Kleine Hartbox aus der Trash Collection (#81) von CMV, Cover C
Alien - Die Saat des Grauens kehrt zurück (Italien 1980, Originaltitel: Alien 2 - Sulla terra)
Das Ende naht...
Ungeduldig wird die Ankunft einer Landekapsel der NASA erwartet. Der Inhalt des Gefährts sorgt für grosse Überraschung, denn die Astronauten sind spurlos verschwunden. Zu dieser Zeit macht sich ein Team um Thelma (Belinda Mayne) und Roy (Mark Bodin) auf den Weg, man will ein ausgedehntes Höhlensystem sorgfältig erforschen. Ein Mitglied der Gruppe findet kurz vor dem Abstieg einen rätselhaften Stein, den er umgehend der Geologin Thelma überreicht. Als man endlich in die Höhle vorgedrungen ist, darf sich das Forscherteam an wunderschönen Anblicken ergötzen. Lange soll die Freude nicht währen, die Höhle verwandelt sich in eine Hölle, ein unfassbar schreckliches Wesen verarbeitet die chancenlosen Menschen gnadenlos zu Brei...
Ridley Scott legte 1979 mit "Alien" einen grossen Erfolg hin, da wundert es kaum, dass die pfiffigen Italiener wenig später Filme wie "Alien - Die Saat des Grauens kehrt zurück" und "Astaron - Brut des Schreckens" (Contamination, 1980) an den Start brachten. "Alien 2 - Sulla terra" ist Exploitation der herrlichsten Sorte, ein unglaublich sympathischer Film für Liebhaber. Regisseur Ciro Ippolito zaubert mit einfachen Mitteln ein tolles Erlebnis aus dem Hut. Hektiker werden sich mit dem Streifen Probleme haben, denn in der ersten halben Stunde passiert (fast) nichts. Trotzdem macht es Laune den belanglosen Unterhaltungen der Akteure zu lauschen, ich fühlte mich von Anfang an wohl, die Zeit verging wie im Fluge. Nach dem Abstieg in das Höhlensystem legt die Sause einen Zahn zu, der Spassfaktor zieht mit Nachdruck an. Die Angriffe des ausserirdischen Wesens geraten teilweise sehr blutig, doch der Reiz des Films beschränkt sich keineswegs auf die Produktion von Mettgut.
Klar, die Panschereien sorgen beim geneigten Fan für ein zufriedenes Grinsen, die wahren Stärken von "Alien - Die Saat..." sind jedoch die geschickte Ausleuchtung und die sehr gute Kameraarbeit von Silvio Fraschetti. Zu befremdlichen Dialogen gesellen sich toll ausgeführte Einstellungen, selbst aus den Lichtpunkten einiger Helmleuchten ergeben sich beeindruckende Momente. In der Höhle, dem zentralen Ort der Handlung, entfaltet sich eine einzigartige Atmosphäre, garniert mit Hackfleisch und Irrsinn. Ich wiederhole mich gern, der Flick verbreitet jede Menge
knuffige Wohlfühlatmosphäre, hat diese ganz besondere Note, die viele Werke aus Italien zu ganz besonderen Erlebnissen macht. Mit einfachen Mitteln und handwerklichem Geschick wird mehr erreicht, als so manche Multi-Millionen-Produktion vorweisen kann. Auf Stars des Genrekinos wurde verzichtet, doch die verpflichtete Mannschaft macht einen guten Job. Belinda Mayne und Mark Bodin bekleiden die Hauptrollen, besonders Mayne hat einige sehr starke Szenen. Z.B. den fantastischen Moment, in dem Mayne einem ihrer (ehemaligen) Mitstreiter gegenübersteht, dessen Körper längst von der unbekannten Lebensform übernommen wurde. Da Maynes Figur offenbar über paranormale Fähigkeiten vefügt, gerät das Zusammentreffen mit dem Alien zu einem besonders reizvollen und explosiven Duell. Übrigens wirkt auch der damals noch sehr junge Michele Soavi mit, der später vor allem als Regisseur auf sich aufmerksam machen konnte. Soavi verdanken wir Perlen wie "Aquarius - Theater des Todes" (Deliria, 1987), "The Church" (La chiesa, 1989), und natürlich auch den göttlichen Überflieger "DellaMorte DellAmore" (1994).
Grosses Lob verdient die geschickte Dramaturgie des Streifens. Zunächst wird der Zuschauer sanft eingelullt, unter der Erde drückt man auf die (Ketchup)Tube, das Finale punktet mit seiner gut eingefangenen Endzeitstimmung, Bowling-Center inklusive. Musikalisch untermalt wird das Treiben von den De Angelis Brüder, die unter ihrem bekannten Pseudonym "Oliver Onions" unterwegs sind. Der Soundtrack passt sehr gut zur Stimmung des Films, egal ob eingängig oder schwurbelig, die Oliver Zwiebeln liefern zu jedem Bild die richtigen Töne. Lange mussten wir in Deutschland auf eine offizielle DVD-Auswertung warten, nun hat sich CMV diesem kleinen Schätzchen angenommen. Die Scheibe bietet den Film in guter Qualität an, lediglich die Kompression schwächelt manchmal. Ein wenig Bonusmaterial ist an Bord, der Titel wird mit unterschiedlichen Covern ausgeliefert. Seit einiger Zeit existiert sogar eine Blu-ray, als "Alien 2 - On Earth" wurde diese in den USA auf den Markt gebracht. Mir liegt bisher nur die (solide) CMV-DVD vor, vielleicht gönne ich mir die BD als Ergänzung. Für die DVD spricht die deutsche Synchronisation, die -wie der Film selbst- ein kleines Schmuckstück darstellt.
Zwar ist "Alien - Die Saat des Grauens" kein Ultraknaller wie der grandiose "Astaron" geworden, doch ich möchte Ciro Ippolito für diesen liebenswerten Film knuddeln. Die Zahlenwertung ist -wie so oft- ein undankbarer, elender Job. Zunächst setzt es 7/10 (gut), aber -wie sollte es anders sein- unzählige Wohlfühlpunkte addiere ich in Gedanken hinzu.
Lieblingszitat:
"Hör auf zu schreien, das ist nur eine Maus!"