Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme
Verfasst: Mi 6. Apr 2011, 17:28
Pieces - Der Kettensägenkiller
(Pieces)
mit Christopher George, Frank Brana, Linda Day George, Paul L. Smith, Edmund Purdom, Ian Sera, Jack Taylor, Isabel Luque, Gerard Tichy, Hilda Fuchs, May Heatherly, Roxana Nieto, Cristina Crottelli, Silvia Gambino
Regie: Juan Piquer Simon
Drehbuch: Dick Randall / John W. Shadow
Kamera: Juan Marine
Musik: Librado Pastor
Ungeprüft
Puerto Rico / Spanien / 1982
Wegen eines Puzzles, das eine nackte Frau zeigt, hackt ein Junge aus lauter Wut seine Mutter, die ihm das Spiel verbieten will, in Stücke. Die Polizei glaubt seinen Worten, dass ein wahnsinniger Killer der Täter war. Vierzig Jahre später. An einem College in Boston geschehen fürchterliche Morde. Ein grausamer Killer zerstückelt mit einer Kettensäge junge Studentinnen und fügt sie wieder zu einem menschlichen Puzzlespiel zusammen. Die nackte Angst geht um. Wer wird der nächste sein? Eine junge Polizistin wird als Lockvogel eingeschleust. Schnell stellt sich heraus, dass der Killer unter den Lehrern zu suchen ist. Doch wer ist es? Die Morde gehen weiter, und es bleibt wenig Zeit, den Täter zu entlarven und sein schreckliches Geheimnis zu enthüllen...
Dieser Film von Juan Piquer Simon ist ein typisches Relikt der 80er Jahre und bietet dem Zuschauer recht kurzweilige Horror-Unterhaltung, die teilweise sogar einige derbe und blutige Passagen beinhaltet, die selbst die Freunde etwas härterer Kost ansprechen dürfte. Die handgemachten Effekte verleihen dem Szenario dabei eine unverwechselbare Note, hier ist noch nichts von heutigen Effektgewittern zu verspüren, so das man als Zuschauer fast schon nostalgische Gefühle verspürt. Dies ist auch der sehr schönen Grundstimmung zu verdanken, hat man doch zu dieser Zeit das Hauptaugenmerk noch auf eine anständige und größtenteils auch dichte Atmosphäre gelegt. Leider kommt aber nur selten so etwas wie eine echte Bedrohlichkeit auf, da die Ereignisse doch ziemlich vorhersehbar in Szene gesetzt wurden und die gesamte Geschichte so ziemlich alle Klischees bedient, die man sich nur vorstellen kann.
Das ändert aber rein gar nichts am Unterhaltungswert dieses Filmes, der an vielen Stellen eine äusserst unfreiwillige Komik an den Tag legt, was in erster Linie den recht hölzern agierenden Darstellern zu verdanken ist, die dem Gesamtwerk durch das phasenweise ungelenke Schauspiel einen herrlich trashigen Anstrich verleihen. So kommt es dann auch fast schon zwangsläufig trotz einem angemessenen Härtegrad auch zu etlichen Momenten, in denen man sich einen Schmunzler nicht verkneifen kann. Dadurch entsteht eine wirklich gelungene und sehr kurzweilige Mixtur, an der man auch nach fast drei Jahrzehnten immer noch seine helle Freude haben kann. Da schaut man auch gern einmal großzügig über die nicht sehr ergiebige Rahmenhandlung hinweg und nimmt auch einen nicht ganz gelungenen Spannungsbogen in Kauf. In dieser Beziehung hätten die Macher des Filmes ganz bestimmt etwas mehr bewerkstelligen können, was allerdings durch den äusserst begrenzten Kreis der Verdächtigen einigermaßen erschwert wird, denn schon aufgrund der ersten Passagen des Filmes wird schnell klar, das der Mörder einer bestimmten Altersgruppe zuzuordnen ist.
Wie die Inhaltsangabe auf dem DVD-Cover schon verrät, ist der Mörder nämlich unter dem Lehrpersonal zu suchen und die von Juan Piquer Simon angebotene Auswahl ist doch mehr als nur überschaubar. So dürften dann Kenner des Genres auch keine wirklichen Schwierigkeiten haben, den Kettensägenkiller äusserst frühzeitig zu erkennen, was das Filmvergnügen aber ehrlich gesagt nicht sonderlich beeinträchtigt. Die in "Pieces" gesetzten Erwartungen sollten lediglich nicht zu hoch angesetzt werden, denn es gibt sicherlich genügend qualitativ hochwertigere Genre-Vertreter, was man auch ziemlich stark bei der deutschen Synchronisation dieses Werkes feststellen muss. die ganz objektiv gesehen unter aller anone ist, aber andererseits den trashigen Anstrich noch einmal zusätzlich hervorhebt. Nicht selten hat man dabei das Gefühl, das die Dialoge von einem Zettel abgelesen werden, zudem sind so gut wie keine emotionalen Untertöne zu erkennen, ganz egal in welcher Situation sich die Protagonisten befinden. In Verbindung mit dem dürftigen Schauspiel kommt es so sehr oft zu ungewollter Situationkomik, die einen sehr bleibenden Eindruck beim Betrachter hinterlässt.
"Pieces - Der Kettensägenkiller" ist alles andere als ein Meisterwerk und bietet auch keinerlei Innovation, aber dennoch bekommt man sehr unterhaltsame Horrorkost geboten, die phasenweise eine erstaunliche und nicht unbedingt vermutete Härte an den Tag legt. Insbesondere Fans der 80er Jahre dürften ihre Freude mit diesem atmosphärischen, aber auch trashigen Genre-Vertreter haben, der auch im Laufe der ganzen Jahre nichts von seinem Reiz und seinem Charme eingebüßt hat. Ich fühlte mich jedenfalls bestens unterhalten und kann für den Film nur eine absolute Empfehlung aussprechen, allerdings dürften Freunde qualitativ sehr hochwertiger Filme hier an der falschen Adresse sein.
Fazit:
Eine nicht sonderlich ergiebige Geschichte, die zudem noch alle Klischees bedient, größtenteils ungelenke Schauspieler, ein mäßiger Spannungsbogen, eine gelungene Atmosphäre und jede Menge unfreiwilliger Komik machen dieses Werk zu einem wirklich sehenswerten Genre-Beitrag, den man zumindest einmal gesehen haben sollte. Ganz bestimmt wird der Film nicht jeden Geschmack treffen, wer jedoch trashigen Horror zu schätzen weiss, der wird diesen Film lieben.
7/10