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Re: Brut des Bösen - Christian Anders (1979)

Verfasst: Mi 27. Dez 2017, 11:25
von Onkel Joe
Gestern alle Interviews gesichtet und die sind toll geworden, selbst das Christian Anders Interview ist Top.
Der kann ja Strange werden aber hier wirkt er sehr aufgeräumt und das Interview mit Deep Roy ist drollig.

Re: Brut des Bösen - Christian Anders (1979)

Verfasst: Fr 27. Dez 2019, 13:21
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 14.02.2020 bei Media Target noch einmal als Blu-ray/DVD-Kombination im Mediabook:

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Extras:
- Interviews
- Trailer

Weitere Extras tba

Limitierung: 150 Stück

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=100903

Re: Brut des Bösen - Christian Anders (1979)

Verfasst: Do 30. Sep 2021, 15:07
von buxtebrawler
„A loser is a man who doesn't realise that violence is the brother of death!”

Nachdem Schlagerbarde Christian Anders („Es fährt ein Zug nach nirgendwo“) zwischen 1969 und 1971 bereits in einigen deutschen Komödien zu sehen war, ging er 1979 bis zum Äußersten: Der gelernte Karateka konzipierte den wahrscheinlich ersten deutschen Kampfsportfilm „Die Brut des Bösen“, verfasste das Drehbuch, schrieb die Musik, übernahm zusammen mit Co-Regisseur Antonio Tarruella die Regie und besetzte auch gleich die Hauptrolle.

„Ich warne Sie, Sie Gnom!“

Der Tod seines Karatemeisters Takimura (Ichimi) wurde nie aufgeklärt. Dennoch eröffnet Frank Mertens (Christian Anders) eine eigene Karateschule in Madrid, die er ganz im Geiste seines ehemaligen Lehrers betreiben möchte. Der kleinwüchsige Ganove Van Bullock (Deep Roy, „Inspector Clouseau – Der beste Mann bei Interpol“) plant jedoch direkt gegenüber eine eigene Karateschule und hat es auf Mertens Lehranstalt abgesehen. Er möchte hinter der Fassade fernöstlicher Kampfkunst seine Heroingeschäfte groß aufzuziehen und Mertens‘ Schule daher kurzerhand über den windigen jüdischen Immobilienmakler O‘blonski (José María Guía) aufkaufen. Natürlich lehnt Mertens dankend ab, woraufhin Van Bullock ihm zwei seiner Kung-Fu-Schläger vorbeischickt, um den Laden einmal kräftig aufzumischen. Diese haben die Rechnung jedoch ohne Mertens gemacht. Mertens lässt sich auch nicht von Van Bullock bestechen und überlebt zudem einen stümperhaften Mordanschlag Komos (Fernando Bilbao, „Freibeuter der Meere“), Van Bullocks hünenhaftem Handlanger. Doch als Van Bullock zum letzten Mittel greift und ihm die angeblich an Privatstunden interessierte Cora (Dunja Rajter, „St. Pauli zwischen Nacht und Morgen“) entsendet, wird er schwach: Mertens lässt sich von der attraktiven Dunkelhaarigen verführen und versteht zu spät, dass sie ihm Heroin untergeschoben und die Polizei verständigt hat. Sekretärin Ingrid (Maribel Martín, „Das Versteck“) hält zu Mertens, besucht ihn zusammen mit Übungsleiter Thomas (Wolfgang Schutte) im Gefängnis und gesteht ihm ihre Liebe. Als Mertens schließlich die Zusammenhänge durchschaut und auch noch herausfindet, wer Takimura auf dem Gewissen hat, sinnt der eigentlich so friedfertige Mann nur noch auf eines: Rache…

„…die Wirkung eines Handkantenschlags gegen den Kehlkopf.“ (Oliver Nöding)
„Ein einziger Handkantenschlag ins Hirn!“ (Peter Rütten)

Das schmissige Titellied mit seinen spitzen „Dead End!“-Schreien singt Anders alias Mertens höchstpersönlich, für alle anderen Szenen wurde er mit Chuck Norris‘ deutscher Synchronstimme ausgestattet. Die Handlung dieser Mischung aus spirituellem Autorenfilm und Bruce-Lee-Kolportage respektive -Rip-Off beginnt in Mertens‘ Karateschule mit einem seltsamen, offenbar nicht für alle geltenden Aufnahmeritus, gefolgt von einer Gedenkminute für Meister Tikitaka und einer Rückblende zu dessen letztem Schaukampf. Amüsanterweise stellte Anders seinen goldfarbenen Protz-Rolls-Royce für diesen Film als Schurkengefährt zu Verfügung, mit dem Van Bullock und seine Handlanger durch ein Madrid schüsseln, das überhaupt nicht als solches erkennbar ist und hinter der Weichzeichnerlinse zusätzlich verschwimmt. Mertens‘ pathetische Beichte an Takatukas Grab, dass er Van Bullocks Unholde vermöbelt hat, soll auf vollends übertriebene Weise veranschaulichen, wie sehr Mertens Gewalt verabscheut, und die Figur entsprechend charakterisieren. Dass die Schläger auch noch die Totenruhe stören und sogar Messer ins Spiel kommen, ist für Mertens dank seiner Kampfkünste jedoch kein Problem. Der nebelverhangene Friedhof wirkt wie direkt aus einem britischen Gothic-Streifen portiert.

„Ich kann es kaum erwarten, ihm das Genick zu brechen!“

Zwischen Kauf- und Mordversuch bekommen wir eine besonders selbstverliebte Solo-Trainingseinheit Mertens‘ im Fetischlederschlüpfer zu Gesicht, bevor das Unheil in Person der Femme fatale Cora seinen Lauf nimmt und der Film seine eine Sexszene erhält. Schlimmer noch ist Coras Tanzeinlage mit Van Bullock, am schlimmsten aber die Wendung, dass sie sich – natürlich! – in Mertens verliebt hat und aus lauter Verzweiflung gar selbst Heroin zu spritzen beginnt. Szenenwechsel: In einem Nachtclub (Gastauftritt Schlagersängerin Ria Kemp mit „Hey, Superman“, auf 7“ erschienen) schlagen Gangster einen jungen Mann auf dem Klo nieder und injizieren ihm die Teufelsdroge, um ihn abhängig zu machen – ein Exempel der Methoden Van Bullocks. Cora plagt schließlich derart das schlechte Gewissen, dass sie sich gegenüber Ingrid erklärt, was Van Bullock jedoch bitter rächt – und sich daraufhin drei Prostituierte kommenlässt, um darüber hinwegzukommen. Bizarre, schmierige Partyszenen unterstreichen einmal mehr die Verkommenheit Van Bullocks.

„Ich zerquetsche diese Laus wie eine faule Birne!“

Kurioserweise ist Mertens ganz überrascht, als Ingrid ihm vom Komplott gegen ihn berichtet – er ist eben nicht der Hellste. Nicht mehr ganz so gewaltfrei schlägt er den Wärter nieder und prügelt sich bis zum Zwerg durch, muss aber erst an Komo vorbei, und die Polizei ist auch hinter ihm her. Der Showdown sieht aus wie ein Mischung aus Karate, Mike Tyson und Wrestling und – und das ist die Aussage des Films – besiegelt Mertens‘ Verstoß gegen sein eigenes Credo von der Gewaltlosigkeit, womit er sich in eben jene Sackgasse befördert hat, von der er selbst sang. Wie Christian Anders rund 82 Minuten lang darauf hingesteuert hat, spottet indes jeder Beschreibung. „Die Brut des Bösen“ ist purer Trash der unterhaltsamen Sorte, der umso aberwitziger wird, je verbissener und ernster Anders seine Rolle interpretiert und die flache, zu Tode klischierte Geschichte erzählt, während Deep Roy und Bilbao die Sau rauslassen und augenscheinlich eine Menge Spaß hatten – wahrscheinlich nicht wegen, sondern trotz Anders, der seinem Ruf als esoterisch verwirrter Narziss hier alle Ehre macht und sich seit geraumer Zeit vollends in weltfremden, abstrusesten und sogar antisemitischen Verschwörungstheorien und -ideologien verloren hat. Dead end, Chrischi, dead end!

Re: Brut des Bösen - Christian Anders (1979)

Verfasst: Do 30. Sep 2021, 16:38
von Dick Cockboner
Sehr gut, Bux!
Diese gewollte "Seriosität" des Ganzen is einfach unglaublich... :kicher:
(Nicht umsonst ziert das Filmplakat von "BdB", direkt neben Schneiders "Johnny Flash", mein Schlafzimmer)
Vielmehr "Marshall Arse" denn "Martial Arts"!
Ein Jahrhundertwerk!
buxtebrawler hat geschrieben: Do 30. Sep 2021, 15:07 . und sich seit geraumer Zeit vollends in weltfremden, abstrusesten und sogar antisemitischen Verschwörungstheorien und -ideologien verloren hat. Dead End, Chrischi, dead end!
...Anders gesagt: Ein vollpfostiger Spacko, eine esoterische Hirnwurst, ein retardierter ...ach, lassen wir's :palm:

Tante Edith hat mir gerade geraten, meine Aussagen bezüglich des letzten Satzes zurück zu ziehen, bevor der Post wegen Beleidigung des Erleuchteten gelöscht werden könnte, also ...ich nehme alles vollumfänglich zurück, aber das :palm: bleibt stehen. :nick: