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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 25. Apr 2019, 20:15
von jogiwan
Das Ding aus dem Sumpf

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Mit „Das Ding aus dem Sumpf“ hat Wes Craven ein sympathisches Werk geschaffen, dass nicht nur seinen Comic-Ursprung niemals nie verleugnet, sondern auch sehr unbedarft, naiv und fröhlich inszeniert erscheint. Statt grimmiger Horror und düsterer Spannung späterer Werke steht hier eher spaßige Unterhaltung (fast) für die ganze Familie am Programm und das Prädikat "spaßiger Blödsinn" trifft es ja ganz gut. Ich kenne ja die Comics nicht, aber Wes Craven vermischt die Geschichte des genialen Wissenschaftlers, der Opfer seines eigenen Experiments wird zu einem kurzweiligen Cocktail an absurden und lustigen Einfällen, in denen es stets augenzwinkernd und nicht sehr ernsthaft zur Sache geht. Die Guten sind gut, die Bösen sind böse, Adrienne macht sich obenrum frei und das Kostüm von Sumfdingens ist hier sowieso jenseits von Gut und Böse. Das Tempo ist überraschend hoch und obwohl ich erfolglos auf Alligatoren gewartet habe, ist meines Erachtens hier auch alles im grünen Bereich. Zwar eher harmlose Unterhaltung, die ich mir vielleicht nicht gerade von Wes Craven erwartet hätte, aber als kurzweilige und knallbunte Comic-Verfilmung mit der Extraportion Sumpf hat mir der Streifen in neunzig Minuten schon sehr viel Freude bereitet.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 26. Apr 2019, 14:17
von karlAbundzu
jogiwan hat geschrieben:Ich kenne ja die Comics nicht,
Weil ich großer Freund der Comoics bin, fande ich den Film zunächst enttäuschend, habe aber später meinen Frieden mit ihm gemacht.
Falls dich Horror-Comics auch nur irgendwie interessieren, seien der erste Run von Len Wein und Bernie Wrightson, einer der besten Horrorzeichner ever, und die 80er Reihe von Alan Moore. Für mich gehören die zu meinen absolut liebsten.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 26. Apr 2019, 19:45
von jogiwan
Clueless

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Die fünfzehnjährige Cher lebt als Tochter eines erfolgreichen Anwalts in Beverly Hills ein Leben in Luxus, von dem andere Teenager nur träumen können. Gemeinsam mit ihrer Freundin Dionne sind sie auch an ihrer Schule beliebt und vertreibt sich die Zeit mit Shopping, Make-Up und dem Fahren ohne Führerschein und beginnt sich auch in das Leben anderer einzumischen. Sie verkuppelt zwei Lehrer, was die Zensuren der gesamten Schule verbessert und kümmert sich auch um die neue Mitschülerin Tai um dem unscheinbaren Mauerblümchen einen Popularitätsschub zu verpassen. Doch bald beginnt auch Cher zu merken, dass sich im Leben nicht immer nur alles nur um Mode und Lifestyle dreht und die wirklich wichtigen Dinge im Leben doch anderswo zu finden sind.

Es gibt wohl kaum einen Film, der meines Erachtens die Unbeschwertheit und das Lebensgefühl der Neunziger so derart gelungen einfängt wie Amy Heckerlings „Clueless“ der eine Generation von Jugendlichen beschreibt, die sich noch nicht mit Themen wie Terror, Zuwanderungs-Neiddebatte und Klimaerwärmung herumschlagen muss. Die Probleme mit denen sich die Jugendlichen in „Clueless“ herumschlagen müssen sind eher anderer Natur und dennoch blickt der Streifen nach seinem bewusst sehr oberflächlich gehaltenen Start in seinem Verlauf immer weiter hinter die Hochglanz-Fassade und zeigt, dass die Probleme der Teenager auf aller Welt doch irgendwie gleich sind. Wie in jedem anderen „Coming-of-Age“-Film ist hier die Suche nach Anerkennung, der ersten Liebe und dem Platz im Leben die zentralen Themen, die hier auf sehr humorvolle Weise in dem episodenhaften Film abgehandelt werden. Die Figuren sind liebenswert, die Dialoge pointiert und der humorvolle Streifen trotz seiner überzeichneten Setting und Ereignisse auch die logische Weiterentwicklung von Filmen wie „Breakfast Club“ aus den Achtzigern. Ich muss zugeben, dass ich den Streifen auch sehr, sehr mag und das bestätigt sich auch mit jeder weiteren Sichtung.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Sa 27. Apr 2019, 19:34
von jogiwan
Video Violence

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Steven mit seiner Gattin von New York in das beschauliche kleine Städtchen Frenchtown gezogen und führt dort den örtlichen Videoladen. Zu seiner Verwunderung hat fast jeder der ortsansässigen Familien einen VHS-Player und ein Faible für äußerst blutige Filme. Als sein Angestellter eines Tages unter den zurückgebrachten VHS-Kassetten eine unbeschriftete Kassette findet, die sich als Snuff-Film entpuppt, geht er zur Polizei. Doch wenig später ist die Kassette mitsamt dem Angestellten verschwunden. Doch bald tauchen weitere Kassetten auf und Steven und seine Frau beginnen nachzuforschen und kommen so auch einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur.

on Werken aus der Amateur-Ecke will man als Horrorfan mit Geschmack ja eigentlich größtmöglichen Abstand halten, wenn man die Filme deutscher Macher kennt. Für amerikanischen Amateur-Produkten gilt das aber nicht unbedingt und auch „Video Violence“ entpuppt sich als durchaus charmantes Werk aus der SOV-Ecke bzw. den Achtzigern, der sehr blutige Effekte und eine spaßige Geschichte zusammenbringt, die entfernt an Herschell Gordon Lewis „2.000 Maniacs“ erinnert und dieses in Videotheken-Zeitalter verlegt. Hier ist es eine ganze Stadt mit sehr zweifelhaften Filmgeschmack und einem Videothekar, der mitsamt seiner Gattin in einen Strudel aus blutiger Gewalt gerät, als immer wieder Snuff-Tapes in seinem Laden landen. Die Geschichte ist dabei sehr passabel erzählt und auch darstellerisch kann sich „Video Violence“ für Amateur-Verhältnisse durchaus sehen lassen. Die Effekte sind erwartungsgemäß sehr blutig und es werden Köpfe und Gliedmaßen abgeschnitten und auch sonst recht heftig geschmoddert. Lustig auch der Videotheken-Flair mit Filmen und Plakaten wie „Pieces“ und „Die Horror-Party“, die wohlige Erinnerungen aufkommen lässt. Wer mit kostengünstigen Filmen entfernt etwas anfangen kann, liegt hier jedenfalls richtig und bekommt einen kostengünstigen Horrorfilm präsentiert, von dem sich andere Macher eine Scheibe abschneiden können.

Cannibal Campout

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Vier Collegefreunde beschließen an einem Wochenende zum Camping in einen kleinen Ort namens Redston zu fahren, der erst vor kurzem durch das Verschwinden einer ganzen Familie zu unrühmlichen Schlagzeilen gekommen ist. Tatsächlich dauert es auch nicht lange und die vier erholungssuchenden Kids stoßen im Wald auf eine Gruppe degenerierter Kannibalen, die sich gerade auf Nahrungssuche befinden. Trotz eines kleinen Eklats zwischen den beiden Gruppen, lassen sich die Kids aber nicht den Spaß verderben und beschließen ihren Trip durchzuziehen. Während die Zelte aufgebaut werden und Holz für die abentliche Grillerei gesucht wird, gibt es auch gleich die ersten Opfer und wenig später stehen statt Ruhe und Erholung auch blutiger Terror am Programm und die vier Kids am Speiseplan.

„Cannibal Campout“ ist auch so ein unrühmlicher Amateur-Streifen aus den Achtzigern, der zwar durchaus bekannt zu sein scheint - sich aber für den aufgeschlossenen Zuschauer als durchaus hartes Brot entpuppt. Der Look des Streifens ist inklusive seines Soundtracks absolut schrecklich und eine Geschichte quasi nicht existent. Dafür gibt es belangloses Gequatsche, drei degenerierte Hillbilly-Kannibalen und blutigen Schmodder, der inklusive ein paar absolute Geschmacklosigkeiten auch der einzige Grund ist, sich dieses Machwerk aus der unteren Schublade der Filmgeschichte anzutun. Die Darsteller sind absolute Laien, bei den Settings im Wald hat man genommen was da war und auch der leicht durchschaubare Schmodder besteht aus den üblichen Vorher-Nachher-Einstellungen und ein paar Körperteilen aus der Halloween-Ecke des örtlichen Supermarkts. Alles nichts, was man in zahlreichen Filmen aus der Ecke nicht schon wesentlich besser gesehen hätte. Hier ist alles kaum der Rede wert und von filmischen und darstellerischen Wert will man ja erst gar nicht reden. „Cannibal Campout“ ist filmischer Bodensatz für Gorehounds und auch ansonsten eine Bewährungsprobe für Leute, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, selbs noch die schlechtesten Werke nüchtern bis zum Ende durchzustehen.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: So 28. Apr 2019, 19:15
von jogiwan
Captives

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Beim morgendlichen Frühstück ahnt Hausfrau und Mutter Ellen noch nichts, dass an diesem Tag noch ihr Leben und das ihrer Familie auf den Kopf gestellt werden wird. Kurz nachdem der werte Gatte das Haus verlassen hat, steht auf einmal Nikki mitsamt ihren beiden degenerierten Brüdern auf der Matte und erzählt von ihrer früheren Beziehung zu Ellens Mann, bei deren tragischen Ende auch die Schwiegermutter Betsy involviert war. Diese steht wenig später wie auch eine Babysitterin vor der Türe und wird wie Ellen ebenfalls als Geisel in ihrem Haus gefangen gehalten. Es dauert auch nicht lange, bis die Ereignisse eskalieren und wenig später gibt es die erste Leiche, während auch Ellen Dinge über ihren Mann erfährt, die sie niemals für möglich gehalten hätte.

Nach den beiden „Video Violence“-Streifen drehte Gary P. Cohen mit den gleichen Darstellern noch den Home-Invasion-Streifen „Captives“ der abermals für einen auf Video geschossenen Low-Budget und Amateur-Film durchaus passabel um die Ecke biegt. Hier geht es um eine biedere Hausfrau, die eines Tages von einer psychisch labilen Frau und ihren beiden Brüdern Besuch bekommt um zu erfahren, dass der erfolgreiche Gatte ein paar dunkle Flecken in seiner Vita hat. Das Ganze ist dabei durchaus ernst und dramatisch erzählt und gegen Ende gibt es wieder ein paar blutige Effekte, die hier jedoch im Vergleich zu den beiden „Video Violence“-Filmen eher zurückhaltender und weniger selbstzweckhaft inszeniert sind. Wieder alles im grünen Bereich für einen Film aus der Video-Amateur-Ecke, auch wenn es anscheinend bis zum Jahre 2011 gedauert hat, dass „Captives“ das Licht einer breiteren Öffentlichkeit erblicken durfte. Da wurde der Streifen in der sympathischen „The Basement: Retro 80s Horror Collection“ veröffentlicht und da fühlt sich Gary P. Cohens ambitioniert erscheinender Home-Invasion-Horror zwischen Krachern wie „Cannibal Campout“ und den beiden „Video Violence“-Beiträgen auch sichtlich wohl. Wer SoV-Produktionen aus den Achtzigern etwas abgewinnen kann, bekommt hier jedenfalls einen soliden Vertreter aus dieser überschaubaren Kiste an Billigstproduktionen serviert.

Video Violence 2

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Nach den bizarren Ereignissen in dem beschaulichen Städtchen Frenchtown haben die beiden psychopathischen Killer expandiert und hosten nun ihre eigene Snuff-Show auf einem Piraten-Kabelsender, der überaus erfolgreich läuft. Zudem haben die begeisterten Zuschauer nun die Möglichkeit ebenfalls ihre selbstgedrehten Snuff-Videos einem breiteren Publikum zu präsentieren und auch Sponsoren und Werbeverträge lassen nicht lange auf sich warten. Dummerweise muss aber aufgrund des Showkonzepts immer wieder für personellen Nachschub gesorgt werden und auch der Dreh mit den beiden Chaoten Eli und Howard ist nicht immer ganz unkompliziert.

Nach dem durchaus interessanten „Video Violence“ drehte Gary P. Cohen mit den gleichen Darstellern auch den Nachfolger, der jedoch in eine andere Richtung geht und auch keine durchgehende Story erzählt. Vielmehr sind es hier unterschiedliche Filme mit schwankender Qualität, die hier mit der aus dem ersten Teil bereits bekannten Rahmenhandlung der „Howard and Eli-Show“ zusammengebracht werden. Dabei geht es wieder einmal um das kreative Töten, das hier abermals sehr schwarzhumorig und böse abgehandelt wird. Hervorzuheben ist dabei die Respektlosigkeit mit der teilweise ans Werk gegangen wird. Andererseits hat „Video Violence 2“ auch Momente, die einfach zu lange geraten sind und wie ein Schnellschuss, weil man offensichtlich rasch einen Nachfolger nachschieben wollte. Die Qualität des Vorgängers erreicht „Video Violence 2“ trotz seiner Anlehnung an „Bloodsucking Freaks“ ja nicht so ganz. Spaß macht der Streifen aber trotzdem und vor allem die Szene mit dem elektrischen Stuhl, der „Wilbur“-Spot und das Ende sind so herrlich irre, dass man die doch sehr lahme Pizzaboy-Sequenz als zweifelhafte Antwort auf Horror-Chauvinismus gerne verzeiht. Lustiger Blödsinn von Menschen mit Humor, die vor wenig zurückschrecken und irgendwie schade, dass Gary P. Cohen nicht noch mehr Filme mit seiner Videokamera und aufgedrehten Darstellern realisiert hat.

Santa Clarita Diet - Staffel 3

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Auch die dritte Staffel der spaßigen Untoten-Sause zeigt keine Abnutzungserscheinungen und noch immer ist die Mischung aus Vorstadt-Soap und Zombie-Horror sehr originell und bittet viel Platz für liebenswerte Figuren und absurde Situationen, die hier abermals auf die Spitze getrieben werden. Die zehn Folgen der dritten Staffel sind mit je 30 Minuten Laufzeit jedenfalls sehr kurzweilig, Überschaubar, lustig und immer hübsch gegen Zuschauererwartungen gestrickt. Die Geschichte der Familie Hammond macht Spaß, die Gewalt ist auf einem comichaften Level und ich hoffe, dass die vierte Staffel nicht allzu lange auf sich warten lässt und mit diesem hohen Niveau weitergeht.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 29. Apr 2019, 20:01
von jogiwan
Natürlich Blond

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Noch immer lustiges Feel-Good-Märchen über Malibu-Barbie, die eines Tages beschließt in Harvard Jura zu studieren. Verwicklungen und Vorurteile bleiben da natürlich nicht aus und dennoch schafft es die Blondine sich zumeist erhobenen Hauptes allen Herausforderungen des Lebens und des Studiums zu stellen und sich dabei selbst treu zu bleiben. Natürlich ist die Handlung des Films überzogen und die Figuren hoffnungslos überzeichnet. Doch hinter der grellen Fassade verbirgt sich ein humorvoller Film mit herzlicher Botschaft, die auch nach knapp zwanzig Jahren nichts von ihrer Relevanz verloren hat: Urteile nie nur nach dem Aussehen eines Menschen. Lustig!

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Di 30. Apr 2019, 19:59
von jogiwan
Das Rätsel des silbernen Halbmonds

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An der Präsentation der neuen Blu-Ray-Disc aus dem Haus Koch gibt es ja nicht viel zu meckern und der Film sah natürlich noch nie besser aus. Der Streifen selbst ist leider immer noch etwas mittelmäßig und die Handlung schludert gemächlich zwischen episodenhaft inszenierten Morden und einer doch recht fragwürdigen Tätersuche hin- und her, bei der auf Logik oder das Verhindern weiterer Morde stets herzlich wenig Rücksicht genommen wird. Zwar mögen das alles auch typische Trademarks des Giallos sein, aber in anderen Filmen passt die Mischung aus Murder-Mystery in stylisher Umgebung einfach besser. Hier wirkt doch inklusive unauffälligen Soundtrack alles auch etwas lieblos routiniert in Szene gesetzt und man hat das Gefühl, dass die unterschiedlichen Produzenten ihre jeweiligen Besetzungswünsche geäußert haben, die von Lenzi pflichtbewusst berücksichtigt wurden ohne darauf zu achten, ob der Cast auch insgesamt harmoniert. Die Art und Weise wie Uschi Glass‘ Rolle immer etwas zu bieder und brav inszeniert wurde fällt trotz Space-Age-Interior im Vergleich zu der Riege der anderen Damen auch etwas ab und die Rolle des Helden und Sympathieträgers ist dem sichtlich etwas überforderten Antonio Sabato auch nicht unbedingt auf den Leib geschrieben. Insgesamt betrachtet ein eher mittelprächtiges Vergnügen, dass natürlich trotzdem nicht im gelben Regal fehlen darf.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mi 1. Mai 2019, 20:19
von jogiwan
Blood Lake

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Der Draufgänger Mike besucht an einem Wochenende mit seinem notgeilen, kleinen Bruder Tony und vier weiteren Freunden das Wochenendhaus seiner Freundin Becky, das sich an dem beschaulichen Cedar Lake befindet. Dort wollen die insgesamt sechs Jugendlichen ein Wochenende voller Spaß, Drogen und Alkohol verbringen und auch den See mit Boot und Wasserschiern etwas unsicher machen. Doch der Plan geht nicht völlig auf, als neben sympathischen Nachbarn auf einmal ein ominsöer Serienkiller auf der Bildfläche erscheint, der es auf die Jugendlichen abgesehen hat. Zuerst beobachtet er die Erholungssuchenden nur, doch schon wenig später weicht das unbeschwerte Urlaubsgefühl dem blanken Terror.

„Shot-on-Video“-Slasher aus dem Jahr 1987, der ja weder auf der IMDB, noch auf der OFDB mit besonders guter Bewertung glänzen kann. Der in Oklahoma gedrehte Amateur-Streifen ist auf den ersten Blick auch nichts Besonderes und hängt sich thematisch etwas an die „Freitag der 13.“-Filme, ohne auch nur annähernd deren Klasse zu erreichen. Die Jugendlichen labern nur Blödsinn und sporteln, saufen oder schlafen (!) in der Gegend herum und nach 50 Minuten erscheint der Killer und macht recht unvermittelt kurzen Prozess. Ein Motiv kann man nur erahnen und Spannung kommt auch nicht wirklich auf, aber irgendwie fand ich „Blood Lake“ mit seiner naiven Mischung aus Serienkiller-Madness und Urlaubserinnerungen vom See mit Heimvideo-Optik doch irgendwie auch wieder sehr sympathisch. „Blood Lake“ hält sich wie alle diese Filme an die üblichen Slasher-Regeln und dennoch wird wohl gerne übersehen, dass ein, zwei Momente wie das surrealistisch anmutende Ende den Streifen doch aus der Genre-Massenware herausragen lässt. Sicherlich ist „Blood Lake“ mit seinem Metal-Soundtrack einer Band namens Voyager zutiefst Achtziger und alles andere als ein Meisterwerk, aber als Slasher-Fan habe ich persönlich auch schon weit weniger unterhaltsame Filme gesehen und von ärgerlich ist „Blood Lake“ mit seinem geschmackvollen und an Giallo erinnernden Cover-Artwork auch weit entfernt.

Beyond the 7th Door

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Der Ex-Sträfling Boris sucht kurz nach seiner Entlassung seine Ex-Freundin Bonnie auf, die im Haus eines exzentrischen Adeligen arbeitet, der an den Rollstuhl gefesselt ist. Dieser soll im Keller seines geräumigen Schlosses einen Schatz bewahren, den Boris gemeinsam mit Bonnie Hilfe heben möchte um so ein besseres Leben zu beginnen. Bonnie ist wenig begeistert und versucht Boris davon abzuhalten, der jedoch auf den vermeintlich einfachen und todsicheren Plan behaart. Als die Beiden mit einem Schlüssel die Kellertüre öffnen fällte diese unvermittelt hinter ihnen wieder ins Schloss und ein Mechanismus setzt sich in Gang, bei dem Bonnie und Boris in einem unterirdischen gefangen werden und mittels perfide gestalteter Rätsel in weiteren Räumen um ihr Leben kämpfen müssen.

Hochgradig eigentümlicher Film, der uns hier von Regisseur B.D. Benedikt serviert wird, der sich im Bonusmaterial wie Hauptdarsteller Lazar Rockwood als etwas seltsamer Zeitgenosse entpuppt. Rockwood sieht aus wie eine ungesunde Mischung aus Tommy Wiseau und Charles Bronson und nuschelt sich durch die obskure Handlung, die an einen Vorläufer von „Saw“ erinnert. Doch hier ist alles Lowest-Budget, die Rätsel und Aufgaben in den Kammern eher leicht zu lösen, bevor hinter der titelgebenden und siebenten Tür natürlich eine besondere Überraschung wartet. Ich muss zugeben, dass ich „Beyond the 7th Door“ dabei durchaus reizvoll fand, vor allem weil Lazar Rockwood ja eigentlich der volle Un-Darsteller ist, der trotz seines nichtvorhandenen Talents völlig selbstsicher und wie ein abgeklärter Held durch die obskure Handlung stolpert. B.D. Benedikt holt aus dem kleinen Budget jedenfalls das Beste heraus und irgendwie kommt man aus dem Staunen ja auch nicht heraus. Mit 77 Minuten Laufzeit ist der kammerspielartige Streifen mit seinen vier Darstellern auch wieder rasch vorbei und ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt ein unterschätztes Meisterwerk oder einen Film gesehen habe, der im Grunde völlig gaga ist. Nur eines ist sicher: so etwas wie „Beyond the 7th Door“ sieht man definitiv nicht alle Tage und wer Filme wie "The Room" abfeiert, kommt hier ebenfalls nicht vorbei.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 2. Mai 2019, 20:19
von jogiwan
Village People 3 - Voll Porno

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In einem schwäbischen Dorf beschließen fünf Freunde eines Tages aus ihrer Leidenschaft zum Erwachsenenfilm eine Tugend zu machen und selbst Pornofilme zu drehen. Dass soll nicht nur die Flaute im eigenen Bett, sondern auch die prekäre finanzielle Situation der fünf Loser verbessern. Doch das ist einfacher gesagt als getan und ohne Filmkenntnisse, Vertrieb und entsprechenden Darstellerinnen stehen die Freunde ganz am Anfang von schier unlösbaren Problemen. Der erste Dreh während eines Scheunenfests wird auch eher zum Desaster, als durch das überraschende Auftauchen einer ehemaligen Dorfbewohnerin wieder Schwung in die Sache kommt. Doch diese hat nicht nur die gesuchte erotische Ausstrahlung, sondern auch kiloweise Koks im Gepäck, sodass die wahren Probleme für die fünf Jungs auch erst so richtig beginnen.

Die schwäbischen „Village People“-Filme sind ja augenscheinlich eine Reihe von semi-professionellen Indie-Komödien über das Landleben, bei denen auch andere Genres auf die Schippe genommen werden. In dem Streifen mit dem blumigen Titel geht es einerseits um Erwachsenenfilme, Komödie mir regionalen Einschlag und andererseits auch um Verbrechersyndikate, die hier teils etwas bemüht zusammengebracht werden. Der Start in den Film ist eher holprig und einen Hang für kostengünstig produzierte Filme mit Laiendarstellern muss man wohl schon mitbringen, um einen Film wie „Village People 3 – Voll Porno“ genießen zu können. Doch die Jungs und Mädels geben sich echt Mühe und auch wenn nicht alle Gangs zünden, so gibt es doch ein paar herrlich haarsträubende Momente, bei denen man auch aus dem Lachen nicht herauskommt. Hier wird einfach aus der (Budget-)Not eine Tugend gemacht und ohne Rücksicht auf Verluste mit einer Freude am Film ans Werk gegangen, die durchaus ansteckend ist. Die Figuren sind hübsch überzeichnet, die Handlung ebenfalls und dennoch hat die Komödie trotz ein paar herber Action- und grottiger CGI-Momente immer das Herz am richtigen Fleck. Vom Cover-Artwork sollte man sich aber nicht blenden lassen und trotz der Thematik gibt es auch nur wenig nackte Haut zu bewundern. Insgesamt betrachtet vielleicht nicht wirklich gut, aber gut guckbar macht der Streifen auch auch auf die restlichen Teile neugierig. Drei sind ja bereits auf DVD erschienen und ein Film mit Zombie-Anleihen aus dem Vorjahr steht wohl ebenfalls in den Startlöchern.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 3. Mai 2019, 18:39
von jogiwan
About a Boy

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Durch die Tantiemen eines Welthits führt der 38jährige Will in London ein Leben, das sich ganz auf seine egoistischen und auch sehr oberflächlichen Bedürfnisse eingestellt hat. Das ändert sich, als er eines Tages den Plan entwickelt, in Selbsthilfegruppen Single-Mütter aufzureißen, da er diese als dankbare Beute sieht. Durch eine dieser Mütter lernt Will auch den 12jährigen Marcus kennen, dessen Mutter von Depressionen geplagt ist und der in turbulenten Zeiten eigentlich dringend einen väterlichen Freund benötigen würde. Der etwas aufdringliche Marcus steht eines Tages auch unvermittelt vor Wills Tür und kommt in weiterer Folge jeden Tag um Zeit mit ihm zu verbringen. und aus der Zufallsbekanntschaft entsteht mit der Zeit eine eher ungewöhnliche Freundschaft, von der beide profitieren.

Auch ein Film den man schon seit Jahrzehnten im Haus hat und den man sich trotz der Musik vom Badly Drawn Boy irgendwie nie in den Player gepackt und auch im TV erfolgreich versäumt hat. „About a Boy“ ist aber die durchaus passable Bestandaufnahme moderner Lebensformen mit sehr konträren Figuren. Auf der einen Seite gibt es den egoistischen Lebemann, auf der anderen Seite die depressive Single-Mutter mit gemobbten Sohn, die auf den ersten Blick auch nichts gemeinsam haben. Trotzdem führt das Leben (oder besser gesagt Nick Hornby) die beiden Figuren zusammen und spart dabei auch nicht mit Momenten, die man sich in einer vermeintlich harmlosen Komödie nicht erwarten würde. Zwar wartet am Ende natürlich eine Art Happy End auf den Zuschauer, aber diese ist wieder einmal mit einer wunderbaren Erkenntnis verknüpft, dass es gemeinsam immer leichter geht, als alleine oder nur zu zweit. Dabei ist der zweifelsfrei sehr europäische „About a Boy“ auch weit mehr als eigentlich erwartet und überrascht mit seiner kurzweiligen und bisweilen unberechenbaren Mischung aus Mainstream und Tiefgang. Auch wieder mal ein Film, aus dem wohl jeder auf unterschiedliche Weise etwas mitnehmen kann und genau das macht Filme wie „About a Boy“ dann rückblickend auch so wunderbar. Da hätte man eigentlich nicht so lange warten müssen...