Nachtrag der letzten Tage:
Männer al dente
Nette Mainstream-Komödie über eine italienische Industriellenfamilie, deren beiden männlichen Nachkommen homosexuell sind, was dem Familienoberhaupt natürlich so gar nicht gefällt. Spannende wie klischeelastige Figuren, ein nettes Drehbuch und ein paar Wahrheiten in einem kurzweiligen Film verpackt. Schön auch, dass „Männer al dente“ weder die eine, noch die andere Gruppe in ein besseres Licht stellt und vieles im Ausgang offen lässt – so kann sich auch jeder selbst Gedanken zu dem Thema machen.
Akira
Der große Klassiker des Genres und auch mein erster Anime. Immer noch großartig dystopisch, auch wenn mir der Action-Anteil mittlerweile doch etwas zu überrepräsentiert erscheint. Etwas weniger Verfolgungsjagden und ein etwas strafferes Ende hätte dem Film wohl nicht geschadet – aber das ist meckern auf höchsten Niveau. Nicht umsonst ein Meilenstein.
5 cm per second
Wunderbar melancholischer Anime über Menschen und die Zeit, die nicht auf der Seite der Liebenden zu sein scheint. Alles wunderbar hübsch gezeichnet und schwelgerisch anzuschauen, die auch darüber hinwegsehen lassen, dass mir ein Happy End eigentlich lieber gewesen wäre.
Closet Monster
Der neunjährige Oscar wird eines Tages nach der Schule Zeuge eines furchtbaren „Hate Crimes“, welches gemeinsam mit der überraschenden Scheidung seiner Eltern nachhaltig das Leben des jungen Menschen beeinflusst. Als er als Heranwachsender seine eigene Homosexualität entdeckt flieht der Special-Effect-begeisterte Oscar in seltsame Tagträume und Aggression, die ihn zum Einzelgänger werden lassen. Als er neben der Schule einen Job in einem Kaufhaus beginnt, trifft er auf Wilder, der mit seiner lockeren Art so ziemlich das Gegenteil von Oscar darstellt. Oscar verliebt sich in den Kollegen, der ebenfalls Interesse zeigt, doch die Ereignisse aus der Vergangenheit holen Oscar wieder ein, dem nichts anders übrigbleibt, als sich nun endgültig seinen verdrängten Ängsten zu stellen.
Schön gemachter „Coming-of-Age“-Film mit der üblichen Geschichte über einen jungen Mann, der durch ein Erlebnis in seiner Kindheit mit Vorurteilen und Ängsten heranwächst und dann irgendwann in seinem Leben erkennen muss, dass er davon nicht länger davonlaufen kann. Dabei hat der kanadische „Closet Monster“ immer wieder Ausflüge in surrealistische Gefilde und so spricht der Protagonist nicht nur mit seinem Hamster (Stimme von Isabella Rossellini) sondern hat erlebt auch andere Dinge, die metaphorisch erzählt werden. Elegant ist die Art und Weise, wie die Stimmung des Filmes trotz ernster Themen eher positiv bleibt. Wunderbar dabei auch die Drehorte in Neufundland und die Settings, toller Soundtrack und Darsteller - weniger originell hingegen das Drehbuch, dass man in abgewandelter Form und so oder so ähnlich schon in dutzend anderen Filmen gesehen hat. Aber das ist ja generell das Problem, wenn man im Laufe seines Lebens einfach schon zu viele Filme aus der Kiste gesehen hat. Das soll aber trotzdem niemanden abhalten, sich bei Interesse diesen durchwegs gelungenen Streifen anzuschauen.
Dorian Blues
Der junge Dorian leidet nicht nur unter seinem erzkonservativen Elternhaus, sondern auch unter der Tatsache, dass sein jüngerer Bruder Nicky dank sportlicher Erfolge in der Highschool die ganze Wertschätzung seines Vaters bekommt. Als er sich eingestehen muss, dass er auf Männer steht, führt das zu inneren Konflikten und sein Bruder ist der Erste, dem er sein Geheimnis erzählt. Der rät ihm strikt davon ab, die Homosexualität seiner Umwelt zu offenbaren und dennoch lässt sich Dorian nicht davon abhalten, sein Leben weiter nach seinen Vorstellungen zu leben…
Der typische Coming-of-Age-Film aus den Staaten mit der üblichen Outing-Problematik, der sein ernstes Thema mit ein paar überspitzten Momenten aufzulockern versucht. Teils ist „Dorian Blues“ ja ganz lustig, dann wieder ernst und irgendwie immer sympathisch, auch wenn mir das Ganze doch zu episodenhaft und belanglos ausgefallen ist. Irgendwie ist weder Dorian, noch der Rest der Figuren sonderlich interessant ausgefallen und die Handlung plätschert erwartungsgemäß dahin, bis am Ende dann wieder die übliche Erkenntnis auf den Zuschauer wartet. Man kann seine sexuelle Identität nicht ändern und man kann auch nicht vor seinen Problemen davonlaufen. Das Ganze in der x-ten Variation für nachfolgende Generationen bzw. für Leute aus konservativem Elternhaus und für das schwule Publikum mit geringer Erwartungshaltung. Nett, belangslos und morgen vergessen.
Männer zum Knutschen
Der eher schüchterne und ernsthafte Ernst Knuddelmann ist erst vor kurzem nach Berlin gezogen und hat sich dort Hals über Kopf in den extrovertierten Lebenskünstler Tobias verliebt, der als Szene-Original mit seinem nicht minder verhaltensauffälligen Freundeskreis auch sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zieht. Doch die glückliche Beziehung der beiden unterschiedlichen Männer ist bedroht, als auf einmal Uta, die Jugendfreundin von Ernst auf der Bildfläche erscheint, die ganz unverhohlen einen Keil zwischen die Beiden treiben möchte. Während Tobias die Absichten von Uta relativ rasch durchschaut, interpretiert Ernst das Verhalten seines Freundes auf falsche Weise, was die noch junge Beziehung auf die harte Probe stellt.
Eigentlich würde man „Männer zum Knutschen“ ja recht sympathisch finden wollen und in der Inhaltsangabe liest sich auch alles recht ordentlich. Die Berliner Schauplätze sind authentisch, die Darsteller bemüht und auch die ein oder andere Szene ist zum Schmunzeln. Zu mehr reicht es dann aber auch nicht und das sehr episodenhaft gestrickte Drehbuch lässt einen durchgehenden Handlungsfaden eher vermissen und auch die Geschichte mit der Jugendfreundin wirkt da eher aufgesetzt und bemüht. Auch darstellerisch ist nicht immer alles top und warum die Nebendarsteller wie Statisten besetzt sind, weiß man wohl auch nicht so genau. Neben den beiden männlichen Hauptfiguren verkommt der Rest zum Stichwortgeber, was ich schade fand, weil „Männer zum Knutschen“ recht interessante Figuren hat, die teils überhaupt nicht näher beleuchtet werden. Teils wirkt das Ganze auch recht soapig und das schmale Budget lässt sich ebenfalls nicht verleugnen. So bleibt ein Streifen, der mit Gastauftritten und Lokalkolorit ziemlich auf die Queer-Community zugeschnitten ist um dann doch nur wieder die üblichen und ausgelutschten Klischees zu bedienen.
Party Night
Gemeinsam mit vier weiteren Schulfreunden beschließen das Paar Molly und Andrew die Prom-Feierlichkeiten ihrer Schule in der abgelegenen Hütte eines entfernten Verwandten am See zu verlängern. Doch dort angekommen will sich die Partystimmung aber nicht so recht einstellen und schon bald gibt es kleinere Konflikte, weil man sich von der Party offensichtlich mehr erwartet hat, als irgendwelche Kartespiele und leichtalkoholischen Getränke. Zu spät merken die Teens auch, dass sich in dem Haus noch eine weitere Person eingenistet hat, der den Feierwütigen schon bald mit Machete und sonstigen Gerät nach dem Leben trachtet.
Hoffnungslos unorigineller Low-Budget/Amateur-Slasher, der genau alles so bringt, was man in einem Film eigentlich nicht mehr sehen mag. Die Darsteller sind untalentiert, die Geschichte loser Aufhänger für ein paar blutige FX und so etwas wie schlüssiges Motiv, Auflösung oder dergleichen darf man sich neuerdings wohl auch nicht mehr erwarten. An dem Neo-Slasher aus der Billigkiste sind auch lediglich die blutigen Effekte halbwegs interessant, während man den Rest getrost vergessen und in die Tonne kippen kann. Dämliche Dialoge, billige Settings, vier Kanister Kunstblut und nach siebzig Minuten ist alles wieder vorbei und keine siebzig Minuten später auch schon wieder alles vergessen. So machen Indie-Filme wirklich keinen Spaß und „Party Night“ ist auch ein Film, auf den die Welt sicherlich nicht gewartet hat und den man sich auch mit allem Alkohol der Welt nicht schön saufen kann.