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Onkel Joe hat geschrieben:
Dann weiß ich auch net weiter , vielleicht sollte der Buxte lieber doch das Genre wechseln und in richtung Mainstream tanzen .
wird wohl das Beste sein
@Jogschi: ich glaube nicht, aber das hat er sich ja eigentlich auch selbst auferlegt. Jeder Naschy ist von vornherein ja schon Punktabzugsgefährdet.
jogiwan hat geschrieben:ist das Buxtebrawlische Naschy-Verbot denn überhaupt schon aufgehoben?
Soweit ich weiß noch net aber irgendwie wird das Material auf welchem Weg auch immer über die Grenze geschmuggelt und dann passiert soetwas.Also keine Naschys mehr für Buxte, kannste mal ein Schild dazu basteln jogiwan .
Onkel Joe hat geschrieben:Soweit ich weiß noch net aber irgendwie wird das Material auf welchem Weg auch immer über die Grenze geschmuggelt und dann passiert soetwas.Also keine Naschys mehr für Buxte, kannste mal ein Schild dazu basteln jogiwan .
Ich bitte darum, das häng ich mir als stetige Ermahnung in TV-Nähe!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Onkel Joe hat geschrieben:Dann weiß ich auch net weiter , vielleicht sollte der Buxte lieber doch das Genre wechseln und in richtung Mainstream tanzen .
Hab ich doch mit "Der weiße Hai" versucht, das war's irgendwie auch nicht
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Zum Abschuss durch die Foren-Gestapo freigegeben (ich setze mich derweil ins Ausland ab...):
„Atme den Duft der Rosen, atme ihn ein! Es ist das Letzte, was du in deinem Leben atmest!“
Je mehr Filme ich von/mit Paul Naschy („Die Vampire des Dr. Dracula“) sehe, desto bewusster wird mir, dass ich das Pferd in der Vergangenheit ungewollt von hinten aufgezäumt hatte, indem ich mir zunächst die weniger gelungenen (bis völlig misslungenen) Naschys andrehen lassen hatte und desto mehr erschließt sich mir, welches Potential in diesem Mann steckte, welche Schlüsselfunktion er für die Entwicklung des Horrorfilms auf der iberischen Halbinsel hatte. Konnte er mich kürzlich in seiner bedeutenden Nebenrolle in „Der Totenchor der Knochenmänner“ schon vollends überzeugen, wagte ich den Griff zu „Die Stunde der grausamen Leichen“, der im Jahre 1973 unter der Regie Javier Aguirres entstand. Drehbuch: Jacinto Molina – alias Paul Naschy.
Der durch einen überdimensionalen Buckel entstellte Wolfgang Gotho arbeitet abgeschottet von der Außenwelt in einer Leichenhalle. Seine Mitmenschen haben für ihn nur Verachtung übrig und verspotten ihn, sogar Kinder greifen ihn auf offener Straße an und bewerfen ihn mit Steinen. Nachdem ein trinkfreudiger Student das Zeitliche segnete, nimmt er Kontakt zu dessen todkranker Verlobter Ilsa (María Elena Arpón, „Die Nacht der reitenden Leichen“) auf. Er besucht sie im Krankenhaus, bringt ihr Blumen mit und verliebt sich in sie. Als auch sie verstirbt, nimmt er ihren Körper mit in seine unterirdischen Katakomben, die in der Vergangenheit als Folterkammer der Inquisition dienten. Dr. Orla (Alberto Dalbés, „Todesmarsch der Bestien“) macht sich Gothos Gutgläubigkeit zunutze, indem er vorgibt, Ilsa wieder zum Leben erwecken zu können, wenn Gotho ihn nur mit genügend Leichenteilen versorgte. Gotho willigt ein, doch Dr. Orla führt ganz anderes im Schilde: In seinem in den Katakomben eingerichteten Geheimlabor möchte er künstliches Leben erschaffen und erbittet schon bald das erste noch lebendige Menschenmaterial...
Naschys Drehbuch merkt man seine Begeisterung für klassische Genremotive überdeutlich an: Es ist ein wildes Konglomerat, vollgepackt mit unterschiedlichen Motiven von Mad-Scientist-Thematik à la „Frankenstein“ über „Der Glöckner von Notre Dame“-Außenseitertragik und angedeuteter Nekrophilie bis hin zu Lovecraft’schen Tentakelmutationen, gewürzt mit exploitativen Goreszenen und einer dramatischen Schauerromanze. Ziemlich viel Stoff für solch einen Genrefilm, der über weite Strecken aber erstaunlich gut funktioniert. Langeweile kommt dadurch keine auf, stattdessen wirkt „Die Stunde der grausamen Leichen“ eher etwas überladen.
Angesiedelt in Feldkirch, Deutschland, wurde in Wirklichkeit an verschiedenen Orten Spaniens gedreht, zumeist an Originalschauplätzen: Die Katakomben gibt es tatsächlich in Madrid, das Krankenhaus war ein echtes Krankenhaus usw. Das bedeutet, dass man es angenehmerweise nicht mit billigen Studiokulissen zu tun bekommt, sondern die Bilder einen hohen Grad an Authentizität ausstrahlen, eingefangen in satten, warmen Brauntönen in gotisch-stimmungsvoller Atmosphäre voller Morbidität. Naschy, der sich glücklicherweise auf eine Rolle beschränkte, spielt seinen Gotho voller Inbrunst und legte all sein tragisches Talent und offensichtlich viel Herzblut in diesen ambivalenten Charakter, der eigentlich ein herzensguter Mensch ist, von seinem Umfeld aber zu einem mordenden Monstrum gemacht wird. Er versteht es tatsächlich, einen buckligen Mörder, der nach vorn gebeugt und mit hängenden Armen wie ein Menschenaffe umherläuft, zum Sympathieträger des Publikums zu machen, das mit dieser bedauernswerten Gestalt mitfiebert und ihm die Tränen, die über sein geschminktes Gesicht kullern, ebenso abkauft wie es ihm seine Wutausbrüche verzeiht. Doch der Schlingel ist nicht auf den Kopf gefallen und schrieb sich selbst eine Sexszene ins Drehbuch, die seinen Gotho mit der attraktiven, eine überaus verständnisvolle Ärztin spielenden Rosanna Yanni („Die rote Sonne der Rache“) in den Federn landen lässt. Sicherlich ein Novum in Verbindung mit dieser Art „Film-Dorfdeppen“. Leider bekam man diese Szene in ihrer ursprünglichen Form in Francos Spanien nicht durch die Zensur, angeblich wurde sie sogar vernichtet und ist somit unwiederbringlich verloren. Übrig blieb eine kurze Szene, die nicht sonderlich viel offenbart.
Dafür gibt man sich in Sachen grafischer Gewalt expliziter: Da werden Gliedmaßen abgetrennt, nehmen Menschen unfreiwillig Säurebäder und quillt das Gekröse aus dem offenen Bauch – durchaus wohldosiert und mit dem Konzept des Films als Genre-Sammelsurium im Exploitation-Gewand unter dem Dach des atmosphärischen Gothic-Horrors einhergehend. Und wenn am Ende endlich das mittlerweile ausgewachsene, künstlich erschaffene Monster auf den Plan tritt und durch die Katakomben brüllt und tobt, erreicht „Die Stunde der grausamen Leichen“ pointiert seinen Höhepunkt. Was gibt es also zu kritisieren? Neben dem angesichts der opulenten Optik und detailreichen Ausstaffierung des Films sehr unauffälligen und unterdimensionierten Soundtrack beispielsweise, dass direkt zu Beginn nicht wirklich klar wird, woran der Student verendet. Hat er sich totgesoffen, bricht also infolge übermäßigen Alkoholkonsums auf offener Straße zusammen, nachdem er eben noch fröhlich trällernd durch die Gassen wankte? Oder hat sich Gotho für den verächtlichen Umgang mit ihm gerächt und ihn getötet? Unklar bleibt ebenfalls, woran die sterbenskranke Ilsa eigentlich leidet. Im Film wirkt es so, als wäre sie wegen eines harmlosen Hustens im Krankenhaus, wegen dem ihr die Ärzte nur noch ein, zwei Tage zu Leben geben...? Ihre Sterbeszene, die vermutlich gern tragisch gewesen wäre, ist sodann an Unspektakularität kaum zu überbieten. Die Eröffnungsszene in einer vermeintlich deutschen Gastwirtschaft strotzt nur so vor Klischees vom biersaufenden Deutschländer und wirkt unfreiwillig komisch – was eben nicht im Alter des Films begründet liegt und sich damit ebenso wenig entschuldigen lässt wie gerade bei Effekten wenig elegante Schnitte und Anschlussfehler wie ein sich wie von Zauberhand von selbst umdrehender abgeschlagener Kopf.
Doch gemessen an meinem eigentlichen Anlass zur Kritik sind das nur Details: Anscheinend hielt sich hartnäckig das Gerücht, für diverse Leichenhallenszenen wäre an echten Leichen herumgeschnippelt worden. Das stellt sich letztlich als wesentlich harmloser heraus, als befürchtet: Es wird einmal in den Hals eines echten Verstorbenen geschnitten, die eigentlich Kopfabtrennszene wurde laut Naschy aber bereits wieder getrickst. Regisseur Aguirre jedoch schien eine sonderbare Kaltschnäuzigkeit zu entwickeln, denn angeblich wäre es ihm am liebsten gewesen, die gesamte Szene mit einem echten Körper zu drehen. In Anbetracht dessen ist es dann auch kaum verwunderlich, dass es offensichtlich das Normalste der Welt war, echte Ratten für eine vollkommen überflüssige und sinnlose Szene bei lebendigem Leibe zu verbrennen und auf ihrer verzweifelten Flucht zum Zwecke purer Effekthascherei zu filmen. So ein sympathisches und kultiviertes Völkchen sie sonst auch sein mögen, ein asozialer, grausamer Umgang mit seinen Mitgeschöpfen scheint in Spanien besonders verbreitet zu sein. So etwas vermiest mir das Filmvergnügen extrem, so etwas möchte ich nicht sehen und reißt mich unwillkürlich aus der Handlung. Natürlich erfreue ich mich an Gewaltdarstellungen in Horrorfilmen – da ich mich an guten, plastischen Effekten, an gelungener Tricktechnik, an der Erzeugung einer Illusion erfreue. Je authentischer, desto besser, ganz klar. Das bedeutet aber nicht, dass diese Authentizität erreicht werden soll durch jeglichen Verzicht auf Spezialeffekte, indem man Tiere quält und ohne Sinn und Verstand grausam tötet, indem man sich kurzerhand an echten menschlichen Kadavern vergreift oder auch schleimige Tentakeln als wabernde mutierende Massen zeigt, indem man stumpf und plump gleich mehrere lebendige Oktopusse in ein viel zu enges Glasgefäß zwängt. Das ist ein Schlag ins Gesicht jeder ehrlichen Spezialeffektarbeit, eine ethische Bankrotterklärung für das eigene Handwerk, was sich mit zwei Punkten Abzug in meiner Bewertung niederschlägt.
In diesem Falle ist es besonders schade, da es sich ansonsten um einen sehr gelungenen, sehenswerten, wegweisenden Horrorbeitrag aus Spanien handelt, der nicht nur mit einem bestens aufgelegten Paul Naschy glänzt, sondern auch darüber hinaus in schauspielerischer Hinsicht kaum trashige Ausreißer zu verzeichnen hat. Der Ernst, mit dem alle Beteiligten bei der Sache, sorgt zwar hin und wieder für ein Schmunzeln, letztlich wird aber ein jeder Genrekenner dem Endergebnis Respekt zollen. Und nun würde ich gern endlich einmal Paul Naschy als Waldemar Daninsky sehen...
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Den berechtigten Kritikpunkt bezüglich Tiersnuff o.ä. mal außer acht gelassen, ist hier doch deutlich zu erkennen, der Bux LIEBT Paul Naschy, ist aber noch nicht ganz so weit, es auch zu artikulieren.
Allerdings
Die Eröffnungsszene in einer vermeintlich deutschen Gastwirtschaft strotzt nur so vor Klischees vom biersaufenden Deutschländer und wirkt unfreiwillig komisch – was eben nicht im Alter des Films begründet liegt und sich damit ebenso wenig entschuldigen lässt
Wir sind Deutsche, wir saufen Bier. Das ist kein Klischee - oder wo sind wir nach den letzten Bizarre Cinema Treffs gelandet?
The more I see
The less I know
About all the things I thought were wrong or right
& carved in stone
Es ist schon ein wenig (mehr) eigenartig, welche Kritikpunkte der Bux aus einem Film zieht. Das mit dem Tiersnuff, okay das ne unentschuldbare harte Nummer. Aber alles andere ärgert mich doch nicht, ist doch ein knuffig gemachter Film. Aber dafür ist er ja jetzt auch im Exil, die logische Konsequenz