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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mi 8. Mär 2023, 19:18
von jogiwan
Salem's Lot - Brennen muss Salem

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Der kontroverse Autor Ben Mears kehrt in seine Heimatstadt Jerusalem’s Lot zurück, wo er in jungen Jahren im einem alten Haus auf einem Hügel eine traumatische Nacht erleben musste. Nun möchte er über die Stadt und seine Bewohner schreiben und erfährt, dass das leerstehende Haus nach all den Jahren an einen neuen Besitzer verkauft wurde. Diese ist ein exzentrischer Antiquitätenhändler, der mit seinem Partner auch einen Laden in der Stadt eröffnet. Schon wenig später geschehen in der beschaulichen Stadt seltsame Dinge und es scheint, als wäre mit dem Antiquitätenhändler auch ein dunkler Schatten über die Stadt gekommen ist, der schon bald immer mehr Leute in seinen Bann zieht.

Ich mag ja das Buch, sowie Tobe Hoopers TV-Fassung aus dem Jahr 1979 recht gern und auch Mikael Salomon macht nicht viel falsch und verpasst der Geschichte über einen Vampir in einer amerikanischen Kleinstadt ein modernes Update, dass nicht nur einfach die Geschichte auf gleiche Weise nacherzählt, sondern den Fokus auf andere Personen richtet. So lassen sich auch beide Adaptionen recht gut gucken, auch wenn Rutger Hauer als Ober-Vampir dem krasser erscheinenden Reggie Nalder in Hoopers Fassung in Punkto Gruseligkeit nicht das Wasser reichen kann. Dafür ist das Remake wesentlich flotter erzählt und hat auch zweifelsfrei seine sehr guten Momente, die dann auch keinen Anlass zur Kritik bieten. Auch darstellerisch ist alles sehr gelungen und Rob Lowe und Donald Sutherland sieht man ja sowieso immer gerne. Die 175 Minuten vergehen wie im Flug und auch wenn man die Ereignisse im Grunde schon kennt, gibt es genug Änderungen, die den King-Fan gut bei Laune halten und auch keine Langweile aufkommen lassen. Ich habe mir im Grunde nicht allzu viel erwartet, aber „Salem’s Lot“ ist meines Erachtens überraschend gelungen und macht Laune und zählt sicherlich zu den besseren Verfilmungen es Autors.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 9. Mär 2023, 19:58
von jogiwan
Im hohen Gras

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jogiwan hat geschrieben: Mi 5. Aug 2020, 08:03 Schon wieder eine Stephen King-Adaption – dieses Mal für Netflix und unter der Regie des „Cube“-Regisseurs Vincenzo Natali, der hier eine etwas zu bekannt vorkommende Melange aus bekannten Versatzstücken des Meisters. Zu viel will man ja nicht verraten, aber auch wenn „Im hohen Gras“ durchaus okay daherkommt und hübsch umgesetzt wurde, wollte sich bei mir die große Freude nicht so wirklich einstellen. Zu vertraut wirken die Motive wie Felder und Naturreligion, zu wiederholend erscheint die Handlung, wenn vor allem zu Beginn irgendwie alles am Stand tritt. Hier wird ja in der ersten Hälfte ein Szenario entworfen, dass man beliebig in die Länge ziehen könnte und mit seiner Laufzeit reizt Herr Natali die Story auch aufs Äußerste aus und vergisst dabei, dass man das alles auch etwas kürzer und knackiger hätte inszenieren können. Technisch und darstellerisch gibt der Film kaum Anlass zur Kritik und irgendwie soll „Im hohen Gras“ jetzt nicht schlechter wegkommen, als er ist und lieber was Neues, als die x-te Neuverfilmung seiner Romane – von King hat man aber sicherlich schon Besseres gelesen.
Ja, so irgendwie will der Funke nie so richtig überspringen. Ein bissl Horror, ein bissl Mystery und viel bekannte Elemente aus dem King-Universe machen nicht automatisch einen guten Film. Hier wirken die Ereignisse teils arg willkürlich, die Figuren beliebig und meines Erachtens hätten ein paar Minuten weniger dem Film auch nicht geschadet. Kann man gucken, muss man aber nicht.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 10. Mär 2023, 11:57
von jogiwan
Stephen King's Golden Tales / Geschichten aus der Schattenwelt

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Zusammenstellung von fünf Episoden der neunzigteiligen TV-Serie "Tales from the Darkside", wobei nur eine Episode tatsächlich aus der Feder von Stephen King stammt. In "Der Sprachcomputer" wird Geschriebenes plötzlich Realität, in "Öffnen Verboten" bekommt ein älteres Ehepaar in den Besitz eines Kästchens mit eindeutiger Warnung. Zwei unterhaltsame Episoden mit Vampiren - einmal schwarhumorig, einmal dramatisch und als Abschluss gerät ein Miederwaren-Verkäufer in ein Motel-Zimmer mit unrühmlicher Vergangenheit. Eingerahmt mit einem kurzen Vortrag über die Schattenwelt.

Fünf Episoden der Serie "Tales from the Darkside" mit Mini-Rahmenhandlung die hier als "Stephen King's Golden Tales" verkauft werden und eher eine Mogelpackung darstellen. Aus der Feder von Stephen King ist hier ja nur die erste Geschichte über einen Computer, der Geschriebenes in die Realität transferiert und einem Schreiber, der sein Leben verändert. Aber auch wenn die restlichen Geschichten nicht vom Großmeister des Horrors sind, so sind sie zumindest gelungen und "Don't Open the Box" ist auch noch das Regie-Debut von Jodie Foster (!) und bekannte Gesichter gibt es ebenfalls. Wenn man Episoden-Horror mag, geht diese Zusammenstellung auch in Ordnung und es gibt keine Ausreißer nach oben oder unten, sondern fünf durchschnittlich gelungene Grusel-Episoden ohne Schmodder, dafür mit solider Atmosphäre und kleineren Überraschungen. Kann man also als King-Fan auch durchaus gucken - vor allem auch, weil es die DVD ja auch für kleines Geld gibt. Ich würde mir die gesamte Serie mal auf Silberling wünschen, aber da scheint sich so schnell wohl auch nichts zu tun. Bis dahin hat man mit dieser DVD auch einen netten und abwechslungsreichen Einblick.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 13. Mär 2023, 19:18
von jogiwan
Kinder des Zorns

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Der angehende Arzt Burt und seine Freundin Vicky überfahren in einem entlegenen Landstrich Nebraskas mit ihrem Auto einen Jungen auf der Fahrbahn, der zuvor bereits schwer verletzt worden ist. Als sie den Leichnam in den nächstgelegenen Ort bringen wollen, landen sie in einem Kaff namens Gatlin, das jedoch völlig verlassen scheint. Nur eine Handvoll Kinder befindet sich in dem Ort, die von dem gruselig erscheinenden Isaac geführt werden. Dieser sieht sich auch als Prophet eines mysteriösen Gottes, der in den Maisfeldern lebt und wenig später erfahren die beiden Reisenden auch den wahren Grund, warum sich in Gatlin keine Erwachsenen befinden…

Sieht man „Kinder des Zorns“ kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, dass der eher brav erscheinende Streifen 32 Jahre indiziert war und erst seit 2017 ungekürzt und mit FSK-16-Siegel in den Regalen stehen darf. Statt ausufernder Gewalt war es wohl die Thematik, die hier einigen Leutchen im Jahr des Erscheinens sauer aufgestoßen hat. Ansonsten muss man hier ja nicht so wirklich viel beschönigen und „Children of the Corn“ ist ein eher unspektakuläres B-Movie aus den Achtzigern mit eher wenig Schauwerten, dass aber immerhin eine blutjunge Linda Hamilton an Bord hat. Ansonsten gibt es noch ein paar gruselige Kinder-Darsteller, sehr schlechte visuelle Effekte und einen kleinen Ausflug in die okkulte Naturreligion, die ja ein Steckenpferd von Stephen King zu sein scheint. Der Streifen hat mich ja eigentlich noch nie so wirklich begeistert und auch die zahlreichen Nachfolger hab ich nur noch fragmentarisch im Kopf. Religiöser Fanatismus und nervige Kinder sind ja sowieso schon einzeln nicht meine Lieblingsthemen und gebündelt dann schon gar nicht. Meines Erachtens kein großes Highlight im Schaffen von King und auch ansonsten immer etwas zu bieder, billig und brav um sich nachhaltig und längerfristig positiv im Bewusstsein des Zuschauers zu verankern.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Di 14. Mär 2023, 19:22
von jogiwan
Kinder des Zorns II - Tödliche Ernte

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Nach den schrecklichen Ereignissen in Gatlin und dem Tod der Haupttäter reist der Journalist Garrett gemeinsam mit seinem ihm entfremdeten Sohn Danny in dem beschaulichen Ort in Nebraska, um vor Ort für eine Story zu recherchieren. Dort trifft er nicht nur auf die hübsche Pensions-Besitzerin Angela, sondern auch noch auf eine Horde Kinder, die nur scheinbar von den traumatischen Ereignissen unbeeindruckt geblieben sind. Wenig später wiederholen sich seltsame Ereignisse, es geschehen unerklärlichen Morde und auch Danny wird in einen Strudel aus religiösem Eifer und Hass auf Erwachsene gezogen, der bald in einem dramatischen Finale im Maisfeld gipfelt…

Nicht viel Neues vom Maisfeld bzw. von den Kindern des Korns, die in der deutschen Übersetzung ja bekanntlich ziemlich zornig sind. Die Ereignisse aus Teil 1 werden lose aufgegriffen und darauf eine Fortsetzung aufbaut, die nur mäßig gelungen ist. Zwar wirken die Figuren schon irgendwie sympathisch, aber die Ereignisse doch immer arg unstimmig. So richtig scheinen die 50 Leichen in Gatlin ja niemanden zu interessieren und offenbar ist der Leichenberg auch kein Grund sich um die Kinder zu kümmern, die natürlich ratzfatz einen Nachfolge-Kult gründen um weiter Erwachsene zu ermorden. Auch der Handlungsstrang mit dem Journalisten und seinem zerrütteten Verhältnis zu seinem Sohn, sowie der verdorbenen Ernte sind eher mau und können der sattsam bekannten Geschichte keine neuen Facetten abgewinnen. Zwar gibt es mehr Gore und die besseren Tricks, aber auch das ist im Vergleich zum eher mauen Vorgänger ja nicht unbedingt eine große Steigerung. Gruselig geht anders und auch wenn das Finale durchaus passabel daher kommt, so sind die 80 Minuten davor leider nur mäßiger B-Horror von der Stange mit unbekannten Gesichtern, bei dem sich niemand mit Ruhm bekleckert hat.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mi 15. Mär 2023, 19:22
von jogiwan
Stephen Kings Kinder des Zorn (2009)

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Der Ex-Vietnam-Veteran Burt fährt im Jahre 1975 mit seiner übellaunigen Gattin Vicki durch die Landstraßen in Nebraska, als ein schrecklicher Unfall die ohnehin schon angespannte Atmosphäre im Wagen zusätzlich anheizt. Burt überfährt einen Jungen, der aus Maisfeld auf die Straße läuft und zuvor schon schwer verletzt wurde. Bei dem Versuch in der nächstgelegenen Stadt Gatlin eine Polizeistation zu finden, um den Unfall des Jungen anzuzeigen, gerät das zerstrittene Paar aber an eine Horde minderjähriger Religionsfanatiker, die in der Abgelegenheit Nebraskas ihren eigenen Kult gegründet haben.

Auweia… das erste Remake von „Kinder des Zorns “ aus dem Jahr 2009 ist ja mal richtiger Stinker. Wer auch immer auf die glorreiche Idee gekommen ist, ein völlig zerstrittenes Paar mit Nerv-Fraktor hoch Zehn in den Fokus der Geschichte zu stellen, sollte sich wohl schleunigst beruflich neu orientieren, genauso wie der Casting-Verantwortliche, der diese bieder und brav erscheinenden Kinder gecastet hat, die mal auch so überhaupt nicht gruselig daherkommen. Im Vergleich zum Remake wirkt ja selbst die bescheidene Vorlage wie großes Kino und hier stimmt dann auch so rein gar nichts mehr zusammen. Ich weiß ja gar nicht, wo ich anfangen soll, was mir hier nicht gefallen hat und die Protagonisten von allen Seiten lassen ja auch keine Gelegenheit aus, sich völlig dämlich, wenig verantwortungsvoll und daneben zu benehmen. Dazu zahlweise Verweise in alle Genre-Richtungen, die dann kommentarlos in der Bedeutungslosigkeit verpuffen. Alles und auch wirklich alles hier ist an der Kippe zum Ärgernis bzw. schon eine Stufe darüber hinaus und beleidigt so auch lediglich die Zurechnungsfähigkeit eines jeden mündigen Zuschauern. Bitte ein-, zweimal mit dem Mähdrescher drüber und weg damit auf den cineastischen Komposthaufen völlig entbehrlicher Sequels.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 16. Mär 2023, 19:49
von jogiwan
Kinder des Zorns III - Das Chicago Massaker

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Die beiden Brüder Eli und Joshua aus dem Ort Gatlin landen in Chicago bei einer Pflegefamilie, die wenig von den schrecklichen Ereignissen rund um die Ermordung aller Erwachsener und den Kult des Maisgottes ahnt. Während sich Joshua gut in seiner neuen Schule einlebt und Freunde findet, bleibt Eli jedoch distanziert und kann scheinbar auch nicht so einfach mit der Vergangenheit abschließen. Er pflanzt Mais auf dem Areal einer verlassenen Fabrik und beginnt auch seine Mitschüler zu missionieren, die sich wider Erwarten von den kruden und konservativen Thesen des jungen Mannes angezogen fühlen. Bald ereignen sich mysteriöse Todesfälle im Umfeld der Familie und auch den Lehrern bleibt eine seltsame Veränderung der Wesenszüge ihrer Schüler nicht verborgen, die in der Nacht des Herbstmondes geradewegs im Grauen münden…

Der dritte Teil der „Kinder des Zorns“-Reihe verlegt die Ereignisse vom kleinen Ort Gatlin geradewegs nach Chicago und der Ortswechsel bekommt der Reihe überraschenderweise auch ganz gut. Mit den Effekten von Screaming Mad George und einer passablen Mischung aus Horror und Coming-of-Age ist der dritte Teil auch eine Steigerung gegenüber den Vorgängern, selbst wenn der Wechsel der verhaltensauffälligen Stadt-Kids hin zu bibeltreuen Bücklingen eher weit hergeholt wirkt. Die Figuren können überzeugen und zwischen Verweisen zu den Vorgängern und Rückblenden gibt es ein paar hübsch gemachte, eklige Effekte und selbst das etwas gestraffte Ende der R-Rated-Fassung weiß durchaus zu überzeugen. Anscheinend gibt es ja auch eine Unrated-Fassung, die aber lediglich ein ausgedehnteres Ende mit mehr Tentakel-Action zu bieten hat, dass aber meines Erachtens auch so ganz passabel ausgefallen ist. An Gewaltspitzen gekürzt erscheint mir hier nichts und wer ganz genau schaut, kann ja auch Charlize Theron in ihrer ersten Rolle bestaunen, die sich hier am Ende unter die Schülergruppe mischt. Insgesamt ist „Kinder des Zorns III“ solider und vor allem sympathischer Neunziger-Fortsetzungs-Horror, der es mit Leichtigkeit schafft, besser als seine beiden Vorgänger zu sein. Mehr Schmodder, mehr Action, mehr Mais und mehr Spaß geben hier auch wenig Anlass zur Kritik und sollten jeden Genre-Fan zufriedenstellen. Jetzt hab ich Lust auf Popcorn!

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Sa 18. Mär 2023, 19:33
von jogiwan
Fall - Fear Reaches New Heights

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Nach einem Kletterunfall, bei dem ihr Mann tödlich verunglückt, stürzt auch Becky in eine schwere Krise und verliert den Halt in ihrem Leben. Am Tiefpunkt angekommen, meldet sich jedoch ihre ehemals beste Freundin Hunter und versucht Becky aus der Krise zu holen. Gemeinsam soll ein 600 Meter hoher und stillgelegter Fernsehturm in der Wüste bestiegen werden um Beckys traumatische Höhenangst zu besiegen das Erlebte auch für Hunters Follower zu streamen. Becky willigt ein und die beiden besteigen unerlaubterweise den rostigen Turm um die Spitze zu erklimmen. Oben angekommen geschieht jedoch das Unfassbare und beim Versuch wieder abzusteigen stürzen auch die Leitern in die Tiefe. Auf der oberen Plattform gefangen, versuchen die zwei Frauen auf ihre Lage aufmerksam machen, doch ohne Handy-Signal, Wasser und Nahrung sinken die Überlebenschancen ebenfalls von Stunde zu Stunde…

Survival-Thriller, der seine dünne Story eigentlich auf ganz erwartbare Weise erzählt und der dennoch sehr funktional ausgefallen ist. Was „Fall“ an Originalität fehlt, macht er ja mühelos durch seine Bilder wett und wer nur im Geringsten mit Höhenangst gesegnet ist, sollte wohl einen großen Bogen um das Teil machen. In der ersten Hälfte gibt es ja schon ein paar Situationen, wo das Risikopotential des Kletterns voll ausgeschöpft wird und sich die Nackenhaare aufstellen oder man schweißnasse Hände bekommt. Da fallen dann auch die Klischeehaften Figuren, die erwartbaren Ereignisse und so manch unlogischer Moment gar nicht mehr so ins Gewicht . Die Kamera schwirrt in schwindelerregender Höhe um die Protagonisten herum und auch dem Zuschauer und Zuschauerin wird wohl ganz anders. „Fall“ ist aber mit 100 Minuten etwas zu lang und auch wenn er gut gemacht ist, hätte eine kürzere Laufzeit nicht geschadet und natürlich kommen auch noch Elemente ins Spiel, die es aufgrund der Ausgangsituation auch gar nicht gebraucht hätte. Aber auch hier will ich den Streifen nicht schlechter Reden und es gibt ja auch genau einen Grund, warum man sich das Teil anschauen möchte und zwar die Neugier, wie man auf das Gesehen reagiert und wer sehr einem das an seine eigenen Grenzen führt. Quasi Horror ohne Horror, dafür mit immenser Fallhöhe.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: So 19. Mär 2023, 20:04
von jogiwan
Bag of Bones

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Während einer Signierstunde des erfolgreichen Autors Mike Noonan stirbt dessen Ehefrau durch einen Verkehrsunfall vor der Buchhandlung und stürzt den Schriftsteller in eine schwere Schaffenskrise. Nach einigen Wochen der Schockstarre beschließt er in den beschaulichen Ort Dark Score Lake zu fahren, wo seine Frau lange Zeit ein Haus am See renovierte und Zeit verbrachte. Dort angekommen wird Mike nicht nur in den örtlichen Klatsch hineingezogen, sondern erfährt auch von mysteriösen Ereignissen, die unter der Hand von den Bewohnern des Ortes weitererzählt werden. Auch in dem Haus am See geschehen bald seltsame Dinge und ehe sich der Schriftsteller versieht, ist er mitten drin in einem Abenteuer aus irdischen und überirdischen Bedrohungen, in die er auch mehr verwickelt scheint, als ihm eigentlich bewusst ist…

Die bewährte Kombi Mick Garris und Stephen King geht in eine weitere Runde und auch mit „Bag of Bones“ setzt man auf bewährte Zutaten aus dem King-Kosmos, wie den „Autor in der Schaffenskrise“ und die obligatorische Kleinstadt mit düsteren Geheimnis. So recht will die ganze Sause aber nie in die Puschen kommen und trotz der routinierten Darsteller wirkt die nicht sonderlich originelle Geschichte auch noch seltsam verfahren und uninspiriert. In der ersten Hälfte des Zweiteilers versucht man mit jeder Menge Jump-Scares den Zuschauer zu erschrecken, während es in der zweiten Hälfte dann etwas mehr zur Sache geht. Pierce Brosnan macht seine Sache jedenfalls sehr gut, aber irgendwie hat man das mittlerweile alles schon zu oft gesehen. Wenn dann auch noch der böse Industrielle ins Spiel kommen, die Südstaaten-Rassismus-Karte gezückt wird und auch noch Kalender-Weisheiten geteilt werden, kommt dann doch so einiges zusammen, dass sich als unnötiger Ballast herausstellt und der Atmosphäre nicht sonderlich förderlich sind. Kein Wunder dass kaum jemand darüber spricht und es hier auch noch keinen Fred gibt. Langsam wird es wirklich fad und diesen Sack voller Knochen kann man sich leider getrost schenken und versäumt nicht viel, was man in anderen King-Adaptionen nicht schon wesentlich besser gesehen hat.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 20. Mär 2023, 19:57
von jogiwan
Danger Diabolik

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jogiwan hat geschrieben: Di 31. Okt 2017, 07:33 Vor ein paar Jahren hätte ja wohl keiner hier jemals glauben können, dass Bavas „Gefahr: Diabolik“ einmal in deutscher Sprache auf Arte laufen würde. Doch die Zeiten und Sehgewohnheiten ändern sich offensichtlich und so lief der Streifen doch tatsächlich gestern um 21:40 Uhr erstmals in deutscher Sprache und in HD im Free-TV, noch bevor er irgendwie im deutschsprachigen Raum offiziell auf Silberling veröffentlicht wurde. Der als „Popart-Kitsch“ angekündigte Klassiker des Pulp-Kinos über einen Superbösewicht namens Diabolik und seiner heißen Freundin Eva Kant ist vielleicht erzählerisch keine besondere Glanzleistung, aber optisch ein absoluter Genuss und Bava präsentiert seine Geschichte quasi als tricktechnische Quintessenz der Sechziger mit jeder Menge optischer Highlights, schöner Menschen und einem wahren Farbenrausch. Hervorzuheben sind dabei sicher Diaboliks Versteck mit der Quallen-haften Beleuchtung im Hintergrund oder auch die wunderbare Nachtclub-Szene, die herrlich psychedelisch zur Musik von Morricone in Szene gesetzt wurden. An Einfällen und hübschen Bildern mangelt es an diesem wunderbaren Streifen ja wirklich nicht und so ist es auch wenig verwunderlich, dass „Gefahr: Diabolik“ im Verlauf von fünfzig Jahren Popkultur vielfach zitiert wurde und kopiert wurde.
In Einstimmung auf den nächsten Samstag in deutscher Sprache geguckt und ja, einfach wunderbar auch wenn ich mich jedes Mal aufs Neue wundere, wie sprunghaft "Danger Diabolik" doch erzählt ist. Hübsche Mädels, schurkige Schurken und ganz viel Popart-Feeling. Me likey!