Re: horror's Reise durch die große Welt der Filme
Verfasst: Di 17. Mai 2011, 17:30
Die Viper
(Roma a mano armata)
mit Maurizio Merli, Arthur Kennedy, Tomas Milian, Giampiero Albertini, Ivan Rassimov, Biagio Pelligra, Aldo Barberito, Stefano Patrizi, Luciano Pigozzi, Luciano Catenacci, Carlo Alighiero, Carlo Gaddi, Dante Cleri
Regie: Umberto Lenzi
Drehbuch: Umberto Lenzi / Dardano Sacchetti
Kamera: Federico Zanni
Musik: Franco Micalizzi
Ungeprüft
Italien / 1976
Rom. Brutale Raubüberfälle, Entführungen, Vergewaltigungen und Morde sind an der Tagesordnung. Kommissario Ferro (Maurizio Merli), genannt Die Viper, führt einen einsamen Kampf gegen die Kriminalität. Vergebens. Der Staatsanwaltschaft sind durch Gesetzeslücken die Hände gebunden. Kaum hat Ferro einen Täter dingfest gemacht, ist dieser kurze Zeit später wieder frei, kann neue Straftaten begehen. Als die Gewalt eskaliert, die Verbrechen immer brutaler werden, greift Ferro zu härteren Mitteln. Drahtzieher der kriminellen Machenschaften scheint Vincenzo Moretto (Tomas Milian) zu sein. Ein buckliger Psychopath, der skrupellos über Leichen geht. Für Ferro hat die Jagd begonnen. Die Viper setzt an zum tödlichen Biss...
"Die Viper", das ist der Spitzname von Kommissar Ferro (Maurizio Merli), der in diesem fantastischen Action / Thriller fast ohnmächtig mit ansehen muss, wie das Verbrechen in Rom immer weitere Kreise zieht und der Polizei durch vil zu lasche Gesetze die Hände gebunden sind, so das die meisten verbrecher ziemlich schnell wieder auf freiem Fuß sind. Umberto Lenzi (Gates of Hell) hat hier einen wirklich erstklassigen und beeindruckenden Vertreter des Policiesco geschaffen, der sich von Beginn an auf einem äusserst hohen Qualitäts-Level ansiedelt und dieses auch zu keiner Zeit auch nur kurzzeitig verlässt. Obwohl sich die Geschichte nicht ganz so actiongeladen wie in einigen andenren Genre-Vertretern offenbart, bekommt der Zuschauer dennoch etliche gelungene Action-Passagen geboten und vor allem Maurizio Merli legt doch ziemlich oft selbst Hand an, um diversen Verbrechern Respekt beizubringen. Für mich persönlich ist der Action-Anteil der Story vollkommen ausreichend, steht doch ganz eindeutig die Geschichte an sich im Vordergrund und legt dabei den Focus des Geschehens auf die vorherrschende Hilflosigkeit der Polizei, da die gegebenen Gesetzte doch viel eher für die Verbrecher und gegen die Ordnungshüter ausgelegt sind. Und so kann die in Rom stattfindende Verbrechenswelle sich immer weiterentwickeln und stellt Ferro und sein Team vor fast unlösbare Probleme, da man der Drahtzieher einfach nicht habhaft werden kann.
Insbesondere dieser Aspekt wird von Lenzi ganz hervorragend herausgearbeitet und durch die insgesamt hervorragend agierende Darsteller-Riege noch zusätzlich unterstützt. ist der Film doch bis in die kleinsten Nebenrollen absolut perfekt besetzt, wobei man allerdings anmerken sollte, das gerade Maurizio Merli hier ganz besonders herausragt. Seine Interpretation eines verzweifelten Kommissars mit einem äusserst ausgeprägten gerechtigkeitssinn kann man wirklich schon als absolut brillant bezeichnen. Sein Schauspiel ist jederzeit absolut authentisch und glaubwürdig, bringt er doch insbesondere seine Emotionen äusserst gut rüber, so das die in ihm immer stärker werdende Wut sich fast automatisch auch auf einen selbst überträgt. Sein Gegenspieler Moretto (Tomas Milian) steht ihm darstellerisch allerdings kaum in Etwas nach, denn auch wenn er hier eigentlich über eine etwas größere Nebenrolle nicht hinauskommt, erscheint ihm doch wieder einmal die Rolle des Psychophaten wie auf den Leib geschneidert. ganz allgemein kann man sowieso behaupten, das Milians schauspielerische Fähigkeiten in seinen ernsten Rollen viel besser zur Geltung kommen, als wie es beispielsweise in den "Tony Maroni-Filmen der Fall war.
Neben der erstklassigen Geschichte ist es insbesondere die sehr temporeiche Erzählstruktur der Geschehnisse, die ganzzeitig für die Aufmerksamkeit des Betrachters sorgt, etliche Schießereien und wilde Verfolgungsjagden wechseln sich dabei permanent ab, so das Langeweile erst gar keinen Platz in diesem Szenario findet, das zudem einen extrem straff gezogenen Spannungsbogen vorzuweisen hat, der noch nicht einmal den kleinsten Einbruch vorweist und so ganzzeitig für erstklassige Unterhaltung sorgt. Was einem bei den ganzen Ereignissen manchmal eine regelrechte Gänsehaut beschert ist der Aspekt, mit welcher kaltblütigkeit die Verbrecher hier auftreten. So wird man beispielsweise mit etlichen Momenten konfrontiert, wo wild in eine Menschenmenge geschoßen wird und keinerlei Rücksicht auf andere genommen wird. Dies kommt auch zusätzlich noch in etlichen Dialogen zum Ausdruck, die vor allem Milian mit anderen führt und die von einer unglaublichen Kälte geprägt sind. Gerade diese Dinge lassen ein Gesamtbild entstehen, das man kaum realistischer hätte zeichnen können. Und so ist es dann schon fast als selbstverständlich zu bezeichnen, das sich in einem selbst ein gehöriges Maß an Wut aufbaut und das gleiche Gefühl der Ohnmacht aufkommt, das die Ermittlungsbeamten in diesem Film verspüren müssen, die dem Verbrechen anscheinend nicht Herr werden können. Und wenn sie dann schon einmal Erfolge vorzuweisen haben, werden sie auch noch von ihren Vorgesetzten gerügt, da diese Erfolge nur durch einige nicht ganz legale Mittel erzielt worden sind.
Letztendlich handelt es sich bei "Die Viper" um einen absolut erstklassigen Action / Thriller, der nicht durch blinden Aktionismus auffällt, sondern in dem die vorhandene Action genau an den richtigen Stellen zum Vorschein kommt. Dabei wird die Geschichte an sich nie aus den Augen verloren und die vorhandene Thematik absolut erstklassig bearbeitet. das ausgezeichnete Darsteller-Ensemble tut sein Übriges, um dem Zuschauer ein Gesamtpaket zu präsentieren, das qualitativ als erstklassig zu bezeichnen ist. Und so bekommt man einmal mehr eine wahre Perle des italienischen Kinos serviert, die auch im Laufe der jahrzehnte rein gar nichts von ihrem Reiz und ihrer Intensität eingebüßt hat, so das man sich diesen tollen Film auch in der heutigen Zeit immer wieder anschauen kann und dabei ganzzeitig spannend und rasant unterhalten wird.
Fazit:
Es gibt sicherlich Vertreter des Genres, die rein auf den Härtegrad bezogen mehr zu bieten haben als das Werk von Umberto Lenzi, doch in seiner Gesamtheit ist "Die Viper" meiner persönlichen Meinung nach ein absolut herausragender Film, der an vorhandener Qualität schwer zu toppen ist. Jede Menge Spannung, eine äusserst temporeiche Erzählweise und herausragende Darsteller machen diesen Policiesco zu einem wahren Filmerlebnis, das man sich auf keinen Falle entgehen lassen sollte.
9/10