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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Sa 3. Aug 2019, 19:29
von jogiwan
You and the Night

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Ali und Matthias planen gemeinsam mit Udo, der feminin wirkenden Haushaltshilfe eine Orgie nach Mitternacht, zu der vier weitere Personen geladen sind. Ein Jugendlicher, eine Schlampe, ein Hengst, ein Star vervollkommnen die Runde, die sich anonym dem Akt der Leidenschaft hingeben soll. Doch es kommt anders und im Verlauf der Nacht hat jeder Teilnehmer seine ganz besondere Geschichte über Lust, Liebe, Verlust und Tod zu erzählen, die in ihrer schonungslosen Ehrlichkeit auch alle anderen ergriffen macht.

Der Debüt-Langfilm des „Knife + Heart“-Regisseurs Yann Gonzalez entpuppt sich als sehr seltsames und sexuell aufgeladenes Konstrukt über eine Gruppe von sieben Leuten, die in einer retrofuturistischen Wohnung an einer Orgie teilnehmen sollen. Dabei zeugt der Film von einem sehr offenen Zugang zum Thema Sexualität und wirkt wie eine traumartige Collage verschiedenster Einflüsse, die hier auf hübsche - wie sperrige Weise zusammengetragen werden. „You and the Night“ ist jedenfalls weder Softporno, noch Genre-Film oder Arthouse, sondern irgendwie wohl ein sehr persönlicher Film, auf den man sich als Zuschauer auch einlassen muss und der sich bewusst zwischen alle Stühle setzt. Eher würde ich persönlich zu dem Etikett „Mitternachtsfilm“ mit Queer-Cinema-Einschlag tendieren und zu den hübschen Settings kommen sehr artifizielle Settings und eine Theater-hafte Inszenierung, die schon auf ein sehr offenes Publikum ausgerichtet ist. Empfehlenswert dazu ist auch sicher das Interview mit dem Regisseur, dass sich neben weiteren Kurzfilmen auf der englischen DVD befindet und in dem er von seinen Beweggründen und Einflüssen zu dem Film erzählt. Ich fand den Streifen jedenfalls durchwegs interessant und erfrischend gemacht und „You and the Night“ macht mit seiner unkonventionellen Geschichte und seinen durchkomponierten Bildern jedenfalls große Lust auf „Knife + Heart“.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: So 4. Aug 2019, 19:27
von jogiwan
The Dream Stalker

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Das Model Brittney und der Motorcross-Rennfahrer Ricky sind ein Herz und eine Seele und kurz davor zu heiraten, als ein schrecklicher Motorrad-Unfall die Beziehung der Beiden auf tragische Weise beendet. Doch obwohl Ricky mittlerweile drei Jahre unter der Erde liegt, wird Brittney von dem entstellten Ricky weiterhin in ihren Alpträumen verfolgt. Als diese zunehmend intensiver werden, veranlasst das ihre Mutter mit ihr einen Facharzt aufzusuchen, der jedoch den Ereignissen ebenfalls eher ratlos erscheint. Als sich Brittney eines Tages in einen neuen Mann verliebt, werden die Alpträume über Mord und Totschlag jedoch Realität - doch steckt tatsächlich Ricky hinter den Morden oder ist es jemand anderes, der Brittneys stalkt?

Lähmend lahmer SOV-Slasher im Fahrwasser von „Nightmare on Elm Street“ der jedoch nicht einmal eine Millisekunde lang die Intensität oder Spannung seines Vorbilds erreicht. In „Dream Stalker“ ist einfach alles mies, von den Darstellern angefangen, über die Optik, den Ton bis hin zur Geschichte, die holpriger als jede Motorcross-Piste erzählt wird. Es gibt ja Filme, die ja gerade aufgrund der Vielzahl ihrer Schwächen Unterhaltungswert besitzen, aber „Dream Stalker“ zeugt da leider nur von absoluten Unvermögen aller Beteiligten und dauert gefühlte fünf Stunden. Da hilft es auch nicht, dass die Optik des Wiederkehrers Ricky eigentlich ganz passabel ausgefallen ist, denn selbst in der kurzen Screentime wirkt er eher wie ein Hobbymetzger, der sich in der Tür geirrt hat. Die Dialoge sind offenbar auch so schlecht, dass sie auch noch so leise sind, dass man sie kaum versteht und man die Untertitel bemühen muss, die auf der neuen DVD aus dem Hause Intervision gnädigerweise mitgeliefert werden. Die amerikanische Low-Budget-Szenen hat ja etliche Graupen zu bieten, aber „Dream Stalker“ zählt sicherlich zu den schlechtesten Vertretern seiner Zunft.

Splatter Farm

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Die Zwillingsbrüder Joseph und Alan besuchen ihre Tante Lacey, die seit dem Tod ihres Gatten auf einer entlegenen Farm lebt. Dort angekommen treffen sie aber auch auf den sehr seltsamen Jeremy, der offensichtlich bei ihrer Tante lebt und sich als Eigenbrötler entpuppt, der mit Vorliebe Menschen und Tiere quält, ermordet und verhackstückt. Und so dauert es natürlich nicht lange, bis die beiden Brüder Jeremys Geheimnis auf die Spur kommen und sich die Lage auf der Farm zuspitzt.

Berüchtigter Amateur-Splatter aus den Staaten, bei dem wohl ein paar jugendliche Spacken in der Rest-Pubertät mit Videokamera mal rasch die Grenzen des guten Geschmacks ausloten wollten. Das „Splatter Farm“ kein feingeistiges Werk ist, offenbart sich dem Zuschauer ja bereits in den ersten Minuten und auch danach wird es wenig besser. Leider sind aber die Effekte aber ultrabillig, die Darsteller eine Katastrophe, eine Geschichte quasi nicht vorhanden und außer dem Bestreben größtmöglich abgeschmackt an Werk zu gehen, bietet der Streifen leider herzlich wenig. Die knapp 70 Minuten entpuppen sich auch rasch als ziemliche Geduldsprobe für den Zuschauer und hier ist es selbst für den größten Optimisten schwierig, irgendetwas Positives an dem Streifen zu finden. Interessant am ehesten noch die Tatsache, dass wohl einige Stellen der ursprünglichen VHS-Version wie Schwulitäten, Inzest und Kindsmord für die DVD-Auswertung und dem sogenannten Directors Cut entfernt wurden. So oder so kann man so etwas eigentlich nicht einmal seinen größten Feinden zumuten. Für mich ein grob unsympathischer Film ohne Unterhaltungswert und Fall für die Tonne.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 5. Aug 2019, 19:49
von jogiwan
Dagon

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jogiwan hat geschrieben:H.P. Lovecraft und Stuart Gordon sind ja eigentlich immer eine gute Kombi und auch in "Dagon" macht der sympathische Regisseur eigentlich alles richtig. Die Story über einen Amerikaner, der in Spanien in einem mysteriösen Dorf einer fischigen Gottheit und der eigenen Vergangenheit auf die Spur kommt ist ja anfänglich recht flott inszeniert und bietet in der ungekürzten Fassung auch einen sehr herben Moment mit Francisco Rabal. Gänzlich gelungen ist "Dagon" aber leider nicht und Ezra Godden, der doch arg an den jungen Jeffrey Combs erinnert, wirkt in manchen Szenen aber doch arg überfordert, das Geheimnis des Dorfes zu offensichtlich und auch die Momente mit CGI sind nicht immer gelungen. Andererseits überrascht "Dagon" mit seiner gelungenen Atmosphäre und einem unerwarteten Ende, dass mir sehr gut gefallen hat. Guter Horrorstoff, den man vielleicht noch ein Spur besser hinbekommen hätte, aber auch so größtenteils überzeugt und Herr Gordon hat ja ohnehin bei mir ein Stein im Brett.
Ich mag den Film einfach, auch wenn sich bei jeder Sichtung weitere und dennoch sehr sympathische Fehler offenbaren. So ist eine Scheibe die eingeschlagen wird, wenige Sekunden wieder intakt und wie man ein Auto mit Schlüssel startet, bei dem man zuvor die Kabel unterm Amaturenbrett herausgerissen hat, frag ich mich ja auch. Aber ansonsten finde ich den nach wie vor sehr liebenswert, hübsch atmosphärisch und "Dagon" findet auch eine schöne Mischung zwischen hart und smart, lustig und doof, spannend und trashig und das Ende ist auch immer wieder hübsch. Ja, ich mag den Film einfach.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Di 6. Aug 2019, 19:24
von jogiwan
Who Am I - Kein System ist sicher

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Nachdem seine drei Freunde in einem Hotelzimmer ermordet wurden stellt sich Benjamin der Polizei und erzählt Hanne Lindberg, der Cybercrime-Beauftragten von Europol seine unglaubliche Geschichte des Werdegangs vom unbeachteten Nerd zum Teil eines weltweit gesuchten Hacker-Kollektivs. CLAY, so der Name des Kollektivs hat es nach kleineren und im Netz gefeierten Aktionen und durch Benjamins Talent geschafft, eine wichtige Behörde zu knacken und ist so neben Europol auch ins Visier internationaler Cyberkrimineller gelangt, mit denen noch weniger zu spaßen ist.

Bevor Baran bo Odar und Jantje Friese für Netflix die Serie „Dark“ entwickelt haben, entstand der Cyber-Suspense-Thriller „Who am I“ der den Amis so gefallen hat, dass sie eigentlich die Handlung dieses Films ins Serienformat packen wollten. Sieht man den Streifen ist es auch wenig verwunderlich und auch hier stimmt die Mischung aus Drama, Zeitgeist und Thriller mit rasanter Techno-Komponente, der den Zuschauer in seinem Verlauf mit allerlei Überraschungen konfrontiert. Dabei wird neben einem durchaus real erscheinenden Szenario – was bei einem Hacker-Thriller ja nicht immer selbstverständlich ist – auch viel auf die Figurenzeichnung geachtet. Der Film sieht gut aus, macht Spaß und ist vor allem auch noch ziemlich originell ohne sich an irgendwelche Trends anzubiedern. „Who Am I“ ist dann auch ein Glücksfall in einem Land, in dem der Genrefilm immer noch ein Schattendasein fristet und man lieber die x-te Auf-Nummer-Sicher-Komödie mit bekannten Gesichtern produziert. Die gibt es hier zwar auch, aber davon sollte man sich keinesfalls abschrecken lassen.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mi 7. Aug 2019, 18:30
von jogiwan
Spuren auf dem Mond

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Immer wieder ein großer Genuss, dieser Streifen und schöner hat man die Entfremdung einer Person zur Welt wohl nie auf die Leinwand gezaubert. Hier ist es Florinda Bolkan, die sich in ihrem Leben voller Leistungsdruck, Lebenskrise und Einsamkeit immer mehr zurückzieht und sich letztendlich verliert. Dazu kommt eine unwirkliche Atmosphäre, die durch den fiktiven Urlaubsort und dessen Exotik zusätzlich unterstützt wird. Die Handlung selbst präsentiert sich wie ein Mystery-Thriller ohne jedoch den Fokus auf Spannung zu legen - vielmehr fühlt man sich als Zuschauer ebenfalls etwas hilflos angesichts der servierten Puzzle-Stücke, die langsam ein anderes Gesamtbild von der Hauptfigur ergeben. Dazu ein Auge für Details, die Liebe zu alter und neuer Architektur, eine wunderbare Erzählweise und eine Hauptdarstellerin, die ihre ambivalente Figur auch perfekt verkörpert. Ein wunderbarer Streifen, der mit seiner Thematik heutzutage auch aktueller denn je erscheint und für mich zum Besten des italienischen Kinos zählt.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 8. Aug 2019, 20:14
von jogiwan
Der Fluch

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jogiwan hat geschrieben:Mit „Der Fluch“ hat Ralf Hüttner nicht nur einen für die Entstehungszeit unkonventionellen Mystery-Thriller geschaffen, sondern auch eine Perle des deutschen Genrne-Kinos abgeliefert, die leider weitgehend in Vergessenheit geraten ist und von der breiten Masse bislang nicht wahrgenommen wurde. Nach dem Kino-Einsatz und Free-TV-Ausstrahlungen im deutschen und österreichischen Fernsehen in den Neunzigern ist der interessante Streifen leider größtenteils von der Bildfläche verschwunden und harrt trotz größerer Fangemeinde seitdem einer anständigen Veröffentlichung. Warum dieser durchaus ungewöhnliche deutsche Streifen so stiefmütterlich behandelt wird kann ich mir persönlich ja nicht erklären und die Mischung aus unheilvoller Stimmung, abgründigen Heimatfilm und einem Hauch Tourismuskritik hat schon seinerzeit mächtig Eindruck hinterlassen. Auch die neuerliche Sichtung zeigt, dass Hüttner mit seinem Werk der Zeit voraus war und „Der Fluch“ erinnert mit seiner nicht ganz greifbaren Geschichte, dem nüchternen Look und der unheilvollen Grundstimmung, die gänzlich ohne plakative Effekte auskommt auch etwas an Versatzstücken von J-Horror-Filmen erinnert, die erst Jahrzehnte später Furore machen sollten und verbindet dieses mit Elementen des deutschen Heimatfilms, die jedoch wenig mit der üblichen Alpen-Idylle zu tun haben. Im Grunde setzt sich Ralf Hüttners Erstling aber zwischen die Stühle und Spannung und der Grusel entstehen hier eher beiläufig aus einem Grundszenario eines harmlosen Familienwandertags, sodass sich der Streifen auch eher an Personen richtet, die auch einen guten und zurückhaltend inszenierten Grusler zu schätzen wissen. Trotzdem ziehen einem die unheimlichen Ereignisse immer mehr in ihren Bann, ehe einem das Ende vollkommen unerwartet und umso überraschender an der Gurgel packt. Ein wunderbarer Film, der über die Jahre nichts von seiner Wirkung verloren hat und hoffentlich auch irgendwann die Beachtung bekommt, die dieser ungewöhnliche und empfehlenswerte Film eigentlich verdient hätte.
Nachdem gestern die neue Pidax-Scheibe im Briefkasten war, habe ich die Gelegenheit gleich genutzt um meine Gedanken aufzufrischen, an denen sich eigentlich nichts geändert hat. Toller Film mit unheimlicher Grundstimmung, der auf reißerische Elemente verzichtet und mit seinem Ende trotzdem nachhaltig in Erinnerung bleibt. Die DVD ist aber sicherlich keine Offenbarung und bietet den Film auch lediglich in durchschnittlicher Qualität mit teils etwas verwaschen wirkenden Farben. Schön, dass es den Streifen nun endlich offiziell zu kaufen gibt – schade, dass man sich bei der Präsentation nicht dennoch mehr Mühe gegeben hat.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 9. Aug 2019, 20:00
von jogiwan
Devil's Candy

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Der Maler Jesse und seine Tochter Zooey sind zum Leidwesen seiner Gattin Astrid große Metalfans und machen aus dieser musikalischen Vorliebe auch optisch kein Geheimnis. Als die Familie eines Tages die Möglichkeit bekommt, günstig ein eher abgelegenes Farmhaus zu erwerben, scheint das Glück perfekt zu sein und Jesse bekommt nicht nur sein eigenes Atelier, sondern auch der Rest der Familie endlich den gewünschten Freiraum. Doch das Haus hat eine unrühmliche Vergangenheit und eines Abends steht auch ein Besucher vor der Türe, der zuvor in dem Haus gewohnt hat, seltsame Stimmen hört und leider auch nichts Gutes im Schilde führt.

In erster Linie ist der Streifen von Sean Byrne natürlich ein Horrorfilm über einen Psycho, der satanische Stimmen hört und eine Familie verfolgt - aber „Devil’s Candy“ ist andererseits gleich von den ersten Sekunden her ein Crowdpleaser für die Metal-Fraktion im Horrorpublikum und bietet Musik von Slayer, Pantera und Metallica bis hin zu Sunn O))). Der Vater, ein talentierter Maler, ist ein erwachsener Metallhead, die Tochter wünscht sich sehnlichst eine Gitarre mit Verstärker bzw. rennt mit Slayer-Shirt zum ersten Tag in der neuen Schule und die Gattin ist nicht nur hübsch, sondern natürlich musikalisch völlig verständnisvoll. Doch abgesehen von den – für mich doch etwas Klischee-lastig wirkenden Figuren – funzt der Streifen auch überraschend gut und bietet in dem Verlauf von etwas über 70 Minuten auch eine recht düstere Geschichte über eine Familie, die an einem Ort in schaurige Ereignisse gezogen wird. „Devil’s Candy“ funzt jedenfalls auch wenn man keinen Metal-Song in der Playlist führt und der Streifen sieht zudem auch noch sehr gut aus und bietet von Beginn an teils eine seltsam entrückte Stimmung, die bis zum Ende hin auch sehr spannend ist. Da es die Scheibe aktuell auch zum Schnäppchenpreis gibt, sei der Streifen hiermit allen Metalheads hier ausdrücklich ans Herz gelegt. Eigentlich traurig, dass euch das der Typ aus der Elektronik-Ecke sagen muss! 😉

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Sa 10. Aug 2019, 20:16
von jogiwan
American Killer / The Majorettes

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In einer amerikanischen Kleinstadt geht ein psychopathischer Killer um, der es vor allem auf die jungen Frauen des örtlichen Cheerleader-Clubs abgesehen hat. Als einige Mädchen auf die gleiche rituelle Weise brutal ermordet werden, ist die bibeltreue Gemeinschaft und auch die Polizei alarmiert und versucht den ominösen Killer zu fassen. Doch dieser scheint immer einen Schritt voraus und in der kleinen Stadt gibt es auch noch weitere Personen, bei denen sich finstere Abgründe offenbaren. Schon bald führen Rache, Habgier und andere Dinge, dass kein Stein auf dem anderen bleibt und der städtische Friede ordentlich durcheinandergewirbelt wird.

„The Majorettes“ wird eigentlich als Slasher angekündigt und beginnt auch wie ein typischer Highschool-Schlitzerfilm und nimmt dann aber mittendrin eine doch recht unvermutete Wendung in Richtung Selbstjustiz-Action mit viel Kawumm. Leider überzeugt aber weder der eine, noch der andere Teil und herausgekommen ist eine seltsame Mischung zweier Genres, die im Grunde völlig unglaubwürdig erscheint und bei der die Spannung wohl ebenfalls nicht im Fokus der Macher stand. Die Mordserie wird relativ unvermittelt und mit banalem Motiv bereits sehr rasch aufgelöst, dann folgt der Selbstjustiz-Anteil und irgendwann kehrt man wieder zu der eingangs erwähnten Storyline zurück um diese auf größtmöglich langweilige Weise weiter zu führen. Irgendwie inhaltlich weder Fisch noch Fleisch überzeugen wenigstens die Effekte, die in der Unrated-Fassung auch durchaus blutig sein. Auch der Rachefeldzug lässt den geeichten Fan doch etwas staunend zurück, aber der Rest sorgt dafür, dass man bei „The Majorettes“ hinterher das Gefühl hat, zwei unterschiedliche Filme gesehen zu haben. Dieser Stilmix mag zwar auf den ersten Blick originell erscheinen, aber funzen tut er dann doch nicht wirklich.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: So 11. Aug 2019, 19:41
von jogiwan
Feed The Light

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Die körperlich wie seelisch angeschlagene Sara versucht eines Tages widerrechtlich in eine Einrichtung zu gelangen, wo sie ihre Tochter gemeinsam mit dem geschiedenen Mann vermutet, der nach einer wilden Scheidung das alleinige Sorgerecht erhalten hat. Dort eingebrochen wird sie zuerst als Anwärterin für einen Reinigungsjob gehalten und nimmt diesen an um die Einrichtung ausspionieren zu können. Doch schon wenig später findet sie sich in einer Art halluzinogener Parallelwelt wieder, in dem das ständig flackernde Licht sehr seltsame Auswirkungen auf die ebenfalls anwesenden und sehr seltsam agierenden Menschen hat und in der auch ominöse Schattenwesen und unsichtbare Gefahren lauern.

Sehr schräges schwedische Midnight-Movie basierend auf der Geschichte „Color out of Space“ die aktuelle ja auch von Richard Stanley mit Nicholas Cage verfilmt wird. Hier ist aber alles Low Budget, sperrig und wenig massentauglich inszeniert und Regisseur Henrik Möller kreiert eine sehr beunruhigende Parallelwelt voller Gefahren und Menschen, die sich seltsam verhalten. Der größtenteils in schwarzweiß gedrehte Streifen ist wohl auch nur für sehr aufgeschlossene Personen, die sich auch auf diese bizarre Welt einlassen können, welche hier konsequent bis zum Ende durchgehalten wird. Wie jedes Debüt wirkt auch „Feed The Light“ etwas überambitioniert und auch die schauspielerischen Leistungen und die Settings können nicht ganz mit den kreativen Ideen der Macher mithalten, aber insgesamt ist der Streifen durchaus interessant und für Leutchen geeignet, die sich für abseitige Filme interessieren, auf denen auf die Befindlichkeiten der Masse wenig Rücksicht genommen wird. Mit einer Prise „Eraserhead“, etwas „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ und viel Indie-Flair und Mut zur Hässlichkeit kocht Herr Möller sein eigenes Süppchen, das sich wenig bekömmlich, aber sehr spannend präsentiert.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 12. Aug 2019, 14:59
von karlAbundzu
Klingt spannend.
Die Story wird ja so langsam zur meistverfilmtesten Lovecraftgeschichte, die deutsche von 2010 hat mir auch gut gefallen.