Das meiste wurde schon gesagt, das war wirklich 'ne ganz großartige Sause!
Ich hatte es mir Freitag nicht nehmen lassen, direkt nach der Arbeit allein hinzutippeln, um mir den Eröffnungsfilm "Sindbads gefährliche Abenteuer" anzuschauen und mittels "Star Crash" gleich ein Caroline-Munro-Dabbl-Fietscher draus zu machen. Ich war ziemlich überrascht, wieviele Menschen sich bereits dort tummelten, um sich einen schönen Ray-Harryhausen-Film zu geben. Aus ganz Deutschland war man angereist und die Dauerkarten waren weggegangen wie warme Semmeln
In ihrer gewohnt liebenswürdigen, lockeren Art begrüßten Andreas und Ralf das Publikum, erzählten ein bisschen was zu Harryhausen und hatten auch ein, zwei Anekdoten parat. Im Vorprogramm bekam man einen 35-mm-Ausschnitt des dritten Sindbad-Teils serviert, der als Master für die Super-8-Fassung dienen sollte - sieht man auch nicht alle Tage! Als Trailer folgten "Kampf der Titanen", "Warlords of Atlantis", "Der sechste Kontinent" und "Sindbad und das Auge des Tigers", bevor der Hauptfilm in Spitzenqualität und schönen, kräftigen Farben gezeigt wurde. Ach ja, und der eigens für das Festival konzipierte Jingle, der vor jedem Film gezeigt wurde, war ebenfalls ganz große Klasse - inkl. der "Klatscht mal!!!"-Stelle
Während der Pause machte ich vom Verpflegungsangebot Gebrauch, gab es doch tatsächlich Kartoffelsuppe und Chili im Metropolis. Letzteres stellte sich auch als durchaus schmackhaft heraus, Wermutstropfen war nur das Fehlen jeglicher Beilage wie z.B. eines Stücks Brot. Die Pause zog sich recht lange hin und immer mehr Menschen wuselten am, im und um das Metropolis herum, bis es schließlich mit einiger Verspätung an "Star Crash - Sterne im Duell" ging, dem delirierenden Italiano des Programms. Ralf und Andreas waren sich nicht einig, ob Cozzi den Film ernstgemeint hatte oder nicht und der Saal war wahnsinigerweise RAPPELVOLL! Und, meine Fresse, was wurde "Star Crash" gefeiert! Bereits die Aneinanderreihung hochgradig deliziöser bis debiler Science-Fiction-Trailer zu Schoten wie "Buck Rogers" & Co. wurde bejubelt, als wäre es die Offenbarung schlechthin. Bei "Star Crash" war die Stimmung dann völlig aufgedreht, der Saal tobte, johlte und grölte, immer wieder gab es mitten im Film spontanen Applaus! Das Bier floss in Strömen, es wurde angestoßen auf "The Hoff" und alles andere, was Cozzi an Wahnwitz aufgefahren hatte und um es vorwegzu nehmen: Am Ende watete man durch ein Meer leerer Bierflaschen. Klar hatte man auch wieder ein paar Kandidaten dazwischen, die sich ermutigt sahen, das Leinwandgeschehen permanent lautstark zu kommentieren, wodurch manch Dialog etwas unterging, aber ansonsten war es eine Kinoparty, wie man sie nur selten erlebt und mit Sicherheit ein absolut unvergessliches Ereignis, bei dem auch euer manchmal ja etwas trashophober technischer Admin Tränen lachte! IHR ALLE habt da echt mal so richtig was VERPASST!
bzw.
Am nächsten Tag hab ich mir den freudstein geschnappt, japanischen Monstertrash japanischen Monstertrash sein lassen und bin trotz Bahnkapriolen rechtzeitig zu meinem ursprünglich als Festival-Highlight auserkorenen zweiten Film des Tages "Die Folterkammer des Hexenjägers" eingetroffen. Herrn speed freak getroffen, klasse - so war man immerhin schon zu dritt. Der bereits mehrfach erwähnte Fluch forderte Blut- und Zeitzoll, doch endlich stolzierte Vincent Price in Cinemascope über die Leinwand. Mal mehr, mal weniger rotstichig und verschmutzt und der eine oder andere Jumpcut ließ sich auch nicht verleugnen, aber das tat dem Vergnügen keinen Abbruch. Der eine oder andere Gast war vom vorausgegangenen Programm noch etwas angetrasht und lachte an etwas unpassenden Stellen, aber überwiegend wurde sich ehrerbietend dem Corman'schen Gothic-Horror-Grusel hingegeben. Die zuvor verschollenen 16-mm-Trailer wurden wiedergefunden und im Anschluss gezeigt, ebenso der obligatorische Cartoon, diesmal eine spaßige "Casper, the friendly Ghost"-Episode.
Zum zumindest mit deutscher Synchro (noch) nicht auf VHS oder DVD erhältlichen Mexiko-Trash "Draculas Tochter und Professor Satanas" fanden sich dann wieder so unglaubliche viele Trashologen ein, dass manch einer Schwierigkeiten hatte, noch einen Platz zu finden - erneut volle Bude! Maskiert betraten Ralf und Andreas das Rednerpodest und schwadronierten über den Film, bis Jingle und Trailershow folgten - wie immer thematisch passend. So gab es Trailer zu "Darkman", "Spiderman", "Batman"... und "Puma-Man", dem heimlichen Abräumer des Abends. Der verzögerte Zeitablauf und der verursachende Fluch waren schnell vergessen, erneut Spitzenstimmung! Mexikos Antwort auf "Batman", die maskierte und ansonsten aber recht knapp bekleidete Superheldin dieses Films, sorgte für offene
Hosen Münder, verzückte, spontane Ausrufe und Lachattacken, wenn auch nicht in einem Ausmaße wie "Star Crash", der Vincent Price und Roger Corman doch glatt auf die Plätze verwiesen hat und sicherlich nicht nur mein persönlicher Höhepunkt des Festivals war.
Danach trat unsere kleine Delegation schweren Herzens die beschwerliche Heimreise an, dankenswerterweise beendete speed freak unsere ÖPNV-Odyssee und chauffierte uns die letzten Kilometer nach Hause - besten Dank, der Herr!
Ich sah vier von neun Filmen - soviele wie nie zuvor bei "Monster machen mobil" - und hatte das unfassbare Glück, diesem genialen Festival beiwohnen zu dürfen, das von Fans für Fans detailverliebt und liebevoll organisiert wurde. Die aufopferungsvollen Organisatoren wurden mit einem trotz mangelnder Presseberichterstattung im Vorfeld überraschenden und überwältigenden Besucherandrang belohnt und dürfen sich mal so richtig auf die Schulter klopfen. Danke, Jungs, das war ganz groß! Bis zum nächsten Mal!