Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

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Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Combat Shock

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Man kann Buddy Giovinazzo neidlos zugestehen, dass er für seinen 1984 entstandenen Streifen „Combat Shock“ wirklich die verwahrlosesten und grindigsten Ecken von New York gefunden hat, in denen er seine nicht minder heruntergekommenen Figuren auftreten lässt. Leider hat mich der Rest aber nicht so wirklich begeistert und trotz versiffter Wohnung, kaputter Ehe und deformierten Kind lässt einem das Schicksal des Vietnam-Heimkehrers doch seltsam kalt. Zu bemüht wirkt das beschworene Trauma, zu trostlos das Ambiente und die Ausweglosigkeit und viel zu kaputt die Figuren, sodass man hier als Zuschauer auch nur einen Funken Optimismus oder Interesse entwickeln könnte. Inhaltlich wirkt die Lowest-Budget-Mischung aus „Rambo“ und „Taxi Driver“ auf mich auch eher wie stark plakative Aufarbeitung gesellschaftlicher Themen aus einer fernen Perspektive, die gar nicht versucht ihre Figuren zu verstehen, sondern eher in Richtung Elendsporno geht. Dazu dudelt unpassende Musik zur nicht vorhandenen Handlung und auch die wenigen Konflikte, die Dialoge und der finale Gewaltausbruch wirken aufgesetzt und wenig nachvollziehbar. Vielleicht kommt „Combat Shock“ bei mir auch etwas zu schlecht weg und popkulturell hat Giovinazzos Streifen ja zweifellos seine Spuren hinterlassen, aber aus der Kiste der völlig abgefuckten Filme haben mir „Story of a Junkie“ und „Deadbeat at Dawn“ dann doch eindeutig besser gefallen.

Under the Skin

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jogiwan hat geschrieben:Ich bin ja noch immer ganz angetan von dem wunderbaren Streifen, aber meine beiden Mitgucker waren weit weniger begeistert. Haben uns drauf geeinigt, dass sie einfach Banausen sind - einseitig! :nick:
Hätte ich mich doch daran erinnert und "Under the Skin" ist wohl die Art von Film, die man unbedarften Besuchern wohl nicht zeigen sollte. Jedenfalls blickte ich wieder in ein verstörtes Gesicht. Für die Zukunft merke ich mir das jetzt ;)

Cats

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Als die ersten Trailer und Ausschnitte von „Cats“ die Runde machten, war ja die Aufregung groß und als der Film in die Kinos kam, gab es einen Wettbewerb, welcher Online-Rezensent wohl den blumigsten Verriss darüber veröffentlichen kann. Häme und Spott waren groß und auch der Titel des größten Flops aller Zeiten wurde wieder einmal äußerst strapaziert. Musicals sind nun mal eine eigene Welt und Andrew Lloyd Webbers „Cats“ in diesem seltsamen Kosmos noch einmal eine Stufe sonderbarer. Ich habe ja die Bühnenversion auf DVD gesehen und nie den Hype verstanden und auch im Film ist die Geschichte über ein Rudel Katzen mit menschlichen Charakterzügen immer noch seltsam genug und in Kombination mit dem sehr speziellen Look der Figuren wirkt das zugegeben auch stark gewöhnungsbedürftig. Dazu kommen verkitschte Settings, Artistik, Ballett, viel Gesang und jede Menge anderes Zeugs, von dem sich der Genre-Freund normalerweise mit Grausen abwendet. Ein besonders schöner Film ist „Cats“ auch nicht geworden, aber auch sicher nicht das filmische Desaster, dass vielerorts beschworen wird. Mehr als eine zielgruppengerechte Aufarbeitung des Bühnenstücks für die große Leinwand ist der Streifen aber auch nicht geworden und wer in seinem Leben noch kein Musical besucht hat, wird mit dem Streifen auch nicht viel anfangen können. Während andere Musical-Adaptionen für die große Leinwand ja noch als Spielfilm funktionieren und man ein Auge riskieren kann, ist „Cats“ aber sicherlich ein Werk, dass in diesem Punkt nicht überzeugen kann. Das Musical war in den Achtzigern ein Wagnis und hat funktioniert, der Film war 2019 ein Wagnis und hat eben nicht funktioniert. Irgendwie macht das den Streifen ja auch wieder sympathisch und auch der Cast nimmt es mit Humor und in ein paar Jahren lachen alle darüber und dann ist der völlig schräge Film vermutlich ohnehin längst Kult.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Jojo Rabbit

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Ein Nazi-fanatischer Junge mit Hitler als imaginären Freund entdeckt, dass seine Mutter eine junge Jüdin in Haus versteckt hält. Das klingt jetzt erst einmal nicht nach Komödie und ist es auch nicht. Ein sehr schwieriges Thema, dass hier mit Humor, kindlicher Sicht und Überzeichnung angegangen wird. Hier stellt sich auch wieder einmal die Frage, ob man mit oder über das Böse lachen darf und Fanatismus greifbarer wird, wenn man ihn in einem humoristischen Kontext stellt? Jein, und „Jojo Rabbit“ ist auch ein Film, der bei mir aus mehreren Gründen nicht funktionieren wollte. Zugegeben nicht meine Baustelle und bei dem Thema bin ich auch arg sensibilisiert. Ein Plot, der zu sehr an Anne Frank angelehnt ist, mehrere Momente in denen das Grauen unmittelbar greifbar wird, überzeichnete Figuren die eher befremdlich erscheinen und so weiter und so fort. Nein, „Jojo Rabbit“ ist für mich keine Komödie und hier offenbart sich auch wieder mein persönliches Dilemma, dass mir wohl die nötige Distanz zu der ganzen Sache fehlt, wenn das geschichtlich auch immer noch so präsent ist und sich Fanatismus generell wieder im Aufstieg befindet. Sicherlich ein schön gemachter Film mit Botschaft und es ist gut, dass ihn jemand gemacht hat, der geografisch vom anderen Ende der Welt stammt, aber aus mehreren Gründen möchte ich hier eigentlich keine Wertung finden.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Color out of Space

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Die Geschichte von H.P. Lovecraft habe ich ja gerade erst gelesen und Richard Stanley hält sich in Grundzügen ja sowohl an die Figuren, als auch an den Ablauf der Geschichte – doch hier scheitert einfach alles an den furchtbar gezeichneten Figuren, einem unnötigen Effektfeuerwerk und dem völlig überzogenen Schauspiel von Nicolas Cage, der wieder einmal Verzweiflung mit peinlichem Over-Acting verwechselt. Wo Lovecraft eher nüchtern die ungewöhnlichen Ereignisse nach dem Meteoriteneinschlag schildert und so eine unheimliche Stimmung und zunehmende Verzweiflung kreiert, geht Stanley den anderen Weg und eher auf soapige Elemente, sowie Effektkünstler und bombardiert den Zuschauer mit jeder Menge farbenfroher CGI und Creature-FX. Das wirkt zwar vielleicht auf der Höhe der Zeit, aber spätestens wenn das Monster in bester „Das Ding aus einer anderen Welt“-Manier ins Spiel kommt war es dann für mich vorbei und „Color out of Space“ verkommt zu einem trashig anmutenden Desaster von einem Film, dass ich beim besten Willen nicht mehr ernstnehmen kann. Eigentlich hat Stanley in seinem farbenfrohen Desaster von einem Film auch alles falsch gemacht und statt originell und kreativ zu sein, setzt er mit seiner Lovecraft-Adaption auf völlig falsche Schwerpunkte, Nebensächlichkeiten, einem fragwürdigen Familienbild und hechelt mit hängender Zunge ziemlich offensichtlich den Kollegen John Carpenter und Panos Cosmatos hinterher. Ziemlich schade und einmal mehr: don’t believe the hype!

Aniara

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In einer nicht allzu fernen Zukunft hat die Menschheit die Erde unbewohnbar gemacht und ist dabei, die verbliebene Menschheit mit dem Raumschiff Ariana in eine Kolonie auf dem Mars auszusiedeln. Doch aus dem dreiwöchigen Trip mit Überschallgeschwindigkeit wird eine ziellose Reise, als das Raumschiff von Weltraumschrott getroffen wird und nicht mehr manövrierfähig ist. Zuerst wird den Passagieren noch vorgegaukelt, dass die Reise nur länger dauern wird, doch bald wird klar, dass von außen keine Rettung zu erwarten ist und auch sonst keine Änderung der Situation in Aussicht ist. Als die Nahrung knapper wird und auch Konsum und die unterschiedlichen Freizeitangebote keine Zerstreuung mehr bieten, beginnt die Stimmung an Bord der Ariana zunehmend zu kippen.

Interessanter schwedischer Science-Fiction-Film, der irgendwo zwischen Aufbruch- und Endzeit-Parabel inklusive Gesellschafts- und Konsumkritik angesiedelt ist und unterschiedliche Charaktere an Bord eines Raumschiffes zeigt, dass auf völlig unbestimmte Zeit ziellos durchs All gleitet. Zwischen Angst, Hoffnung, Resignation und Zuversicht reagiert jeder der Charaktere anders auf die Hiobsbotschaften am laufenden Band und „Ariana“ begleitet diese in unregelmäßige Zeitsprüngen, die in Kapitel unterteilt sind. Während die Titelfigur mit unverbesserlichen Optimismus versucht das Beste aus der Situation zu machen, beginnen viele Menschen um sie herum aufzugeben und wiederum andere flüchten in seltsame Rituale und Religion. So präsentiert sich „Aniara“ auch eher als existentiell angehauchter Streifen im Stil der Siebziger, der seine Schwerpunkte auch nicht im Effektgewitter sucht. Alles durchaus interessant anzusehen wirkt „Ariana“ aber manchmal etwas konstruiert und gleichzeitig etwas vage in den Andeutungen. Wer sich daran nicht stört, dass alles am Präsentierteller drapiert wird, bekommt aber einen durchaus spannenden und dramatischen Streifen serviert, der sich trotz Sci-Fi-Szenario auch mühelos auch auf andere Dinge unserer Gesellschaft umlegen lässt. Sicher keine einfache Kost, aber eine, die sich durchaus lohnt.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Event Horizon
jogiwan hat geschrieben:„Event Horizon“ ist zwar auch einer dieser Filme, die man irgendwie viel gruseliger in Erinnerung hat, als sie tatsächlich ausgefallen sind und dennoch bin ich noch immer total angetan von dieser düsteren Sci-Fi-Horror-Geschichte und den wuchtigen Bildern, die Paul Anderson hier auf den Zuschauer loslässt. Die Geschichte über eine „Rescue“-Einheit, die ein ominöses Raumschiff bergen soll ist jedenfalls trotz bekannt vorkommenden Elementen recht packend erzählt und auch die Idee von einer unbekannten Macht mit eigenen Urängsten konfrontiert zu werden ist mit seinen Anleihen bei „Hellraiser“ natürlich hübsch und effektiv in Szene gesetzt. Ich bin auch wie Arkschi der Meinung, dass der Streifen mit seinen schnellen Schnitten und kurzen Sequenzen sehr gut funktioniert und gar keine längeren Gore-Sequenzen benötigt um beim Zuschauer einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Sowieso und ich mag den Streifen einfach, seit ich ihn seinerzeit im Kino gesehen hab und ziemlich geplättet war und auf meiner persönlichen Sci-Fi-Liste steht „Event Horizon“ jedenfalls ganz oben.
Gestern wieder geguckt und ich mag den immer noch. Stimmungsvoll-düsterer Sci-Fi-Horror der alles richtig macht. :nick:
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Party Invaders

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Die Fernbeziehung von David und Jill ist irgendwie am Ende angekommen und obwohl David versucht seine Freundin mit einem Überraschungsbesuch wieder für sich zu gewinnen, ist diese darüber nur mäßig begeistert. Als sie David auch noch beobachtet, wie dieser eine andere küsst, beendet Jill die Beziehung und will von ihrem ehemaligen Freund nichts mehr wissen. David will jedoch nicht so einfach aufgeben und versucht am Abend auf einer großen Party das Herz seiner Ex wieder zurückzugewinnen, als auf einmal durch ein kosmisches Phänomen und einem Stromausfall von allen Partygästen Duplikate existieren. Diese stammen offensichtlich aus einer kurz zuvor geschehenen Zeitperiode und während David versucht seine Freundin zu warnen und die restlichen Partygäste noch unbeschwert feiern, kippt mit jeder Doppelgänger-Sichtung auch die Stimmung des Abends…

Schräge Mischung aus Teenager-Drama, Thriller und Zeitschleifen-Sci-Fi über eine Partynacht, in der auf einmal von jedem Besucher ein Doppelgänger existiert. Doch wie reagiert man, wenn man auf einmal während einer feuchtfröhlichen Party seinem eigenen Ich gegenübersteht, dessen Absichten noch dazu gänzlich unbekannt sind. Aus dieser durchaus spannenden Idee kreiert Regisseur Dennis Iliadis einen durchaus spannenden und vielschichtigen Film, der sich auch nie so entwickelt, wie man es sich eigentlich vorstellt. So „Party Invaders“ in einem Moment tiefgründig, im nächsten wieder wie ein typischer Teenager-Sauffilm und behandelt Themen wie das Erwachsenwerden, Selbstfindung und charakterliche Weiterentwicklung in ihren unterschiedlichen Ausprägungen. Dabei vermeidet der Streifen auch kein Klischee und bietet auch zotige Momente, die mit fortlaufender Minute aber von einer düsteren Stimmung eingeholt werden. Eigentlich schon ein interessanter Streifen, der aber igendwie untergegangen zu sein scheint und eher erwachsene Filme wie „Coherence“ oder „Primer“ in ein jugendlicheres und auch etwas zugänglicheres Setting überträgt. Zum Highlight reicht es dann auch nicht ganz, auch wenn man sich „Party Invaders“ als Fan solcher Zeitschleifen-Duplikats-Fan nicht entgehen lassen sollte.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

die letzten Tage im Schnelldurchlauf:

Make my Heart fly - Verliebt in Edinburgh

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Mäßig unterhaltsame und leidlich schwungvolle "Mama-Mia"-Variante mit Songs der schottischen Band The Proclaimers, hübschen Aufnahmen der Stadt und erzkonservativem Unterton.

The Hole in the Ground

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Irlands "Babbadok" sieht gut aus und ist auch super gespielt, aber irgendwie war es das dann auch. Die Figuren bleiben einem irgendwie egal und die Story hat mich auch nicht vom Hocker geschmissen.

Brainiac

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Mexikanischer S/W-Grusler bei dem irgendwie alles Over-the-Top ist - herrlich!

Space is the Place

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Su-Ra's experimenteller Sci-Fi-Streifen über die Lage und Rolle der Schwarzen in der amerikanischen Gesellschaft - dabei spart der Musiker auch nicht mit Kritik an den eigenen Leuten. Sehr schräg - sehr lohnend.

Slaughterhouse Rulez

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Missglückte Mischung aus Teenie-Film und Tier-Horror - die ersten 50 Minuten passiert nix, der Rest ist auch egal. Die Darsteller haben wohl das schlechte Drehbuch nicht gelesen und so etwas derart verbocken ist auch eine Leistung. Avoid!

Valkenvania - Die wunderbare Welt des Wahnsinns

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Die wohl schrecklichste Komödie aller Zeiten und eine furchtbar unwitzige Mischung aus Yuppie- und Gesellschaftskritik, die hier völlig in die Hose geht. Ich bin geneigt sehr froh darüber zu sein, dass Dan Akroyd hinterher keinen Film mehr gemacht hat. Da schon lieber 90 Minuten am Zahnarztstuhl

Dark Staffel 3

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Tja, nun bin ich mit der dritten Staffel durch und irgendwie fand ich die abgesehen von den letzten beiden Folgen eigentlich nicht mal so prickelnd. Die Geschichte wird größtmöglich kompliziert erzählt und bei all den aufgeworfenen Fragen, Zeitreise-Paradoxen und Handlungssträngen fällt es gar nicht auf, dass kaum eine beantwortet oder gar harmonisch zu Ende gebracht wird. Die Sache mit den alternativen Parallel-Welten in der dritten Staffel hat ja den Vorteil, dass man die Story von Jonas in der ersten Staffel praktischerweise mit Martha quasi gespiegelt nochmals erzählen kann um die ohnehin schon verkopfte Sache nochmals zu verkomplizieren. Das wirkt dann auf den ersten Blick auch komplex, intelligent und durchdacht und auch nix gegen strapazierte Hirnwindungen, aber hier ist das dann doch schon eindeutig zu viel des Guten und man verliert irgendwann dann auch die Lust auf das Ganze. Dazu Düsternis und schuldbeladene Figuren, die doppelt und dreifach existieren und alles ufert ständig noch weiter auf, ehe es am Ende dann überraschend und doch verhältnismäßig konventionell abgeschlossen wird. Ja, „Dark“ ist immer noch originell, super gespielt und überraschend düster, aber die Chance auf ein absolutes Serien-Highlight hat man der bemühten Erzählstrukturen und den ständigen „Eins-drauf-Setzen-und-noch-eine-Facette-verleihen“ geopfert. Ales was in der ersten Staffel hervorragend funktioniert hat, wird hier dann auch endgültig überstrapaziert und das Ganze zu einer Gut-Böse-Geschichte mit biblischem Ausmaß hochzustilisieren, hat „Dark“ leider gar nicht gutgetan. Das die Macher es beim sprichwörtlichen Griff nach den Sternen vermutlich verkacken war am Ende der letzten Folge der zweiten Staffel schon irgendwie abzusehen, aber irgendwie hätte ich mir doch noch eine besser Abschlussstaffel erhofft, bei der nicht mit jeder weiteren Folge der anfängliche Enthusiasmus schwindet.

Love, Death & Robots - Season 1

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durchaus ansprechend gemachte Anthologie-Serie mit animierten Beiträgen von 6 - 17 Minuten und dem titelgebenden Themenkreis. Die Geschichten sind leider eher etwas mau und erscheinen so, als wäre sie für Erwachsene gemacht, die in den Teenie-Jahren steckengeblieben sind. Für mich von den FIguren her etwas zu sehr Fan-Zugeständnis und Nerd-orientiert. Richtig gut gefiel mir nur "Beyond the Aquila Rift" und "Three Robots" - der Rest ist bei aller Liebe doch eher naja...

Girls with Balls

Leider etwas bemüht auf witzig gemachte Mischung aus Teenie-Film und Backwood-Horror, der leider nie so richtig in Fahrt kommt. Zwar hat „Girls with Balls“ eine lustige Grundidee und auch ein paar spaßige, wie gorige Momente, aber der Streifen stellt sich ständig selbst ein Bein, wenn die klischeebeladenen Figuren auch in den wildesten Momente nicht von ihren überzogenen Befindlichkeiten lassen können. So etwas wie Herzlichkeit vermisst man hier ebenfalls völlig und so sind einem die Figuren auch bis auf wenige Ausnahmen völlig egal. Die Geschichte möchte augenzwinkernd erscheinen und ist trotzdem Mist und die Figuren lassen keine Gelegenheit aus, in allen Situationen immer das Falsche zu tun. Auch das Humorverständnis der Macher hat meinen Geschmack nicht wirklich getroffen und ist bisweilen arg zotig und unter der Gürtellinie angesiedelt. Insgesamt hat man schon das Gefühl, dass man hier keine Gelegenheit ausgelassen hat, ein gutes Projekt auf lieblose Art an die Wand zu fahren und wenn „Girls with Balls“ nach seinem überraschend unspektakulären Finale nach 75 Minuten sowieso wieder vorbei ist, hat man das Teil wohl auch schon wieder halb vergessen. Schade.


Autopsy

Die Torture-Porn-Welle ist ja längst Geschichte und auch harte Momente im Mainstream-Horror eigentlich nix Besonderes mehr. „Autopsy“ ist ja auch einer dieser Filme, die im Fahrwasser von „Hostel“ entstanden sind und ungekürzt mit jeder Menge Geschmodder aufwarten kann - ansonsten reißt einem der Film leider nicht sonderlich vom Hocker und die Geschichte von ein paar Jugendlichen, die nach einem Unfall in eine sonderbare Klinik gebracht werden, wirkt auch eher seltsam konstruiert. Die Figuren sind einem eher egal, auf der Seite der Bösewichte sogar eher nervig und auch sonst wirkt das Kammerspiel-artige Bedrohungsszenario in dem eher überschaubaren Krankenhaus immer etwas seltsam konstruiert und unglaubwürdig. Augenmerk liegt hier eindeutig am Gore und in manchen Momenten wird auch ziemlich Gas gegeben, was dann auch schon wieder überzogen wird. Spannung und Atmosphäre sucht man in dem Bava-esk ausgeleuchteten Streifen meines Erachtens hingegen aber eher vergeblich und irgendwie vermisse ich diese harten Horrorfilme ohne Seele auch nicht wirklich.


The Secre Life of Jeffrey Dahmer

Auf dem Leben und Taten von Jeffrey Dahmer basierende Doku-Fiktion, aus dem Jahr 1993, die den Zuschauer aber gleich zu Beginn informiert, dass einige der Fakten geändert wurden um Opfer zu schützen und den Zuschauer zu schonen. Liest man den Wikipedia-Eintrag ist es auch kein Wunder, dass man dem Zuschauer das Meiste ohnehin nicht zumuten könnte, da Dahmer mit Nekrophilie, medizinischen Experimenten und Kannibalismus kaum etwas ausgelassen hat. „The Secret Life of Jeffrey Dahmer“ ist angesichts des Themas vergleichsweise zurückhaltend inszeniert und bietet ein paar Zerstückelungen, während das Thema Homosexualität und Kannibalismus nur angedeutet werden. Der Streifen geht auch nicht in die Tiefe, sondern präsentiert auch immer den gleichen Ablauf, wenn Jeffrey vorwiegend afroamerikanische Männer in seine Wohnung lockt, betäubt und dann ermordet. Auch Ermittlungsfehler und seine Bewährungsstrafe werden nebenher abgehandelt, bis es am Ende dann zu seiner Verhaftung kommt. Für einen Indie-Film wirkt „The Secret Life of Jeffrey Dahmer“ zwar überraschend professionell inszeniert und gespielt, aber das Potential der Geschichte wird schon größtenteils und gleich auf mehreren Ebenen verschenkt. Ich persönlich hätte mir im Vorfeld auch ein viel reißerisches Werk erwartet, aber irgendwie ist der Streifen weder Psychogramm einer gestörten Seele, noch Drama, noch die dokumentarische Aufarbeitung des berüchtigten Serienkillers, sondern irgendwas dazwischen.


Back from the Dead

Im wahrsten Sinne des Wortes völlig verkackte Splatterkomödie aus Down Under, der wohl gerne in Peter Jacksons „Bad Taste“-Fußstapfen treten möchte und dabei gerade einmal das Niveau von Jochen Taubert erreicht. „Back from the Dead“ mit seinen beiden Handlungssträngen, dem seltsamen Humorverständnis und den herben Splattereien könnte ja genauso gut von dem deutschen Filmemacher stammen und macht auch annähernd gleich viel Spaß. Geschmacklosigkeiten gibt es am laufenden Band und dennoch zündet kein einziger Gag und auch die Splattereinlagen, die überraschend gut gemacht sind, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier auf einem völlig pubertären Level agiert wird. Eigentlich hatte ich auch schon nach fünf Minuten keine Lust mehr und hab mich mit meinem unverbesserlichen Optimismus noch tapfer durch den Rest gekämpft. Die Dragon-DVD bietet den Streifen im englischen Original mit deutschen Untertiteln, wobei hier die Dialoge wahlweise sehr frei oder gleich gar nicht übersetzt wurden. Insgesamt betrachtet ein Film für die Tonne, oder unverbesserliche Leutchen wie mich, die bereit sind, wertvolle Lebenszeit für so einen Mist zu opfern.

Tales of Halloween

Nachdem ich den neuen „Halloween“ partout nicht finden konnte, ist es gestern einfach „Tales of Halloween“ geworden. Der Streifen sieht auch gut aus und bietet sehr unterschiedliche Beiträge, aber in Jubel und Begeisterung hat mich keine der Geschichten versetzt. Wie bei allen Horror-Anthologien gibt es auch hier Licht und Schatten und nicht jeder Regisseur kann aus der kurzen Laufzeit viel herausholen. Das meiste ist zwar nett anzuschauen, aber bei aller Liebe recht wenig gehaltvoll und bietet von der Splatter-Hommage bis zum Western-artigen Flair auch wirklich eine große Bandbreite, damit niemand im Publikum vernachlässigt wird. Herausgekommen ist aber nicht die eierlegende Wollmilchsau des Halloween-Horrors, sondern ein kunterbuntes, wild durcheinandergewürfeltes und durchschnittliches Vergnügen, dass gestern aber dann auch wieder gut gepasst hat. Vielleicht hätten ein, zwei Geschichten weniger und bei manchen wiederum eine etwas längere Laufzeit aber auch nicht geschadet. An Halloween okay, an den restlichen Tagen wäre mein Text wohl weniger wohlwollend ausgefallen.


The Lost Okorsohi

Schon sehr spannend, was man so alles auf Netflix findet und „The Lost Okoroshi“ ist ein Beitrag aus Nigeria, der wohl nicht so viel mit den üblichen Nollywood-Klischees am Hut hat und auch mit seinem Soundtrack punkten kann. Auf interessante und farbenfrohe Weise wird hier Sozial- und Zivilisationskritik geübt und Regisseur Abba Makama geht mit seinen Landsleuten auch eher hart ins Gericht, die er als entwurzelte Menschen sieht, denen in der modernen Welt mit westlicher Prägung der Bezug zur eigenen Vergangenheit abhandengekommen ist. Für europäische Zuschauer wirkt das natürlich erst einmal sehr exotisch und die Bilder von Lagos mit seinen 14 Millionen Einwohnern ist natürlich ein Ort voller Gegensätze und bevölkert von Bewohnern auf der Suche nach Glück und Wohlstand, die dafür auch die eigenen Ideale opfern. Zwar wirkt „The Lost Okoroshi“ im Finale etwas zu lange und der Part mit den selbsternannten Hütern der Tradition bremst den Streifen meines Erachtens unnötig ein, aber ansonsten ist Makama schon ein interessanter, vielschichtiger und origineller Beitrag zum „World Cinema“ gelungen, von dem man inklusive seinem Regisseur sicher noch so einiges hören wird.


Erfindung des Verderbens

Wunderbarer Streifen von Karel Zeman nach Motiven von Jules Verne über einen jungen „Inschenjör“, der das Abenteuer seines Lebens erlebt. Dabei ist die banale Geschichte eigentlich eher zu vernachlässigen und diese sollte wohl auch nicht von den fabelhaften Bildern ablenken, die hier in einer Mischung aus Reafilm und Trickaufnahmen gezaubert wurden. Der Look ist ja – milde ausgedrückt – sehr speziell und erinnert an alte Kupferstiche. So ist fast jede Einstellung im Hintergrund mit diagonalen Strichen versehen und auch bei der Ausstattung und Klamotten zieht sich dieses Motiv durch den ganzen Film. Alles so wunderbar, dass man es mit seinen eigenen Augen gesehen haben sollte. Super!


Videoman - VHS is Dead

Interessanter Streifen aus Schweden, das sich in der ersten Hälfte wie der feuchte Traum eines jeden VHS-Sammlers und Filmfan präsentiert. „Videomannen“ ist gespickt mit Verweisen auf Giallo und italienischen Horror, bietet Filmplakate, VHS-Hüllen, Insider-Wissen und Nerd-Diskussionen, die dann jedoch etwas in den Hintergrund rücken und eher in eine dramatischere Richtung kippen. „Videoman – VHS is dead“ beschreibt ja auch die Tatsache, wie schwer es ist, von bestimmten Dingen loszulassen, gesellschaftliche Entwicklungen und Leistungsdruck zu akzeptieren und Ennio und seine Freundin entpuppen sich auch als eher vom Leben enttäuschte Menschen, deren Leidenschaft für die Vergangenheit und Alkohol den nötigen Halt gibt um den Alltag zu überstehen. Auch wenn sich die Inhaltsangabe nach Thriller anhört, so ist es eher ein Film über nostalgisch verklärt stecken gebliebene Menschen, die sich mit ihren Lebensentwurf wohl oder übel irgendwann neu orientieren müssen. Dass „Videoman“ dabei nerdig beginnt und Giallo-Gefilde antäuscht um dann quasi ein Außenseiter-Drama zu werden, ist dabei durchaus ein guter Kniff des Regisseurs um das Interesse zu wecken und so mancher Filmfan mit seinen für Außenstehende seltsam anmutenden Befindlichkeiten und etwas Selbstreflektion wird sich oder im Umfeld der Figuren wiederfinden können.


You might be the Killer

„You might be the Killer“ würde ja so gerne eine intelligente Parodie auf diese zahlreichen Schlitzerfilme aus den Achtzigern sein und nimmt sich dafür auch so ziemlich jedes Klischee des Camp-Slashers zur Brust. Leider sind ja aber schon die Vorbilder oftmals an der Kippe zur Parodie und Brett Simmons Streifen ist leider auch nicht sonderlich witzig und kann dem Ganzen nicht wirklich etwas hinzufügen. Zwar hat „You might be the Killer“ mal eine andere Ausgangssituation als üblich, aber die ständige Hin- und Herspringerei in der Zeit fand ich auf Dauer ziemlich nervig und bei der Figurenzeichnung ist Brett Simmons ja noch nachlässiger als die zahlreichen Vorbilder. Auch der Rest hat mich nicht wirklich begeistert und irgendwie funzt der Streifen auch so überhaupt nicht. Eigentlich schade, da die Darsteller ihre Sache recht gut machen, aber irgendwie stellt sich „You might be the Killer“ irgendwie ständig selbst ein Bein, wenn er versucht, immer alles auf den Kopf zu stellen. Vielleicht wirkt der Film besser, wenn man das Genre nicht so mag, aber mich als großer Slasher-Fan hat der bemüht konstruierte und auf Vintage getrimmte Streifen leider so gar nicht begeistert.

Kater

Mit „Kater“ beschreibt der österreichische Filmemacher Klaus Händl beinah unaufgeregt den Alltag eines schwulen Pärchens, dass gut situiert und integriert sein Leben führt, dass im ersten Drittel fast etwas zu harmonisch inszeniert ist. Immer sehr nah an der Realität und den glaubwürdigen Figuren und nachvollziehbaren Ereignissen ist man als Zuschauer der Zeuge von sehr intimen Momenten und scheinbar perfekter Harmonie. Doch dann tritt etwas völlig Unerwartetes ein, stellt das Leben des Paares völlig auf den Kopf und lässt die Harmonie und Zärtlichkeit verschwinden und die Unsicherheit tritt ein, dass man den Partner vielleicht doch nicht so gut kennt, wie man es vielleicht glauben oder es sich wünschen würde. Dabei ist der Streifen zugegeben auch sehr manipulativ und beschreibt in den letzten beiden Dritteln den beschwerlichen Weg, wieder halbwegs zurück zur Normalität, die zu diesem Zeitpunkt aber bereits außer Frage steht. Das ehemalige Paradies ist unwiderruflich zerstört und dem Paar bleibt nur die Möglichkeit sich zu trennen oder gemeinsam um die Beziehung zu kämpfen und die psychische Erkrankung im Alltag zu akzeptieren. Dabei wählt „Kater“ den schwierigeren Weg und bleibt daher ein optimistischer, vielschichtiger Film, der schwierige Themen anreist, einfache Antworten verweigert und lange nach hallt.

Pieles

In Zeiten, in denen in sozialen Medien scheinbar nur Schönheit und Hochglanz-Inszenierung gefragt sind, entwirft „Pieles“ ein seltsames und gegenteiliges Szenario über eine Gruppe von Menschen, die auf unterschiedliche Weise entstellt sind und sich damit zurechtfinden müssen. Dabei ist auch der Look außergewöhnlich, der sich titelgerecht in unterschiedlichsten Rosa- und Lila-Tönen präsentiert. Fast so als würde Wes Anderson auf knallbunte Weise eine wie selbstverständlich präsentierte und abgründige Geschichte von Yorgos Lanthimos mit einer Prise Waters und Cronenberg inszenieren. Ganz kann sich „Pieles“ mit seiner Faszination für das „Anderssein“ auch nicht entscheiden, was er sein möchte und die Momente der sicherlich berechtigten Gesellschaftskritik an verzerrten Schönheitsidealen werden immer wieder von Momenten konterkarikiert, in denen der Streifen einfach ein viel zu bizarres Szenario entwirft. So wirkt die junge und völlig verzweifelte Frau mit dem Anus im Gesicht erst einmal wie ein schlechter Scherz und wer sich auf so etwas nicht einlassen kann, der wird „Pieles“ auch nach ein paar Minuten ganz entsetzlich finden. So setzt sich „Pieles“ als Mischung aus Groteske, Drama und Gesellschaftsutopie auch ziemlich zwischen die Stühle und ist wohl auch nur für Menschen interessant, die sich generell für schräge Filme interessieren – der Rest bleibt wohl besser bei Filmen mit Menschen, die dem gängigen Schönheitsideal entsprechen.

Corrruption

Roger Watkins metaphorischer Erwachsenenfilm mit Faust-Thematik über einen Geschäftsmann, der in einer Spirale aus Korruption und Macht gefangen ist und mitansehen muss, wie sein Umfeld immer mehr von einem einseitigen Machtgefüge zerstört wird. Das klingt jetzt natürlich erst einmal schräg für einen Porno und ist es natürlich auch, wenn der Zuschauer im Verlauf von „Corruption“ mit sehr seltsamen Momenten konfrontiert wird, in denen sich knisternde Erotik nicht so wirklich einstellen möchte. Die Sexszenen wirken seltsam unerotisch, die Frauen abweisend und der bisweilen schwere Orgel-Soundtrack sorgt auch nicht gerade dafür, dass sich beim Zuschauer euphorische Momente einstellen. Vielmehr hat „Corruption“ von Beginn an eine seltsam angespannte Grundstimmung, die im Verlauf immer bedrückender erscheint und die ganze Geschichte steuert unweigerlich einem tragischen Ende entgegen, das aber wie so vieles andere auch nur angedeutet wird. Ich weiß ja nicht so recht, welches Publikum sich von dem Streifen mit seiner Mischung aus Porno, düsterer Charakterstudie, gesellschaftlicher Bestandsaufnahme und surrealem Psychothriller angesprochen fühlen sollte andererseits wäre es auch gelogen, wenn mich der Streifen nicht auch aufgrund seiner ungewöhnlichen Genre-Mix nicht doch auch irgendwie ziemlich beeindruckt hätte.

Frontiers

„Frontiers“ hatte ich auch irgendwie besser in Erinnerung und Xavier Gens bedient sich ja doch recht schamlos am Siebzigerjahre-Terror-Kino um Gore-technisch dann noch eines draufzusetzen. Doch wie so oft, hapert es an der Atmosphäre und der französische Film leidet auch darunter, dass er dem Zuschauer keinen Sympathieträger liefern kann. Die kriminellen Jugendlichen wirken unsympathisch, die Familie an der Grenze ebenfalls und irgendwie bleibt der Streifen auch eine Art Nummernrevue, die zwar nicht langweilig erscheint, aber auf der anderen Seite einfach nicht viel Eigenständiges bietet. Das Finale wirkt zudem etwas gestreckt und die Darstellerin etwas überfordert. Schon ein harter Film, aber halt kein sonderlich Guter, aber immerhin besser als die ganze Amateur-Grütze, die es im Zuge der Torture-Porn-Welle ebenfalls nach oben geschafft hat.

His House

Bedrückender und betroffen machender Horrorstreifen, der seine Flüchtlingsthematik als Aufhänger für eine Haunted-House-Geschichte nimmt und aus der Sicht der Betroffenen erzählt wird. Zur gefährlichen Flucht aus Afrika kommen also auch noch Kulturschock, Trauma, die Einsamkeit und das Gefühl der Hilflosigkeit in der Ferne, die hier aufgegriffen und in die Geschichte eingearbeitet werden. „His House“ ist dabei überraschend funktional und das heruntergekommene Haus entpuppt sich als gruseliges Loch, in dem man natürlich selbst keine Sekunde verbringen möchte. Der Sehnsuchtsort des Paares entpuppt sich als Falle und die Geister der Vergangenheit wird man auch in der Ferne nie so richtig los. Dabei vermeidet Regisseur Remi Weekes aber den moralischen Fingerzeig und schafft ein beklemmendes Szenario, dass nicht politisch motiviert wirkt, aber seine Wirkung dennoch nicht verfehlt. „His House“ umschifft gekonnt alle Klippen gekonnt und schickt den Zuschauer auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, bei der man nie sicher sein kann, was als Nächstes auf den Zuschauer wartet. Ein Film über Entmenschlichung am Puls der Zeit, der einem auch nicht loslässt und für mich zu den positiven Überraschungen des eher bescheidenen Jahres 2020 zählt, auch wenn der dem Zuschauer ebenfalls wenig schenkt.

Das Parfüm - Die Geschichte eines Mörders

Den Roman habe ich ja nie gelesen und auch den Hype um den Streifen seinerzeit weder mitbekommen, noch ihn gesehen. Das habe ich nun mittlerweile nachgeholt und daher kann ich auch die Kritik hier nicht ganz nachvollziehen. Einen derart bekannten Stoff zu verfilmen birgt immer die Gefahr, dass ein Großteil der Leser nicht damit zufrieden ist und natürlich hätte man sicherlich den ein oder anderen Schwerpunkt verlagern könnten. Aber ich fand den Streifen ganz hübsch gemacht, obwohl diese üppigen Kostümdramen vergangener Jahrzehnte normalerweise nicht so mein Ding sind. Beginnt ja recht abgefuckt mit Birgit Minichmayr und auch später sieht man bekannte Gesichter und langweilig wird es auch nie. Die Geschichte hätte man sicher auch spannender, reißerischer und Genre-orientierter erzählen können, aber darum ging es Tykwer wohl auch nicht. Das Ende in Anlehnung an den mystischen Duft der Antike fand ich aber sehr originell und hat mich doch auch positiv überrascht. Ja, das hätte ich mir jetzt nicht unbedingt erwartet, sondern eher das klassische „Rübe-ab“-Ende. Kein Highlight oder Jahrhundertfilm, aber doch ein stimmiges Werk, dass man sich auch durchaus anschauen kann.


The Night Caller

Regisseur und Darsteller Philip Chan ist war in den Achtzigern wohl ein Fan von Dario Argento und seinen Filmen und anders ist es auch nicht zu erklären, dass dieses Hongkong-Polizei-Buddy-Movie mit ein paar Karate- und humoristischen Einlagen kurzerhand italienisches Giallo-Flair verströmt. Messer-Morde mit schwarzen Lederhandschuhen, eine Ausleuchtung in kräftigen Blau- und Rottönen und ein paar haarsträubende Ideen machen „Night Caller“ auch zu einer kuriosen wie kurzweiligen Sache, die den Fan italienischer Werke auch durchaus interessieren wird. Zwar ist die Geschichte nicht sonderlich aufregend und der Täter wird meines Erachtens viel zu früh enthüllt, aber der Zuschauer wird gleich mehrmals auf die falsche Fährte geschickt und erlebt so manch gelbes – pardon – blaues Wunder. Was mit der jugendlichen Zeugin und dessen traumatisierter Kinderseele hier so alles gemacht wird, spottet ja eigentlich jeder Beschreibung und auch sonst kommt man aus dem Staunen irgendwie nicht so recht heraus, mit welcher Selbstverständlichkeit hier so alles zusammenkommt. Ein guter Film ist „Night Caller“ dabei nicht geworden, aber ein lustiges Kuriosum und Argento-Hommage, die den Fan aus der Ecke durchaus unterhalten kann, auch wenn der Giallo-Anteil leider nicht bis zum Ende durchgezogen wird.

Der Spongebob Schwammkopf Film

Die Serie habe ich ja nie gesehen und auch als eher hysterisches, lautes und grelles Spektakel im Hinterkopf abgespeichert. Der Film ist das natürlich auch und macht aber trotzdem angesichts ein paar schräger Ideen ziemlich Spaß, wenn man dieser Art von Unterhaltung aufgeschlossen ist. SpongeBob lebt ja von der Idee, dass der Hauptcharakter unter Wasser mit seiner jugendlichen Unvernunft allen möglichen Blödsinn anstellt und damit auch immer davonkommt. Ein Schwammkopf als positive Identifikationsfigur ist jetzt auch nicht alltäglich und als Zuschauer kommt man ja auch erst gar nicht zum Durchatmen, wenn SpongeBob mit seinem Seestern-Kumpel auf die Reise geht. Ich weiß ja nicht, ob die Serie auch den Mix zwischen animiert und Realfilm durchzieht, aber im Spielfilm gibt es auch ein paar Momente auf der realen Ebene, in der dann auch David Hasselhoff seine Selbstironie (hoff-entlich!) unter Beweis stellen darf. Insgesamt ein schräges Spektakel voller absurder Ideen, die auch zur Hälfte zünden und vor allem für Fans der Serie zugeschnitten scheint. Alle anderen kommen in dem angenehm schrägen Abenteuer aber auch auf ihre Kosten und dem Schwammkopf mit seinen jugendlichen und überbordenden Emotionen, gepaart mit einer Portion Unvernunft und frisch-fröhlicher Naivität kann man ja ohnehin nicht böse sein. Gesungen wird auch, Piraten kommen auch vor, Hasselhoff - alles gut.

The Lodge

Naja… vielleicht war die Erwartungshaltung zu groß, vielleicht die Ähnlichkeiten mit „The Hereditary“ einfach zu augenscheinlich und die Ereignisse immer etwas zu konstruiert – so richtig wollte mich „The Lodge“ ja leider nicht packen. Nach einem starken Auftakt geht die ganze Sause trotz stimmiger Winterbilder und dezenten Schocks immer mehr in Richtung verfahren wirkendes Psychodrama, dass dem Zuschauer dann doch etwas zu viel an unglaubwürdigen Momenten und schuldbeladenen Charakteren zumutet. Welcher Vater würde schon seine zwei Kinder, die vor kurzen ihre Mutter verloren haben, mit der verhassten und psychisch labilen neuen Freundin mit dem präsentierten Background in einem abgelegenen und eingeschneiten Haus für ein paar Tage allein lassen, in denen dann natürlich ganz seltsame Dinge passieren. Zuerst verschwinden Dinge, dann gibt es Blackouts und wenig später scheint die Vergangenheit auch wieder ihre Fühler auszustrecken. Vielleicht mag sich das als Aufhänger für ein gruseliges Psychodrama mit Paranoia- und Geister-Einschlag anbieten, aber in der Realität sollte sich so etwas wohl eher nicht abspielen. Auch die Auflösung, von denen sich aufgrund der Ereignisse ja ohnehin nicht allzu viele anbieten, fand ich eher mau, ziemlich spannungsfrei. und wenn die Geschichte nicht funzt, hilft es auch nicht, dass der Rest gut aussieht. Schade.


Vivarium

Auf der Suche nach einem Eigenheim landet das junge Pärchen Gemma und Tom bei einem seltsam wirkenden Makler, der die beiden in eine Vorstadt-Siedlung führt, wo ein Haus dem anderen gleicht soweit das Auge reicht. Obwohl die Beiden von den durchgenormten Vorstadtalptraum nicht gerade begeistert sind, willigen sie einer Hausbesichtigung zu. Wenig später ist der Makler jedoch spurlos verschwunden und beim Versuch die Siedlung zu verlassen, landen die Beiden immer wieder vor demselben Haus. Wenig später stehen ominöse Kartonschachteln vor Türe und die beiden müssen es sich wohl oder übel an den Gedanken gewöhnen, dass sie hier nicht so schnell wieder wegkommen…

Der Regisseur Lorcan Finnegan hat ja vor einigen Jahren den Kurzfilm „Foxes“ realisiert, den ich aks existentiell angehauchten Vorstadt-Alptraum mit speziellem Look eigentlich ganz spannend fand. Mit „Vivarium“ hat er jedoch nun einen Streifen geschaffen, der mir mit seinem ebenfalls sehr artifiziellen Look und seiner Geschichte so überhaupt nicht gefallen hat. Der Traum vom eigenen Eigenheim haben ja viele und hier wird er für ein junges Pärchen unverhofft zum Alptraum, als sich die Siedlung als Falle entpuppt. Doch anstatt geschickt mit Ängsten der Menschen auf Wohnungssuche und dem Kontrollverlust über das eigene Leben zu spielen, ist hier die Geschichte quasi nach ein paar Minuten auserzählt und bleibt zudem so vage, dass nie wirklich so etwas wie Spannung aufkommt. „Vivarium“ verlässt sich neben seinen beiden Hauptdarstellern auch sehr auf seinen speziell künstlich erscheinenden Look, der aber irgendwie total nach billigen VFX aussieht und die Ideenlosigkeit auch nicht verschleiern kann. Später kommt dann noch eine weitere Figur dazu, die aber ebenfalls sehr nervig erscheint und irgendwie passiert dann nicht mehr viel, was den Zuschauer interessieren könnte. Die eher wohlwollenden Kritiken im Netz lassen darauf schließen, dass Finnegan den Nerv des Publikums doch irgendwie getroffen hat, aber ich konnte mit der vagen Geschichte und seinen immer wiederkehrenden Elementen nicht wirklich was anfangen. Ich fand „Vivarium“ schlicht und ergreifend furchtbar und vor allem furchtbar fad.

Summer's Moon

Die junge Summer trampt durchs die Staaten auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater, den sie nie kennengelernt hat und landet in einem verschlafenen Nest, wo sie von dem sympathisch erscheinenden Tom nach einem Ladendiebstahl vor einem Polizisten gerettet wird. Nach einer leidenschaftlichen Nacht entpuppt sich dieser jedoch als Psychopath, der in seinem Keller junge Frauen ans Beet gefesselt in einer Art Garten gefangen hält. Alle Versuche zu fliehen scheitern und so bleibt Summer nichts anderes übrig, als sich mit ihrer Lage, ihrem Entführer und mit dessen nicht minder durchgeknallten Mutter zu arrangieren, die für die verzweifelte Summer noch eine weitere Überraschung im Gepäck haben…

Völlig doofer Horrorthriller, der wohl nur deshalb noch nicht vom Erdboden verschwunden ist, weil Ashley Green darin eine Rolle spielt und der Film in Deutschland wieder einmal um ein paar Minuten gekürzt wurde. Die Geschichte über einen jungen Mann, der im Keller junge Frauen als Pflanzen für seinen Garten (?) gefangen hält ist mit doof ja noch wohlwollend umschrieben. Auch die Wendung am Ende kündigt sich schon von Weiten an und so etwas wie Spannung oder Thrill sucht man auch vergeblich. Mehr Worte will man zu dem Teil auch gar nicht verlieren. Nur für Allesgucker oder für die Tonne.
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jogiwan
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Nachdem ich ja in letzter Zeit wieder über alles tippe, kann ich hier ja auch gleich weitermachen:

Verotika
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Episoden-Werk nach den Verotik-Comics im Spannungsfeld von Sex und Gewalt, in der uns die grausame Morella drei Geschichten präsentiert. In „The Albino Spider of Dajette“ mutiert durch die Tränen eines Models eine Spinne zum lebensgroßen Mörder, der immer dann sein grausames Werk verrichtet, wenn sich die hübsche Dajette im Reich der Träume befindet. „Change of Face“ handelt von einer Stripperin mit seltsamer Sammelleidenschaft und „Drujika, Contessa of Blood“ von einer grausamen Herrscherin, die am liebsten in Jungfrauenblut badet und ihre Ländereien mit Angst und Schrecken überzieht.

„Verotika“ eilt ja kein guter Ruf voraus und strotzt auch ziemlich vor Selbstüberschätzung des Regisseurs Glenn Danzig, der hier eigentlich ein ziemlich katastrophales Debüt abgeliefert hat. Hier passt so rein gar nichts und man weiß ja fast gar nicht, wo man anfangen soll. Die drei Geschichten sind ziemlicher Mist und verlassen sich immer zu sehr auf nackte Haut und Stripclub-Feeling, während so etwas wie Spannung oder Grusel trotz der ein oder anderen gorigen Szene so überhaupt nicht aufkommt. Der Look ist billig, die CGI zum Fremdschämen, die Schauspielerinnen wirken allesamt wie frisch von der Fetisch-Messe gecastet und sind mit ihren aufgespritzten Lippen, Perücken, Silikonnägel und -brüsten inklusive dem fragwürdigen Frauenbild von Glen Danzig wohl noch am Gruseligsten. Dieser hechelt mit hängender Zunge dem Schaffen europäischen Genre-Regisseuren und Klassikern hinterher und bekommt gerade mal einen steril-wirkende Diskont-Variante davon auf die Reihe, bei der man sich nur mit Grausen abwenden kann. Gänzlich peinlich wird es, wenn versucht wird, mit einem Fake-Akzent dem Ganzen auch noch einen europäischen Anstrich zu verpassen. Und selbst die Trash-Fraktion kommt nicht wirklich auf ihre Kosten, da „Verotika“ mit all seinen augenscheinlichen Mängeln insgesamt dennoch nur eingeschränkten Unterhaltungsfaktor besitzt und überraschend lahm daher kommt. Über das musikalische Output und seinen Comics kann ich nicht urteilen, aber mit seinem Ausflug auf dem Regie-Stuhl hat der werte Herr Danzig seinem Image als kreativer Alleskönner wohl selbst einen gröberen Schnitzer versetzt.

Bad Milo
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Als der vom Stress gebeutelte Duncan wegen seiner Magenschmerzen zum Arzt geht, glaubt dieser zuerst noch an ein Magengeschwür, dass operativ entfernt werden muss. In Wirklichkeit liegt die Ursache der Schmerzen nicht an irgendwelchen Geschwüren, sondern an einem kleinen Monster, dass in seinem Darm sitzt und jedes Mal seinen Wirt verlässt, wenn der Stress zu groß ist. Und das ist aktuell leider öfters der Fall, da es Duncan von allen Seiten faustdick bekommt. Wie gut, dass der auf Milo getaufte Kerl, dafür aber eine funktionale wie brachiale Antwort darauf hat, in dem er die Stressfaktoren einfach auf blutige Weise aus dem Weg räumt…

Creature-Feature im Stil von Frank Henenotters „Basket Case“ und „Elmer“, dass eigentlich eine ganz originelle Grundidee besitzt und auch mit dem liebenswertesten Monster sein langem aufwarten kann. Leider macht Regisseur Jacob Vaughan aber aus seinen zweifelsfrei sehr guten Zutaten aber nur ein durchschnittliches Vergnügen, bei dem der Fokus meines Erachtens immer etwas zu sehr in Richtung Toilettenwitze tendiert, anstatt darauf eine abgedrehte Komödie über allgegenwärtigen Leistungsdruck und zunehmende Stressfaktoren zu machen. Meine Güte, was hätte man daraus alles machen können, wenn man nicht unbedingt alles in Richtung Familienplanung hätte drücken müssen. „Bad Milo“ hat gute Ansätze, aber weiß diese nur begrenzt zu nutzen und gibt dem eigentlichen Hauptdarsteller auch viel zu wenig Screentime. Trotzdem hätte man die Geschichte auch so sicherlich erwachsener und schwarzhumoriger erzählen können, als seinen Hauptdarsteller von einem Lokus zum anderen zu schicken und zwischendurch etwas zu splattern. Wo Henenlotter alles richtig gemacht hat, bleibt hier die Handbremse eher angezogen und so reicht es am Ende auch nur zu einem mittelprächtigen Ergebnis, bei dem man wieder einmal das Gefühl das Enttäuschung hat, dass mit einem durchdachteren Drehbuch so viel mehr möglich gewesen wäre.

Grandmother's House
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Nach dem Tod ihres Vaters kehren die beiden Waisen Tom und Lynn in das Haus ihrer Großeltern zurück, wo sie ihre Kindheit bis zum Tod ihrer Mutter verbracht haben. Doch obwohl sich Oma und Opa große Mühe geben, den beiden Jugendlichen alles recht zu machen, beschleicht vor allem Tom das Gefühl, dass irgendetwas in dem Haus nicht stimmen könnte. Zuerst sind es nur ein leiser Verdacht, dass die Großeltern etwas Böses im Schilde führen könnten, doch schon wenig später mehren sich die Vorzeichen, dass auf der abgelegenen Farm tatsächlich etwas nicht mir rechten Dingen zugeht…

Durchaus solider, wenn auch über weite Strecken nicht sonderlich spektakulärer Thriller über zwei jugendliche Waisen, die im Haus ihrer Großeltern schrecklichen Dingen begegnen. Der Film lebt dabei größtenteils von der Frage, ob es Oma und Opa tatsächlich faustdick hinter den Ohren haben, oder die vagen Vermutungen nur aus dem jugendlichen Geist eines vom Tod seiner Eltern traumatisierten Jungen entsprungen sind. Dabei hat der Film jedenfalls durchaus seine Überraschungen, sympathische Darsteller und mir der Farm im Orangen-Hain auch einen hübschen Schauplatz, der im Verlauf ebenfalls eine Rolle spielt. Zwar setzt sich „Grandmother’s House“ als Mischung aus Teenangst-Drama mit Slasher-Anleihen Genre-technisch etwas zwischen die Stühle und Hochspannung sollte man sich nicht erwarten, aber ansonsten fand ich den Streifen durchaus gut gemacht. Das Cover des von Nico Mastorakis produzierten Streifen ist mir aus der Videothek ebenfalls seit den späten Achtzigern in Erinnerung geblieben und daher schön, dass ich diese Lücke nun mit der amerikanischen Blu-Ray aus dem Hause Vinegar Syndrome schließen konnte.

The Apple / Star Rock
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Im Jahr 1994 herrscht die BIM-Cooperation mit alleiniger Macht am popkulturellen Markt, als die beiden Newcomer Bibi und Alphie versuchen mit ihren Kompositionen ebenfalls Fuß zu fassen. Obwohl der erste Auftritt in einem Desaster endet, wird Mister Boogalow, der exzentrische Kopf der BIM-Cooperation auf das Duo aufmerksam und versucht die Beiden mit der Aussicht auf Erfolg unter Vertrag zu nehmen. Während Bibi den Verlockungen erliegt und einen Knebelvertrag unterschreibt, bleibt Alphie zurück und wird zum musikalischen Outlaw. Als die mächtige Musikfirma immer totalitärer agiert und mit Musik, Drogen und Bibi als Star die Menschheit gefügig macht, fasst Alphie den Plan seine Freundin aus den Fängen des Konzerns zu befreien und erhält dabei Hilfe von unerwarteter Seite…

„The Apple“ hätte als exzentrisches Rock-Muscial aus der Cannon-Schmiede Anfang der Achtziger wohl ganz groß durchstarten sollen, seine Darsteller zu Stars und die Musik unsterblich machen. Irgendwas ist dabei jedoch gehörig schiefgelaufen und die breite Masse war mit der mit Bibelzitaten versehenen und sexuell aufgeladenen Geschichte über den universellen Kampf von Gut gegen Böse wohl etwas überfordert. An der Optik kann es nicht liegen, da diese eigentlich für eine Musical sehr hübsch ausgefallen ist und mit Drehorten in Westberlin aufwarten kann. Die Geschichte ist da schon weniger prickelnd und auch bei den Songs hört man ebenfalls die übergroßen Vorbilder stets heraus. Einmal klingt es nach Andrew Lloyd Webber, dann wieder nach „Hair“ und die zentrale Disco-Nummer bedient sich doch sehr eindeutig bei Donna Summer mit seinen unverkennbaren Moroder-Sounds. Von meiner Seite gibt es aber nicht viel zu meckern: „The Apple“ ist grell, bunt, queer, trashig und auch die biblischen Motive inklusive der finalen Reise ins gelobte Land sind nicht aufdringlich, sondern wie die Figuren immer herrlich überzogen und irgendwie völlig gaga. Mit etwas eigenständigeren Musikdarbietungen wäre „Star Rock“ wohl auch in einer Liga mit der Sperrspitze der Film-Musicals und jeder würde mit Hologramm-Sticker im Gesicht herumlaufen. Dass der Streifen mit seiner Mischung aus Sci-Fi-Glam-Trashical anscheinend so grandios gescheitert ist, macht ihn da eigentlich nur noch sympathischer. Genau der richtige Film für mich und meinen Musikfilm-Donnerstag, der mich schon ziemlich begeistert hat.

Das Ritual
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Ich kann mich den positive Worten von unserem Karlschi nur anschließen und „Das Ritual“ ist wirklich ein klasse gemachter und wirklich gruseliger Streifen, der auch mit seinen erwachsenen Figuren überzeugt. Hier ist es ein Mann in der Mitte seines Lebens, der nach dem Unfalltod seiner Frau in einen Strudel aus Aberglauben, religiösen Wahn und übernatürlichen Dingen gerät. Wie eine Schnitzeljagd werden die Indizien zusammengetragen und obwohl das Ende schon in einer Art und Weise vorauszuahnen ist, bleibt „Das Ritual“ stets spannend und beunruhigend. Die Mischung aus Mystery, Verschwörung, Paranoia und dergleichen ist ja eigentlich typisch für die Siebziger und doch ist „Das Ritual“ im Jahre 1987 entstanden und vielleicht hab ich auch deswegen John Schlesingers Streifen nie so richtig am Schirm gehabt. Umso schöner, dass sich dieser Streifen nun als so tolle Überraschung entpuppt hat. Mehr wird auch nicht verraten. Großartig!

Voces - Die Stimmen
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Daniel und Sara sind ein Ehepaar, das alte Häuser kaufen, diese renovieren, darin wohnen um diese dann wieder gewinnbringend weiterverkaufen. Als der neunjährige Sohn Eric sein Zimmer im neuesten Domizil bezieht, berichtet er jedoch von Stimmen, die er nachts hört und die in zunehmend auch tagsüber verfolgen. Während die angeheuerte Psychologin den Umstand auf den Stress, die Einsamkeit und die häufigen Ortswechsel schiebt, müssen die Eltern jedoch hilflos mitansehen, wie der Junge immer seltsamer wird und sich von der Welt zurückzieht. Wenig später wird die Familie durch ein tragisches Unglück auseinandergerissen und Daniel ist so verzweifelt, dass er Hilfe bei einem Parapsychologen sucht, der in dem Haus rasch auf sehr beunruhigende Phänomene stößt.

Um die Masse an atmosphärischen Gruselfilmen aus spanischer Produktion scheint ja in letzter Zeit wieder etwas ruhiger geworden zu sein, aber „Voces“ präsentiert sich eigentlich in bester iberischer Horror-Tradition und präsentiert eine junge Familie in einem abgelegenen Haus, dass in einen Strudel aus übernatürliche und sehr dramatische Ereignisse gezogen wird. Dabei besitzt der atmosphärische Streifen ein paar sehr gruselige Momente, die auch die Nerven des Zuschauers sehr strapazieren. Die Geschichte ist vielleicht nicht ganz so originell und lässt etwas nach, als die Parapsychologen ins Spiel kommen, aber ansonsten gibt es eigentlich nicht viel zu meckern. Gut gespielt, gut gemacht mit einer ausgewogenen Mischung, die dennoch nicht überfrachtet wirkt. Vielleicht bedient man sich einen Ticken zu sehr an J.A. Bayonas „Das Waisenhaus“, aber auch das lässt sich gut verschmerzen. Am Ende des Abspanns gibt es ja sogar noch kurze Szene, die auf einen weiteren Teil hindeuten könnte und ob es den geben wird, wird wohl der Erfolg auf Netflix zeigen. Die Vorzeichen dafür sind aber nicht schlecht. Solide Gruselunterhaltung mit erhöhtem Puls, der Fans von Euro-Horror der Nullerjahre und davor sicherlich sehr behagen wird.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Slasher - Staffel 3 - Solstice
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Der bisexuelle und äußert umtriebige Kit wird eines Nachts nach einer Sonnwend-Party von einem Unbekannten vor einem Mehrparteienhaus und den Augen der übrigen Mieter attackiert und ermordet. Doch anstatt einzuschreiten, hält sich jeder der Augenzeugen zurück, da der umtriebige Mann sich mit seinem freizügigen Lebensstil in dem Haus zuletzt viele Feinde gemacht hat. Ein Jahr später scheint der nie gefasste Mörder aber mit den Bewohnern des Hauses noch eine weitere Rechnung offen zu haben und das Morden beginnt erneut…

Die dritte Staffel der „Slasher“-Serie ist ja insofern anders, als dass man es dieses Mal nicht mit den üblichen US-Teenies, sondern mit einem völlig diversen Figurenkabinett zu tun hat. Von der Hijab-tragenden Muslima, Schwule, Lesben, Bobos, Blogger bis hin zum alternden Rassisten gibt es Figuren am Puls der Zeit und neben der Krimihandlung für den Zuschauer auch noch eine gesellschaftliche Botschaft. Diese wirkt in dem Slasher-Kontext auf den ersten Blick wirklich etwas seltsam und dürfte auch nicht jeden ansprechen, doch abgesehen davon gehen die acht Folgen, die sich in einem Zeitraum von 24 Stunden inklusive unzähliger Rückblenden abspielen doch ziemlich Gas. Der Härtegrad ist sehr hoch und teils spielen sich die Ereignisse auch auf „Saw“-Niveau ab und die Morde sind auch auf die jeweilige Persönlichkeit des Opfers zugeschnitten. Ich mochte ja auch die beiden Vorgänger-Staffeln, die allesamt ihre Fehler hatten, aber der dritte Aufguss ist überraschend kurzweilig, hat einen hübschen Look und auch die unterschiedlichen Figuren fand ich durchaus spannend, auch wenn dem Zuschauer in diesem Punkt vielleicht doch etwas zu viel zugemutet wird. Ob das vorwiegend männliche Slasher-Publikum auf eine Hijab-tragende Muslima als Hauptfigur vorbereitet ist, wage ich ja zu bezweifeln und dennoch ist diese Staffel mit all den anderen gesellschaftlichen Themen doch auch ein gutes Zeichen in einer Zeit, in der die zwischenmenschlichen Gräben immer tiefer werden. Ich fands gut!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Nobody sleeps in the Woods tonight

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Die junge Zosia besucht ein Sommerlager, wo sie gemeinsam mit anderen Jugendlichen lernen soll, auf Smartphone und Internet zu verzichten. Dazu wird die illustre Truppe aus Problemjugendlichen in kleinere Gruppen geteilt und zum Campen in den Wald geschickt. Statt Erholung und Verzicht steht jedoch bald blanker Terror am Programm, als die Jugendlichen im Wald auf zwei degenerierte und kannibalistische Monster stoßen die Jagd auf die unbedarfte Truppe machen.

Nicht viel Neues in Slasher-Backwoodhausen und auch der polnische Beitrag bietet leider nur die üblichen Muster, die man in derartigen Filmen erwartet und versucht erst gar nicht, diese irgendwie ironisch zu brechen oder zu variieren. Am besten ist „Nobody sleeps in the woods tonight“ immer dann, wenn er die polnischen Befindlichkeiten wie Homophobie, Bigotterie und Nationalismus in den Fokus rückt, aber ansonsten biedert man sich völlig den amerikanischen Vorbildern wie „Wrong Turn“ und „Hatchet“ sowie sonstigen Camp-Slashern wie „Freitag der 13.“ an mit einer Prise „Scream“ und kopiert diese teils ohnehin schon eher unoriginellen Filme auf noch unoriginelle Weise. Bei vielen Szenen wie den Schlafsack- und Axt-Mord kennt der erfahrene Genre-Fan aber ohnehin die Vorbilder und so wirkt der polnische Backwood-Slasher leider immer wie ein Abklatsch und bietet außer Lokal- und Zeitkolorit keinerlei Innovation und kann dem Genre auch nichts hinzufügen. Eigentlich schade, da der Streifen gut aussieht und auch über durchaus interessante Ansätze verfügt um auf die gesellschaftlichen Probleme des Landes aufmerksam zu machen und daraus leider nicht viel macht, als eine vorhersehbare Gore-Platte, die man morgen schon wieder vergessen hat.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Beitrag von jogiwan »

Final Girl
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01.png (165.32 KiB) 307 mal betrachtet
Die junge Veronica wird von klein auf von ihrem Mentor William zur perfekten Killerin trainiert und bekommt eines Tages den Auftrag eine Gruppe von jungen Männern auszuschalten, die in einem sadistischen Spiel junge Frauen ermorden. Mit ihren blonden Haaren rückt Veronica auch rasch ins Visier der vier Männer, die die junge Frau für eine leichte Beute halten. Doch wie der Zuschauer bereits weiß, ist Veronica nicht das unschuldige Opfer, sondern bereit an diesem Abend über Leichen zu gehen…

Es gibt Filme, die lassen einen doch ziemlich ratlos zurück und dann gibt es noch so etwas wie „Final Girl“, bei dem man eigentlich nur noch den Kopf schütteln und sich fragen kann, wer da jemals Potential in dem Streifen erkennen konnte. Der Film möchte sich künstlerisch ambitioniert geben und nimmt ein bewährtes Slasher-Szenario um daraus eine steril und künstlich wirkenden Wald-und-Wiesen-Kammerspiel zu basteln, dass im Grund völlig unbefriedigend ausgefallen ist. Der Zuschauer weiß von Beginn an, dass es sich bei Veronica um eine Killerin und eben nicht das wehrlose Opfer handelt und doch agiert diese so unbeholfen, sodass man ihr das niemals richtig abnimmt. Auch die Seite der Jäger bleibt vom Background her unbeleuchtet und wenn dann auch noch bewusstseinserweiternde Drogen ins Spiel kommen, wird es erst so richtig dämlich. Herausgekommen ist Streifen mit einem völlig unglaubwürdigen Szenario, ohne Tempo, Witz und Spannung, der sich wohl als eine Art artifizieller Anti-Slasher mit Anspruch geben möchte. Was sich aber vielleicht in der Theorie noch interessant anhört überschreitet mit seiner theatralischen Ernsthaftigkeit gleich mehrfach die Grenze zur Lächerlichkeit und langweilt den Zuschauer zudem auch noch mit dämlichen Dialogen und kruden Einfällen. Mehr Worte will man dann auch gar nicht mehr verlieren und das einzig Positive an „Final Girl“ ist wohl, dass ich nebenher dieses Alptraumhaft-schwere Level bei Candy-Crush geschafft habe.
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