres jüngeren Bruders, der in den Staaten vom Wehrdienst desertiert ist, um nicht in Vietnam zu dienen. Die Streitigkeiten zwischen den Beiden schaukeln sich jedoch immer weiter auf und als auch noch ein gewaltbereiter Kommunist auf der Bildfläche erscheint, der Toms Maschine nach Kuba entführen möchte und Niles unter Vorspiegelung falscher Tatsachen als Komplize anheuert, eskaliert die Lage völlig.

Russ Meyers 1968 gedrehter Streifen „Vixen“ ist ein bisweilen doch sehr seltsam anmutendes Werk, dass einerseits die üblichen Zutaten wie Softsex und etwas Gewalt beinhaltet, aber im letzten Drittel in seltsame Gefilde abdriftet und dabei überraschend politisch wird. Mit Themen wie Rassismus und die Bedrohung der Demokratie durch gewaltbereite Kommunisten packt Meyer ja gleich zwei heiße Eisen an und die Aufmerksamkeit des Publikums war dem provokanten Werk im Jahr 1968 wohl so ziemlich gesichert. Heutzutage wirkt der offen ausgelebte und scheinbar von Umfeld tolerierte Rassismus der Hauptfigur aber doch arg erschreckend, während kommunistisch motivierter Terrorismus ja heutzutage kein großes Thema mehr ist. Die deutsche Synchronfassung scheint aber ebenfalls von der Originalversion abzuweichen und ersetzt die Sache mit dem Kommunisten – wie man liest - anscheinend durch Drogenschmuggel. Nichts gegen politisch unkorrekte Filme, aber als Sympathieträgerin taugt die moralisch verkommene Vixen ohnehin nicht und dass ihr Bruder mit nationalsozialistischen Symbolen durch die Gegend fährt und sich von seiner Schwester unter der Dusche verführen lässt, macht die ganze Sache auch nicht gerade sympathischer. Als augenzwinkernder, überzeichneter und offensichtlich auf Provokation gebürsteter Unterhaltungsfilm aus der Exploitation-Ecke bleiben für mich persönlich dann auch zu viele Fragenzeichen und Diskussionsbedarf zurück und ich hoffe, dass die Intention des Machers tatsächlich darin lag, gesellschaftliche Problematiken auf sehr plakative Weise aufzuzeigen.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Di 16. Jan 2018, 18:50
von jogiwan
Finders Keepers, Lovers Weepers

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Bar-Besitzer Paul ist zwar mit der hübschen Kelly verheiratet, seine sexuelle Befriedigung holt er sich aber bei Puffmutter Claire und ihren drallen Personal, das sich auf allerlei exotische Spielarten der käuflichen Liebe verlegt hat. Als es deswegen unter den Eheleuten wieder einmal zum Streit kommt, beschließt die beleidigte Kelly zur Bestätigung ihrer Weiblichkeit kurzerhand in Bar ihres Mannes vor den zahlreichen Besuchern zu strippen, wo eine Tänzerin kurzfristig ausgefallen ist und der Barkeeper Ray ohnehin ein Auge auf sie geworfen. Doch das außereheliche Techtelmechtel von Kelly und Ray wird unsanft beendet, da in derselben Nacht auch noch ein paar gewaltbereite und brunftige Gangster in die Bar gekommen sind, um die Tageslosung aus dem Safe zu stehlen und als dann auch noch Paul auf der Bildfläche erscheint, ist das Chaos ohnehin perfekt.

„Finders Keepers, Lovers Weepers“ ist nach den zahlreichen und schwer unterhaltsamen Filmen der letzten Tage doch ein arg unterdurchschnittliches Vergnügen, was wohl in erster Linie an der lahmen Geschichte und den nicht sonderlich spannenden Figuren liegt. Die Geschichte zu dem episodenhaft angelegten Sexploitation-Reißer „Null Null Sex“ wurde wohl in ein paar Minuten erdacht und die Ereignisse um einen umtriebigen Bar-Besitzer, dessen Ehe-Probleme und den Einbruch wirken lieblos umgesetzt und auch die Hauptdarstellerin Anne Chapman im Vergleich zu den sonstigen Darstellerinnen aus dem Russ Meyer-Stall ebenfalls etwas farblos, viel zu brav und eher deplatziert. Die Höhepunkte in dem ohnehin kurzen Werk sind jedenfalls rar gesät und abgesehen von dem spaßigen Auftakt, bei dem die Title-Credits auf Flaschenetiketten gedruckt wurde, der groovigen Musik und eine etwas seltsam anmutende Unterwasser-Kopulation-Szene, zu denen Stockcar-Zusammenstöße montiert wurde, gibt es in dem Streifen kaum nennenswerte Momente, an die man sich ein paar Tage danach noch erinnern könnte. Insgesamt betrachtet doch eine rasch und Höhepunkts-los heruntergekurbelte Mischung aus zahmen Softsex und lahmen Krimi, der – angesichts der anderen Werke Meyers – eher keinen Hund hintern Ofen hervorlocken dürfte.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mi 17. Jan 2018, 19:45
von jogiwan
Cherry, Harry & Raquel

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Harry ist ein korrupter Bulle irgendwo an der Grenze zu Mexiko und bessert sich sein staatliches Gehalt mit Marihuana auf, das er gemeinsam mit seinem Kumpel Enrique im Auftrag von Mr. Franklin über die Grenze schmuggelt. Als ihnen dabei jedoch immer wieder ein anderer Gangster namens Apache in die Quere kommt, bekommt Harry von Franklin den unmissverständlichen Auftrag, den Indianer ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen. Doch der Polizist hat Skrupel und beschäftigt sich in seiner Freizeit ohnehin lieber mit seiner drallen Freundin Cherry, die im örtlichen Krankenhaus jobbt und der nicht minder erotischen Raquel, die ebenfalls an keinem Mann vorbei kommt. Der Auftragsmord geht schief und als der Apache verletzt flüchten kann, ist das der Auftakt zu weiteren Ereignissen die das Grenzgebiet noch nachhaltig erschüttern werden…

„Megavixens“ ist ein Russ Meyer-Werk genau nach meinen Geschmack und bietet neben drallen Schauspielerinnen, harten Männern, jede Menge Sex, Action und Gewalt auch noch herrlich entrückt wirkende Szenen mit der halb- oder ganz nackten Uschi Digard, die kurzerhand – und warum auch immer – in die spärliche Kriminalhandlung integriert wurden. Diese springt dann im Indianerkostüm durch die Wüste, räkelt sich am Pool und spricht in der Originalversion schwedische, französische und deutsche Worte in ein Telefon, die man auch gar nicht verstehen muss, um die ganze Sause toll zu finden. Charles Napier gibt den toughen Polizisten, der sexuell und kriminell nichts anbrennen lässt und einen kleinen Schocker gibt es auch noch, den ich so ebenfalls nicht erwartet habe. Im Jahr 1970 ist auch endlich „full frontal nudity“ erlaubt, was hier auch mit Männlein und Weiblein gefeiert wird. Insgesamt zwar vielleicht nicht durchgängig unterhaltsam und irgendwie handlungstechnisch immer etwas neben der Spur, aber insgesamt betrachtet schon ein herrlich schräger, lustig doofer, poppig-bunter und bes(ch)wingter Sexploitation-Reißer aus den Untiefen des schlechten Geschmacks, wie geschaffen für ein sensationslüsternes Publikum, Mitternachtsvorstellungen und das Nachtprogramm privater TV-Sender der Neunzigerjahre.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 18. Jan 2018, 20:14
von jogiwan
Black Snake

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Im Jahre 1835 reist der englische Adelige Charles Walker unter falschen Namen auf eine karibische Insel, wo er seinen verschwundenen Bruder Jonathan vermutet. Dort angekommen findet Charles jedoch nicht seinen Bruder, sondern lediglich dessen Gattin Lady Susan, die mit Lederpeitsche, ihrer Privatarmee und jeder Menge Sadismus auf der Insel ein Schreckensregiment aufgezogen hat. So lässt sie unterdrückte Sklaven auf ihrer Zuckerrohrplantage schuften und hat Spaß dabei, wenn sie diese für kleinere und größere Verfehlungen bestrafen kann. Doch unter den Sklaven regt sich Widerstand und vor allem Joshua, der Sohn eines schwarzen Predigers ist nicht mehr gewillt, ein Leben in Gefangenschaft zu führen. Als sein Mordanschlag auf Lady Susan jedoch fehlschlägt und sich diese eine besonders drastische Bestrafung einfallen lässt, ist auch dessen Vater zum Aufstand bereit und in einer Welle der Gewalt werden die bisherigen Machtverhältnisse blutig auf den Kopf gestellt.

Nach „Vixen“ widmet sich Russ Meyer mit dem Sklaven-Drama „Black Snake“ abermals dem Thema Rassismus, auch wenn die beiden Streifen kaum miteinander zu vergleichen sind. Im Gegensatz zu dem kostengünstig heruntergekurbelten Werk einer mannstollen Rassistin im neuzeitlichen Kanada, handelt es sich bei „Black Snake“ um ein Exploitation-Drama mit historischem Bezug über einen Sklavenaufstand auf einer britischen Kolonialinsel im neunzehnten Jahrhundert. Dabei überrascht nicht nur die grimmige und düstere Geschichte, sondern auch die Tatsache, dass es hier überraschend wenig nackte Haut und Humor – wenn - nur von der (haha) schwarzen Sorte gibt. Die unterhaltsame und frivole Leichtigkeit sucht man hier eher vergeblich und als Delirianer ist man durch die Mitwirkung von David Warbeck, dem erhöhten Gewaltpegel, bizarren Einfällen und exotischen Schauplatz irgendwie ohnehin geneigt, den sehr plakativ ausgefallenen „Black Snake“ in die italienische Genre-Ecke zu stellen. Große Brüste und Herrenwitze gibt es ja nicht zu bestaunen, dafür ein eher heftiges Finales, bei dem man sich dann auch nicht mehr wundert, warum in der deutschen Fassung gleich ein paar Minuten fehlen. „Black Snake“ ist dann auch nicht der übliche Meyer-Film mit Herrenwitz und Brüsten, sondern ein überraschend ernster, düsterer und geradliniger Blaxploitation-Reißer, der im Schaffen von Meyer auch aufgrund der Produktionsbedingungen eine Ausnahmestellung einnimmt.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 19. Jan 2018, 19:43
von jogiwan
Supervixens

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Der gutherzige Mec haniker Clint versucht eigentlich nur seiner geregelten Arbeit in der Garage von Martin Bormann nachzugehen, was aufgrund ständiger Avancen draller Damen und seiner chronisch eifersüchtigen, wie nymphomanischen Freundin Angel gar nicht so einfach ist. In einem Anflug heftiger Eifersucht setzt Angel ihren Freund vor die Türe und stürzt sich in eine Affäre mit dem impotenten Polizisten Harry, der sich als sadistischer Mörder entpuppt. Den Mord an der drallen Frau bekommt aber Clint in die Schuhe geschoben, der daraufhin die Flucht nach Vorne antritt. Doch auch die Reise ins Ungewisse ist geprägt von drallen Damen, die Clint an die Wäsche wollen und als er bei der Tankstelle von Supervixen nach seinen turbulenten Abenteuern endlich einen Platz findet, wo er länger bleiben könnte, steht auch Harry wieder vor der Tür um die sexuelle Idylle nachhaltig zu torpedieren.

Spätestens mit „Supervixens – Eruption“ ist Russ Meyer wohl endgültig dort angekommen, wo er von vielen Filmfans verortet wird: als Titten-fixierter Schundfilmer! Der 1975 entstandene Streifen ist ein trashiges, überdrehtes und Comic-haftes Road-Movie voller Sex und Gewalt und drallen Frauen, die sich hemmungslos ihren dauergeilen Gefühlen ergeben und überforderten Männern, die da nicht mehr ansatzweise mithalten können. Dabei ist „Supervixens“ schon zu Beginn ein großer Spaß, der aber immer wieder in Richtung Thriller kippt und den Zuschauer ständig mit vollkommen überzeichneten Wendungen konfrontiert. Hier ist alles völlig over-the-Top ausgefallen und das Highlight ist sicherlich die deutschsprechende Uschi Digard als Supersoul, die von ihrem dauergeilen Mann als „Frau mit österreichischen Namen, den man nicht aussprechen kann“ vorgestellt wird. Vielleicht ist das Finale, dass an „Motorpsycho“ erinnert etwas zu lange geraten und am Ende wird es irgendwie arg hysterisch, aber irgendwie kann man von diesem schrägen Wahnsinn ja ohnehin nicht genug bekommen. „Supervixens“ ist ein völlig überdrehter, niemals ernstgemeinter und herrlich unterhaltsames, politisch völlig unkorrektes Werk ohne Rücksicht auf Verluste, dass man mit seinen ganzen Verweisen, Menschenbild und Entwicklungen so wohl auch gar nicht mehr bringen könnte, ohne dass gleich die Moral-Polizei und sonstige Spaßbremsen auf die Barrikaden steigen würden.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Sa 20. Jan 2018, 19:22
von jogiwan
Die Boxtrolls

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In der Stadt Cheesebridge herrscht in der Nacht eine Ausgangssperre, da sich in der Dunkelheit kleine Kobolde, sogenannte Boxtrolls auf den Straßen herumtreiben und diese nach verwertbaren Sachen absuchen, die dann in ihrer Höhle zu fantasievollen Erfindungen umfunktioniert werden. Doch seitdem die Geschichte erzählt wird, dass die Boxtrolls auch Kinder entführen und Menschen essen, haben die Menschen Angst und die Stadtpolitiker einen zwielichtigen Kammerjäger damit beauftragt, die kleinen Kerle zu jagen und zu eliminieren. Doch unter den Kobolden befindet sich auch ein menschlicher Junge und als die Zahl der Boxtrolls immer weiter zurückgeht, beschließt dieser an die Oberfläche zu gehen und trifft dort auf die neugierige und abenteuerlustige Tochter des Bürgermeisters, die ebenfalls ahnt, dass etwas mit den gängigen Geschichten über vermeintlich böse Boxtrolls nicht stimmen kann…

Das nächste fantasievolle Werk aus der Stop-Motion-Produktionsschmiede von Laika, die ja schon mit „Coraline“, „Paranorman“ und erst letztens mit „Kubo – Der mutige Samurai“ bewiesen haben, dass Mainstream-taugliche Animationsfilme nicht automatisch glattgebügelt daherkommen müssen. Auch „Die Boxtrolls“ präsentiert sich nicht nur optisch eher etwas außergewöhnlich, sondern auch inhaltlich überraschend vielschichtig und präsentiert sympathische Außenseiter, denen eine breite Masse mit Informationsdefizit feindselig gegenübersteht. Doch die Geschichte und die Figuren des Streifens lassen sich in vielerlei Hinsicht interpretieren und „Die Boxtrolls“ begeistert ja auch noch mit einem hübsch schrägen und extravaganten Look, der mich persönlich an die Filme des französischen Regisseurs Jean-Pierre Jeunet aus den frühen Neunzigern erinnert hat. Wer die oben genannten Filme mochte, kommt auch hier voll auf seine Kosten, auch wenn der Inhalt für ganz junge Erdenbürger wohl teils etwas zu düster sein dürfte. Ansonsten alles super und ein weiterer, interessant erzählter und ansprechend gemachter Stop-Motion-Animationsfilm, genau nach meinem Geschmack.

Ash vs. Evil Dead - Staffel 2

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Nachdem ich ja die erste Staffel leider nicht so prickelnd fand, haben mich die ersten Folgen der zweiten Staffel doch positiv überrascht. Die sind nicht nur hübsch blutig, sondern kommen imho auch inhaltlich etwas ironischer daher, ohne den „White-Trash“-Charakter und das bisweilen etwas seltsame Humorverständnis der Hauptfigur zu verleugnen. Mit Kelly und Pablo gibt es ja zwei spannende Figuren, die der Serie auch sehr gut tun und das Verhalten von Ash immer wieder auf lustige Weise relativieren. Leider geht der zweiten Staffel aber nach der Halbzeit ziemlich die Luft aus und auch die Sache mit dem Dämon Baal und dem vermenschlichten Necronomicon fand ich jetzt eher nicht so toll. Zwar kann man sich als Fan der Originale an vielen Verweisen auf die drei „Tanz der Teufel“-Filme erfreuen, aber irgendwie tritt die Geschichte trotz netter Einfälle, Zeitreise-Trip und dem Wiedersehen mit bekannten Figuren doch immer irgendwie am Stand und manche Kulissen und Settigs der Staffel wirken doch arg lieblos und billig gezimmert. Insgesamt betrachtet lediglich durchschnittliches Genre-Futter für „Evil-Dead-„, Bruce Campbell-Fans und für Zwischendurch, dass gleichermaßen splattrig, turbulent und humorvoll daherkommt, das Story-Telling zugunsten seiner Effekte opfert, und bei der sich der geneigtere Fan trotz halbwegs abgeschlossener Geschichte mit zwei kleinen Cliffhangern am Ende wohl auf weitere Staffeln freuen darf.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: So 21. Jan 2018, 19:34
von jogiwan
Up!

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In einem Schloss-ähnlichen Anwesen in einem kleinen amerikanischen Ort wohnt der Altnazi Adolph Schwartz, der sich vor allem für SM-Sex und sonstige Sex-Praktiken interessiert, für die ihm die örtliche Bevölkerung zu Diensten steht. Als dieser in seinem Badezimmer einem bizarren Mordanschlag zum Opfer fällt, kehrt wieder etwas Ruhe ein und Alice und Paul können sich wieder mehr um ihr Diner kümmern, dass mehr schlecht als recht läuft. Als jedoch die mysteriöse Margo Winchester auf der Bildfläche erscheint ist es mit der Ruhe auch schon wieder vorbei und nachdem sie einen ortsbekannten Vergewaltiger ermordet wird sie nicht nur die Geliebte des Sheriffs, sondern sorgt als Kellnerin mit ihren körperlichen Reizen auch für einen Umsatzsprung. Doch auch diese Idylle hält natürlich nicht lange und die hormongesteuerten Männer, nymphomanische Frauen und der noch immer freilaufende Mörder sorgen im Finale für ein ordentliches Chaos.

Mit „Up!“ hat Russ Meyer wohl meiner Meinung nach sein persönliches Meisterwerk geschaffen. Weit weg von den dramatischen Tönen vorangegangener Werke steht hier Sex, Sex und nochmals Sex am Programm. Dazu gibt es einen Altnazi, dauergeile Dorfbewohner und merkwürdige Ereignisse am laufenden Band, bis in dem beschaulichen Ort kein Stein auf dem anderen mehr bleibt. Die Überzeichnung und parodistischen Elemente, gepaart mit viel Sex und etwas Gewalt muss man dabei schon mögen und was ja anfangs recht bizarr und dann wieder etwas leichtfüßiger entwickelt, endet ja in einem völlig jenseitigen Finale, dass einem den Mund offen stehen lässt. So eine Mischung kann man wohl nur von Russ Meyer erwarten, der es hier auch in alle Richtungen hemmungslos übertreibt und Sex, Gewalt und zotige Herrenwitze auf unterhaltsame Weise miteinander kombiniert. Wo früher noch mit subtiler Bildsprache und Schnitt gearbeitet wurde, wird mittlerweile voll draufgehalten und am Ende wird sogar die ratternde Kettensäge ausgepackt und wieder für etwas Ordnung im Chaos zu sorgen. Alles stets herrlich überdreht, spaßig und vollkommen neben der Spur muss man sich dann als Zuschauer auch nicht wundern, wenn einem danach der Kopf dröhnt, oder die Ohren glühen.

Beneath the Valley of the Ultra-Vixens

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In einer amerikanischen Kleinstadt in der Wüste erzählt ein Einheimischer von seinen durchschnittlichen Nachbarn, wie sie wohl auch in jeder anderen Stadt dieser Größe zu finden sind. Doch ein näherer Blick offenbart, dass hinter der gutbürgerlichen Fassade doch so einige Abgründe lauern. Da wäre einmal Lamar, der am Schrottplatz bei seiner Chefin seinen Mann stehen muss und seine nymphomanische Gattin Lavonia nur von hinten beglücken kann, die damit jedoch nicht einverstanden ist und sich ihre körperlichen Freuden überall dort holt, wo sich auch nur die kleinste Gelegenheit dazu bietet. Auch der zu Rate gezogene Zahnarzt und Paar-Therapeut bietet keine Hilfe, sodass Lamar seine Hilfe bei der drallen Moderatorin einer christlichen Senders holt, die ebenfalls so ihre kleinen Geheimnisse hat. Doch das sind nur einige Beispiele der tolldreisten und dauergeilen Bewohner dieser ach so durchschnittlichen Kleinstadt, die am Finale von Russ Meyer höchstpersönlich und süffisant durch den Kakao gezogen werden.

Bei seinem letzten Werk aus den Siebzigern (das Nachfolgewerk „Pandora Peaks“ kam ja erst 20 Jahre später) dreht Russ Meyer nochmals so richtig auf und präsentiert die Bewohner eine durchschnittlichen Kleinstadt, wie sie so durchschnittlich dann auch überhaupt nicht sind. Wie zu erwarten sind die Dorfbewohner eine illustre Mischung aus nymphomanischen Frauen, die ihre Männer mehr als nur überfordern, sodass diese ihren Rat bei Therapeuten, Predigern und in sonstigen Dingen suchen, denen allesamt eher ein zweifelhafter Erfolg beschienen ist. Dabei geht es in dem hysterisch überdrehten Werk voller Zoten vor allem um Sex und Russ Meyer hat auch sichtlich Spaß beim Präsentieren von nackter Haut und der süffisanten Demontage einer etwaigen, gutbürgerlichen Fassade. Der „Lebenstrieb“ nach Freud ist hier ja auch der Motor für die ganze, sexuell mehr als aufgeladene Geschichte und jenseits jeglicher Moral oder sonstigen Gefahren von schnellen Sex wird hier ohne Ende geknattert, gevögelt und begattet und Meyers sexuelles Kaleidoskop kleinstädtischer Befindlichkeiten hat auch immer die Lacher auf seiner Seite. Zwar muss man dieser Art von zotigen Herrenwitzen schon etwas aufgeschlossen sein und manchmal übertreibt es der werte Russ auch etwas, aber dem Herrn Meyer und seinem Faible für dralle Weiblichkeit kann man ja ohnehin nicht böse sein. Vielleicht ist „Beneath the Valley of the Ultra-Vixens“ dabei nicht ganz so unterhaltsam wie der Vorgänger „Up!“, aber immer noch ein unterhaltsamer und vor allem eine schräge Mischung aus Sexploitation und gesellschaftlicher Satire, wie sie heutzutage gar nicht mehr entstehen könnten.