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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Di 2. Jul 2024, 19:40
von jogiwan
Sex Demon

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John und Jim sind seit drei Jahren ein Paar und leben glücklich, zufrieden und sexreich in einer kleinen Wohnung. Anlässlich des Jubiläums kauft John in einem Antikshop auf der Christopher Street seinem Lover ein Medaillon, welches dummerweise verflucht ist. Nach einem kurzen Blackout beginnt sich Jim zunehmend zu verändern und wandelt sich von devotem Bottom zum sadistischen Top, was auch schon bald sein Umfeld auf drastische Weise zu spüren bekommt. Als sich John nicht mehr zu helfen weiß, kommt ein Exorzist ins Spiel, der den gewaltbereiten und fluchenden Jim von seinem bösen Sex-Dämon befreien soll.

„Sex Demon“ ist wahrlich kein schöner Film und verlegt die Handlung aus „Der Exorzist“ kurzerhand ins Gay-Milieu von New York der Siebzigerjahre. Zuerst beginnt der lange verschollene Streifen von J.C. Crickett ja auch recht harmlos um sich in seinem Verlauf der zum Glück eher kurzen Tradition von „Roughies“ zu bedienen. Das Gesehene ist also weniger erotisch, sondern eher schockieren und auch eher herb zu betrachten. Natürlich ist der Low-Budget, der wohl im Umfeld eines New Yorker Gay-Kinos entstanden ist auch recht skurril und laut AGFA wurde der Streifen das letzte Mal 1981 aufgeführt und ging dann verloren, ehe vor kurzen eine Kopie aufgetaucht ist, die aber auch recht mitgenommen war und bestmöglich digitalisiert wurde. Nun gibt es dieses Kuriosum des Queer-Cinema aber nun einmal zu betrachten und schräg und wild ist „Sex Demon“ allemal, sodass man bei entsprechendem Interesse ja durchaus ein Auge riskieren kann. Inhaltlich köchelt das alles auf Sparflamme und auch technisch sollte man sich angesichts der Produktionsumstände nicht zu viel erwarten. Schön und sympathisch gehen anders und der Streifen ist auch eher bei Fred Halsted als bei William Friedkin und der Zuschauer sollte wie die männlichen Darstellerpopos schon etwas aushalten können.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mi 3. Jul 2024, 18:48
von jogiwan
Deadly Blows

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Ein junger Mann lebt in einem alten Haus und erzählt seine Geschichte von Besuchern, die zu seinem Haus kommen und verschwinden. Er gibt vor den Grund nicht zu kennen, doch wenig später wird der Zuschauer Zeuge, wie ein junger Künstler in sein Haus kommt, vom jungen Mann ein Portrait anfertigt und wenig später mit ihm im Bett landet. Doch dort ermordet der junge Mann seinen Besucher während des Akts und befriedigt sich weiter mit seinem Blut. Wenig später wiederholt sich das Schauspiel mit einem Tramper in der Dusche und es wird noch ein weiterer Mann folgen, dessen Schicksal ebenfalls mit dem mysteriösen Mann zusammenhängt.

Ein höchst seltsamer Erwachsenenfilm aus der Gay-Ecke, den uns hier Nicholas Grippo serviert und den man eigentlich als Proto-Slasher sehen könnte. Was oder wofür der junge Mann steht, kann man eigentlich nur erahnen und seine Figur ist wohl eindeutig metaphorisch gemeint. Auch die Besucher, die unterschiedlicher Natur sind, standen im Jahr 1971 wohl für die Liberalisierung der Gesellschaft. Inhaltlich bleibt „Deadly Blows“ ja recht vage, aber ansonsten ist er sehr gut gemacht und verfehlt auch seine Wirkung nicht. Die Vereinigung der Männerkörper ist ja durchaus ästhetisch und finden dann unerwartet eine dramatische Wendung. Die Morde sind dabei durchaus drastisch und im Finale wartet noch einmal ein Schocker auf den Zuschauer. Alles etwas experimentell mit schweren Orgel-Soundtrack und Voice-Over-Kommentar begleitet wirkt „Deadly Blows“ auch so gar nicht billig, sondern geht auch eher in Richtung Kunstfilm. Auch wieder so ein Film aus dem Queer-Cinema, den ich so gar nicht am Schirm hatte und als Bonus zu „Sex Demon“-VÖ von AGFA fast interessanter als der Hauptfilm daherkommt.

10:30 PM, Monday

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Zwei Männer führen eine Beziehung, der Feuer und Lust der ersten Zeit über die Jahre wohl etwas eingeschlafen ist. Während der eine sein Glück im Cruising an öffentlichen Toiletten sucht, ist der andere eher eifersüchtig und beobachtet seinen Partner dabei, wie dieser ein schnelles Glück mit fremden Männern sucht oder sich selbst befriedigt. Eines Morgens erhält er einen mysteriösen Brief, in dem lediglich die Worte „Montagabend, halb 11“ vermerkt sind. Neugierig geworden wartet der Mann auf die angegebene Zeit und findet vor der Wohnung eine wartende Limousine vor. Diese nimmt ihn mit an einen Ort voller Ledermänner, an dem die wildesten sexuellen Fantasien in die Realität umgesetzt werden. Zuerst nur beobachtend, schmeißt sich der Mann später voller Eifer ins Rudel, bis am Ende die eingeschlafene Beziehung mit seinem Partner in einer Orgie mit Ledermännern gemeinsam und mit vollem Körpereinsatz wieder aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst wird.

Die nächste Überraschung auf der „Sex Demon“-VÖ in Form eines einstündigen Experimentalfilms, der so wirkt, als hätten Kenneth Anger, Wakefield Poole und Fred Halsted gemeinsame Sache gemacht. Eigentlich unglaublich, was Anfang der Siebziger so alles für die aufkommenden Schwulenkinos so produziert wurde, das man heute nur noch mit Staunen wiederentdecken kann. Was zuerst noch als Beziehungsalltag zweier Männer in trostlosen Schwarz-Weiß-Bildern eingefangen ist, wandelt sich zum farbenfrohen Reigen, als es dann in der Lederbar mit Gleichgesinnten ans Eingemachte geht. Dabei geht es natürlich um die Frage, ob eine monogame Beziehungsform für homosexuelle Menschen überhaupt eine praktikable Lösung darstellt, wobei der Film hier eine eindeutige Lösung findet. Die Moralkeule überlässt Lucas Severin lieber den Heteros und wenn Männer Spaß haben, muss auch niemand mit heteronormativen Denkweisen daherkommen und behaupten, dass es falsch sei. Natürlich ist „10:30 PM Monday“ als Produkt der Lederszene auch etwas ruppiger und es sind natürlich nicht nur prall gefüllte Schwellkörper und Geschmacksorgane, die da so in männlichen Unterleibern verschwinden. Die Darsteller sind willig, empfangsbereit, spritzfreudig und machen ihre Sache auch gut. Die Inszenierung ist zwar kostengünstig, aber ebenfalls sehr gut gemacht, sodass sich auch diese Wiederentdeckung für den Fan von Queer-Cinema durchaus lohnt.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 4. Jul 2024, 19:03
von jogiwan
Satanik

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Marnie Bannister arbeitet mit einem anderen Forscher an einem Serum, das ewige Jugend und Schönheit verspricht. Als sich in Versuchen mit Tieren erste Erfolge abzeichnen, besteht Marnie darauf, das Serum an sich selbst auszuprobieren, was ihr Kollege jedoch strikt ablehnt. Dieser wird mit einem Skalpell aus dem Weg geräumt und tatsächlich verwandelt sich die in die Jahre gekommene Forscherin in eine wunderschöne, schlanke und höchst attraktive Frau. Doch das Serum verjüngt und verhübscht nicht nur, sondern bringt auch unschöne Charakterzüge zu Tage, die sich bei der ohnehin gewaltbereiten Marnie noch verstärken. Wenig später taucht die junge Frau in der Madrider Unterwelt unter um sich dort bei zwielichtigen Personen zu bereichern, während ihr die Polizei auf den Fersen ist, die noch keine Ahnung hat, dass es sich bei der alternden Wissenschaftlerin und der neu aufgetauchten Gangsterbraut um ein und dieselbe Person handelt.

Piero Vivarellis „Satanik“ aus dem Jahr 1968 ist ja auch ein Streifen, den ich immer schon sehen wollte und danke der neuen Blu-Ray aus den Staaten ist dieser Wunsch nun auch erfüllt worden. Leider wirkt der Streifen aber wie ein kostengünstiger Abklatsch von Danger: Diabolik und Magda Konopka hat in der verjüngten Form auch die gleiche Optik wie Marisa Mell als Eva Kant. Auch sonst gibt es einige Parallelen, wobei „Satanik“ im Vergleich einfach immer schlechter abschneidet. Die Sache mit dem Serum, dessen Wirkung nicht von allzu langer Dauer ist, wirkt bei näherer Betrachtung nicht ganz so gelungen und auch die Gangster-Schnitzeljagd durch Madrid und Genf mit der Polizei auf den Fersen wirkt mau und immer etwas arg konstruiert. Der Streifen lebt auch einzig und allein von der Präsenz von Frau Konopka, die hier ihre Reize auch voll ausspielen kann, während der Rest der Geschichte und Figuren doch arg abflachen. Man hätte einfach so viel mehr aus Darsteller, Idee und Schauplätzen machen können, als das eher lieblose Produkt seiner Zeit. Die Freude überwiegt aber trotzdem, dass ich diesen Streifen nun endlich sehen könnte und der Wunsch nach einer schönen VÖ erhört wurde. Im Gegensatz zur Coverangabe ist die Blu-Ray auch codefree, hat Interviews und Video-Essays an Bord und ist im direkten Vergleich zum Hauptfilm auch die rundere Sache.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 5. Jul 2024, 19:40
von jogiwan
Franky and his Pals

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Frankenstein, Dracula, der Bucklige, die Mumie und der Wolfsmensch sind nach einer Gerölllawine in einer Höhe gefangen, wo sie ihre Zeit mit Pokern vertreiben. Als die Mumie einen Plan mit einem Goldschatz im nahen Ort French Gulch aus dem Ärmel zaubert, beschließen die fünf ihr Gefängnis zu verlassen und das Gold zu suchen. Mit einem Furz wird der Weg in die Freiheit gesprengt und in der Goldgräberstadt French Gulch findet passenderweise gerade ein Kostümball statt, sodass die fünf Monster auch gar nicht weiter auffallen. Diese mischen sich auf der Suche nach dem Schatz munter unters Volk und mischen die Party auch so richtig auf, ehe mit dem gefundenen Gold auch noch die marode Gemeindekasse gerettet wird.

„Frankie and his Pals“ ist natürlich kein sonderlich guter Film, aber ein sympathischer Streifen direkt aus den SOV-Ära mit fünf Monstern der Filmgeschichte, ambitionierten Amateur-Schauspielern und ein paar netten Ideen, die schon auch zum Schmunzeln animieren. Die Geschichte ist lustig-doof und auf der Horror-Ebene versagt die Billig-Produktion ja kläglich und auch sonst wirkt hier vieles recht kostengünstig. Schon der Auftakt verspricht wenig Ernsthaftigkeit und sind die Monster erst einmal losgelassen gibt es episodenhafte Ereignisse, die voll und ganz auf die Monster zugeschnitten sind. Dracula bestellt sich eine Bloody Mary um dann enttäuscht festzustellen, dass es sich um ein Getränk handelt, der Bucklige hat sich und seine Hormone nie im Griff und der Wolfmensch versagt bei Rotkäppchen im Bett, outest sich als schwul und heult seinem Liebsten ein schmalziges Liebeslied. Ernsthafte Menschen werden „Franky and his Pals“ ja ganz furchtbar finden und ich hätte mir ehrlich gesagt, auch etwas mehr Horror gewünscht, aber so ist der Streifen eher ein harmloses Vergnügen mit viel Musik und einigen Gags, mit dem man sich schon die Zeit vertreiben kann.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Sa 6. Jul 2024, 19:27
von jogiwan
Headless

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Ein schweigsamer Killer mit Totenkopf-Maske streift durch die Strassen und entführt, quält und ermordet vorwiegend jungen Frauen und macht mit ihren gepeinigten Körpern oder nur Teilen davon ganz schreckliche Dinge. Eines Tages geraten auf der Suche nach weiteren Opfern auch die junge Jess und ihre Kollegin Betsy ins Visier des Killers, während in Rückblenden die grausame Wahrheit ans Licht kommt, wie die völlig kaputte Seelenwelt des Killers überhaupt erst zustande gekommen ist.

Gore-Keule aus dem Umfeld des Streifens „Found – Mein Bruder ist ein Serienkiller“, den ich aber bislang leider noch nicht in die Finger bekommen habe. „Headless“ nimmt aber anscheinend eine Sequenz aus dem Streifen und bastelt darum herum einen eigenen Streifen über die Figur eines schweigsamen Serienmörders, der garstige Sachen mit Frauenkörpern macht. Die ersten Minuten geben die Marschrichtung vor und da werden nicht nur Augäpfel mit einem Löffel aus den dazugehörigen Höhlen gepult, sondern auch die Köpfe als Fleshlight-Ersatz verwendet. „Headless“ ist also definitiv nichts für Feingeister und der ganze Streifen mit seinem Retro-Look ist völlig ernst und humorfrei erzählt. Leider ist auch die Handlung sehr arg reduziert und so konzentriert man sich auch nur auf die Effekte, die zweifelsfrei sehr gelungen wirken. Abseits davon funktioniert „Headless“ aber als plakatives Psychogramm eines Killers nur bedingt und auch wenn die Effekte wirklich sehr herb um die Ecke biegen, so wirkt der Rest mit den Rückblenden bei aller Liebe doch arg aufgesetzt. So ist der Streifen auch wirklich nur etwas für Gorehounds, während sich Slasher-Freunde das Werk eher ersparen können. Wenn man mal wieder Lust auf was Wildes mit völlig kaputten Menschenbild hat, kann man ja einen Blick riskieren, ansonsten sehe ich aber wenig Gründe, diesen Film in den Player zu schieben.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: So 14. Jul 2024, 19:30
von jogiwan
Herencia diabólica

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Der in Amerika lebenden Geschäftsmann Tony erbt von seiner exzentrischen Tante ein Haus in Mexiko, in das er mit seiner Frau Annie zieht. Diese bringt das geräumige Haus wieder in Schwung und entdeckt im Dachboden nicht nur Anzeichen von schwarzer Magie, sondern auch eine Clown-Puppe. Als die schwangere Annie die Puppe ins zukünftige Kinderzimmer bringt, ist das der Auftakt von seltsamen Ereignissen, die darauf hindeuten, dass die Puppe ein seltsames Eigenleben führt. Obwohl Tony ihr nicht glaubt und ihre Wahrnehmungen auf den Stress der fortgeschrittenen Schwangerschaft schiebt, bleibt Annie bei ihrer Version, dass die Clown-Puppe Böses im Schilde führt und wird damit leider recht behalten, als es schon bald eine erste Leiche gibt…

Mexikanischer Horror-Schnellschuss im Fahrwasser von „Chucky“ von Regisseur Alfredo Salazar, der ansonsten eher als Drehbuchschreiber obskure Mexploitation-Filme in Erscheinung getreten ist. Hier übernimmt er aber auch die Regie und bietet den Zuschauer einen soapigen Streifen über eine diabolische Clown-Puppe, die sich Leutchen vorknöpft, die ihn schlecht behandeln. Viel mehr gibt es hier auch nicht zu berichten und „Herencia diabólica“ ist auch kein sonderlich guter Film, der jetzt irgendwie punkten könnte. Die Idee einen Kleinwüchsigen in ein Clowkostüm zu stecken ist ja jetzt auch nicht sonderlich originell und irgendwie wirkt hier auch immer alles seltsam unrund und improvisiert, sodass so etwas wie Stimmung erst gar nicht aufkommt. Der kleine Clown-Racker hat einmal magische Kräfte, dann wieder nicht und auch das Ende kommt natürlich so überraschend wie die Zutaten in einem mexikanischen Quesadilla. Vinegar Syndrome haben diesen kleinen Gerne-Streifen für ihre neuen SoV-Linie „Degausser Video“ ausgegraben und mit englischen Untertiteln auf den Markt gebracht. Zwar hat man schon Schlimmeres gesehen, aber auch schon sehr viel Besseres. Ich fand „Herencia diabólica“ eigentlich eher fad und hab auch zwei Anläufe gebraucht um ihn zu Beenden, was bei knapp 78 Minuten jetzt auch nicht gerade für den Film spricht. Das Cover ist noch das Schönes an dem Low-Budget-Werk, dass in allen Belangen Potential verschenkt.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 25. Jul 2024, 19:58
von jogiwan
Bloody Murder

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Bei Slasher gibt es ja das weit verbreitete Vorurteil, dass diese Art von Filmen immer nach demselben Schema funktionieren und man dem Fan des Genres unter Berücksichtigung einiger Grundregeln prinzipiell alles vorsetzen kann und die es dann gut finden. Dass es aber bei weitem so einfach aber nicht ist beweist „Bloody Murder“, der im Grunde alles zwar liefert, was Camp-Slasher so ausmacht, aber dennoch auf fast schon verwunderliche Weise nie so etwas wie Spannung oder Atmosphäre kreieren kann. Regisseur Ralph E. Portillo reiht Klischeefiguren an Klischeehandlung und liefert mit „Bloody Murder“ so etwas wie „Freitag der 13.“ In der Diskont-Variante und langweilt mit unstimmiger Vorhersehbarkeit, seltsamen Figuren und Entwicklungen und sowieso und überhaupt mit Dingen, die hunderte Filme vor ihm schon auf bessere Weise gebracht haben. Fast so, als hätte der Auftrag darin bestanden, die uninteressanten „Höhepunkte“ des Genres in einem Film zusammenzufassen, was hier auch tadellos gelungen ist. Um es kurz zu machen – der Film ist einfach total fad, hoffnungslos unoriginell und eine Ansammlung von Dingen, die man als Slasher-Fan in einer neuzeitlichen Produktion echt nicht mehr sehen möchte.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 26. Jul 2024, 19:41
von jogiwan
Bloody Murder II

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„Bloody Murder II“ kann zwar dem Genre des Camp-Slashers keine neuen Impulse hinzufügen, aber macht doch vieles besser als der lahme Vorgänger und hat nicht nur die bessere Geschichte und mehr Härten, sondern wirkt auch insgesamt viel stimmiger. Die Ausgangslage ist aber immer noch fast dieselbe und eine Gruppe von Jugendlichen soll dafür sorgen, dass ein Sommercamp am Ende der Saison ordnungsgemäß für den Winter vorbereitet wird, als sich ein mysteriöser Killer ins Geschehen mischt und diese auf brutale Weise dezimiert. Dabei gibt es durchaus ein paar drastische Momente, kleinere Überraschungen im Handlungsverlauf und eine halbwegs passable Auflösung, die nicht wieder die Hälfte offenlässt. Trotz der Verweise auf den Vorgänger lässt sich „Bloody Murder“ aber auch so recht gut gucken und aus der Ecke hat man schon viel Schlechteres gesehen, sodass ich hier auch nicht großartig meckern möchte. Im Vergleich zum eher drögen Auftakt, hat der Streifen von Rob Spera auch klar die Nase vorn und irgendwie hat der Streifen den Retro-Charme der Camp-Slasher aus den Achtzigern und lässt auch die ironische Komponente und den „Scream“-Einfluss nicht völlig außer Acht. Als Bindeglied zwischen alt und neu und ich fand „Bloody Murder 2“ dann durchaus okay und die 80 Minuten haben auch Spaß gemacht.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 29. Jul 2024, 20:02
von jogiwan
Deer Camp '86

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Nach der Trennung von seiner Freundin fährt Wes mit seinen etwas schrägen Kumpels seit Jahren wieder gemeinsam zu einer Hirschjagd in einem ehemaligen Indianer-Gebiet, wozu die Truppe ein abgelegenes Haus im Wald gemietet hat. Schon bei der Anfahrt kommt es in einem Lokal zum ersten Disput mit den Einheimischen und am nächsten Morgen ist auch die hübsche Kellnerin mit indigenen Wurzeln ermordet, was der Stimmung ebenfalls nicht sonderlich zuträglich ist. Obwohl die Truppe auch zu den Tatverdächtigen zählt, beginnt man mit der Jagd, die mit jeder Menge Alkohol und kleineren Streitereien auch nicht gerade sonderlich einträglich ist. Mit dem Mord an der Kellnerin wurde aber auch eine dunkle Macht aus der Indianer-Mythologie aus den Wäldern geholt und schon wenig später wird die Truppe selbst zu den Gejagten…

Angesichts des Covers hätte ich mir bei diesem Blind-Buy ja eigentlich einen Slasher erwartet, doch der Streifen entpuppt sich als schaubare, wenn auch etwas unausgegorene Mischung aus übernatürlichem Horror und Buddy-Movie mit Retro-Charme, der sich zwar bei zahlreichen Backwood-Vorbildern bedient, aber gleichzeitig auch etwas darunter leidet, dass die Figuren zumindest für mein Empfinden nicht gar so sympathisch erscheinen. Gesoffen, geschossen und gelabert wird jedenfalls genug und unzählige Bierdosen mussten wohl für die Produktion dieses Filmes ihr Leben lassen. „Deer Camp `86“ lebt ja eigentlich davon, dass man nicht so genau weiß, welche Richtung Der Streifen einschlägt und es dauert auch etwas lange, bis er nach dem durchaus guten Auftakt wieder in Fahrt kommt. Am Ende gibt es aber einen netten Twist, sodass man hier eigentlich nicht viel meckern kann, wenn man modernen Produktionen, die auf Retro getrimmt sind, nicht gänzlich abgeneigt ist. Die Lobeshymnen, wie auch die Verisse auf der IMDB kann man getrost ignorieren und ein Platz im Mittelfeld ist hier durchaus drinnen.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Di 30. Jul 2024, 19:34
von jogiwan
The Widow - Die Legende der Witwe

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Die ambitionierte Filmemacherin Kristina begleitet ein Rettungsteam im tiefsten Russland, das dort vermisste Wanderer und Höhlenkletterer aus brenzligen Situationen rettet. Auf der Suche nach einem vermissten Jungen gerät das Team jedoch in einen Strudel aus Aberglauben und russischer Mythologie, als sie eine verletzte und nackte Frau finden, die augenscheinlich in finstere Rituale verstrickt war. Diese erzählt dem Team von einer verfluchten Hexe, die von den Dorfbewohnern verstümmelt und sterbend zurückgelassen wurde und nun Menschenopfer begehrt. Während das Team versucht die Verletzte so schnell wie möglich in den nächsten Ort zu transportieren, geschehen aber rundherum seltsame Dinge und es scheint, als würden die düsteren Ausführungen der verletzten Frau zur bitteren Realität…

Der russische Streifen „The Widow“ orientiert sich ja recht unverhohlen an den beiden Filmen „Blair Witch Project“ und dem spanischen „REC“ und erzählt die Geschichte von einem Rettungsteam, das im Wald auf eine Hexenlegende stößt. Auch wenn der Streifen dabei auf den ersten Blick recht funktional erscheint, so ist er doch wenig originell und wird den geeichten Genre-Fan nicht sonderlich begeistern. Da ein dunkler Schatten, da ein Gesicht bzw. Jump-Scare und zwischendurch kleinere Wendungen, damit es nicht zu langweilig wird. Die Geschichte der „lahmen Witwe“ ist ja das üblichen Sagen-Gedöns, dass es dutzendweise gibt und die immer nach demselben Muster erzählt werden. Was mich aber am meisten an Film gestört hat, war aber das Verhalten des Rettungsteams, das mit fortlaufender Handlung immer unprofessioneller wirkt und von den Herrschaften würde man sich wohl in einer Notsituation nicht unbedingt als Retter wünschen. Warum auch in der Ausnahmesituation immer noch weiter gefilmt wird, ist mal wieder das große Mysterium, von diesen ganzen Found-Footage-inspirierten Sachen. Auch ansonsten gibt es außer hübschen Bildern und passablen Darstellern nicht viel zu berichten, was hier zurückbleiben könnte. Wenn man „Blair Witch“ und „Rec“ nicht gesehen hat, mag der Streifen vielleicht noch okay sein, ansonsten kann man ihn getrost auslassen.