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Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 1. Mai 2011, 15:58
von horror1966
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Akte Kajinek
(Kajinek)
mit Konstantin Lavronenko, Tatiana Vilhelmova, Boguslaw Linda, Michal Dlouhy, Werner Daehn, Vladimir Dlouhy, Vaclav Barta, Deana Horvathova, Ken Duken, Hynek Cermak, Marek Vasut, Jana Krausova, Alice Bendova, Daniel Svoboda
Regie: Petr Jakl
Drehbuch: Marek Dobes / Petr Jakl
Kamera: F.A Brabec
Musik: Vaclav Barta
FSK 16
Tschechische Republik / 2010

Im Jahre 2000 gelang Jiri Kajinek die spektakuläre Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis Mirov, auch bekannt als tschechisches Alcatraz.
Kajinek wurde zur Legende und zum meistgesuchtesten Kriminellen Europas. Er war 5 Wochen auf der Flucht, um Beweise für seine Unschuld zu sammeln - oder um sich zu rächen? Die Geschichte handelt von einem Doppelmord und einer jungen Anwältin, die unermüdlich nach neuen Beweisen für Kajineks Unschuld sucht, der Unterwelt und ihren mächtigen Einfluss auf die korrupte Justiz und deren Manipulation. Ist Jiri Kajinek das Opfer einer Verschwörung - oder ein kaltblütiger Killer? Versucht er seine Unschuld zu beweisen - oder Zeugen zu verängstigen? Die junge Anwältin lernt schnell wie gefährlich es ist, Fragen zu stellen...



Auch Auftragskiller haben das Recht auf einen fairen Prozess


Zu dieser Erkenntnis kann man in vorliegendem Film recht schnell gelangen, der auf der wahren Geschichte des ersten Auftragskillers in der Geschichte der tschechischen Republik Jiri Kajinek beruht. Denn auch wenn der Mann ganz sicher ein gefährlicher Verbrecher ist, kristallisiert sich in dieser Story doch ziemlich schnell heraus, das er keineswegs für die ihm hier zur Last gelegten Morde verantwortlich zeichnet. Vielmehr offenbart sich immer mehr ein Komplott, bei dem ganz andere Leute die Fäden ziehen und Kajinek lediglich als Sündenbock präsentieren, um selbst nicht in Verdacht zu geraten. Regie-Neuling Petr Jakl hat gleich mit seinem Spielfilm-Debut einen absolut faszinierenden Film abgeliefert, der in erster Linie durch seinen dramaturgisch äusserst gelungenen Spannungsaufbau überzeugen kann und eine sehr intensive Wirkung auf den Zuschauer hinterlässt, der sich der sogartigen Wirkung der Geschichte einfach nicht entziehen kann. So taucht man immer tiefer in das sehr interessante Szenario ein, das mit der Zeit immer deutlicher erkennen lässt, das es hier keinesfalls mit rechten Dingen zugeht. Und auch wenn im Prinzip recht zeitig zu erkennen ist, wer der wirkliche Drahtzieher im Hintergrund ist, tut dies der Spannung keinerlei Abbruch, denn die Gesamtzusammenhänge und die Motive für die gesamten Ereignisse werden immer nur häppchenweise serviert, so das die Aufmerksamkeit des Betrachters jederzeit aufrechterhalten wird.

Petr Jakl versteht es sehr gekonnt, dem Zuschauer ein Netz aus Lügen, Erpressung und Korruption zu präsentieren das über eine äusserst gelungene Erzählstruktur verfügt und dabei keinerlei Längen erkennen lässt. Sicherlich ist "Akte Kajinek" nicht gerade mit Action-Passagen durchzogen, dafür offenbart der Film sehr viel Liebe zum Detail und bringt einem die Ereignisse auf eine Art und Weise rüber, die einen richtiggehend fesselt. Der sehr authentische Eindruck des Szenarios wird in erster Linie auch durch die erstklassigen Darsteller unterstützt, denen man die Spielfreude ganz offensichtlich anmerkt. Man bekommt eine intensive Beleuchtung der Haupt-Charaktere, wobei insbesondere Kajinek (Konstantin Lavronenko) und seine Anwältin (Tatiana Vilhelmova) im Vordergrund stehen. Letztere fällt durch ihren Enthusiasmus auf, die Verteidigung des Verbrechers zu übernehmen, was zu Beginn noch hauptsächlich als Sprungbrett auf der Karriereleiter dienen soll, im Laugfe der Zeit aber immer mehr der Überzeugung weicht, das ihr Mandant in vorliegendem Fall wirklich unschuldig ist. Auf der anderen Seite steht der charismatische Kajinek, der trotz seines kriminellen Hintergrundes eine äusserst symphatische Wirkung beim Zuschauer hinterlässt, so das man sich im Laufe der Zeit gedanklich und emotional immer mehr auf seine Seite schlägt.

Je mehr die Zusammenhänge des Ganzen immer offensichtlicher werden, desto schockierender ist auch die Erkenntnis was man aus gewissen Machtpositionen heraus bewerkstelligen kann, um mehrere Existenzen zu zerstören. Bis in die höchsten Positionen lässt sich ein Lügengerüst erkennen, in dem die betroffenen Personen wohlweislich schweigen, um sich nicht selbst zu belasten und damit ihr eigenes Leben zu zerstören. Das dabei auch im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gegangen wird, ist im Prinzip schon eine logische Schlußfolgerung und so müssen auch hier einige Menschen ihr Leben lassen, damit die Wahrheit nicht ans Tageslicht kommt. Dennoch gelingt es der Anwältin, Beweise für die Unschuld ihres Mandanten in die Hände zu bekommen, doch an dieser Stelle bekommt sie unglaubliche Macht der Drahtzieher zu spüren, die sogar ihr eigenes Leben bedroht. So schnell sie die Beweise in die Hand bekommen hat, wird sie diese auch wieder los und steht damit wieder ganz am Anfang, ohne wirklich gute Aussichten auf ein Wiederaufnahmeverfahren des alten Prozesses zu haben. Dieser Aspekt ist trotz fehlender Beweise dennoch sehr erstaunlich, ist es doch extrem offensichtlich, das bei den damaligen Ermittlungen wirklich haarsträubende Fehler gemacht wurden, der Begriff "Schlamperei" wäre in diesem Fall sogar noch als absolute Untertreibung anzusehen. Dennoch werden sämtliche Anträge gnadenlos abgeschmettert, da auch die tschechische Justiz den Erpressungen der Drahtzieher zum Opfer gefallen ist.

Und so hat die Geschichte dann auch ein offenes Ende, denn Jiri Kajinek sitzt immer noch im Gefängnis, obwohl selbst das tschechische Volk von seiner Unschuld überzeugt ist. Petr Jakl hat es vortrefflich verstanden, die Geschichte des wohl berühmtesten verbrechers der tschechischen Republik faszinierend und absolut glaubhaft in Szene zu setzen. Eine unglaublich spannende Story und ein erstklassiges Darsteller-Ensemble verleihen seinem Werk einen äusserst hohen Qualitäts-Standard, der selbst hohen Ansprüchen genügen dürfte. Die dabei entstandene Mischung aus Thriller, Krimi-und Tatsachenbericht ist absolut explosiv und zieht den Zuschauer in ein Lügennetz hinein, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt. "Akte Kajinek" ist europäisches Kino der Spitzenklasse, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte, denn trotz einer Laufzeit von knapp 2 Stunden kommt hier noch nicht einmal der Ansatz von Langeweile auf, dafür werden die Geschehnisse ganz einfach viel zu spannend und intensiv erzählt.


Fazit:


Man kann Petr Jakl nur zu diesem erstklassigen Regie-Debut gratulieren, das eine sicherlich brisante Thematik enthält, die dem Betrachter auf eine absolut faszinierende Art nähergebracht wird. Knapp 111 Minuten hochwertige und extrem spannende Unterhaltung sind hier garantiert, zudem ist der Film mit hervorragenden Schauspielern besetzt, die durch ihre glaubwürdigen Leistungen die authentische Note der Ereignisse noch zusätzlich unterstreichen. Wer einen wirklich überzeugenden und hochwertigen europäischen Thriller zu schätzen weiss, kommt an diesem Film auf keinen Fall vorbei, für den man nur eine absolute Empfehlung aussprechen kann.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Tschechisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 111 Minuten
Extras: Trailer, Making Of, Exklusive Dokumentation

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: So 1. Mai 2011, 15:59
von horror1966
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Charlie Valentine - Gangster Gunfire Gentleman
(Charlie Valentine)
mit Raymond J. Barry, Michael Weatherly, James Russo, Tom Berenger, Steven Bauer, Maxine Bahns, Valerie Dillman, Keith David, Dominiquie Vandenberg, Robert Blanche, Kevin Scott Allen, Randy Crowder, Glenn Taranto, Anthony Vitale, Vernon Wells
Regie: Jesse V. Johnson
Drehbuch: Jesse V. Johnson
Kamera: Jonathan Hall
Musik: Marcello De Francisci / Wagner Fulco
Keine Jugendfreigabe
USA / 2009

Charlie Valentine ist ein Gangster der alten Schule: Charmant, stilvoll, mit Sinn für gutes Essen, teuren Wein und schöne Frauen. Er will seinen letzten großen Coup landen. Doch der perfekte Plan geht schief - sein Team stirbt im Kugelhagel. Aus Angst vor der Rache von Unterwelt-Schwergewicht Rocco flüchtet sich Charlie zu seinem Sohn Danny, zu dem er nie viel Kontakt hatte. Danny ist fasziniert von der kriminellen Welt seines Vaters und will in dessen Fußstapfen treten. Charlie bringt ihm das Handwerk eines Gangsters bei und zusammen planen sie einen neuen Überfall. Doch Rocco und und seine Schergen sind ihnen dicht auf den Fersen...


Auch wenn "Charlie Valentine" einige durchaus sehenswerte Action-Passagen beinhaltet, handelt es sich um alles andere als einen reinen Actionfilm. Vollkommen beabsichtigt hat nämlich Regisseur Jesse V. Johnson seiner Geschichte auch Thrillerelemente und einige dramatische Züge verliehen, was im Endeffekt für einen sehr charmanten Gangsterfilm sorgt, in dessen Focus ganz eindeutig die zwischenmenschliche Seite zwischen Vater und Sohn steht, die hier ganz hervorragend herausgearbeitet wurde. Der reine Action-Fan könnte aufgrund dieses Aspektes eher etwas enttäuscht sein, denn trotz einiger wirklich sehenswerter Momente geht es in vorliegendem Film vielmehr um die Geschichte an sich, als um ein reines Action-Spektakel. Dabei wird man gleich zu Beginn der Geschichte mit einer herrlichen Schießerei konfrontiert, die durchaus gewisse Begehrlichkeiten wecken kann, bis dann jedoch wieder die Action Einzug in das Geschehen hält, muss man sich fast bis zum finalen Showdown gedulden, der noch einmal einige auch etwas härtere Momente zu bieten hat.

Das mag manch einen vielleicht nicht wirklich befriedigen, dennoch handelt es sich um einen wirklich sehr guten Film, der in der Hauptsache durch seine starken Charaktere und deren Darsteller getragen wird, wobei an dieser Stelle ganz eindeutig die beiden Hauptfiguren Charlie (Raymond J. Barry) und Danny (Michael Weatherly) im Vordergrund stehen, die eigentlich eine sehr distanzierte Vater-Sohn Beziehung haben. Jesse V. Johnson hat besonderen Wert darauf gelegt, die Veränderungen in dieser Beziehung in den Vordergrund zu rücken, was ihm meiner Meinung nach auch ganz ausgezeichnet gelungen ist. Von der charismatischen Ausstrahlung seines Vaters fasziniert, möchte Danny nämlich alles von ihm lernen, um ein erfolgreicher Gangster zu werden. Mit der Zeit entwickelt sich dadurch eine zuerst eher freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden, die allerdings in den letzten Minuten der Geschichte sogar echte Emotionen erkennen lässt, was sich vor allem im Verhalten von Charlie erkennen lässt, der sein ganzes Leben lang eigentlich immer nur an sich selbst gedacht hat, letztendlich aber aufgrund seiner Gefühle eine Entscheidung trifft, die tragische Konsequenzen nach sich zieht.

In darstellerischer Hinsicht gibt es hier wirklich streckenweise ganz großes Kino zu sehen, was in allererster Linie darin zu begründen ist, das sämtliche Figuren wirklich authentisch und glaubwürdig dargestellt werden. Der zweite Grund dafür ist sicherlich darin zu suchen, das insbesondere Charlie und Danny trotz ihrer kriminellen Machenschaften einen extrem symphatischen Eindruck beim Zuschauer hinterlassen, wobei an diesem Punkt auch ein gewisser Charme-Faktor Einzug in das Szenario hält. Man kann den beiden Charakteren ganz einfach keine negative Seite anheften, denn trotz ihrer Taten erscheinen sie immer symphatisch und nett, was sie allerdings auch nicht davor schützt, am Ende in eine äusserst bedrohliche Situation zu geraten. Denn Charlie wird von der jüngsten vergangenheit eingeholt und ganz automatisch muss auch sein Sohn darunter leiden. Ob es einen Ausweg aus der scheinbar aussichtslosen Lage gibt, soll an dieser Stelle jedoch nicht verraten werden, denn davo sollte man sich schon selbst ein Bild machen.

"Charlie Valentine" ist ganz bestimmt kein Action-Kracher, bietet aber auf jeden Fall sehr kurzweilige Filmkost, die auch höheren Ansprüchen genügen dürfte. Die Geschichte an sich ist ganz bestimmt nicht neu, wird aber durchaus erfrischend serviert und besticht in erster Linie durch die absolut überzeugende Darsteller-Riege, die durch die Bank einen sehr guten Job abliefert. Desweiteren bekommt man einen ziemlich tiefen Einblick in eine eher ungewöhnliche Vater-Sohn Beziehung, deren Entwicklung man im Laufe der Zeit ganz hervorragend nachvollziehen kann. Aus anfänglicher Distanz werden dabei sogar echte Gefühle, die aber keineswegs kitschig oder übertrieben dargestellt werden. Einige absolut gelungene Action-Momente runden das Ganze sehr stimmig ab und lassen so letztendlich einen äusserst guten Gesamteindruck entstehen, so das man diesen Film guten Gewissens weiterempfehlen kann.


Fazit:

Starke Darsteller, sehr viel Charme und eine durchaus interessant erzählte Geschichte ergeben eine gelungene Mixtur und sorgen für ein kurzweiliges Filmvergnügen, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Wenn man mit den richtigen Erwartungen an das Werk von Jesse V. Johnson herangeht, kann man eigentlich nicht enttäuscht werden, auch wenn sich die vorhandene Action in sehr überschaubaren Grenzen bewegt.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch / Englisch
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 96 Minuten
Extras: Making Of, Audiokommentar, Originaltrailer

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Mo 2. Mai 2011, 16:38
von horror1966
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The Heart is Deceitful Above All Things
(The Heart is Deceitful Above All Things)
mit Asia Argento, Jimmy Bennett, Kara Kemp, Brent Almond, David Dwyer, Kip Pardue, Jeremy Renner, David Brian Alley, Lydia Lunch, Ornella Muti, Peter Fonda, Dylan Sprouse, Cole Sprouse, John Robinson, Lindy Maguire, Marilyn Manson
Regie: Asia Argento
Drehbuch: Asia Argento / J.T LeRoy
Kamera: Eric Alan Edwards
Musik: Marco Castoldi / Billy Corgan / Kim Gordon
Keine Jugendfreigabe
Frankreich / Großbritannien / Japan / USA / 2004

Für den siebenjährigen Jeremiah bricht in dem Moment unvermittelt eine heile Welt zusammen, als seine leibliche Mutter Sarah ihn von seinen Pflegeeltern abholt. Die unstete Sarah pendelt von Beziehung zu Beziehung, ohne Rücksicht auf ihren Sohn zu nehmen, der unter diesen ständig wechselnden Lebensumständen mehr als nur leidet. Nachdem Jeremiah von einem pädophilen Bekannten seiner Mutter missbraucht wird, bricht er aus - nur um dann in der Obhut seiner bigotten Großeltern zu landen. Dort wird er mit harschen Methoden zu einem treuen Gottesdiener umerzogen, ein Schicksal, das er aber auch bald zu akzeptieren beginnt. Einige Jahre später taucht Sarah erneut in Jeremiahs Leben auf und sie entführt ihn aus ihrem verhassten Elternhaus. Gemeinsam steuern sie nun einer ungewissen, aber in keinem Fall positiven Zukunft entgegen.


Kindesmisshandlung kann sich auf die verschiedendsten Arten äussern, was einem in diesem zutiefst aufwühlendem Drama sehr eindrucksvoll vor Augen geführt wird. Und so ist es auch nicht verwunderlich, das einem während der Ansicht vorliegender Geschichte streckenweise eine schier unbändige Wut überkommt, denn Asia Argento zieht in ihrer Rolle als sprichwörtliche Rabenmutter wirklich alle Register, um durch ihr Verhalten gegenüber ihrem siebenjährigen Sohn den Zuschauer auf die Palme zu bringen. Reisst sie den kleinen Jeremiah doch aus der wohlbehüteten Umgebung seiner Pflegefamilie heraus, nur um mit ihm durch das ganze Land zu fahren, wobei sie hauptsächlich die verschiedendsten Männerbekannschaften pflegt und sich überhaupt nicht um die Erziehung ihres Sohnes kümmert. Körperliche Züchtigungen und verbale Bedrohungen stehen hier auf der Tagesordnung, so das der Junge bald vollkommen verstört ist und von diversen Visionen heimgesucht wird. Muss Jeremiah doch den unsteten Lebenswandel seiner Mutter hautnah miterleben ohne sich dagegen wehren zu können, was schon eine fast zwangsweise entstehende Hilflosigkeit in die Story einbringt, die sich aber nicht nur auf den Jungen bezieht, sondern auch den Zuschauer befällt. Größtenteils sitzt man nämlich absolut fassungslos vor dem heimischen Bildschirm und mag kaum glauben, was einem hier in schockierenden und verstörenden Bildern präsentiert wird.

Da heiratet die Mutter einfach einmal auf die Schnelle einen wildfremden Mann, mit dem sie dann postwendend über das Wochenende nach Atlantic City fährt, um sich zu amüsieren. An sich ist das ja nichts Schlimmes, doch Jeremiah wird einfach im Haus zurückgelassen und ist sich selbst überlassen. Schon diese Passage kann einen im tiefsten Inneren erschüttern, doch viel schlimmer kommt es, als der neue Daddy allein zurückkommt weil Sarah ihn verlassen hat. Denn in der folgenden Nacht dient der kleine Jeremiah als reines Sexobjekt, das anal vergewaltigt wird. Spätestens ab diesem Moment überkommt einen eine grenzenlose Wut auf die junge Mutter, die vollkommen unfähig ist, sich um die Erziehung eines Kindes zu kümmern, kommt sie doch noch nicht einmal mit ihrer eigenen und absolut kaputten Existenz zurecht. Der Zuschauer befindet sich schon längst in diesem fast ohnmächtigen Zustand der Hilflosigkeit und versucht vollkommen vergeblich, sich gegen das stark beklemmende Gefühl zu erwehren, das die gegebene Situation bei ihm auslöst. Hier bleibt es aber auch lediglich beim Versuch, dann die grausame Faszination dieses Werkes hat einen schon lange in Beschlag genommen und die von den Abläufen ausgehende Intensität verfehlt keinesfalls ihre brachiale Wirkung, denn der gesamte Film ist ein einziger Keulenschlag in die Eingeweide des Betrachters.

Dennoch gibt es während des Geschehens auch einen Moment, in dem sich die negativen Emotionen für die Mutter in pures Mitleid verwandeln, da man im Laufe der Zeit auch ihre Eltern kennenlernt. Denn nachdem Jeremiah nach seiner Vergewaltigung im Krankenhaus genäht werden musste, wird er in die Obhut seiner Großeltern gegeben, bei denen es sich scheinbar um religiöse Fanatiker handelt. Dargestellt werden die beiden von Peter Fonda und Ornella Muti und obwohl die beiden nur einen ganz kleinen Raum in der Geschichte einnehmen, ist ihre Bedeutung für die Ereignisse doch immens wichtig, liegt hier doch offensichtlich der Grund dafür, warum Sarah aus ihrem Elternhaus ausgebrochen ist und diesen unsteten Lebenswandel führt. Natürlich darf das keineswegs als Entschuldigung dienen, allerdings bringt man nun etwas mehr Verständnis auf, denn in diesem Elternhaus möchte man selbst auch auf keinen Fall leben. Herrschen dort doch strengste Disziplin und der religiöse Fanatismus in Reinkultur, den auch Jeremiah zu spüren bekommt.

Neben der ungeheuren Intensität und einer fantastisch umgesetzten Geschichte sind es insbesondere die darstellerischen Leistungen, die einem in diesem Film ganz besonders ins Auge stechen. Vor allem Asia Argento ist ganz besonders hervorzuheben, verkörpert sie doch die Rolle der Rabenmutter auf eine so brillante Art und Weise, das man ihr für diese Leistung ein großes Kompliment aussprechen muss. Das Schauspiel ist dabei schon fast erschreckend authentisch und hinterlässt einen sehr glaubwürdigen Eindruck, der schon etwas Grausames an sich hat. Doch auch die anderen Darsteller liefern allesamt einen wirklich tollen Job ab, wobei gerade die kleineren Nebenrollen mit sehr bekannten Gesichtern besetzt sind. Neben den schon erwähnten Peter Fonda und Ornella Muti trifft man beispielsweise auch auf Winona Ryder oder Marilyn Manson. Doch der eigentliche Superstar dieses erschütternden Dramas ist Jimmy Bennett, der den jungen Jeremiah darstellt (der ältere Jeremiah wird später von Dylan Sprouse gespielt) und eine Performance an den Tag legt, die einem eine Gänsehaut verursachen kann. Er verleiht der Figur eine Seele und ein Gesicht, allein ein Blick in seine traurigen Augen zerreisst einem fast das Herz. Es ist immer wieder absolut überragend, wenn schon kleine Kinder in der Lage sind, eine solch fantastische Leistung abzuliefern, wie es in diesem Film der Fall ist.

Insgesamt gesehen kann man Asia Argento nur zu diesem tief aufwühlendem Film gratulieren, auch wenn sie selbst als hauptdarstellerin nicht unbedingt viele Symphatien auf ihrer Seite haben dürfte. Dennoch ist gerade ihre Darstellung der Mutter in der absoluten Spitzenklasse anzusiedeln und verleiht dem Geschehen eine erschreckende Authenzität, die beim Zuschauer für ein absolutes Gefühls-Chaos sorgt. Ständig möchte man in die teils grausamen Ereignisse eingreifen, um einen kleinen Jungen vor dem totalen Verfall seiner kindlichen Seele zu bewahren und verfällt dabei immer wieder in eine Hilflosigkeit, die einem fast schon körperliche Schmerzen bereitet. Wer nah am Wasser gebaut ist, sollte sich ganz genau überlegen, ob dieser Film der Richtige für ihn ist, gibt es doch etliche Passagen, in denen durchaus die Tränen fließen könnten, denn auch grenzenlose Wut kann für einen regen Tränenfluß sorgen.


Fazit:


"The Heart is Deceitful Above All Things" ist ein aufwühlendes und extrem intensives Drama, bei dem man eine ganze Weile benötigt, um das verstörende Geschehen richtig sacken zu lassen. Die erschreckende Glaubwürdigkeit der Geschehnisse hinterlässt einen sehr bitteren Beigeschmack beim Zuschauer, den man auch noch lange nach der Sichtung des Filmes richtiggehend schmecken kann. Grandiose Darsteller und eine Geschichte, die extrem unter die haut geht, sorgen hier für ein Filmerlebnis der ganz besonderen Art, das man sicherlich nicht so schnell wieder vergisst.


Die DVD:

Vertrieb: Splendid
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsc
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 96 Minuten
Extras: Sex, Drugs & Jeremiah, The Heart of Jeremie, Trailer, Trailershow, Exklusives Booklet

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Di 3. Mai 2011, 02:11
von horror1966
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Buried - Lebend begraben
(Buried)
mit Ryan Reynolds, Sprechrollen: Ivana Mino, Samantha Mathis, Kali Rocha, Cade Dundish, Kirk Baily, Erik Palladino, Warner Laughlin, Mary Birdsong
Regie: Rodrigo Cortes
Drehbuch: Chris Sparling
Kamera: Eduard Grau
Musik: Victor Reyes
FSK 16
Frankreich / Spanien / USA / 2010

Das ist das Schicksal von Paul, einem amerikanischen Lastwagenfahrer und Familienvater, der in einem Holzsarg aufwacht. Er wurde lebendig begraben und weiß weder, wer ihm das angetan hat, noch warum. Seine einzige Chance, diesem Alptraum zu entkommen, ist ein Handy. Schlechter Empfang, ein rapide schwindender Akku und Sauerstoffmangel sind die schlimmsten Feinde in seinem Wettlauf gegen die Zeit: Paul hat nur 90 Minuten, um gerettet zu werden.


Was soll man von einem Film erwarten, dessen gesamte Geschichte sich in einemr sargähnlichen Holzkiste abspielt und die zudem noch mit nur einem einzigen Schauspieler besetzt ist? Man könnte recht voreilig dem Trugschluß erliegen, das man mit 90 Minuten gepflegter Langeweile konfrontiert wird, denn was soll bei diesen extrem minimalen Grundvorraussetzungen schon großartig passieren, was einen durchgehend gut und spannend unterhalten könnte? Wer sich diese Fragen stellt und dadurch zu der Antwort gelangt, sich diesen Thriller erst gar nicht anzusehen macht einen riesengroßen Fehler, denn trotz seiner spärlichen Ausstattung bietet "Buried" eine Menge mehr als so mancher große Blockbuster. Sicherlich ist das Geschehen an sich allein schon durch den äusserst beengten Schauplatz nicht dazu in der Lage, Abwechslung im üblichen Sinne zu bieten, der Film bezieht seine Spannung und Atmosphäre aus der gegebenen Situation, in der sich der Protagonist Paul Conroy (Ryan Reynolds) befindet und diese ist an Bedrohlichkeit und klaustrophobischer Grundstimmung nur schwerlich zu toppen. Allein schon bei der Vorstellung, das man sich selbst in dieser aussichtslosen Lage befinden würde, sorgt für schweissnasse Hände und ein ganzzeitig vorhandenes Gefühl extremster Beklemmung, denn schon nach wenigen Minuten Spielzeit sieht man sich selbst schon nicht mehr als Zuschauer, sondern befindet sich selbst in dem hölzernen Sarg, denn die Identifizierung mit der Situation und dem Betroffen entsteht mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, das man es kaum mitbekommt.

Wohl nur äusserst selten hat man einen Thriller gesehen, der mit wirklich so minimalen Mitteln eine so gewaltige Wirkung auf den Betrachter hinterlässt, der man sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Die Szenerie strahlt dabei eine enorme Sogwirkung aus, die einen förmlich in die Holzkiste hineinzieht und bis zum Rnde nicht mehr freigeben will. Natürlich kann dieses Gefühl nur entstehen, wenn man sich auf diesen kleien, aber äusserst feinen Thriller einlässt und wenn man diversen Kritiken Glauben schenken darf, dann ist längst nicht jeder dazu in der Lage. Da wird teilweise von Langeweile und mangelnder Spannung geredet, wobei man sich fast zwangsweise die Frage stellen muss, ob wir alle den gleichen Film gesehen haben. Vielmehr hat Regisseur Rodrigo Cortes seinem Werk von der ersten Minute an eine herrlich düstere und extrem beklemmende Atmosphäre verliehen, die über die gesamte laufzeit so dicht erscheint, das man sie mit einem Messer durchtrennen könnte. Damit diese aber auch beim Betrachter zur vollen Entfaltung kommen kann, muss man selbstverständlich dazu in der lage sein, sich in die aussichtslose Lage des Betroffenen hineinzuversetzen, der hier lediglich ein Handy zur Verfügung hat, um überhaupt Kontakt zur Aussenwelt aufzunehmen. Und insbesondere die geführten Telefonate sind in meinen Augen ein weiteres großes Highlight der Geschichte, drücken sie doch immer mehr die Tristesse und Hoffnungslosigkeit der Situation aus, in der sich Paul befindet. Kaum jemand hört ihm richtig zu und trotz intensivster Schilderung seiner Lage wird er dennoch immer wieder in Warteschleifen gelegt, was schon eine ordentliche Portion Sarkasmus in die Geschehnisse einfließen lässt. Den absoluten Höhepunkt in dieser Beziehung erlebt man allerdings, als ihn der Personalchef seiner Firma anruft und ihm die fristlose Kündigung ausspricht, obwohl er ganz genau weiss, was mit Paul geschehen ist. Obwohl diese Passage förmlich vor Hohn trieft und vollkommen absurd erscheint, kann man keineswegs darüber schmunzeln, viel zu sehr ist man selbst mit der Ernsthaftigkeit des Szenarios beschäftigt.

Ist in diesem Film der Spannungsbogen schon von Anfang an vorhanden, so baut er sich doch mit zunehmender Laufzeit immer weiter auf, handelt es sich doch auch um einen Wettlauf mit der zeit, da Paul von seinem Entführer ein Ultimatum gestellt wurde. So zieht dann auch ab den zweiten Filmdrittel langsam aber sicher auch die Hektik Einzug in das Geschehen, die sich ganz automatisch auch auf einen selbst überträgt. Zudem scheint auch eine Rettung mittlerweile nicht mehr ganz aussichtslos, denn ein Rettungsteam ist auf dem Weg in das Gebiet, in dem Conroy vergraben ist. An diesem Punkt beginnt dann auch die Phase, in der man den Betrachter in ein absolutes Wechselbad der Gefühle stürzt, denn die aufkommende Hoffnung auf Rettung wird immer wieder durch andere Dinge zerstört und die Spannungskurve steigert sich so langsam dem absoluten Siedepunkt entgegen. Es ist wirklich sehr schwer in Worte zu fassen, aber man muss das Gefühls-Chaos selber miterlebt haben, das dieser Film in einem auslöst, ansonsten kann man sich noch nicht einmal ansatzweise vorstellen, welche Emotionen einen während dises Filmes durchtoben, so das man wie gebannt vor dem heimischen Bildschirm sitzt und den Blick auch nicht eine einzige Sekunde davon lösen kann. Mit schweissnassen Händen leidet man mit einem Mann mit, der zwischenzeitlich schon sein Testament mit der Video-Funktion des handys aufgenommen hat, um im nächsten Moment durch einen Anruf wieder viel Hoffnung auf eine gelungene rettungsaktion bekommt.

Rodrigo Cortes spielt wirklich absolut mit den ureigensten Ängsten, die wohl jeder normale Mensch in sich trägt, was während der laufzeit bei einem selbst stark zum Ausdruck kommt. Gleichzeitig hat er es hervorragend verstanden, das sich Hoffnung und totale Resignation nahezu perfekt miteinander abwechseln, bis es letztendlich zu einem Ende gelangt, das sich viele Leute eventuell anders vorgestellt haben. Wie die ganze Sache nun letztendlich ausgeht, wird an dieser Stelle selbstverständlich nicht verraten, denn das sollte sich jeder am Besten selbst ansehen. "Buried - Lebend begraben" ist auf jeden Fall ein Thriller voller Suspense und extremer Spannung von der ersten bis zur letzten Minute. Ausserdem ist dieses Werk ein absolutes Paradebeispiel dafür, das man selbst mit einem einzigen darsteller und einer Holzkiste als Schauplatz eine Story kreieren kann, die einem teilweise wirklich die Luft zum atmen nimmt weil die aufkommende Spannung ganz einfach kaum zu ertragen ist. Wer einen echten Hochspannungsthriller voller Suspense und mit einer nahezu gigantisch beklemmenden Stimmung zu schätzen weiss, der sollte sich dieses kleine Meisterwerk keinesfalls durch die Lappen gehen lassen. Aber Leute mit Platzangst sollten sich darauf einstellen, das "Buried" für sie eine echte Herausforderung darstellen könnte, denn in diesem Sarg ist wirklich nicht viel Platz.


Fazit:


Meine persönlichen Erwartungen an "Buried - Lebend begraben" waren schon äusserst hich angesetzt, doch wenn ich ganz ehrlich bin, wurden sie noch stark übertroffen. Selten habe ich einen Film erleben dürfen, bei dem man ein solch extremes Gefühl der Beklemmung verspürt, das einen wie eine zu eng geratene zweite haut umschließt. Dadurch verschmelzt man förmlich mit der gegebenen Situation und sieht sich selbst in diesem vergrabenem Sarg liegen. So kann man die verschiedensten Gefühlslagen viel intensiver und besser nachvollziehen die Paul hier durchtoben müssen, wie bespielsweise der ständige Wechsel aus Hoffnung und Resignation. So erscheint dieser Film wie ein interaktives Seherlebnis, an dem man wirklich schon fast korperlich, aber vor allem psychisch beteiligt ist. Cortes hat mit "Buried" einen Thriller geschaffen, den man ganz sicher nicht so schnell vergisst, prägt sich das Szenario doch unauslöschlich in das Gedächtnis ein und hinterlässt eine äusserst nachhaltige Wirkung. Für mich persönlich stellt der Film ein Meisterwerk dar, das im genre ganz oben anzusiedeln ist und das ich nur wärmstens weiterempfehlen kann.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 91 Minuten
Extras: Trailershow

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 5. Mai 2011, 13:19
von horror1966
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Der letzte Zeuge
(Der letzte Zeuge)
mit Ulrich Mühe, Gesine Cukrowski, Jörg Gudzuhn, Renate Schroeter, Volker Ranisch, Dieter Mann, Theresa Scholze, Markus Majowski, Daniel Krauss, Leonard Lansink, Claudia Messner, Sophie Adell, uvm.
Regie: Bernhard Stephan / Dieter Schlotterbeck / Michael Zens
Drehbuch: Gregor Edelmann / Sandra Hoerger / Thomas Kirchner / Manja Erceg
Kamera: Anton Peschke / Pascal Mundt / Frank Brühne / Peter Ziesche / Dietmar Koelzer / Jörg Seidl
Musik: Günther Fischer
FSK 12
Deutschland / 1998

Gerichtsmediziner Dr. Robert Kolmaar ist bei ungeklärten Todesfällen immer 'der letzte Zeuge'. Mord, Unfall oder Selbstmord? Zusammen mit Kommissar Joe Hoffer und seiner Kollegin Judith Sommer versucht Kolmaar, diese Frage zu klären. Dabei löst er auch die schwierigsten Fälle mit akribischer Präzision.

Episoden:

1. Das Dreieck des Todes
2. Die Nacht, in der ein Toter stirbt
3. Der süsse Tod
4. Denn sie wissen, was sie tun
5. Wenn sich zwei Monde kreuzen
6. Wenn das Böse erwacht


Im Normalfall bin ich nicht gerade ein Fan deutscher TV-Serien, denn insbesondere auf dem Spannungssektor lassen diese doch zumeist ziemlich offensichtliche Defizite erkennen. "Der letzte Zeuge" bietet in diesem Bezug eine wirklich mehr als nur wohlwollende Ausnahme, denn in dieser Serie passt wirklich alles nahezu perfekt zueinander. Von der Thematik her kann man ohne Weitesres zur schon legendären US-Serie "Quincy" ziehen, in der Jack Klugman einen Gerichtsmediziner spielt, der sich gleichzeitig auch als Detektiv betätigt. In vorliegendem deutschen Pendant ist Ulrich Mühe in der Rolle des manchmal etwas kauzigen, aber extrem symphatischen Gerichtsmediziners, der die kniffligsten Fälle lösen muss und dabei auf der Suche nach der Wahrheit selbst so manches Mal in allergrößte Gefahr gerät. Ihm zur Seite stehen dabei seine neue Kollegin Dr. Judith Sommer (Gesine Cukrowski) und Kommissar Johannes Hoffer (Jörg Gudzuhn) und dieses Trio hat es wirklich in sich. An dieser Stelle kommt man nämlich auch schon zu einer der ganz großen Stärken dieser Serie, denn die äusserst symphatischen Haupt-Charaktere und deren Umgang untereinander drückt den jeweiligen Geschichten einen ganz eigenen Stempel auf. Vor allem zwischen Dr. Kolmaar (Ulrich Mühe) und seiner neuen Kollegin gibt es zu Beginn so einige Spannungen und Missverständnisse, die dem geschehen auch eine ordentliche Portion Humor verleihen, der von einer sehr charmanten Art geprägt ist.

"Der letzte Zeuge" fällt aber längst nicht nur durch die hervorragenden Charaktere auf denn es ist die gefundene Mischung, die den ganz besonderen Reiz dieser Serie ausmacht. Neben wirklich spannenden-und sehr interessanten Fällen beinhaltet diese erste Staffel auch genügend Freiraum für zwischenmenschliche Emotionen und es rücken auch ganz normale Alltagsprobleme der Protagonisten in den Vordergrund. Gerade dieser Aspekt macht jede einzelne Episode äusserst symphatisch, werden hier doch keine übermenschlichen Kriminallisten aufgebaut, sondern ganz normale Leute mit denen man sich jederzeit identifizieren kann. Das Hauptaugenmerk ist dabei sicherlich auf Dr. Kolmaar gelegt, der sich neben seiner aufreibenden Arbeit auch mit etlichen anderen Dingen herumschlagen muss. Da ist ständiger Stress mit seiner Ex-Ehefrau angesagt, wenn es um die gemeinsame Tochter geht, andererseits zeigt er soziales Engagement für seine Haushälterin, die fälschlicherweise in die Psychatrie eingewiesen wird und nicht zuletzt ist da noch die ziemlich kompliziert Beziehung zu seiner neuen Kollegin, die sich von ihm nicht akzeptiert fühlt.

Man sieht also, das diese TV-Serie nicht ausschließlich nur für Krimi-Freunde geeignet ist, denn neben den spannenden Fällen wird ganz generell ein äusserst authentisches Szenario geboten, das keineswegs so abgehoben erscheint, wie so mancher Us-Serien-Vertreter. Die in dieser Staffel bearbeiteten Fälle zeichnen sich besonders durch ihre Vielfältigkeit aus und stellen das Ermittler-Trio auch vor so manch rätselhafte Todesursache, die längst nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist. Doch auch die kniffligsten Fälle werden am Ende durch akribische Arbeit gelöst, so das die Täter letztendlich gefasst werden können. Dabei wird der Zuschauer mit eiskalten Frauen, rachsüchtigen Ex-Liebhabern aber auch mit äusserst raffinierten Mördern konfrontiert, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihre Opfer töten. Für jede Menge Spannung ist also in jedem Fall gesorgt und das bearbeiten alltäglicher Probleme sorgt zudem dafür, das allen Geschichten auch eine sehr glaubhafte Note anhaftet, was für den Erfolg dieser tollen Serie einen nicht unwesentlichen Aspekt darstellt.

Schon diese erste Staffel deutet ganz eindeutig darauf hin, das es sich bei "Der letzte Zeuge" um eine qualitativ sehr hochwertige TV-Serie handelt, die nicht umsonst mit dem deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Hier wird der geneigte Krimi-Liebhaber mit interessanten Fällen konfrontiert, die durch ein äusserst symphatisches Ermittler-Team gelöst werden. Erstklassige Schauspieler, von denen Ulrich Mühe ganz besonders herausragt verleihen der Serie einen unglaublichen Charme, dem man schon fast zwangsläufig erliegt. Zudem besteht hier wirklich so etwas wie eine Suchtgefahr, denn wenn man erst einmal in das abwechslungsreiche Geschehen eingetaucht ist, kann man einfach nicht genug davon bekommen. Ich persönlich freue mich jedenfalls jetzt schon auf die Sichtung der nächsten Staffel, die hoffentlich das hohe Niveau weiterführen kann, mit dem man von Beginn an bedient wird.


Fazit:


Wenn das in Staffel 1 an den Tag gelegte Niveau sich konstant halten kann, dann darf man sich noch auf jede Menge interessante Krimikost freuen die in den weiteren Staffeln folgt. Symphatische Haupt-Charaktere, spannende Fälle und jede Menge kleine Probleme ergeben eine Mixtur, die an Charme und Liebenswürdigkeit nur schwerlich zu überbieten ist. Es macht ganz einfach jede Menge Spaß, sich mit dieser tollen Serie die Zeit zu vertreiben, in der einfach alles vertreten ist, was eine wirklich gute Krimi-Serie braucht. Ich persönlich kann für Staffel 1 auf jeden Fall eine unbedingte Empfehlung aussprechen.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DD 2.0 Stereo
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 6 Folgen a 45 Minuten auf 2 DVDS
Extras: Ulrich Mühe bei Kerner, Interviews, Audiokommentar

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 5. Mai 2011, 14:51
von Blap
Die Serie entwickelt sich auf hohem Niveau weiter! Wir haben sieben der neun Staffeln in der Sammlung, allesamt sehr gut!

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 5. Mai 2011, 15:43
von horror1966
Blap hat geschrieben:Die Serie entwickelt sich auf hohem Niveau weiter! Wir haben sieben der neun Staffeln in der Sammlung, allesamt sehr gut!

Ich werde auch gleich heute Abend weiterschauen, habe ja alle 9 Staffeln hier. :mrgreen:

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Do 5. Mai 2011, 17:12
von Blap
Viel Spass, es lohnt sich! :)

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Fr 6. Mai 2011, 19:19
von horror1966
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Agatha Christies Tödlicher Irrtum
(Ordeal by Innocence)
mit Donald Sutherland, Christopher Plummer, Faye Dunaway, Sarah Miles, Ian McShane, Diana Quick, Annette Crosbie, Michael Elphick, George Innes, Valerie Whittington, Phoebe Nicholls, Michael Maloney, Cassie Stuart, Anita Carey, Ron Pember
Regie: Desmond Davis
Drehbuch: Agatha Christie / Alexander Stuart
Kamera: Billy Williams
Musik: Dave Brubeck
FSK 16
Großbritannien / 1984

Dr. Calgary kommt zu spät. Der Henker hat den jungen Jack Argyle ins Jenseits befördert. Calgary weiss, dass ein Unschuldiger wegen Muttermordes hingerichtet wurde. Er bringt mit seinen Schnüffeleien mehr ans Tageslicht, als ihm lieb sein kann. Immer tiefer dringt er in das Dickicht aus Lügen, Hass und Rache. Nur ein anderes Mitglied der Familie kann die Wahnsinnstat begangen haben, denn alle hassten die Ermordete. Jeder hat ein Motiv, aber auch ein Alibi. Weitere Morde geschehen und Calgary ist sich nicht mehr sicher, ob er den Mörder noch finden will...


Angeblich soll es sich bei dieser Verfilmung um den persönlichen Lieblingsroman der legendären Agatha Christie handeln, wobei man als Krimi-Liebhaber schon ganz generell mit immenser Vorfreude an die Verfilmungen der Geschichten einer der besten Krimi-Autorinnen aller Zeiten harangeht. Bekommt man doch in der Regel äusserst interessante Filme geboten, wie man beispielsweise an Werken wie "Tod auf dem Nil" oder "Mord im Orient-Express" sehen kann. "Tödlicher Irrtum" weicht allerdings schon aufgrund seiner Erzählstruktur ziemlich stark von den genannten Filmen ab, besteht die Geschichte doch neben den gegenwärtigen Ereignissen zu einem großen Teil aus Rückblenden, die letztendlich zur Lösung des recht ominsen Falles dienen, um den es sich hier dreht. Donald Sutherland agiert in der Rolle des Dr. Calgary, der zwei Jahre nach der Hinrichtung des angeblichen Muttermörders Jack Argyle auftaucht und bestätigen kann, das dieser zur Tatzeit mit ihm zusammen war und so den Mord überhaupt nicht begangen haben kann. Die Tatsache, das anscheinend ein Unschuldiger für einen Mord büßen musste lässt ihm keine Ruhe, so das er seine eigenen Ermittlungen anstellt, um die Identität des wahren Schuldigen an den Tag zu bringen. Dabei löst er allerdings innerhalb der Familie Argyle größten Unwillen auf und sorgt zudem dafür, das noch weitere Menschen ihr Leben verlieren.

Die unter der Regie von Desmond Davis umgesetzte Story beinhaltet einen durchaus soliden Spannungsaufbau, der für unterhaltsame Krimi-Unterhaltung sorgt, allerdings fehlt es den Ereignissen ein wenig an Esprit, so das der Plot ohne jegliche Höhepunkte auskommen muss, was man von Verfilmungen die auf einem Roman von Agatha Christie beruhen eigentlich gar nicht kennt. Es ist dabei keinesfalls so das hier gähnende Langeweile vorherrschen würde, jedoch ist die Erzählweise in gewissen Passagen schon etwas trocken geraten und lässt so leicht zähflüssige Züge erkennen. Dennoch kann man nicht leugnen, das die Geschehnisse auch eine ganz eigene Faszination auf den Zuschauer ausüben, was auch in der Tatsache begründet ist, das die wahre Identität des Mörders bis zum Ende im Dunkeln liegt. Man weiss lediglich, das der Täter in den Kreisen der merkwürdigen Familie der Getöteten zu suchen ist, doch jedes Familienmitglied scheint ein wasserdichtes Alibi zu haben. Merkwürdig scheint vor allem der Aspekt, das hier anscheinend niemand gesteigerten Wert auf die Enthüllung der Identität des wahren Killers legt, was die ganze Sache noch viel mysteriöser macht, als es von haus aus schon der Fall ist.

So liegt dann auch das Hauptaugenmerk des Filmes ganz eindeutig auf den Ermittlungen von Dr. Calgary, der in mühsamer Kleinarbeit versucht, die einzelnen Puzzle-Teilchen und Ungereimtheiten zu einem klaren Gesamtbild zusammenzufügen. Dieses Unterfangen erweist sich allerdings als äusserst kompliziert, treten doch immer wieder neue Widersprüche auf und von Seiten der Familie Argyle hat er keinerlei Hilfe zu erwarten. Eher durch einen glücklichen Zufall gelingt es ihm, ganz am Ende das fehlende Puzzle-Teil zu erhalten, das dann auch die Motive des Mörders erkennen lässt, die bis dahin eigentlich nicht zu erkennen waren. Und das obwohl im Prinzip jedes Familienmitglied ein Motiv gehabt hätte den Mord zu begehen, was insbesondere durch die ständigen Rückblenden eindrucksvoll herausgearbeitet wird. Das Ende rückt dann noch einmal tragische Züge in den Vordergrund und lässt die ganze Zerstrittenheit der Argyles erkennen, denn in dieser Familie sind Dinge vorgefallen, die alles andere als normal und alltäglich sind.

Ganz generell hat Desmond Davis mit "Tödlicher Irrtum" einen durchaus sehenswerten-und interessanten Krimi inszeniert, der allerdings aufgrund seiner teilweise trockenen Erzählweise nicht jeden Geschmack treffen wird. Mir persönlich hat dieses Werk dennoch recht gut gefallen, da es ganz einfach sehr spannend ist, sich selbst auf die Suche nach dem wahren Killer zu begeben. Denn dabei kann es durchaus öfter vorkommen, das man die eigenen Vermutungen in eine vollkommen falsche Richtung lenkt, denn geschickt werden einige falsche Fährten gelegt, bis man letztendlich die wahren Zusammenhänge erkennt. Wer sich also an einer Geschichte erfreuen kann die förmlich zum mitraten einlädt, kann mit diesem Film eigentlich nicht viel falsch machen, man sollte allerdings keinerlei Action oder großartige Höhepunkte erwarten.


Fazit:


Sicherlich hätte man das Szenario etwas flüssiger gestalten können, denn einige etwas zähflüssige Passagen kann man ganz einfach nicht übersehen. Dennoch handelt es sich bei "Tödlicher Irrtum" immer noch um einen absolut sehenswerten Krimi, der mit routiniert agierenden Darstellern besetzt ist und dem Zuschauer so manches Rätsel aufgibt, bevor sich erst ganz am Ende die wahre Identität des Mörders zu erkennen gibt.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 2.0
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,85:1 (16:9)
Laufzeit: 84 Minuten

Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme

Verfasst: Sa 7. Mai 2011, 15:39
von horror1966
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Der letzte Zeuge
(Der letzte Zeuge)
mit Ulrich Mühe, Gesine Cukrowski, Jörg Gudzuhn, Renate Schroeter, Dieter Mann, Theresa Scholze, Andreas Schweiger, Markus Majowski, Andrea Sawatzki, Sabine Postel, Jophi Ries, uvm.
Regie: Bernhard Stephan / Dieter Schlotterbeck / Michael Zens
Drehbuch: Gregor Edelmann / Sandra Hoerger / Thomas Kirchner / Marija Erceg
Kamera: Anton Peschke / Pascal Mundt / Frank Brühne / Peter Ziesche / Dietmar Koelzer / Jörg Seidl
Musik: Günther Fischer
FSK 16
Deutschland / 1999

Gerichtsmediziner Dr. Robert Kolmaar ist bei ungeklärten Todesfällen immer 'der letzte Zeuge'. Zusammen mit der schönen Kollegin Judith Sommer und Kommissar Joe Hoffer löst Kolmaar die kniffligsten Fälle: Herzklappenhersteller Prof. Keilmann wird zum zweiten Mal Witwer und scheint darüber gar nicht unglücklich zu sein. Ein tödlicher Kreditkartendiebstahl kostet V-Mann Rödel das Leben, Kolmaar muss als Lockvogel ins Prostituierten-Milieu. In der Berliner U-Bahn sterben zwei Menschen an einer sonderbaren Opiat-Vergiftung und hat die erhängte Susanne Wade wirklich Selbstmord begangen? Unterdessen will Kolmaars Tochter Anna nicht mit ihrer Mutter in die Schweiz ziehen. Es kommt zum Eklat mit dem neuen Freund der Mutter. Der Konflikt bringt Kolmaar und seine Ex-Frau wieder näher zueinander, was Judith Sommer gar nicht lieb ist. Schließlich kommt es zu einer folgenschweren Versöhnung zwischen Kolmaar und Sommmer...

Episoden:

1. Die Fliegen, die Maden, der Tod
2. Denn die Rache ist mein
3. Schwebende Engel
4. Schlag auf Schlag
5. Die Bank, die Liebe, der Tod
6. Töte den Feind deines Feindes
7. Unter die Haut


Hat die erste Staffel dieser tollen TV-Serie schon ein erstaunlich hohes Niveau offenbart, so kann man ohne Übertreibung behaupten, das dieses nicht nur gehalten, sondern phasenweise sogar noch gesteigert werden konnte. Dr. Kolmaar und sein symphatisches Team hat sich dabei nicht nur wieder mit etlichen Todesfällen auseinanderzusetzen die sich letztendlich als streckenweise sehr mysteriöse Morde herausstellen, auch im privaten bereich gibt es so einige Ereignisse, die den jeweiligen Episoden eine sehr menschliche Note verleihen, was der Serie insgesamt extrem gut zu Gescicht steht. Das ist auch sicherlich einer der schwerwiegendsten Gründe für den großen Erfolg der Serie, wird der Zuschauer doch mit vielen Kleinigkeiten konfrontiert, die man eventuell aus dem eigenen Alltag her kennt. Dadurch fällt es nicht schwer, sich mit den Ereignissen sowie mit den Charakteren zu identifizieren, wobei man in erster Linie die Haupt-Charaktere schon längst in sein Herz geschloßen hat, da sie sich durch einen äusserst hohen Symphatie-Faktor hervortun.

Und so leidet man dann auch förmlich mit Joe Hoffer (Jörg Gudzuhn) mit der an Parkinson erkrankt ist und nimmt großen Anteil an der komplizierten Beziehung zwischen Kolmaar und Judith Sommer, die sich zwar mit der Zeit in eine Liebesgeschichte verwandelt, aber dennoch weiterhin mit Problemen behaftet ist. Desweiteren wird der symphatische Gerichtsmediziner auch noch mit anderen Problemen konfrontiert, muss er sich doch Sorgen um seine Tochter Anna machen, die mit ihrer Mutter in die Schweiz zieht, da diese dort einen Neuanfang beginnen möchte. Das alles sind nicht gerade unwesentliche Nebenerzählstränge in den sehr spannenden Fällen die Kolmaar hier bearbeiten muss und die ihm so manches Rätsel aufgeben, bevor er letztendlich immer wieder die Lösung für die teilweise ungewöhnlichen Morde findet. Dabei muss er sich mit Bankräubern, mordenden Ehemännern und Prostituierten rumschlagen, wobei er in diversen Fällen in äusserst brisante und gefährliche Situationen gerät.

Die Macher der Serie haben auch in dieser Staffel wieder einmal für jede Menge Spannung und Crime gesorgt und den jeweiligen Geschichten äusserst viel Menschlichkeit verliehen, was insbesondere in den diversen Nebenerzählsträngen immer wieder stark zum Ausdruck kommt. Das Ganze ist zudem trotz der Ernsthaftigkeit der Geschehnisse immer mit einer Prise Humor angereichert, der besonders in den Beziehungen der Hauptdarsteller untereinander zum Ausdruck kommt. Sarkasmus und feine Ironie paaren sich dabei auch mit versteckten Emotionen, die ganz besonders Kolmaar nur schwer zum Ausdruck bringen kann, der sich deshalb auch zumeist hinter seinen kecken Sprüchen versteckt. Wohl selten war der Spruch "Rauhe Schale, weicher Kern" so absolut zutreffend wie bei ihm, was übrigens auch auf Joe Hoffer zutrifft, der fast immer den coolen Bullen spielt, aber in seinem Inneren eine Seele von Mensch ist. Gerade diese Charaktere sind es dann auch, die dieser Serie ganz unweigerlich ihren ganz persönlichen Stempel aufdrücken, denn die äusserst intensiven Charakter-Zeichnungen sind wohl die größte Stärke einer Serie, die eigentlich überhaupt keine Schwächen offenbart.

Wer mit der ersten Staffel schon auf den Geschmack gekommen ist sollte auf jeden Fall am Ball bleiben, denn das zu erkennende Potential wird stetig weiter ausgeschöpft und lässt durchaus die Hoffnung aufkeimen, das sich "Der letzte Zeuge" auch in den folgenden Staffeln kontinuirlich weiterentwickeln wird und vor allem das an den Tag gelegte Niveau halten kann. Und so werden dem Zuschauer ganz sicher noch etliche spannende Fälle bevorstehen, in denen auch weiterhin viel Wert auf die zwischenmenschliche Komponente gelegt wird, die ein wichtiger Bestandteil des Ganzen ist und diese Serie so absolut liebenswert und charmant erscheinen lässt. Ich persönlich bin bis jetzt jedenfalls absolut begeistert und fast schon süchtig auf die weiteren Staffel-Boxen, so das ich nur eine unbedingte Empfehlung an jeden Krimi-Fan aussprechen kann, der Wert auf qualitativ hochwertige Unterhaltung legt.


Fazit:


Ich habe zwar die Hoffnung gehegt, das vorliegende Staffel den hohen Qualitäts-Standard halten kann, hätte allerdings nicht gedacht, das dieser sogar noch gesteigert werden kann. Spannende Fälle und interessante Nebenerzählstränge sorgen auch hier wieder für erstklassige Unterhaltung. Über die Darsteller muss man nicht mehr viel sagen, denn bis in die kleinsten Nebenrollen ist diese Serie nahezu perfekt besetzt, doch das große Aushängeschild sind ganz eindeutig die Hauptdarsteller, von denen der leider viel zu früh verstorbene Ulrich Mühe ganz besonders herausragt. Selten habe ich eine deutsche TV-Serie gesehen, die in wirklich allen Belangen absolut zu überzeugen weiss.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot elite
Sprache / Ton: Deutsch DD 2.0
Bild: 1,78:1 (16:9)
Laufzeit: 7 Episoden a 45 Minuten auf 3 DVDS
Extras: Interview mit Drehbuchautor Gregor Edelmann