Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Moderator: jogiwan
- karlAbundzu
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort München: Roulette mit 6 Kugeln (1983)
Noch ein 83er, wieder Süden, diesmal Kommissar Lenz in seinem dritten Fall, nachdem er 9 Jahre unter Gustl Bayrhammer den Assi gab.
Hier ein Entführungsfall, fingiert, Eheprobleme....
Und das ist alles wirklich bieder, die Erzählweise die Kamera, die Story, naja, und auch die Stadt, da muss man schon mal nach Düsseldorf fliegen, um Glamour zu erleben.
Die beiden Assistenten sind wirklich nur Handlanger, während der Vater des Entführungsopfer und sein Bruder noch glaubhaft dargestellt werden, ist bei der Mutter und den meisten andeen Nebendarstellern schon nicht mehr so. Schön jedoch Gisela Freudenberg mal zu sehen. Und den Stenz Lenz Helmut Fischer mit seiner leicht zynischen leicht angenervten Art mag ich ja auch gern.
Insgesamt eher schwacher Tatort.
PS: Gerade fängt der aktuelle an, ud wie anders man erzählt, merkt man vom ersten Bild an, oha.
Noch ein 83er, wieder Süden, diesmal Kommissar Lenz in seinem dritten Fall, nachdem er 9 Jahre unter Gustl Bayrhammer den Assi gab.
Hier ein Entführungsfall, fingiert, Eheprobleme....
Und das ist alles wirklich bieder, die Erzählweise die Kamera, die Story, naja, und auch die Stadt, da muss man schon mal nach Düsseldorf fliegen, um Glamour zu erleben.
Die beiden Assistenten sind wirklich nur Handlanger, während der Vater des Entführungsopfer und sein Bruder noch glaubhaft dargestellt werden, ist bei der Mutter und den meisten andeen Nebendarstellern schon nicht mehr so. Schön jedoch Gisela Freudenberg mal zu sehen. Und den Stenz Lenz Helmut Fischer mit seiner leicht zynischen leicht angenervten Art mag ich ja auch gern.
Insgesamt eher schwacher Tatort.
PS: Gerade fängt der aktuelle an, ud wie anders man erzählt, merkt man vom ersten Bild an, oha.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- buxtebrawler
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Klingt wirklich gut, würde ich mir - genau wie den "Mord ist kein Geschäft", allein schon wegen der Punk-Szene - auch anschauen. Um welche DVD-Box handelt es sich?karlAbundzu hat geschrieben:TATORT MAINZ: PEGGY HAT ANGST (1983)
Um herauszufinden, welcher Song das genau ist? Hattest du diesen "Tatort" irgendwann schon mal gesehen und der Song ging dir nicht mehr aus dem Kopf? Um welchen Song handelt es sich denn genau?karlAbundzu hat geschrieben:Und Panczak hatte mich spätestens in dem Moment, wo er Bongospielend vor seiner Stereoanlage sitzt und einen EBM-mäßigen Song hört. Dieser Song übrigens, bzw. das Cover der LP, wo der Song drauf ist, brachte mich dazu, den Tatort zu suchen und diese Box für wenig zu kaufen. Super Song auch.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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- karlAbundzu
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Hier als Tatort-Trailer
Noch schöner das Band-eigene Darth Vader Video
Hab ich von dieser Box, ist recht günstig zu haben, kann ich dir nach Sichtung aber auch zukommen lassen.
Aber es gibt inzwischen auch größere Boxen mit viel mehr 80er Tatorten, du steigst da ja tiefer ein, lohnt sich dann doch noch mehr.
Bildqualität ist nostalgisch, Ton super, Extras keine (leider nicht mal Untertitel, im Alter versteht man ja DIalekte schlechter, habe ich den EIndruck)
Noch schöner das Band-eigene Darth Vader Video
Hab ich von dieser Box, ist recht günstig zu haben, kann ich dir nach Sichtung aber auch zukommen lassen.
Aber es gibt inzwischen auch größere Boxen mit viel mehr 80er Tatorten, du steigst da ja tiefer ein, lohnt sich dann doch noch mehr.
Bildqualität ist nostalgisch, Ton super, Extras keine (leider nicht mal Untertitel, im Alter versteht man ja DIalekte schlechter, habe ich den EIndruck)
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- karlAbundzu
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
TATORT MÜNCHEN: One Way Ticket
Ein Film über Alters-Nicht-Reichtum.
Alte Leute fliegen unter dem Tarnmantel einer Hilfsorganisation um die Welt, um Geld und Drogen zu schmuggeln. Das hat mit Stasi-Seilschaften und Liebe zu tun.
Das Altern-Thema ist ja bei den älteren Herren Batic und Leitmayr nun häufiger Thema, vor allem, seit sie den jungen Kollegen Kalli dabei haben. Aber hier ist dann doch zu viel gewollt und nichts richtig durchgezogen: Paranoia - Agenten - Story (mit einem gut aufgelegten, eiskalten Hark Bohm), Drogenschmuggel mal wieder mit einer bösen Hilfsorganisation und das Soziale in Form von Altersverarmung. Manchmal ganz knuffig, und wirklich hochmodern gefilmt, was Licht und Kamera und Schnitt angeht (sehe ich vielleicht auch nur nach der Sichtung dreier 80er Tatorte so), aber insgesamt eher unterer Durchschnitt.
Ein Film über Alters-Nicht-Reichtum.
Alte Leute fliegen unter dem Tarnmantel einer Hilfsorganisation um die Welt, um Geld und Drogen zu schmuggeln. Das hat mit Stasi-Seilschaften und Liebe zu tun.
Das Altern-Thema ist ja bei den älteren Herren Batic und Leitmayr nun häufiger Thema, vor allem, seit sie den jungen Kollegen Kalli dabei haben. Aber hier ist dann doch zu viel gewollt und nichts richtig durchgezogen: Paranoia - Agenten - Story (mit einem gut aufgelegten, eiskalten Hark Bohm), Drogenschmuggel mal wieder mit einer bösen Hilfsorganisation und das Soziale in Form von Altersverarmung. Manchmal ganz knuffig, und wirklich hochmodern gefilmt, was Licht und Kamera und Schnitt angeht (sehe ich vielleicht auch nur nach der Sichtung dreier 80er Tatorte so), aber insgesamt eher unterer Durchschnitt.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Gern, da sag' ich nicht neinkarlAbundzu hat geschrieben:Hab ich von dieser Box, ist recht günstig zu haben, kann ich dir nach Sichtung aber auch zukommen lassen.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
"Peggy hat Angst" ist tatsächlich ein echter Klassiker!
Die Tatort-DVD-Boxen sind für mich jedoch leider ungeeignet. Neben herausragenden Episoden gibt es eben auch massenweise mittelmäßige, dröge Luschen, was oftmals aus der Erinnerung verdrängt wird. Selbst bei Ermittlerteams, denen ich eigentlich wohlgesonnen bin, fällt es mir schwer, alle Fälle gut zu finden bzw. wird nie ein durchgehend hohes Niveau gehalten.
Also, nur ausgewählte Filme selbst archivieren, war von Anfang an mein Rezept.
Die Tatort-DVD-Boxen sind für mich jedoch leider ungeeignet. Neben herausragenden Episoden gibt es eben auch massenweise mittelmäßige, dröge Luschen, was oftmals aus der Erinnerung verdrängt wird. Selbst bei Ermittlerteams, denen ich eigentlich wohlgesonnen bin, fällt es mir schwer, alle Fälle gut zu finden bzw. wird nie ein durchgehend hohes Niveau gehalten.
Also, nur ausgewählte Filme selbst archivieren, war von Anfang an mein Rezept.
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Das ist mir durchaus bewusst, geht mir ähnlich und ist auch der Grund, weshalb ich bisher von Boxkäufen abgesehen habe.FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Die Tatort-DVD-Boxen sind für mich jedoch leider ungeeignet. Neben herausragenden Episoden gibt es eben auch massenweise mittelmäßige, dröge Luschen, was oftmals aus der Erinnerung verdrängt wird. Selbst bei Ermittlerteams, denen ich eigentlich wohlgesonnen bin, fällt es mir schwer, alle Fälle gut zu finden bzw. wird nie ein durchgehend hohes Niveau gehalten.
Also, nur ausgewählte Filme selbst archivieren, war von Anfang an mein Rezept.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Das Problem ist ja das man es vor dem Schauen nicht weißFarfallaInsanguinata hat geschrieben:"Peggy hat Angst" ist tatsächlich ein echter Klassiker!
Die Tatort-DVD-Boxen sind für mich jedoch leider ungeeignet. Neben herausragenden Episoden gibt es eben auch massenweise mittelmäßige, dröge Luschen, was oftmals aus der Erinnerung verdrängt wird. Selbst bei Ermittlerteams, denen ich eigentlich wohlgesonnen bin, fällt es mir schwer, alle Fälle gut zu finden bzw. wird nie ein durchgehend hohes Niveau gehalten.
Also, nur ausgewählte Filme selbst archivieren, war von Anfang an mein Rezept.
Weiter ging es mit Haie vor Helgoland, Tatort Hamburg, Folge 157.
Stövers (Manfred Krugs) erster Fall, noch ohne Brocki.
Drei Ex-Knackis planen bei einem "Aus dem Knast"-frei Picknick auf Helgoland das nächste Ding, eben die Helgoland-Fähre auszurauben. Der eine will nicht so richtig, hat aber eine Connection. Zwei Tagesurlauber machen sich an eine Frau ran, die da mit drin steckt. Ein Seemann stirbt dabei. Und das hat auch noch mit einem anderen Fall zu tun.
Hui, richtig spannend und zum Teil rasant. Regie Tatort und Auf Achse Veteran Hartmut Griesmayr, ebenso von Auf Achse zum Tatort gewechselt: Manfred Krug. Schon im Trenchcoat, ein wenig großmäulig und manchmal selbstgefällig, aber mit Herz und an vielem interessiert. Viel erfährt man von ihm noch nicht, zu der Zeit vesuchte man noch nicht aus allen Kultfiguren mit eigener Geschichte in den Mittelpunkt zu stellen, im Gegenteil, die Storys der Verbrecher, der Zeugen sind zumindest genauso wenn nicht sogar wichtiger. Und wer da alles mitspielt:
Bei den Gangstern haben wir Dietrich Mattausch (der Chef vom Fahnder)als Typ ohne Skrupel, den Fassbinder - gestählten Hans Hirschmüller als zweifelnder Typ, und Tatort oft gesehen, Karl Heinz Giese als schlichter Typ, der alles macht, und schnell aufbraust. Die beiden Kumpels als Zeugen sind Bernd Tausch (Benno aus der Lindenstraße) als gutmütiger, und Ronald Nitschke (Bruce WIllis Stimme) als fieser. Die wunderbare Ilse Biberti hat eine wichtige Rolle. Edgar Bessen als straighter BEamter und Stoevers zweite Hand und Ferdinand Dux als alter Hase. Die schmissige Musik gibt es von Joe Dixie, angereichert mit aktuellen Hits und einer prima Coverband auf der Fähre. Sowieso die Fähre, das war ja damals eine Art Minikreuzfahrt mit Bar inklusive Band oben, Disco unten, herrlich.
Insgesamt ein gut erzählter Fall, kein WHodunit, es wird sich sowohl Zeit für die einzelnen Charaktere genommen als auch Action und Spannung reingebracht. Und Stoever ist noch nicht der Kotzbrocken der späteren Tatorte, und es geht halt nicht nur um ihn und seinen Kumpel.
Noch eine schöne Szene ist die Pressekonferenz, die Stoever alleine macht, und dabei den Tathergang mit Kreide an einer Tafel zeichnet.
Guter Tatort, nicht nur für Helgland Fans wie mich!
PS: Den Tatort nahmen sich ein paar Gauner zum Vorbild: Kurz nach der Ausstrahlung überfielen zwei maskierte und bewaffnete den Zahlmeister auf der Helgoland-Fähre nach Bremerhaven, erbeuteten 60000 D-Mark (im Film 1 Million), zum Glück gab es keine Toten. Sie wurden nicht erwischt.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: Das Team
„Ich weiß, dass Sie das nicht toll finden werden…“
Das neue Jahr begann mit einem weiteren „Tatort“-Experiment: „Das Team“ lässt sich grob als 15. Fall des Dortmunder Ermittlungs-Duos Martina Bönisch und Peter Faber einordnen, ist aber zugleich eine Art Crossover mit dem Münsteraner Team. Der von Jan Georg Schütte („Wellness für Paare“) inszenierten Episode lag kein Drehbuch zugrunde, den Schauspielerinnen und Schauspielern lag lediglich ein Rollenprofil vor – alles andere wurde improvisiert. Das gab es unter Regie Axel Ranischs mit den Odenthalern „Babbeldasch“ und „Waldlust“ schon mal, war aber ziemlich in die Hose gegangen. Nicht so diesmal.
„Die wollen uns doch verarschen!“
Bereits vier hochrangige nordrhein-westfälische Kriminalbeamte wurden grausam ermordet, mit dem Münsteraner Thiel ein weiterer angeschossen. Ministerpräsident Armin Laschet (persönlich, „Landtag Nordrhein-Westfalen“) und der Polizeipräsident versammeln die unterschiedlichsten Ermittlerinnen und Ermittler, alle selbst potentielle weitere Opfer, in einem leerstehenden Hotel und lassen sie unter Leitung der Coaches Christoph und Martin Scholz (Charly Hübner, Rostocker „Polizeiruf 110“ und Bjarne Mädel, „Der Tatortreiniger“) an einem Workshop zwecks Teambildung teilnehmen. Die Dortmunder Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt) sollen also mit Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) aus Münster, dem aufgrund eines psychischen Traumas beurlaubten Oberhausener Kommissar Rettenbach (Ben Becker, „Spiel um dein Leben“), dem Aachener Kommissar Mitschowski (Nicholas Ofczarek, „Falco - Verdammt, wir leben noch!“), dem Paderborner Kommissar Ziesing (Friedrich Mücke, „Am Abend aller Tage“) sowie der Düsseldorfer Kommissarin Möller (Elena Uhlig, „Swimming Pool - Der Tod feiert mit.“), Witwe eines der Opfer, zusammenarbeiten. Oder ist das lediglich ein Vorwand und der oder die Täter(in) befindet sich längst unter ihnen, ist also jemand aus den eigenen Reihen…?
An zwei Drehtagen wurde das illustre Ensemble von 36 Kameras beobachtet, damit ja nichts entgeht. Das Material landete schließlich beim Schnitt, dem es nun oblag, einen möglichst stringenten, nachvollziehbaren 90-Minütiger daraus zu puzzeln. Die beiden Dortmunder sowie die Krusenstern sind echte „Tatort“-Figuren, alle anderen wurden für diese Episode erdacht. Etwas unglücklich erscheint es dabei, erneut auf Ben Becker zurückzugreifen, der erst kürzlich an der Seite Lena Odenthals eine andere „Tatort“-Figur verkörperte. Andererseits wäre es ein wirklicher Verlust gewesen, auf Becker zu verzichten, stechen doch er und Ofczarek, der einen arroganten, eiskalten Zyniker verkörpert, durch wahrlich grandiose schauspielerische Leistungen besonders hervor. Eine echte Gruppendynamik entwickelt sich jedoch nur schwerlich.
Stattdessen ist die Stimmung von vornherein untereinander schlecht. Irgendwie kennt man sich, kann sich nicht sonderlich gut riechen und kannte auch die Opfer. Zumindest eines dieser – Möllers Ehemann – war offenbar ein unsympathischer Macho, der nichts hat anbrennen lassen. Dies ergibt sich aus den schleppend verlaufenden Gesprächen, während der Sinn der nach Küchenpsychologie, bedeutungsschwangerem Geschwurbel und Willkür müffelnden Maßnahmen und Übungen weitestgehend auf der Strecke bleibt. Unklar bleibt zudem, ob diese lediglich dem Zeitvertreib dienen und man eigentlich in erster Linie auf Eskalation durch Isolation setzt oder ob sie tatsächlich zu bestimmten Erkenntnissen verhelfen.
Die erste Hälfte zieht sich spätestens ab dem Moment, an dem auch die Ermittlerinnen und Ermittler hoffnungslos auf der Stelle zu treten scheinen und ihre häufig geflüsterten Dialogfragmente zu nerven beginnen. Als besonderen Überraschungscoup lässt man plötzlich, unerwartet und leider auch unspektakulär offscreen eine beliebte Figur aus dem „Tatort“-Universum sterben, was entsetzt, aber auch neue Dynamik in die Angelegenheit bringt. Gegenseitige persönliche Beleidigungen und generell gereiztes, unumgängliches bis soziopathisch anmutendes Verhalten nehmen zwar nicht unbedingt ab, werden aber spannender, zielorientierter und führen schließlich zur Enttarnung des Täters, der einen in seiner Theatralik unfreiwillig komischen und für Improvisationskino unfassbar unpassenden Abgang bekommt.
Regisseur und Impro-Experte Schütte, der hier auch den SEK-Leiter spielt, hat vieles richtig gemacht und gezeigt, worin der Reiz eines solchen Konzepts besteht: in einem Ensemble, dem bei der Orientierung, Entwicklung und Ausgestaltung seiner Figuren zuzusehen Spaß macht. Dass dabei kaum eine wirkliche Ermittlungsarbeit zu einer Mordserie zustande kommt, liegt jedoch auch gewissermaßen in der Natur der Sache. Auf eine CDU-Pfeife wie Laschet kann zudem sicherlich nicht nur ich prima verzichten und der Tod eines langjährigen „Tatort“-Teammitglieds schockiert vor allem aufgrund seiner Unmotiviertheit – zumal es noch einen Auftritt in einem bereits abgedrehten „Tatort“ haben wird, man die Chronologie also durcheinanderbrachte, nur um diesen 2019 gedrehten Fall am Neujahrsabends 2020 ausstrahlen zu können.
Bleibt als Fazit, dass dieser „Tatort“ einem großen Teil seines Publikums kräftig vor den Kopf stößt, dass Improvisation faszinieren kann, aber nicht ohne Weiteres für einen TV-Krimi geeignet ist, und dass Becker und Ofczarek „Das Team“ doch zu etwas so Besonderem machen, dass ich mit von den Feierlichkeiten zum Jahreswechsel noch etwas verschallerter Runkelrübe 6,5 von 10 Psychospielchen für dieses allen Schwächen und Problemen zum Trotz sehenswerte Experiment vergebe.
„Ich weiß, dass Sie das nicht toll finden werden…“
Das neue Jahr begann mit einem weiteren „Tatort“-Experiment: „Das Team“ lässt sich grob als 15. Fall des Dortmunder Ermittlungs-Duos Martina Bönisch und Peter Faber einordnen, ist aber zugleich eine Art Crossover mit dem Münsteraner Team. Der von Jan Georg Schütte („Wellness für Paare“) inszenierten Episode lag kein Drehbuch zugrunde, den Schauspielerinnen und Schauspielern lag lediglich ein Rollenprofil vor – alles andere wurde improvisiert. Das gab es unter Regie Axel Ranischs mit den Odenthalern „Babbeldasch“ und „Waldlust“ schon mal, war aber ziemlich in die Hose gegangen. Nicht so diesmal.
„Die wollen uns doch verarschen!“
Bereits vier hochrangige nordrhein-westfälische Kriminalbeamte wurden grausam ermordet, mit dem Münsteraner Thiel ein weiterer angeschossen. Ministerpräsident Armin Laschet (persönlich, „Landtag Nordrhein-Westfalen“) und der Polizeipräsident versammeln die unterschiedlichsten Ermittlerinnen und Ermittler, alle selbst potentielle weitere Opfer, in einem leerstehenden Hotel und lassen sie unter Leitung der Coaches Christoph und Martin Scholz (Charly Hübner, Rostocker „Polizeiruf 110“ und Bjarne Mädel, „Der Tatortreiniger“) an einem Workshop zwecks Teambildung teilnehmen. Die Dortmunder Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt) sollen also mit Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) aus Münster, dem aufgrund eines psychischen Traumas beurlaubten Oberhausener Kommissar Rettenbach (Ben Becker, „Spiel um dein Leben“), dem Aachener Kommissar Mitschowski (Nicholas Ofczarek, „Falco - Verdammt, wir leben noch!“), dem Paderborner Kommissar Ziesing (Friedrich Mücke, „Am Abend aller Tage“) sowie der Düsseldorfer Kommissarin Möller (Elena Uhlig, „Swimming Pool - Der Tod feiert mit.“), Witwe eines der Opfer, zusammenarbeiten. Oder ist das lediglich ein Vorwand und der oder die Täter(in) befindet sich längst unter ihnen, ist also jemand aus den eigenen Reihen…?
An zwei Drehtagen wurde das illustre Ensemble von 36 Kameras beobachtet, damit ja nichts entgeht. Das Material landete schließlich beim Schnitt, dem es nun oblag, einen möglichst stringenten, nachvollziehbaren 90-Minütiger daraus zu puzzeln. Die beiden Dortmunder sowie die Krusenstern sind echte „Tatort“-Figuren, alle anderen wurden für diese Episode erdacht. Etwas unglücklich erscheint es dabei, erneut auf Ben Becker zurückzugreifen, der erst kürzlich an der Seite Lena Odenthals eine andere „Tatort“-Figur verkörperte. Andererseits wäre es ein wirklicher Verlust gewesen, auf Becker zu verzichten, stechen doch er und Ofczarek, der einen arroganten, eiskalten Zyniker verkörpert, durch wahrlich grandiose schauspielerische Leistungen besonders hervor. Eine echte Gruppendynamik entwickelt sich jedoch nur schwerlich.
Stattdessen ist die Stimmung von vornherein untereinander schlecht. Irgendwie kennt man sich, kann sich nicht sonderlich gut riechen und kannte auch die Opfer. Zumindest eines dieser – Möllers Ehemann – war offenbar ein unsympathischer Macho, der nichts hat anbrennen lassen. Dies ergibt sich aus den schleppend verlaufenden Gesprächen, während der Sinn der nach Küchenpsychologie, bedeutungsschwangerem Geschwurbel und Willkür müffelnden Maßnahmen und Übungen weitestgehend auf der Strecke bleibt. Unklar bleibt zudem, ob diese lediglich dem Zeitvertreib dienen und man eigentlich in erster Linie auf Eskalation durch Isolation setzt oder ob sie tatsächlich zu bestimmten Erkenntnissen verhelfen.
Die erste Hälfte zieht sich spätestens ab dem Moment, an dem auch die Ermittlerinnen und Ermittler hoffnungslos auf der Stelle zu treten scheinen und ihre häufig geflüsterten Dialogfragmente zu nerven beginnen. Als besonderen Überraschungscoup lässt man plötzlich, unerwartet und leider auch unspektakulär offscreen eine beliebte Figur aus dem „Tatort“-Universum sterben, was entsetzt, aber auch neue Dynamik in die Angelegenheit bringt. Gegenseitige persönliche Beleidigungen und generell gereiztes, unumgängliches bis soziopathisch anmutendes Verhalten nehmen zwar nicht unbedingt ab, werden aber spannender, zielorientierter und führen schließlich zur Enttarnung des Täters, der einen in seiner Theatralik unfreiwillig komischen und für Improvisationskino unfassbar unpassenden Abgang bekommt.
Regisseur und Impro-Experte Schütte, der hier auch den SEK-Leiter spielt, hat vieles richtig gemacht und gezeigt, worin der Reiz eines solchen Konzepts besteht: in einem Ensemble, dem bei der Orientierung, Entwicklung und Ausgestaltung seiner Figuren zuzusehen Spaß macht. Dass dabei kaum eine wirkliche Ermittlungsarbeit zu einer Mordserie zustande kommt, liegt jedoch auch gewissermaßen in der Natur der Sache. Auf eine CDU-Pfeife wie Laschet kann zudem sicherlich nicht nur ich prima verzichten und der Tod eines langjährigen „Tatort“-Teammitglieds schockiert vor allem aufgrund seiner Unmotiviertheit – zumal es noch einen Auftritt in einem bereits abgedrehten „Tatort“ haben wird, man die Chronologie also durcheinanderbrachte, nur um diesen 2019 gedrehten Fall am Neujahrsabends 2020 ausstrahlen zu können.
Bleibt als Fazit, dass dieser „Tatort“ einem großen Teil seines Publikums kräftig vor den Kopf stößt, dass Improvisation faszinieren kann, aber nicht ohne Weiteres für einen TV-Krimi geeignet ist, und dass Becker und Ofczarek „Das Team“ doch zu etwas so Besonderem machen, dass ich mit von den Feierlichkeiten zum Jahreswechsel noch etwas verschallerter Runkelrübe 6,5 von 10 Psychospielchen für dieses allen Schwächen und Problemen zum Trotz sehenswerte Experiment vergebe.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Tatort / Polizeiruf 110 - Kritiken und Diskussionen
Tatort: Das Team
Der "Tatort" ist ein Format, das ich eigentlich seit Jahren zu den Akten gelegt habe und konsequent ignoriere, bis auf Wiederholungen mir bereits positiv bekannter Episoden.
Am Neujahrsabend ging das leider nicht, da ich mich noch in meiner Silvester-Reise-Gesellschaft befand und schlicht überstimmt wurde. So kam ich also unfreiwillig in den "Genuss" des experimentellen Desasters "Das Team".
Die Idee eines Crossovers mehrerer Ermittlerteams ist ja nicht ganz neu und hat durchaus was für sich. Mit einem schlüssigen Script hätte sich aus der Grundkonstellation auch eine spannende Geschichte entwickeln lassen. Leider gab es da aber noch den Improvisiationsteil, der sich für einen Krimi als denkbar ungeeignet entpuppte. So stellte sich statt eines Spannungsbogens nur ungläubiges Staunen über die teilweise sehr kläglich performenden und andererseits völlig überagierenden Darsteller ein. Es ließ sich aber immerhin schön erkennen, wessen Ding spielen ohne vorgegebene Dialoge offenbar überhaupt nicht ist.
Ansonsten haben mich neben dem überflüssigen Politiker-Auftritt vor allem die Brüche in der Logik gestört, sowas stellt für mich grundsätzlich in jedem Film ein K.O.-Kriterium dar. Wieso wurden Rollen mit Schauspielern besetzt, die in anderen "Tatorten" bereits andere Ermittler gaben (Becker und Mücke), wieso hat Krusenstern plötzlich ein uneheliches Kind, wieso stirbt ein Ermiitler außerhalb der linearen "Tatort"-Erzählstruktur? Das ist bestenfalls nachlässig und ignorant, eigentlich aber unsägliche Stümperei.
Immerhin gibt es auch keinen "Tatort"-Aachen, "Tatort"-Oberhausen und "Tatort"-Paderborn, ein weiteres Ärgernis. Wenn schon ein Crossover, doch konsequenterweise ausschließlich mit tatsächlich existierenden Teams und nicht diesen wenig plausiblen Erfindungen, weil man nicht genug etablierte Charaktere zusammenbekommt.
Das Motiv des angeblichen Täters dann, um dem ganzen die Krone aufzusetzen, so lächerlich und unglaubwürdig, dass einem schlicht die Worte fehlen.
Ich persönlich war jedenfalls hocherfreut, als die 90 Minuten endlich vorbei und das anschließende 1/4-stündige Making-of (auf "One"), in dem alle Beteiligten versuchten, dem Zuschauer Dreck für Gold zu verkaufen, sich fast als unterhaltsamer herausstellte.
Fazit: Noch mehr in die Scheiße reiten hätte man dieses Experiment eigentlich kaum können, mit gutem Willen deshalb
03/10
Der "Tatort" ist ein Format, das ich eigentlich seit Jahren zu den Akten gelegt habe und konsequent ignoriere, bis auf Wiederholungen mir bereits positiv bekannter Episoden.
Am Neujahrsabend ging das leider nicht, da ich mich noch in meiner Silvester-Reise-Gesellschaft befand und schlicht überstimmt wurde. So kam ich also unfreiwillig in den "Genuss" des experimentellen Desasters "Das Team".
Die Idee eines Crossovers mehrerer Ermittlerteams ist ja nicht ganz neu und hat durchaus was für sich. Mit einem schlüssigen Script hätte sich aus der Grundkonstellation auch eine spannende Geschichte entwickeln lassen. Leider gab es da aber noch den Improvisiationsteil, der sich für einen Krimi als denkbar ungeeignet entpuppte. So stellte sich statt eines Spannungsbogens nur ungläubiges Staunen über die teilweise sehr kläglich performenden und andererseits völlig überagierenden Darsteller ein. Es ließ sich aber immerhin schön erkennen, wessen Ding spielen ohne vorgegebene Dialoge offenbar überhaupt nicht ist.
Ansonsten haben mich neben dem überflüssigen Politiker-Auftritt vor allem die Brüche in der Logik gestört, sowas stellt für mich grundsätzlich in jedem Film ein K.O.-Kriterium dar. Wieso wurden Rollen mit Schauspielern besetzt, die in anderen "Tatorten" bereits andere Ermittler gaben (Becker und Mücke), wieso hat Krusenstern plötzlich ein uneheliches Kind, wieso stirbt ein Ermiitler außerhalb der linearen "Tatort"-Erzählstruktur? Das ist bestenfalls nachlässig und ignorant, eigentlich aber unsägliche Stümperei.
Immerhin gibt es auch keinen "Tatort"-Aachen, "Tatort"-Oberhausen und "Tatort"-Paderborn, ein weiteres Ärgernis. Wenn schon ein Crossover, doch konsequenterweise ausschließlich mit tatsächlich existierenden Teams und nicht diesen wenig plausiblen Erfindungen, weil man nicht genug etablierte Charaktere zusammenbekommt.
Das Motiv des angeblichen Täters dann, um dem ganzen die Krone aufzusetzen, so lächerlich und unglaubwürdig, dass einem schlicht die Worte fehlen.
Ich persönlich war jedenfalls hocherfreut, als die 90 Minuten endlich vorbei und das anschließende 1/4-stündige Making-of (auf "One"), in dem alle Beteiligten versuchten, dem Zuschauer Dreck für Gold zu verkaufen, sich fast als unterhaltsamer herausstellte.
Fazit: Noch mehr in die Scheiße reiten hätte man dieses Experiment eigentlich kaum können, mit gutem Willen deshalb
03/10
Diktatur der Toleranz
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.
Die Zeit listete den Film in einem Jahresrückblick als einen der schlechtesten des Kinojahres 2023. Besonders bemängelt wurden dabei die Sexszenen, die von der Rezensentin als „pornografisch“ und „lächerlich“ bezeichnet wurden.