Was hast du gegen Möhring? Finde den eigentlich ganz sympathisch.FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Möhring kann ich genauso wenig ab wie Schweiger
Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Moderator: jogiwan
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40648
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- FarfallaInsanguinata
- Beiträge: 2519
- Registriert: Mi 20. Nov 2013, 22:57
Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Hatte ich hier gar nicht mehr geantwortet?! Das muss dann wohl meinem exzessiven Alkoholkonsum an dem Abend zum Opfer gefallen sein. Dann jetzt halt.buxtebrawler hat geschrieben:Was hast du gegen Möhring? Finde den eigentlich ganz sympathisch.FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Möhring kann ich genauso wenig ab wie Schweiger
Also, ich hatte vorher gar nichts gegen ihn, fand ihn sogar ähnlich wie du ganz sympathisch, habe dann aber leider ein Interview gelesen.
Da stellte sich raus, dass er a. ein ehemaliger Waldorf-Schüler ist. Ernsthaft, alle ehemaligen Waldorf-Schüler, die ich bisher persönlich traf, waren absolute Luschen und Jammerlappen, was bei dem Erziehungskonzept ja auch nicht verwundern dürfte.
Und b. erzählte, er wäre mal Punk gewesen und in seiner Jugend auf USA-Road-Trip und die Punks und Skins, die ihm dort begegneten, waren alle total böse und gewalttätig und gemein zu ihm gewesen.
Da dachte ich nur, du willst Punk gewesen sein, das warst du mit Sicherheit nie, du warst nur ein verzogenes Hippie-Kind, nichts anderes. Was ja dann auch wieder perfekt zu dem Waldorf-Schüler passt.
Hippie-Punks fuck off!
Keine Ahnung, ich hab die irgendwie so Themen und Trigger, wenn jemand die anspricht und das (für mich) falsche sagt, dann hat er einfach verschissen. Da gibt's dann auch kein reflektieren, das bleibt auf Ewigkeiten so. Ist sehr subjektiv und vielleicht sogar unfair, aber das Recht nehme ich mir raus, gerade bei Schauspielern oder Musikern. Ich muss ja zum Glück nicht jeden mögen.
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
- karlAbundzu
- Beiträge: 9569
- Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
- Kontaktdaten:
Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
TATORT BREMEN - WO IT NUR MEIN SCHATZ GEBLIEBEN
Der letzte Fall von Lürssen und Stedefreund. Ich mochte die beidne ja immer, Sabine Postel war ja schon in einer der wenigen deutschen Voabendfamilienserien Hauptdarstellerin, und schon ein wenig länger dabei als der tolle Oliver Mommsen, den ich neulich sogar auf der Bühne bewundern durfte.
Die Fälle fand ich auch unabhängig vom Lokalkolorit fast immer gut bis toll. Und so war ich gespannt wie sie das Ende inszenierten.
Nun, bei der Anfangsszene war schon klar wie die Schlußszene aussehen wird. Aber so?
Doch vorher das:
Eine Leiche wird bei Strassenbauarbeiten gefunden, einasphaltiert in dem Strassenbelag. Stedefreund wird es schon komisch, dann geht es um Geldwäsche und Stedefreunds Vergangenheit als verdeckter Ermittler und seine Traumata.
Das ist alles sehr spannend gefilmt, gut geschrieben und vertont. Bsonders brillant sind die kurzen Auschnitte, bei denen es sich rausstellt, dass es Rückblicke sind. Spielfilmqualität.
Das Ende ist dann natürlich ein wenig drüber, aber passend und die ganz am Schlußszene ist tränenrührend (sogar meine Mitguckerin die so gut wie nie bei Filmen weint, dafür bin ich bei TV und Kino zuständig, verdrückte Tränen), aber sehr kurz.
Fulminantes gutes Ende. Und schade.
Der letzte Fall von Lürssen und Stedefreund. Ich mochte die beidne ja immer, Sabine Postel war ja schon in einer der wenigen deutschen Voabendfamilienserien Hauptdarstellerin, und schon ein wenig länger dabei als der tolle Oliver Mommsen, den ich neulich sogar auf der Bühne bewundern durfte.
Die Fälle fand ich auch unabhängig vom Lokalkolorit fast immer gut bis toll. Und so war ich gespannt wie sie das Ende inszenierten.
Nun, bei der Anfangsszene war schon klar wie die Schlußszene aussehen wird. Aber so?
Doch vorher das:
Eine Leiche wird bei Strassenbauarbeiten gefunden, einasphaltiert in dem Strassenbelag. Stedefreund wird es schon komisch, dann geht es um Geldwäsche und Stedefreunds Vergangenheit als verdeckter Ermittler und seine Traumata.
Das ist alles sehr spannend gefilmt, gut geschrieben und vertont. Bsonders brillant sind die kurzen Auschnitte, bei denen es sich rausstellt, dass es Rückblicke sind. Spielfilmqualität.
Das Ende ist dann natürlich ein wenig drüber, aber passend und die ganz am Schlußszene ist tränenrührend (sogar meine Mitguckerin die so gut wie nie bei Filmen weint, dafür bin ich bei TV und Kino zuständig, verdrückte Tränen), aber sehr kurz.
Fulminantes gutes Ende. Und schade.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Wollte ich mir heute noch in der Mediathek angucken... aber das Lokalblatt hat auf Facebook gleich in der Überschrift das Ende gespoilert. Jetzt habe ich irgendwie keine Lust mehr.
Früher war mehr Lametta
***************************************************************************************
Filmforum Bremen
Weird Xperience
***************************************************************************************
Filmforum Bremen
Weird Xperience
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40648
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Habe kürzlich auch etwas im Plastic Bomb über seinen Punkbezug gelesen, da hatte er ein Interview gegeben. Ehrlich gesagt ist es mir ziemlich wumpe, wie doll er Punk war und ob überhaupt, auch seine Schulbildung interessiert mich nicht weiter. Gegen Waldorf-Schüler(innen) habe ich allerdings auch immer so meine Vorurteile gepflegt, wenngleich ich mal eine kennengelernt hatte, die recht plietsch, fit und sympathisch war.FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Hatte ich hier gar nicht mehr geantwortet?! Das muss dann wohl meinem exzessiven Alkoholkonsum an dem Abend zum Opfer gefallen sein. Dann jetzt halt.
Also, ich hatte vorher gar nichts gegen ihn, fand ihn sogar ähnlich wie du ganz sympathisch, habe dann aber leider ein Interview gelesen.
Da stellte sich raus, dass er a. ein ehemaliger Waldorf-Schüler ist. Ernsthaft, alle ehemaligen Waldorf-Schüler, die ich bisher persönlich traf, waren absolute Luschen und Jammerlappen, was bei dem Erziehungskonzept ja auch nicht verwundern dürfte.
Und b. erzählte, er wäre mal Punk gewesen und in seiner Jugend auf USA-Road-Trip und die Punks und Skins, die ihm dort begegneten, waren alle total böse und gewalttätig und gemein zu ihm gewesen.
Da dachte ich nur, du willst Punk gewesen sein, das warst du mit Sicherheit nie, du warst nur ein verzogenes Hippie-Kind, nichts anderes. Was ja dann auch wieder perfekt zu dem Waldorf-Schüler passt.
Hippie-Punks fuck off!
Keine Ahnung, ich hab die irgendwie so Themen und Trigger, wenn jemand die anspricht und das (für mich) falsche sagt, dann hat er einfach verschissen. Da gibt's dann auch kein reflektieren, das bleibt auf Ewigkeiten so. Ist sehr subjektiv und vielleicht sogar unfair, aber das Recht nehme ich mir raus, gerade bei Schauspielern oder Musikern. Ich muss ja zum Glück nicht jeden mögen.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- FarfallaInsanguinata
- Beiträge: 2519
- Registriert: Mi 20. Nov 2013, 22:57
Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Zum Thema Möhring:
Das Plastic Bomb darf ich ja leider nicht mehr lesen,wie du weißt ( ); bin mir auch nicht mehr explizit sicher, wo ich die Infos aufschnappte. Mir ist Schulbildung und Sozialisation auch relativ schnuppe, außer jemand spricht das von sich aus an, dann fordert es selbstverständlich dazu heraus, darauf aus Schadenfreude herumzutrampeln, wenn es nicht in das persönliche Bild passt. Also darf sich Wotan in meinen Augen nicht wundern, dass er bei mir keine Pluspunkte sammeln konnte, sondern verkackt hat.
Zum Thema Bremen:
Hatte ich auf meinen Mediathek-Zettel und werde es auch noch nachholen bei Laune. Wobei die Laune aktuell nicht so groß ist.
Das Plastic Bomb darf ich ja leider nicht mehr lesen,wie du weißt ( ); bin mir auch nicht mehr explizit sicher, wo ich die Infos aufschnappte. Mir ist Schulbildung und Sozialisation auch relativ schnuppe, außer jemand spricht das von sich aus an, dann fordert es selbstverständlich dazu heraus, darauf aus Schadenfreude herumzutrampeln, wenn es nicht in das persönliche Bild passt. Also darf sich Wotan in meinen Augen nicht wundern, dass er bei mir keine Pluspunkte sammeln konnte, sondern verkackt hat.
Zum Thema Bremen:
Hatte ich auf meinen Mediathek-Zettel und werde es auch noch nachholen bei Laune. Wobei die Laune aktuell nicht so groß ist.
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
SPON liegt mal wieder kräftig daneben - "Das Nest" war einer der stärksten Tatorte seit langem und auch noch sauspannend. 10/10
_______________________________________________________
http://www.reinifilm.blogspot.com / https://bfilmbasterds.de/
http://www.reinifilm.blogspot.com / https://bfilmbasterds.de/
Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Das unterschreibe ichReinifilm hat geschrieben:SPON liegt mal wieder kräftig daneben - "Das Nest" war einer der stärksten Tatorte seit langem und auch noch sauspannend. 10/10
- karlAbundzu
- Beiträge: 9569
- Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
- Kontaktdaten:
Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Tatort Dresden: Das NestMcBrewer hat geschrieben:Das unterschreibe ichReinifilm hat geschrieben:SPON liegt mal wieder kräftig daneben - "Das Nest" war einer der stärksten Tatorte seit langem und auch noch sauspannend. 10/10
Hui, ein Horror-Serienkiller Tatort ohne Whodunit.
Das Dresdner Team schrumpft auf eine Frau, die nach einem Erlebnis mit dem Killer sich in die Aservatenkammer versetzen läßt, dafür hat die Neue den Fall. Und auch die hat Schuldgfühle.
Kriminalitisch geht es um Intuition vs Korrektes Handeln. Dazu haben wir einen eiskalten Serienkiller im freundlichen Familienvatergewand.
Kamera, Ton, Sound, und Drehorte sind alle aus dem Horror-ABC und gut inszeniert. (Die Anfangsszene ist tatsächlich die gute alte "ich hab einen Unfall und geh zum einsamen Haus".) Die Dartsteller toll. (Brambach immer wieder schön schmierig mit Herz.)
Kleinigkeiten in der Story und der Handlungsweisen ärgerten mich leicht (manchal denke ich böse: Naja, ist ja die sächsische Polizei....) und warum diese ganze Leichen Diorama Szenerie anfangs vom Killer aufgebaut wird, wird leider fallengelassen. Ein Whydonit hätte mich schon interessiert.
Sehr guter Tatort.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40648
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: Tatort - Der Diskussionsthread zur Krimiserie
Tatort: Voll auf Hass
„Skinheads! Mal wieder!“
Große Teile der Skinhead-Szene ließen sich in den 1980er-Jahren zunehmend von Rechtsextremisten und Neonazis infiltrieren und politisieren. In Deutschland schien ab Mitte jenes Jahrzehnts der Bruch mit den eigentlichen Wurzeln der Subkultur offensichtlich und Skinhead zum Synonym für stumpfe rechtsradikale Schläger geworden zu sein. 1985 erreichte die Eskalation der Gewalt ihren vorläufigen traurigen Höhepunkt, als erst Mehmet Kaymakçı und dann Ramazan Avcı von sich Skinheads nennenden Neonazis brutal ermordet wurden. Diese Taten dürften Autor und Regisseur Bernd Schadewald als Inspirationsquelle für seinen zweiten Hamburger „Tatort“ um die Ermittler Paul Stoever (Manfred Krug) und Peter Brockmöller (Charles Brauer) gewesen sein, der 1987 produziert und ausgestrahlt wurde. Ein Jahr zuvor hatte Schadewald bereits mit „Verlierer“ ein Händchen für jugendsubkulturelle Themen bewiesen.
Erdal Bicici (Tayfun Bademsoy, „Treffer“), Sohn türkischer Einwanderer, will seine deutsche Freundin Dagmar Lobeck (Heike Faber, „Wer lacht schon über Rosemann“) heiraten. Während Erdals Eltern sich für ihren Sohn freuen, hadert insbesondere Dagmars Vater (Ulrich Pleitgen, „Stammheim“) mit der Entscheidung seiner Tochter – er möchte keinen „Ausländer“ zum Schwiegersohn. Die Verlobungsfeier findet im Restaurant Erdals Vaters Mehmet (Djamchid Soheili, „Die längste Sekunde“) statt, der zuvor von Schutzgelderpressern (Jan Fedder, „Großstadtrevier“ und Georg Blumensaat, „Otto – Der neue Film“) abgezockt werden sollte, die beiden Gangster jedoch des Lokals verwies. Mitten in die Feier platzt eine neonazistische Schlägertruppe von „Skinheads“, die alles kurz und klein und Erdal totschlägt. Erdals trauernder und auf Rache sinnender Vater vermutet die Schutzgelderpresser als Drahtzieher hinter dem Totschlag, in diese Richtung ermittelt auch Brockmöller. Stoever sucht die Boneheads auf und gewinnt nach und nach das Vertrauen des jungen Kralle (Mario Irrek, „Verlierer“) – die Spur führt schließlich zur Neonazi-Partei DAF…
Schadewald tut gut daran, die Ausländerfeindlichkeit der sich Skinheads nennenden Schläger nicht als isoliertes Phänomen asozialer, trinkender Jugendlicher darzustellen, sondern die Analogien zum alltäglichen bürgerlichen Rassismus herauszuarbeiten, der von Dagmars Vater verkörpert wird und sich in der Neonazi-Organisation DAF ballt. Das Publikum wird dabei zunächst auf eine leicht zu durchschauende falsche Fährte gelockt, indem Schadewald kurz vorm Überfall die Schutzgelderpresser auftreten lässt. Den Anschlag der kurzgeschorenen Bande inszenierte er dann bewusst in erschreckender Brutalität und zoomt dabei auf die „Hass“-Tätowierung (inkl. SS-Runen) auf den Fingerknöcheln des Totschlägers, die fortan als Merkmal bei der Tätersuche dienen.
Nach dieser Zäsur verrät der Habitus der Ermittler, dass es sich keinesfalls um ein neues Phänomen, sondern um die Zuspitzung einer seit längerem grassierenden rechtsextremistisch motivierten Gewaltentladung handelt. Stoever sucht daraufhin den Treffpunkt der Schläger an der U-Bahn-Station Stephansplatz auf und schafft es langsam, an Jüngling Kralle heranzukommen, der Einblicke in das Weltbild der Neonazi-Schläger gewährt. Bicici macht derweil gemeinsame Sache mit seinen Erpressern, um den Totschläger zur Verantwortung zu ziehen. Dagmars Vater wiederum gibt Erdal eine Mitschuld, weil er sich wehrte – was die Verharmlosung rechter Gewalt bis hin zur Täter/Opfer-Umkehr durch die Gesellschaft veranschaulicht. Wie zu erwarten, stellen sich die Schläger schließlich als nützliche Idioten einer Neonazi-Partei heraus, denn während diese sich einen bürgerlichen Anstrich geben kann, setzt das Fußvolk den in die Welt gespritzten Hass in die Tat um.
All das ist richtig und wichtig – und einmal mehr leider hochaktuell. Rechtsextremismus und Faschismus sind keine Erscheinungen irgendwelcher Jugendgangs, sondern tief in der Gesellschaft verwurzelt. Und was der gescheitelte Demagoge mit Anzug und Schlips predigt, führt der Stiefel aus. Parteien und Organisationen wie die FAP, die NPD, die AfD, diverse Burschenschaften, Pro NRW, Pegida und wie sie alle heißen distanzieren sich nach außen hin gern von Gewalt, können sich aber Handlanger gewiss sein, um ihre Positionen auf der Straße mit Gewalt durchzusetzen, wobei auch vor Mord und Totschlag nicht zurückgeschreckt wird. Fatal ist es, dass Schadewald die parolenhaft vorgetragenen Argumente Kralles unwidersprochen im Raum stehen lässt – manch Zuschauer(in) wird ihm seinerzeit in seinen ausländerfeindlichen Ressentiments zugestimmt haben. Auch die Darstellung auf der Polizeiwache randalierender und sich über die Bullen lustig machender „Kameraden“ dürfte gerade jüngeres, für Subkultur anfälliges Publikum eher imponiert denn abgeschreckt haben.
Leider versäumt Schadewald ferner die Gelegenheit, auch in Bezug auf den Skinhead-Kult Aufklärungsarbeit zu leisten: Die alles andere als rassistischen Wurzeln der Subkultur bleiben unerwähnt, die Neonazi-Schläger werden stets als Skinheads bezeichnet – womit man dazu beitrug, diese Bezeichnung als Synonym für Rechtsradikale zu etablieren. Traditionellen oder schlicht nichtrassistischen Skinheads machte man es damit noch schwerer und erwies der übriggebliebenen Szene damit einen Bärendienst. Diese trat ab 1988 dann beispielsweise als SHARP („Skinheads Against Racial Prejudice”) in Erscheinung, erstarkte insbesondere in den 1990ern wieder, hatte jedoch seither mit Vorurteilen und Anfeindungen, verursacht durch die von ihnen verächtlich „Boneheads“ genannten kurzhaarigen Neonazis auf der einen und den Medien (wozu auch dieser „Tatort“ zählt) auf der anderen Seite, zu kämpfen. Damit macht dieser „Tatort“ vieles richtig, aber eben auch einiges falsch. Zeit für ein paar Richtigstellungen wären durchaus gewesen, doch Schadewald entschied sich stattdessen für Live-Aufnahmen eines „Die Toten Hosen“-Gigs in der Hamburger Fabrik.
„Skinheads! Mal wieder!“
Große Teile der Skinhead-Szene ließen sich in den 1980er-Jahren zunehmend von Rechtsextremisten und Neonazis infiltrieren und politisieren. In Deutschland schien ab Mitte jenes Jahrzehnts der Bruch mit den eigentlichen Wurzeln der Subkultur offensichtlich und Skinhead zum Synonym für stumpfe rechtsradikale Schläger geworden zu sein. 1985 erreichte die Eskalation der Gewalt ihren vorläufigen traurigen Höhepunkt, als erst Mehmet Kaymakçı und dann Ramazan Avcı von sich Skinheads nennenden Neonazis brutal ermordet wurden. Diese Taten dürften Autor und Regisseur Bernd Schadewald als Inspirationsquelle für seinen zweiten Hamburger „Tatort“ um die Ermittler Paul Stoever (Manfred Krug) und Peter Brockmöller (Charles Brauer) gewesen sein, der 1987 produziert und ausgestrahlt wurde. Ein Jahr zuvor hatte Schadewald bereits mit „Verlierer“ ein Händchen für jugendsubkulturelle Themen bewiesen.
Erdal Bicici (Tayfun Bademsoy, „Treffer“), Sohn türkischer Einwanderer, will seine deutsche Freundin Dagmar Lobeck (Heike Faber, „Wer lacht schon über Rosemann“) heiraten. Während Erdals Eltern sich für ihren Sohn freuen, hadert insbesondere Dagmars Vater (Ulrich Pleitgen, „Stammheim“) mit der Entscheidung seiner Tochter – er möchte keinen „Ausländer“ zum Schwiegersohn. Die Verlobungsfeier findet im Restaurant Erdals Vaters Mehmet (Djamchid Soheili, „Die längste Sekunde“) statt, der zuvor von Schutzgelderpressern (Jan Fedder, „Großstadtrevier“ und Georg Blumensaat, „Otto – Der neue Film“) abgezockt werden sollte, die beiden Gangster jedoch des Lokals verwies. Mitten in die Feier platzt eine neonazistische Schlägertruppe von „Skinheads“, die alles kurz und klein und Erdal totschlägt. Erdals trauernder und auf Rache sinnender Vater vermutet die Schutzgelderpresser als Drahtzieher hinter dem Totschlag, in diese Richtung ermittelt auch Brockmöller. Stoever sucht die Boneheads auf und gewinnt nach und nach das Vertrauen des jungen Kralle (Mario Irrek, „Verlierer“) – die Spur führt schließlich zur Neonazi-Partei DAF…
Schadewald tut gut daran, die Ausländerfeindlichkeit der sich Skinheads nennenden Schläger nicht als isoliertes Phänomen asozialer, trinkender Jugendlicher darzustellen, sondern die Analogien zum alltäglichen bürgerlichen Rassismus herauszuarbeiten, der von Dagmars Vater verkörpert wird und sich in der Neonazi-Organisation DAF ballt. Das Publikum wird dabei zunächst auf eine leicht zu durchschauende falsche Fährte gelockt, indem Schadewald kurz vorm Überfall die Schutzgelderpresser auftreten lässt. Den Anschlag der kurzgeschorenen Bande inszenierte er dann bewusst in erschreckender Brutalität und zoomt dabei auf die „Hass“-Tätowierung (inkl. SS-Runen) auf den Fingerknöcheln des Totschlägers, die fortan als Merkmal bei der Tätersuche dienen.
Nach dieser Zäsur verrät der Habitus der Ermittler, dass es sich keinesfalls um ein neues Phänomen, sondern um die Zuspitzung einer seit längerem grassierenden rechtsextremistisch motivierten Gewaltentladung handelt. Stoever sucht daraufhin den Treffpunkt der Schläger an der U-Bahn-Station Stephansplatz auf und schafft es langsam, an Jüngling Kralle heranzukommen, der Einblicke in das Weltbild der Neonazi-Schläger gewährt. Bicici macht derweil gemeinsame Sache mit seinen Erpressern, um den Totschläger zur Verantwortung zu ziehen. Dagmars Vater wiederum gibt Erdal eine Mitschuld, weil er sich wehrte – was die Verharmlosung rechter Gewalt bis hin zur Täter/Opfer-Umkehr durch die Gesellschaft veranschaulicht. Wie zu erwarten, stellen sich die Schläger schließlich als nützliche Idioten einer Neonazi-Partei heraus, denn während diese sich einen bürgerlichen Anstrich geben kann, setzt das Fußvolk den in die Welt gespritzten Hass in die Tat um.
All das ist richtig und wichtig – und einmal mehr leider hochaktuell. Rechtsextremismus und Faschismus sind keine Erscheinungen irgendwelcher Jugendgangs, sondern tief in der Gesellschaft verwurzelt. Und was der gescheitelte Demagoge mit Anzug und Schlips predigt, führt der Stiefel aus. Parteien und Organisationen wie die FAP, die NPD, die AfD, diverse Burschenschaften, Pro NRW, Pegida und wie sie alle heißen distanzieren sich nach außen hin gern von Gewalt, können sich aber Handlanger gewiss sein, um ihre Positionen auf der Straße mit Gewalt durchzusetzen, wobei auch vor Mord und Totschlag nicht zurückgeschreckt wird. Fatal ist es, dass Schadewald die parolenhaft vorgetragenen Argumente Kralles unwidersprochen im Raum stehen lässt – manch Zuschauer(in) wird ihm seinerzeit in seinen ausländerfeindlichen Ressentiments zugestimmt haben. Auch die Darstellung auf der Polizeiwache randalierender und sich über die Bullen lustig machender „Kameraden“ dürfte gerade jüngeres, für Subkultur anfälliges Publikum eher imponiert denn abgeschreckt haben.
Leider versäumt Schadewald ferner die Gelegenheit, auch in Bezug auf den Skinhead-Kult Aufklärungsarbeit zu leisten: Die alles andere als rassistischen Wurzeln der Subkultur bleiben unerwähnt, die Neonazi-Schläger werden stets als Skinheads bezeichnet – womit man dazu beitrug, diese Bezeichnung als Synonym für Rechtsradikale zu etablieren. Traditionellen oder schlicht nichtrassistischen Skinheads machte man es damit noch schwerer und erwies der übriggebliebenen Szene damit einen Bärendienst. Diese trat ab 1988 dann beispielsweise als SHARP („Skinheads Against Racial Prejudice”) in Erscheinung, erstarkte insbesondere in den 1990ern wieder, hatte jedoch seither mit Vorurteilen und Anfeindungen, verursacht durch die von ihnen verächtlich „Boneheads“ genannten kurzhaarigen Neonazis auf der einen und den Medien (wozu auch dieser „Tatort“ zählt) auf der anderen Seite, zu kämpfen. Damit macht dieser „Tatort“ vieles richtig, aber eben auch einiges falsch. Zeit für ein paar Richtigstellungen wären durchaus gewesen, doch Schadewald entschied sich stattdessen für Live-Aufnahmen eines „Die Toten Hosen“-Gigs in der Hamburger Fabrik.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!