Zur äußerst fragwürdigen Debatte, die um die deutsche Nationalmannschaft nach ihrem Ausscheiden losgetreten wurde, hier ein sehr lesenswerter offener Brief von Arnd Zeigler:
Ich stimme größtenteils zu, wenngleich ich mir tatsächlich gegen Mannschaften wie Italien eine härtere Spielweise wünsche. Danke an Arnd Zeigler für diese angenehmen Worte der Vernunft in Zeiten täglich neuer Scheißestürme. Ich finde es schon wieder zum Kotzen, auf welche Art und Weise debattiert wird und welche Anspruchshaltung sich in Deutschland breitgemacht hat, die in erster Linie von Selbstüberschätzung, Respektlosigkeit vor dem jeweiligen Gegner und fürchterlichem Mangel an Sachverstand geprägt ist. Ich hab mir gestern noch den Töpperwien bei Markus Lanz angesehen und seinem Schwadronieren über das Singen der Nationalhymne gelauscht - was für ein Bullshit! Als würde man automatisch ein Spiel gewinnen, wenn man inbrünstig die Nationalhymne mitgrölt. Was soll dieses Gelaber? Vermischen sich da bedenkliche Träumereien von Hurra-Patriotismus mit Fußballbegeisterung?
Natürlich hab ich auch noch mal darüber nachgedacht, weshalb - von der unglücklichen Aufstellung einmal abgesehen - unseremTeam anscheinend der letzte Biss gegen Italien fehlte. Ich sehe den Grund eher in angekratztem Selbstbewusstsein und latenter Verunsicherung, im Falle der Bayern-Spieler sicherlich mitverursacht durch die "Vize-Saison", aber auch durch eine unglaublich pietätlose Medienlandschaft, die sich wie die Schakale auf eine junge Mannschaft, die jüngste des Turniers, stürzt, statt im so oft gepriesenen "patriotischen Interesse" Löw und seine Jungs dabei zu unterstützen, weiter in Ruhe arbeiten zu können, um mit einer charakterlich gereiften, abgeklärteren und erstarkten Mannschaft 2014 um die Weltmeisterschaft mitzuspielen. Kritik am Trainer und den Spielern zu äußern, ist natürlich vollkommen in Ordnung und selbstverständlich, hab ich ja auch gemacht, aber
so?! So sehr ich die deutsche Fußballbegeisterung auch begrüße und genieße, so wenig möchte ich mit Leuten etwas zu tun haben, denen die DFB-Elf in erster Linie über eigene Minderwertigkeitskomplexe hinweghelfen soll oder die auf dem Rücken des Fußballs ihren niedersten Instinkten freien Lauf lassen.
Bleibt zu hoffen, dass die DFB-Verantwortlichen und die Mannschaft cool bleiben und medienerfahren genug sind, diesem Scheiß nicht allzu viel Bedeutung beizumessen und sich in ihrer Arbeit nicht beirren lassen. Vielleicht täte aber auch ein Wutausbruch à la Völler mal ganz gut. Und ich hoffe natürlich, dass nicht so viele auf die Medienhetzer hereinfallen, sondern seriösere, besonnenere Quellen studieren -
wie deliria-italiano.de