Die Simpsons [Staffel 3]
„Friss meine Shorts!“
Nachdem die zweite Staffel dieser überaus populären US-amerikanischen Zeichentrickserie Matt Groenings 22 Episoden umfasste, sind es in Staffel 3 bereits 24 an der Zahl. Diese wurden von September 1991 bis August 1992 im US-Original ausgestrahlt, während hierzulande erneut das ZDF übernahm: Vom 5. Januar bis zum 07. April 1993 konnte man sich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen an ihr erfreuen.
„Ich bin Michael Jackson von den Jacksons.“ – „Und ich bin Homer Simpson von den Simpsons.“
In der ersten Episode steht Lisa kurz vor ihrem achten Geburtstag. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände landet ihr Vater Homer in der Klapse, wo er jemanden kennenlernt, der sich als Michael „King of Pop“ Jackson ausgibt und nach Homers Entlassung ein paar Tage bei den Simpsons lebt. Jacko in „zivil“ entspricht nicht den Erwartungen der Menschen, wobei diese Episode letztlich keinen Hehl daraus macht, dass er es auch gar nicht wirklich ist. Homers Klinikaufenthalt geht mit einer Hommage an „Einer flogs übers Kuckucksnest“ einher. Was für ein Staffelauftakt: Eine Satire auf unternehmerische und staatliche Repression, die Hand in Hand gegen (hier nur vermeintlichen) Individualismus vorgeht, aber auch eine Erzählung darüber, wie schön es sein kann, anderen eine Freude zu machen – und beinahe jede einzelne Dialogzeile enthält einen Gag!
„Was für ein geiziges Land!“
Die nächste Episode mutet zunächst einmal wie Werbung für
Reader’s Digest an: Homer erhält eine Gratisausgabe und ist ganz hin und weg. Das dort enthaltene Preisausschreiben gewinnt Lisa und so darf sie mit ihrer Familie nach Washington reisen. Dort erhalten sie u.a. eine Führung durchs
Weiße Haus. Lisa beobachtet Korruption und verliert den Glauben an die Demokratie. Pathetischer und übertriebener Patriotismus werden hier persifliert, Politik und Korruption ebenso, was in einem durch Übertreibung die Idiotie veranschaulichenden Loblied auf die USA mündet.
In Episode 3 eröffnet Nachbar Flanders einen Laden für Linkshänder, dem Homer alles Schlechte wünscht und der zunächst tatsächlich nicht läuft. Bart besucht eine Karateschule, schleicht sich aber schon nach der ersten Stunde immer raus. Homers Schadenfreude ist grenzenlos und Flanders kann einem hier wirklich leidtun. Das Ende wurde bewusst karikierend kitschig gestaltet.
„Bohr dir 'n Loch ins Knie!“
Die vierte Episode enthält ungewöhnlich viele Gags in den Details und Hintergründen. Bart freut sich über Gebühr auf den Schulausflug in die Schokoladenfabrik, doch wirklich alles geht schief – bis er die örtliche Mafia kennenlernt und für sie zu arbeiten beginnt, mit bösen Folgen zunächst für Rektor Skinner und schließlich auch für Bart, der mit schweren Vorwürfen vor Gericht landet. Diese legendäre Episode persifliert Mafia und Polizei gleichermaßen und damit auch die mit diesem Konflikt verbundenen Klischees, sensibilisiert aber auch für die Verführungsmethoden der Mafia. Skinner tritt in einem Alptraum Barts als Zombie in Erscheinung und im Knast sitzt Bart mit Tingeltangel-Bob in der Zelle, was aber nur eines der Details ist und nicht thematisiert wird.
„Er verdankt seine Einstellung der Quotenregelung für Sonderschüler!“
In Episode 5 hatte Milhouse seinen Geburtstag gefeiert, ohne Bart einzuladen, was fast genauso schlimm ist wie der Störfall, den Homer in Reaktorsektor 7G zu verantworten hat und der eine Kernschmelze einleitet. Dies ist eine herrliche Persiflage auf den Umgang mit der Hochrisikotechnologie, während auf der anderen Erzählebene Milhouse' Mutter ihm die Freundschaft zu Bart verboten hat. Homer beweist ein letztes Fünkchen moralisches Empfinden, als er ein schlechtes Gewissen bekommt, weil er für seine zufällige Rettung umjubelter Mitarbeiter des Monats wird. Grandios.
„Ich kann Ihnen immer noch Blech für Gold anbieten!“
Krusty der Clown kommt in der sechsten Episode zu besonderen Ehren: Abermals sagt er sein Treffen mit Bart ab – zu dessen tiefer Enttäuschung. Bart schreibt ihm, dass er aus dem Fanclub austreten werde und den Glauben an ihn verloren habe. Krustys Managerin liest das und zwingt ihn, Bart zu besuchen. Die Handlung gerät zur
Origin-Story Krustys. Diese reitet zunächst das Klischee des traurigen Clowns, avanciert aber zur klugen Geschichte eines Vater-Sohn-Konflikts und über die Widersprüchlichkeit von Religionen.
„Wo ist mein Nikotinkaugummi?!“
Episode 7 ist das zweite Halloween-Special der Serie, eine Variation des Dschinn-Themas mit Bart als egozentrischem Monster, vor dem alle Angst haben und fürchten, ihn zu verärgern, sowie mit Mr. Burns als Mad Scientist. Visualisierungen der Familienmitglieder verleihen diesem wunderbar absurden Special Episodenhaftigkeit.
„Hören Sie doch endlich auf zu jammern!“
Die achte Episode eröffnet mit einer Persiflage auf Kubricks „2001“-Intro und geht über zu einer köstlichen Verballhornung von Kinderschulaufführungen und -Talent-Shows. Homer ist hier bereits in den alten Familienvideos, die gezeigt werden, der totale Rabenvater. Mit einem Pony für Lisa ist er um Wiedergutmachung bemüht. Hier überwiegt nun der übertriebene, satirische Humor, der zudem Pferdemädchen- und -szene-Klischees aufs Korn nimmt. Und da Homer einen Zusatzjob im Kwik-E-Markt annehmen muss, um das Pony zu finanzieren, bekommt auch der Einzelhandel sein Fett weg.
„Hätt' ich doch bloß meine sensitive Klappe gehalten!“
Ein Ausschnitt aus einem Actionfilm in der Videothek führt mit einer urkomischen Persiflage auf Genre-Brutalität und -Klischees in Episode 9 ein, in der Homer einmal mehr zum Ultrarabenvater erklärt wird, indem er lange ignoriert, dass Bart in der Garage eine Seifenkiste zusammenbaut. Doch er lässt sich gegen das Rabenvatertum behandeln und baut schließlich zusammen mit seinem Filius am Gefährt. Das Rennen fällt dann so kurz wie heftig und urkomisch aus, stellt aber noch gar nicht die Pointe dieser Episode mit verdammt hoher Gagdichte dar, in der es in gewohnt überzeichneter Weise um Vater-Sohn-Beziehungen geht.
„Hey Bart, ich glaube, jetzt haben sie deinen Vater endgültig abgeholt!“ – „Ist vielleicht für alle das Beste.“
Als Parodie auf „Eye on…“-Städteshows beginnt die zehnte Episode – und anhand Lisas Pyjama-Party auf ebensolche Mädchenpartys. Homer erfindet den Drink „Flaming Homer“, der zum gehypten In-Getränk aufsteigt, aber von Kneipier Moe geklaut wird. Homer hadert damit, dass Moe ihm den ganzen Fame abgreift. Der „Reinsch“-Telefonstreich ist großartig, die Rückblende zu Homers Erfindung während eines Dia-Abends mit Marges Schwestern ebenfalls, Aerosmith haben einen Gastauftritt, der Vorspann der
SitCom „Cheers“ wird genauso parodiert wie „Das Phantom der Oper“ und die Visualisierung einer Moe-Paranoia Homers kann sich auch sehen lassen. Am Schluss dieser enorm satirischen Folge gehen zwar eine Million Dollar verloren, wird aber eine Freundschaft wiederhergestellt – famos!
„Der Drink schmeckt wie eine Party im Mund, und alle wären eingeladen!“
Die Aktien des Atomkraftwerks gehen in Episode 11 durch die Decke, doch Homer verkauft seine für nur 25 Piepen. Vertreter eines deutschen Konsortiums kaufen gleich das Kraftwerk; einer von ihnen spricht mit bayrischem, einer mit Berliner Akzent. Homer wird entlassen – als einziger. Welch Versager Homer als Sicherheitsbeauftragter ist, wird auf typisch übertriebene, aber irrsinnig komische Weise illustriert und das Deutsche immer mal wieder persifliert. Mr. Burns versucht, den Ruhezustand zu genießen, wird aber in Moes Kneipe verspottet und geschnitten. Um wieder als mächtiger Boss gefürchtet zu werden, kauft er sein Kraftwerk zurück. Damit bietet diese Folge erhellende Einblicke in die Psyche eines Kapitalisten.
„Ist das Leben nicht eine Wucht...?“
In der zwölften Episode hat Marge den Verdacht, wieder schwanger zu sein. Homer erzählt seinen Kindern aus der Vergangenheit, was in Form von Rückblenden in die Kennenlernphase, Marges erste Schwangerschaft, Heirat und Jobsuche Homers wunderbar vergnüglich karikierend überzeichnet visualisiert wird. Letztlich wird aber Homers damalige dann doch charakterliche Integrität unter Beweis gestellt. Interessantes Detail: Er hatte einen coolen „Disco sucks“-Aufkleber am Auto. Letztlich landet Homer nach einem urkomischen Einstellungsgespräch doch noch im AKW – und Bart wird geboren. Vieles, was man schon immer über Familie Simpson wissen wollte, wird hier auf unterhaltsamste Weise beantwortet.
„Was für'n beschissener Geburtstag...“
In Episode 13 feiert Bart seinen Geburtstag, was die Serie zum Anlass für eine furiose Persiflage auf die Kindergeburtstagserlebnisgastronomie nimmt. Nach anfänglicher Enttäuschung freut Bart sich über sein neues Funkmikro und spielt damit immer derbere Streiche. Einer dieser üblen Scherze versetzt die ganze Stadt in Aufruhr – bis Bart selbst in den Brunnen fällt, in dem angeblich ein kleiner Waisenjunge gefangen ist. Der Musiker Sting hat einen Gastauftritt in dieser einen recht moralischen Verlauf nehmende Folge, die in ihrer Aussage irgendwo zwischen „Wer anderen eine Grube gräbt…“ und „Wer einmal lügt…“ anzusiedeln ist.
„Um wie viel geht's denn bei Ihnen?“ – „Um meine Tochter!“
Bart geht mit seiner Mutter in Episode 14 Klamotten kaufen, sehr zu seinem Leidwesen. Dafür nähern sich Lisa und Homer einander an, seit sie sich Mühe gibt, sich für Football-Übertragungen zu interessieren. Homer freut sich besonders über ihre korrekten Tipps, die er in Sportwetten ummünzt. Nach Saisonende ist aber Schluss mit dem Daddy-Tochter-Tag und Lisa frustriert, fürs Endspiel nennt sie ihm daher keinen Tipp mehr. Dieser recht empathischen, weniger krawalligen Geschichte über schwierige Vater-Tochter-Beziehungen wurde ein schönes, versöhnliches
Happy End spendiert, womit sie auch gut in eine der ersten beiden Staffeln gepasst hätte.
Die fünfzehnte Episode sensibilisiert für den Stress, den Hausfrauen und Mütter oft haben. Hier führt er dazu, dass Marge in den Streik tritt – mitten auf der Fahrbahn einer Brücke. Als sie festgenommen wird, wird’s politsatirisch: Bürgermeister Quimby begnadigt sie, weil er die weibliche Wählerschaft im Blick hat, ruft sogar einen Marge-Simpson-Tag aus. Marge macht daraufhin allein Urlaub auf einer Wellness-Ranch. Lisa und Bart werden kurzerhand zu Marges Schwestern gegeben und Homer passt auf Maggie auf, mit allen damit verbundenen hochamüsanten Konsequenzen – z.B. dass Maggie auf der Suche nach ihrer Mutter ausbüchst. Zudem verfügt diese Folge über großartige Barney-Szenen. Ungewöhnlich ist’s, dass dänische Erotikfilme noch Erwähnung finden – diese spielten Anfang der 1990er doch längst keine Rolle mehr.
Einen Schwarzweiß-Propagandafilm für Zink bekommt man in Episode 16 zunächst einmal zu sehen, bevor man zur Kenntnis nimmt, dass der
Jo-Jo-Hype an der Schule ausgebrochen ist. Die eigentlich erzählte Geschichte aber dreht sich um Barts Lehrerin Ms. Krabappel, die eine Kontaktanzeige aufgegeben hat. Bart entdeckt diese und spielt anschließend ein falsches Spiel mit ihr. Dass solche Anzeigen Segen und Fluch zugleich sein können, wird ebenso aufgegriffen wie der Umstand, dass Dumme-Jungen-Streiche unheimlich verletzend sein können. Trotz der sensiblen Thematik verfügt auch diese Folge über eine unheimlich hohe Gagdichte, fast jede Szene enthält eine Pointe.
„Wer's nicht kann, soll's lassen!“
In der siebzehnten Episode findet ein Softball-Turnier statt, in einem Match tritt die Polizei gegen das Kernkraftwerk an. Homer hat einen selbstgebastelten „Zauberschläger“ und rockt das Turnier. Mr. Burns lässt sich auf eine Wette mit Fat Tony ein und Smithers zahlreiche Profis fürs Team rekrutieren, die die eigentlichen Teammitglieder verdrängen. Jedoch fallen alle aus, aus verschiedensten Gründen – bis auf einen, weshalb ausgerechnet Homer nicht mitspielen kann. Doch dann wird er doch noch eingewechselt… Das ist alles sehr absurd, aber unheimlich witzig, weil zahlreiche Klischees und nicht zuletzt die Macht des Gelds aufs Korn genommen werden. Eine der unverblümt antikapitalistischen Folgen der Serie.
„Das war doch die reinste Zeitverschwendung!“
Ein Berufseignungstest an der Schule führt in Episode 18 zum überraschenden Ergebnis, dass Bart Polizist und Lisa Hausfrau werden sollte. Als der Verkäufer im Musikladen auch noch anzweifelt, dass Lisa Blues-Musikerin werden könnte, schiebt sie Frust und beginnt zu rebellieren, während Bart eine Nachtschicht bei der Polizei mitfahren darf und zur faschistoiden Schulaufsicht avanciert. Herrlich, wie sowohl Bart als auch Lisa hier aus der Art schlagen. Zudem handelt es sich um feministisches Statement, das durch die weitere Entwicklung aber auch familiären Zusammenhalt herausstellt.
„Sie können unsere Angst riechen!“
Ein exorbitanter Jackpot lässt in der neunzehnten Episode das Lottofieber in Springfield grassieren. Gewinner ist der der TV-Nachrichtensprecher Kent Brockman. Den Gewinn besser gebrauchen könnten die Simpsons, denn Familienhund Knecht Ruprecht ist sehr krank und die OP zu teuer, weshalb Homer und Marge sich zunächst dafür entscheiden, ihn sterben zu lassen. Dies bringen sie dann doch nicht übers Herz, zumal Bart entsetzt reagiert. Doch die Sparmaßnahmen haben jedoch negative Folgen für die ganze Familie, weshalb alle sauer den Hund werden, der daraufhin wegläuft, diverse Abenteuer durchlebt, im Tierheim landet und von Mr. Burns als neuer Wachhund geholt und à la „Clockwork Orange“ umerzogen wird… Diese eine visualisierte Nahtoderfahrung Knecht Ruprechts enthaltene Folge persifliert Mensch-Tier-Beziehungen, schafft aber auch ein Bewusstsein für die Konflikte, sobald diese teuer werden oder anderweitig zur Last fallen.
„Country-Musik ist öde!“
Nach einem verkorksten Kinobesuch (köstlich!) braucht Homer in Episode 20 erst einmal Abstand und kehrt in einer etliche Meilen entfernten Country-&-Western-Bar ein, wo er eine singende Kellnerin kennenlernt und ihr Manager wird – und Marge zurecht eifersüchtig… Diese Folge enthält sowohl mehrere hörenswerte Songs als auch herrliche Hinterwäldler-Persiflagen. Da Homer integer und treu bleibt, ist’s zudem eine letztlich schön romantisch Episode, die Homer einmal in einem anderen Licht zeigt und seinen Charakter aufwertet.
Marges Schwester Thelma hat einen Ex-Häftling zum neuen Freund: Ausgerechnet Tingeltangel-Bob (der in der deutschen Synchronisation noch immer
Sideshow Bob genannt wird). Nach humorigen Rückblenden in dessen Knastzeiten verloben sich die beiden vor Barts Augen, der ihm als einziger misstraut. Bob arbeitet sogar wieder mit Krusty zusammen, heiratet Thelma, hegt jedoch tatsächlich nach wie vor mörderische Pläne… Diese spannende Folge hat viel von einem Krimi, enthält aber divergierende Meinungen zu MacGyver sowie Anspielungen auf die US-Politik.
Bart trägt ein Spinal-Tap-Shirt, weil er sich zusammen mit Milhouse von Homer zu deren Konzert fahren lässt. Homer wartet im Auto und das Konzert endet in Randale. Im ersten Teil zieht diese zweiundzwanzigste Episode ein paar Rock’n’Roll-Klischees anhand der Metal-Parodisten Spinal Tap durch den Kakao, anschließend gehört diese Folge aber Schulbusfahrer Otto. Dieser legt irre Stunts mit dem Schulbus hin, woraufhin Rektor Skinner als Fahrer einspringen muss. Als sich herausstellt, dass Otto gar keinen Führerschein hat, ist er ganz unten angelangt und zieht in die Garage der Simpsons ein. Nun gilt es für ihn, endlich eine Fahrerlizenz zu erwerben. Einiger absurder, krawalliger Humor findet sich in dieser nichtsdestotrotz verdammt witzigen Folge, sowie eine charmante Eindeutschung: Otto fragt nach Lurchi-Büchern.
Die dreiundzwanzigste Episode beginnt wie eine Abenteur-Action-Sequenz, zu der passenderweise Indiana-Jones-Musik ertönt. Die eigentliche Handlung dreht sich um die neue Mitschülerin Samantha, die zwischen Barts und Milhouse‘ Freundschaft gerät: Samantha und Milhouse verlieben sich ineinander und knutschen, Milhouse verliert zudem das Interesse an Jungskram. Parallel zu diesen Ereignissen fordert Lisa von ihrem Vater, dass er an Gewicht verliert, weil sie sich Sorgen um seine Gesundheit macht. Diese Folge thematisiert das Reinkicken der Pubertät und die damit verbundenen Änderungen, scheint sich aber daran zu erinnern, so weit dann doch nicht auf der horizontalen Erzählebene gehen zu wollen: Bart und Milhouse sollen freche kleine Jungs bleiben, sodass man die Erzählung eigentlich traurig enden lässt, ohne aber diese Traurigkeit zu vermitteln. Das wirkt unromantisch und unrund, weshalb es sich um eine der schwächeren Episoden handelt.
„Ich bin wieder reich! USA! USA!“
Im Staffelfinale wird im Zuge einer Gesundheitsuntersuchung im Atomkraftwerk festgestellt, dass Homer zeugungsunfähig geworden ist. Daher erhält er eine Abfindung von 2.000 Dollar. Apropos horizontale Erzählebene: Nach Tingeltangel-Bob taucht Homers Halbbruder Herb wieder auf, obdachlos und händeringend nach einer neuen Geschäftsidee suchend. Vornehmlich handelt diese Episode von der Wiederannäherung zweier Geschwister aneinander, vom Verzeihenkönnen, aber auch der Kraft der Kreativität und Innovation. Ach was, eigentlich geht’s darum, wie toll ein Massagesessel ist, der Homer – nachdem seine geliebte Couch zu Bruch gegangen ist – eine Art LSD-Trip beschert. Ich bin gespannt, ob dieser Sessel in Staffel 4 noch vorhanden ist.
Nicht in allen, aber in mehreren Folgen der dritten Spiel muss Homer viel einstecken. Eine zunehmende Verdummung dieser Figur hat eingesetzt, mit einem Ausreißer in Folge 20. Diese Entwicklung geht einher mit dem in der vorausgegangenen Staffel eingesetzten Trend zur bissiger werdenden Satire. Die Pointendichte wurde zumindest partiell noch einmal erhöht, Schwächen sind nur noch wenige auszumachen. Popkulturelle Referenzen gehen Hand in Hand mit karikierendem, parodierendem und persiflierendem Humor, empathische Geschichten wechseln sich mit krawalligeren ab. Die Simpsons waren in den 1990ern angekommen – und das scheinbar sehr leichtfüßig.