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Re: Geschichten aus der Gruft [TV-Serie] (1989 - 1996)
Verfasst: Do 7. Dez 2023, 15:07
von buxtebrawler
S2E01: Eine dicke Erbschaft
US-Erstausstrahlung: 21.04.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Der ist so fett, dass er seine eigene Postleitzahl hat!“
Die Sekretärin Cathy Finch (Demi Moore, „St. Elmo’s Fire“) heiratet den übergewichtigen und generell nicht sonderlich attraktiven Charlie Marno (Jeffrey Tambor, „…und Gerechtigkeit für alle“). Grund hierfür ist die Vorhersage einer Wahrsagerin (Natalia Nogulich, „Schöne Bescherung“), dass sie ein umso hübscheres Sümmchen Geld erben und Charlie kurz darauf das Zeitliche segnen werde. So kommt es dann auch, wenn auch etwas anders als von Cathy erwartet…
„Pretty in Pink“-Regisseur Howard Deutch zeichnet für diese im Jahre 1950 spielende Episode um eine einseitige Zweckehe verantwortlich. Die Wahrsagerin spricht mit osteuropäischem Akzent und erfüllt auch sonst sämtliche Klischees, während Demi Moore auffallend fesch ist. Ihr Ehemann hingegen ist nicht nur fett, sondern wurde zusätzlich mit einer grotesken Ekelmaske verunstaltet. Gemein schauen Cathy und Charlie sich „The Wolfman“ im Kino an, bevor Cathy mit ihrer Freundin mögliche Todesarten Charlys durchspielt, die allesamt visualisiert werden. Zwischen Bilder des für Cathy anstrengenden Ehealltags werden ästhetische Tanzszenen von Charly und ihr geschnitten. Dass es für Cathy böse enden wird, ist vorhersehbar (denn Geldgier und gespielte Liebe müssen natürlich bestraft werden), wie genau jedoch nicht – woraus diese Episode mit ihren gewohnt überzeichneten Figuren ihre Spannung bezieht. Ein gelungener Einstieg in die zweite Staffel.
7/10
S2E02: Das Tauschgeschäft
US-Erstausstrahlung: 24.12.1996
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Du siehst zu alt aus!“
Der vermögende, aber die besten Jahre hinter sich habende Carlton Webster (William Hickey, „Hexensabbat“) verliebt sich in die junge Linda (Kelly Preston, „Christine“) und schöpft daraus neuen Lebensmut. Sie mag ihn und weiß gar nicht, dass er reich ist, lehnt seinen Heiratsantrag jedoch ab, weil er ihr zu alt aussieht. Als Carlton daraufhin ein neues Gesicht will, wird er vom Schönheitschirurgen an einen Mad Scientist vermittelt, mit dem er sich auf ein Tauschgeschäft einlässt: das Gesicht des ostdeutschen Flüchtlings Hans (Rick Rossovich, „Terminator“) gegen Carltons Geld. Doch auch mit neuem Gesicht ist Carlton immer noch zu alt, sodass er sich auch einen neuen, muskulösen Körper zulegt und schließlich auch seine Beine und seinen Penis austauschen lässt. Linda findet ihn nun toll, doch Carltons Glück währt nicht lang…
Schauspieler und Bodybuilder Arnold Schwarzenegger („Total Recall – Die totale Erinnerung“) betätigte sich hier nicht nur als Regisseur, sondern führt auch zusammen mit dem Cryptkeeper in die Episode ein. Diese ist zur Hälfte die Geschichte einer unglücklichen Liebe, die von der Natur schlicht nicht vorgesehen wurde, und zur anderen Hälfte eine Hommage an Frankenstein und Konsorten. Natürlich sucht Carlton den Mad Scientist nicht bei strahlendem Sonnenschein, sondern während einer Unwetternacht auf, natürlich begleitet ein Gewitter die erste Operation und natürlich praktiziert er in gotisch anmutenden Gemäuern. Schön ist auch die (im wahrsten Sinne des Wortes) Maskenarbeit geworden, denn Carltons neues Gesicht wirkt zunächst sehr maskenhaft und damit bizarr. Die finale Pointe dieser schwarzhumorigen Moritat ist zumindest ab einem gewissen Punkt absehbar, nichtsdestotrotz ist „Das Tauschgeschäft“ auf seine Weise fast schon genial. Ein früher Höhepunkt der zweiten Staffel, den ich Arnie so nicht zugetraut hätte.
8/10
S2E03: Spielerehre
US-Erstausstrahlung: 21.04.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Du hast keinen Charakter!“
Kartenspielerlegende Reno Crevice (Lance Henriksen, „Network“) kehrt in seinen ehemaligen Stammnachtclub zurück – und muss mit Entsetzen feststellen, dass dort nun sein alter Konkurrent und Intimfeind Sam Forney (Kevin Tighe, „Mein Partner mit der kalten Schnauze“) als bester Spieler gilt. Kurzerhand beschließen sie, gegeneinander darum zu spielen, wer aus der Stadt verschwinden muss – zunächst mit Karten, dann mit immer gefährlicheren Methoden…
Action-Regisseur Walter Hill („Nur 48 Stunden“) drehte diese Farce über übersteigerten Hass und mehr als nur ungesundes Konkurrenzdenken. Ob er auch für die anstrengende Synthesizermusik zu Beginn der Episode verantwortlich ist, weiß ich nicht, aber die Pattsituation nach dem Kartenspiel der beiden, die in ein russisches Roulette übergeht, inszenierte er mit viel Verve als superspannendes Duell. Da es sich bei der Kugel um einen Blindgänger handelt, fällt auch hier keine Entscheidung, sodass man sich beim „Hackpoker“ Runde um Runde Finger abhackt und sich schließlich im Krankenhaus ohne Gliedmaßen gegenübersitzt – womit die Episode ohne jede Rücksicht auf etwaigen Realismus ins Groteske mündet. „Spielerehre“ ist damit inhaltlich die grobe Kelle, spaßig, makaber und kurzweilig, wenn auch ohne jeglichen Tiefgang.
7/10
Re: Geschichten aus der Gruft [TV-Serie] (1989 - 1996)
Verfasst: Fr 8. Dez 2023, 13:30
von buxtebrawler
S2E04: Auf ewig dein
US-Erstausstrahlung: 24.04.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Margret ist eine hochnäsige Gewitterziege!“
Der schmierige Erbschleicher Logan Andrews (D. W. Moffett, „Die schwarze Witwe“) will auf einer Voodoo-Insel auf Sumpfgebiet bauen und versucht, dafür Geld von der affektierten Margaret Richardson (Pamela Gien, „Hunter“) zu bekommen, der er entsprechende Avancen macht und ihr ein romantisches Interesse vorheuchelt – jedoch zunächst erfolglos. Daher bittet er seine Verflossene, die Voodoo-Priesterin Psyche (Janet Hubert, „Der Prinz von Bel-Air“), um magischen Beistand. Doch diese hat auch noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen… Trotzdem mixt sie ihm einen Liebestrank: Ein Tropfen davon an Margaret und sie wird seine Frau, zwei Tropfen und sie wird auf ewig sein. Zunächst scheint der Zauber nicht zu wirken, doch nachts sucht Margaret ihn auf und bleibt bei ihm. Logan will nachhelfen und verabreicht ihr weitere Tropfen, woran sie verendet, ihm im Sterbebett aber noch ewige Liebe schwört. Als Untote kehrt sie schließlich zurück und verwest vor sich hin, nicht von Logans Seite weichend…
„Jetzt nur nicht den Kopf verlieren, Logan!“
Moffett sieht in seiner wunderbar unsympathischen Rolle aus wie dereinst Falco; wie unbeliebt er ist, deutet bereits der Prolog an, der ein gegen ihn gerichtetes Voodoo-Ritual zeigt. Chris Walas („Die Fliege II – Die Geburt einer neuen Generation“), Regisseur dieser Episode, ist in erster Linie Spezialeffektkünstler, der „Auf ewig dein“ mit hübsch morbider Masken- und Make-up-Arbeit veredelt. Die Handlung ist im Prinzip vorhersehbar, wurde aber um ein paar nette Ideen erweitert. Und wenn zwei Unsympathen wie Logan und Margaret aufeinandertreffen, bekommen in den „Geschichten aus der Gruft“ eben beide ihr Fett weg. Dass quasi im Vorbeigehen romantische Schwüre ewiger Treue pervertiert und zynisch ins Gegenteil des eigentlich Angestrebten verkehrt werden, verstärkt den süffisant sarkastischen Unterton dieser Episode.
7/10
Re: Geschichten aus der Gruft [TV-Serie] (1989 - 1996)
Verfasst: Do 14. Dez 2023, 13:18
von buxtebrawler
S2E05: Alles Gute zum Hochzeitstag!
US-Erstausstrahlung: 01.05.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Wer zögert, verliert!“
Richard (Gavan O'Herlihy, „Willow“) wartet seit Stunden auf seine Frau Della (Ruth de Sosa, „Ein Ticket für zwei“), die mit ihrem Trauzeugen Alan (Paul Lieber, „Barney Miller“) anlässlich ihres bevorstehenden zehnten Hochzeitstags unterwegs war. Er ist eifersüchtig auf Alan und hat Angst, von Della verlassen zu werden – immerhin war Alan vor Dellas Hochzeit einst selbst mit ihr liiert. Als Della endlich wieder da ist, geht es auf eine Hochzeitstagreise, die Alan ihnen geschenkt hat – und der selbst mitfährt… Richard belauscht mehrere vertrauliche Gespräche zwischen beiden, die für seine Ohren darauf schließen lassen, dass sie ihn loswerden wollen. Es kommt zum Streit. Sie haben eine Überraschung für Richard vorbereitet, aber der geht vom Schlimmsten aus und erschießt Alan mit einer Armbrust. Auch zwischen Richard und Della eskaliert es…
Regisseur David Burton Morris („Patti Rocks – Sex macht Spaß“) erzeugt eine düstere und beklemmende Atmosphäre, die von schwermütigen Klavierklängen verstärkt wird. Missverständnisse treffen auf Minderwertigkeitskomplexe und Paranoia – eine tödliche Mischung, die hier konsequent zur völligen Entladung führt. Die Handlung ist wieder recht vorhersehbar, sodass es sicherlich nicht gespoilert ist, wenn ich notiere, dass Richard sich natürlich irrt und eigentlich eine schöne Überraschung für ihn geplant war. Das erzeugt weniger dramaturgische Spannung, dafür Suspense und natürlich entsprechend böse Momente, wenn nicht nur Richard Opfer seiner Einbildungen und Verunsicherungen wird.
7/10
Re: Geschichten aus der Gruft [TV-Serie] (1989 - 1996)
Verfasst: Mo 18. Dez 2023, 11:23
von buxtebrawler
S2E06: Versprochen ist versprochen
US-Erstausstrahlung: 08.05.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Und was ist mit: ,Du sollst nicht töten‘?“
Mannequin Stacy (Teri Hatcher, „Tango & Cash“) leidet unter ihrem aggressiven und gewalttätigen Verlobten Mitch (Miguel Ferrer, „RoboCop“). Als Devlin (Kyle Secor, „Brennender Hass“), einer ihrer Fotografen, ihr seine Hilfe anbietet, verlieben sie sich ineinander, woraufhin sie ihre Beziehung zu Mitch beendet. Dieser erschießt Devlin in rasender Eifersucht, hat jedoch die Rechnung ohne die magischen Kräfte des Versprechungsamuletts der Maja gemacht, das Devlin Stacy geschenkt hatte…
Unser Cryptkeeper blättert amüsanterweise im „Playdead“, bevor Regisseur Fred Dekker („Die Nacht der Creeps“) den Mord direkt im Prolog abwickelt, um daraufhin in einer ausgedehnten Rückblende zu zeigen, wie es dazu kam. So sehen wir Mitch, wie er während eines Fotoshootings stört und die Contenance verliert – und wie sich Stacy und Devlin daraufhin näherkommen. Devlin schenkt ihr das schicksalhafte Amulett und verspricht ihr, sie zu beschützen. Nach dem Mord knüpft die Struktur wieder an den Prolog an und es stellt sich die Frage, in welcher Form Devlin gerächt werden wird bzw. welche Rolle das Amulett dabei spielt. Des Rätsels Lösung: Just, als der fiese Mitch seine Verflossene ans Bett fesselt, kehrt Devlin als rettender Zombie zurück und begräbt ihn mit sich zusammen unter der Erde. Bereits durch den Prolog stellt sich in dieser Episode also nur noch die Frage nach dem Wie der Sühne, alles andere ist von vornherein klar und dementsprechend nicht sonderlich spannend. Die Maskenarbeit für den zombifizierten Devlin aber kann sich ebenso wie das Ensemble sehen lassen und wenn notorisch eifersüchtige und besitzergreifende Macho-Ärsche auf diese Weise ihr Fett wegbekommen, überträgt sich ein angenehm kathartisches Gefühl auf die Zuschauerinnen und Zuschauer.
7/10
Re: Geschichten aus der Gruft [TV-Serie] (1989 - 1996)
Verfasst: Di 19. Dez 2023, 11:30
von buxtebrawler
S2E07: Opfer aus Liebe
US-Erstausstrahlung: 15.05.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Geld und Muschis!“
Versicherungsagent James (Kevin Kilner, „Mord im Paradies“) ermordet seinen Kunden Sebastian Fielding (Don Hood, „Pretty Baby“), denn er will an dessen Geld und auch gleich an dessen Frau Gloria (Kim Delaney, „Jungs außer Kontrolle“). Doch sein Chef Jerry (Michael Ironside, „Das Horror-Hospital“) weiß, was er getan hat, und erpresst seinen Angestellten…
„Ich habe noch nie in meinem Leben den vollen Preis gezahlt!“
Spezialeffektkünstler Richard Alan Greenberg übernahm hier, wie schon ein Jahr zuvor beim Spielfilm „Little Monsters“, ausnahmsweise die Regie, und inszenierte eine Episode, die mehr Thriller-Drama denn Horror ist. Damit einher geht, dass es ausgerechnet in dieser von einem SFX-Mann umgesetzten Episode keinerlei Spezialeffekte oder besondere Maskenarbeit zu bewundern gibt. Als einzige visuelle Spielerei erlaubt man sich Szenenwiederholungen in Schwarzweiß, die als plagende Alpträume integriert werden. Die Handlung wiederum fällt insofern aus der Reihe, dass es sich diesmal um ein reines Figurenensemble ausgemachter Unsympathen handelt, das dann leider auch nicht komplett vom Karma (oder finsteren Mächten) abgestraft wird. Dafür ist der Verlauf im Gegensatz zu so vielen vorausgegangenen Episoden tatsächlich einmal weitestgehend unvorhersehbar, wenn auch nicht immer ganz plausibel konstruiert, zudem etwas arg geschwätzig, wenn die Dialoge Offensichtliches meinen erklären zu müssen. Kilner hat in seiner Rolle ein bisschen was von Charlie Sheen, Delaney von Demi Moore. Und die an den Film noir gemahnende und damit zur allgemeinen moralischen Verkommenheit der gezeichneten Welt passende Saxophon-Untermalung scheint sich melancholisch schön nach besseren Zeiten zu sehnen.
6/10
Re: Geschichten aus der Gruft [TV-Serie] (1989 - 1996)
Verfasst: Di 19. Dez 2023, 12:13
von buxtebrawler
S2E08: Kleiner Mann im Ohr
US-Erstausstrahlung: 22.05.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 31.10.1997
„Sex, Tod & Rock'n'Roll!“
Konzert-Promoter Marty Slash (Lee Arenberg, „Joy Stick Heroes“) kann seine Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl kaum erwarten. Dabei hatte er es sich eigentlich alles ganz anders ausgemalt: Eine Million Dollar Spendengelder aus Regenwald-Benefizkonzerten hatte er veruntreuen wollen. Doch als seine Bänkerin (Katey Sagal, „Eine schrecklich nette Familie“) davon Wind bekam, erpresste sie ihn um die Hälfte des Geldes. Das war jedoch noch gar nichts gegen sein sich plötzlich bei ihm meldendes Gewissen, das ihn als unablässig plappernde Stimme in seinem Kopf in den Wahnsinn treibt, bis er öffentlich gesteht – u.a. den Totschlag seiner Bänkerin…
Autor und Produzent Jeffrey Price liefert mit dieser Episode seine erste und leider einzige Regiearbeit ab. Die Handlung inszeniert er als ausgedehnte Rückblende, sodass sich nur noch die Frage stellt, warum in aller Welt Marty Slash es kaum erwarten kann, hingerichtet zu werden. Arenberg brilliert als herrlich clownesk chargierender Hauptdarsteller innerhalb dieser topbesetzten, überzeichneten Persiflage aufs Rock’n’Roll-Business und plakativen Parabel aufs ewig plagende schlechte Gewissen. Katey Sagal wird stilecht mit einer Gitarre erschlagen und der echte Iggy Pop ist live in concert zu sehen. Im Holzhammer-Moralismus des „kleinen Manns“ in Martys Ohr wirkt diese Folge auf der Meta-Ebene mitunter gar wie eine Persiflage auf die „Geschichten aus der Gruft“ selbst.
8/10
Re: Geschichten aus der Gruft [TV-Serie] (1989 - 1996)
Verfasst: Mi 27. Dez 2023, 14:14
von buxtebrawler
S2E09: Landliebe
US-Erstausstrahlung: 29.05.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 28.11.1997
„Melk die Kuh!“
Die junge Mary Jo (Patricia Arquette, „A Nightmare on Elm Street 3“) befindet sich auf der Flucht vor der Polizei und ist auf der Farm des Ehepaars George (Chelcie Ross, „Die Indianer von Cleveland“) und Luisa Yates (Susan Blommaert, „Edward mit den Scherenhänden“) untergekommen. Als Gegenleistung muss sie dort als Hilfskraft mitanpacken, wird zudem ständig von den beiden terrorisiert. Nachdem George Mary Jo vergewaltigte und sie dabei in die Ohnmacht prügelte, glaubt sie infolge ihrer Kopfverletzung, mit der Vogelscheuche verheiratet zu sein, was George zu seinen Gunsten ausnutzen will…
Tom Holland, Regisseur der ersten „Psycho“-Fortsetzung, inszeniert Luisa Yates als humpelnde, garstige alte Fuchtel und ihren Mann als widerlichen Spanner und Vergewaltiger. Und damit das Publikum auch weiß, was George an ihr findet, gibt Patricia Arquette ihre Figur recht sexy, so zeichnen sich ihre Nippel permanent durch ihre Oberbekleidung ab. Mary Jos Vision einer lebendig werdenden Vogelscheuche wird visualisiert, womit sich die Episode in den gar nicht so üppigen Kanon des Scarecrow-Horrors einreiht. Seit ihrer Vergewaltigung ist Mary Jo verwirrt, redet von ihrem Mann, den sie gar nicht hat – der sich dann aber eben als die Vogelscheuche herausstellt, zu der sie nachts läuft und mit ihr schlafen will. George, der sie erneut zu vergewaltigen sinnt, beobachtet dieses bizarre Treiben, schießt warnende Alpträume in den Wind und verkleidet sich als Vogelscheuche. Natürlich nimmt es zur Genugtuung der Zuschauerinnen und Zuschauer ein böses Ende mit ihm – eine Genugtuung jedoch, die nicht darüber hinwegtäuschen kann, wie krude und bemüht die Handlung konstruiert ist. Immerhin geben Ross und Blommaert alles, um möglichst hassenswert zu wirken, und gelingen Tom Holland und seinem Team einige ausgesprochen schöne Bilder einer nur scheinbaren ländlichen Idylle.
6/10
Re: Geschichten aus der Gruft [TV-Serie] (1989 - 1996)
Verfasst: Mi 10. Jan 2024, 14:38
von buxtebrawler
S2E10: Die Bauchrednerpuppe
US-Erstausstrahlung: 05.06.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 28.11.1997
Bauchredner Billy Goldman (Bobcat Goldthwait, Zed aus der „Police Academy“-Reihe) steht noch ganz am Anfang seiner Karriere und schaut zu seinem Vorbild, dem pensionierten Bauchredner Mr. Ingels (Don Rickles, „Run Silent, Run Deep“), ehrfürchtig auf, von dem er sich einige Tipps und Kniffe erhofft. Als er sein Idol persönlich trifft, kommt er jedoch hinter das in all den Jahren gutgehütete Geheimnis dessen Erfolgs…
Sich verselbständigende Bauchrednerpuppen sind seit jeher ein Quell des Horrors. Unter dem Dreamteam Richard Donner („The Goonies“) als Regisseur und Frank Darabont als Autor toppt dieses beliebte Topos in dieser Episode aber alle bisher dagewesenen filmischen Verarbeitungen. Sie erweist sich als ein bisheriger Höhepunkt der „Geschichten aus der Gruft“ in Bezug auf Spezialeffekte und liefert eine wahnwitzige Bodyhorror-Geschichte, die das Puppenmotiv mit einem weiteren gern verwandten Gruselsujet vermengt, das ich, um nicht zu spoilern, hier besser nicht verrate. Dass man zwei Darsteller aus dem eher komischen Fach rekrutierte, passt zur heillos überzeichneten Ausrichtung wie die Faust in den Puppenhintern. Großartig!
8,5/10
Re: Geschichten aus der Gruft [TV-Serie] (1989 - 1996)
Verfasst: Do 11. Jan 2024, 13:34
von buxtebrawler
S2E11: Wer ist hier die Hexe?
US-Erstausstrahlung: 12.06.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 28.11.1997
Eine alternde Hexe (Frances Bay, „Wild at Heart“) gibt sich an der Haustür des Paars Donald (Brian Kerwin, „Sheriff Lobo – Ein Trottel mit Stern“) und Judy (Carol Kane, „Die Geister, die ich rief…“) als Kosmetikvertreterin aus, hat es aber auf Judys jugendliche Schönheit abgesehen, die sie durch eine Körpertauschhalskette erlangt, die anzulegen sie Judy gedrängt hat. Fortan beteuern beide Frauen dem verwirrten Donald gegenüber, Judy zu sein – mit fatalen Folgen…
Der Waffennarr Donald und die stets um ihr äußeres Erscheinungsbild besorgte Judy werden als schräges Paar karikierend überzeichnet eingeführt. Der noch vor der Hexe an ihrer Tür klingelnde Vertreter ist dann auch eine rein komödiantische Einlage, bevor es schwarzhumorig bis düster zugeht. Der Körperraub durch die Hexe geht mit einem unterhaltsamen Verwirr- und Verwechselspiel einher und gegen Ende darf die Make-up-Abteilung eine hübsche Untotenmaske gestalten. Da weder Donald noch Judy als sonderliche Sympathieträger konnotiert wurden, kommt der tragische Ausgang nicht ganz überraschend, aber trotzdem deftig. Eine gelungene Episode von Regisseurin Randa Haines („Gottes vergessene Kinder“), die eigentlich vielmehr von Oberflächlichkeit und Schönheitswahn oder auch der Angst vor dem Altern handelt denn von Hexerei.
7/10
Re: Geschichten aus der Gruft [TV-Serie] (1989 - 1996)
Verfasst: Fr 12. Jan 2024, 16:46
von buxtebrawler
S2E12: Der Beileidsonkel
US-Erstausstrahlung: 19.06.1990
Deutsche Erstausstrahlung: 28.11.1997
„Im Prinzip ist der menschliche Körper ein großes Jauchefass...“
Bestattungsunternehmer Ezra Thortonberry (Moses Gunn, „Amityville 2 – Der Besessene“) ist nur vordergründig gottesfürchtig, in Wahrheit jedoch ebenso zynisch wie geizig: Er stiehlt den Toten die Goldzähne und bescheißt seine Kundinnen und Kunden nach Strich und Faden. Als sein Neffe Bobby (Jon Clair, „Kinder des Zorns III – Das Chicago-Massaker“) überraschend bei ihm auftaucht, weil dieser seine Eltern bei einem Autounfall verloren hat, wird er zu dessen Vormund und lässt ihn für sich arbeiten. Er nimmt ihn gleich zu einer Leichenpräparierung mit und verprügelt ihn vor Wut mit einem Brecheisen, woraufhin Bobbys Beine für immer gelähmt sind. Als Bobby ihm droht, zur Polizei zu gehen, ermordet Ezra ihn und sägt ihm die Füße ab, damit er in einen Billigsarg passt. Doch Bobby kehrt aus dem Jenseits zurück, um sich an seinem Onkel zu rächen…
Regisseur Jack Sholder („Zwei Stunden vor Mitternacht“) inszenierte eine Episode, die auf überzeichnete Weise die Bigotterie vermeintlich frommer Typen aufs Korn nimmt, die das Leben und ihre Mitmenschen verachten und zu sämtlichen Schandtaten bereit sind, wenn es nur ihrem eigenen Vorteil dient. Kathartische Wirkung erzielt das Finale, in dem Bobbys abgesägte Füße in einer ausgesprochen gelungenen Einstellung Ezra die Treppe hinuntertreten – und Bobby ihnen folgt, um den Rest zu erledigen. Bevor dieser zum Äußersten übergeht, wird jedoch fernsehfreundlich abgeblendet. Bei aller grundsätzlichen Vorhersehbarkeit der Handlung punktet die Episode mit Ezras blanken Zynismus und der hübsch inszenierten Vergeltung aus dem Jenseits.
7/10