Schraven & Feindt: WEISSE WÖLFE (Eine grafische Reportage über rechten Terror)
In Comicform wird die Entwicklung des Protagonisten vom Punk über einen neonazistischen Untergrundkämpfer zum drogendealenden Szeneaussteiger und V-Mann gezeigt.
Die "warnenden Worte" meiner Buchhändlerin kann ich hier wirklich 1:1 übernehmen.
Das Umhergeschmeisse mit Nazi-Symbolik, was bereits auf dem Cover losgeht, ist ziemlich überzogen und inhaltlich kaum zu begründen. Die Hauptperson ist entweder ein absoluter Vollpfosten - welcher Iro-Punker begeht einen Anschlag auf ein Asylbewerberheim, weil er Ärger mit Türken aus seiner Schule hat, wird dann dank Skinhead-Lob und -Anerkennung zum terroristischen Neonazi, steigt aber wieder aus, als er von seinen Kameraden geächtet wird, weil er zu "feige" ist, bei einem Ladenüberfall den Besitzer zu erschießen ? - oder aber die Biografie wurde extrem vereinfacht und verkürzt. Angeblich alles authentisch, was durch Nennung real existierender Personen, wie etwa die Bezugnahme zum NSU, gestützt wird.
Mir persönlich fielen außerdem zwei bildliche Schnitzer auf, wo mal wieder etwas aus der Skinhead-Szene stammendes im falschen, nämlich rechten, Kontext verwendet wird, obwohl es da eigentlich nicht hingehört. Das ist aber tatsächlich nur nebensächlich.
Interessant hingegen die Verbindung zu den sogenannten Turner-Tagebüchern, mit denen ich mich bisher nie näher beschäftigt hatte.
Fazit: zwiespältig.
Gefestigte Antifaschisten können sich das Buch anschauen, müssen aber nicht; für "labile Personen" mag es dagegen aufgrund der grafischen Darstellung eher faszinierend als abschreckend wirken. Ansonsten meiner Meinung nach einfach zu wirr und undifferenziert in der Handlung.