Mannaja - Das Beil des Todes - Sergio Martino (1977)

Helden, Halunken, staubige Dollars, Pferde & Colts

Moderator: jogiwan

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Adalmar
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Re: Mannaja - Das Beil des Todes - Sergio Martino

Beitrag von Adalmar »

buxtebrawler hat geschrieben:Mit Maurizio Merli habe ich so meine Probleme, verkörpert er doch in meinen Augen den typischen Schnauzbartproll mit unsympathischer Ausstrahlung, wozu auch seine Inszenierung als schießwütigem, über Leichen gehendem, erzreaktionärem „Law & Order“-Bullen in zahlreichen Selbstjustiz-Poliziotti, durch die er bekannt wurde, passt. So trägt auch der Beginn des Films, als er in seiner Rolle als widerlich blondem Kopfgeldjäger einem erbarmungswürdigen, kleinen Banditen mit seinem namenspendenden Beil eine Hand abhackt, nicht dazu bei, ihn zur Sympathiefigur aufzubauen, wenngleich diese Szene vermutlich Reminiszenzen an seine berüchtigten Rollen wecken soll. Zudem empfinde ich die extrem raue und tiefe Stimme des blondgelockten Zahnpastamodels als etwas unpassend.
Na warte, wenn ich dich mal auf Streife treffen sollte ... (siehe Avatar) Trotzdem eine nette Kritik. Ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung, dass Sonja Jeannine und Philippe Leroy da mitspielen. Muss den unbedingt mal wieder sehen.
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DrDjangoMD
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Re: Mannaja - Das Beil des Todes - Sergio Martino

Beitrag von DrDjangoMD »

Sehr schöne Kritik :thup: :prost:
buxtebrawler hat geschrieben:„Mannaja“ wird häufig mit Enzo G. Castellaris ein Jahr zuvor erschienenem „Keoma“ verglichen. Mal abgesehen davon, dass ich Franco Nero für den besseren Hauptdarsteller halte, empfinde ich „Keoma“ als den künstlerischeren Film, während „Mannaja“ grobschlächtiger und zynischer erscheint.
Ich muss gestehen, ich fand in der Beziehung den grobschlächtigen "Mannaja" sogar passender. Für "Keoma" spricht natürlich wie du geschrieben hast Franco Nero, ein Soundtrack, der nicht so nervt und die Tatsache, dass jemand gekreuzigt wird (in Italowestern bei mir ja immer ein großer Pluspunkt), dennoch fand ich "Keoma" durch all die Zeitlupenaufnahmen ein wenig überstilisiert und die bezaubernde Tänzerin aus "Mannaja" stellt für mich ein wesentlich sympathischeres Bild absoluter Reinheit und Unverdorbenheit dar als die komische Schwangere aus "Keoma". Zudem ist John Steiner einfach ein erbarmungsloser und cooler Fiesling.
Wunderbare Filme sind sie jedoch beide :nick:
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buxtebrawler
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Re: Mannaja - Das Beil des Todes - Sergio Martino

Beitrag von buxtebrawler »

Adalmar hat geschrieben:Na warte, wenn ich dich mal auf Streife treffen sollte ... (siehe Avatar) Trotzdem eine nette Kritik.
"Nett" ist der kleine Bruder von "scheiße" :D
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Adalmar
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Re: Mannaja - Das Beil des Todes - Sergio Martino

Beitrag von Adalmar »

buxtebrawler hat geschrieben:"Nett" ist der kleine Bruder von "scheiße" :D
Nach dem "Schnauzbartproll" hast du von mir hoffentlich nicht mehr erwartet :twisted:
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Re: Mannaja - Das Beil des Todes - Sergio Martino

Beitrag von buxtebrawler »

Adalmar hat geschrieben:Nach dem "Schnauzbartproll" hast du von mir hoffentlich nicht mehr erwartet :twisted:
:kicher:
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Mannaja - Das Beil des Todes - Sergio Martino

Beitrag von buxtebrawler »

Hat Merli in seinen anderen Hauptrollen eigentlich die gleiche deutsche Synchronstimme?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Adalmar
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Re: Mannaja - Das Beil des Todes - Sergio Martino

Beitrag von Adalmar »

Nein, siehe hier:
https://www.synchronkartei.de/index.php ... r&id=19734

Wie es in den anderen, dort nicht aufgeführten Filmen ist, weiß ich nicht genau. Aber ich glaube, mit der sehr knurrigen Stimme von Hess habe ich ihn nur in Mannaja erlebt.
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Re: Mannaja - Das Beil des Todes - Sergio Martino

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 24.04.2015 bei Edel Germany auf Blu-ray und DVD:

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
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Maulwurf
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Re: Mannaja - Das Beil des Todes - Sergio Martino (1977)

Beitrag von Maulwurf »

Mannaja - Das Beil des Todes
Mannaja
Italien 1977
Regie: Sergio Martino
Maurizio Merli, John Steiner, Sonja Jeannine, Donald O'Brien, Salvatore Puntillo, Antonio Casale, Enzo Fiermonte, Rik Battaglia, Aldo Rendine, Enzo Maggio, Sergio Tardioli, Sofia Lombardo


Mannaja - A man called Blade.jpg
Mannaja - A man called Blade.jpg (139.17 KiB) 433 mal betrachtet
OFDB
Italo-Cinema (Christian Ade)

Kopfgeldjäger Mannaja tötet nicht nur mit dem Sechsschüsser, nein, sein Lieblingsspielzeug ist eine Axt, mit der er verdammt gut umgehen kann. Zum Beispiel, indem er den Festgenommenen die rechte Hand im Flugmodus abhackt! Aber eigentlich sucht Mannaja ganz etwas anderes, nämlich Rache für den Tod seines Vaters. Im hübschen Ort Suttonville findet er endlich Befriedigung, auch wenn der Weg dorthin lang, blutig und verdammt schlammig ist …

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Und immer wenn man denkt, man hat alles gesehen … Ein Rachewestern, schön. Hauptfigur reitet ein, findet Objekt seiner Begierde, hat Anfangserfolge, verliebt sich, böser Antagonist bekommt Oberwasser und tötet die Geliebte des Helden, dieser erlebt seine Apotheose und schlussendlich darf er sich dann auch endlich rächen. Kennt man, liebt man, ist nicht neu, aber in den allermeisten (Western-) Fällen verdammt gut.

Und dann kommt MANNAJA. Prinzipiell ist der sowieso erstmal ein Ripoff von KEOMA, bis hin zum fast identischen Titeltrack, und was gegenüber KEOMA an Intensität und Gänsehaut fehlt, das wird mit Unmengen von Dreck wettgemacht, auch und gerade im psychischen Sinne. Die Niedertracht der Bösewichter übersteigt diejenige der Schurken aus den zeitgenössischen Poliziotti um einiges, und selbst beim schlimmsten Streik sind die Straßen von Rom niemals so versaut gewesen wie diejenigen von Suttonville.

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Aber das Besondere an MANNAJA ist, dass er es schafft, öfters einmal die Richtung zu wechseln, und mit Ideen zu überraschen die man so einfach nicht erwartet hat, trotzdem aber gradlinig und voll auf die schlammige Zwölf daherzukommen. Klar gewinnt die Story an sich keinen Blumentopf mehr, was soll denn im Jahre 1977 an neuartigen Westernstories schon noch erzählt werden? Die Umsetzung ist das Entscheidende, und da ist Sergio Martino der Glücksgriff gelungen, die Atmosphäre der düstereren Polizei- und Mafiafilme gekonnt in den Western zu transferieren und zusätzlich noch mit einer gehörigen Portion Nihilismus anzureichern. Zusammen mit KEOMA (1976) und DER MANN AUS VIRGINIA (1977) ist MANNAJA somit der perfekt-dreckige Abgesang auf die einstmals so glorreichen Westernmythen. (Fulcis SILBERSATTEL nehme ich jetzt mal bewusst aus, den kann man ja eh nicht ernstnehmen, höchstens in der Preisklasse von UNSERE KLEINE FARM.) Hier wird so gekonnt und schmutzig gestorben wie selten, und der Höhepunkt ist erreicht, wenn die lustige Saloonmusik, zu der die Tanzmäuse die Beine schwingen, das Massaker an der Postkutsche unterlegt. Hier fällt ein Toter vom Kutschbock, und dort applaudiert die Menge. Das Humptata läuft dann zum Tode eines Mannes, und dieser stirbt mit Bewegungen, als ob er tanzt. Ein Todesballett. Eine böse und gemeine Parallelmontage, die im Magen des Zuschauers kein gutes Gefühl hinterlässt. So stelle ich mir Krieg vor …
Die Strafe für die heitere Musik und das Vergnügen folgt übrigens auf den Fuße: Die Tänzerinnen werden ausgepeitscht, und selbst das Love Interest des Helden bekommt einiges ab. Ja, das was uns da vom Herrscher dieses heimeligen Ortes namens Himmel als Elysium verkauft wird hat in Wahrheit wesentliche Züge der Hölle. Was sich Sergio Martino bei dieser Sequenz wohl gedacht haben mag …?

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A propos Mythen: Interessant zu sehen, dass Maurizio Merli den Film in Nebelschwaden betritt, und im Nebel auch schlussendlich verschwindet.
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Ein mythischer Rächer, der nicht von dieser Welt zu sein scheint, so könnte man den Eindruck gewinnen. Die (giftigen) Nebelschwaden, die durch die Silbermine ziehen, erwecken wiederum den Eindruck dass wir im Hades gelandet sind, und Mannaja, der dort gehörig aufräumen wird, eine gottgleiche Rache an einem verfluchten Ort ausüben will. Wenn aber dieser Ort bereits verflucht ist, so ist die stattfindende Revolte der Arbeiter gleich doppelt interessant: Ist die Mine vielleicht das heutige System, und wir Arbeiter sollten trotz drohender Verluste gegen die Herrschenden revoltieren? Aus der Hölle versuchen auszubrechen, nur um zu sterben? In diesem Zusammenhang nochmals der Hinweis auf die Auspeitschung der Huren an einem Ort, der mit dem Himmel gleichgesetzt wird, und so für die Beteiligten zur Hölle mutiert …

In erster Linie ist MANNAJA ein verdammt schmutziger und düsterer Western. Ein Zeit- und Sittenbild mit einem extrem Pessimismus und der, für den Spätwestern üblichen, Aussage „Wer zuerst tötet lebt länger“. Doch hinter dem ganzen Dreck und der Gewalt verstecken sich ein paar interessante Ideen die beweisen, dass selbst im vielgeschmähten Italo-Western sehr viel mehr möglich war als man auf den ersten Blick denkt. Gerade wegen seines späten Entstehungsdatums einer der interessantesten Western, den ich jemals gesehen habe.

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Jack Grimaldi
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