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Der frisch verheiratete Johnathan Harker (Unax Ugalde) reist im Auftrag des Grafen Dracula (Thomas Kretschmann) nach Pressbaum, wo dieser auf dessen Schloss als Archivar die umfangreiche Bibliothek katalogisieren soll. Als Harker nach einer weiten Zugfahrt und langem Ritt, bei dem er auch von Wölfen angegriffen wird in dem beschaulichen Ort einlangt trifft er neben seiner Bekannten Lucy (Asia Argento) auch auf eine Vielzahl von eingeschüchterten Dorfbewohner, die sich auch recht seltsam verhalten. Auch Lucy ist etwas traurig, da Harker nicht von ihrer Freundin Luci begleitet wird, die jedoch ihrem Mann in ein paar Tagen folgen soll.
Als Harker nach einer unruhigen Nacht das Schloss des Grafen betritt, findet er dieses verlassen vor und trifft erst nach Sonnenuntergang auf die hübsche Tania (Miriam Giovanelli), die sich dem jungen Mann gegenüber auch etwas seltsam verhält und kurze Zeit später von Dracula zurechtgewiesen wird. Dieser zeigt dem jungen Mann auch seine zukünftige Wirkungsstätte und Harker stürzt sich trotz einiger mysteriöser Begebenheiten in seine Arbeit. Einige Tage später ist Harker jedoch verschwunden und als seine Mina (Marta Gastini den Ort erreicht, wird sie ebenfalls Zeuge von seltsamen Vorgängen, die mit dem ominösen Grafen zusammenhängen.
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Da ist er nun, der neue Streifen von Dario Argento, dem trotz Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes wenig wohlwollend ausgefallene Kritiken vorauseilen. Und gleich vorweg: der auf 3D getrimmte Streifen ist zwar kein kompletter Rohrkrepierer, aber auch weit davon entfernt ein guter Film zu sein, der in der nun vorliegenden Form nicht nur inhaltlich wie eine Rohfassung eines etwas unterdurchschnittlichen Blutsauger-Filmes wirkt, sondern auch noch eine etwas seltsame Optik und haarsträubend schlechte getrickste Computereffekte auf den Zuschauer loslässt.
„Dracula“ wirkt dann auch irgendwie so, als hätte sich die amerikanische Produktionsfirma „Asylum“ dazu entschlossen, mit kleinem Budget ein Remake von Francis Ford Coppolas theatralischer Filmadaption aus dem Jahre 1992 zu drehen und lässt so ziemlich alles vermissen, was Blutsauger-Film interessant bzw. die Werke des italienischen Regisseurs in seiner frühen und mittleren Schaffensperiode einmal ausgezeichnet haben. Viel mehr ist „Dracula“ ein lahmer Horrorstreifen, der jegliche Atmosphäre vermissen lässt und mit hölzernen Figuren, zwei Gewaltspitzen und holpriger Dramaturgie aufwartet, die so gar nicht in die Puschen kommt.
In den letzten Jahren hat Argento mit Werken wie „Giallo“ und „Mother of Tears“ auch künstlerisch nichts ausgelassen um seinen Ruf zu ruinieren und auch „Dracula“ macht hier abermals keine Ausnahme, wobei die Erwartungen des Fans im Vorfeld gleich nochmals erheblich heruntergeschraubt werden sollten. Hatten die beiden eben genannten Werke ja noch einen Hauch von Atmosphäre und trashigen Charme wirkt „Dracula“ auf aufgrund seiner Optik wie ein absolut steriles Werk, dass inhaltlich so lahm ausgefallen ist, dass selbst zwei brutalere Momente den Zuschauer kaum aus ihrer Lethargie reißen können.
Schon die Eröffnungssequenz, einer am Computer mehr schlecht als recht getricksten Kamerafahrt durch ein mittelalterliches Dorf, lässt Böses ahnen und ist auch leider der an sich schon desaströse Auftakt zu einer ganzen Reihe von lieblosen und Computer-generierten Effekte, die nicht nur so gar nicht überzeugen können – sondern wie die animierte Bahnstation samt Zug absolut furchtbar ausgefallen sind. Die animierten Tiere wie Eule, Wolf und Gottesanbeterin (!) und die unfertig aussehenden Vampir-Verwesungen lassen Erinnerungen an die Anfangszeiten der Computeranimation aufleben und wirklich nicht nur unfreiwillig komisch, sondern bei aller Liebe einfach nur sehr peinlich.
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Argento ist ja ohnehin nicht als großer Geschichtenerzähler bekannt und auch sein Händchen für klassische Horrorstoffe ist nach seiner polarisierenden Interpretation von „Das Phantom der Oper“ ja durchaus zu hinterfragen. Auch in Dracula bringt er die bereits tausendfach ausgelutschte Geschichte des unrühmlichen Blutgrafen recht überspitzt und versetzt diese mit allerlei seltsamen, eigenen Ideen, die man jedoch neuerlich allesamt in die Tonne kloppen könnte. Auch der Rest ist mehr schlecht als recht erzählt und statt klassischem Horrorfeeling gibt es aufgrund der holprigen Dramaturgie und der unpassenden Geisterbahn-Musik von Claudio Simonetti mit Anleihen beim 80er-Jahre-Metal auch eher lange Gesichter beim Publikum.
Doch selbst das könnte man noch irgendwie verkraften, wären Look und die Ausstattung des Films nicht gar so ausgefallen. Die Locations gehen ja noch halbwegs in Ordnung auch wenn fleißig und augenscheinlich mit dem Rechner nachgeholfen wurde. Bei den Einrichtungen der nüchtern wirkenden Räume hat sich jedoch niemand mit Ruhm bekleckert und steht im kompletten Kontrast zu Coppolas Werk. Statt schöner Ausleuchtung und satter Farben kommt im Falle von „Dracula“ auch eine Digitalkamera-Optik zum Vorschein und die wohl 3D-bedingte punktuelle Ausleuchtung in den dunklen Passagen, die fast schon den Augen schmerzt lässt alle Darsteller so blass und unnatürlich erscheinen, dass man sie von den untoten Blutsaugern ohnehin nicht mehr unterscheiden kann.
Auch die teils theatralische wirkenden Darbietungen hat man bei Coppola besser hinbekommen und obwohl ich den spansicher Darsteller Unax Ugalde sonst eigentlich schätze, hat er mir als Johnathan Harker nicht wirklich gefallen. Auch Thomas Kretschmann brummelt sich mit sonorer Stimme ansonsten eher unterfordert durch die Gegend und Rutger Hauers am Plakat groß angekündigter Charakter des Abraham van Helsing wird ohnehin erst im letzten Drittel aus dem Ärmel geschüttelt. Die mir bislang unbekannte Schauspielerin Marta Gastini ist als Mina und für meinen Geschmack etwas zu unscheinbar und die nicht mehr ganz so knackige Asia Argento und Miriam Giovanelli sorgen für etwas Erotik in dem ansonsten eher Höhepunkts-losen Spektakel.
Während der Streifen – warum auch immer – bei dem 65. Filmfestspielen Cannes seine Premiere feierte und dort wohl eher für fassungslose Filmjournalisten gesorgt hat, hat es mit einem Kinostart danach angesichts der augenscheinlichen Mängel wohl nicht so richtig geklappt. Selbst bei der letztjährigen Retrospektive beim Dresdener „Cinestrange“ war „Dracula“ nicht am Start und eine deutschsprachige und englische DVD-Veröffentlichung lassen bislang auf sich warten. Die mir vorliegende Blu-Ray ist aus Italien und hat neben der 2D, auch die 3D-Fassung an Bord und bietet „Dracula“ wahlweise mit englischen oder italienischen Ton.
Unterm Strich bleibt ein langatmiger Gothic-Horror-Streifen ohne viel Gothic und noch weniger Horror, der den Argento-Fan eher durch seine erschreckend lieblose Diskont-Umsetzung und furchtbaren CGI das Gruseln lehrt und selbst ohne Fanbrille maximal unterdurchschnittlich ausgefallen ist. Argentos „Dracula“ ist schlicht und ergreifend entbehrliche Genre-Unterhaltung der billigen Machart, die auch gänzlich den Charme und die Magie vorangegangener Werke vermissen lässt und seinen Macher im Vergleich zu seinem titelgebenden Grafen als nicht minder tragische Figur präsentiert, dem über die Jahre Kreativität, größere Budgets und Namen abhanden gekommen sind.
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Bilderquelle:
http://www.dracula3dthemovie.com/