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Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
Verfasst: So 26. Mai 2024, 12:26
von sergio petroni
287. Wrong Turn 4: Bloody Beginnings (Declan O'Brien, 2011)
Erzählt wird die Vorgeschichte der kannibalistischen Hinterwäldler, die allesamt in einem
Sanatorium in bergiger Wildnis einsitzen. Eines Tages gelingt es unseren Unsympathen,
ihren Fesseln zu entkommen und die Belegschaft zu killen. Danach überleben sie offenbar
Jahrzehnte in der weitläufigen Behausung; bis eines Tages eine Gruppe bereitwilliger
Opfer per Schneemobilen die scheinbar verlassene Anstalt aufsucht.
Es kommt, was kommen muß...
Der vierte Teil des Franchises ist wieder auf günstige Art heruntergekurbelt. Dennoch
macht der Streifen bis zu einem gewissen Grad auch Spaß, zumindest wenn man ein
Faible für Funsplatter hat. Hier werden in der ungekürzten Fassung ein paar denkwürdige
Szenen geboten. Da merkt man, daß das Filmteam offenbar großen Spaß beim Dreh hatte.
5,5/10
Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
Verfasst: Do 30. Mai 2024, 12:09
von sergio petroni
288. Enemy (Denis Villeneuve, 2013)
Adam (Jake Gyllenhal) wohnt in einer Hochhaussiedlung in Toronto. Er arbeitet als Dozent
und trifft sich gelegentlich mit seiner Freundin. Ein Kollege von der Uni empfiehlt Adam einen
Film, den dieser sich dann auch irgendwann unwilllig anschaut. Doch der Streifen wird Adams
Leben verändern. Als einen der Darsteller erkennt er sich selbst, also offenbar seinen Doppelgänger.
Adam begibt sich auf die Suche nach dem Mann und macht ihn schließlich ausfindig.
Der Doppelgänger heißt Anthony und wohnt gar nicht weit weg, in einem Vorort Torontos. Seine Frau
weist auffallende Ähnlichkeit mit Adams Freundin auf. Ansonsten ist Anthony, sportlich und impulsiv,
eher das Gegenteil von Adam.
Villeneuves Film hat in Jake Gyllenhaal einen exzellenten Hauptdarsteller. Sein teilweise emotionsloses
Spiel als Adam in einer tristen Großstadtumgebung ist mitreißend. Sein Alter Ego Anthony wirkt
tatsächlich wie eine andere Person. Oder eben die andere Seite der gleichen Medaille.
Lynchsche Traumsequenzen und kafkaeske Schaben lassen einen ebenfalls trefflich über
das gesehene spekulieren. Vielleicht ist man sich eben selbst der größte "Enemy".
8/10
Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
Verfasst: Do 30. Mai 2024, 12:22
von sergio petroni
289. Der Schock (Robin Davis, 1982)
Alain Delon ist Martin Terrier, ein Profikiller, der aussteigen möchte. Naturgemäß hat sein
Auftraggeber etwas dagegen, und fortan ist Terrier auf der Abschußliste. "Der Schock" ist
somit ein typisches Delon-Vehikel jener Tage, bietet ein paar Gemeinheiten und
viele bekannte Gesichter Neben Catherine Deneuve als Delons neue Flamme Claire sieht man
auch den immer irgendwie manisch wirkenden Philippe Leotard oder auch Stephane Audran.
Es darf gebangt werden, ob wie üblich am Ende der Killer gekillt wird, oder ob
Martin und Claire ausnahmsweise mal ein Happy End spendiert bekommen.
Ohrwurmartiger Soundtrack inklusive.
6/10
Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
Verfasst: So 2. Jun 2024, 12:01
von sergio petroni
290. Tödliche Warnung (Damiano Damiani, 1980)
Kommissar Baresi (Gemma) ist offenbar ein fadengerader Polizist, der eines Tages eine rätselhafte
Gutschrift auf seinem Konto entdeckt. Als danach eine Stimme am Telefon einen Gefallen einfordert,
möchte Baresi, um nicht korrumpierbar zu sein, den Dienst quittieren. Doch ein Mordanschlag, dem
Baresis Vorgesetzter zum Opfer fällt, ändert den Sachverhalt. Offenbar hängen Zahlung und Mordanschlag
zusammen, und auf Geheiß von Polizeipräsident Martorana (Balsam) soll Baresi den Fall übernehmen.
Seine Nachforschungen führen den Kommissar auf die Spur eines kriminellen Netzwerks mit
Kontakten bis in's Rathaus und in die Spitzen der Wirtschaft. Offenbar kann Baresi niemandem mehr vertrauen,
auch seinem Vorgesetzten nicht.
Gelungener Thriller von Altmeister Damiani, der uns wieder die unheiligen Verflechtungen der Mafia
mit der Politik und der Wirtschaft, in diesem Fall die Banken, vor Augen führt. Gemmas Baresi ist
dabei der aufrechte Fels in der Brandung, während Balsams Martorana Ambivalenz und Zweifel
ob seiner Absichten versprüht. "Tödliche Warnung" ist unbedingt sehenswert, versprüht aber nicht
mehr ganz der Drive früherer ähnlich gelagerter Werke von Damiani.
7,5/10
Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
Verfasst: So 2. Jun 2024, 13:15
von sergio petroni
291. Wrong Turn 2: Dead End (Joe Lynch, 2007)
Teilnehmer einer Reality-TV-Show werden in einer einsamen Gegend ausgesetzt, um einen
Sieger bei was auch immer zu ermitteln. Aus der Show wird bald blutiger ernst, treffen doch die
Teilnehmer auf die Überlebenden der Kannibalenfamilie des ersten Teils. Es folgt eine
Nummernrevue an gemeinen Morden. Dabei geht es sehr blutig zur Sache, allerdings
zumeist mittels CGI, was dem Ganzen doch die Härte nimmt. Nach dem Erfolg des
Erstlings mußte wohl ein zweiter Teil her, bei dem allerdings offenbar weniger Budget
und weniger talentierte Schauspieler zur Verfügung standen.
Heraus kam ein relativ kurzweiliger, ziemlich debiler Horrorspaß;
wenn man damit etwas anfangen kann.
5,5/10
Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
Verfasst: Sa 8. Jun 2024, 12:16
von sergio petroni
292. The Medium (Banjong Pisanthanakun, 2021)
Ein Kamerateam begleitet die junge Mink auf der Reise zu ihrer auf dem Land lebenden Tante Nim.
Diese steht im Ruf, eine Schamanin zu sein. In diesem Fall die Personifizierung eines strengen,
aber wohlmeinenden Waldgeistes. Dieser wird von den Dorfbewohner verehrt. Mit der Ankunft
in der Dorfgemeinschaft ändert sich jedoch auch Minks Verhalten. Nach und nach zeigen sich
immer mehr Merkmale von Besessenheit. Sollte Mink etwa zu Nims Nachfolgerin aufgebaut werden?
Oder ist ein anderer, bösartiger Geist im begriff, von Mink Besitz zu ergreifen?
Das thailändische Werk "The Medium" weist einerseits genug Eigenständigkeit und Lokalkolorit auf,
um interessant zu beginnen. Auf der anderen Seite kennt der Regisseur seine westlichen Vorbilder
und zitiert diese ausgiebig. Allerdings schießt das 130-minütige Werk bei der Einleitung weit
über das (zeitliche) Ziel hinaus und wirkt sehr gestreckt. Da hier ein Kamerateam am Werk ist,
das eine Dokumentation abdreht, wird auch ausgiebig auf das Stilmittel des Found Footage
zurückgegriffen. Aus dem Genre ist man ja schon einiges gewohnt. Allerdings sieht man in
"The Medium" mehrere Kameraleute, die auch bei ihrem eigenen Tod noch voll draufhalten.
So bekommt man in der letzten halbe Stunde zwar eine rasante Gruselachterbahnfahrt geboten.
Allerdings gleicht das die zu lange Einleitung nicht aus und die Kamikaze-Kameramänner
laden zwar zum Staunen ein, nehmen dem Horror aber zugleich seine Wirkung.
5/10
Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
Verfasst: Sa 8. Jun 2024, 12:27
von sergio petroni
293. Project Wolf Hunting (Kim Hong-sun, 2022)
Koreanischer Horror der extremeren Gangart. Kapitalverbrecher werden auf einem Seelenverkäufer
von einem Gefängnis zu einem anderen verbracht. So zumindest der offizielle Plan. Bewacht
werden die Intensivtäter von Polizisten, die zumeist ebenfalls keine blütenreine Weste haben.
Zudem schlummern weit unten im Frachtraum des Schiffes noch Weltkriegszombies, die
auf die erstbeste Gelegenheit warten, ein Blutbad anzurichten.
Es kommt, wie es kommen muß. Der Strom fällt aus. Die Gefangenen laufen nun frei auf dem Schiff
herum, und die Polizisten versuchen zu überleben. Als dann auch noch das Wesen aus dem
Frachtraum erwacht, kennt das Blutbad keine Grenzen mehr.
Diese Schlachtplatte ist zwar handwerklich gut gemacht, ist aber zugleich auch ein völlig seelenloses
Werk. Die extremen Effekte rufen ob ihrer inflationären Verwendung irgendwann nur noch ein Schulterzucken
hervor. Auf Atmosphäre wird offenbar überhaupt kein Wert gelegt, obwohl sich der alte Frachter eigentlich
wunderbar dafür geeignet hätte. Fun-Splatter ohne Fun.
4/10
Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
Verfasst: So 9. Jun 2024, 15:32
von sergio petroni
294. Assassination (Emilio P. Miraglia, 1967)
John Chandler (Henry Silva) ist ein zum Tode verurteilter Mörder. Der Film beginnt mit seinem Gang zum elektrischen Stuhl.
Die Kontrolleuchte des Hinrichtungsraums flammt auf, der Strom fällt kurzzeitig aus. Offenbar ist die Hinrichtung erfolgt.
Dann wird uns Philipp Chandler vorgestellt, und zwar als Johns lange verschollener und John wie aus dem Gesicht
geschnittener Bruder. Philipp ist ein Auftragskiller, der weltweit für die CIA in heiklen Fällen tätig wird.
Natürlich ist Philipp John und wurde erst zu dem was er ist nach der gestellten Hinrichtung.
Ein neuer Auftrag führt Philipp nach Berlin. Dort muß er feststellen, daß die Überlebenszeit von
Killern nach getaner Arbeit oftmals keine lange ist....
Debutfilm von Emilio P. Miraglia (unter dem Pseudonym Hal Bradley), der hier auch schon ein Händchen
für schöne Einstellungen und das Auge umschmeichelnde Kamerafahrten beweist. Gedreht wurde größtenteils
in den USA, die Crew präsentiert sich mit anglikanisierten Namen. Die Story ist schön verschachtelt erzählt,
Henry Silva trägt den kompletten Film. Ähnlichkeiten zu "Inspektor Sterling ist ein Schuft" gibt es somit
neben Regisseur und Hauptdarsteller einige.
Sehr sehens- und hörenswert.
7/10
Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
Verfasst: Mo 10. Jun 2024, 15:00
von sergio petroni
295. Wrong Turn 3: Left For Dead (Declan O'Brien, 2009)
Auch im dritten Teil der Wrong-Turn-Reihe machen unsere Hinterwäldlermutanten wieder
Jagd auf Falsch-Abgebogene. In diesem Fall muß ein Gefangenentransport dran glauben.
Und so kommt es, daß nahrungssuchende Kannibalen auf skrupellose Verbrecher treffen.
Das Feld ist bestellt für brutale und auch ziemlich gemeine Metzeleien, leider wieder
viel zu offensichtlich CGI-lastig.
Nachdem der erste "Wrong Turn" an der Kinokasse erfolgreich war und der zweite Teil
auch noch respektable Einnahmen generierte (auch ohne Kinoeinsatz), mußte natürlich
ein dritter Teil her. Gewählt wurde aus Kostengründen Bulgarien als Drehort.
Kurzweilig und blöd, je nach Laune goutierbar.
5/10
Re: Von der Schauburg zum Schauburgle
Verfasst: Mi 12. Jun 2024, 10:51
von sergio petroni
296. Antiviral (Brandon Cronenberg, 2012)
Die Vermarktung von Stars kennt keine Grenzen mehr. Um dem jeweiligen Liebling besonders
nahe zu sein, gibt es in nicht allzu ferner Zukunft völlig neue Möglichkeiten. Man kann sich Blut bzw. Viren des
oder der Angehimmelten kaufen und injizieren lassen. So kann man hautnah an den Krankheiten
und Empfindungen des geliebten Stars teilhaben. Syd arbeitet in solch einer Vermarktungsklinik
und hat nebenher allerdings noch Schwarzgeschäfte am Laufen. Indem er sich Viren von Stars
(aktuell von der sehr angesagten Hannah Geist) selbst spritzt, diese ausbrütet und auf dem Schwarzmarkt selbst vertickt,
begibt er sich in große Gefahr, leidet Hannah doch an einer unheilbaren Krankheit.
Brandon Cronenbergs Regiedebut merkt man die limitierten Finanzmittel durchaus an. Umso
erstaunlicher, welch durchgestylter und stringenter Film ihm dabei gelungen ist.
Grelle Kälte ist vorherrschend, optisch und stimmungsmäßig. Da paßt sich auch der
Hauptdarsteller nahtlos ein. Mitfiebern und Spannung sind eher weniger angesagt.
Kritik an den Auswüchsen von Starkult der sich im wahrsten Sinne selbst frißt,
vermittelt über Cronenbergschen Bodyhorror, ist das bestimmende Thema.
"Antiviral" ist möglicherweise der noch ausbaufähige Einstieg in ein Brandon-Cronenbergsches Universum.
Man darf gespannt sein.
6/10