Legend of the Mountain
Der Student und Schriftenmaler Hu bekommt eines Tages von einem Eremiten den Auftrag wichtige Gebetsrollen zu übersetzen, denen magische Kräfte nachgesagt werden. Dazu soll sich der junge Mann in den Bergen zurückziehen um in einem aufgelassenen Kloster ungestört seinem Werk nachgehen zu können. Doch als Hu nach einem langen Marsch das Kloster auf einem Berg erreicht, trifft er neben dem besonnenen Klostervorsteher Tsui auch die etwas forsche Melody samt ihrer aufdringlichen Mutter, die sich sogleich etwas zu hingebungsvoll um den überrumpelten Hu kümmern. Nach einer Nacht mit zu viel Alkohol sind Melody und Hu bereits ein Paar und während die Übersetzung der Schriftrollen von seltsamen Ereignissen immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird, mehren sich die Vorzeichen, dass in dem abgelegenen Kloster bösartige Mächte im Hintergrund die Fäden ziehen…
Alles was ich bereits zu „A Touch of Zen“ geschrieben habe, trifft eigentlich auch auf „Legend of the Mountain“ zu. Der mit 192 Minuten für seine Story viel zu lang ausgefallene Streifen sieht zwar mit seinen zahlreichen Naturaufnahmen sehr hübsch aus und hat ein paar nette Momente wenn es in Richtung Fantasy geht - wirkt aber inhaltlich völlig aufgebläht und ist leider auch ziemlich langatmig erzählt. So kommt der Film zuerst einfach nicht in die Puschen um dann nach knapp zwei Stunden bereits die eigentliche Auflösung zu präsentieren, die man als aufmerksamer Zuschauer aber ohnehin schon längst erahnen kann. Die letzte Stunde besteht dann leider nur noch aus weitergehend erklärenden, aber nicht zwingend notwendigen Rückblenden und einem stetig wiederholenden Kampf zwischen Gut und Böse, der inhaltlich dem Zuschauer nicht mehr wirklich was zu bieten hat. Auch wenn King Hu sicher ein Auge für hübsche Bilder und historisch korrekte Settings hat, so hat seine umständliche Art diese dröge Legende des Bergs zu erzählen leider nicht meinen Geschmack getroffen und das ständige Getrommle und die inhaltlichen Wiederholungen fand ich auf Dauer doch ziemlich enervierend. Sicherlich kann man sich als interessierter Asia-Filmfan den überlangen Streifen an einem verregneten Nachmittag durchaus ansehen, aber augenscheinlich ist diese teils hysterische, teils pathetische Mischung aus Kostümdrama, Fantasy, Religion, Naturfilm und Percussion-Musikfilm nicht wirklich mein Ding.
Saw
Jetzt sind seit Erscheinen des ersten Teils auch schon wieder 14 Jahre vergangen und da ist es ja durchaus wieder mal an der Zeit für eine kleine Retrospektive, zu der ich mich – warum auch immer - breitschlagen hab lassen. Ich bin ja kein großer Fan der Reihe und ich finde die Grundidee, dass ein Außenstehender darüber bestimmt, ob jemand sein Leben verdient hat, ja auch furchtbar anmaßend und eigentlich auch völlig unsympathisch. Teil 1 ist im Grunde auch nichts anderes als das Prinzip der sogenannten „Escape Rooms“ gemeinsam mit einer arg konstruierten Thriller-Handlung mit CSI-Einschlag auf 90 Minuten zu strecken. „Saw“ lebt ja davon, dass dem Zuschauer bruchstückhaft Informationen hingeworfen werden, die sich letzten Endes dann zu einem Gesamtbild zusammenfügen sollten, das in den letzten Minuten aber nochmals eine unerwartete Wendung erfährt. Die Ideen zu den Fallen sind natürlich fies und sollen beim Zuschauer Neugier, Abscheu und Ekel verursachen und James Wan lässt dabei auch herzlich wenig der Fantasie des Zuschauers übrig. Bei genauerer und rückwirkender Betrachtung wirkt „Saw“ auch wenig originell und noch weniger durchdacht und dennoch hat die Mischung popkultureller Einflüsse, schnellen Schnittfolgen und Industrial-Videoclip-Optik den Nerv der Zuschauer getroffen und die Langlebigkeit der Serie spricht ja ebenfalls Bände, selbst wenn über die späteren Teile ja kaum noch jemand etwas positives verliert. Teil 1 wirkt zwar arg konstruiert, spielt aber geschickt mit menschlichen Ängsten und bevor inhaltlich etwas ins Stocken gerät, wird schwuppsdiwups ein Gore-Moment aus dem Hut gezaubert. Nicht wirklich gut, aber zumindest effektiv ist „Saw“ dann aber irgendwie auch ein treffendes Sinnbild für geänderte Zuschauererwartungen im Horror-Genre einer neuen „Schneller-Höher-Weiter“-Gesellschaft, der mal als eher "klassischer" und in vorangegangenen Jahrzehnten geprägter Genre-Fan doch auch etwas ratlos gegenüber steht.