bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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buxtebrawler
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Sperling und der gefallene Engel

„Knast tut niemandem gut.“

Die zweite abendfüllende Episode der 18-teiligen ZDF-Krimireihe „Sperling“ trägt den bedeutungsschwangeren Titel „Sperling und der gefallene Engel“ und ist die erste von vier 1997 ausgestrahlten Folgen. Das Drehbuch stammt erneut von Rolf Basedow; mit der Inszenierung wurde diesmal Kai Wessel („Um jeden Preis“) betraut, der bei insgesamt zwei „Sperling“-Episoden die Regie übernahm. Am 1. Februar 1997 erfolgte die Erstausstrahlung.

„Was bist du eigentlich für‘n Polizist?“

Der Berliner Kriminalhauptkommissar Hans Sperling (Dieter Pfaff) und sein Kollege Karsten Rohde (Benno Fürmann) sehen sich mit einer Einbruchserie konfrontiert. Parallel dazu wird der ehemalige Boxer Ewald Ries (Sylvester Groth, „Momo“) aus dem Knast entlassen und kehrt zu seiner Frau Magda (Meret Becker, „Die Sieger“) zurück, die sich ihre Einsamkeit gern mit dem Wachmann Berger (Christian Redl, „Schicksalsspiel“) vertrieb. Dieser jedoch hat sich in sie verliebt und möchte sie ungern wieder hergeben Ein Konflikt zwischen den Männern entbrennt. Als ein weiterer Überfall verübt wird – diesmal auf eine Jahrmarkt-Schaustellerin (Franziska Troegner, „Kinder ohne Gnade“) – zählt Ries zum Kreis der Verdächtigen und hat als Zeugen ausgerechnet Berger gegen sich…

„Die Wahrheit zu finden, ist harte Arbeit!“

Nach Sperlings Voice-over-Monolog, der offenbar als fester Bestandteil jeder Episode etabliert wird, eröffnet dieser Fall mit einem Einbruchdiebstahl, bei dem der Einbrecher versehentlich das Fernsehgerät einschaltet – was aber ohne Folgen bleibt. Speziell darum wird es im weiteren Verlauf auch gar nicht gehen. Vielmehr führt man in die ungesunde Ménage à trois ein, während Sperling bei seinem Friseur (Heinrich Giskes, „Superstau“) über das Schlafverhalten von Delphinen philosophiert. Dass just in diesem Moment auch der Friseursalon überfallen wird, nimmt Sperling mit kaum mehr als einem Achselzucken hin. Der Täter flieht unverrichteter Dinge und Sperling hat auch gar kein gesteigertes Interesse daran, ihn zu verfolgen. Ein Indiz für diese eigenartige Mischung aus Prioritätensetzung, Krafteinteilung, menschlichem Laissez-faire, Realismus und Resignation, die die Stimmung Sperlings beschreibt und damit auch zum Ausdruck der Atmosphäre nicht nur dieser Episode wird.

„Jetzt mal von gefiedertem Freund zu gefiedertem Freund...“

Wesentlich stärker scheint Sperling die Riesenradfahrt zuzusetzen, von der aus er den nächsten Überfall beobachtet. Solche Überfälle gehören zur Folklore dieser Episode und finden mal stärker fokussiert, mal eher am Rande statt. Als Ries auf der Wache verhört wird, beteuert er seine Unschuld und versucht in einer cool choreographierten Sequenz, sich aus seiner Situation herauszuprügeln. Rohde hat darüber hinaus auch noch privat Stress mit seiner Alten und unternimmt eine Kamikazefahrt durch Berlin mit Sperling auf dem Beifahrersitz, der sich währenddessen ins Riesenrad zurückwünschen dürfte. Aber er hat den richtigen Riecher und ermittelt u.a. im Rotlichtmilieu, dem Magda entstammt. Man erfährt, dass Ries seinerzeit für sie mit Drogen dealte, was ihn in den Knast brachte, und dass sie morphiumabhängig ist. Dies macht sie zu einer Art sozialrealistischer Femme fatale und die Dinge noch einmal komplizierter. Regisseur Wessel gewährt auch Sperling ein paar spezielle, intime Momente und lässt ihn entgegen seinem Naturell richtig ungemütlich werden, nachdem Ries Rohde erneut niedergeschlagen hat und ihm diesmal entkommen ist. Das ist selbst einem Sperling zu viel! Ähnliches bekommt später auch einer der Täter zu spüren.

Einerseits macht „Sperling und der gefallene Engel“ mit seinen vielen losen Enden einen etwas überfrachteten Eindruck, andererseits droht er unterkomplex zu werden. Dass Berger versucht, Ries wieder hinter Gitter zu bringen, ist allzu schnell klar. Die Handlung löst dies mit einem Kniff, der Berger zumindest zum Teil entlastet. Für zusätzliche Action sorgt eine Wohnungsstürmung durch die Bullen, während es am Ende Sperling-typisch menschelt und man etwas mehr aus der Vergangenheit des adipösen Kommissars erfährt.

Verbrechen und Schuld werden hier ebenso verhandelt wie Liebe und Eifersucht sowie psychische wie körperliche Abhängigkeit von Menschen und Drogen, ummantelt von ‘90er-Jahre-Stimmung zwischen „Alles geht“, Frust und Nihilismus. Als musikalische Untermalung greift man vermehrt auf jazzige Klänge zurück. Und während ich immer noch so meine Probleme damit habe, Günni aus „Und tschüss!“ hier den Bullen abzukaufen, überzeugt Meret Becker mit nuanciertem Spiel und sieht einfach toll aus.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Die Nächte einer schönen Frau

„Heirat oder Luxus?“

Charles Chaplins Stummfilm „Die Nächte einer schönen Frau“ aus dem Jahre 1923 ist die erste Produktion der von ihm zusammen mit Douglas Fairbanks und Mary Pickford gegründeten Firma United Artists – und zugleich Chaplins erster nicht vorwiegend komödiantischer Film, sondern vielmehr ein Drama um eine unglückliche Liebe.

Marie (Edna Purviance, „Der Vagabund und das Kind“), eine attraktive junge Frau, ist geplagt von ihrem herrischen Stiefvater (Clarence Geldert, „Irrwege einer Ehe“). Ihr Verlobeter Jean (Carl Miller, „A Bit o’ Heaven“) wiederum leidet darunter, dass seine Eltern nicht glauben, dass Marie die richtige Frau für ihn ist. Gemeinsam wollen die beiden nach Paris abhauen, doch während Marie am Bahnhof auf Jean wartet, erscheint dieser nicht, weil gerade sein Vater (Charles K. French, „Das Piratenschiff“) verstorben ist. Davon weiß Marie jedoch nichts und reist allein nach Paris, wo sie den vermögenden Lebemann Pierre Revel (Adolphe Menjou, „Die drei Musketiere“) kennenlernt, dessen Mätresse sie wird und sich von ihm in ein dekadentes luxuriöses Leben einführen lässt. Eines Tages jedoch begegnet sie Jean wieder, als dieser in Paris als Künstler Fuß zu fassen versucht. Von nun an steht sie zwischen zwei Männern bzw. der Fortführung ihres sorg-, aber auch lieblosen Lotterlebens und der Entscheidung, ihrem Herzen zu folgen…

In einer Texttafel weist Chaplin zu Beginn darauf hin, dass er selbst nicht in diesem Film mitspielt. Nicht nur damit unterlief er die Erwartungshaltung des Kinopublikums, das zudem, so heißt es, gehofft haben soll, es mit einer weiteren Chaplin-Komödie zu tun zu bekommen, in der er in seine Paraderolle als Tramp schlüpft. Chaplin erlaubt sich jedoch lediglich einen kurzen Cameo als Gepäckträger am Bahnhof. So kam es, dass der Film trotz guter Kritiken an der Kinokasse floppte und Chaplin ihn anschließend für Jahrzehnte aus dem Verkehr zog. Das ist schade, denn „Die Nächte einer schönen Frau“ ist inszenatorisch überaus gelungen, arbeitet mit zahlreichen Details und vermeidet jegliche Geschwätzigkeit, was einem Stummfilm natürlich nur guttut. Weder in Bezug auf die Ausstattung noch aufs Ensemble gibt es etwas zu bekritteln. Zudem kommt auch der Humor durchaus wohldosiert zum Zuge, beispielsweise bei köstlichen Seitenhieben auf die Haute Cuisine. Auf einer der ausschweifenden Partys des Pariser Nachtlebens sorgt gar ein Striptease für Furore, der im Film natürlich offscreen stattfindet.

Inhaltlich ist der Film zum einen eine melodramatische Liebesgeschichte, zum anderen ein Porträt des Pariser Milieus, in dem er sich bewegt. Pierre Revel ist ein überheblicher, stets gut gelaunter, im Endeffekt aber zynischer Reicher, der zwar die Umgangsformen beherrscht, aber keinen wirklichen, ehrlichen Respekt vor Marie oder Jean aufbringt. Statt eindimensionale Frauenfiguren zu zeichnen, beweist Chaplin Empathie für die Beweggründe und inneren wie äußeren Konflikte der weiblichen Rollen und übt leise Kritik am klassischen Familienmodell. Der melodramatische Anteil entwickelt sich ganz furchtbar – sonst wäre es ja nicht melodramatisch –, endet jedoch mit der konstruktiven These Chaplins, das Glück liege in der Hingabe für andere, und einem Vorschlag zu einem möglichen Umgang mit Trauer und Verlust. Der Film schließt mit einer Gegenüberstellung erfüllten einfachen Lebens mit der Luxuswelt als finale Pointe.

„Die Nächte einer schönen Frau“ gilt als einer der ersten realistischen Filme und trägt zwar mitunter reichlich dick auf, hat aber auch für Melodrammuffel ausreichend Chaplin-Charme sowie den für ihn typischen Humanismus zu bieten und ist filmhistorisch wohl ein echter Meilenstein.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Sperling und die verlorenen Steine

„Ein Araberhengst in einem israelischen Flugzeug – manchmal ist die Welt einfach nur in Ordnung...“

Die dritte abendfüllende Episode der 18-teiligen ZDF-Krimireihe „Sperling“ entstand interessanterweise in deutsch-niederländischer Koproduktion und wurde vom Niederländer Guido Pieters („Ciske, die Ratte“) nach einem Drehbuch Peter Steinbachs inszeniert. Für die Musik diesmal verantwortlich: niemand Geringerer als Klaus Doldinger. Pieters einzige Regiearbeit für die öffentlich-rechtliche Krimireihe trägt den Titel „Sperling und die verlorenen Steine“ und wurde am 1. März 1997 erstausgestrahlt.

„Von hinten 20 und von vorne scheintot.“

Eigentlich wollte der Berliner Hauptkommissar Sperling (Dieter Pfaff) zum Urlaub nach Lanzarote, entscheidet sich jedoch in letzter Minute um – schließlich sei er mit seiner mittlerweile verstorbenen Frau auch nie in den Urlaub geflogen, wie er kurz darauf seinem Vater (Ulrich Matschoss, Duisburger „Tatort“) erzählt. Entsprechend überrascht reagiert sein Team, als er an einem Tatort in einer Berliner Kneipe auftaucht. Ein alter Herr wurde ermordet, Täter und Motiv sind unbekannt. In seinem Jackensaum stößt die Polizei auf hochkarätige Edelsteine. Ging es dem Mörder um diese? Der Tote entpuppt sich als Anselm Hasster und die Ermittlungen lassen vermuten, dass er in der Nazizeit daran beteiligt war, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger um wertvollen Besitz zu erleichtern…

„Jetzt ist einer auferstanden aus der guten alten Zeit – und der schießt.“

Der Auftakt charakterisiert Sperling als traurigen Mann, der den Tod seiner Frau nicht überwunden hat und ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn er sich Müßiggang und Genuss hingibt. Das ist fast komödiantisch inszeniert, eigentlich aber bitter. Gut, dass er in Berlin bleibt, möchte man meinen, denn diesmal gibt’s einen Toten. Sperling und Rohde (Benno Fürmann) ermitteln in der Kneipe und im Altenheim bei Altnazi Herzog (Günter Kütemeyer, „Neues aus Büttenwarder“). Alte Videoaufnahmen aus der Nazizeit werden wiederkehrend zwischengeschnitten. Ebenso deftig wie eigenartig: Sperling und Rohde verursachen bei Herzog einen Schlaganfall, ohne dass dies problematisiert würde. Und kurios: Irgendjemand hat Sperling 128 Azaleen in seine Wohnung geschickt. Zum Kreis der Verdächtigen zählen auch die in einem Wohnwagen Hasster gegenüberlebende jüdische Mara von Geldern (Gisela Trowe, „Alles im Eimer“) und der jüdische Herr Lichtblau (Ernst Jacobi, „Die Blechtrommel“), der sich geschworen hat, kein Wort Deutsch mehr zu sprechen, aber eng mit von Geldern befreundet zu sein scheint.

Dieser mit viel Berliner Schnauze daherkommende Fall dreht sich um alte Schuld, Hass, Vergeltung und Vergebung, spielt in einer diesmal verregneten Bundeshauptstadt und ist im Prinzip ein klassicher Whodunit?-Krimi inklusive Motivsuche. Dieser wirkt im Mittelteil etwas zäh, gewinnt dann aber dramaturgisch, u.a. mit einer Motorrad-Verfolgungsjagd. Nettes Detail: Vorm Zirkus, in dem Sperling eine Unterredung mit Leiterin Alice Scupnik (Ingrid van Bergen, „Vier gegen die Bank“) hat, findet eine Tierrechtsdemo statt. Von der zu Sperlings festem Team gehörenden Vera Kowalski (Petra Kleinert) ist diesmal mehr zu sehen als von Rohde, der im einen oder anderen Dialog etwas auf Kriegsfuß mit der deutschen Sprache steht – keine Ahnung, ob dies beabsichtigt war, um ihn besonders drömelig wirken zu lassen.

Im letzten Akt einen ganz neuen Verdächtigen aus dem Hut zu zaubern, ist so’n bisschen naja, Auflösung und Motiv sind dann auch ziemlich an den Haaren herbeigezogen. „Sperling und die verlorenen Steine“ ist gutgemeint, wäre aber besser gegangen. Er erscheint mir etwas schludrig und sich an seinem großen Thema zu verheben. Zudem wollen einzelne Elemente nicht so recht in die hier melancholisch-trist zu zeichnen versuchte urbane Atmosphäre passen: Fürmann als Rohde wirkt hier wie ein Fremdkörper und das Verhalten mancher Figur unbeabsichtigt skurril.
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Die Bumsköpfe

„Sind das Idioten...“

Im Jahre 1975 entstand eine parallel zur „Flotte Teens“-Reihe verlaufende Fortsetzungsreihe der Commedia sexy all'italiana, die, fünf Filme umfassend, mit dem von Nando Cicero („Zwei Trottel an der Front“) inszenierten „Die Bumsköpfe“ ihren Anfang nahm (und deren Fortsetzungen vom deutschen Verleih fröhlich mit den „Flotte Teens“-Filmen durcheinandergeworfen wurden, wobei es zugebenermaßen viele Überschneidungen beim jeweiligen Ensemble gab).

„Sie wollte sich nicht ausziehen, die dumme Kuh!“

Pennäler Franco (Alfredo Pea, „Die Rache des Paten“), Spross vermögender Eltern (Francesca Romana Coluzzi, „Themroc“ und Vittorio Caprioli, „Der Teufel führt Regie“), macht sich zusammen mit seinen Mitschülern La Rosa (Stefano Amato, „Sabata kehrt zurück“) und Tatuzzo (Alvaro Vitali, „Federico Fellinis Amarcord“) regelmäßig einen Spaß daraus, dem Lehrkörper seiner Schule Streiche zu spielen. Doch als sie Sportlehrer Puntiglio (Gianfranco D'Angelo, „Mondo Candido“) vor versammelter Schulklasse bloßstellen, treiben sie es zu weit. Puntiglio droht dem wenig autoritären Schulleiter Margana (Mari Carutenuto, „Girolimoni – Das Ungeheuer von Rom“), ihn bei der Schulbehörde zu verpfeifen, und dieser wiederum hat Francos Vater, einem Stadtbeamten, versprochen, dessen Sohn durchzubringen – doch so aufgeweckt Franco bei seinen Streichen ist, so verbesserungswürdig sind seine schulischen Leistungen. Also engagieren Francos Eltern nach Rücksprache mit Margana die Verlobte des Sportlehrers, Giovanna Pagaus (Edwige Fenech, „Der Killer von Wien“), als Nachhilfelehrerin für ihren Filius. Sie soll mit ihm Griechisch pauken, doch Franco ist ganz hin und weg von der betörenden Schönheit Giovannas und will Sex mit ihr – mit allen Mitteln…

„Jesus, steh mir bei!“

Zunächst einmal ist alles wie gehabt und aus solcherlei Filmen gewohnt: Von Erwachsenen gespielte Halbstarke spielen albern kostümierten, von Erwachsenen gespielten Erwachsenen fade Streiche, grimassieren, reißen eine Zote nach der anderen und stellen dem anderen Geschlecht nach. Die Achtklässler rauchen überall, auch beim Schulsport in der Turnhalle, und gesoffen wird J&B. Lose werden Handlungsfäden aufgenommen und unverarbeitet wieder fallengelassen. Selbst Szenen, die eine Pointe antäuschen, verlaufen ungenutzt im Sande. Dafür wird keine Gelegenheit zu frauenfeindlichem Zinnober ausgelassen, beispielsweise in Bezug auf das Hausmädchen mit üppiger Oberweite, aber Damenbart. Das ist genauso plump und doof wie es heutzutage ungeheuer exotisch und auf irgendwie belustigende Weise stumpfsinnig wirkt – man lacht nicht mit dem Film, sondern über ihn. Weder am Chargieren noch am Grimassieren ist der Lichtblick dieses Films: natürlich niemand Geringeres als die bezaubernde Edwige Fenech, die hier einmal mehr wie gemalt aussieht, sich seinerzeit aber offenbar für nichts zu schade war.

Diese versuchen Francos Eltern (Paps schleppt Franco auch schon mal ins Bordell) doch tatsächlich zu überreden, ihrem Jungen sexuelle Erfahrungen angedeihen zu lassen. Natürlich lehnt sie ab, ist fortan aber nicht mehr vor den Avancen und sexuellen Belästigungen Francos sicher, der hier anscheinend dem Publikum als Identifikationsfigur dienen soll, aber wie ein psychopathischer Triebtäter auftritt. Auf seinen ersten Vergewaltigungsversuch folgt ein zweiter, bei dem aus Giovannas Nein ein Ja wird und der Film endet ebenso verstörend wie kitschig damit, dass aus den beiden ein Liebespaar geworden ist. Man muss so’ne Olle eben zu ihrem Glück zwingen, mal ordentlich durchnehmen, notfalls mit Gewalt, damit sie weiß, was sie wirklich will! Das ist in etwa die Aussage dieses indiskutablen Drecksfilms, der besser „Rape – The Movie“ geheißen hätte und den Bodensatz dieses ohnehin schwierigen Italo-Genres darstellen dürfte – Edwige hin oder her.
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Verdacht

„Hören Sie jetzt endlich auf, an mir herumzufrisieren!“

„Verdacht“, eine eigentümliche Mischung aus Screwball-/Romantic-Comedy und Psycho-Thriller aus dem Jahre 1941, ist eine frühe US-Produktion des britischen Meisterregisseurs Alfred Hitchcock („Der Mann, der zuviel wusste“). Das Ergebnis ist ein ganz anderes, als es Hitchcock vorgeschwebt hatte, und basiert damit eher lose auf Anthony Berkeleys Romanvorlage „Vor der Tat“.

„Guten Abend, Mutzibutzi!“

Die schüchterne Lina (Joan Fontaine, „Rebecca“) lernt auf einer Zugfahrt Johnnie Aysgarth (Cary Grant, „Leoparden küsst man nicht“) kennen, einen attraktiven, charmanten Herrn. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen und trifft ihn bald auf einem Jägerball wieder, woraufhin sie sich schließlich näherkommen und gegen den Willen Linas Vaters überstürzt heiraten. Doch das junge Eheglück bekommt schnell erste Risse: Lina muss sich eingestehen, dass Johnnie ein windiger Habenichts ist, der keine Gelegenheit auslässt, ohne Arbeit an Geld zu kommen. Als sein Freund Beaky (Nigel Bruce, „Die Abenteuer des Sherlock Holmes“) unter ungeklärten Umständen ums Leben kommt, geht Lina sogar vom Schlimmsten aus: Sie vermutet, ihr Ehemann könnte ein Mörder sein. Bald wähnt sie sich ihres Lebens nicht mehr sicher…

Hitchcock lässt seinen Film wie eine leichte Romanze beginnen: Johnnie geriert sich als Charmeur und hat einen Schlag bei den Frauen, auch Lina verfällt ihm. Er gibt ihr das das Gefühl, sich ausschließlich für sie zu interessieren, macht sich aber zunächst rar und sie damit ganz verrückt. Die deutliche Warnung ihres Vaters, der Johnnie für einen Taugenichts hält, schlägt Lina in den Wind. Nachdem sie zusammengekommen sind, sind sie ganz süß miteinander und klappern gemeinsam ganz Westeuropa ab. Anschließend zieht sie zu ihm in sein opulentes Heim. Erst jetzt erfährt sie, dass er gar kein Geld hat – er erwartet von ihr, dass sie die Wohnung zahlt, und entpuppt sich als arbeitsscheuer Hallodri. Bis hierhin handelt es sich um eine eher amüsante Romanze mit ernstem Unterton, der nach und nach in den Vordergrund rückt. Das Zusehen macht Spaß, weil Cary Grant in seiner Rolle gekonnt zwischen charmantem Lebemann und wenig ehrlichem, möglicherweise düstere Geheimnisse mit sich herumtragenden Tunichtgut changiert. Die Chemie zwischen ihm Joan Fontaine stimmt weitestgehend, wenngleich ihre Naivität heutzutage etwas arg anmutet. Aber immerhin reden wir hier von einem Film aus den frühen 1940ern.

Probleme und Schicksalsschläge geben sich im weiteren Verlauf die Klinke in die Hand: Johnnie hatte einen Job angenommen und wurde wegen Veruntreuung von Geld entlassen – was Lina erst nach sechs Wochen erfährt. Verständlicherweise will sie ihn daraufhin verlassen, doch als ihr Vater stirbt, bleibt sie bei ihrem Mann. Etwas viel auf einmal? Möglich, aber dadurch bleibt der Film dann eben doch glaubhaft, weil Linas Verhalten nachvollziehbar psychologisch motiviert erscheint. Beim Scrabble malt sie sich visualisiert aus, dass Johnny seinen Freund Beaky umbringt. Ab jetzt wird’s spannend, denn aus dem Film ist nun ein Psycho-Thriller geworden. Als Beaky tatsächlich überraschend in Paris stirbt, sieht sich Lina in ihren Befürchtungen bestätigt.

Wer keine Spoiler verträgt, hört bitte spätestens jetzt auf zu lesen und sieht sich, sofern neugierig geworden, den Film einfach an. Für alle anderen: Hitchcock hatte ein von der Romanvorlage abweichendes, aber nicht minder böses Ende im Sinn, das produktionsseitig jedoch verworfen wurde. Durch das neue Happy End und den Umschnitt ist „Verdacht“ auf psychologischer Ebene zwar weiterhin ein Film über Zweifel, Paranoia und darüber, dem eventuell Falschen mit Haut und Haar zu verfallen, doch im Gegensatz zu beispielsweise Hitchcocks späterem Film „Das Fenster zum Hof“ erweisen sich die Verdächtigungen hier als falsch. Dies ist die eigentliche Überraschung der Handlung – vielleicht gar überraschender, als es das böse Ende hätte sein können –; ein Effekt, der dadurch verstärkt wird, dass Hitchcock eigentlich auf ein anderes Ende hingearbeitet hatte. Durch die Änderungen gerät beispielsweise die Suspense-artige Szene, in der Johnnie seiner Frau ein Glas Milch serviert (durch unheimliche Beleuchtung besonders hervorgehoben), zum roten Hering.

Neben der Lesart, in der Rezeption ungerechtfertigten Zweifeln erlegen und Vorurteilen oder gar dem Wahn verfallen zu sein, kann man sich aber auch schlicht an der Nase herumgeführt fühlen, insbesondere bei etwaiger Kenntnis des Romans. Der viel mit eingeblendeten Briefen, Telegrammen, Notizen und ähnlichen Schriftstücken (dankenswerterweise meist in Form deutscher Inserts) arbeitende Film dürfte auch als Genre-Cocktail nicht jedem munden, denn atmosphärisch hat Hitchcock in seiner Karriere ganz andere Kaliber gedreht. Technisch mit kleinen Abstrichen sehr gut gemacht und durchweg unterhaltsam, wenn auch auf unterschiedliche Art, ist „Verdacht“ aber allemal.
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Garfield in der Großstadt

„...und da sagt man, dass Haustiere beruhigend wirken...“

Ein Jahr nach seinem ersten Auftritt in Zeichentrickform stand Comickater Garfield im Mittelpunkt eines weiteres 24-minütigen Cartoons: „Garfield in der Großstadt“, hierzulande auch bekannt als „Garfield und die ,Krallen‘“ oder „Garfield schleicht durch die Stadt“. Das Drehbuch verfasste diesmal Lorenzo Music zusammen mit Garfield-Zeichner Jim Davis, die Regie übernahm erneut Phil Roman. Auftraggeber CBS strahlte den Film erstmals am 28. Oktober 1983 aus.

Garfield geht auf der Fahrt zum Tierarzt verloren, streunt abends durch die Stadt und trifft auf die „Krallen“, eine Bande verwilderter Straßenkatzen. Als er sich in ein leerstehendes Gebäude flüchtet, kommt es ihm seltsam bekannt vor: Es entpuppt sich als sein Geburtsort, und er trifft auf niemand Geringere als seine Mutter.

Im Prolog bringt Garfield Jon um sein Frühstück. Die Fahrt zum Tierarzt erweist sich als ebenso schicksalhaft wie lehrreich für Garfield, der offenbar keine größere Stadt gewohnt ist. Das Aufeinandertreffen mit den „Krallen“ ist gestaltet wie ein Musical. Zunächst trifft er auf ein einzelnes Mitglied, mit dem er sich quasi tanzend duelliert, bis dieser mit seiner Gang anrückt – ein herrliches Bild wahrlich wilder Katzen! In den verlassenen Räumlichkeiten eines ehemaligen italienischen Restaurant trifft er seine Mutter wieder, was mit Rückblenden, aber ohne übertriebene Rührseligkeiten inszeniert wird. So erklärt sich seine Leidenschaft für Lasagne. Darüber hinaus lernt er sogar weitere Familienmitglieder kennen – und das harte Straßenleben, wodurch er realisiert, wie gut er es bei seinem Herrchen Jon hat.

Es kommt zu einer weiteren Konfrontation mit den „Krallen“, die sich als eben diese nach einem weiteren Song in Musical-Manier vorstellen. Die unmittelbare Folge ist ein Kampf, nach dem Garfield wieder auf sich alleingestellt ist. Letztlich geht alles gut aus, da Odie und Jon ihn wiederfinden. Die Aussage lautet Home sweet home, darüber hinaus wird auf sehr süße Weise Mutterliebe thematisiert – womit Garfields urbanes Abenteuer auch eine Art Origin-Story darstellt. Für 24 Minuten ist das vielleicht ein bisschen viel, nichtsdestotrotz ist auch „Garfield in der Großstadt“ eine sehr ansprechende und auch memorable Zeichentrick-Komödie für die ganze Familie mit Humor und ebenso viel Herz.
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Sperling und sein Spiel gegen alle

„Sprengstoff hatten wir lange nicht!“

Der vierte Fall des humanistischen und melancholierenden Berliner Kriminalhauptkommissars Hans Sperling (Dieter Pfaff) wurde von Cristoph Busch sowie Claudia Holldack geschrieben und von Torsten C. Fischer („Berlin, 10:46“) inszeniert, der damals noch am Anfang seiner Regiekarriere stand. „Sperling und sein Spiel gegen alle“ blieb Fischers einzige Regiearbeit für diese öffentlich-rechtliche Krimireihe und wurde am 5. April 1997 erstausgestrahlt.

„Keine Experimente mehr!“

Kriminalhauptkommissar Hans Sperling beobachtet durch Zufall einen Banküberfall: Norbert Lindner (Wolf-Dietrich Sprenger [sic!], „Is' was Kanzler!?!“) hat einen Sprengstoffgürtel umgeschnallt, behauptet, von anderen ferngesteuert zu werden, und erbeutet knapp 50.000 DM. Daraufhin sucht er unauffällig die Toilette einer Kneipe auf, wo er vergisst, die Tür zu verschließen. Dadurch entdeckt ihn mitsamt seinem Sprengstoffgürtel ein Gast, der stehenden Fußes Alarm schlägt. Panisch fliehen Gäste und Personal aus der Kneipe, mit Ausnahme der blinden jungen Frau Verena Vernatzki (Claudia Messner, „Zabou“), die auf der Damentoilette war und nichts von alldem mitbekommen hat. Als vermeintlicher Kneipenwirt hat sich jedoch Sperling eingeschlichen, der beruhigend auf den Bankräuber, der sich in dem Lokal verschanzt und nun auch Geiselnehmer ist, einwirkt…

„Ich finde, es hat wenig Sinn, Unfreundlichkeiten auszutauschen...“

Diese Episode beginnt mit gewohntem Stilwillen in einer S-Bahn und der Stimme eines Radiosprechers, der über den Polizeiterror gegen ein besetztes Haus in Kreuzberg berichtet. Sperlings Kollegin Kowalski (Petra Kleinert) und Kollege Rohde (Benno Fürmann) sitzen gemeinsam im Auto – Kowalski verkatert von der letzten Nacht –, als ihnen ein Mann auffällt, der vorher bereits in der S-Bahn zu sehen war. Sperling wiederum sitzt mit Norbert Wachutka (Hans-Joachim Grubel), einem weiteren Kollegen, an einem Café, als auch ihnen jener Mann auffällt, der eine Bank betritt. Wodurch im allgemeinen Berliner Gewusel ausgerechnet der Bankräuber bereits im Vorfeld mehreren Personen unabhängig voneinander auffällt, wird nicht ganz klar und soll vermutlich die Spürnase der Polizei unter Beweis stellen. Den Überfall gestaltet er diskret, aber bestimmt, bekommt jedoch nicht mit, dass der Filialleiter (Dietmar Mues, „Der Joker“) die 110 anruft. Die Spürnase der Ermittler relativiert sich, indem Rohde beschließt, dass von dem Mann keine Gefahr ausgehe, was sich als krasse Fehleinschätzung entpuppt. Dass die Polizei rätselt, ob der Überfall mit den Hausbesetzern in Verbindung stehen könnte, wirkt arg an den Haaren herbeigezogen und scheint ein Vorwand zu sein, weshalb die Handlung beide Ereignisse – Zwangsräumung und Überfall – miteinander verknüpft, u.a. in Form von Straßenkampfbildern, die die Polizei in einem Überwachungswagen verfolgt.

Recht gut inszeniert ist hingegen der Versuch Sperlings Teams, den Bankräuber zu stellen, was misslingt und in die Kneipenpanik mündet. Strenggenommen verschanzt sich nicht Täter Norbert mit Sperling und Verena, vielmehr ist es Sperling, der sich mit ihm verbarrikadiert – um ihn vor tödlichen Zugriffsmethoden der vermummten und bewaffneten Kollegen zu schützen. Eine von Norbert auf die Straße geworfene Dynamitstange, mittels derer er ein parkendes Auto in die Luft sprengt, sorgt für Action, die sehr anschaulich in Zeitlupe präsentiert wird. Das Besondere an dieser Situation ist unter anderem, dass Sperling ohne Funkkontakt mit dem Delinquenten in der Kneipe sitzt und sein ausgeschlossenes Team nicht weiß, was es machen soll. Eine Idee ist es, den Filialleiter der Bank reinzuschicken und Norbert das fehlende Geld zu bringen (selbst bei einem Überfall knausert die Bank noch herum…), doch dieser hat Angst, weigert sich und entpuppt sich im weiteren Verlauf generell als Idiot.

Das volle Pfund Sozialkritik geht mit der Erörterung Norberts Motivs einher: Er war Sprengmeister und wurde aufgrund seines vermeintlich hohen Alters entlassen. Ja, Leute, so war das in den ‘90ern vorm großen Fachkräftemangel. Eigentlich ist Norbert gar kein so schlechter Kerl, nur eben sehr verzweifelt und offenbar von der Bank betrogen worden. Aber auch bescheiden: Millionär will er gar nicht werden, er gibt sich mit den 50.000 DM zufrieden. Während Wachutka Norberts Wohnung inspiziert, lernen Verena und Norbert sich besser kennen. Und auch, als Sperling enttarnt und gefesselt wird, menschelt er noch immer ohne Unterlass.

Gewiss, in Sachen Realismus muss man ein paar Augen zudrücken, aber dieser Krimi meint es ja nur gut und hat das Herz am rechten Fleck. Doch nicht nur das: Er wird auch richtig spannend. Die Schlinge um Norbert zieht sich immer weiter zu und das SEK drückt auch schon mal ab. Die Grenzen zwischen Freund und Feind verschwimmen, Sperling wirkt bald mehr wie ein Komplize denn wie ein Gesetzeshüter und (Achtung, Spoiler!) findet als Kompromiss tatsächlich ein Happy End, mit dem alle Seiten leben können sollten, ohne gleich den Kapitalismus zu überwinden und das System zu stürzen. So realistisch bleibt dieser Fall dann doch, der strenggenommen so realitätsfern gar nicht ist, stellt er doch seine Hauptfigur, den menschelnden Bullen Sperling, als große Besonderheit und Ausnahme heraus.
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Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt

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Tatort: Willkommen in Köln

„…dominante Ehefrau, deshalb selten zu Hause…“

Am 5. Oktober 1997 ging ein weiteres langjähriges, bis heute aktives „Tatort“-Team auf Sendung: 24 Jahre nach Zolloberinspektor Kressin erschien Köln wieder auf der Landkarte der öffentlich-rechtlichen Krimireihe, nachdem der WDR den Zweig um die Düsseldorfer Ermittler Flemming, Koch und Ballauf (Klaus J. Behrendt) eingestellt hatte. Ballauf, der innerhalb der Reihe erst nach Kanada ausgewandert und dann für die USA im Kampf gegen die Drogenkriminalität tätig geworden war, blieb jedoch erhalten und bildete fortan zusammen mit Alfred „Freddy“ Schenk (Dietmar Bär, „Männer…“) ein neues Team. Das Drehbuch zu dessen erster Episode „Willkommen in Köln“ stammt vom erfahrenen „Tatort“-Autor und späterem Regisseur Niki Stein; die Regie führte Kaspar Heidelbach, der damit nach „ Der Mörder und der Prinz“ seine zweite von bis dato 20 „Tatort“-Episoden inszenierte.

„Du bist doch krank!“

Max Ballauf leitet ein Einsatzkommando der US-Drogenfahndung, als Köder dient seine sich als Prostituierte ausgebende Lebensgefährtin und Kollegin Eileen (Shellye Broughton, „Malcolm X“) – was sie ihr Leben kostet. Als Ballauf daraufhin betrunken einen Streifenwagen rammt, wird er verhaftet und nach Deutschland zurückgeschickt, wo er fortan als Kriminalhauptkommissar in Köln und damit Vorgesetzten des Oberhauptkommissars Alfred „Freddy“ Schenk eingesetzt wird. Was er noch nicht weiß: Schenk hatte sich selbst Hoffnung auf den Posten als Hauptkommissar gemacht. Entsprechend unterkühlt fällt der Empfang aus. Diese Animosität belastet auch die Ermittlungen im Falle des tot aus dem Rhein geborgenen ehemaligen Polizisten Korff, der zuletzt für „KWS“, den privaten Sicherheitsdienst des Unternehmers Garry Busch (Thomas Thieme, „Tatort: Blindflug“), tätig gewesen war. Die Polizei ermittelt im Drogenmilieu, gegen das Busch und dessen Mannen seit jeher unerbittlich vorgehen. Ballauf stößt jedoch auf mehrere Ungereimtheiten, womit er bei seinem Team aber auf taube Ohren stößt – Garry Busch und KWS erfreuen sich sowohl bei der Stadt Köln als auch bei der Polizei hoher Beliebtheitswerte und man arbeitet regelmäßig zusammen…

Die in Miami spielenden Szenen wurden an Originalschauplätzen gedreht und bilden einen nach US-Action-Vorbild durchästhetisierten Auftakt mit Schießereien, Toten und einem herben Verlust für Ballauf. Nachdem er aus dem Land geworfen wurde, verlagert sich die Handlung nach Köln und damit zum toten Ex-Bullen und dem abweisenden Schenk, der hier noch als Arschloch-Bulle eingeführt wird. Ballauf hat wahrlich keinen leichten Einstand, schmeißt zwischenzeitlich sogar die Brocken hin und wird auch noch niedergeschlagen, woraufhin er im Krankenhaus landet. Eine kollegiale, zielorientierte, effektive Zusammenarbeit scheint nicht möglich. Nachdem Ballauf Schenk wegen dessen Klüngelei mit Busch kritisierte, sieht er sich in der misslichen Lage, gewissermaßen gegen die Polizei und damit seinen eigenen Brötchengeber arbeiten zu müssen.

Dass er dies dann auch mit Spürsinn und Geschick tut, macht den Reiz des Mittelteils dieses „Tatorts“ aus, der zuvor vor allem die dysfunktionale Zusammenarbeit zwischen Ballauf und quasi allen anderen thematisierte und Einblicke ins kleinkriminelle Drogenmilieu gewährte, um dabei Figuren wie Garry Busch oder Drogendezernatsleiter Assenbacher (Paul Faßnacht, „Die Sieger“) auf eine Weise charakterlich zu umreißen, dass sie undurchsichtig bis zwielichtig wirken. Dies trifft auch auf weitere Figuren der Polizei und aus deren Umfeld zu, was den Fall hier und da zu überfrachten droht, ihn stattdessen aber interessant und spannend hält. Als schließlich weitestgehend geklärt ist, wo der Hase im Pfeffer liegt und was von den verschiedenen Figuren zu halten ist, sorgt ein spektakuläres Finale für erneute Action-Einlagen, die einmal mehr an US-Action-Entertainment gemahnen.

Diesen etwas zu offensichtlichen, einem etwaigen Realismus entgegenwirkenden Vorbildern gegenüber steht eine gar nicht so dumme, mit ambivalenten Figuren bestückte Handlung, die die kluge Warnung transportiert, staatliche Verantwortung – insbesondere in der Exekutive – nicht an Privatunternehmen auszulagern und die kritische Distanz ihnen gegenüber zu verlieren. Zu Ballauf will der ihm hier angedichtete Machismo nicht so recht passen, aber Schenk gibt einen prima Stinkstiefel, der sich erst gegen Ende, eingesteht, dass sein neuer Vorgesetzter richtig lag. Die Dialoge muten authentisch an und die schauspielerischen Leistungen sind überdurchschnittlich, insbesondere Bär und Thieme machen Laune. Fazit: Schwieriger Einstand für Ballauf, gelungener für sein Publikum – ein unterhaltsamer Spagat zwischen Schauwerten und Anspruch.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You're Dead

„Du hast nichts als Scheiße!“

Sidney Lumet, US-Regisseur und New-York-Film-Experte, der uns Filme wie „Die 12 Geschworenen“, „Serpico“, „Hundstage“ und „Network“ schenkte, trat im stolzen Alter von 83 Jahren mit dem im Jahre 2007 veröffentlichten, grimmigen Indie-Spätwerk „Tödliche Entscheidung – Before the Devil Knows You're Dead“ ab, einem beachtlichen Thriller-Familienmelodram nach dem Drehbuch der Debütantin Kelly Masterson.

„Es ist Moms und Dads Laden.“

Andy Hanson (Philip Seymour Hoffman, „Roter Drache“) verdient als Wirtschaftsprüfer ein stattliches Einkommen, das ihm einen luxuriösen Lebenswandel in Manhattan ermöglicht. Dennoch befindet er sich ständig in finanziellen Nöten, da er Glückspiel- und Heroin-abhängig ist. Zudem läuft es in seiner kinderlosen Ehe mit seiner attraktiven Frau Gina (Marisa Tomei, „Die Wutprobe“) nicht mehr so recht und von seinem Vater hat er nie wirkliche Liebe empfunden. Als seinem eigenen Unternehmen eine Wirtschaftsprüfung bevorsteht, durch die seine Unterschlagungen aufzufliegen drohen, entwickelt er den Plan, das Juweliergeschäft seiner Eltern Charles (Albert Finney, „Erin Brockovich – Eine wahre Geschichte“) und Nanette (Rosemary Harris, „Spider-Man“) in der Vorstadt zu überfallen. Diese arbeiten dort nicht mehr selbst, die Verkäuferin im Seniorinnenalter dürfte keine Probleme machen, die Versicherung würde den Verlust kompensieren und mit der Beute könnte er sich mit Gina nach Rio absetzen. Durchführen soll den Überfall sein jüngerer Bruder Hank (Ethan Hawke, „Voll das Leben – Reality Bites“), ein Verlierer, der von seiner Frau geschieden lebt und Probleme hat, den Unterhalt für die gemeinsame Tochter aufzubringen. Andy jedoch will nicht selbst zur Tat schreiten, sondern beauftragt den Kleinganoven Bobby (Brian F. O'Byrne, „Bug“). Das Unheil nimmt seinen Lauf, als überraschenderweise doch die Mutter der Brüder im Laden steht und sich als äußerst wehrhaft erweist. Sie erschießt Bobby, wird aber auch selbst von einer Kugel getroffen, woraufhin sie im Koma liegt. Ihr Mann – der Vater der Brüder – setzt alles daran, herauszufinden, wer für die Tat verantwortlich ist, und ihn oder sie zur Rechenschaft zu ziehen…

„Ganz simpel, du Gimpel!“

Lumet beginnt seinen Film mit einer relativ freizügigen Sexszene zwischen Gina und Andy und erzählt ihn im weiteren Verlauf antichronologisch und multiperspektivisch. Wir sehen den missglückten Raubüberfall und erfahren erst im Nachhinein, wie es dazu kam, wer die verschiedenen Figuren sind, in welchem Verhältnis sie jeweils zueinanderstehen – und warum sie sind, wie sie sind.

„Diese Sache ist unsere Zukunft!“

Lumet arbeitet mit Rückblenden und Vorausgriffen und wechselt in den einzelnen Sequenzen die jeweilige Hauptfigur. Kurz vorm Überfall geht es noch leicht komödiantisch zu, anschließend zeigt man uns jedoch Charles‘ tiefe Trauer um seine Frau. Die Zeitsprünge finden in hoher Frequenz statt, bleiben, eine Mindestkonzentration vorausgesetzt, aber immer nachvollziehbar. Dadurch wirkt der Film angesichts des Alters seines Regisseurs überraschend modern, jedoch – und das unterschied Lumet von manch jüngeren Kollegen – nie selbstzweckhaft. Kameraperspektiven, (Un-)Schärfen und Ausleuchtungen verwendet Lumet auf ungewöhnliche, zum frei von klassischen Sympathieträgern zusammengestellten Ensemble gebrochener und aggressiver Figuren aber passende Weise, worin sich seine Erfahrung widerspiegelt.

Auf der Handlungsebene rollt der Film bisher unausgesprochen gewesene Vater-Sohn-Konflikte auf und inszeniert die dysfunktionale Familie als Ursprung des Schreckens. So viel Wahres, hier zwecks Veranschaulichung Übertriebenes da auch drinsteckt, mir wird’s mit der Zeit etwas zu schwer, rührselig und melodramatisch – auch durch mehrere unvorhergesehene Wendungen, die die Abwärtsspirale beschleunigen. Doch gerade als der Film sein Tempo und seinen Thriller-Anteil zu verlieren droht, geht’s wieder rund, was die Figuren aber nur weiter in eine einzige Abwärtsspirale und Aneinanderreihung von Verzweiflungstaten stößt. Am Schluss ist alles eine Riesentragödie, wenn auch in Bezug auf Hank das Ende offenbleibt.

Verglichen mit anderen in New York spielenden Geschichten ist die Stadt hier so austauschbar wie die Geschichte universell ist. Es geht weniger um urbane Phänomene als um scheiternde Lebensentwürfe, fehlenden familiären Rückhalt sowie die Unfähigkeit, miteinander zu kommunizieren und positive Emotionen zu entwickeln, die einem durch den Alltag helfen und zu ausreichend Selbstvertrauen verhelfen würden, Statussymbolen, der Betäubung durch Drogen und negativen Verführungen zu widerstehen.

All das gibt es in der Realität natürlich zigfach, ohne dass es derart eskalative und tragische Folgen ungeheuren Ausmaßes hätte. Aus diesen Zuspitzungen bezieht „Tödliche Entscheidung” seinen Reiz, seinen Unterhaltungsfaktor und sein Verstörungspotenzial. Er trägt dick auf, manchmal zu dick, vermeidet dabei aber manche Konvention klassischen Erzählkinos. Dazu gibt’s dramatische Klaviermusik für die Ohren, Nacktszenen und eine sexy Marisa Tomei für die Augen. Bestimmt nicht mein Lieblingsfilm Lumets, aber ein beeindruckendes Alterswerk und gelungener Schlusspunkt einer langen Karriere.
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Hochzeitspolka

„Einmal Rock'n'Roll, immer Rock'n'Roll!“

In der deutsch-polnisch koproduzierten Culture-Clash-Liebeskomödie „Hochzeitspolka“ aus dem Jahre 2010 treffen der Spezialist für norddeutsche Provinz Lars Jessen („Dorfpunks“) als Co-Autor und Regisseur und Fremdscham-Experte Christian Ulmen, der bereits in „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ denselben Genre-Mix absolvierte, in der Hauptrolle aufeinander.

„Du hast dich ganz schön verändert, kann das sein?“

Frieder Schulz (Christian Ulmen), ehemaliger Sänger einer lokalen Rock-Coverband in der niedersächsischen Heide, führt seit drei Jahren die Niederlassung eines deutschen Unternehmens an der polnischen Ostgrenze. Dort steht seine Hochzeit mit seiner polnischen Lebensgefährtin Gosia (Katarzyna Maciag, „Blind Date“) bevor. Ihn belastet jedoch, dass ihm sein Chef eröffnet hat, die polnische Fabrik schließen zu wollen, weil in der Ukraine das Lohnniveau noch niedriger sei. Seiner gerade streikenden Belegschaft sagt Frieder davon erst einmal nichts, erhöht aber deren Gehalt. Rechtzeitig zur Hochzeit kommen unangekündigt seine alten Bandkollegen der „Heide Hurricanes“ zu Besuch, was zu zusätzlichen Problemen führt. Und ausgerechnet Bandmitglied Jonas (Fabian Hinrichs, „Schwerkraft“) ist der Sohn des kapitalistischen Fabrikchefs…

„Die nächste Attacke muss sitzen!“

Die Bandmitglieder versichern sich gegenseitig die Treue zum Rock’n’Roll, was sich als Rückblende entpuppt, mit der Jessen den Film eröffnet. Drei Jahre später könnte die Band für Frieder nicht weiter zurückliegen. Er hat Karriere gemacht, ist weggezogen, will heiraten und ein Einfamilienhaus beziehen – ganz der bürgerliche Weg also, der erst von der Betriebsschließung und dann von der Ankunft seiner alten Freunde durchkreuzt zu werden droht. Der ernste Aspekt der ungewissen Zukunft für seine Mitarbeiter wird komödiantisch aufgelockert, indem aus den versprochenen 14 % Lohnerhöhung per Stille-Post-Prinzip immer mehr werden.

Als Jonas und Konsorten – seine ehemalige Band – am Abend vor der Hochzeit aufschlagen, werde übliche Junggesellenabschiedsrituale durchexerziert, von der engagierten Stripperin Ines (Alexandra Schalaudek, „Lammbock – Alles in Handarbeit“) übers Gucken alter Band-Videos (in denen sie Kiss covern) bis hin zu einem interessanten Trinkspiel, das sich Schnapsschach nennt. Die Band performt den Tote-Hosen-Prollsong „Eisgekühlter Bommerlunder“, den Frieder seiner Frau später unplugged vorspielt. Die Besonderheit ist, dass all dies mit dem Aufeinanderprallen provinzieller norddeutscher und ebensolcher ostpolnischer Kultur einhergeht. Nach der Heirat sind irgendwann sind alle besoffen, auf Kabbeleien folgen Provokationen und Schläge. Eine Massenschlägerei entbrennt, Frieders Band wird rausgeworfen. Und als Gosia von den Fabrikschließungsplänen erfährt, gibt es auch noch Zoff zwischen ihr und Frieder. Der Abspann wurde in die Partyreste eingearbeitet, das ist gewitzt gemacht. Dazu erklingt eine polnische „Eisgekühlter Bommerlunder“-Version und nach dem Abspann wartet noch ein Bonus-Gag auf die entsprechend geduldigen Teile des Publikums.

Polnische Dialoge sind untertitelt, die ganz dicken Bretter bohrt „Hochzeitspolka“ aber nicht. Lösungen bietet er auch kaum an, sorgt aber für gute kurzweilige Unterhaltung. Dass Jessen etwas davon versteht, norddeutsche Figuren komödiantisch zu inszenieren, konnte er erneut unter Beweis stellen. Der Culture-Clash-Aspekt und damit einhergehende Humor ist dabei lediglich der Aufhänger für eine Geschichte über durch zynische ökonomische Entscheidungen verursachte Existenzängste, fragile Freundschaftsbande und durch finanzielle Sicherheit möglichwerdende Lebenslügen. So bekommen hier vor allem deutsche Spießer und Freizeitrebellen ihr Fett weg, was sich vielleicht angesichts solcher Gags wie dem US-indigenen, bei der polnischen Polente arbeitenden Schamanen nicht gleich auf den allerersten Blick erschließt.

Ulmen als prinzipiell gutherziger, aber überforderter Typ, der es unmöglichen allen rechtmachen kann, trägt einen Film schauspielerisch, der für meinen Geschmack etwas weniger schaumgebremst, vielmehr gern etwas bissiger hätte ausfallen dürfen – mit dem ich seinem ernsten Fundament zum Trotz aber Spaß und Zerstreuung fand.
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