Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme
Verfasst: Mo 26. Jul 2010, 23:13
2012
(2012)
mit John Cusack, Amanda Peet, Chiwetel Ejiofor, Thandie Newton, Oliver Platt, Thomas McCarthy, Woody Harrelson, Danny Glover, Liam James, Morgan Lily, Zlatko Buric, Beatrice Rosen, Alexandre Haussmann, Philippe Haussmann, Johann Urb
Regie: Roland Emmerich
Drehbuch: Roland Emmerich / Harald Kloser
Kamera: Dean Semler
Musik: Harald Kloser / Thomas Wanker
FSK 12
Kanada / USA / 2009
Im Jahre 2009 erhält die Regierung einen vertraulichen Report, der bestätigt, dass die Erde schon in wenigen Jahren dem Untergang geweiht ist. Ein geheimer Katastrophenplan wird entwickelt, der jedoch nicht die Rettung aller Menschen vorsieht. Als Jackson Curtis und seine zwei Kinder eines Tages einen Familienausflug in den Yellowstone Nationalpark unternehmen, stoßen sie durch Zufall auf eine ehemalige Forschungseinrichtung, die ein Geheimnis birgt und den Plan der Regierung als fehlerhaft ausweist. Jackson nimmt die Sache selbst in die Hand, um einen fast hoffnungslosen Kampf gegen die Zeit und die bevorstehende Naturkatastrophe zu gewinnen.
Ich kann ehrlich gesagt die ganzen Nörgler nicht verstehen, die diesem neuesten Katastrophenfilm von Roland Emmerich nichts abgewinnen können. Sicher, der Film ist äusserst klischeebeladen, so werden nur die reichen und priviligierten Menschen den drohenden Weltuntergang überleben, es gibt keine wirklich tiefergehenden Charakterzeichnungen, ganz generell geht Herr Emmerich nicht unbedingt tiefgründig an die hier dargestellte Thematik heran. Doch seien wir einmal ganz ehrlich, er bietet mit diesem Werk eigentlich genau das, was die Fans von ihm erwarten, nämlich Popcorn-Kino allererster Sahne. Ehrlich gesagt ist es dabei doch recht egal, ob sich der Präsident der USA als Held entpuppt, der freiwillig auf seine Rettung verzichtet und lieber mit dem Großteil seiner Landsleute stirbt, was im realen Leben wohl nicht unbedingt der Fall wäre. Desweiteren fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, das mehrere Action-Passagen nicht unbedingt authentisch und glaubwürdig erscheinen, oder die Geschichte an manchen Stellen schon fast etwas effektüberladen erscheint, denn sind genau diese Effekte das absolute Highlight eines zwar nicht unbedingt realistischen, dafür aber ganzzeitig bestens unterhaltenden Blockbusters, den zu toppen nicht unbedingt sehr leicht erscheinen dürfte.
Qualitativ gibt es an "2012" überhaupt nichts auszusetzen, der Film erzählt eine absolut packende Geschichte, bei der man nicht unbedingt sein hauptaugenmerk auf die Logik richten sollte, die zugegebenermaßen des Öfteren etwas zu kurz kommt. Dafür hat Emmerich sich aber auf andere Qualitäten besonnen, wobei insbesondere die extrem guten Effekte ins Auge fallen, die wahrlich schon einen optischen Genuss darstellen. Und wer Emmerichs Werke kennt, der weiss ganz genau, das sie nicht unbedingt von ihrem inhaltlichen Tiefgang, sondern vielmehr von ihrem Spektakel leben. So verhält es sich natürlich auch hier, obwohl selbstverständlich neben den gigantischen Effekten, jeder Menge Action und einer äusserst temporeichen Erzählweise eine recht interessante Story erzählt wird, die sogar einige zarte Seitenhiebe gegen die materiell eingestellte Gesellschaft beinhaltet. Nun kann man sicherlich vortrefflich darüber streiten, ob diese Seitenhiebe etwas ausführlicher hätten ausfallen können oder nicht, aber allein die Tatsache, das nur die Superreichen dazu auserkoren wurden, um die Katastrophe zu überleben, ist meiner Meinung nach aussagekräftig genug.
Ansonsten liegt der Focus des Ganzen dann auch fast ausnahmslos auf den actionreichen Passagen dieses Filmes, die im gegensatz zu anderen Genre-Vertretern auch äusserst zahlreich vorhanden sind, so das man sich über eventuell aufkommende langeweile erst gar keine Gedanken machen muss. Hier jagt wirklich ein Höhepunkt den anderen, so das die gut 150 Minuten Laufzeit fast wie im Flug vergehen, ohne das man es so richtig mitbekommt. Dabei geht es jederzeit spannend und abwechslungsreich zur Sache und auch für die emotionale Seite ist noch genügend Platz, denn trotz der furchtbaren Katastrophe gibt es auch eine Familienzusammenführung und eher unscheinbare Menschen wachsen über sich hinaus und überstehen auch die unglaublichsten Gefahren, was sie fast zwangsläufig zu kleinen Helden heranwachsen lässt. Ob dies alles nun vollkommen logisch oder aber vollkommen übertrieben erscheint, spielt dabei fast keine Rolle, denn es ist auf jeden Fall extrem unterhaltsam und bietet dem Zuschauer einen typischen Hollywood-Blockbuster, wie man ihn sich besser kaum wünschen kann.
Und so ist es dem guten herrn Emmerich wieder einmal gelungen ein Werk zu kreieren, das nicht unbedingt durch Logik oder Tiefgang überzeugt, sondern vielmehr die Action-Komponente in den Vordergrund rückt. Wer nun also unbedingt einen höchst realistischen Film sehen will, für den ist "2012" vielleicht nicht die beste Wahl. Wer aber ein Katastrophen-Szenario erleben möchte, das mit brillanten Effekten beladen ist und ein äusserst spannendes und temporeiches Szenario bietet, in dem Helden geboren werden und Präsidenten sich opfern, der kommt an diesem grandiosen Spektakel einfach nicht vorbei. Phasenweise stark übertrieben, aber jederzeit kurzweilig und faszinierend präsentiert sich dem Zuschauer ein apokalyptisches Geschehen, das an Bildgewalt kaum zu überbieten ist und so auch einen sehr nachhaltigen Eindruck beim Betrachter hinterlassen wird, der auch noch lange, nachdem der Film schon längst vorbei ist, immer noch unter dem gewaltigen Eindruck der exzellenten Effekte steht, die er da 150 Minuten lang bewundern durfte.
Fazit:
Popcorn-Kino in Vollendung, das ist wohl die treffendste Beschreibung für diesen fantastischen Blockbuster, der zwar vollkommen auf Mainstream getrimmt ist und so den Freunden des intelligenten Kopf-Kinos eher befremdlich erscheinen dürfte. Hier zählt einzig und allein der Unterhaltungswert, der so hoch angesiedelt ist, das man recht gern über andere Schwächen hinwegsieht. Im Endeffekt handelt es sich um ein typisches Werk von Roland Emmerich und wer seine anderen Film kennt, dürfte letztendlich nicht enttäuscht werden.
8/10
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Three Burials - Dir drei Begräbnisse des Melquiades Estrada
(The Three Burials of Melquiades Estrada)
mit Tommy Lee Jones, Barry Pepper, Julio Cedillo, Dwight Yoakam, January Jones, Melissa Leo, Levon Helm, Mel Rodriguez, Cecilia Suarez, Ignacio Guadalupe, Vanessa Bauche, Irineo Alvarez, Guillermo Arriaga, Josh Berry, Rodger Boyce
Regie: Tommy Lee Jones
Drehbuch: Guillermo Arriaga
Kamera: Chris Menges
Musik: Marco Beltrami
FSK 12
Frankreich / USA / 2005
Der Rancharbeiter Melquiades Estrada (Julio César Cedillo) wird irrtümlich von einem Grenzpolizist (Barry Pepper) erschossen. Die lokale Polizei ist nicht daran interessiert, den Tod des illegalen Einwanderers aufzuklären. Estradas Vorarbeiter und bester Freund Pete Perkins (Tommy Lee Jones) hat dem Mexikaner jedoch versprochen, ihn in dessen Heimat zu beerdigen. Der Cowboy nimmt den Grenzer als Geisel, zwingt ihn Estrada wieder auszugraben und mit ihm und der Leiche nach Mexiko zu reiten. Doch die Grenzpolizei startet eine gnadenlose Hetzjagd auf das Trio ..
Das Tommy Lee Jones nicht nur ein hervorragender und sehr charismatischer Schauspieler ist, sondern auch gleichzeitig als Regisseur etwas auf dem Kasten hat, stellt er mit diesem imposanten Film eindrucksvoll unter Beweis, der sich doch sehr wohlwollend vom üblichen Hollywood-Einheitsbrei abhebt und sich dabei auch noch mit einem für die Amerikaner ziemlich unbequemen Thema auseinandersetzt. Geht es doch um die illegalen Einwanderer, die immer wieder aus Mexiko kommen und mit denen sich die amerikanischen Grenz-Patrouillen auseinandersetzen müssen. Allerdings bleibt die generelle Thematik dieses Problems doch weitgehend im Hintergrund, denn der Film widmet sich in der Hauptsache einem tragischen Zwischenfall, in dem ein Grenzpolizist einen Illegalen erschießt. Aus diesem Unglücksfall heraus hat Tommy Lee Jones, der übrigens auch die Hauptrolle in seinem Film spielt eine Geschichte aus Loyalität, Ehre, Sühne und Reue geschaffen, die sehr aussergewöhnlich und besonders intensiv daherkommt.
Um Eines gleich vorwegzunehmen, wer hier ein actiongeladenes-und temporeiches Szenario erwartet, der sollte sich erst gar nicht mit diesem Werk beschäftigen, denn dessen wahre Stärken liegen in ganz anderen Bereichen. Trotz der eher bedächtigen und ruhigen Erzählweise entfaltet sich eine ungeheuer starke Intensität des Geschehens, was in erster Linie auch an den erstklassigen Darstellern festzumachen ist, die allesamt einen mehr als nur überzeugenden Eindruck hinterlassen, jedoch von einem brillant aufgelegtem Tommy Lee Jones überstrahlt werden. Denn insbesondere seine Darstellung des alternden Cowboys, der um jeden Preis ein Versprechen einlösen will, ist nahezu brillant. Als ziemlich wortkarger und manchmal schon etwas kautzig wirkender Eigenbrödler geht er unbeirrt seinen Weg, um ein Versprechen zu erfüllen, das er dem getöteten Melquiades Estrada zu Lebzeiten gegeben hat. Das er sich dabei gegen das Gesetz stellt und selbst Straftaten begeht, scheint für ihn vollkommen ohne Belang zu sein, da er Gerechtigkeit walten lassen will, die dem Toten von der Polizei verwehrt wurde.
Allein schon die Erzähl-Strukter der Geschichte ist hier sehr aussergewöhnlich, denn sie beginnt mit dem Fund der Leiche und bewegt sich dann die ersten gut 45 Minuten auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Einerseits befindet man sich in der Gegenwart, in der Pete Perkins (Tommy Lee Jones) vergeblich versucht, die Polizei davon zu überzeugen, das man den Mörder gefangennehmen soll und auf der anderen Seite gibt es immer wieder Passagen aus der Vergangenheit, in der dem Zuschauer nähergebracht wird, wie es überhaupt zu dem Unglücksfall gekommen ist. In manchen Passagen mag das zu Beginn sogar etwas verwirrend erscheinen, denn die Bildübergänge sind so fließend, das man einige Sekunden braucht, um die Orientierung wiederzuerlangen. Doch es ist vor allem diese Anfangsphase der Geschichte, die eine unglaublich starke Faszination auf den Zuschauer ausübt, hinzu kommt ganz generell die Bildgewalt, die in jeder einzelnen Einstellung hervorragend zum Ausdruck kommt. Und obwohl im Bezug auf Action eigentlich extrem wenig geboten wird, kommt zu keiner Zeit so etwas wie Langeweile auf, viel zu sehr berauscht man sich an der Ausdruckskraft jedes der hier gezeigten Bilder, die einen kaum zu beschreibenden Eindruck beim Betrachter hinterlassen.
Dieser Eindruck verstärkt sich noch weiter, als man Pete und den Mörder auf der Reise begleitet, bei der man den Leichnam von Estrada in sein angebliches Heimatdorf bringen will, um ihn dort zu begraben, denn wird man hier doch mit wundervollen Landschaftsaufnahmen konfrontiert, deren Brillanz man schwerlich in Worte fassen kann. Obwohl es sich hierbei um kaum bewohnte Landstriche handelt, geht von den Aufnahmen etwas Wunderschönes aus, so das jedes einzelne Bild an sich wie ein kleines Kunstwerk erscheint. Auf der Suche nach Estradas Heimatdorf und seiner Familie kommt es dann zu einer ziemlichen Überraschung, denn mit dem Ort hat es eine ganz besondere Bewandnis, die erst in den letzten Minuten dieses imposanten Filmes offenbart wird. Man merkt diesem Film in jeder einzelnen Szene an, das hier nichts dem Zufall überlassen wurde und das insbesondere die kleinen und eher unscheinbaren Dinge die größte Wirkung hinterlassen. Stellvertretend dafür sei nur die Passage erwähnt, in der Pete und der Mörder zu Gast bei einem blinden Einsiedler sind und dieser vor deren Weiterreise darum bittet, erschossen zu werden. Solche und ähnliche Stellen sind haufenweise vorhanden und verleihen dem Ganzen eine ungeheure Wucht, die man dem Film eigentlich gar nicht zutraut.
Letztendlich ist hier ein wirklich starkes Stück Film entstanden, das größtenteils wie eine Kombination aus Drama-und Spätwestern erscheint und dessen Stärke nicht im Tempo oder der Action zu suchen sind, sondern in der visuellen Kraft seiner einzigartig schönen Bilder. Hinzu kommen die aussergewöhnlich guten Schauspieler, bei denen ein brillanter Tommy Lee Jones noch einmal zusätzlich herausragt und dem Film ganz unweigerlich seinen persönlichen Stempel aufdrückt.
Fazit:
Selten habe ich in den letzten Jahren einen Film gesehen, der fast ausschließlich durch die Kraft seiner Bilder eine so unglaubliche Wucht entfacht, die den Zuschauer phasenweise fast erschlägt. Ruhig, aber äusserst kraftvoll wird eine bewegende Geschichte erzählt, die einen jederzeit fesselt und vollkommen in ihren Bann zieht. "Three Burials" besteht aus etlichen kleinen Puzzle-Teilchen, die zusammengefügt ein visuell berauschendes Film-Erlebnis darstellen, das seine Wirkung keinesfalls verfehlt und einen sehr nachhaltigen Eindruck hinterlässt.
Die DVD:
Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte / Englisch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 115 Minuten
Extras: Audiokommentar, Deleted Scenes, Making of, Making the Music, Interview mit Hauptdarsteller Tommy Lee Jones und Drehbuchautor Guillermo Arriaga, Extended and Deleted Scenes, Audiokommentar von Tommy Lee Jones, Dwight Yoakam und January Jones, Original Kinotrailer, Trailershow
8/10