Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Moderator: jogiwan

dr. freudstein
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von dr. freudstein »

ich hab 2 Platten von FINNTROLL und find die geil :D

ein paar der dort spielenden Bands hab ich auch als gebrannte oder auf Tape, aber höre ich ganz selten mal. Ich bin ja kein Metal-Punk :nixda:
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Onkel Joe
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von Onkel Joe »

Was für ein Zufall von FINNTROLL hat mir ein Bekannter gestern noch erzählt, muss ja ne lustige Combo sein :lol: .
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
dr. freudstein
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von dr. freudstein »

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purgatorio
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von purgatorio »

McBrewer hat geschrieben:Nun, ich verabschiede mich jetzt für die nächsten vier Tage zum Regen, Sonne & Staub schlucken auf Sachsen`s lautestem Acker:

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Viellicht sieht/trifft man ja den ein oder anderen an der "Wall of Death" ?! :twisted:

:prost:
da ich nicht weiß, wie oft ich hier noch vorbeisehen werde und ich aber definitiv weiß, dass der Dän mir einen Zeltplatz freihält und ich ihm darum morgen direkt nach meiner schulischen Verpflichtung nachfolgen werde, melde ich mich auch provisorisch ab. Das wird ein Fest, wir lesen uns Montag 8-)
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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purgatorio
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von purgatorio »

Dän fährt heute schon, damit er beim aufbauen helfen kann :lol:

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karlAbundzu
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von karlAbundzu »

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viel spaß, hoffentlich gibt es gutes bier gggg
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
dr. freudstein
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von dr. freudstein »

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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

14.06.2014, Gaußplatz, Hamburg:
GAUSSFEST 2014


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Einmal jährlich steigt auf dem Hamburger Gaußplatz das Gaußfest bestehend aus zwei Tagen Open-Air-Festival und anschließendem Fußballturnier „Zappacup“. Nachdem man uns im letzten Jahr bereits eingeplant hatte, wir aber verletzungsbedingt schweren Herzens absagen mussten, sollte diesmal alles klappen. Nachdem am Freitag bereits die erste Sause über die Bühne gegangen war, sollten wir den Samstag eröffnen. Da Freitag jedoch anscheinend einiges schief gelaufen und es aufgrund technischer Probleme zu massiven Verzögerungen gekommen war (die schließlich die Anwohner auf den Plan riefen), bat man uns um einen superpünktlichen Beginn, statt der kommunizierten 18:00 Uhr sollten wir spätestens um 17:45 Uhr die ersten Akkorde peitschen. Das war eigentlich nicht so das Problem, denn das Publikum war bei bestem Wetter zahlreich vorhanden und lümmelte sich in der Sonne. Ein ganz anderer Schnack jedoch ist dessen Motivation zu einer derart frühen Tageszeit, wenn es häufig noch fertig vom Vortag und/oder noch nicht betrunken genug ist, um uns nicht nur zu ertragen, sondern sich auch zu irgendwelchen Reaktionen provozieren zu lassen. Ach wat, so schlimm war’s gar nicht, die ersten Hartgesottenen trauten sich tatsächlich vor die Bühne, darunter ein Mädel mit beeindruckenden Kung-Fu-Künsten, die sowieso jeden weiteren Bastard in sekundenschnelle von der, äh, „Tanzfläche“ gekickt hätte. Der Gig lief problemlos, wir spielten das volle Set und im Anschluss gab’s auch den positiven Zuspruch. Nach getaner „Arbeit“ konnten wir uns ins Vergnügen stürzen, mussten uns aber auch um den Abtransport des Equipments etc. kümmern, weshalb ich THEMOROL größtenteils und THE INSERTS komplett verpasste. Wieder am Start zu mittlerweile fortgeschrittener Stunde war ich bei den kongenialen YARD BOMB um Shouter Rolf, die einmal mehr mit ihrem Oldschool-US-Hardcore-Set zu begeistern wussten und darüber hinaus viel von ihrem Charisma und Humor profitieren. Einwandfreier Gig, wie immer geil! Vor zwei Wochen waren es zwei RESTMENSCHen, die uns zum Elb-Tsunami-Festival geladen hatten, jetzt spielten sie mit ihrer De-facto-NEUE-KATASTROPHEN-Nachfolge-Band selbst „umsonst & draußen“. Erstmals bekam ich die Gelegenheit, mir die Band mal anzuschauen und was ich da im allgemeinen Trubel vernahm, war deutschsprachiger Punkrock mit beißend sarkastischen Texten von einem gewissen Niveau, ohne in verklausulierten Studentenpunk abzudriften. Interessanter, überzeugender Auftritt und ich glaub, die muss ich mal im Auge behalten. Mittlerweile war’s dunkel geworden, aber ein Blick auf die Uhr verriet den Veranstaltern, dass es noch verdammt früh war und ein Blick ins Programm wiederum offenbarte gähnende Leere: Da kam nix mehr. Gar nix mehr? Vier von fünf Motherfuckern waren noch verfügbar und halfen dem nun viel zu früh mit allem durchgewesenen Gaußfestverwaltungsapparat aus der Patsche und machten nicht nur den Opener, sondern auch den Rausschmeißer, indem sie ohne mittlerweile verhinderte zweite Terrorklampfe erneut die Bühne erklommen und ihre schlimmsten Weisen noch einmal ins nun deutlich angestacheltere Publikum rotzten. Aus vier geplanten Songs wurden sechs oder sieben und trotz unseres Alkoholpegels klappte das auch noch erstaunlich gut. Dann war aber endgültig Feierabend und ich verließ das Gelände, um zu sehen, wie England sich von Italien die Fritten aus dem Fett nehmen ließ. Auch wenn ich leider nicht schon am Freitag vor Ort sein konnte, war das Gaußfest wieder ‘ne verdammt geile Angelegenheit mit vielen lässigen Leuten, lecker Bier, schmackhaftem Essen und nicht zuletzt geilen Bands und bleibt somit jährlicher Pflichttermin – unabhängig davon, ob wir auf oder „nur“ vor der Bühne stehen. Danke an Zappa, Norman, Wurzel & Co. sowie an RESTMENSCH, über deren Equipment wir den Zugaben-Gig spielen durften!
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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buxtebrawler
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Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von buxtebrawler »

20.06.2014, Hockenheimring, Hockenheim:
SOULFLY + LIMP BIZKIT + BÖHSE ONKELZ


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Gerade hatte die frohe Kunde die Runde gemacht, uns’ Schumi wäre aus dem Koma erwacht und da ich am Wochenende eh noch nichts vorhatte, machte ich mich flugs auf den Weg zum Hockenheimring, in der Hoffnung, ihn wieder seine Runden ziehen sehen zu können. Doch statt Rennsportfreunden, Boxenludern und Champagnerduschen erwartete mich dort ein gemischtes Rockfestivalpublikum, Bier statt Nuttenbrause, Max Cavalera mit SOUFLY, der durstige Fred mit WIMP MISTSHIT und plötzlich standen auch noch die ONKELZ auf der Bühne!

...

Nee, ganz schlechter Einstieg und total unlustig. Ich fang besser noch mal an:

bux in Gefahr

So ähnlich, nämlich „Raab in Gefahr“, lautete eine Rubrik des Entertainers Stefan Raab aus seiner TV-Sendung „TV Total“, die aus jener Phase seiner Karriere stammen dürfte, als er sich in erster Linie als Komödiant verstand, ihm mit seiner Sendung tatsächlich noch so etwas wie gelungene Fernseh-Satire gelang und er noch nicht zum Pro7-Aushängeschild aufgebauscht worden war, das fragwürdige Sportveranstaltungen und andere Wettbewerbe durchmoderierte oder gleich selbst mitbestritt und in seiner Omnipräsenz noch mehr nervte als Campino. Zu der Zeit, als er „TV Total“ in eine beinah tägliche Late-Night-Show umfunktionierte und langsam kacke wurde, wurde ich jedenfalls unregelmäßig Zeuge, wie er sich leichtsinnig in diverse riskante Situationen begab und Gefahr lief, nicht unbeschadet aus ihnen herauszukommen. Dieses Motto schien mir passend für mein Unterfangen, völlig auf mich allein gestellt zum Hockenheimring zu pilgern, wo die BÖHSEN ONKELZ neun Jahre nach ihrer natürlich unwiderruflichen, endgültigen, in Stein gemeißelten Auflösung ihr Reunion-Konzert zelebrieren sollten. Und das kam so: Vor neun Jahren war ich selbst auf dem zweitägigen Abschiedsfestival „Vaja con tioz“ zugegen, um Abschied von meiner Jugend zu nehmen, die ich zu großen Teilen gerade auch mit dieser Band verband. Sie war, zusammen mit NIRVANA seinerzeit, ab der ersten Hälfte der 1990er, was gleichbedeutend mit meiner Pubertät war, meine Initialzündung für Subkultur, für Punk, für harte Musik mit Aussage jenseits des Metals, den ich zuvor bereits im zarten Kindesalter konsumiert hatte und der von wenigen Ausnahmen abgesehen in den 1990ern doch stark an Bedeutung für mich verloren hatte. 1994 hatte ich ein Konzertticket für NIRVANA, das ich nie einlösen konnte, weil Kurt Cobain sich erschossen hatte, bevor ich ihn über seine Musik überhaupt erst richtig kennenlernen konnte. Das holte ich zwar in Windeseile nach, doch blieb erst mal nur eine „große“ Band, die noch unter den Lebenden weilte, der ich eine derart große persönliche Bedeutung beimaß. Die Initialzündung äußerte sich konkret so, dass auf beide genannten SLIME und anderer ’80s-Hardcore-Punk folgte, TERRORGRUPPE, WIZO und andere ’90er-„Deutschpunk“-Acts sich auch bald in meinem Tapedeck einfanden, die SEX PISTOLS, THE CLASH und anderer Briten-Punk êbenfalls sowie natürlich der europäische Oi!-Punk in diversen Facetten. Ein Widerspruch war das für mich nie, denn entgegen anderen Behauptungen und dem über die meisten Massenmedien kolportierten Bild waren die ONKELZ damals klar antifaschistisch verortet, halfen mir durch die schwierige Phase der Juvenilität, verkörperten für mich eine authentische Rebellion über Kampfparolen und sarkastische Texte hinaus. Sie lehrten mich, mich kritisch mit den Medien auseinanderzusetzen und wurden durch ihre damals zeitgenössischen Texte zu einer Art moralischer Instanz. Dass es stets spannend blieb, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, war einerseits natürlich in der Ablehnung, die der Band und ihren Fans aus breiten bürgerlichen Kreisen entgegenschlug, begründet sowie in dem anrüchigen Mythos, der sie umgab, ihrer trotz beachtlicher Größe Außenreiterrolle, die sie ausfüllten und kultivierten und dem damit verbundenen Umstand, dass man verlässliche Informationen in der Zeit eines kaum ausgeprägten Internets sich selbst beschaffen mussten, was zu einer hochinteressanten Zeitreise in ihre Vergangenheit wurde. Fleißig sammelte ich Pressberichte und die spärlichen TV-Auftritte, organisierte mir Live-Bootlegs und versuchte, Demo-Texte herauszuhören und mitzuschreiben – heute unvorstellbar. Andererseits trugen die Onkelz mit ihrem ihnen eigenen, eigentlichen Mittel bei: ihrer Musik. Die war nämlich ein Füllhorn verschiedenster Stile, Attitüden, Subkulturen und spiegelte in ihrem Abwechslungsreichtum ein gutes Stück weit auch die Geschichte der Subkulturen in Deutschland wieder. Grob lässt es sich wie folgt zusammenfassen: Als unbedarfte Punkband aus schlechtem Hause in Frankfurt Demo-Tapes eingeschrammelt, als Skinheads eine musikalisch überraschend hochwertige Oi!-Scheibe eingespielt, auf die ein weiteres Album und eine Mini-LP folgen sollten, ab 1987 nach dem Ausstieg aus der Skinheadszene aufgrund derer zunehmenden Politisierung gen rechtsaußen ganz dem deutschsprachigen, harten Metal (damals ein Novum) verschrieben, mit dem sie sogar deutsche Hardrock- und Metal-Redakteure verschreckten, die erstmals akustisch verstanden, worüber in diesem Musikgenre so alles gesungen wird, und ab 1991 dann mit ihrem individuellen Stil unterwegs, einem wilden Ritt durch sämtliche Sparten der Rockmusik, stets versehen mit dem unverkennbaren ONKELZ-Siegel, textlich gereift zu eher nachdenklichen, reflektierten Künstlern – die trotzdem noch immer gut den Saufproll geben konnten, ihn nicht verleugneten. Die „Heilige Lieder“ schoss 1992 ohne jegliche PR und Airplay durch die Decke bzw. in die Charts und rief den vermutlich größten Shitstorm hervor, den eine deutsche Band je über sich ergehen lassen musste. Während in Deutschland feige Neonazis und ihre Mitläufer Asylantenheime in Brand steckten, wurden Schuldige gesucht. Eine Band wie die ONKELZ wurden gleichsam durch ihre Chartpositionierung als Indiz für den Rechtsruck der Gesellschaft wie als Mitverantwortliche für selbigen herangezogen und in einem Atemzug mit Bands wie STÖRKRAFT genannt, die durch die ungeahnte Medienpräsenz plötzlich ebenfalls schwindelerregende Verkaufszahlen erzielten – und mit denen die Band lange Jahre nach Abkehr von der Skinheadszene überhaupt nichts mehr zu tun hatte, längst für ganz etwas anderes einstand bzw. einzustehen versuchte, was man sie partout nicht lassen wollte. Dabei waren die Kampagnen nicht nur schlampig – wenn überhaupt – recherchiert und strotzten nur so vor inhaltlichen Fehlern, sie waren auch noch von Grund auf verlogen. Der Musikindustrie, damals noch nicht von illegalen Downloads etc. geplagt, ging nämlich kräftig der Arsch auf Grundeis, als eine Band ihre längst durchkalkulierten Verkaufsstrategien durchkreuzte und sich dort feist breit machte, wo eigentlich nie Platz für diese und ähnliche (ehemalige) Underground-Acts hätte sein sollen, sofern es nicht mit dem Branchen-Konglomerat abgesprochen und von ihm abgesegnet gewesen war. Die „Heilige Lieder“ aber entpuppte sich als vielleicht bestes deutschsprachiges Album aus dem härteren Rockbereich (die Punk-Erzeugnisse einmal ausgeklammert) und die ONKELZ wurden endgültig zur Kultband. Doch wie das mit jugendlichem Eifer oft so ist, er lässt irgendwann nach und andere Dinge werden interessanter. Mit zunehmender gesellschaftlicher Akzeptanz wurden die ONKELZ-Alben aus meiner damaligen Sicht schwächer und interessierte ich mich als Post-Grunge-Punkrocker zunehmend für den eigenen Subkultur-Underground. Über die „Viva los tioz“, die 1998 erschien, sagte Drummer Pe einmal sinngemäß in einem Interview: „Das Ding war im Kasten und ich dachte, das war’s, jetzt haben wir’s verbockt. Doch es wurde unser bis dahin erfolgreichstes Album.“ Die ONKELZ experimentierten mit elektronischen Klängen, was in Ordnung war, doch noch etwas anderes war für mich neu: Es hatten sich schwächere Songs eingeschlichen, Skip-Tasten-Kandidaten, Durchschnitt. Diese wurden aber wettgemacht durch die großen Hits des Albums, „Terpentin“ war ein großartiger Mitgröler, „Der Platz neben mir“ ein ans Herz gehendes, in zwei Parts unterteiltes Stück Trauerbewältigung und mit „Bin ich nur glücklich, wenn ich es schmerzt“ war ein in seiner tragischen Melancholie unermessliches, neues Lieblingsstück für mich dabei. In den folgenden zwei Jahren passierte viel in meinem Leben, das Erscheinen des nächsten ONKELZ-Albums „Ein böses Märchen aus 1000 finsteren Märchen“ verkam zur Randnotiz. Ich hatte es mir gar nicht erst gekauft, sondern nur bei einem Kumpel angehört, wo es allgemein durchfiel. Zu negativ und partyuntauglich erschien es uns, zudem musikalisch nicht hart genug. Die Platte hatte uns schlicht nicht mehr gekickt und konnte schon gar nicht bestehen gegen als das geile Punk-, Oi!-, Ska- und HC-Zeug, das wir uns regelmäßig reinfuhren. Eine Fehleinschätzung, die ich erst Jahre später revidieren sollte. Jedenfalls verfolgte ich nicht mehr, was die Band trieb, strafte den nächsten Longplayer „Dopamin“ mit völliger Ignoranz und merkte erst wieder auf, als sie ihr Abschiedsalbum veröffentlichte. Da kam es langsam wieder, das alte Kribbeln. Ich besorgte mir die Platten, stellte fest, dass sich erwartungsgemäß einiges an Durchschnitt auf ihnen befand, wurde aber dafür von anderen Songs umso mehr überzeugt. Sie konnten es also doch noch. Mein inneres Bedürfnis stieg, doch noch dem Abschiedskonzert beizuwohnen. Ich besorgte mir und einem überredeten Kumpel Karten per eBay, organisierte ein Mitfahrgelegenheit und fand mich schließlich bei einem Rekord wieder: dem größten Open-Air-Festival Deutschlands. Neben Bands wie ROSE TATTOO und MOTÖRHEAD spielten die ONKELZ zwei verschiedene Sets an zwei Abenden und lieferten einen grandiosen Querschnitt ihres Schaffens. Als am Ende die Melodie des Instrumentals „Adioz“ erklang, war ich ergriffen und mir wurde bewusst, dass ich wirklich an etwas Besonderem teilgenommen hatte, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen war.

Die ONKELZ, längst zum vielleicht größten deutschen Independent-Act gereift (nach zahlreichen Verarschungen durch diverse Plattenlabels hatte man über Jahre eine eigene riesige Infrastruktur aufgebaut, die weitestgehende Unabhängigkeit brachte), versuchten, so ehrenvoll wie möglich abzutreten. Das gelang jedoch nur bedingt; fortan störte manch Negativmeldung die heile ONKELZ-Welt: Bandkopf Weidner gab zu Protokoll, nachdem er 110.000 Leute (seit Beginn der ’90er hatte sich die Gefolgschaft immer weiter potenziert) zum betont allerallerallerletzten Konzert in den tiefsten Osten gelockt hatte, dass er gern doch noch im Anschluss auf dem verschissenen „Rock am Ring“ gespielt hätte – was zum Glück nichts wurde und eine Fan-Verarsche sondergleichen dargestellt hätte. Die Veröffentlichung der sündhaft teuren DVD-Box des Festival-Spektakels geriet zum mittelschweren Flop für mich, da vermutlich aus rechtlichen Gründen zu viele Songs fehlten und all die anderen Bands mit zuwenig Spielzeit abgefrühstückt wurden. Gekauft hab ich mir das Ding ebenso wenig wie verzichtbare Best-of-Veröffentlichungen und Neueinspielungen (außer die der „Onkelz wie wir“, die ist geil). Im Rahmen der Bandauflösung zerstritten sich Gitarrist Gonzo und Weidner und beschädigten damit den Mythos der verschworenen Einheit, die seit Bandgründung ohne einen einzigen Besetzungswechsel (!) ausgekommen war. Gonzo brachte langweilige Soloplatten heraus, die niemand hören wollte, Weidner machte als „Der W“ Karriere, stieß damit bei vielen ONKELZ-Fans aber auf taube Ohren. Wirklich schlimm stand es aber um Sänger und Band-Sorgenkind Kevin: Als er im Drogenrausch einen schweren Autounfall verursachte, feige abhaute, in Kauf nahm, dass seine Opfer im Wrack verbrannten (sie konnten schwerverletzt gerettet werden), die Schuld auf jemand anderen zu schieben versuchte und vor Gericht eine Posse nicht von dieser Welt aufführte, hatten die anderen Ex-ONKELZ endgültig die Schnauze voll, verkündeten, dass Kevins Drogenabhängigkeit der wahre Grund für die Auflösung der Band gewesen wäre, man nun nicht mehr bereit sei, ihn zu decken und kündigten ihm die Freundschaft. Das hatte gesessen. Der lange so gehegte Mythos schien endgültig zerstört und zwei Menschen hätten fast ihr Leben verloren. Das Projekt BÖHSE ONKELZ war also nur deshalb nicht an den eigenen Ansprüchen gescheitert, weil man gerade rechtzeitig die Band aufgelöst hatte, bevor ohnehin alles auseinandergebrochen wäre, doch ein fader Beigeschmack blieb. All die besungenen hohen Ideale schienen an Wert verloren zu haben. Gonzo bekleckerte sich nicht mit Ruhm, als er auf den rollenden „Deutschrock“-Zug aufzuspringen versuchte und statt seines langweiligen US-Rocks plötzlich mit deutschsprachigen, furchtbarerweise auch noch selbst gesungenen Alben Fuß ausgerechnet in der Branche zu fassen versuchte, die nach Auflösung der Band schnellstmöglich an „Nachfolgern“ bastelte und Kackbands wie FREI.WILD hypte, um aus dem „Erbe der Onkelz“ Profit zu schlagen. Nachahmer-Bands schossen wie Pilze aus dem Boden und wurden mit Plattenverträgen umworben, ganz Dreiste wie bereits erwähnte Norditaliener erwiesen sich zudem als tatsächlich rechte Ratten, die mit Nationalismus kokettieren und nicht nur Musik und Texte (wie üblich eher schlecht als recht), sondern auch die Geschichte der ONKELZ zu kopieren versuchten und damit die Dümmsten unter den ONKELZ-Fans anzulocken. Von all dieser Scheiße brauchte es nicht das Geringste, schließlich hatte sich die Band aufgelöst und nicht ihre Platten, die nach wie vor anhörbar und erhältlich waren! Gonzo jedoch entblödete sich nicht, seine Soloscheiben auf dem FREI.WILD-Label zu veröffentlichen und sogar ein gemeinsames Projekt mit ihnen (und zu allem Überfluss den KASTELRUTHER SPACKEN) zu bestreiten – während Stephan Weidner genervt von ONKELZ-Kopien gegen eben jene textete. Drummer Pe, BAD-RELIGION-Fan und bekannt für seine Melodic-Punk-Vorliebe, veröffentlichte derweil ein punkiges Soloalbum, das mich jedoch auch nicht hinterm Ofen hervorlocken konnte. Und was machte Kevin? Der kam zunächst in den Knast, dann in Therapie – und dann zurück in den Proberaum, wo er mit anderen Musikern überraschend ebenfalls ein Solo-Ding startete. Er spielte einige Konzerte mit ONKELZ-Nummern und gründete seine eigene Band VERITAS MAXIMUS, gab an wieder clean und fit zu sein und es noch einmal wissen zu wollen. Erste Gerüchte über eine zumindest nicht mehr unmöglich scheinende ONKELZ-Reunion begannen zu kursieren.

Schließlich war es soweit und die ONKELZ zeigten unter dem Motto „Nichts ist für die Ewigkeit“ (ein Songtitel des „Es ist soweit“-Albums) verstärkte Präsenz in der Öffentlichkeit, sammelten ohne Angabe eines Grunds E-Mail-Adressen von interessierten und räumten diesen schließlich das Vorkaufsrecht für Karten für das Reunion-Konzert am Hockenheimring ein. Ratzfatz war der Server dicht und alle Karten weg, viele guckten in die Röhre. Kurzerhand beschloss man ein Zusatzkonzert am darauffolgenden Tag und auch dafür gingen die Karten weg wie kaltes Bier. Zusätzlich stampfte man in Frankfurt ein „Public Viewing“ aus dem Boden, wo sich ein paar weitere tausend Fans das Konzert dank Live-Übertragung ansehen konnten. Meine damalige Freundin ich hatten kurzerhand beschlossen, uns ebenfalls um Karten zu bemühen; Neugierde und Abenteuerlust sowie die Chance auf einen weiteren unvergesslichen gemeinsamen Abend überwogen alle Zweifel und Skepsis. Zunächst gingen wir leer aus – bis sich eine Verwandte bei ihr meldete und uns zwei Karten verkaufte. Also stand dem Konzertvergnügen nichts mehr im Wege. Nichts mehr? Nun ja, abgesehen davon, dass wir uns weder um An- und Abreise, noch um eine Übernachtungsmöglichkeit gekümmert und uns zudem wenige Wochen vor dem Konzert getrennt hatten und keinerlei Lust mehr verspürten, dort gemeinsam aufzutauchen. Frei nach Otto Waalkes waren sie da also wieder, meine drei Probleme: Keine Fahrmöglichkeit, kein Pennplatz und keine Ahnung, wie es weitergehen soll...

Dennoch war mein Entschluss ungebrochen, dem Konzert beiwohnen zu wollen, denn ich ahnte, dass mir ansonsten etwas Großes, Geschichtsträchtiges entgehen würde. Sämtliche Pensionen und Hotels im Umkreis waren natürlich längst ausgebucht, das Camping war zu teuer und außerdem hatte ich null Bock darauf, denn Zelten ist bekanntlich Hippiekacke. Die Nacht nach dem Konzert würde ich mir schon irgendwie um die Ohren schlagen und am nächsten Morgen abreisen, aber wie hinkommen? Meine Freunde aus der Punkszene brauchte ich gar nicht erst zu fragen, von denen wollte niemand hin. Auf mitfahrgelegenheit.de fand sich auch nichts. Also konsultierte ich das ONKELZ-Forum, Abteilung „Mitfahrgelegenheiten“ – und überlegte, wie ich mein Gesuch formulieren solle. Mir graute es vor der Vorstellung, etliche Stunden mit FREI.WILD-Bauern oder angebräunten Vollpfosten eingepfercht in einer Blechkiste auf der Autobahn zu verbringen. Ja, ich konnte mich nicht ganz von der allgemeinen Paranoia und dem Alarmismus ggü. dem ONKELZ-Publikum freisprechen. „Mitfahrgelegenheit gesucht, bitte keine FREI.WILD-Fans oder Faschoprolls“ wollte ich dann aber doch nicht schreiben, denn wer wusste, ob ich dadurch nicht gerade jene Klientel auf den Plan rief oder schlicht verarscht und gar nicht erst mitgenommen werden würde? Also formulierte ich mein Gesuch neutral und beschloss, im Falle eines Falles das ganze als Milieustudie zu betrachten. Letztlich gelang es mir, eine Mitfahrgelegenheit für die Hinfahrt zu finden: Zwei Fans wollten sich einen Wagen mieten und runterfahren. Sie hatten Karten für den Samstag, reisten aber bereits Freitag an, um möglichst viel von den Eindrücken und den Partys mitzunehmen. Länger als nötig zu bleiben, war für mich aber keine Option, als buchte ich für die Rückfahrt einen günstigen Fernbus, der mich samstagmorgens um 6:10 Uhr von Heidelberg zurück nach Hamburg bringen sollte, ohne dass ich umsteigen müsste. Während der langen Fahrt könnte ich pennen, dachte ich mir, ich müsse nur zusehen, rechtzeitig von Hockenheim nach Heidelberg zu kommen, ebenfalls per Bus.

Gespannt wartete ich Freitag um 10:00 Uhr am Hauptbahnhof auf meinen „Chauffeur“ und die weiteren Mitfahrer – und wurde direkt positiv überrascht: Keine Spur von den befürchteten Doofnüssen, sondern sympathische junge Menschen, St.-Pauli-Fans, Critical-Mass-Fahrradaktivisten etc., zudem ausgestattet mit herrlichem Humor. Sofort verstand sich der zusammengewürfelte Haufen gut, wurden reichlich Anekdoten ausgetauscht und hatte man ‘ne Menge Spaß, ohne sich bereits auf der Hinfahrt besaufen zu müssen. Und Zwischendurch war sogar die Gelegenheit, etwas Schlaf nach- bzw. vorzuholen, ein erquickendes Nickerchen ließ Kraft tanken. Hier und da lauerten baustellenbedingte Staus auf unser Quintett, aber wir lagen trotzdem gut in der Zeit, denn niemand von uns hegte ein sonderliches Interesse an den Vorbands. Ohnehin war ganz sicher niemand wegen der LIMP BIZKIT oder SOULFLY dort, denn diese wurden erst im Nachhinein bekanntgegeben. Fred Durst und seine Kapelle kann ich ohnehin nicht leiden und SOULFLY hab ich zwar live als durchaus geil, weil ordentlich wuchtig und brutal in Erinnerung, doch für Plattenkäufe hat’s nie gereicht (im Gegensatz zu anderen Cavalera-Projekten wie NAILBOMB und CAVALERA CONSPIRACY, von den alten SEPULTURA ganz zu schweigen) und so waren mir die Brasilianer an diesem Tag herzlich egal. Unsere Fahrt führte auf Wunsch der beiden weiteren Mitfahrer über Darmstadt, wo sie an ihrem Schlafplatz bei einer Freundin ihr Gepäck abluden. Was man über die Attraktivität jener hessischen Stadt mit ihren Planquadraten und Straßennamen wie „E6“ so hört, scheint wahr zu sein, oder wie es mein Mitfahrer ausdrückte: „Viel schön ist Darmstadt wenig.“ Dafür befand sich direkt um die Ecke ein Imbiss, wo ich mir mittels einer großen Käsepizza erfolgreich eine Grundlage für den Abend schuf. Nach kurzer Wegzehrung ging’s auf zum Endspurt gen Hockenheim, wo die Parkplatzsuche auf dem Obi-Parkplatz endete (der Fahrer und sein Kumpel hatten ebenfalls kein Camping- oder Parkticket und beabsichtigten, im Auto zu pennen) und wir uns ein erstes Bierchen genehmigten, „Astra vom Blech“. Zu Fuß traten wir den ausgeschilderten Weg zum Hockenheimring an, vor und hinter uns zahlreiche Musikfreunde mit dem gleichen Plan. Der Weg führte zunächst durch eine pittoreske Parkanlage und schließlich an den Camping-Plätzen vorbei. Diese waren abgezäunt uns sahen genauso aus wie Rock-Festival-Camping i.d.R. aussieht. Zahlreiche Fans haben nämlich beschlossen, aus dem Ereignis kurzerhand eine Art Festival zu machen, waren zum Teil bereits Mittwoch angereist und hegten keinerlei Absichten, vor Sonntag das Areal wieder zu verlassen. Unangenehm auf fiel ein Zelt, an dem die Reichskriegsflagge hing. Dass bei solch Massenveranstaltungen – pro Tag dürften um die 90.000 Karten verkauft worden sein – auch der eine oder andere Spacken auftaucht, wird sich nicht verhindern lassen. Dass die Flagge hängen bleibt, dürfte jedoch ein Zeichen falsch verstandener Toleranz sein. Was würde mich noch alles erwarten?

Nach einem längeren Fußmarsch kamen wir schließlich am Hockenheimring an, wo ein Biergarten, Merch-Stände etc. eingerichtet waren. Unser Fahrer und sein Kumpel setzten sich in den Biergarten ab, hatten ja erst Tickets für den nächsten Tag. Mit den anderen beiden begab ich mich durch die erste Schleuse – und nun wurd’s spannend. Ich hatte meinen Rucksack dabei, den ich ja schlecht im Auto lassen konnte, wenn ich die Rückfahrt per Bus antrete. Beim Filzen fragte ich, ob es irgendwo ‘ne Möglichkeit gebe, das Ding abzugeben. Der Sicherheitsmensch sagte mir, ich solle da und da hin, da wär‘ noch so’ne Schleuse und auch ein Container, wo ich mein Gepäck loswerden könne. Die beiden Mitgereisten steuerten den ersten Bierstand hinter der Schleuse an, wo wir uns gleich wieder treffen wollten. Während meiner Suche nach der „Garderobe“ wurde mir jedoch nach und nach bewusst, dass man mich zur Eingangsschleuse auf der gegenüberliegenden Seite geschickt hatte und ich in etwa den halben Ring durchqueren musste, um dort anzukommen. Irgendwann endlich vor Ort, wunderte ich mich schon darüber, wie wenig dort los war. Also auch durch diese Schleuse durch und zum Container. Dort allerdings eröffnete man mir, dass man mitnichten eine Garderobe, sondern zuständig zur Verwahrung gefährlicher Gegenstände wäre, die beim Filzen entdeckt worden wären – und ich meinen Rucksack daher dort nicht abgeben könne. Die Kollegin jedoch schien mir helfen zu wollen, fragte, ob ich nicht vielleicht gefährliche Gegenstände dabeihätte und warf noch einen prüfenden Blick in meinen Rucksack. Sie fand meinen Deoroller und präsentierte ihn triumphierend dem Kollegen. Das Ding ist schließlich aus Glas und das könnte ich ja werfen und jemanden damit verletzten. Das allerdings hatte zur Folge, dass ich trotzdem nicht meinen Rucksack, sondern lediglich meinen Deoroller abgeben konnte bzw. musste. Das war nun wirklich reichlich kleinkariert, andererseits war man sehr freundlich, zeigte Verständnis und bat mich, mich ans ONKELZ-Management zu wenden, um Verbesserungsvorschläge loszuwerden, beispielsweise eben den, Garderoben am Konzertort zu errichten. Darauf verzichtete ich für den Moment und wollte mit meinem immerhin um das Gewicht eines Deorollers erleichterten Rucksack zurück durch die Schleuse zum Bierstand. Das ließ man mich nicht, denn raus und wieder reingehen war nicht gestattet. Ich musste auch nur noch ein wenig über den Ring laufen, dann war ich schon im Innenraum – mit Rucksack, ohne Mitfahrer. Glücklicherweise war ich schlau genug, nur das Nötigste eingepackt zu haben, so dass es letztlich auch egal war, ob ich das Ding nun auf dem Rücken hatte oder nicht. Dass ich nicht mehr zum Bierstand zurückkam, erwies sich als Glück, denn während ich zum Getümmel schlenderte, vernahm ich plötzlich die Töne von „Hier sind die Onkelz“! Das erklärte auch, warum am Einlass so wenig losgewesen war. In meiner miesen Vorbereitung auf dieses Großereignis hatte sich eine völlig falsche Uhrzeit in meinem Hinterstübchen festgesetzt. Statt wie vermutet um 22:00 Uhr begannen die ONKELZ bereits um 21:00 Uhr! Es folgte „Mutier mit mir“, den ich auf meinen letzten Metern bereits mitsingen konnte. Durch meine mir eigene Verpeiltheit habe ich zwar die vieldiskutierte, wahnsinnige Ansage Ben Beckers verpasst (natürlich postkonzertal auf Youtube angeschaut), dafür teilt aber wohl kaum jemand die besondere Stimmung und die Eindrücke, kurz vor der Abenddämmerung über einen menschenleeren Hockenheimring zu latschen, dabei trotzdem die ONKELZ mit einem ihrer schönsten Liebeslieder live zu hören und schließlich „um die Ecke“ auf eine zwei- bis dreistellige Menschenmasse und die größte europäische Open-Air-Bühne zu treffen! Rechtzeitig zum Mitgröler „Finde die Wahrheit“ kam ich am linken Rand des Geschehens an, und drängelte mich flugs zu einem der im Publikum verteilten großen Bierstände durch, von dem aus ich perfekte Sicht auf die linke Videowand hatte, aber auch Einblick auf die Bühne. Dicht hinter mir tobte jedoch der Bauernpogo, also noch ein paar Meter nach vorn – perfekt. Während ich mein Gezapftes genoss, stimmten die Onkelz die Unity-Hymne „Kinder dieser Zeit“ vom Abschiedsalbum an: „Wir sind schwarze Schafe, Kriminelle, Huren, Rocker und Rebellen, Randfiguren, Außenseiter, Straßenkids, Schallwellenreiter, Junkies, Träumer, Punks und Spinner, wir sind Verlierer und Gewinner, Kinder dieser Zeit, die ihr Schicksal vereint“ ... Das tonnenschwere, bitterböse „Der Preis des Lebens“ über Gevatter Tod persönlich war die erste gelungene Überraschung der Setlist. Mit „Nr. 1“ begab man sich kurz zurück zu Songs aus der Ära nach 2000, bevor mit „Koma – Eine Nacht die niemals endet“ erstmals das „E.I.N.S.“-Album bedient wurde. Überraschend stürmte mittendrin MOSES PELHAM die Bühne, der vor einiger Zeit den Refrain für sein eigenes Stück „Für die Ewigkeit“ adaptiert hatte, so dass eine Mischversion aus beiden Songs live dargeboten wurde. Dass Moses P. vom ehemaligen RÖDELHEIM-HARTREIM-PROJEKT ein Kumpel der Band ist, ist bekannt, dennoch stieß seine Darbietung auf ein geteiltes Echo, manch Mittelfinger wurde in die Luft gereckt. Meins ist es auch nicht, aber auch mit seinem Intermezzo blieb der Song stark – insbesondere, wenn er mithilfe eines Orchesters arrangiert wird. Ja, die Band hatte tatsächlich ein Orchester mit auf der Bühne sitzen, das aus den Songs jedoch kein verwässerten Möchtegern-Klassik-Stücke machte, sondern sie mal subtil, mal klanggewaltig verfeinerte. „Immer auf der Suche“ hieß es anschließend und die besungene „gute Zeit“ dürfe der Großteil der Anwesenden gehabt haben. Über den Mutmacher „Wenn du wirklich willst“ gelangte man schließlich zum überdimensionalen Gassenhauer „Wir ham’ noch lange nicht genug“, ein Song der insbesondere dadurch mit Sinn gefüllt wurde, dass ein sichtlich aufgekratzter und euphorischer Stephan Weidner immer wieder seiner Begeisterung Ausdruck verlieh und versicherte: „Wir bleiben!“ Von diesem Song an folgte ein Knaller auf den nächsten, denn wenn Kevin „Hast du Sehnsucht nach der Nadel“ vom „Es ist soweit“-Album zum Besten gibt, weiß jeder, dass er ganz genau weiß, wovon er singt und wie ich da mit meinem Bierchen stand und ihn fragen hörte „Willst du was erleben, was noch nicht geschehen ist? Suchst du jemanden zum Reden, der gar nicht bei Dir ist? Hast du Sehnsucht nach der Nadel, nach ’ner kleinen Injektion?“ lief es mir nicht nur kalt die Kehle, sondern ebenso den Rücken herunter – was das anschließende „Der Himmel kann warten“ noch verstärkte. Erstgenannter Song ist ein harter Riffer aus der Metal-Phase, letzterer eine sanfte Ballade, die Jahre später entstand, und doch passen beide Songs perfekt zueinander. Mit „Terpentin“ kam wieder ordentlich Bewegung in die Bude bzw. auf den Ring, bevor’s mit „Nur die Besten sterben jung“ wieder melancholisch wurde. Das schon zu Lebzeiten der Band ewig nicht mehr live gespielte „Paradies“ war ein schönes Geschenk für mich als besonderen Fan der „Es ist soweit“-Scheibe und im Anschluss gab man mit „Dunkler Ort“ wieder moderneren Klängen den Vorzug. 16 Songs waren nun schon gespielt, unterbrochen durch diverse freudige Ansagen. Während das Orchester das Instrumentalstück „Panamericana“ intonierte, gönnte sich die Band eine kurze Pause und kam zurück mit der Folkrock-Nummer „Wieder mal ’nen Tag verschenkt“, mitgesungen aus tausenden heiseren Kehlen, von denen ich nur eine war. Unfassbar, wie lange mich dieser Song nun schon begleitet und wie vertraut das in ihm beschriebene Gefühl doch ist. Um den Gänsehautfaktor auf die Spitze zu treiben, blieb man bei den folkigen Klängen und spielte „Ich bin in dir“ von der „Heilige Lieder“. Zu diesem Song hatte ich mit meinem ersten Mädchen gefummelt, doch entfaltet er erst sein ganzes Potential, wenn er textsicher vom größten Chor der Welt mitgesungen wird. Wer da cool bleiben kann, muss ein Eisklotz sein. „Hörst Du diese Lieder? Böhse Onkelz, immer wieder. Sie sind ein Teil von meinem Leben. Sie sind ein Teil von mir, sie sind für Dich, ich schenk' sie Dir – mehr kann und will ich Dir nicht geben. Weißt du wirklich, wer ich bin, wie ich denke, wie ich fühle? Liebst du mich, weil ich es bin oder weil ich Dich belüge?“ und „Die Gedanken malen Bilder, doch ich finde keinen Rahmen. Der Wind spricht zu mir, er wünscht mir Glück, er flüstert meinen Namen.“ Nachdenklich-philosophisch und melancholisch ging es auch weiter, denn die Band zog sämtliche Register und toppte mit eingangs erwähntem „Bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt“ sogar noch das Vorausgegangene. Welch ein Song, welch vertonte tiefe Emotionen und wie passend für all die Momente innerer Zerrissenheit. Übrigens hatten sich die Fans um mich herum als recht nette Zeitgenossen entpuppt, mit denen man auch gut den einen oder anderen Klönschnack halten konnte, doch während dieses Songs musste ich mir Ruhe erbitten. Überhaupt, das Publikum: Was ich von meinem Standort aus sah, war die erwartet wilde Mischung aus „typischem Festival-Publikum“ (was auch immer das genau sein mag), Metal- und Rockfans und Leuten, die ansonsten wahrscheinlich öfter ins Fußballstadion als auf Konzerte gehen, dazwischen Subkultur aus den Bereichen Metal-, Rocker/Biker-, Punk und Oi!. Gesprochen wurden Dialekte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und der einen oder anderen Gruppe gelang auch ein durchaus passabler Pogo-Pit, der immer ordentlich Staub auf dem furztrockenen Gelände aufwirbelte. Die überwiegende Mehrheit trug ONKELZ-Shirts, was auch nicht anders zu erwarten war. Zumindest dort, wo ich es mir bequem gemacht hatte, war alles prima und ich fühlte mich längst pudelwohl. Der „Melancholie-Block“ fand seinen Abschluss in „Nicht ist für immer da“, der mit seinem aufbauenden Text die gute Laune nach dem tränendrüsenmassierenden Stück zuvor wieder steigen ließ und in eine weitere „Panamericana“-Pause mündete. „Die Firma“ ließ schließlich wieder alle Fäuste in die Höhe schnellen, auf das politkritische Anarcho-Stück „Macht für den, der sie nicht will“ folgte passenderweise „Lüge“, was meiner Euphorie einen weiteren Schub versetzte, da dieser Song meines Wissens vorher noch nie in einem ONKELZ-Liveset auftauchte und bei „Erinnerungen“ wurd’s natürlich noch mal richtig feierlich. Sollte es das gewesen sein? Natürlich nicht. Auch wenn natürlich noch eine zweistellige Anzahl an Hits fehlte, gibt es Standards, die getreu ungeschriebener Gesetze immer dabei sind. Den letzten Block läutete „Feuer“ ein und durch die Pyroshow wurde es noch heißer, als es ohnehin schon war. Und endlich war es soweit: Der Song, auf den so viele so lange gewartet hatten. Der Song, der anlässlich der gerade stattfindenden WM perfekt passte. Der Song, weshalb ich mir auch zum ONKELZ-Gig meine Mexico-Fußi-Trikotage übergestreift hatte: „Señoritas im Arm, Tequila lauwarm, vom Durchfall geplagt und von Fliegen gejagt. Im Land der Kakteen werden wir, du wirst seh'n, wieder Weltmeister, Weltmeister sein!“ Ursprünglich geschrieben zur WM 1986 in Mexico, hatte es erst vier Jahre später geklappt, doch während wirklich jeder diese selbstironische Fußballnummer mitsang, die sich im Laufe der Jahre nicht nur zur inoffiziellen ONKELZ-Hymne mausern, sondern allgemeines Kulturgut werden sollte, arbeitete das DFB-Team erfolgreich am nächsten Titel. Mit „Kirche“ wurde dann auch noch der Wunsch eines meiner Konzert-Nachbarn erfüllt, „Auf gute Freunde“ ließ auch nicht länger auf sich warten und den Song, von dem ich mich schon die ganze Zeit über fragte, wann er denn endlich kommen würde – schließlich steht die Reunion unter seinem Motto –, hob man sich bis ganz zum Schluss auf: „Nichts ist für die Ewigkeit“! „Glaubst du alles, was ich sage? Glaubst du, du weißt wer ich bin? Stellst du niemals Fragen, warum wir wurden, wie wir sind? Die Ironie, mit der wir spielen, die ihr so schwer versteht, der Schatten im Verstand, der in jedem von uns lebt. Nichts ist für die Ewigkeit, nichts bleibt wie es war, nur vier Jungs aus Frankfurt sind schon lange, lange da. Die Welt hat uns verlangt, sie hat nichts Besseres verdient – habt ihr noch nicht erkannt, warum es Böhse Onkelz gibt?“ Das war’s. Nach 29 Songs und drei Stunden (!) war Schluss. Und was hätte man nicht noch alles im Repertoire gehabt?! „Der nette Mann“, „Heute trinken wir richtig“, „Onkelz wie wir“, „Kneipenterroristen“, „So sind wir“, „10 Jahre“, „Nekrophil“, „Heilige Lieder“, „Buch der Erinnerung“, „Gehasst, verdammt, vergöttert“, „Scheißegal“, „Lieber stehend sterben“, „Fahrt zur Hölle“, „Wenn wir einmal Engel sind“, „Danke für nichts“, „Danket dem Herrn“, „Onkelz 2000“, „Keine Amnestie für MTV“, „Narben“ und, und, und... Doch ich war sehr zufrieden mit der Setlist und damit, dass man manch selbstbeweihräuchernden Gassenhauer, mit dem man auf Nummer sicher gegangen wäre, zugunsten vieler nachdenklicherer Songs ausgelassen hatte. Wirklich schmerzlich vermisst hatte ich eigentlich nur „Nie wieder“, jenen Song, mit dem für mich alles seinen Anfang genommen hatte. Die ONKELZ verließen die Bühne, klatschten mit den Fans ab, während das Orchester das kongeniale Instrumental „Baja“ spielte.

Langsam brach die Meute geordnet zum Rückzug auf, andere, so auch ich, warteten bis zum Ende des Songs. Bei noch immer hochsommerlichen Temperaturen verließ ich schließlich auch das Gelände, holte mir meinen gefährlichen Deoroller zurück und musste leider feststellen, dass der Biergarten entweder schon geschlossen oder man uns woanders entlanggeschleust hatte. Dann wurde es etwas chaotisch: Ich befand mich inmitten der Menschenmassen, die sich nun durch die engen Straßen des Örtchens (mehr ist es wirklich nicht, trotz millionenschwerer Rennstrecke – unglaublich!?) Hockenheim zwängten. Übereifrige rissen in der Mitte der Straße postierte Absperrgitter, die die Straße in zwei Bahnen teilte, nieder, deren Sinn sich mir allerdings auch nicht erschloss. Die einen suchten ihren Campingplatz und versuchten, die Richtung herauszufinden, in die sie gehen mussten, andere suchten ihre Shuttle-Busse, derer es wohl spezielle pro Campingplatz gab, wieder andere mussten zum Bahnhof etc. Was für ein Bild: Hockenheimer Straßen überfüllt mit ONKELZ-Fans, überfragte Sicherheitsdienste, die wenigen Taxis permanent ausgebucht, die wenigen Streifenwagen der örtlichen Polizei (mehr gab es dort anscheinend nicht!?) wurden zu hochfrequentierten Auskunftszentralen. Mein Plan war, zunächst einmal den Bahnhof aufzusuchen, um mich mit den Wegen und Entfernungen vertraut zu machen. Es gelang mir sogar, auf einen originalen Hockenheimer zu treffen (das muss mir in solch einer Situation erst mal einer nachmachen!), der mir den Weg wies. In meiner mir eigenen Verpeiltheit (da war sie wieder) vergaß ich, rechtzeitig abzubiegen und latschte erst einmal in die falsche Richtung. Als ich schließlich schon aus Hockenheim raus war, gab ich auf, fragte erneut und siehe da... Nun wusste ich also Bescheid, konnte anderen völlig Abgekämpften auf meinem Rückweg vom Bahnhof in die, äh, „City“ selbst den Weg erklären und also endlich gemütlich den Abend ausklingen lassen (klingt besser als „Nacht um die Ohren schlagen“). Ich besorgte mir ein paar Kannen Cola als Energielieferanten und tingelte durch die wenigen Kneipen. Die meisten Fans waren längst wieder auf ihren Camping-Plätzen, die anderen verteilten sich auf die wenigen Lokalitäten. Dort bekam man aber immerhin noch etwas geboten: Kam man vom gut vorbereiteten und dadurch schnell seine Kundschaft bedienenden Döner-Mann, konnte man in einer Art Bistro das laufende WM-Spiel verfolgen. Nachdem ich der Katerstimmung in der Bahnhofskneipe, dessen Getränke- und Speisevorräte zuneige zu gehen drohten, entkommen war, suchte aber einen anderen Laden auf. Ehrlich gesagt habe ich vergessen, ob das ein Italiener, Spanier, Mittel- oder Südamerikaner war, er war jedenfalls recht groß und eher ein Restaurant als eine Kneipe. Dort liefen bis in die frühen Morgenstunden die ONKELZ aus der Konserve und versammelten sich Hans und Franz (und Franziska), mancher bereits mit bedenklicher Schlagseite und zum Leidwesen der tüchtigen, resoluten Wirtin auf Stühlen stehend Luftgitarre spielend. Ich holte mir ein Bier, ergatterte einen Sitzplatz, beobachtete das Treiben und kam mit einem Paar ins Gespräch, das eigens aus Österreich angereist war und gar nicht fassen konnte, wie unglaublich klein Hockenheim doch ist. Irgendwann hatte die Wirtin die Faxen dicke, stellte die Stühle hoch und ging in den verdienten Feierabend. Ich begab mich zurück zum Bahnhof, lernte eine Gruppe aus Bayreuth kennen, die mich sogar gratis auf ihrem Ticket bis Heidelberg mitnehmen konnte. Der ÖPNV machte es noch ein wenig spannend, als der Bus zehn Minuten zu spät eintraf, brachte uns aber trotzdem zum Heidelberger Bahnhof, wo ich in den ebenfalls leicht verspäteten Fernbus gen Hamburg stieg.

Es war mittlerweile kurz nach sechs und ich döste ein wenig vor mich hin. Der Bus war nicht einmal voll besetzt, ca. die Hälfte der Reisenden kam vom Konzert. In Frankfurt stiegen zwei Eintracht-Hools mit Migrationshintergrund ein, die ebenfalls nach Hamburg wollten. Die hatten sich mit Bier und Jägermeister ausgestattet, zwitscherten sich einen und hatten schräg hinter mir Platz genommen. Dadurch bekam ich ihre unfassbar witzigen Gespräche mit, wenn ich nicht gerade mehr schlecht als recht im traumlosen Dämmerschlaf verweilte. Diese beiden Typen sorgten für ein nicht von der Hand zu weisendes Unterhaltungsprogramm mit ihrem herrlichen hessischen Akzent und nutzten jeden Busstopp, um Nachschub an Alkoholika zu besorgen. Nicht so der Hit war, dass Fahrer Christian uns an einer Raststätte für seine halbstündige Pflichtpause des Busses verwies, aber auch die brachte ich rum. Lustigerweise musste Christian nach jedem Zwischenhalt sein Sprüchlein aufsagen, in dem er sich nicht nur vorstellte, sondern sich auch dafür entschuldigte, dass man einen Ersatzbus nehmen musste, der nun nicht über WLAN verfügt, dass wir mit Verspätung unterwegs sind und später auch noch, dass das Klo mittlerweile aussehe wie Sau. Auf den Zwischenruf der Frankfurter, ob er denn Bier habe, reagierte er mit „Bier haben wir leider auch nicht“, musste selbst lachen und versicherte uns, dass das die frustrierendsten Ansagen wären, die er jemals machen musste. Ich hab mich köstlich amüsiert. Die beiden, von denen sich der eine als Berufsmasseur entpuppte, kamen dann auch noch mit einer Sozialpädagogin ins Gespräch, die hinter mir saß. In Göttingen stiegen ein paar aufgehübschte Muttis zu und stießen mit Dosensekt an. Da die beiden Frankfurter gerade wieder auf Biersuche waren, versicherte ihnen mein Sitznachbar von vorne, dass hinten zwar noch ein paar Plätze frei wären, sie dort aber ganz bestimmt nicht sitzen wollen würden. Mittlerweile begann ich schon laut zu lachen. Fahrer Christian sagte fleißig weiter sein Sprüchlein auf und musste sich aufgrund der Verspätung sogar vorzeitig von uns verabschieden und an einem Rastplatz den Fahrerwechsel vollziehen, was ihn jedoch nicht daran hinderte, vorher kurzerhand einen falschen Rastplatz anzufahren – natürlich nicht unquittiert mit spaßigen Sprüchen von hinten. Herrlich! Irgendwann in Hamburg angekommen, erhoben sich alle von den Sitzen und während die Frankfurter noch darüber berieten, ob sie ihren Müll nicht schlicht auf der Rückbank zurücklassen sollten, trafen sich kurz meine wissenden Blicke mit denen der Sozialpädagogin, die nun auch nicht mehr an sich halten konnte und zusammen mit mir in Gelächter ob der skurrilen Fahrt ausbrach. Nun hatte ich nur noch die letzten Meter vor mir und fiel schließlich geschafft ins Bett, um rechtzeitig zum Spiel Deutschlands gegen Ghanas wieder aufzuwachen und Zeuge zu werden, wie es auch für Jogis Jungs nicht ganz so rund läuft, wenn ich bischn inne Seile hänge.

Fazit: Ja, es war abenteuerlich. Aber es hat alles erstaunlich gut geklappt und ich habe keine Sekunde bereut. Ich habe interessante Leute kennen gelernt, vor allem aber ein großartiges Konzert gesehen und unheimlich viele Eindrücke mitgenommen. Nachts in den Straßen sah ich sie dann zwar, die hässlichen FREI.WILD-T-Shirts und sogar zwei Kapeiken in „Thor Steinar“-Naziklamotte, letztere sind angesichts der unfassbaren Menschenmengen aber sicherlich im Promille-Bereich anzusiedeln gewesen (ausnahmsweise nicht auf den Alkohol bezogen, wobei man natürlich reichlich naturbesoffen sein muss, um sich solche Scheiße überzuziehen). In Gefahr, um meinen Anfangs-Aufhänger wieder aufzugreifen, befand ich mich zu keinem Zeitpunkt, Streitereien oder gar Schlägereien habe ich keine einzige mitbekommen, niemand hat mich angepöbelt oder mir irgendwie das Gefühl gegeben, unerwünscht zu sein. Auch die Polizei bestätigte anschließend, ich zitiere: „Das war der friedlichste Einsatz, den wir je bei solch einer Großveranstaltung hier hatten!“ Ob das nun auf die große Toleranz des ONKELZ-Publikums (worauf es sich viel einbildet) oder schlicht auf dessen Gleichgültigkeit zurückzuführen ist, vermag ich allerdings nicht abschließend zu beurteilen. Dass man sich vor ihm in Acht nehmen müsste, kann ich aber keinesfalls bestätigen. Die Band machte einen guten, fitten Eindruck, lebte ehrliche Spielfreude auf der Bühne aus und war sichtlich ergriffen, was die überschwänglichen Ansagen widerspiegelten. Kevin bedankte sich zwischenzeitlich bei seinen Therapeuten und bläute den Fans ein, die Finger von harten Drogen zu lassen. Warten wir ab, was da noch kommen wird. Kevin hat mit seiner neuen Band ein Soloalbum veröffentlicht, das ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gehört habe. In Video-Statements im Internet wirkt er voller Energie, teilt aber auch gut aus in Richtung der Presse, die übrigens zur ONKELZ-Reunion kurzerhand nicht eingeladen worden war. Das bedeutet, es wurden keine separaten Pressetickets zur Verfügung gestellt. Wie nicht anders zu erwarten war, rauschte es wieder im Blätterwald und sog sich manch fragwürdiger Journalist dieses und jenes aus den Fingern. Irgendwie ist fast alles wieder so früher, manche Dinge scheinen sich eben nie zu ändern. Ich werde das weiter beobachten, auch zukünftig immer mal wieder über den Tellerrand hinausschauen und mir meine eigene Meinung bilden – in Fällen wie diesen auch gern persönlich vor Ort. „Mach’s gut, du schöne Zeit, auf Wiedersehen…“
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
dr. freudstein
Beiträge: 14488
Registriert: Sa 19. Dez 2009, 19:55

Re: Euer nächstes/letztes Konzert bzw. Live-Event

Beitrag von dr. freudstein »

willst du Buchautor werden, hast du zuviel Zeit :shock:
wollt schon schimpfen, weil du zunächst keine Absätze eingebaut hattest, aber dann bist du von selbst einsichtig geworden. Krass, dein Mitteilungsbedürfnis in letzter Zeit :o

wenn meine Tastatur nicht so spinnen würde (verklemmte Tasten), könnte ich auch mal mein letztes Konzi aufarbeiten (neue gekauft, aber geht nicht).

Elm war ja richtig geil und Fotos hab ich auch schon genügend zusammen geklaut, aber beim Tippen werd ich wahnsinnig, scheiss Suff/Aschetastatur :x
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