DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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Moderator: jogiwan

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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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SCHWARZE GESCHICHTEN

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Originaltitel: Tales of Terror
Alternativtitel: Der Grauenvolle Mr. X (Was ???)
Land: USA
Jahr: 1962
Genre: Horror
Regie: Roger Corman

Handlung:
Wir bekommen drei kleine Geschichten geboten, die sich alle um das nette Thema Tod drehen. In „Morella“ sucht der Geist einer Verstorbenen Rache an ihrem Mann (Vencent Price) und ihrer Tochter; ein Alkoholiker (Peter Lorre) mauert in „Die Schwarze Katze“ seine Frau und ihren Liebhaber (noch mal Vincent Price) lebendig ein und „Der Fall Valdemar“ erzählt uns von einem Toten (schon wieder Vincent Price) der von einem diabolischen Wissenschaftler (Basil Rathbone) am endgültigen Sterben gehindert wird, was ihm aber gar nicht mal so gut bekommt.

Kritik:
Ich geb es offen zu, ich mag keine Episodenfilme. „Die Drei Gesichter der Furcht“ ist für mich einer der schlechtesten Bava-Filme, „Django – Unbarmherzig wie die Sonne“ ist einer meiner meist gehassten Italowestern und der „Monster Club“ zählt zu den miesesten Horrorfilmen, die ich je gesehen habe. ABER: Roger Cormans „Schwarze Geschichten“ ist so unsagbar geil, dass ich diesen Film trotz Episodencharakter sofort in mein Herz geschlossen habe!
Ein großer Pluspunkt ist, dass die Storys allesamt auf Kurzgeschichten Edgar Allan Poes beruhen und das ist gut so! Poes Erzählungen sind einerseits recht knapp. Jeder der beispielsweise seinen „Fall Valdemar“ gelesen hat wird mir zustimmen, dass eine Spielfilm-Adaption davon nichts anderes sein kann als 20 Minuten Spannung und 70 Minuten Filler. Andererseits sind die Poeschen Geschichten auch noch so unglaublich mitreißend, dass man selten nach nur einer schon genug hat. Idealer Grundstoff also für einen Episodenfilm.
Das erste Drittel fällt sehr düster aus. Das ganze erinnert mich stark an „Die Verfluchten – Der Untergang des Hauses Usher“ (ebenfalls mit Vincent Price). Beide Geschichten sind sehr simpel, mit wenigen Charakteren oder Schauplätzen dafür aber sehr deprimierend. Corman inszeniert diesen Teil sehr gut, greift auf sehr viele seiner billigen Trickspielerein zurück, die durch seine Regie aber faszinierend rüberkommen. Das Drehbuch von Richard Matheson überarbeitete die Originalgeschichte auch mit sehr viel Phantasie. In den ersten fünfzehn Minuten bekommen wir mehr Plotwendepunkte und Charakterentwicklungen als in den meisten Spielfilmen. Price Performance ist hier, wie im „Untergang des Hauses Usher“ zwar faszinierend wie jede seiner Leistungen aber doch mehr vergessenswürdig als das, was er uns in den anderen beiden Teilen präsentiert.
„Die Schwarze Katze“ hat mir persönlich am besten gefallen, sie bildet durch ihre Länge (zirka so viel wie die anderen Teile zusammen) und ihre zentrale Position im Gesamtfilm auch den eindeutigen Hauptteil. Was macht diese Kurzgeschichte nun so toll? Vieles aber besonders eines: Peter Lorre!!!
Der Typ ist genialst! Er spielt den Alkoholiker so, dass man in einem Moment noch schallend über ihn lachen kann und im nächsten Moment dann Angst vor ihm haben muss, ohne dass er dabei unglaubwürdig wirken würde. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass Lorres Montresor eine der, wenn nicht die interessanteste Figur aller Roger Corman Filme ist. Mir fällt keine Person in der ganzen Welt der Filme ein, die gleichsam so diabolisch aber auch menschlich nachvollziehbar und schmunzelnd ist wie diese. Das wirft auch neues Licht auf die übliche Frau-betrügt-Mann-und-das-bedeutet-Rache-Geschichte, denn wir bekommen Mitleid und Verständnis für seine arme Gattin, die es mit diesem menschlichen Unmensch aushalten muss.
Dass seine Figur auch witzig rüberkommt ist nicht nur Peter Lorre allein zu verdanken. Der Mittelteil ist von Corman eindeutig als komödiantisches Intermezzo geplant worden. Dafür spricht neben dem Soundtrack auch die Schauspielerei von Vincent Price, der so übertrieben agiert, wie Lorre es natürlich tut. Das macht die Geschichte über einen Alkoholiker, rasenden Ehemann und lebendig eingemauert werden um einiges erträglicher und das ist auch ganz gut so, denn somit können wir die witzige Seite Lorres genießen ohne wegen seiner ernsten Seite allzu deprimiert zu sein.
Corman wartet hier auch mit einigen sehr interessanten Effekten auf um Lorres Betrunkenen-Vision zu verbildlichen. Den Höhepunkt bietet eine spaßige Traumsequenz bei der Price und Lorres Gattin dem Gutsten den Kopf abreißen und damit Ballspielen, wobei der Kopf übrigens noch lebt und sich lauthals über diese Behandlung beschwert.
Der Schlussteil „Der Fall Valdemar“ ist geschickt am Ende platziert, denn diese Geschichte ist mit ihrem einen Schauplatz und der beschränkten Darstelleranzahl die perfekte Therapie um all die Eindrücke, die uns die vorige Episode geboten hat, gut verarbeiten zu können.
Price spielt hier seine sympathischste Rolle, er mimt einen sterbenden alten Mann, der froh ist über Milderung von Schmerzen oder einen raschen Tod und dessen einziger Wunsch im Leben noch ist, seine geliebte Frau in guten Händen zu wissen.
Umso netter uns Price erscheint, umso diabolischer wirkt Rathbone, der ihn an der Erfüllung seiner Wünsche hindert. Mir gefällt es sehr gut, dass sie in die Poe-Erzählung die eigentlich nur ein nüchterner Bericht von einer Technik, mit der man den Tod hinauszögern kann, ist, einen Bösewicht getan haben, das macht alles gleich viel interessanter. Rathbone ist zwar ein guter Schauspieler, da wir aber leider noch Lorres Performance in frischer Erinnerung haben, werden wir von ihm ein wenig enttäuscht.
Fazit: Ein Episodenfilm, der die gesamte Bandbreite von Roger Cormans Können präsentiert und neben einen Vincent Price, welcher drei seiner besten Rollen verkörpert, noch mit einem unübertroffenen Peter Lorre aufwartet. Umbedingt ansehen!!!
9/10 :thup:
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DrDjangoMD
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AMAZONIA - KOPFJAGD IM REGENWALD

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Originaltitel: Schiave Bianche: Violenza in Amazzonia
Alternativtitel: Cannibal Holocaust 2; The Catherina Miles Story; Cannibal Massaker
Land: Italien
Jahr: 1985
Genre: Horror
Regie: Mario Gariazzo

Handlung:
Arme kleine Cathie. An ihrem 18 Geburtstag besucht sie ihre beim Amazonas lebenden Eltern. Die idyllische Flussfahrt mit der Familie wird bald zum Horrortrip, als Eingeborene auftauchen, die Vater und Mutter einen Kopf kürzer machen und Cathie als Kriegsbeute mit in ihr Dorf nehmen. Die junge Dame, auf sich allein gestellt, versucht nach einigen vergeblichen Fluchtversuchen sich der Lage anzupassen und gewinnt auch schon bald das Herz eines jungen Kriegers…

Kritik:
Nach dem verdienten Welterfolg von Deodatos „Nackt und Zerfleischt“ wurde eifrig versucht an diesen Erfolg anzuknüpfen und weitere Kannibalenfilme im Stile von „Cannibal Holocaust“ zu produzieren (Go, Lenzi, go). Da überrascht es, dass ausgerechnet „Cannibal Holocaust 2“ (aka. „Amazonia – Kopfjagd im Regenwald“) sich mehr an einem älteren Beitrag des Subgenres, Umberto Lenzis „Mondo Cannibale“, zu orientieren scheint.
Die Geschichte von einem weißen Menschen, damals Ivan Rassimov jetzt Elvire Audray, der von Eingeborenen gefangen wird und sich nach einer ungewissen Zeit voller demütigender Aufnahmerituale in der Gruppe der Wilden einfindet ist direkt daraus entnommen (auch wenn ein kleiner Krimi/Rache Subplot miteingefügt wurde). Des weiteren finden wir Parallelen wie die Behauptung, dies alles sei nach einer wahren Geschichte an den Originalschauplätzen gefilmt worden. (Ich hab das bei „Mondo Cannibale“ bezweifelt und ich bezweifle es auch hier.)
Zudem erinnert der ganze Ton des Filmes mehr an „Mondo Cannibale“. Es wird nicht primär versucht den Zuseher durch außerordentliche Gewaltdarstellungen zu schockieren, sondern das Hauptaugenmerk liegt auf der Studie der Dschungelbewohner und ihrer Bräuche. So erfahren wir von Cathies Stimme aus dem Off einiges über ihre Lebensweisen, worin sie wohnen, was ihre Tabus sind und vor allem was sie mit Frauen während der Periode machen (ein Problem, welches diverse Kulturen schon zu den ulkigsten Lösungsversuchen gebracht hat :opa: ).
Für den dokumentarischen Charakter sprechen auch die zahllosen Archivaufnahmen irgendwelcher Tiere. Diese sind quantitativ mehr als ich je in einem Kannibalenfilm gesehen habe. Dass sich die Fauna dabei meist an einem vollkommen anderen Ort mit vollkommen anderen Lichtverhältnissen als die Leute die sie „beobachten“ befindet hat unsere tapferen italienischen Filmemacher weniger gestört.
Wir bekommen zwar auch Gewalt zu sehen und diese ist, auch wenn keine Mampferein inklusive Ausweiden zelebriert werden :roll: , sogar recht extrem. Der Unterschied zu kontroversen Filmen wie „Nackt und Zerfleischt“ oder „Die Rache der Kannibalen“ besteht hierbei jedoch darin, dass auf der Gewalt nicht mehr als nötig herumgeritten wird. Die Enthauptungsszenen sind wichtig für die Story (und durch den Untertitel auch zu erwarten), die restlichen Sterbeszenen demonstrieren das wilde Leben im Dschungel und die Vergewaltigung Cathys mit einem Holzpflock ist als Aufnahmeritual dargestellt. All diese Szenen sind aber verhältnismäßig kurz gehalten. Mario Gariazzo, der Regisseur, scheint es als notwendiges Übel empfunden zu haben und inszeniert diese Einstellungen weniger abstoßend als es einige Vorgänger von ihm taten, allen voran natürlich Lenzi und Deodato (diese beiden Lausburm ;) 8-) ).
Jetzt hab ich’s bald mit meinen Vergleichen zu „Mondo Cannibale“, dass die Eingeborenen selbst denen aus diesem Film ähneln darf aber nicht ungenannt bleiben. Wir haben es hier weder mit den unheimlichen schmutzigen unwirtlichen Menschenfressern eines Deodato zu tun, noch mit den Spaniern denen man Lendenschurze angezogen hat, so wie ihn „Cannibal Terror“ (Oh Gott, lässt mich dieser Film denn niemals los? Verschwinde aus meinem Gedächtnis! VERSCHWINDE!!! :o ) sondern mit der meiner Meinung nach glaubhaftesten Variante. Die Eingeborenen mögen zwar wettergegerbte Gesichter haben, kommen aber doch hier und da mal in die Nähe des Wassers und sind nicht konstant beschlammt so wie es die in Deodatos kleiner Welt sind. Übrigens sind es, wie in dem Mondo-Film, keine Kannibalen, gibt es zwar auch Kannibalen, die aber, wie in dem Mondo-Film, keine große Rolle spielen sondern nur neben Krokodil und dem weißen Mann einen der natürlichen Feinde unserer Eingeborenen darstellen.
Die Wilden wirken anfangs noch sehr fremd auf uns. Erst später wenn wir zusammen mit Catherina ihre Bräuche langsam kennen lernen und nicht mehr von ihrem Anderssein abgelenkt werden bekommen wir einige Charaktere mit. Da haben wir neben dem tugendhaften Krieger, den grobschlächtigen Krieger, den weisen Häuptling, die Frau die Deutsch spricht (Mondo lässt grüßen) und den witzigen hinkenden alten Kauz (ich mochte ihn am liebsten :D ). Diese Figuren werden uns mit der Zeit sympathisch, nachdem wir den Schock über ihre Gewalttaten überwunden haben. Dies bringt uns in die selbe Lage wie Catherina, welche auch einige Zeit benötigt, bis sie soziale Kontakte mit dem Stamm schließen kann.
Neben diesem Effekt bieten uns Gariazzo und sein Drehbuchschreiber noch einen anderen netten Einfall um das Publikum zu fesseln. Nach einer Rahmenhandlung von der alten Cathie, welche ihre Story einem Reporter erzählt, bekommen wir eine Rahmenhandlung von der nicht ganz so alten Cathie vor Gericht. Dort erfahren wir, dass sie sich während ihrer Zeit im Dschungel des Mordes an zwei Weißen schuldig gemacht hat. Den ersten Rahmenplot hätten sie sich schenken können, aber die Gerichtshandlung gefällt mir sehr gut, weil wir uns als Publikum nicht vorstellen können wie Cathie dazu kommt im Zuge ihres Dschungellebens zwei Zivilisierte abzuschlachten. Dies bringt uns dazu gespannt auf das Ende zu warten, wo dieses Rätsel gelöst wird. Und by the way, der Staatsanwalt ist ohne Übertreibung das größte Ekel, was man sich vorstellen kann. Perry Mason währe unter diesem Teufel sicherlich weinend zusammengebrochen.
Das Titelthema ist, neben dem bisschen Sozialkritik, welches sich gegen Ende zeigt, das Einzige, was mich an „Nackt und Zerfleischt“ erinnert. Der Score ist ähnlich meditativ und gemahnt mich irgendwie an Kinderabenteuerfilme a la Daktari. Dies ist sehr clever, denn das Thema wird während der Flussfahrt mit den Eltern gespielt. Wir erwarten, dass irgendetwas passiert im Sinne von Cathy fällt in den Fluss und muss sich allein durch den Urwald schlagen um wieder zu ihren Eltern zu finden, so was halt wie in einem typischen Kinderfilm. So schwelgen wir ein wenig in Nostalgie als plötzlich…baam Pfeil durch Mutters Auge, baam Pfeil durch Vaters Hals, baam Köpfe ab…ich war ehrlich schockiert, da ich gerade an dieser Stelle mit der schönen Musik eine so düstere Wendung nie erwartet hätte.
Mit der Hauptdarstellerin war ich leider weniger zufrieden. All ihre Emotionen wirken aufgesetzt, was schade ist, da sich ja die ganze Geschichte um sie dreht und sie theoretisch ein sehr starker Charakter wäre. Ich vermute man war so froh eine Darstellerin zu finden, die sich auf die anstrengende Reise zum Amazonas begibt, wo sie den ganzen Tag splitternackt vor der Kamera herumhopsen musste, dass man ihrer Schauspielkünste nicht so hinterfragt hat.
Und übrigens…das Ende war mir persönlich ein wenig zu melodramatisch, nicht der Racheplot, der war cool, aber das Schicksal des tugendhaften Kriegers, der sich in die Weiße Frau verliebt hatte, drückt ein wenig zu krass auf die Tränendrüse.
Fazit: Später Kannibalenfilm im Stil eines der frühesten Exemplare. Leider geht einem dabei Ivan Rassimov als Hauptdarsteller ab, aber sonst durchaus mit Intelligenz gedreht. 7/10
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DIE RÜCKKEHR DER REITENDEN LEICHEN

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Originaltitel: El Ataque de los muertos sin ojos
Land: Spanien, Portugal
Jahr: 1973
Genre: Horror
Regie: Amando de Ossorio

Handlung:
Während die Bewohner eines kleinen Dorfes gerade den Jahrestag der Hinrichtung der grausamen Templer feiern, steigen diese wieder aus ihren Särgen und veranstalten unter den Dorfleuten ein kleines Massaker. Nur eine Gruppe Idioten kann in eine Kirche fliehen, wo sie vor den unheiligen Untoten sicher wären, wären sie keine Idioten, da sie aber eindeutig zu dumm sind um zu überleben, geht das Morden weiter…

Handlung:
Zeit sich ein wenig unbeliebt zu machen! Ich mochte den Film nicht! Gut die Regie ist nicht schlechter als im ersten Teil aber die Hauptcharaktere waren mir um so vieles unsympathischer als die Nebencharaktere und die Leichen waren diesmal so was von lahm, dass ich den Film einfach nicht genießen konnte.
Gut, im ersten Teil waren sie langsam, aber hier grenzen ihre Bewegungen eher an Zeitlupe sofern sie nicht ganz stehen bleiben.
Ihre Schwerter (erinnert ihr euch noch wie sie im ersten Teil den Arm abgehackt haben...ja, das war beeindruckend) sind so stumpf, dass sie nicht mal mehr Schäden hinterlassen, wenn sie auf Holzstäbe prallen.
Im Originalfilm waren sie so ziemlich unsterblich, was eine sehr düstere Stimmung hervorbrachte, die keinen Ausweg offen zu lassen schien. Diesmal brennen sie wie Zunder, wenn sie nur ein Streichholz streicht und sobald die Sonne aufgeht ist es sowieso Feierabend.
Und erinnert ihr euch noch wie die blinden Toten in „Die Nacht der Reitenden Leichen“ sich am Herzschlag ihrer Opfer orientierten...das war echt cool. Hier steht ein schreiendes Kind in ihrer Mitte und sie sind zu doof um darauf zu reagieren.
Und jetzt die Helden. Sie befinden sich eingeschlossen in einer Kirche, welche die Leichen niemals betreten. Wenn sie also einfach gar nichts gemacht hätten, wären sie am nächsten Morgen alle noch am Leben geblieben.
In der Kirche befinden sich massenhaft Feuermacher und ein verdammtes funktionierendes Telephon. Ein Telephon!!! Die Helden könnten Hilfe herbeirufen, aber sie sind wie sich zeigt viel zu dumm dafür.
Die einzigen Charaktere die halbwegs was drauf hatten waren Frank Brana und die Blonde, die sich so herzallerliebst um Jose Canalejas kümmerte und natürlich hat Canalejas selbst als Buckliger auch gefallen. Und keiner dieser Personen ist unter den überlebenden Helden. Stattdessen bekommen wir Tony Kendall und Esperanza Roy, die beide so grenzenlos unsympathisch sind, dass ich seit ihrem Auftauchen tot sehen wollte. :rambo:
Diese Umstände haben mich bei meiner bisher einzigen Sichtung so verärgert, dass ich leider die Stimmung die Ossorio wieder aufbaute nicht genießen konnte, deshalb will ich jetzt auch gar keine Wertung abgeben weil ich mir sicher bin, dass ich den Film schlechter in Erinnerung habe, als er in Wirklichkeit ist.
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FREITAG DER 13. TEIL 2

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Originaltitel: Friday the 13th Part 2
Alternativtitel: Freitag der 13. Part 2 - Jason kehrt zurück; Jason 2 - Die Rückkehr
Land: USA
Jahr: 1982
Genre: Horror
Regie: Steve Miner

Handlung:
Nachdem Mrs. Vorheers nach den Morden an jugendlichen Campaufsehern im ersten Teil selbst den Tod gefunden hatte, plant eine neue Schippe Frischfleisches Jugendlicher Camp Crystal Lake wieder zu eröffnen (mal ernsthaft, gibt es keine anderen nicht-verfluchten Seen in Amerika an denen ihr eure Ferienlager eröffnen könntet). Schon bald werden die ersten von ihnen ins Jenseits befördert…

Kritik:
Das war der erste Film, den ich mir aus dieser herrlichen Reihe anschauen durfte und was soll man sagen, er war so gut, dass er mich kurze Zeit später zu 11 weiteren DVD-Käufen gebracht hat ;)
Im Vergleich zu anderen Teilen kommt Teil 2 um einiges unheimlicher rüber. Es wird mehr auf Atmosphäre (die wirklich sehr dicht und gruselig gelingt) und besonders Jump Scares gesetzt als auf Effekte (was allerdings nicht heißt, dass diese zu kurz kommen). Ebenfalls zeigt sich dieser Teil sehr zitierfreudig. Nachdem er das gesamte Grundgerüst vom ersten Teil unternommen hat, baut er noch zwei Morde aus "Im Blutrausch des Satans" ein und beinhaltet eine Lagerfeuerszene die mich sehr stark (und ich meine seeeehhhhr stark) an die aus "Brennende Rache" erinnerte.
Jason ist selbst mit Kartoffelsäckchen ziemlich cool, auch wenn er natürlich niemals an seine Mutter ("Kill her, Mammy" - wow das war gruselig) herankommen wird. Das Final Girl mochte ich aus dem ersten lieber (obwohl diesiges so sehr von anderen gelobt wird :? ) dafür machen die Nebencharaktere hier mehr Laune. Wir haben den Lagerleiter Ben - sehr sympathischer Typ, eine jüngere Variante von Joe aus Family Guy (Rollstuhlfahrer der aber seine Behinderung irgendwie nicht akzeptieren will) und selbstverständlich last but not least TED! Ihr wisst, in fast jedem Freitag der 13. gibt es einen schrägen Klassenclown. Dies hier ist mein Liebster - Ted, mit der Stimme von einen der drei Fragezeichen. Und das beste an Ted ist,
► Text zeigen
Einen großen Fehler haben sie nur begangen, ich verdecke diesen Spoiler nicht, weil er recht am Anfang geschieht: Der Tod von Crazy Ralph. Mal abgesehen davon, dass ich Crazy Ralph mochte, hatten sie nun in den folgenden Teilen das Problem, dass niemand mehr da war, der unheimliche Warnungen ausstoßen würde. Darum bot man uns pro Teil irgendeinen anderen Crazy-Ralph-Verschnitt aber keiner von denen kommt an das Original heran. R.I.P. Ralphy.
Alles in allem mochte ich den ersten zwar mehr, auch der vierte Streich ist mir mehr ans Herz gewachsen, aber Teil 2 bleibt trotzdem einer der besseren Teile der Reihe. 8/10
Zuletzt geändert von DrDjangoMD am Fr 25. Nov 2011, 15:27, insgesamt 1-mal geändert.
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KING KONGS TRÄNEN

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Originaltitel: King Kongs Tränen
Land: Österreich
Jahr: 2010
Genre: Ich habe keine Ahnung
Regie: Peter Kern

Handlung:
Ähh…Naja…Ähh…Peter Gläubiger (Peter Kern) nimmt einen afrikanischen Jungen bei sich auf, der nach einem Unfall querschnittsgelähmt ist. Als Gläubiger für die Rolle des King Kong vorspricht kommt ein Tornado und bringt ihn, eine Lehrerin und den Assistent der Theaterdirektorin nach Afrika oder Österreich oder vielleicht Oz. Und zwischendurch tötet Gläubiger immer wieder Leute…oder so halt…

Kritik:
King Kongs Tränen ist ein Österreichischer Low-Budget-Kunstfilm aber einer von der guten Sorte! Peter Kern verzichtet auf eine Handlung und die Personen wechseln alle paar Minuten mal ihre Charaktere, dafür wird aber mit einigen sehr guten und sehr ansprechenden Ideen aufgewartet.
Die meiste Zeit haben wir es mit kurzen Sequenzen zu tun, die lose miteinander verknüpft sind. Diese Abschnitte hat Kern mit sehr viel Talent in Szene gesetzt. Durch die schönen durchkomponierten Bilder, welche er erzeugt, bekommt der Film den Charakter eines Gedichtes, welches auch nicht immer logisch ist, dafür aber umso schöner.
Er lässt ein großes Maß an Sozialkritik einfließen. Das sieht man schon in der Anfangsszene. Er sitzt fast allein in einem Nachtbus und singt ein unanständiges Liedchen. Wir bekommen Mitleid mit dem Busfahrer, der irgendwelche Betrunkenen durch Wien kutschieren muss. Als der Bus aber gleich darauf einen afrikanischen Jungen anfährt ist es Kerns Charakter, der sich um ihn kümmert, wogegen der Busfahrer nur wütend auf die „Neger“ schimpft und um die Lage extrem zu machen völlig unerwartet eine Flasche an Kerns Kopf zerbricht, als dieser nicht von dem Jungen weichen will.
Wie man daran schon sehen kann ist der Humor des Filmes rabenschwarz. Besonders Grausamkeiten gegen Kinder werden gezeigt, die meist einen etwas spaßigen und sehr kritischen Unterton behandeln. Angefangen von einem Jungen, welchen Kern die Kehle durchschneidet (weil…?) über ein Mädchen, welches von einem herunterfahrenden Feuervorhang geköpft wird, bis hin zu einem Burschen, welcher von einem Kirchendiener belästigt wird. All diese Szenen besitzen keine Einleitung, sind einfach da in all ihrer Kritik, und verschwinden dann wieder ins nichts um nie wieder erwähnt zu werden.
Zum Ausgleich bekommen wir auch ein wenig Gewalt durch Kinder. In einer Szene fesselt Gläubiger die Lehrerin einer Schulklasse und fragt einen Jungen, was er am liebsten mit der Lehrerin machen würde. Die Antwort „Sie schlagen“ kommt wie aus der Pistole geschossen. Dies zeigt gut die besorgniserregende Haltung vieler Kinder zu den Lehrkörpern, denn der Hass des Jungen ist so stark, dass er eher auf einen übergewichtigen fremden Psychopathen hört als auf seine aufopferungsvolle Lehrerin.
Man könnte wahrscheinlich jede einzelne Szene kritisieren und interpretieren, denn jede einzelne Szene ist eine Sozialstudie in sich, was manchmal auch Nachteile mit sich bringt. So werden wir am Anfang in das Leben von Gläubigers Nachbarn eingeführt. Die Tatsache, dass diese Leute dann, bis auf eine kurze Einstellung, nicht mehr vorkommen verwirrt den kommerziellen Kinobesucher (ja auch auf die sollte man bei einem Kunstfilm Rücksicht nehmen).
Die Bildqualität und besonders der Soundtrack lassen einen die geringen Kosten vergessen, allein die Maske lässt ein wenig zu wünschen übrig. Besonders gut sieht man das in der denkwürdigsten Szene wo Gläubiger Hannibal Lekter imitiert und der Lehrerin das Gehirn auslöffelt. Das hätte man überzeugender Darstellen können. Wenigstens wird der schlechte Effekt von der grandiosen Umsetzung der Lehrerin wettgemacht. Sie spricht während dieser Szene ununterbrochen doch ihre Worte werden mit weniger Gehirn zunehmens zu einem unverständlichen Gelalle.
Kern passt auch sehr gut in seine Hauptrolle. Da die Figur nicht wirklich definiert ist, scheint er uns zwar mehr Peter Kern statt Peter Gläubiger zu geben, doch darin ist er ziemlich gut. Seine Gesichtszüge lassen einen sehr dreidimensionalen Charakter vermuten, seine füllige Gestalt inklusive Stock und weißen Opernschal erinnern aber mehr an einen cartoon-haften Charakter a la Falstaff. Ebenso widersprüchlich ist sein Wesen, welches stets zwischen Philanthrop sondergleichen und wahnsinnigem Psychopathen hin und her switcht.
Noch kurz zu dem, was mir am besten gefallen hat: Der Film beginnt mit den harschen Worten eines gewissen Mathias J. der einen von Kerns Filmen gesehen hat und daraufhin Kern eine wütende Mail schickte in der er schrieb, dass der Film so widerlich und unsinnig sei, dass sich Mathias J. nach dem Kinobesuch übergeben musste. Daraufhin blinkt zweimal im Film (unter anderem dann, wenn Kerns Name im Vorspann erwähnt wird) der Schriftzug „Jetzt kotzt Herr J.“ auf.
Fazit: Professioneller Kunstfilm Peter Kerns, welcher mit vielen interessanten Ideen und Eindrücken aufwartet. Nennt mich altmodisch aber ich hab in Filmen nur trotzdem gern eine Handlung und definierte Charaktere, dafür gibt’s einen kleinen Punkteabzug (jetzt kotzt Herr Kern). 8/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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MONDO CANE 2

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Originaltitel: Mondo Cane 2
Land: Italien
Jahr: 1964
Genre: Dokumentation (Wers glaubt wird sehlig)
Regie: Gualtiero Jacopetti, Franco Prosperi

Handlung:
In dokumentarischem Stil werden uns diverse Teile der Welt näher gebracht. Die Ausschnitte scheinen unter dem Thema zu stehen, wie verkommen der Mensch nicht ist.

Kritik:
Jacopetti und Prosperi scheinen mit dem zweiten „Mondo Cane“ hauptsächlich schockieren zu wollen. Jeder einzelne Beitrag ist angefüllt mit Sozialkritik und entwürdigenden Darstellungen des Menschen. Die zu stellende Frage ist nun, ob sie ihre Intentionen erfolgreich in die Tat umsetzen konnten. Ich persönlich würde die einzelnen Szenen, je nachdem wie erfolgreich sie kritisieren, in drei Kategorien aufteilen: Trashiges, Möchtegern-Schockierendes und Sozialkritisches.
Trashiges: Viele Beiträge wollen den Menschen als abartiges Wesen entlarven indem sie ihn bei Taten zeigen, die sehr unüblich oder widerlich sind. Die dabei gewählten Handlungen sind jedoch meist so albern, dass man nur darüber lachen kann. Zum Beispiel wären da zu nennen die Transvestitenshow oder die Prediger auf einem Londoner Platz, welche sich unter anderem für „mehr Blumen“ einsetzen :doof: . Bei solchen Szenen erwartet man gezeichnete Intermezzi von Terry Gilliam und fragt sich wo John Cleese, Michael Palin und der Rest der Truppe bleiben. Die Italiener, welche nach einem alten Brauch mit dem Kopf gegen ein Garagentor rennen waren ebenfalls mehr lachhaft als schockierend.
Möchtegern-Schockierendes: Unter diese Kategorie fallen die heftigsten Beiträge. Weil diese großteils so eindeutig gestellt sind kann man sie nicht ernst nehmen, doch auch das Lachen bleibt einem im Halse stecken, wenn es um den Religionskrieg in Südvietnam oder um Hunde ohne Stimmbänder geht (auch wenn man bei letzterem eindeutig bellende Hunde ohne Ton aufgenommen hat). Gleiches gilt für die Mexikanischen Polizisten, die zur Übung ihren Kollegen Zigaretten aus dem Mund schießen – auf keinem Fall echt, aber ich konnte einfach nicht drüber lachen. :roll:
Sozialkritisches: Oft landet unser Regie-Duo aber doch mal einen Volltreffer. Besonders jene Beiträge, die nicht so extrem sind wie Tierquälerei oder Krieg schaffen es uns die Abarten normaler Menschen glaubhaft aufzuzeigen. Bei solchen Szenen wie dem Wasser-Strip (Männer sprühen mit Klopapier bedeckte Frauen mit Sodaflaschen an) oder dem außer Kontrolle geratenem Treiben zu Fasching steht die Kamera mitten im Geschehen, wird von der wilden Menge herumgeschupst und mitgerissen. Dies macht das ganze sehr real und entfaltet die gesamte erschreckende Wirkung solcher Szenen, nicht zuletzt auch, weil die hier gezeigten Menschen eben keine Buddhistischen Mönche oder Afrikanische Eingeborenen sind, sondern solche wie sie einem auf der Straße begegnen können.
Ebenfalls unter „Sozialkritisches“ reihe ich die Tierkämpfe, die von einer Rotte gaffender Kinder mit sichtbarer Lust verfolgt werden und auch den Schluss, wo man die Extremen moderner Kunst offenbart. Die Malerszene, in welcher Leute Farbe trinken und diese auf eine Leinwand spucken erinnert an die grotesken Orgien aus „Caligula“ und die Schlussszene von dem Konzert infolgedessen ein Musiker einer Gruppe Männer zum Takt Ohrfeigen verpasst zählt zu den stärksten Bildern von „Mondo Cane 2“. Die letzte Einstellung von dem weinenden Mann, dem gerade das Publikum durch wilde Zugabe-Rufe eine weitere Tracht Prügel aufgelegt hat, ist für mich (nach dem weinenden krebskranken Mädchen, welches gerade Waise geworden ist aus „New York Ripper“) das deprimierernste Ende, das ich je gesehen habe.
Fazit: „Mondo Cane 2“ versucht mit dem Mitteln der Dokumentation sozialkritisch und schockierend zu sein. Manchmal gelingt ihnen das auch, andere Male dafür aber nicht.
Filmtechnisch: 6/10
Trash: 3/10
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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DJANGO - TAG DER ABRECHNUNG

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Originaltitel: Quel maledetto giorno della resa dei conti
Land: Italien
Jahr: 1971
Genre: Western
Regie: Sergio Garrone

Handlung:
Ein junger Doktor (George Eastman) kommt von seinem Studium zurück in die Arme seiner Geliebten. Doch schon kurz danach machen sich ein paar böse Buben (allen voran Bruno Corazzari) über die Frau und ihre Familie her und löschen diese fast vollständig aus. Dies löst einen Sog der Gewalt aus. Während der Sheriff (Guido Lollobrigida) versucht den wütenden Mob daran zu hindern einen beschuldigten Kleinkriminellen (Nello Pazzafini) hinzurichten begibt sich unser Doktor auf die Suche nach den wahren Mördern…

Kritik:
Dem Italowestern wird ja oft nachgesagt, dass er so ein hartes schmutziges Subgenre ist. Werke wie „Django“ oder „Für eine handvoll Dollar“ müssen oft als Beispiele herhalten um den deprimierenden menschenverachtenden Grundton des Spaghetti-Westerns zu beschreiben, aber für mich ist „Django – Tag der Abrechnung“ mit Abstand der schmutzigste und düsterste Vertreter seiner Art.
Dabei ist er ein echter Geheimtipp. Wir bekommen hier nicht die Creme della Creme was Cast und Crew angeht, sondern mehr die gewohnten Gesichter aus zweiter Reihe aber dennoch macht jeder Darsteller und der Regisseur seine Sache verblüffend gut und für fast alle Beteiligten ist dieser Film meiner Meinung nach die beste Arbeit, die sie in ihren Karrieren abgegeben haben.
Sergio Garrone ist ein sehr unterschätzter Regisseur. Man bringt ihn immer wieder in Verbindung mit dem Ausnutzen des immer gleichen Rache-Plots, doch sowohl in „Django und die Bande der Bluthunde“ als auch in diesem Meisterwerk beweist der Gute, dass sein Köpfchen doch noch voller neuer Ideen steckt. Hier stellt er uns eine Welt vor, die deswegen so erschreckend ist, weil wir sie so gut nachvollziehen können. Gewaltorgien wie „Django“ oder „Töte, Django“ mögen zwar kontroverse Filmchen sein, doch sie Übertreiben sehr gerne, was die Streifen weniger erschreckend und mehr unterhaltend macht.
In „Django – Tag der Abrechnung“ wird weder was übertrieben noch beschönigt. Der Bodycount bleibt recht niedrig und das ist auch gut so, denn wenn beispielsweise Nello Pazzafini zwei wehrlose Männer über den Haufen schießt, nur weil er es auf deren Brathähnchen abgesehen hat wirkt das umso erschreckender, wenn nicht ständig der Rekord von drei Toten pro Minute gebrochen wird.
Die Stadt wird wie in „Django“ als trostloser Ort dargestellt aber wo Corbucci übertreibt bleibt Garrone real. Sein Städtchen ist keine Geisterstadt aber die Menschen, die sie bewohnen scheinen keine Freuden zu empfinden, nie sehen wir jemanden lachen. Etwas näher lernen wir den Saloonbesitzer (Steffen Zacharias) und seine Bardame Nummer 1 kennen. Beide spiegeln gut den Charakter ihrer Umwelt wieder. Sie haben eine fixe Stelle aber das Leben in diesem Kaff ist so widerlich, dass sie sich einfach nicht daran erfreuen können.
Eastman und Ty Hardin geben gute Darstellungen ab. Nichts Besonderes aber beide wirken glaubhaft. Umso besonderer ist aber Bruno Corazzari, endlich mal der Haupt-Fiesling. Er und seine Brüder haben sich auf die dunkle Seite geschlagen, weil ihr Goldsuchergeschäft einfach nichts abwirft. Und dies macht sie wiederum zu glaubhafteren und damit erschreckenden Gegenspielern. Vor Leuten die einfach Böse sind wie Major Jackson oder Angel Eyes brauchen wir keine Angst zu haben weil es sie nicht gibt. Solche Leute die wir hier sehen existieren aber. Leute, die an der Armutsgrenze leben, keine Zukunft mehr sehen und sich daher mit Vergewaltigungen und Raubmorden beschäftigen.
Apropos Raubmorde, noch kurz zur Gewalt, die in diesem Film auch deshalb so schockiert, weil wir sehr wenige glorifizierende Duelle bekommen so wie in den Werken Leones, Corbuccis oder Solimas sondern eher nur unbewaffnete völlig grundlos abgeknallt werden.
Nello Pazzafinis Figur ist auch eine der denkwürdigsten. Er beginnt als ein armer Hund. Ein Kleinkrimineller, der stielt um satt zu werden und dem die Leute plötzlich einen Mord nachsagen und nach seinem Kopf brüllen. Wir haben Mitleid mit ihm und hoffen, dass ihn der Sheriff (übrigens grandios verkörpert von Guido Lollobrigida – wie bei den anderen beste Performance, die ich von ihm gesehen habe) behüten kann. Doch kaum ist Pazzafini auf freiem Fuß zeigt er seinen wahren Charakter, nämlich, dass er zwar nicht den einen Mord begangen hat, aber trotzdem keinen Skrupel hat und vor keiner noch so feigen und brutalen Tat zurückschreckt.
Fazit: Ein sehr harter Italowestern, der durch seine ungewöhnliche Realität schockiert und uns erstklassige Darstellungen von sonst zweitklassigen Darstellern serviert. 8/10
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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DIE TEUFLISCHEN VON MYKONOS

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Originaltitel: Ta Pedhia tou dhiavolou
Alternativtitel: Island of Death; Die Teuflischen der Insel
Land: Griechenland, Australien
Jahr: 1975
Genre: Horror
Regie: Nico Mastorakis

Handlung:
Das junge Pärchen Chistopher (Bob Behling) und Jane (Jane Lyle) machen Urlaub auf Mykonos. Schnell befreundet man sich mit einigen Einheimischen und der ganze Film könnte zu einer entspannenden Romanze werden, währen die beiden keine fanatischen polizeilich gesuchten Massenmörder, die kaum angekommen schon damit beginnen, die Insel von all jenen Menschen zu befreien, die nach ihren Ansichten pervers sind…

Hm, ich weiß irgendwie noch nicht ob dieser Film absoluter Müll war oder ein durchdachtes Meisterwerk. Immer wenn mir Mastorakis irgendetwas präsentiert, was meine Begeisterung weckt, schiebt er gleich einen filmtechnischen Schnitzer hinzu, der alles wieder runterzieht.
Gut hat mir beispielsweise die Einführung unserer Sympathieträger Helden Protagonisten, Christopher und Jane, gefallen. Begleitet von einem romantischen Song kommen sie als junges Liebespaar nach Mykonos. Sie sind uns auf Anhieb sympathisch und erinnern an ein Pärchen, dass schon lange genug zusammen ist um sich zu kennen und absolut zu vertrauen, allerdings noch nicht solang, als dass schon wieder alle Leidenschaft versiegt wäre. Nach ihrer Ankunft fragen sie einige Inselbewohner nach einer Bleibe. Es ist nett ihnen dabei zuzusehen. Langweilig zwar aber sie sind uns so sympathisch, dass wir gerne an ihrem Leben teilhaben. Erstmahl eine Unterkunft gefunden gehen sie in eine Telephonzelle rufen Christophers Mutter an und treiben es wie die Karnickel während sie der Mutter diesen Vorgang schildern… :o WAS??? Das ist nicht nett, das ist pervers. Wir als Zuseher sind geschockt von diesem plötzlichen Bruch. Das Geniale ist, dass sie gleich nach dieser Szene wieder so agieren wie vorher, nur dass wir jetzt wissen, dass diese Leute einige ernsthafte Probleme haben.
Jane Lyle ist auch hervorragend für die Rolle besetzt worden. Nicht, dass sie eine schauspielerische Offenbarung ist, aber sie wirkt sehr unschuldig und verfügt über eine natürliche Schönheit. Dies setzt einen schön großen Kontrast zu der abartigen Killerin, die sie spielt. Bob Behling passt zwar auch gut in seine Rolle, ihm nehmen wir den fanatischen Mörder aber eher ab, was ihn nicht so interessant macht.
Schon zu Beginn sehen wir einen Fehler, den Mastorakis immer wieder begeht, er zeigt uns nämlich oft irgendwelche Einstellungen, die mit der Handlung nur sekundär zu tun haben. Bei der Ankunft der Hauptpersonen sind es einige arbeitende Einheimische, die er abwechselnd mit Christopher und Jane zeigt. Dies ist die einzige Szene wo dieses falsche Fokussieren gut wirkt, denn dadurch wird der Film langsamer, entspannender, was wiederum den Schock über die Telephon-Nummer (Dieser Gag ist nicht von mir, ich hab ihn vom DVD-Cover geklaut) größer macht, aber mit der Zeit wird’s eben nervig.
Immer wieder greift er auf romantische Einstellungen von Land und Leuten zurück, die den Film, obwohl die Qualität der Bilder für einen so billig produzierten Film doch eindrucksvoll ist, stark verlangsamen. Dazu noch die plätschernde Musik und wir glauben uns immer wieder in einem Rosamunde Pilcher Film. Hin und wieder ist das als netter Kontrast zu den Mordszenen erfreulich, oft auch aber langweilig und nervig.
Um die Verkehrung in der Telephonzelle zu toppen lässt das Drehbuch Christopher mit einer Ziege verkehren… :o WAS??? Hier wusste ich, dass der Film wohl eher auf einen Skandal aus ist. Diese Szene ist a) vollkommen unnötig und b) nicht mal glaubwürdig, denn Christopher entledigt sich vor diesem Akt nicht mal seiner Hose (OK, über Punkt b war ich froh).
Das Schlimme an diesen Szenen wie auch an den Mordszenen ist, dass sie keine wirkliche Veränderung bringen. Die Handlung verläuft hernach geradlinig weiter, Jane und Christopher verhalten sich auch nach wie vor wie ein frisch verheiratetes Pärchen. Dies ist ein Aspekt, der mir sehr zusagt, er verdeutlicht die krankhafte Idee der Protagonisten, dass ihr Taten richtig sind.
Schlecht an den Mordszenen wiederum ist (außer dass man ihnen die billigen Produktionsbedingungen ansieht), dass sie episodenhaft aneinander gereiht sind. Man könnte diese Szenen in eine beliebige Reihenfolge bringen und der Handlung würde es nicht schaden.
Als ein Inspektor auf die Insel kommt, der schon länger nach dem Mörderpärchen sucht, scheinen wir einen Höhepunkt zu bekommen doch, ohne allzu viel vorweg nehmen zu wollen, der Inspektor hat eine genauso große Rolle wie der Koch mit dem Shining aus „Shining“, ihr versteht. ;)
Das Ende war wieder ansprechender, der einfache Schäfer, zu dem sich Jane mehr hingezogen fühlt als zu ihrem Bruder (ach ja, sie sind übrigens auch Geschwister – wie gesagt, der Film ist offenbar auf Skandale aus) gibt der Beziehung der Protagonisten ein interessantes Ende, über welches man noch nächtelang in intellektuellen Kreisen diskutieren könnte…das heißt natürlich es wäre ein gutes Ende, wenn das das Ende gewesen wäre. Aber stattdessen bekommen wir noch zirka zehn Minuten Nichts, jawohl Nichts, zumindest nichts Neues, Jane wird einfach ein wenig mit dem Schäfer gezeigt – langweilig! Offenbar wollte Mastorakis seinen Film über 100 Minuten bringen weil…weil in seiner Vorstellung jeder Beitrag zum Schundkino so lange sein sollte.
Fazit: Skandalträchtiger Film, der Raum für Interpretationen offen lässt und der mörderischen Handlung mit sympathischen Hauptdarstellern, romantischen Bildern und einer netten Musik einen schönen Kontrast bietet. Leider leistet sich Mastorakis in seinem Debüt einige Anfängerfehler, die einen ununterbrochenen Spannungsbogen verhindern.
7/10 6/10 6,5/10
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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SPIEL DEIN SPIEL UND TÖTE, JOE

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Originaltitel: Un uomo chiamato Apocalisse Joe
Land: Italien, Spanien
Jahr: 1970
Genre: Western
Regie: Leopoldo Savona

Handlung:
Der Gelegenheitsschauspieler Joe Clifford (ANTHONY STEFFEN) erbt von seinem Onkel eine Miene. Als er diese jedoch mal ankucken kommen will, muss er feststellen, dass der skrupellose Berg (Eduardo Fajardo) die Miene unerlaubter Weise in seinen Besitz genommen hat. Dank eines gekauften Sheriffs und einer Horde von bezahlten Killern macht ihm auch niemand diesen Besitz streitig - bis auf Joe…

Kritik:
Der Film beginnt mit dem Schönsten was ich je gesehen habe! Anthony Steffen, mein Lieblingsschauspieler, rezitiert in einem Italowestern, meinem Lieblingsgenre, „Hamlet“, mein Lieblingsstück von William Shakespeare, meinem Lieblingsautor. Wow, was für ein Beginn! Durch die Pistole, die er in seinem Totenkopf versteckt hat und die fünf Niedergeschossenen am Ende von „Sein oder Nichtsein“ bekommen die ehrwürdigen Worte Shakespeares einen neuen coolen Kontext…und der Rest ist schweigen.
Steffen gibt hier einen Schauspieler, was mich ein wenig gestört hat war nur, dass man diesen Umstand nach der Anfangsszene völlig außer Acht lässt. In der ersten Hälfte begegnet uns Steffen, eben nach seinem Anfangsmonolog, als gewöhnlicher Revolverheld, den er sonst auch spielt, statt von Shakespeare scheinen seine Sprüche eher von Eastwood zu kommen. Doch gegen Schluss beginnt der Gute immer wieder auf seine schauspielerischen Leistungen zurückzugreifen um die Schurken hinters Licht zu führen. So bekommen wir unser Anthönchen einmal als Kellner (mit Schürze!), als alten Mann, als Priester, als Macbeth und Last BUT NOT LEAST als altes Mütterchen…DAS IST NICHT ZU TOPPEN!!!
Als Kontrahent steht ihm sein alter Kollege Eduardo Fajardo gegenüber. Dieser spielt wieder mal seinen sadistischen Gangsterboss, die Figur Berg wirkt aber weniger wie der majestätische Major Jackson, sondern eher wie ein durchtriebener Schurke, der nach einem armseligen Leben zu großem Reichtum gekommen ist und sich plötzlich Chef einer kleinen Revolverheldenarmee nennen darf.
Die Gehilfen Fajardos sind überzeugende, teilweise altbekannte, Westernstatisten wie beispielsweise Riccardo Pizzuti. Steffen wird auch von einer kleinen Riege unterhaltsamer Nebenfiguren unterstützt. Zu nennen seien hier vorerst der Doktor/Friseur/Dorftrunkenbold Fernando Cerulli, dessen lustiger Nebencharakter durchaus die Qualitäten eines Franco Pesce erreicht und dessen Tochter. Das nette an dieser Rolle ist, dass sie weniger die idealisierte Schönheit spielt sondern mehr das sympathische Mädchen vom Lande.
Die Story an sich könnte kritisiert werden, da sie nur wenig Neues bietet. Leopoldo Savona inszeniert aber mit so viel Action, dass wir trotz der alten Geschichte keine Sekunde Langeweile erdulden müssen.
Die letzte halbe Stunde ist ein einziger gigantomanischer Showdown. Durch seine Länge und den Trickreichtum, mit dem Steffen hier die bösen Buben in die Hölle schickt, erinnert er uns ein wenig an den Showdown aus „Django und die Bande der Bluthunde“ verbreitet aber weniger diese düstere Stimmung und wartet stattdessen mit mehr Humor auf.
Zu erwähnen wäre noch der exquisite Soundtrack von Bruno Nicolai, der im typischen Nicolai-Stil stark an die besten Werke Ennio Morricones erinnert.
Fazit: Gehobener durchschnitt. Nicht wirklich etwas Neues, aber sehr unterhaltend und mit einem verkleidungsfreudigen Shakespeare zitierenden Steffen. Für Fans von Anthony Steffen ein absolutes Muss und für alle anderen ein nettes kleines Unterhaltungskino.
Als Filmkritiker: 7/10
Als Steffen-Fanatiker: 10/10
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DrDjangoMD
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Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

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GROSSES ANTHONY STEFFEN SPECIAL

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Einleitung (Warum ich Steffen mag)
Mein Anthönchen ist mein absoluter Lieblingsdarsteller, dies jedoch nicht weil er so ein guter Schauspieler ist, der über eine endlose Riege an verschiedenen Emotionen verfügt, sondern wegen dem genauen Gegenteil. Er ist ein mieser Darsteller, der ein bis zwei verschiedene Gesichtsausdrücke drauf hat. Einerseits passt dies jedoch genau in die meisten Rollen, die er verkörpert (Schweigsamer Rächer ohne Emotionen) und andererseits ist es dann umso schöner, wenn wir mal ein Lächeln von ihm bekommen, weil wir so was bei Steffen nie erwarten. Er hat das ernsteste Gesicht unter den Italowestern-Helden und spielt die tragischsten Rollen, aber trotzdem überrascht er seine Fans immer wieder mit kleinen Besonderheiten wie einem Lachen (sehr selten bei ihm) oder einem Auftritt als Hamlet. Und außerdem muss man sich eingestehen, dass, so talentfrei Steffen auch sein mag, er bemüht sich immer. Beispielsweise hat er für eine seiner Italowestern-Rollen extra das Reiten gelernt und wurde infolgedessen zu einem ziemlich guten Reitmeister.

Biographie
Der unter dem Namen Antonio Luis von Hoonholtz de Teffè geborene „Anthony Steffen“ verfügte neben einem Namen, auf den selbst Tuco neidisch gewesen wäre über viele Gottesgaben. Er war der Sohn eines Diplomaten, sprach fünf Sprachen, kämpfte im zweiten Weltkrieg auf der Gewinnerseite als Partisan gegen die Nazis, hatte zwei Söhne und war überdies und obendrein noch ein gefeierter Schauspieler!
1929 in Rom als Sohn eines Brasilianischen Diplomaten geboren verdingte sich Steffen nach dem Krieg als Produktions- und Regieassistent. Ende der 50er versuchte er sich auch in eher bedeutungsloseren Filmen als Schauspieler.
Als die Ära des Italowesterns eingeleitet wurde, wurde der hagere Mann mit dem traurigen Gesicht schnell zum beliebten Hauptdarsteller in einer Vielzahl von Western (~25). Meistens verkörperte er einen schweigsamen Rächer in bester Django-Manier, wenn nicht gleich als Django. Das Markenzeichen von Steffens Figuren ist, dass sie alle ziemlich leiden müssen. Da es hier um Rachewestern geht steht am Anfang in der Regel der Tod eines geliebten Menschen, in der Mitte gibt’s dann mindestens einmal Haue und damit es ganz melodramatisch wird muss auch am Ende ein geliebter Mensch dran glauben. Ich benutze hierfür ganz gerne den Terminus Technicus „Steffen-Schluss“. Damit bezeichne ich ein Ende bei dem Steffen überlebt (wie immer) aber irgendeine Person, die ihm was bedeutet, von den Bösen oder wenn’s ganz tragisch wird von Steffen selbst ins Jenseits befördert wird.
Nach dem Italowestern bekam er nicht mehr so viele Verträge. Hier und da konnte man ihn noch mal in einem Film bestaunen, bis er sich schließlich nach Rio De Janeiro zurückzog, wo er 2004 an Krebs starb. Ruhe in Frieden Antonio.

Einige seiner Filme:
Achtung: Es gibt zwar keine ganz fiesen Spoiler, wo ich das Ende detailliert verrate aber es wird oft darauf hingewiesen, dass es zu einem tragischen Ende kommen könnte.

1965: Der letzte Mohikaner (Harald Reinl)
In dieser von Harald Reinl im Stil der Winnetou Filme gedrehten Lederstrumpf-Adaption spielt Steffen die Hauptrolle des Falkenauge. Da der junge Italiener aber nicht so bekannt war wie die anderen Stars des Filmes wie Joachim Fuchsberger oder Karin Dor durfte er nicht mit aufs Poster. Gerüchte sagen, dass er darüber so erbost war, dass er den ganzen Film mit einer hölzernen Miene gespielt hat. Erst nach einer handvoll Italowestern wissen wir, dass er JEDEN Film mit hölzerner Miene spielt. ;)
Sonst gleicht seine Rolle vom Charakter und vom Aussehen ganz eindeutig Old Shatterhand. Ich persönlich vertrete ja die Theorie, dass Steffen die Rolle nur bekommen hat, weil Lex Barker gerade keine Zeit hatte und man jemanden gesucht hat, dem das Kostüm passte. Obwohl dies kein italienischer sondern ein deutscher Western ist bekommen wir hier auch den typischen Steffen-Schluss. Aber Kopf hoch, Anthony, dir wird zwar eine geliebte Person genommen, aber am Ende darfst du Karin Dor in Händen halten (übrigens herrlich war sein Gesichtsausdruck als sich die weinende Karin in seine Arme wirft, ich glaube das hat der Gutste damals nicht kommen sehen).
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1966: Django – Die Geier stehen Schlange (Alberto Cardone)
Alberto Cardone, der Regisseur dieses Streifens, gestaltete seine Italowestern gern wie griechische Tragödien. Die Familie und Bedienstete von Steffens Django werden von Banditen unter Fernando Sancho abgemurkst. Steffens Sohn im Babyalter wird von Sancho adoptiert und als dessen Sohn großgezogen. Steffen auf der Suche nach seinem Sprössling zieht banditenmordend als Rächer der enterbten durch die Lande. Als er endlich seinen Sohn gefunden hat, erkennt ihn dieser nicht als seinen Vater an und fordert Steffen zum Duell. Sehe ich da einen Steffen-Schluss kommen!?
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1966: Es geht um deinen Kopf, Amigo (Mario Caiano)
Steffen (diesmal nicht als Django sondern als Ringo) und sein väterlicher Freund Eduardo Fajardo befinden sich auf Goldsuche. Blöderweise ist auch der hinterfotzige Frank Wolff mit von der Partie und versucht Steffen und Fajardo gegeneinander auszuspielen. Gelingt es ihm nicht oder bekommen wir einen Steffen-Schluss?
Es macht keinen großen Unterschied ob Steffens Charakter jetzt Ringo oder Django gerufen wird, unser Anthönchen hat hier wie sonst sein herrliches hölzernes Gesicht mit den zwei Standartemotionen „Leidend“ und „Besonders leidend“, aber dafür lieben wir ihn ja. Hin und wieder lässt er hier aber auch mal ein Lächeln ab, besonders in Szenen, in denen er mit Eduardo Fajardo interagiert, zwischen ihm und Fajardo herrscht eine wunderbare Chemie, mit der uns die beiden noch in vielen weiteren Filmen beglücken werden.
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1966: Django kennt kein Erbarmen (Enzo G. Castellari)
Einer der schwächeren Steffens. Irgendwie spielt er einen als Sheriff getarnten Kopfgeldjäger oder so, der nach dem Banditen Frank Wolff sucht, welcher aber mittlerweile auf die gute Seite der Macht gewechselt ist. Dann gibt es die 0815 Liebesgeschichte mit Frank Wolffs Tochter, die Steffen einmal gesehen hat aber dank den unkreativen Drehbuchschreibern sofort in ihn verschossen ist.
Steffens Performance ist hier zwar ziemlich gleich wie sonst auch, aber er hat kürzere Haare und deswegen mag ich seine anderen Rollen lieber (an irgendwas muss er ja gemessen werden). :mrgreen:
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1966: Sartana (Alberto Cardone)
Alberto Cardone kam wohl zu der Einsicht, dass es doch ein wenig hart ist, wenn ein Vater gegen seinen eigenen Sohn kämpfen muss und deswegen bekommen wir in „Sartana“ nur zwei Brüder die sich am liebsten im Grab sehen wollen. Der eine ist der Gute (natürlich Steffen) und der andere ist der böse Sartana (Gianni Garko mal als Schurke). Steffen-Schluss ist wieder mal vorprogrammiert. Steffen spielt (Überraschung) wie immer, die Haare sind ihm noch nicht richtig nachgewachsen und außerdem ist Garko so gut in der Rolle, dass er alle Akteure, die nicht mehr als fünf Kilometer von ihm entfernt sind, gnadenlos an die Wand spielt.
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1967: Gentleman Joe – Der Rächer bin ich (Giorgio Stegani)
Steffen ist ein nobler Bürger, dessen Bruder von mexikanischen Banditen ermordet wird, die übrigens von Eduardo Fajardo angeführt werden. Der Snob verwandelt sich zum Rächer.
Dieser Film ist für Steffen-Fans wirklich eine Freude, denn der Golem der Schauspielerwelt zeigt hier nie gekannte Emotionen. Wir sehen ihn sage und schreibe drei Mal mit Zähnezeigen lachen (DREI mal!!!) und wir bekommen sogar eine Szene, in der er einen auf Betrunkener macht. Dies ist auch einer der wenigen Filme mit ihm, bei denen es keinen Steffen-Schluss gibt. :thup:
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1967: Killer Kid (Sergio Garrone)
Steffen ist hier der US-Agent Chamaco der sich hinterfotzig in eine Gruppe mexikanischer Revolutionäre einschleicht. Die Stereotypen-einzige-Frau unter den Freiheitskämpfern verliebt sich natürlich in Anthony, den sie für einen Bundesgenossen hält. Ich liebe den Geruch von Melodramatik am Morgen. Wieder ein meiner Meinung nach weniger gelungener Steffen-Film. Er braucht dringend wieder längere Haare!
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1968: Der letzte Zug nach Durango (Mario Caiano)
Steffen und sein Partner Enrico Maria Salerno sind auf der Suche nach einem bei einem Zugraub gestohlenen Safe voll Gold. Sie müssen sich erst durch Mexiko schlagen um das Gold zu finden, dann müssen sie es aus den Krallen eines Revolutionsgenerals (gespielt von Roberto Camardiel) holen und obendrein hat sich Steffen noch in die schöne Dominique Boschero verkuckt. Am Ende kommt es zu einem Steffen-Schluss, aber ein wenig anders als gewohnt. Er verliert einen geliebten Menschen, aber diesmal nicht an den Tod.
Steffen in einem Spaßwestern! Und es ist so genial. Der Typ kann zwar nicht wie Salerno überzeugend lustige Charaktere spielen, aber er bemüht sich so sehr witzige Gesichtsausdrücke aufzulegen, dass es eine wahre Freude ist.
Zwei Szenen sind mir besonders ans Herz gewachsen: Die erste ist der Showdown Steffen gegen Mark Damon. Beide haben keine Kugeln mehr in ihren Revolvern, beide wissen das vom jeweils anderen nicht, beide versuchen ob sie mit Bluffen weiterkommen und beide lassen im selben Moment die Waffen fallen und strecken die Hände nach oben. :lol:
Die andere Szene ist der beste Moment in Anthony Steffens gesamter Karriere! Er und Salerno gehen was trinken, zu den Getränken gibt es (Wir sind in Mexiko!) Pfefferoni. Salerno isst seinen, warnt Steffen aber vor der Schärfe. Steffen, cool wie er ist, nimmt lässig den Pfefferoni beist kühl ab, prustet ihn wieder aus, schnappt sich einen Krug Wasser, kippt den ganzen Krug hinunter und wird hustend und keuchend von Salerno verlassen. Dieser versucht Informationen von einem betrunkenen Mexikaner zu bekommen und während er das macht sehen wir Steffen im Hintergrund noch immer einen Wasserkrug nach dem anderen austrinken – absolut göttlich. :D :kicher: :mrgreen:
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1968: Django spricht das Nachtgebet (Mario Caiano)
Steffen hat als Django sein Gedächtnis verloren. Zusammen mit seinem „einzigen Freund“ William Berger sucht er den Mann, der für die Misere verantwortlich ist, doch spielt Berger hier mit offenen Karten? – Mittelmäßig. Übrigens war Berger von Steffens schauspielerischen Leistungen überhaupt nicht angetan. Er bezeichnete ihn gar als einen Nichtskönner.
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1969: Django und Sartana – Die tödlichen zwei (Sergio Garrone)
Ricardo Garrone schmuggelt Mexikanische Flüchtlinge über die Grenze, doch kaum nähern sich Soldaten entledigt er sich auf die unschöne Weise von den armen Mexikanern. Die Revolverhelden Django (Steffen – who else) und Sartana (William Berger) sollen diesem üblen Treiben ein Ende setzten. Doch ist Berger wirklich auf Steffens Seite?
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1969: Garringo – Der Henker (Raphael Romero Marchent)
Der Soldat Garringo (Steffen) soll den irrsinnigen Peter Lee Lawrence zur Strecke bringen, welcher seine Zeit damit verbringe, Soldaten zu überfallen und umzubringen. Steffen muss Lawrence aber erst finden und verliebt sich auf seiner Suche in die Schwester des Soldatenkillers. Das könnte tragisch werden…
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1969: Django und die Bande der Bluthunde (Sergio Garrone)
Die Truppe des Südstaatensoldaten Django (natürlich Anthony Steffen) wird von ihren Offizieren an die Nordis verraten und aus dem Hinterhalt niedergemacht. Steffen schwört als einziger Überlebender Rache.
Steffen, der hier als Co-Produzent und Co-Autor mitwirkte verkörpert die Rolle seines Lebens. Dieser Django hat ein phantomhaftes Auftreten, er erscheint immer aus dem Nichts und tötet ohne eine Gefühlsregung zu zeigen. Steffens Miene ist hier versteinert wie eh und je doch im Gegensatz zu anderen Rollen passt das hier perfekt in das Bild, das wir von Django haben. Diese Figur ist kein Mensch mit Emotionen oder Gefühlen sondern einfach eine Killermaschine und Steffen ist perfekt um so eine Figur zu verkörpern.
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1970: Shangos letzter Kampf (Eduardo Mulargia)
Eine Rotte fanatischer Südstaatensoldaten unter Eduardo Fajardo wollen einfach nicht einsehen, dass der Krieg zu Ende ist und überfallen einen Trupp Nordstaatler. Dumm nur, dass die Soldaten von Anthony Steffen begleitet wurden, der als einziger das Massaker überlebt. Die Verbrecher terrorisieren nach ihrer Bluttat ein mexikanisches Dorf und Steffen hält es für seine Aufgabe die Bauern vor Fajardos Männern zu schützen. Wird es ihm gelingen oder bekommen wir mit einem verwundeten Steffen in mitten Dutzender toter Mexikaner einen typischen Steffen-Schluss?
Steffen war hier wieder am Drehbuch beteiligt. Der Film verfügt über eine gewisse Anti-Kriegs-Stimmung und Steffen ist der perfekte Mann um bei so einem Film die Hauptrolle zu verkörpern. Er überzeugt uns davon, dass er so eine leidende Miene zieht, weil ihm der Krieg zum Hals raushängt und nicht etwa, weil er immer so eine leidende Miene zieht egal in welcher Situation.
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1970: Der Tod sagt Amen (Sergio Martino)
Anthony Steffen (Diesmal als Arizona Colt, der Mann lässt wirklich keinen Spaghetti Helden aus) bekommt zusammen mit seinem Sidekick Roberto Camardiel den Auftrag die Tochter eines reichen Gutsbesitzers aus der Hand einiger Banditen um Aldo Sambrell zu befreien.
Das Problem, welches ich mit diesem Film habe, ist, dass er einfach keine konstante Grundstimmung findet. Es beginnt wie ein Spaßwestern: Steffen und Camardiel machen gehörig Laune und der Bodycount hält sich stark zurück, da es Steffen vorzieht, lieber auf die Colts als auf die Herzen seiner Gegner zu zielen. Zirka ab der Mitte kippt es dann aber. Camardiel wird fast zu Tode gefoltert und am Ende erwartet uns ein typischer Steffen-Schluss, dramatisch wie in einem Cardone-Film.
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1970: Sabata – Der Killer aka. Galgenvögel sterben einsam (Tulio Demicheli)
Steffen (Sabata hat ihm noch gefehlt) und Fajardo sind zwei ausgekochte Halunken, die mit kleineren Rauben ihren Lebensunterhalt verdienen. Als sie jedoch zusammen mit ihrem neusten Partner Peter Lee Lawrence ein großes Ding drehen starten die Probleme. Allesamt geldgierig versuchen sie sich gegenseitig auszutricksen. Steffens Schwester verkuckt sich noch dazu in Lawrence, der aber mit ihr und seinem potentiellen Schwager ein falsches Spiel treibt.
Selbe Probleme wie mit „Der Tod sagt Amen“, es beginnt als witziger Spaßwestern, dessen Humor besonders Eduardo Fajardo munter vorantreibt, doch gegen Ende wird’s zu einer düsteren Mordgeschichte. Steffen muss erkennen, dass Lawrence ein übler Hund ist und steht vor der Entscheidung ob er ihn entkommen lassen soll oder den Liebhaber seiner Schwester töten soll. So oder so ein Steffen-Schluss ist vorprogrammiert.
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1970: Spiel dein Spiel und töte, Joe (Leopold Savona)
Steffen hat eine Miene geerbt, doch die hat sich mittlerweile Eduardo Fajardo unter den Nagel gerissen. Da muss Anthony, welcher sich zuvor als Gelegenheitsschauspieler sein täglich Brot verdient hat, all seine schauspielerischen Fähigkeiten einsetzen um den Verbrechern das Handwerk zu legen.
Dieser Film, der überhaupt sehr spannend und kurzweilig inszeniert ist, wartet mit vielen „Zuckerln“ für Steffen-Fans auf: In der Anfangsszene bekommen wir zum Beispiel eine Hamlet-Aufführung des Anthönchens zu sehen. Der Typ tut sich schon schwer, wenn er den X-ten Aufguss eines schweigsamen Rächers zu spielen hat und nun bekommt er es plötzlich mit einer der komplexesten Figuren der Weltliteratur zu tun. Er versagt zwar kläglich, aber man sieht wie er sich bemüht und das ist schön. (Versteckt euch Kenneth Branagh und Sir Laurence Olivier, hier kommt ANTHONY!)
Weitere Rollen in welche er während dieses Filmes schlüpft sind Macbeth, ein alter Mann, ein Priester, ein Kellner und ein altes Mütterlein. George Hilton in Frauenkleidern war ja schon witzig aber Steffen mit Rock und Kopftuch ist einfach unbezahlbar.
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1971: Ein Fressen für Django (Eduardo Mulargia)
Steffen (wieder mal als Django) will den Tod seiner Frau rächen, die von der berüchtigten Kleeblattbande gemeuchelt wurde. Sein einziger Weggefährte führt ihn zu den drei Killern doch nachdem diese in der Hölle schmoren muss Steffen erkennen, dass ein Kleeblatt auch VIER Seiten haben kann. Steffen-Schluss!
Kein besonderer aber ein kurzweiliger Steffen-Film. Anthony spielt erneut einen rachedurstigen Django und das macht er ja bekanntlich immer gut.
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1971: Die Grotte der vergessenen Leichen (Emilio Miraglia)
Der Tod seiner Frau Evelyn hat die Psyche des Aristokraten Steffen so aus dem Gleichgewicht gebracht, dass er nun Abend für Abend ausgehen muss um Prostituierte zu meucheln. So zumindest im ersten Drittel des Filmes. Der Rest der Handlung dreht sich um Steffens neue Gemahlin, die ihn durch eine gefälschte Auferstehung Evelyns in den Wahnsinn treiben will.
Für Steffen-Fans macht dieser Film ziemlich viel Laune. Es ist nicht nur nett das Anthönchen auch mal außerhalb seines Stamm-Genres zu sehen, hier gibt er uns zusätzlich einen halbwahnsinnigen Prostituiertenmörder. Das nette ist, obwohl seine Figur ein irrsinniger Killer ist konnte man trotzdem nicht umhin ihn am Ende doch zum Helden werden zu lassen.
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1975: Blutige Magie aka. Das Geheimnis des Magischen Kreises (Mario Siciliano)
Steffen gibt hier einen Kriminalbeamten, der eine Reihe rätselhafter Morde untersuchen muss, bei denen durchaus Geister ihre magischen Finger im Spiel haben könnten. Schafft er es die Morde zufriedenstellend aufzudecken oder bringt uns sein Versagen wieder mal einen Steffen-Schluss?
In diesem recht schwachen und verwirrenden Film Sicilianos spielt Steffen mal eine recht seriöse Figur, da er sowohl über einen echten Beruf verfügt, als auch verheiratet ist. Er ist weniger direkt ins Geschehen involviert und wurde vielleicht nur gecastet um den Film für Steffen-Fans schmackhaft zu machen…bei mir hat’s funktioniert. Sein alter Kollege Eduardo Fajardo begegnet uns hier auch in einer kleinen Nebenrolle.
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Weitere Bilder von Anthony Steffen gibts hier:
http://www.deliria-italiano.org/phpbb/v ... tml#p44028
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