Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Moderator: jogiwan
Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Renfield
Seit Jahrhunderten ist Robert Montague Renfield treuer Diener seines Herrn, dem Grafen Dracula und steht diesem in all seinem Abenteuern zur Seite. Als sich der werte Graf aufgrund eines Angriffs von Vampirjägern in Rekonvaleszenz befindet, hat Renfield Zeit über die doch etwas toxische Arbeitsbeziehung nachzudenken und schließt sich einer Selbsthilfegruppe an. Dort merkt er erst, wie abhängig er von seinem Meister ist und beschließt dieses Ungleichverhältnis anzusprechen. Naturgemäß ist Dracula über seinen rebellischen Diener wenig erfreut und als sich Renfield auch noch in Sache Verbrechensbekämpfung erste Sporen verdient und sich mit einer mutigen Polizistin verbündet, ist Dracula jedes noch so blutige Mittel recht, die Emanzipationsversuche seines Dieners zu sabotieren.
Große Überraschung: ich bin ja wahrlich kein großer Fan von Nicolas Cage, doch „Renfield“ entpuppt sich als großer Fun-Splatter-Spaß mit eigentlich ernster Botschaft, die hier augenzwinkernd und sehr blutig serviert wird. Wer kennt nicht die Phasen im Berufsleben, wo man als Arbeitnehmer an der Kippe zwischen pflichtgetreuer Verantwortung und gesundheitlichen und seelischen Selbstschutz steht und sich hoffentlich für Letzteres entscheidet. Hier ist es Renfield, der sich von seinem Meister emanzipieren und einerseits auf unerwartete Hilfe, wie auch auf unerwartete Probleme stößt. Doch „Renfield“ ist zum Glück nicht ernsthaft, sondern Comic-haft übertrieben und macht auch sehr, sehr großen Spaß. Blut spritzt Hektoliter-weise über den Bildschirm und Körperteile fliegen durch die Luft, während Renfield zunehmend erkennen muss, dass er als Arbeitnehmer seines Herrn Rechte einfordern muss, um nicht vor die Hunde zu gehen. Dazu kommt die Geschichte einer mutigen Polizistin, die sich gegen eine Verbrecherorganisation behaupten möchte und auch dort auf Widerstände stößt. Herausgekommen ist ein Partyfilm im hohen Tempo, bei dem das Overacting von Herrn Cage auch gut ins Gesamtkonzept passt und der mir gestern auch sehr große Freude bereitet hat. Tipp!
Seit Jahrhunderten ist Robert Montague Renfield treuer Diener seines Herrn, dem Grafen Dracula und steht diesem in all seinem Abenteuern zur Seite. Als sich der werte Graf aufgrund eines Angriffs von Vampirjägern in Rekonvaleszenz befindet, hat Renfield Zeit über die doch etwas toxische Arbeitsbeziehung nachzudenken und schließt sich einer Selbsthilfegruppe an. Dort merkt er erst, wie abhängig er von seinem Meister ist und beschließt dieses Ungleichverhältnis anzusprechen. Naturgemäß ist Dracula über seinen rebellischen Diener wenig erfreut und als sich Renfield auch noch in Sache Verbrechensbekämpfung erste Sporen verdient und sich mit einer mutigen Polizistin verbündet, ist Dracula jedes noch so blutige Mittel recht, die Emanzipationsversuche seines Dieners zu sabotieren.
Große Überraschung: ich bin ja wahrlich kein großer Fan von Nicolas Cage, doch „Renfield“ entpuppt sich als großer Fun-Splatter-Spaß mit eigentlich ernster Botschaft, die hier augenzwinkernd und sehr blutig serviert wird. Wer kennt nicht die Phasen im Berufsleben, wo man als Arbeitnehmer an der Kippe zwischen pflichtgetreuer Verantwortung und gesundheitlichen und seelischen Selbstschutz steht und sich hoffentlich für Letzteres entscheidet. Hier ist es Renfield, der sich von seinem Meister emanzipieren und einerseits auf unerwartete Hilfe, wie auch auf unerwartete Probleme stößt. Doch „Renfield“ ist zum Glück nicht ernsthaft, sondern Comic-haft übertrieben und macht auch sehr, sehr großen Spaß. Blut spritzt Hektoliter-weise über den Bildschirm und Körperteile fliegen durch die Luft, während Renfield zunehmend erkennen muss, dass er als Arbeitnehmer seines Herrn Rechte einfordern muss, um nicht vor die Hunde zu gehen. Dazu kommt die Geschichte einer mutigen Polizistin, die sich gegen eine Verbrecherorganisation behaupten möchte und auch dort auf Widerstände stößt. Herausgekommen ist ein Partyfilm im hohen Tempo, bei dem das Overacting von Herrn Cage auch gut ins Gesamtkonzept passt und der mir gestern auch sehr große Freude bereitet hat. Tipp!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
The Substance
Coralie Fargeats Abgesang auf den Jugendwahn und Schönheitskult der Gesellschaft ist wahrlich kein Film, der sonderlich subtil daherkommt, sondern doch ein sehr überzeichneter Streifen, der auch nicht lange fackelt, wenn es darum geht, seine drastischen Auswirkungen fragwürdiger Entscheidungen des Alterns auch mit entsprechend drastischen Bildern zu illustrieren. Hier ist es eine nicht unattraktive Aerobic-Ikone, die irgendwann feststellen muss, dass sie für ihr Business und die von kritischen Augen beäugte Zielgruppe unattraktiv geworden ist und fallengelassen wird. Die fragwürdige Chance, eine „bessere“ Version von sich zu erschaffen entpuppt sich jedoch bald als einseitige Möglichkeit die Vorteile der Jugend nochmals als neue Person zu durchleben, während der andere Körper noch schneller altert, verkrüppelt und vereinsamt zurückbleibt, ehe im grotesken Finale alles vollends eskaliert Natürlich ist hier alles sehr überspitzt, stylisch und überzeichnet, aber im Grunde auch nichts anderes, was täglich in sozialen Medien zu sehen ist, wo Influencer ebenfalls mit Filtern, technischen Gimmicks und Materialismus versuchen etwas darzustellen, was für Außenstehende attraktiv und begehrlich wirken soll. Zu so einem Spiel gehören aber immer zwei und mir persönlich war der Streifen doch zu oberflächlich, zu plakativ und auch etwas zu sehr auf Schadenfreude ausgelegt. Möglichkeiten dazu sind hier ja zuhauf gegeben, wenn alles aus dem Ruder läuft und es am Ende nur Verlierer gibt. Andererseits freut es den Genre-Freund so etwas auf der Leinwand bzw. im Mainstream-Horror zu sehen und auch bei den Casting-Entscheidungen kann man ebenfalls nur gratulieren, aber so etwas wie „The Substance“ und seine Botschaft über fehlgeleitete Schönheitsideale als feministisch zu verkaufen, geht wohl auch nur in völlig irren Zeiten wie diesen.
Coralie Fargeats Abgesang auf den Jugendwahn und Schönheitskult der Gesellschaft ist wahrlich kein Film, der sonderlich subtil daherkommt, sondern doch ein sehr überzeichneter Streifen, der auch nicht lange fackelt, wenn es darum geht, seine drastischen Auswirkungen fragwürdiger Entscheidungen des Alterns auch mit entsprechend drastischen Bildern zu illustrieren. Hier ist es eine nicht unattraktive Aerobic-Ikone, die irgendwann feststellen muss, dass sie für ihr Business und die von kritischen Augen beäugte Zielgruppe unattraktiv geworden ist und fallengelassen wird. Die fragwürdige Chance, eine „bessere“ Version von sich zu erschaffen entpuppt sich jedoch bald als einseitige Möglichkeit die Vorteile der Jugend nochmals als neue Person zu durchleben, während der andere Körper noch schneller altert, verkrüppelt und vereinsamt zurückbleibt, ehe im grotesken Finale alles vollends eskaliert Natürlich ist hier alles sehr überspitzt, stylisch und überzeichnet, aber im Grunde auch nichts anderes, was täglich in sozialen Medien zu sehen ist, wo Influencer ebenfalls mit Filtern, technischen Gimmicks und Materialismus versuchen etwas darzustellen, was für Außenstehende attraktiv und begehrlich wirken soll. Zu so einem Spiel gehören aber immer zwei und mir persönlich war der Streifen doch zu oberflächlich, zu plakativ und auch etwas zu sehr auf Schadenfreude ausgelegt. Möglichkeiten dazu sind hier ja zuhauf gegeben, wenn alles aus dem Ruder läuft und es am Ende nur Verlierer gibt. Andererseits freut es den Genre-Freund so etwas auf der Leinwand bzw. im Mainstream-Horror zu sehen und auch bei den Casting-Entscheidungen kann man ebenfalls nur gratulieren, aber so etwas wie „The Substance“ und seine Botschaft über fehlgeleitete Schönheitsideale als feministisch zu verkaufen, geht wohl auch nur in völlig irren Zeiten wie diesen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Femme
Jules tritt abends als Drag Queen in einem Club auf und wird eines Nachts nach einer Show beim Zigaretten holen Opfer homophober Gewalt, wobei er den Angreifer schon zuvor in der Nähe des Clubs gesehen hat. Drei Monate später hat er noch immer nicht in sein altes Leben zurückgefunden, als er seinen Angreifer Preston zufällig in einer Schwulensauna wiedertrifft, der ihn jedoch nicht wiedererkennt. Entgegen jeglicher Vernunft lässt er sich auf ein Spiel mit Preston ein, der sich als versteckt Homosexueller auch als Alpha-Männchen präsentiert und strenge Regeln bei den Treffen vorgibt. Preston entwickelt den Plan einen Rache-Porno herzustellen um Preston vor seiner Umgebung bloßzustellen und der Kontakt intensiviert sich. Mit zunehmender Dauer kommen jedoch Gefühle ins Spiel und während die dominante Hetero-Fassade von Preston bröckelt, wagt sich Jules immer weiter in dessen Welt…
„Femme“ ist ein Thriller mit ungewöhnlicher Ausgangslage, der eine Drag Queen bzw. den offen schwulen Jules ins Zentrum seines Rache-Plots stellt. Zuerst ist es ein Akt homophober Gewalt, der Jules zum Opfer macht und die zufällige Begegnung mit seinem Angreifer, der als Klemmschwester mit heterosexueller Alpha-Männchen-Fassade sein Leben führt. Die Begegnung der ungleichen Männer bleibt nicht ohne Folge und während Jules trotz aller Alarmsignale Rachepläne schmiedet, entwickelt der dominante Preston Gefühle und verliert zunehmend die Kontrolle, als sich Jules aktiv in sein Leben schmuggelt. Dabei bietet der Streifen gleich mehrfach für den Zuschauer unangenehme Situationen in denen toxische Maskulinität auf eher passives Verhalten trifft, wobei sich hier die Positionen im Verlauf zunehmend verschieben. Bis zum Ende bleibt es spannend, ob Jules seinen Plan in die Tat umsetzen möchte, oder die beiden ungleichen Männer doch noch eine Chance haben. Und da vertut der Streifen meines Erachtens eine versöhnliche Chance, in dem er vage bleibt und dem Zuschauer keine richtige Antwort präsentiert. Dennoch ist der sehr im Zeitgeist verhaftete „Femme“ aber nicht uninteressant und bietet für Außenstehende interessante Einblicke in zwei Welten, die auf den ersten Blick unvereinbar erscheinen und doch zueinander finden könnten, wenn beide Seiten aufeinander zugehen.
Jules tritt abends als Drag Queen in einem Club auf und wird eines Nachts nach einer Show beim Zigaretten holen Opfer homophober Gewalt, wobei er den Angreifer schon zuvor in der Nähe des Clubs gesehen hat. Drei Monate später hat er noch immer nicht in sein altes Leben zurückgefunden, als er seinen Angreifer Preston zufällig in einer Schwulensauna wiedertrifft, der ihn jedoch nicht wiedererkennt. Entgegen jeglicher Vernunft lässt er sich auf ein Spiel mit Preston ein, der sich als versteckt Homosexueller auch als Alpha-Männchen präsentiert und strenge Regeln bei den Treffen vorgibt. Preston entwickelt den Plan einen Rache-Porno herzustellen um Preston vor seiner Umgebung bloßzustellen und der Kontakt intensiviert sich. Mit zunehmender Dauer kommen jedoch Gefühle ins Spiel und während die dominante Hetero-Fassade von Preston bröckelt, wagt sich Jules immer weiter in dessen Welt…
„Femme“ ist ein Thriller mit ungewöhnlicher Ausgangslage, der eine Drag Queen bzw. den offen schwulen Jules ins Zentrum seines Rache-Plots stellt. Zuerst ist es ein Akt homophober Gewalt, der Jules zum Opfer macht und die zufällige Begegnung mit seinem Angreifer, der als Klemmschwester mit heterosexueller Alpha-Männchen-Fassade sein Leben führt. Die Begegnung der ungleichen Männer bleibt nicht ohne Folge und während Jules trotz aller Alarmsignale Rachepläne schmiedet, entwickelt der dominante Preston Gefühle und verliert zunehmend die Kontrolle, als sich Jules aktiv in sein Leben schmuggelt. Dabei bietet der Streifen gleich mehrfach für den Zuschauer unangenehme Situationen in denen toxische Maskulinität auf eher passives Verhalten trifft, wobei sich hier die Positionen im Verlauf zunehmend verschieben. Bis zum Ende bleibt es spannend, ob Jules seinen Plan in die Tat umsetzen möchte, oder die beiden ungleichen Männer doch noch eine Chance haben. Und da vertut der Streifen meines Erachtens eine versöhnliche Chance, in dem er vage bleibt und dem Zuschauer keine richtige Antwort präsentiert. Dennoch ist der sehr im Zeitgeist verhaftete „Femme“ aber nicht uninteressant und bietet für Außenstehende interessante Einblicke in zwei Welten, die auf den ersten Blick unvereinbar erscheinen und doch zueinander finden könnten, wenn beide Seiten aufeinander zugehen.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Ich, du, er, sie
Eine junge Frau, die vermutlich gerade Single geworden ist, lebt einen Monat in einem Wohnung, in der sie sich kaum bewegt, die Außenwelt durch ein Fenster beobachtet, sich nur von Zucker ernährt und immer wieder versucht, einen Brief zu schreiben. Danach macht sie sich auf den Weg und trifft auf einen LKW-Fahrer, den sie eine Zeit lang begleitet und der ihr aus seinem Leben erzählt. Sie begleitet ihn auf Raststätten und verpasst ihm einen Handjob in der Fahrerkabine. Im dritten Teil trifft sie auf ihre Ex-Freundin und hat leidenschaftlichen Sex, ehe alles in einer unbestimmten Zukunft für die beiden Liebenden endet.
Auch die zweite Begegnung mit dem Schaffen von Chantal Akerman nach „Jeanne Dielman“ ist natürlich kein herkömmlicher Streifen mit linearer Handlung, sondern eine Art Triptychon mit drei unterschiedlichen Segmenten. Im ersten Teil verfolgen wir eine Frau, wie sie vermutlich eine Trennung verarbeitet. Diese wird mit Voice-Over-Kommentar begleitet. Der zweite Teil ist eine Art Road-Movie, der vor allem von einem langen Monolog des Fahrers ins Zentrum stellt. Im dritten Teil werden die Zuschauer Zeuge, wie die Figur erstmalig spricht und sich mit ihrer Freundin auf natürliche Weise vor der Kamera vergnügt. Naturgemäß ist „Ich, du, er, sie“ ein Streifen für aufgeschlossene Menschen, Queer-Film-Interessierte und angehende Kunststudenten, die auch nichts gegen eine sehr langsam voranschreitende und dokumentarisch-angehauchte Erzählweise haben. Zeit und Sitzfleisch muss man schon mitbringen und ein etwaig vorhandener Voyeurismus des Publikums wird auch im letzten Drittel ebenfalls nicht erfüllt. Viel eher wirkt Chantal Akermans Steifen autobiografisch, dann wieder surreal und schwer greifbar, wie auch die Figuren, die er präsentiert. Sie wirkt hier auch wie eine Beobachterin einer Welt, die sie mit ihren jungen Jahren noch nicht versteht. Herausgekommen ist ein Arthouse-Streifen und Kritiker-Liebling, der zwar nicht wie ein herkömmlicher Spielfilm funktioniert, aber dennoch nicht uninteressant ausgefallen ist.
Eine junge Frau, die vermutlich gerade Single geworden ist, lebt einen Monat in einem Wohnung, in der sie sich kaum bewegt, die Außenwelt durch ein Fenster beobachtet, sich nur von Zucker ernährt und immer wieder versucht, einen Brief zu schreiben. Danach macht sie sich auf den Weg und trifft auf einen LKW-Fahrer, den sie eine Zeit lang begleitet und der ihr aus seinem Leben erzählt. Sie begleitet ihn auf Raststätten und verpasst ihm einen Handjob in der Fahrerkabine. Im dritten Teil trifft sie auf ihre Ex-Freundin und hat leidenschaftlichen Sex, ehe alles in einer unbestimmten Zukunft für die beiden Liebenden endet.
Auch die zweite Begegnung mit dem Schaffen von Chantal Akerman nach „Jeanne Dielman“ ist natürlich kein herkömmlicher Streifen mit linearer Handlung, sondern eine Art Triptychon mit drei unterschiedlichen Segmenten. Im ersten Teil verfolgen wir eine Frau, wie sie vermutlich eine Trennung verarbeitet. Diese wird mit Voice-Over-Kommentar begleitet. Der zweite Teil ist eine Art Road-Movie, der vor allem von einem langen Monolog des Fahrers ins Zentrum stellt. Im dritten Teil werden die Zuschauer Zeuge, wie die Figur erstmalig spricht und sich mit ihrer Freundin auf natürliche Weise vor der Kamera vergnügt. Naturgemäß ist „Ich, du, er, sie“ ein Streifen für aufgeschlossene Menschen, Queer-Film-Interessierte und angehende Kunststudenten, die auch nichts gegen eine sehr langsam voranschreitende und dokumentarisch-angehauchte Erzählweise haben. Zeit und Sitzfleisch muss man schon mitbringen und ein etwaig vorhandener Voyeurismus des Publikums wird auch im letzten Drittel ebenfalls nicht erfüllt. Viel eher wirkt Chantal Akermans Steifen autobiografisch, dann wieder surreal und schwer greifbar, wie auch die Figuren, die er präsentiert. Sie wirkt hier auch wie eine Beobachterin einer Welt, die sie mit ihren jungen Jahren noch nicht versteht. Herausgekommen ist ein Arthouse-Streifen und Kritiker-Liebling, der zwar nicht wie ein herkömmlicher Spielfilm funktioniert, aber dennoch nicht uninteressant ausgefallen ist.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Time Cut
Zeit ihres junge Lebens leidet die technisch versierte Lucy unter ihren traurigen Eltern und der Tatsache, dass ihre Schwester im Jahr 2003 von einem Serienkiller ermordet wurde und das wie ein großer Schatten über der Familie hängt. Seit der ungeklärten Mordserie ist es mit dem Örtchen bergab gegangen und statt Lebensfreude herrscht Tristesse und Abwanderung. Als sich Lucy am Todestag ihrer Schwester mit ihren Eltern am Tatort eine Kerze entzünden möchte, findet sie in der nahen Scheue eine aktivierte Zeitmaschine und wird prompt in das Jahr 2003 zurückkatapultiert. Nach dem ersten Schock über den Zeitsprung von 21 Jahren lernt sie an er örtlichen Schule aber auch ihre Schwester und dessen Freunde kennen, die noch nichts von ihrem traurigen Schicksal wissen. Während Lucy unschlüssig ist, ob sie in den Lauf der Zeit eingreifen sollte, geschehen aber schon die ersten Morde und Lucy beschließt ihre Schwester zu retten, auch wenn sie damit ihre eigene Existenz damit aufs Spiel setzt…
Ich liebe Zeitreise-Filme und Slasher, also kann mit der Kombination aus Beiden ja eigentlich auch nicht viel schief gehen. Denkste, wenn sich „Time Cut“ leider als – man möge mir den Ausdruck verzeihen – Girlie-Slasher entpuppt. Nach den Achtzigern und Neunzigern ist man bei der Retro-Welle nun wohl in den Nuller-Jahren angelangt, die ja nun einmal doch noch ziemlich präsent sind und nur die angepeilte Zielgruppe von Teens und Tweens überraschen wird. Die Handlung fokussiert sich statt der Mordserie auch lieber auf Einrichtung, Mode und Gadgets und auch die Figuren bleiben oberflächlich gezeichnet und wirken nicht einmal sonderlich sympathisch. Dazu ein paar harmlose Kills, ein bissl diverser LGBT+ Zeitgeist, es ertönt „Teenage Dirtbag“ aus dem Sony-Discman und alles ist immer so harmlos, dass man ja nicht in irgendeiner Weise erschreckt oder überrascht werden könnte. Die Nullerjahre sind auch zumindest in meinem Bewusstsein einfach noch zu präsent, als dass man das als Aufhänger für einen Retro-Feeling-Streifen irgendwie spannend finden könnte. Slasher-Massenware trifft Diskont-Zeitreisefeeling mit Bravo-Girl-Modestrecke und ergibt einen Film, der sich eher für verregnete Nachmittage eignet, als für einen gelungenen Filmabend für Slasherfans jenseits der Zwanzig.
Zeit ihres junge Lebens leidet die technisch versierte Lucy unter ihren traurigen Eltern und der Tatsache, dass ihre Schwester im Jahr 2003 von einem Serienkiller ermordet wurde und das wie ein großer Schatten über der Familie hängt. Seit der ungeklärten Mordserie ist es mit dem Örtchen bergab gegangen und statt Lebensfreude herrscht Tristesse und Abwanderung. Als sich Lucy am Todestag ihrer Schwester mit ihren Eltern am Tatort eine Kerze entzünden möchte, findet sie in der nahen Scheue eine aktivierte Zeitmaschine und wird prompt in das Jahr 2003 zurückkatapultiert. Nach dem ersten Schock über den Zeitsprung von 21 Jahren lernt sie an er örtlichen Schule aber auch ihre Schwester und dessen Freunde kennen, die noch nichts von ihrem traurigen Schicksal wissen. Während Lucy unschlüssig ist, ob sie in den Lauf der Zeit eingreifen sollte, geschehen aber schon die ersten Morde und Lucy beschließt ihre Schwester zu retten, auch wenn sie damit ihre eigene Existenz damit aufs Spiel setzt…
Ich liebe Zeitreise-Filme und Slasher, also kann mit der Kombination aus Beiden ja eigentlich auch nicht viel schief gehen. Denkste, wenn sich „Time Cut“ leider als – man möge mir den Ausdruck verzeihen – Girlie-Slasher entpuppt. Nach den Achtzigern und Neunzigern ist man bei der Retro-Welle nun wohl in den Nuller-Jahren angelangt, die ja nun einmal doch noch ziemlich präsent sind und nur die angepeilte Zielgruppe von Teens und Tweens überraschen wird. Die Handlung fokussiert sich statt der Mordserie auch lieber auf Einrichtung, Mode und Gadgets und auch die Figuren bleiben oberflächlich gezeichnet und wirken nicht einmal sonderlich sympathisch. Dazu ein paar harmlose Kills, ein bissl diverser LGBT+ Zeitgeist, es ertönt „Teenage Dirtbag“ aus dem Sony-Discman und alles ist immer so harmlos, dass man ja nicht in irgendeiner Weise erschreckt oder überrascht werden könnte. Die Nullerjahre sind auch zumindest in meinem Bewusstsein einfach noch zu präsent, als dass man das als Aufhänger für einen Retro-Feeling-Streifen irgendwie spannend finden könnte. Slasher-Massenware trifft Diskont-Zeitreisefeeling mit Bravo-Girl-Modestrecke und ergibt einen Film, der sich eher für verregnete Nachmittage eignet, als für einen gelungenen Filmabend für Slasherfans jenseits der Zwanzig.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
The Loneliest Boy in the World
Nach dem Unfalltod seiner Mutter lebt der junge Oliver im Jahr 1987 allein in dem Haus, in dem er weitgehend ohne Kontakt zu Gleichaltrigen aufgewachsen ist und verbringt den Tag mit Fernsehsendungen, deren Inhalt er am nächsten Tag am Grabstein seiner Mutter erzählt. Da er mental nicht sonderlich gefestigt ist und von anderen gemieden wird, gibt die Sozialarbeiterin den Tipp, dass sich Oliver Freunde suchen soll, mit denen er seine Zeit verbringen kann. Doch Freunde zu finden fällt dem introvertierten Jungen schwer und so greift er beherzt zur Schaufel, um sich am Friedhof welche auszugraben. Der Plan gelingt und wenig später hat sich Oliver eine Ersatzfamilie aus wiedererweckten Toten geschaffen, die ihn auch durch die schwersten Zeiten hilft.
„The Loneliest Boy in the World” erzählt in zuckerlbunten Farben eine Geschichte über eine vereinsamten Jungen, der sich in schlechten Zeiten eine Ersatzfamilie ausbuddelt, die ihm dabei helfen soll, soziale Kompetenz zu entwickeln. Dabei versucht der Streifen mit Humor und seinen farbenfrohen Settings den Kontrast zu seinem tieftraurigen Protagonisten zu entwickeln und erinnert dabei an „The Voices“ wo das ebenfalls schon nicht funktioniert hat. Auch Regisseur Martin Owen setzt sich zwischen die Stühle und der Spagat zwischen den Polen will auch hier nicht so wirklich funzen. Der Streifen kommt nie so richtig in die Gänge, ist auch nie wirklich witzig oder warmherzig, sondern eher ziemlich mau und schafft es nicht, aus seiner Grundkonstellation einen liebenswerten Film mit Botschaft zu machen. Eigentlich schade, weil der Look des Films mit seiner Achtziger-Optik durchaus gelungen erscheint und auch bei den Darstellern und den mitunter etwas ekligen Effekten durchaus Potential gegeben wäre. Herausgekommen ist eine misslungene Horrorkomödie mit märchenhaft-surrealen Charakter über Familie und Freunde, bei dem man nie so richtig weiß, was die Macher eigentlich damit aussagen möchten und der nicht überzeugt und mich auch so gar nicht erreicht hat.
Nach dem Unfalltod seiner Mutter lebt der junge Oliver im Jahr 1987 allein in dem Haus, in dem er weitgehend ohne Kontakt zu Gleichaltrigen aufgewachsen ist und verbringt den Tag mit Fernsehsendungen, deren Inhalt er am nächsten Tag am Grabstein seiner Mutter erzählt. Da er mental nicht sonderlich gefestigt ist und von anderen gemieden wird, gibt die Sozialarbeiterin den Tipp, dass sich Oliver Freunde suchen soll, mit denen er seine Zeit verbringen kann. Doch Freunde zu finden fällt dem introvertierten Jungen schwer und so greift er beherzt zur Schaufel, um sich am Friedhof welche auszugraben. Der Plan gelingt und wenig später hat sich Oliver eine Ersatzfamilie aus wiedererweckten Toten geschaffen, die ihn auch durch die schwersten Zeiten hilft.
„The Loneliest Boy in the World” erzählt in zuckerlbunten Farben eine Geschichte über eine vereinsamten Jungen, der sich in schlechten Zeiten eine Ersatzfamilie ausbuddelt, die ihm dabei helfen soll, soziale Kompetenz zu entwickeln. Dabei versucht der Streifen mit Humor und seinen farbenfrohen Settings den Kontrast zu seinem tieftraurigen Protagonisten zu entwickeln und erinnert dabei an „The Voices“ wo das ebenfalls schon nicht funktioniert hat. Auch Regisseur Martin Owen setzt sich zwischen die Stühle und der Spagat zwischen den Polen will auch hier nicht so wirklich funzen. Der Streifen kommt nie so richtig in die Gänge, ist auch nie wirklich witzig oder warmherzig, sondern eher ziemlich mau und schafft es nicht, aus seiner Grundkonstellation einen liebenswerten Film mit Botschaft zu machen. Eigentlich schade, weil der Look des Films mit seiner Achtziger-Optik durchaus gelungen erscheint und auch bei den Darstellern und den mitunter etwas ekligen Effekten durchaus Potential gegeben wäre. Herausgekommen ist eine misslungene Horrorkomödie mit märchenhaft-surrealen Charakter über Familie und Freunde, bei dem man nie so richtig weiß, was die Macher eigentlich damit aussagen möchten und der nicht überzeugt und mich auch so gar nicht erreicht hat.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Baghead
Zu ihrer eigenen Überraschung erbt die abgebrannte Iris von ihrem entfremdeten Vater ein altes Gebäude in Berlin, in dem sich ein Pub befindet. Dort angekommen entpuppt sich die Immobilie als etwas heruntergekommen und in der ersten Nacht wird sie von einem Besucher überrascht, der ihr viel Geld bietet um in den Keller gelassen zu werden. Dort befindet sich eine Kreatur, die für kurze Zeit Tote herbeiholen kann und die Iris als neue Besitzerin des Gebäudes als Einzige kontrollieren kann. Iris willigt aus Geldnot ein, doch diese ungewöhnlichen Seancen sind mit strengen Regeln durchzuführen und jeder Kontakt mit der Kreatur und Rückholung hat zur Folge, dass sich diese weiter in das Leben ihrer Besitzerin drängt mit dem Ziel aus dem dunklen Keller zu entkommen…
„Baghead“ ist die Langfilm-Variante des gleichnamigen Kurzfilms von Regisseur Alberto Corredor nach einer Geschichte von Lorcan Reilly und wurde im Studio Babelsberg mit teils deutschen Darstellern gedreht. Die Ausgangslange klingt zwar ziemlich konstruiert, aber die Idee ist auch gar nicht schlecht. Dennoch wirkt „Baghead“ etwas unausgegoren und konzentriert sich immer irgendwie auf Nebensächlichkeiten, die den Plot nicht wirklich voranbringen und auch unnötigerweise den Erklär-Bären auspacken. Warum es sich gerade um ein Pub in Berlin handeln muss, ist genauso fraglich wie die Tatsache, dass das Lokal nicht gerade so ausschaut, als hätte es jemals einen Tag Betrieb gehabt. Sowieso wirkt alles für mein Empfinden zu steril, was wohl auch an der modernen Machart des Streifens liegt, in der die Darsteller sich von LED-Wände bewegen und der Rest digital erstellt wird. So reagieren die Darsteller auch erst gar nicht auf ihr Umfeld, was man auf Dauer irgendwie sehr störend wahrnimmt. Ansonsten ist „Baghead“ durchschnittlich bis solide, gut gespielt und ab und an sogar etwas gruselig. Mittelprächtiges, etwas verschenktes Genre-Futter, für das man sich nicht schämen braucht, aber andererseits auch niemanden mehr hintern Ofen hervorlocken wird und auch niemanden Alpträume bereiten wird.
Zu ihrer eigenen Überraschung erbt die abgebrannte Iris von ihrem entfremdeten Vater ein altes Gebäude in Berlin, in dem sich ein Pub befindet. Dort angekommen entpuppt sich die Immobilie als etwas heruntergekommen und in der ersten Nacht wird sie von einem Besucher überrascht, der ihr viel Geld bietet um in den Keller gelassen zu werden. Dort befindet sich eine Kreatur, die für kurze Zeit Tote herbeiholen kann und die Iris als neue Besitzerin des Gebäudes als Einzige kontrollieren kann. Iris willigt aus Geldnot ein, doch diese ungewöhnlichen Seancen sind mit strengen Regeln durchzuführen und jeder Kontakt mit der Kreatur und Rückholung hat zur Folge, dass sich diese weiter in das Leben ihrer Besitzerin drängt mit dem Ziel aus dem dunklen Keller zu entkommen…
„Baghead“ ist die Langfilm-Variante des gleichnamigen Kurzfilms von Regisseur Alberto Corredor nach einer Geschichte von Lorcan Reilly und wurde im Studio Babelsberg mit teils deutschen Darstellern gedreht. Die Ausgangslange klingt zwar ziemlich konstruiert, aber die Idee ist auch gar nicht schlecht. Dennoch wirkt „Baghead“ etwas unausgegoren und konzentriert sich immer irgendwie auf Nebensächlichkeiten, die den Plot nicht wirklich voranbringen und auch unnötigerweise den Erklär-Bären auspacken. Warum es sich gerade um ein Pub in Berlin handeln muss, ist genauso fraglich wie die Tatsache, dass das Lokal nicht gerade so ausschaut, als hätte es jemals einen Tag Betrieb gehabt. Sowieso wirkt alles für mein Empfinden zu steril, was wohl auch an der modernen Machart des Streifens liegt, in der die Darsteller sich von LED-Wände bewegen und der Rest digital erstellt wird. So reagieren die Darsteller auch erst gar nicht auf ihr Umfeld, was man auf Dauer irgendwie sehr störend wahrnimmt. Ansonsten ist „Baghead“ durchschnittlich bis solide, gut gespielt und ab und an sogar etwas gruselig. Mittelprächtiges, etwas verschenktes Genre-Futter, für das man sich nicht schämen braucht, aber andererseits auch niemanden mehr hintern Ofen hervorlocken wird und auch niemanden Alpträume bereiten wird.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Willy's Wonderland
Ein namenloser Mann hat irgendwo im amerikanischen Hinterland eine merkwürdige Panne und bekommt von dem örtlichen Mechaniker ein seltsames Angebot. Da er kein Bargeld bei sich hat und auch kein Geldautomat weit und breit verfügbar ist, soll er stattdessen eine Nacht in dem stillgelegten Vergnügungspark „Willy’s Wonderland“ den Hausmeister spielen und für Ordnung sorgen. Dummerweise entpuppt sich der Ort jedoch nicht nur als heruntergekommen, auch die animatronischen Figuren des Parks erweisen sich nächtens als quicklebendig und machen bald Jagd auf den wortlosen Mann, der sich im Gegensatz zur örtlichen Bevölkerung jedoch zu wehren weiß…
Nic Cage sagt ja bekanntlich nie nein zu Drehbüchern und so kommen dann eben auch Filme wie „Willy’s Wonderland“ in der er einen namenlosen Mann spielt, der es in einem stillgelegten Vergnügungspark mit lebensgroßen Maskottchen zu tun bekommt, die gerne Leutchen ermorden. Klingt abgefahren ist aber nur ein mittelprächtiger, mittelspaßiger und mittelgelungene Horrorkomödie ohne viel Horror und mit noch weniger Komödie. Die Ausgangsidee ist jedenfalls lustiger als das Endergebnis und auch wenn alle Darsteller mit sehr viel Ernst bei der Sache sind, so wollte der zündende Funke bei mir nicht so wirklich überspringen. Das Ziel war hier wohl eindeutig einen ziemlich abgefahrenen, augenzwinkernden und überdrehten Streifen zu fertigen, aber das Ganze wirkt mit zunehmender Laufzeit auch immer bemühter und genauer über den Inhalt nachdenken sollte man hier schon gar nicht. Ich vermute auch stark, dass der Streifen ohne Nicolas Cage auch bei weitem nicht die Aufmerksamkeit erhalten hätte, die ihm durch diesen Besetzungs-Coup zuteilwurde. Dank relativ kurzer Laufzeit guckt sich „Willy’s Wonderland“ auch gut durch, aber auch wenn er auch besser als der geistig seelenverwandte „Five Nights and Freddy’s“ sein soll, so ist das Ergebnis hier zwar nicht unsympathisch und geht doch eher nur in Richtung okay und nicht mehr.
Ein namenloser Mann hat irgendwo im amerikanischen Hinterland eine merkwürdige Panne und bekommt von dem örtlichen Mechaniker ein seltsames Angebot. Da er kein Bargeld bei sich hat und auch kein Geldautomat weit und breit verfügbar ist, soll er stattdessen eine Nacht in dem stillgelegten Vergnügungspark „Willy’s Wonderland“ den Hausmeister spielen und für Ordnung sorgen. Dummerweise entpuppt sich der Ort jedoch nicht nur als heruntergekommen, auch die animatronischen Figuren des Parks erweisen sich nächtens als quicklebendig und machen bald Jagd auf den wortlosen Mann, der sich im Gegensatz zur örtlichen Bevölkerung jedoch zu wehren weiß…
Nic Cage sagt ja bekanntlich nie nein zu Drehbüchern und so kommen dann eben auch Filme wie „Willy’s Wonderland“ in der er einen namenlosen Mann spielt, der es in einem stillgelegten Vergnügungspark mit lebensgroßen Maskottchen zu tun bekommt, die gerne Leutchen ermorden. Klingt abgefahren ist aber nur ein mittelprächtiger, mittelspaßiger und mittelgelungene Horrorkomödie ohne viel Horror und mit noch weniger Komödie. Die Ausgangsidee ist jedenfalls lustiger als das Endergebnis und auch wenn alle Darsteller mit sehr viel Ernst bei der Sache sind, so wollte der zündende Funke bei mir nicht so wirklich überspringen. Das Ziel war hier wohl eindeutig einen ziemlich abgefahrenen, augenzwinkernden und überdrehten Streifen zu fertigen, aber das Ganze wirkt mit zunehmender Laufzeit auch immer bemühter und genauer über den Inhalt nachdenken sollte man hier schon gar nicht. Ich vermute auch stark, dass der Streifen ohne Nicolas Cage auch bei weitem nicht die Aufmerksamkeit erhalten hätte, die ihm durch diesen Besetzungs-Coup zuteilwurde. Dank relativ kurzer Laufzeit guckt sich „Willy’s Wonderland“ auch gut durch, aber auch wenn er auch besser als der geistig seelenverwandte „Five Nights and Freddy’s“ sein soll, so ist das Ergebnis hier zwar nicht unsympathisch und geht doch eher nur in Richtung okay und nicht mehr.
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Pearl
„Pearl“ ist nach „X“ die nächste Enttäuschung, die mir Ti West bereitet. „X“ war ja gut gemeint und versuchte sich an einer interessanten Idee, die dann doch wieder nur prüde. brav und nahezu ideenlos abgespult wurde. „Pearl“ erzählt die Vorgeschichte dazu und verlässt sich voll und ganz auf die darstellerischen Leistungen von Mia Goth, die zwar auf Knopfdruck zu heulen vermag, aber ihrer Figur selbst leider kein Leben oder Tiefe verleihen kann. Zudem wirken die Settings am Bauernhof arg steril und selbst der Stall sieht eher nach Theaterbühne als nach Realität aus. Das mag jetzt vielleicht bewusst gewähltes Stilmittel sein, da sich der ganze Film an Technicolor-Dramen orientiert, aber von der Musik, über die Figuren, bis hin zu den seltsamen Entwicklungen und einen seltsam anmutenden Monolog erscheint mir hier alles generisch, unpassend, langatmig oder schlecht miteinander verknüpft. „Pearl“ möchte Drama und Horror auf ambitionierte Weise miteinander verbinden und scheitert kläglich, weil alles so oberflächlich und erwartbar bleibt, wie der Abgesang auf den amerikanischen Traum, der in Zeiten wie diesen ohnehin endgültig ausgeträumt ist.
„Pearl“ ist nach „X“ die nächste Enttäuschung, die mir Ti West bereitet. „X“ war ja gut gemeint und versuchte sich an einer interessanten Idee, die dann doch wieder nur prüde. brav und nahezu ideenlos abgespult wurde. „Pearl“ erzählt die Vorgeschichte dazu und verlässt sich voll und ganz auf die darstellerischen Leistungen von Mia Goth, die zwar auf Knopfdruck zu heulen vermag, aber ihrer Figur selbst leider kein Leben oder Tiefe verleihen kann. Zudem wirken die Settings am Bauernhof arg steril und selbst der Stall sieht eher nach Theaterbühne als nach Realität aus. Das mag jetzt vielleicht bewusst gewähltes Stilmittel sein, da sich der ganze Film an Technicolor-Dramen orientiert, aber von der Musik, über die Figuren, bis hin zu den seltsamen Entwicklungen und einen seltsam anmutenden Monolog erscheint mir hier alles generisch, unpassend, langatmig oder schlecht miteinander verknüpft. „Pearl“ möchte Drama und Horror auf ambitionierte Weise miteinander verbinden und scheitert kläglich, weil alles so oberflächlich und erwartbar bleibt, wie der Abgesang auf den amerikanischen Traum, der in Zeiten wie diesen ohnehin endgültig ausgeträumt ist.
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch
Explodiere, meine Stadt
Eine junge Frau kehrt in ihre Wohnung zurück und läuft die Stiegen hoch und außer Atem in der Küche anzukommen. Dort beginnt sie zu putzen, ehe sie die Küche verwüstet und mit der Arbeit von Neuem beginnt. Sie beginnt den Türrahmen und die Fenster abzukleben und dreht den Gashahn auf. Sie wird von der Welt mit all ihren Zwängen für Frauen verschwinden und die ganze Stadt wird es wissen…
„Saute ma Ville“, der erste Kurzfilm von Chantal Akerman ist geprägt von jugendlicher und weiblicher Rebellion gegen das System und vorbestimmte Lebensentwürfe junger Frauen. Die Küche als zentraler Handlungsort wurde wohl nicht umsonst gewählt und auch wenn der Film eigentlich eher hurmorvoll überzeichnet daherkommt, so ist er doch auch zeitgleich sehr dramatisch, wenn man eher beiläufig vom drastischen Plan der jungen Frau erfährt. Die knapp 15 Minuten sind eher nüchtern und Low Budget, aber zeugen schon von dem Bestreben, unbequem zu sein und der Welt den eigenen Stempel aufzudrücken. Notfalls auch mit Kawumm!
News from Home
Im Alter von 21 Jahre geht Chantal Akerman nach New York, arbeitet in verschiedenen Jobs und lebt wie ein Vagabund in der Stadt, die niemals schläft. Zu der Zeit hat sie regen Briefverkehr mit ihrer Mutter, die sie mit Neuigkeiten aus Belgien auf den Laufenden hält. Chantal Akerman liest diese, teils sehr persönlichen Briefe und montiert diese zu unkommentierten Bildern aus der Stadt, von belebten, wie unbelebten Straßen und der U-Bahn, ehe sie am Ende Manhattan mit der Fähre verlässt und die Stadt langsam im trüben Neben eines regnerischen Tages verschwindet.
Vor ihrem Erfolg mit „Jeanne Dielman“ versuchte Chantal Akerman in New York ihr Glück und lebte dort wohl längere Zeit und knüpfte erste Kontakte mit Filmschaffenden. Nach ihrem Erfolgt mit „Jeanne Dielman“ kehrte Akerman im Jahr 1976 nach New York zurück und filmte die Stadt und ihre Bewohner jenseits etwaiger Touristen-Hot-Spots um so auch ein authentisches Portrait der Stadt voller Zeitkolorit zu erschaffen. Dazu liest sie den Inhalt der Briefe ihrer Mutter, die sie zu dieser Zeit erhielt und die vorwiegend von dem Wunsch geprägt sind, dass sich die Tochter öfters meldet oder – noch besser – wieder nach Hause kommt. „News from Home“ ist kein Streifen mit Handlung und der Spannungsbogen besteht darin, dass sich Akerman im Verlauf ihres Filmes immer mehr der Stadt und ihren Menschen nähert und doch die stille Beobachterin bleibt. Sind zu Beginn die Straßen und Kreuzungen noch eher menschenleer, so steigert sich das bis hin zum vollen U-Bahn-Wagon. Ich mag die Stadt ja auch sehr und kann daher gut verstehen, dass New York trotz der eigentlich gar nicht mal so schöner Bilder zu einem Sehnsuchtsort geworden ist um in der Anonymität der Großstadt ein Stück weit der Familie mitsamt ihren Regeln und Verpflichtungen zu entkommen.
Eine junge Frau kehrt in ihre Wohnung zurück und läuft die Stiegen hoch und außer Atem in der Küche anzukommen. Dort beginnt sie zu putzen, ehe sie die Küche verwüstet und mit der Arbeit von Neuem beginnt. Sie beginnt den Türrahmen und die Fenster abzukleben und dreht den Gashahn auf. Sie wird von der Welt mit all ihren Zwängen für Frauen verschwinden und die ganze Stadt wird es wissen…
„Saute ma Ville“, der erste Kurzfilm von Chantal Akerman ist geprägt von jugendlicher und weiblicher Rebellion gegen das System und vorbestimmte Lebensentwürfe junger Frauen. Die Küche als zentraler Handlungsort wurde wohl nicht umsonst gewählt und auch wenn der Film eigentlich eher hurmorvoll überzeichnet daherkommt, so ist er doch auch zeitgleich sehr dramatisch, wenn man eher beiläufig vom drastischen Plan der jungen Frau erfährt. Die knapp 15 Minuten sind eher nüchtern und Low Budget, aber zeugen schon von dem Bestreben, unbequem zu sein und der Welt den eigenen Stempel aufzudrücken. Notfalls auch mit Kawumm!
News from Home
Im Alter von 21 Jahre geht Chantal Akerman nach New York, arbeitet in verschiedenen Jobs und lebt wie ein Vagabund in der Stadt, die niemals schläft. Zu der Zeit hat sie regen Briefverkehr mit ihrer Mutter, die sie mit Neuigkeiten aus Belgien auf den Laufenden hält. Chantal Akerman liest diese, teils sehr persönlichen Briefe und montiert diese zu unkommentierten Bildern aus der Stadt, von belebten, wie unbelebten Straßen und der U-Bahn, ehe sie am Ende Manhattan mit der Fähre verlässt und die Stadt langsam im trüben Neben eines regnerischen Tages verschwindet.
Vor ihrem Erfolg mit „Jeanne Dielman“ versuchte Chantal Akerman in New York ihr Glück und lebte dort wohl längere Zeit und knüpfte erste Kontakte mit Filmschaffenden. Nach ihrem Erfolgt mit „Jeanne Dielman“ kehrte Akerman im Jahr 1976 nach New York zurück und filmte die Stadt und ihre Bewohner jenseits etwaiger Touristen-Hot-Spots um so auch ein authentisches Portrait der Stadt voller Zeitkolorit zu erschaffen. Dazu liest sie den Inhalt der Briefe ihrer Mutter, die sie zu dieser Zeit erhielt und die vorwiegend von dem Wunsch geprägt sind, dass sich die Tochter öfters meldet oder – noch besser – wieder nach Hause kommt. „News from Home“ ist kein Streifen mit Handlung und der Spannungsbogen besteht darin, dass sich Akerman im Verlauf ihres Filmes immer mehr der Stadt und ihren Menschen nähert und doch die stille Beobachterin bleibt. Sind zu Beginn die Straßen und Kreuzungen noch eher menschenleer, so steigert sich das bis hin zum vollen U-Bahn-Wagon. Ich mag die Stadt ja auch sehr und kann daher gut verstehen, dass New York trotz der eigentlich gar nicht mal so schöner Bilder zu einem Sehnsuchtsort geworden ist um in der Anonymität der Großstadt ein Stück weit der Familie mitsamt ihren Regeln und Verpflichtungen zu entkommen.
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