Akte X - div. Regisseure (1993-2018) [TV-Serie]

[supervillain]

Deinen Erläuterungen kann ich mich größtenteils anschließen, nur der Episode „Die Liste“ stehe ich positiver gegenüber. Meiner Meinung nach, ist Chris Carters erste Regiearbeit schon sehr gut gelungen. Die Story mag Schwächen haben, doch atmosphärisch schafft es die Inszenierung mühelos die beklemmende Isolation eines Hochsicherheitstrakts auf mich zu übertragen. Auch außerhalb der Haftanstalt, während den Ermittlungsgesprächen mit Angehörigen, wird die düstere Grundstimmung beibehalten.
Da das Script religiöse Motive und Seelenwanderungen aufgreift, hätte man Scully vielleicht etwas weniger gradlinig agieren lassen können. Andrerseits handelt es sich eher um eine Horrorstory, ein philosophischer Ansatz bei dem Scully ihren Zwiespalt als überzeugte Wissenschaftlerin im Gegensatz zu ihrer religiösen Prägung und nicht zuletzt der Arbeit mit Mulder an den X Akten hinterfrägt, wäre wahrscheinlich unpassender gewesen.
Das Ende finde ich auch ganz gut. Bei der Heimfahrt bremst Moulder auf offener Landstraße, steigt aus dem Wagen und thematisiert mit Agent Scully seine Bedenken bezüglich der offiziellen Sichtweise des abgeschlossenen Falls. Im selben Moment fährt „der Letzte auf der Liste“ mit seinem Wagen vorbei. Um den Agenten hämisch nachzublicken, richtet er seinen Rückspiegel aus, als plötzlich „die Rache aus dem Reich der Toten“ auf der Rückbank auftaucht um sich sein letztes Opfer zu holen. Nur den Schnitt hätte ich an dieser Stelle etwas effektiver gestaltet. Vielleicht ein „Last Scare“ Horror-Klischee, doch in Verbindung mit dem Gespräch von Moulder & Scully funktioniert es.

Den Hellseher habe ich ganz vergessen, ein klares Highlight der dritten Staffel und sehr treffend von Dir beschrieben.

Für die Folge „Blitzschlag“ habe ich auch ein Faible. Scheinbar besitze ich immer noch viel Liebe für solche Außenseiter Geschichten. Die deprimierende Aura von Giovanni Ribisi kommt sehr gut rüber, und die Anfangsszene in der Spielhalle, mit dem gekonnten Musikeinsatz, finde ich großartig.

In "Fett" ist das blinde Mädchen sehr gut besetzt, die gesamte Folge ist ganz nett, aber innerhalb der Serie dann doch als eher durchschnittlich zu bewerten.

Ohne jetzt ins Detail zu gehen, sagt mir „Der zweite Körper“ noch etwas weniger zu. Irgendwie mag ich den „Look“ der Episode nicht, das Militär-Setting reicht mir, wenn es in Mythologie Folgen gestreift wird. Auch inhaltlich empfinde ich diese Folge als Standartkost. Immerhin gibt es für eine TV Serie dieser Zeit einige nette FX zu bestaunen.

Meine Bewertungen:

Das Experiment 6,5
Unsere kleine Stadt 8,0
Anasazi + Das Ritual
+ Verschwörung des Schweigens 9,0
Blitzschlag 7,5
Der Hellseher 8,0
Die Liste 7,5
Fett 6,5
Der zweite Körper 6,0

[supervillain]

Korrektur: Die erste Carter Regie war bei "Unter Kontrolle". "Die Liste" war das zweite Mal.

Und sorry fürs spoilern, ich gelobe Besserung.

[buxtebrawler]

Akte X: "Parallele (Oubliette)"
Staffel 3, Folge 8

Diese Folge behandelt das unschöne Thema des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger. Ein Triebtäter entführt ein 15-jähriges Mädchen, um sich an ihm zu vergehen. Zur X-Akte wird der Fall, als eine Frau, ebenfalls vor Jahren ein Missbrauchsopfer, mit dem Opfer auf seltsame Weise in Verbindung zu stehen scheint. Obwohl sie sie nicht kennt, kann sie die Worte des Entführers wiedergeben, erleidet die Verletzungen des aktuellen Opfers und wird sogar mit ihrem Blut besudelt. Man verstand es, den Entführer einerseits unscheinbar, andererseits sehr bedrohlich in Szene zu setzen und generell ist auch diese Folge ziemlich gut von allen Beteiligten geschauspielert. Eine Folge im Stil eines Mystery-Krimis, durchaus spannend umgesetzt. 7/10

@supervillain: Danke für dein Feedback, macht mir auch Spaß, deine Anmerkungen zu den einzelnen Folgen und deine Bewertungen zu lesen und zu vergleichen! Hätten wir hier schon früher einen allgemeinen Serien-Thread gehabt, hätte ich vielleicht schon ab der ersten Folge Notizen in meine XXX-Akte gepinselt.

[supervillain]

Da haben wir noch was vor uns (9 Staffeln – hui!), doch solange es Spaß macht. Ich habe ihn auch wieder und werde morgen aufschließen oder überholen, wie auch immer. Wir sind ja erst bei der dritten Staffel, da hab ich noch ein bisschen Zeit um mir die 7. & 8. Staffel auf DVD zuzulegen.

[buxtebrawler]

Akte X: "Die Autopsie (Nisei)"
Staffel 3, Folge 9

Der Auftakt der Folge ist nicht gerade ein Paradebeispiel für Glaubwürdigkeit, wenn sich ein für 29,95 $ erstandenes Video einer vermeintlichen Außerirdischen-Autopsie als offenbar authentisches, hochbrisantes Material entpuppt und der Händler auch prompt sein Leben verliert. Diese Spur jedoch führt zu mysteriösen Japanern, während Scully parallel mehr über ihr Implantat im Nacken erfährt und auf eine Gruppe Damen trifft, die allesamt das gleiche Schicksal erlitten haben. Reichlich undurchsichtige Folge, die dementsprechend auch mit einem Cliffhanger endet und sich als Doppelfolge innerhalb der übergeordneten Verschwörungs-Mythologie entpuppt. 7/10

Akte X: "Der Zug (731)"
Staffel 3, Folge 10

Die Fortsetzung der vorherigen Folge wirft ziemlich viel zusammen, das sich aber nach und nach aufdröselt. Nicht nur deutsche Nazi-Forscher durften in den USA menschenverachtende Versuche durchführen, auch japanische Wissenschaftler haben sich ausgetobt und mit Lepra-Kranken sowie mit Obdachlosen etc. herumexperimentiert. Die Folge zeigt schrecklich entstellte Menschen, Massenexekutionen und -gräber und lässt Erinnerungen an den Holocaust wach werden. Mulder ist schließlich mit einem angeblichen NSA-Mann im Waggon eines Zugs gefangen, in dem er den Transport eines außerirdischen Lebewesens bzw. einer Kreuzung aus Mensch und Alien vermutet, während Skeptikerin Scully die gewonnenen Erkenntnisse über die Menschenversuche glaubt und annimmt, die Außerirdischen-Theorien würden bewusst gestreut, um die Wahrheit über die rein irdischen Experimente zu verschleiern, vertritt Mulder eine andere Theorie und nach nervenzerrender Spannung im Finale werden die möglichen Beweise für eine der beiden Thesen Opfer einer gewaltigen Explosion sowie der verschwörerischen Kreise, die wie üblich keine Gefangenen machen. Eine der bisher stärkste Folgen der Rahmenhandlung, komplex, anspruchsvoll, spannend, anklagend, gruselig, die sowohl auf der persönlichen Ebene in Bezug auf Mulder und vor allem Scully als auch hinsichtlich des großen Ganzen prächtig funktioniert. 8,5/10

[supervillain]

Parallele:

Eine wirklich toll gespielte Episode, bei der ich den phantastischen Ansatz oft direkt aus den Augen verliere, so glaubwürdig ist dieses Drama inszeniert. Aufgrund der unangenehmen Thematik nicht unbedingt die Folge, die ich am häufigsten sehen werde, dennoch in der Oberklasse. 7,0 Punkte.

„Die Autopsie“ & „Der Zug“:

Die Doppelfolgen werde ich auch weiterhin zusammen bewerten. Zum einen liegt das daran, dass ich alle Mehrteiler als Kaufkassette hatte (die wurden wie Filme vermarktet und in chronologischer Reihenfolge durchnummeriert auf dem Videomarkt platziert), zum anderen haben diese Folgen das Problem, dass ein erster Teil oftmals erst den Grundstein für einen dynamischer gestalteten 2. Teil legen musste. Ähnlich der Problematik eines Pilotfilms, der in kürzester Zeit alle Charaktere einführen muss, um dann mit der Erzählung einer eigenständigen Geschichte zu beginnen. Nicht so einfach in einem Zeitfenster von maximal 43 Minuten.
Die kritisierte Glaubwürdigkeit im Bezug auf das 29,95 $ Video kann ich nachvollziehen, vor allem weil es sich ja um eine durchgehend ernsthafte Doppelfolge handelt und die dubiose Kassette so extrem weit reichende Ereignisse nach sich zieht. Die Szene für sich betrachtet, gefällt mir trotzdem gut, da diese den augenzwinkernden Umgang mit Klischees des vermeintlichen Stammklientels darstellt. Moulder nimmt sich ja selbst nicht richtig ernst, als er Scully das Video als Grundlage für eine neue X-Akte präsentiert. Ich mag den subtilen Humor der Serie, der im zweiten Teil dann noch einmal durchblitzt, als Moulder eingeschlossen im Zugwagen, den Tod vor Augen, Scully attestiert „das er ja doch noch etwas für seine 29.95 $ erhalten habe“. Diese Vielseitigkeit hebt die X-Akten klar über die meist monotonen und oft immer nach demselben Schema verfahrenden Folgen von Chris Cartes zweiter Serie „Millennium“. Nichtsdestotrotz hat auch diese Serie herausragende Folgen, außerdem kenne ich nur die erste Staffel. Beim Stichwort Millennium lässt sich noch kurz erwähnen, dass es in der siebten Akte X Staffel zu einem Crossover beider Serien kommt. Bevor ich mich jetzt vollends verplappere, komme ich zum Fazit: Als Prelude für den extrem rasanten zweiten Teil gefällt mir auch „Die Autopsie“, zudem finde ich die Konfrontation von Scully mit anderen Entführten als sehr unheimlich und nötig nach den Ereignissen am Anfang der zweiten Staffel. Recht haste trotzdem, "Der Zug" ist besser.
Ich positioniere die Folgen mit 8,0 Punkten in der Spitzenklasse.

[supervillain]

Die Offenbarung:

Oh je, die Offenbarung. Zugegeben interessiert mich das Stigmata Thema schon nicht besonders, doch auch objektiv betrachtet (hö hö hö) kommt die Erzählung aus der Feder von Kim Newton nicht über das Mittelmaß hinaus. Die Thematisierung von Scullys Religiosität wird an anderer Stelle sinniger verarbeitet. Trotz Michael Berryman schafft es diese Folge mit 5.5 Punkten nicht aus der Mittelklasse.

Krieg der Koprophagen:

An skurrilem Charme nicht zu übertreffen, um bei meinen HiFi Bewertungskategorien zu bleiben würde ich hier gerne von Referenzklasse reden. Fällt aber etwas aus dem Rahmen. Ich muss mir die Episode heute erst nochmal ansehen, ob ich das auch möglichst objektiv untermauern kann.

[buxtebrawler]

Moulder nimmt sich ja selbst nicht richtig ernst, als er Scully das Video als Grundlage für eine neue X-Akte präsentiert. Ich mag den subtilen Humor der Serie, der im zweiten Teil dann noch einmal durchblitzt, als Moulder eingeschlossen im Zugwagen, den Tod vor Augen, Scully attestiert „das er ja doch noch etwas für seine 29.95 $ erhalten habe“.

Das stimmt, dieser klasse Humor ist mir hier auch wieder besonders aufgefallen und den liebe ich in dieser Dosierung

[nocgi]

Das erste Mal das ich von Akte X Notiz genommen habe, müsste die Folge "Der Kokon" bei der Erstausstrahlung auf Pro7 gewesen sein. Ich lag damals mit Fieber im Bett (11 Jährchen) und als es mir gegen Abend etwas besser ging, wurde die Glotze eingeschaltet. Was nebenbei bemerkt, vor ca. 19 Jahren noch weitaus mehr Spaß machte.
Bei dieser merkwürdigen Serie blieb ich spontan hängen, und sollte es nicht bereuen.

Die Serie hat mich total im Begeisterungszentrum getroffen und wurde fortan regelmäßig geschaut. Leider konnten die späteren Staffeln nicht mehr so mithalten. Vor allem die ewige Alien-Thematik ging mir leicht auf den Senkel.

Es muss aber auch schon wieder 10-12 Jahre her sein, dass ich überhaupt eine der Folgen angesehen habe.
Insbesondere "Der Kokon" habe ich seit der Erstausstrahlung auf Pro7 nicht mehr gesichtet.
Ich weiß auch nicht wie die Serie nach so langer Abstinenz auf mich wirken würde. Müsste ich doch glatt mal ausprobieren

[Adalmar]

Schade, dass meine Gesamtsichtung schon länger her ist und ich die Folgen nicht mehr so klar vor Augen habe, sonst könnte ich jetzt fröhlich mitkommentieren. Freut mich aber, dass diese hochwertige Serie nach wie vor so fleißig geguckt wird!