Re: Derrick - die Serie von 1974 bis 1998
Verfasst: Di 30. Apr 2013, 10:40
Ich halte DIESEN Wiki-Artikel (nicht alle) für ziemlich seriös (die Quellenangaben etc.. Der Knopp ist ein übler Ausrutscher, das ist klar, seine "Dokus" sind substanzlos). Mir gings nur darum, dass die Waffen-SS "nicht ohne" war (das ist jetzt fast schon euphemistisch). Die Abgrenzung Waffen-SS/SS wurde im Lauf des "3.Reichs" ja immer schwammiger. Wie geschrieben, dem Tappert, dem kein freiwilliges Mitmachen nachgewiesen werden kann u. der einen niederen Dienstrang hatte, würde ich keinen Vorwurf machen. Und ob etwas historisch belegt ist (und was), oder ob es nur vermutet wird (ich kenne den Fall Pochath nicht), ist natürlich auch nochmal ein Unterschied- es gibt ja schließlich die Unschuldsvermutung. Dass die Waffen-SS aber an Kriegsverbrechen beteiligt war, ist keine Behauptung, das ist zigfach belegt.Die Kroete hat geschrieben:
...wenn man Filmen wie "Auschwitz" von Uwe Boll und den halbwahren Dokus von Guido Knopp glauben schenken möchte, dann sicherlich.
Mit seriöser Geschichtsaufarbeitung haben solche Behauptungen aber wenig zu tun, gerade oder auch dann nicht, wenn dieses Thema sehr einseitig, wie auch bei Wikipedia üblich, bearbeitet wird.
Ich möchte auch nicht wissen, was, welche Schaupieler aus der USA oder aus anderen Ländern, in ihrer Vergangenheit, möglicherweise im Krieg oder anderswo, so alles angestellt haben. Da würde man vielleicht noch viel schlimmer, das kalte Grausen krigen?! Mich interessiert deren Kunst und nicht deren Privatleben, weder in der Gegenwart und noch weniger in der Vergangenheit!
...oder sollte ich jetzt etwa alle Filme mit Werner Pochath verbrennen, nur weil der angeblich, laut Boulevard-Presse, kleine Jungs vernascht haben soll?!
Ob man zwischen den Filmen und den Lebensläufen der Schauspieler generell trennt, muss jeder selber entscheiden.
Ich bin studierter Musiker und da gibts auch solche Problemfälle. Z.B. Richard Wagner: musikalisch ein Genie, für die europäische Musikgeschichte prägend wie kein anderer im 19.Jhd, aber menschlich ein Arschloch (ein geniales Arschloch, aber doch). Die meisten klassischen Musiker reden sich das dann schön, sein Antisemitismus beispielsweise sei halt "normal" gewesen damals, etc.. Aber im 17. Jhd. war es auch normal, Frauen anzuzünden- was war nicht alles schon irgendwann mal "normal". Und andere Komponisten wie Brahms z.B. haben keinen solchen Mist verzapft wie Wagner. Da halte ich es für sinnvoller, zu differenzieren, zu sagen: nur weil die Musik genial ist, muss er kein toller Typ gewesen sein, und davon, dass er ein Depp war, wird die Musik nicht schlechter. Ob ich sie selber aufführe, kann ich individuell entscheiden.
Jetzt "schwoff" ich etwas ab, prinzipiell sind wir uns, denke ich, einig. Und auf die Boulevardpresse sollte man eh nichts geben.