04.04.2014, Café Flop, Hamburg-Bergedorf:
CURB STOMP + IN VINO VERITAS + BOLANOW BRAWL + OI!SLUTS + BIERSCHISS BRIGADE
Die Hamburger Oi!-Punk-Hoffnung IN VINO VERITAS holte zum Ausgleich für ihre Ruhrpott-Gigs die Dortmunder Kollegen von CURB STOMP nach Hamburg und lud uns freundlicherweise ein, mit beiden die Bühne zu teilen. Über kurz oder lang wuchs das ganze auf satte fünf Bands an, so dass wir in die mittlere Position rutschten. Das Café Flop war uns noch in guter Erinnerung von einem pannenreichen, aber trotzdem geilen Gig, ebenfalls zusammen mit IN VINO VERITAS. Diesmal aber lief alles fast schon beängstigend glatt, außer das die Nachwuchs-Punks (und der Kurzhaarige am Mikro) von der BIERSCHISS BRIGADE vor einem ihrer ersten Gigs etwas mit dem Soundcheck zu kämpfen hatten – was wiederum die positive Folge hatte, dass wir anschließend den immer wieder angespielten Hit bereits gut mitsingen konnten. Dass im Flop diesmal auch etwas zu essen kredenzt wurde, war mir im Vorfeld gar nicht bewusst, weshalb ich mir sinnloserweise auf dem Hinweg noch einen Veggie-Burger und ’ne Portion Pommes zum ersten Bier genehmigte. Egal, was ich damit andeuten, ist, dass die Sause diesmal echt gut durchorganisiert war und somit die BRIGADE dann auch glaub ich pünktlich loslegte. Mit dabei waren einige ebenfalls blutjunge Unterstützer, die ihre Band gut abfeierten, und ich meine auch die eine oder andere erwachsene Aufsichtsperson gesichtet zu haben... Die Band jedenfalls hatte eine Handvoll Songs gegen Nazis, Bullen etc., und als besonderer Hit entpuppte sich ein Songs gegen Bahn-Hilfssheriffs. Der Glatzkopp am Mikro wurde gesanglich immer wieder von der Rotzröhre des einen Gitarristen unterstützt, ich glaub, Gitarrero Nummer 2 war’s, der anscheinend unter dem Bühnensound litt und eher irritiert dreinblickte. War ’ne kurzweilige Angelegenheit, die Spaß gemacht hat und mit Kidpunk-Charme überzeugte. Die OI!SLUTS aus Hamburg spielen schon so manches Jahr zusammen, was man ihnen aber nicht unbedingt anhört. Die Band um Sänger Terror, der an diesem Abend auch in seinen Geburtstag reinfeierte, ist die ganz grobe, ungehobelte Oi!-Kelle, die mit rudimentärster Instrumentierung auskommt und auf die Inbrunst, mit der Terror die Texte über den Way of Life hinausbrüllt, ausgerichtet ist. Gecovert hat man „Pöbel & Gesocks“ von den BECK’S PISTOLS und ich hab’s zunächst gar nicht erkannt. Zwischenzeitlich stieg ein Kumpel der Jungs auf die Bühne und übernahm bei einem Song den Gesang, der in seiner Inbrunst Terror in nichts nachstand und superaggressiv ins Mikro brüllte, dabei aber etwas verkrampft wirkte. Die in rote Einheitsshirts mit Aufdruck „Ich würd mich ficken“ gekleideten OI!SLUTS meinen das offensichtlich alles ernst und sind ohnehin stark in der Hamburger Skinhead-Szene verwurzelt, weshalb die Authentizität in jedem Falle vorhanden ist – und das macht sie auf ihre Weise total krass. Böser Scheißdrauf-Oi!, bei dem die Expression weit vor Feinsinn und Schöngeist kommt – und damit näher am ursprünglichen Spirit sein dürfte, als manch lascher Streetpunk-Sound der vergangenen Jahre. Davon unabhängig hat es mich sehr gefreut, mit Terror, mit dem ich früher so manches Bierchen geköpft hatte, nach so langer Zeit mal ein Konzert gemeinsam zu bestreiten. Im Anschluss schlug unsere Stunde und BOLANOW BRAWL bestieg die Bühne. Ok, wir hatten unser Banner vergessen, aber ansonsten war alles knorke: Die Technik spielte mit, der Zeitplan stimmte noch immer, kein Bandmitglied war zu voll und das Publikum war nicht nur recht zahlreich vorhanden, sondern auch bereits gut drauf. Unser melodischer Streetpunk stand in gewisser Weise im Kontrast zu den vorausgegangenen Bands, wurde dankend angenommen und vom ersten Song, unserem unbescheidenen OXYMORON-Cover „We Rule Ok“, an war was los. Hat so richtig Spaß und Lust auf mehr gemacht und als wir durch waren, begann der für uns angenehmste Teil, denn es standen noch zwei hochkarätige Bands auf dem Billing. IN VINO VERITAS, die gerade ihre Aufnahmen zur bei Klabautermann Records erscheinenden EP abgeschlossen hatten, bewiesen, welch eingespieltes Team sie mittlerweile sind und lieferten einmal mehr einen in allen Belangen überzeugenden Gig ab, der gereiften, aber noch immer ausreichend ungeschliffenen und aggressiven Oi!-Punk mit manch Augenzwinkern und beachtenswerten deutschen Texten bot. Es freut mich aufrichtig für die Jungs, dass sie ihre Pechsträhne mittlerweile längst hinter sich gelassen haben und endlich mal alles so rund läuft. Chapeau, wie die Italiener sagen!
Mit CURB STOMP aus Dortmund, die ebenfalls ’ne EP (in Eigenproduktion) draußen haben, hatten wir einen Headliner, dessen Mitglieder sich selbst dann noch als echt nette, umgängliche Jungs entpuppten, als man sie mit Schalke-Sprüchen nervte. Die vier Ruhrpott-Skins legten ein abendfüllendes Oi!-Punk-Brett aufs Parkett, das sich manch szenetypischen Themen widmet, ohne jemals stumpf zu wirken – weder musikalisch noch textlich. Besonders schön: Ein Song übers Ausnüchtern auf der Arbeit, der vom mittlerweile volltrunkenen BOLANOW-Ole durch mehr Gerangel als Getanze gebührend abgefeiert wurde. Das Publikum war auch diesmal auf Seite der Band und sorgte weiterhin für ’ne ordentliche Party. Nach Konzertende ging’s noch kurz mit ’nem Kasten Bier bewaffnet gemeinsam auf den Kiez, bevor mich rechtzeitig das Bett rief. Ärger gab’s meines Wissens überhaupt keinen auf dem Konzert, das unter dem Motto „United we stand – divided we fall“ ein abwechslungsreiches Line-up für vier lächerliche Euro bot und genau so ablief, wie ich es mir gewünscht hatte. Danke an IN VINO VERITAS und das Café Flop sowie ans Publikum und ich hätte große Lust, mit der einen oder anderen Band mal wieder die Bühne zu teilen.
10.05.2014, Hafengeburtstag Hamburg:
Alle Jahre wieder: Hafengeburtstag in Hamburg! Freitag keine Zeit gehabt, aber Samstag losgeeilt – allerdings erst mal ins Osbourne, um den letzten Bundesligaspieltag zu verfolgen, als andere Mannschaften noch schlechter waren als der HSV und dieser sich somit die Relegation sicherte. Dadurch leider KEIN HASS DA auf der Jolly-Roger-Bühne verpasst. Doch Karl Nagel & Co. ließen sich nicht lumpen und traten auf der dritten Punkrock-Bühne, deren Namen ich vergessen habe, direkt im Anschluss noch einmal im ganz kleinen Rahmen auf, weil eine andere Band ausgefallen war! Saucoole Aktion und schöner Gig, wenn auch zwischendurch mal der Strom weg war. BAD-BRAINS-Coversongs mit eigenwilligen Nagel’schen Texten auf deutsch, Songs die klangen wie der BAD BRAINS, aber Eigenkompositionen waren, Nagels Interaktion mit dem Publikum, einige Spielereien und eine an den Instrumenten superfitte Band, der Drummer übrigens stilvoll gekleidet im EVIL-INVADERS-Leibchen. Das alles beim Hamburg-typischen permanenten Regen irgendwo zwischen leicht und mittel, das machte Laune und war ein schöner Einstieg in den Abend. Dann ging’s zu den Lokalheroen von SMALL TOWN RIOT, die auf der großen Jolly-Roger-Bühne angenehm rau ablieferten, deren Anfang ich aber leider verpasst hatte. Dafür gab’s dort ein Wiedersehen mit so manch bekannten Gesichtern und die Stimmung war spitze. Je früher der Abend, desto mehr Platz war noch unmittelbar vor der Bühne am Absperrgitter, wo sich zu diesem Zeitpunkt manch Punks mit den Pfützen vergnügten und lustig herumsprangen. Als im Anschluss die Fun-Punks von den ABSTÜRZENDEN BRIEFTAUBEN tatsächlich nur zu zweit, also ohne Bass, auf die Bühne traten, nahm ich mir vor, sie mir vorbehaltlos anzusehen und evtl. gar meine Meinung zu revidieren. Doch ob nun mit oder ohne Konrad, das ist bis auf zwei, drei Songs einfach mehr Karnevals-Alberei als Punk und auf Dauer nur schwer erträglich – und die hörten gar nicht wieder auf. Dafür hab ich mit Holger aber einen alten Kumpan wiedergetroffen, wodurch die Beschallung klar in den Hintergrund geriet. Dann ging’s endlich mal hoch zur diesmal AFFENGEBURTSTAG genannten Parallelveranstaltung auf der Onkel-Otto-Bühne am Störtebeker. Dort sah ich glaub ich irgendwen, dann ein paar Songs lang HAMBURGER ABSCHAUM und wenn mich nicht alles täuscht, lief da zeitplanmäßig wieder bischn was durcheinander, weshalb ich mich bald wieder vor der Jolly-Roger-Bühne einfand, um kaum etwas von den Frankfurter Oi!-Punk-Veteranen STAGE BOTTLES mitzubekommen, weil ich in diverse Unterhaltungen eingebunden war und anschließend die Düsseldorfer (Ex-)Glatzen-Combo 4 PROMILLE gebührend abzufeiern, die es nun wieder gibt, wenn auch ohne Gründungsmitglied Volker, und die ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Ehrlich gesagt hatte ich mir damals auch schon das dritte Album gar nicht mehr besorgt und kenne das aktuelle auch gar nicht, umso gespannter war ich, was die Band um Sängerin Melanie und den etwas kräftigeren Gitarristen, dessen Namen ich gerade nicht parat habe, heutzutage kredenzen würde. Das auch nur halbwegs objektiv zu beurteilen, fällt schwer, da ich mittlerweile doch schon sehr ordentlich angeschossen war, aber in meinem Zustand gefielen mir die ganzen alten Gassenhauer prima und wurden lauthals mitgegrölt. Ich bin mir nicht ganz sicher, wann ich noch ’ne zeitlang zu den Spaniern von SENSA YUMA, live wie immer das volle HC-Punk-Brett, vor der Onkel-Otto-Bühne rumpogte und mich ordentlich einsaute, kann gut sogar noch nach 4 PROMILLE gewesen sein. Obwohl die bereits am Vortag dort gespielt hatten, zog es sie spontan Samstag noch einmal auf die Bühne – geil! Obgleich ich beinahe traditionell am Hafengeburtstag mal wieder zu tief in die Buddel gelugt hatte, war’s abermals ein rauschendes Fest im Schmuddelregen, für das ich mich nur bei allen Beteiligten, die diese drei GEILEN Bühnen fürs Publikum komplett kostenlos organisieren, herzlich bedanken kann! Hab’s dann trotz gerade angesichts meines Zustands nicht ganz unkomplexer Bahnverbindung sogar noch nach Hause geschafft und fiel geschafft in die Koje, die 4-PROMILLE-Verse noch im Ohr.
„Ich werd‘ mich ändern? Niemals mehr ändern!“
24.05.2014, Hamburg-Veddel:
ELB-TSUNAMI-FESTIVAL
Zum vierten Mal in Folge veranstalteten die Jungs von NEUE KATASTROPHEN respektive RESTMENSCH das ELB-TSUNAMI-Open-Air-Festival an der Veddeler Peutebahn auf der Elbinsel Wilhelmsburg, wobei man sich diesmal auf einen Tag beschränkte. Das Konzept, nur Bands aus Hamburg oder unmittelbarer Umgebung auftreten zu lassen, musste diesmal leicht aufgeweicht werden, da die britischen Thrash-Metal-Veteranen VIRUS ins Billing rutschten. Dafür nimmt man so’ne kleine Kursabweichung doch gern in Kauf! Nach wie vor ist das Festival für Besucher komplett gratis und Verpflegung gibt’s zu überaus fairen Preisen – besser geht’s eigentlich gar nicht. Umso geiler, dass wir diesmal mit den DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS selbst nicht nur als Gäste dabei waren, sondern auch auf der Bühne standen! Den Opener KOUKOULOFORI verpasste ich zeitbedingt und von PARADOCKS bekam ich nur noch den Schluss mit, der u.a. aus ‘nem kompetent dargebotenen SCHLEIMKEIM-Cover bestand. Die TRÜMMERRATTEN folgten, anscheinend handelt es sich um eine noch junge Nachwuchsband. Die Jungs und das Mädel an den Drums begannen etwas holprig, steigerten sich jedoch schnell und zockten prima deutschsprachigen Punk, textlich am Puls der Zeit mit Bezügen zur momentanen Situation in Hamburg und dementsprechend angebrachtem Gewettere gegen Scholz und Konsorten. Der Hit allerdings war für mich der Song übers Schwarzfahren mit dem HVV. Jemand im Rattenkostüm tanzte ausgelassen bei herrlichstem Kaiserwetter vor der Bühne und kam bestimmt gut ins Schwitzen. Generell mangelte es nicht an interessiertem Publikum und ich hatte schon zu diesem frühen Zeitpunkt so richtig Spaß inne Backen! Nach den TRÜMMERRATTEN sollten wir ran, 18:15 Uhr war unsere Zeit, ‘ne Viertelstunde Umbauzeit war vorgesehen, die dank der perfekten Organisation mit stets bereitstehender zweiter Backline hinter der Bühne dicke ausreichte – und weil die vorherigen Bands anscheinend recht schnell ihre Sets durchgezockt und ihre halbstündigen Spielzeiten gar nicht ausgenutzt hatten, konnten wir’s sowohl locker angehen lassen als auch schon um 18:00 Uhr beginnen. Ein kurzer Soundcheck erwies sich als völlig ausreichend auf der großen, professionellen Bühne. Die Mikros waren allesamt kabellose Funkmikros, vornehm geht die Welt zugrunde! Ein Novum für mich, noch nie so’n Dingen vorher inner Hand gehabt – aber ist schon geil… Von Anfang an schien man Bock auf unsere Mucke zu haben, wenn auch viele ob der gleißenden Sonne lieber vom Schatten aus etwas entfernt von der Bühne ihren Blick auf selbige richteten. Ein paar Leute fanden sich dennoch vorne ein, schwangen die Gliedmaßen und grölten mit. Die Resonanz nach jedem Song war klasse und unser Sound dank des fähigen Verantwortlichen anscheinend auch sehr ordentlich. Großer Wermutstropfen indes, dass wir ohne Mike an der zweiten Gitarre auftreten mussten, dem die aktuellen privaten Umstände leider, aber verständlicherweise keine Teilnahme ermöglichten. Wo die zweite Klampfe überall fehlt, hören wir selbst aber vermutlich wesentlich stärker als der Pöbel heraus und wir haben letztlich das Beste draus gemacht. „Victim of Socialisation“ flog aus diversen Gründen – einer davon war die vermutete knappe Spielzeit – diesmal aus dem Set, dafür forderten die Pulvertoasties ihr „Waffelvibe“ und der Rest noch einmal „Elbdisharmonie“ als Zugabe. Damit endete unser Gig, mit dem wir zufrieden sein konnten. Der eine oder andere Verhacker war zwar wieder dabei, die groben Klöpse aber blieben aus. Trotzdem kann ich’s kaum erwarten, wieder in kompletter Besetzung zu spielen! Die LOSER YOUTH nach uns machte ihrem Namen keinerlei Ehre und bescherte der Veddel schnörkellosen, angepissten, aggressiven Hardcore-Punk mit deutschen Texten, vorgetragen von hysterischem Gesang. Gefällt! Dass es der Prophet im eigenen Lande nicht immer leicht hat, bewiesen danach ARRESTED DENIAL, jene Hamburger Streetpunk-Combo um Ex-THIS-BELIEF-Shouter Valentin, die nach allgemein abgefeiertem (und ja wirklich geilem) zweiten Album und erfolgreicher Balkan-Tour eigentlich das heimische Publikum zum Ausrasten bringen müsste, jedoch eher aus sicherer Entfernung beäugt wurde – trotz fähigem neuen Bassisten (nach SMALL-TOWN-RIOT-Timos mehrmonatigem Gastspiel) und einen makellosen Gig inkl. SMEGMA-Cover und manch anderer Auflockerung. Nicht falsch verstehen, der Mob war ja trotzdem da und es hat ihm ganz bestimmt auch gefallen, nur hätte man das auch gern der Band gegenüber stärker zum Ausdruck bringen dürfen. Und wo war eigentlich das rotbärtige Groupie? CONTRA REAL übernahmen und die mag ich ja, weil ich es zum einen immer faszinierend finde, wenn jemand Schlagzeug spielt und gleichzeitig singt und mir zum anderen die Kombination aus Hektik und eingängigen, fast hymnischen Refrains zusagt. Das Trio mit weiblicher Röhre und deutschen Kampftexten geht immer gut in Arme und Beine und ich sach mal: Wenn heutzutage Antifa-Parolen-Punk, dann so! Dann wurd’s ein bisschen traurig, weil der letzte Auftritt der Hamburger/Holsteiner Oldschool-Hardcore-Genialisten INSIDE JOB anstand. Da hat man doch tatsächlich wegen irgendwelcher Nebensächlichkeiten wie musikalischem Talent beschlossen, sich einfach so aufzulösen, glücklicherweise weder sang- noch klanglos, sondern mit einem krachenden Gewitter auf dem Elb-Tsunami! Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sah ich demnach ein letztes Mal die Herren mit vollem Körpereinsatz kurzknackige HC-Eruptionen raushämmern, was der Pöbel ihnen mit Mehreinsatz dankte. Mit INSIDE JOB hatte Hamburg ganz sicher eine der besten Bands dieser Subsubgattung anzubieten und es ist ein Jammer, dass es das gewesen sein soll. Auch mit PROBLEM KID soll schon wieder Schluss sein, jenem vielversprechenden Seitenprojekt mit Shouterin und INSIDE-JOBbern. Wie ich die Leute kenne bzw. einschätze, wird man sich aber schnell wieder zur einen oder anderen Krawallcombo zusammenfinden und ordentlich auf die Kacke hauen. Gut so! Meine Freundin hat mir netterweise noch ‘ne 7“ und das Fanzine vom Sänger besorgt, denn
„niemals geht man so ganz, irgendwas von euch bleibt hier“, wusste seinerzeit so ähnlich schon Schlager-Shouterin Gitte. Bevor’s jetzt aber pathetisch wird, schnell ein paar Worte zu den RAZORS. Wenn mir meine Erinnerung keinen Streich spielt, war während INSIDE JOB so’n bischn Regen ausgebrochen, wie in Hamburg üblich, doch ein Großteil des Publikums erwies sich als Süßwassermatrosen und floh in die Trinkhalle (nenn‘ ich jetzt einfach mal so). Die HH-Altpunks RAZORS traten dann im Strömenden auf, erfreuten sich jedoch ungebrochener Beliebtheit und legten auch eine wirklich mitreißende Nummer aufs Parkett. So mancher aus der Band ist immer noch verdammt, ja, fast beneidenswert fit und vor allem – und das ist das Wichtigste – immer noch mit vollem Eifer bei der Sache, so dass man anscheinend sehr gerne mal auch solche Gigs einfach aus Spaß am Punkrock spielt, statt größere Gagen abzugreifen oder sich auf seinen Pionierstatus einen runterzuholen. Das Wetter trieb diverse Leute zusätzlich auf die Bühne und irgendwie hatte das alles den Anschein eines großen Familien- oder Freundestreffens, pünktlich zur untergehenden Sonne. Geil! THE ELIMINATORS sind nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Surfband, heißen (oder hießen?) eigentlich JOHNNY BLACKHEART & THE ELIMINATORS und bestehen aus einem in Deutschland gestrandeten Ex-GENERATOR(S) sowie dem umtriebigen Rolf (YARD BOMB, THRASHING PUMPGUNS, ex-SMALL-TOWN-RIOT), der sich extra etwas Haupthaar wachsen lief, um nicht mehr mit mir verwechselt zu werden (und natürlich weiteren Leuten). Ich glaub, die Band liegt immer mal auf Eis und wird dann zwischenzeitlich wieder reaktiviert und so anscheinend auch diesmal. Ferner glaub ich, die diesmal – weiß der Geier, warum – erst zum allerersten Mal live gesehen zu haben und was ich zu sehen und hören bekam, kickte mich hart, denn das war richtig geiler Oldschool-Rotz-HC-Punk US-amerikanischer Prägung. Auch deren 7“ wanderte dank der Lady in meinen Besitz über und, verdammt, das würd ich gern noch mal sehen, wenn ich nüchterner und fitter bin! Beides war ich erst recht nicht mehr bei VIRUS und der enorme Publikumszuspruch hat mich dann doch überrascht. Die Alben „Pray For War“ und „Force Recon“ hatte ich zwar irgendwann mal gehört, zu Begeisterungsstürmen konnte mich aber allgemein kein britischer Thrash Metal so richtig hinreißen – da hatten seinerzeit die Deutschen und die Amis einfach die Nase vorn. Als alter Thrasher hatte ich nach Punk in seinen unterschiedlichsten Variationen jetzt aber auch so richtig Bock auf ‘ne ordentliche Dosis fiesen Geriffes und da kamen mir Virus gerade recht. Und ich war nicht der einzige, der so dachte, denn es wurde richtiggehend voll und eng da vorne. VIRUS begrüßten ihr Publikum mit der Information, keine Punk- oder HC-Band zu sein, sondern Thrash zu zelebrieren, und ab ging’s. Der bärtige Glatzkopf an Leadklampfe und Gesang blickte grimmig drein und entfachte als einziges Urmitglied mit seinen drei neuen Mitstreitern ein wahres Thrash-Feuerwerk mit aggressivem Riffing, donnernden Drums, wütendem Gekeife und hin und wieder geilem Doppel-Lead-Metal-Gefiedel, das live in dieser Kombination so richtig knallte, dem zweiten Gitarristen mit den Wuschelhaaren gerade auch ob des durchdrehenden Mobs augenscheinlich viel Spaß machte und mir als mittlerweile gut alkoholisiertem, äh, „Bangmoshpoger“ manch Lädierung durch andere sich anscheinend nicht mehr ganz unter Kontrolle habende, von der Mucke Aufgestachelte einbrachte. Es hat sich aber gelohnt, denn VIRUS war nicht nur das Tüpfelchen auf dem I, sondern der krönende Abschluss eines arschgeilen, stilistisch abwechslungsreichen Festivals, auf dem mich wirklich JEDE Band, die ich sah und hörte, überzeugte und es erscheint mir fast unverständlich, dass bei so einer Sause für umme nicht schlichtweg jeder Hamburger, der mit dieser Musik und Kultur etwas anfangen kann, anzutreffen war! Ich verneige mich in Ehrfurcht vor allen, die das ELB-TSUNAMI ermöglicht haben, bedanke mich noch mal höflich für die Einladung (und das Freibier satt!), und würde mich freuen, nächstes Jahr mit BOLANOW BRAWL dabei zu sein!