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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 3. Feb 2025, 19:43
von jogiwan
All of us Strangers

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Adam lebt in einem Hochhaus am Rande von London, welches noch zum überwiegenden Teil leer steht und auch das Leben des Drehbuchautors ist von Leere und Einsamkeit geprägt. Eines Nachts nach einem Fehlalarm steht der betrunkene Nachbar Harry mit einer Flasche Hochprozentigem vor der Türe und während er ihn anbaggert, erzählt auch dieser von seiner Einsamkeit und wie sehr ihn diese zu schaffen macht. Obwohl sich der ebenfalls homosexuelle Adam durchaus geschmeichelt fühlt, lässt er den jungen Mann an diesem Abend nicht in seine Wohnung. Dennoch bleibt die Begegnung nicht ohne Folgen und als Adam den Ort seiner Kindheit besucht, trifft er im Haus seiner Kindheit auch auf seine jungen Eltern, die ihn ebenfalls als erwachsenen Sohn erkennen. Das Wiedersehen ist so unverhofft wie herzlich und Adam hat die Möglichkeit Dinge anzusprechen, die durch den frühen Tod seiner Eltern ungeklärt blieben. Er erzählt von seinem Schwulsein, gesellschaftlichen Veränderungen, dem Verlust und seiner Traurigkeit und als er Harry wenig später erneut im Lift trifft, schafft er auch hier seine Introvertiertheit zu überwinden und den jungen Mann in sein Leben zu lassen.

„All of us Strangers“ ist ein Glücksfall eines Films, der mit einer schwulen Liebesgeschichte, einer Prise Mystery und einem Gedankenexperiment ein emotionales Feuerwerk entfacht, dass mich gestern doch schwer gepackt hat. Der Streifen von Andrew Haigh behandelt Themen wie soziale Einsamkeit, Verlust, Trauer aber auch die Möglichkeit Dinge zu klären und positiv in die Zukunft zu blicken. „All of us Strangers“ bedient sich dabei der interessanten Frage, was geschehen würde, wenn man seinen Eltern im gleichen Alter und auf Augenhöhe begegnet und auch Dinge ansprechen kann, die sich im Lauf der Zeit durch gesellschaftliche Entwicklung und eigene Wahrnehmungen geändert haben. Im Film geht es aber weniger um das Warum und Weshalb, sondern um die Möglichkeit mit sich ins Reine zu kommen oder Veränderungen zuzulassen, auch wenn diese schmerzhaft sein mögen. Ich fand das anfänglich etwas gefühlsduselig und auch etwas dem Zeitgeist verhaftet, wenn es in den Gesprächen um Dinge wie Coming-Out und Akzeptanz ging, doch irgendwann fühlt man sich so mit den Charakteren und ihren Erlebten verbunden, dass mich das Ende emotional doch sehr mitgenommen hat und auch am Tag danach noch nicht losgelassen hat. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal beim Abspann so geheult habe und mich zeitgleich auch geborgen fühlte, und das ist in diesem Fall auch mehr als nur eine simple Empfehlung meinerseits. Tipp!

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Di 4. Feb 2025, 19:27
von jogiwan
Lake Michigan Monster

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Seemannsgarn 2.0 und obwohl ihm niemand Glauben schenkt, behauptet Kapitän Seafield, dass ein fürchterliches Monster im Lake Michigan seinen Vater verschleppt und ermordet hat. Gemeinsam mit einem Team aus selbsternannten Experten macht er sich daher auf die Suche nach dem Tentakelwesen im Wasser und findet auch Hinweise auf die Existenz des Monsters. Dennoch bleibt die Suche im Großen und Ganzen erfolglos und als Seafield mit seinen Helfern ein Ei des mysteriösen Wesens zerstört, sinnt auch dieses ebenfalls auf Rache und macht Jagd auf den unbedarften Kapitän, dem nicht nur seine Experten abhandenkommen, sondern der sich in weiterer Folge nicht nur mit einem Seemonster, sondern auch noch mit düsteren Familiengeheimnissen herumschlagen muss.

Nach dem turbulenten und spaßigen „Hundreds of Beavers“ ist nun auch das Qasi-Vorgängerwerk „Lake Michigan Monster“ mit dem gleichen Team im Player gelandet, der schon vieles vorausnimmt und ebenfalls sehr ungewohnt um die Ecke biegt. In Schwarz-Weiß, viel Kreativität und mit nachsynchronisierten Dialogen geht es hier um einen zappeligen Kapitän, der Jagd auf ein Seemonster macht, welches wohl nicht zufälligerweise stark an Lovecraft erinnert. Dazu gesellen sich überzeichnete Charaktere, ein etwas infantiler Humor, viele Verrücktheiten und optische Spielereinen. Diesen kostengünstige Machart ist „Lake Michigan Monster“ ja immer anzusehen und viele der visuellen Effekte sind wohl auch aus Kostengründen entstanden. Im Gegensatz zu „Hundreds of Beavers“ fand ich „Lake Michigan Monster“ auch nicht gänzlich gelungen und trotz kurzer Laufzeit wirkt der Streifen etwas episodenhaft und auch stets etwas zu bemüht im seinem Bestreben anders und völlig verrückt zu sein. Verrückt ist "Hundreds of Beavers" ja auch mehr als genugt, aber dann doch auf eine wesentlich liebeswertere Weise. Wenn man Lust auf einen schrägen Film hat und als Fingerübung geht „Lake Michigan Monster“ schon in Ordnung, aber der ‚Quasi-Nachfolger katapultiert alles in wesentlich bessere Sphären und spielt meines Erachtens auch in einer anderen Liga.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mi 5. Feb 2025, 19:45
von jogiwan
Supernatural - Ep. 1 & 2

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Der „Club der Verdammten“ ist eine elitäre Gruppe von Männern, die sich für das Übernatürliche interessieren. Um der Vereinigung beizutreten, gibt es strenge Regeln, welchen sich der hoffnungsfrohe Bewerber unterziehen muss: eine Geschichte muss erzählt werden, die so gruselig ist, dass sie den arrivierten Mitgliedern das Fürchten lehrt – anderenfalls wird der Kandidat mit dem Tode bestraft. Acht Bewerber mit ebenso vielen Geschichten werden es sein, die in dieser Mini-Serie mit klassischen Gothic-Horror auch dem Zuschauer den Schauder auf den Rücken zaubert.

Ep. 1 – Ghost of Venice:

Adrian Gall ist ein alternder Schauspieler, der mit seinen Shakespeare-Adaptionen und gemeinsam mit seiner Gattin die Welt bereist hat. Nun ist er im Ruhestand und wird gequält von Erinnerungen an ein Ereignis in Venedig, wo der während einer Vorstellung bestohlen wurde. Gegen den Willen seiner Frau reist er nach Venedig und trifft dort auf den Präfekten der Polizei, der die Ereignisse, so wie sie Adrian erzählt, bestreitet. Wenig später trifft er auf die junge Leonora, die ihm seltsam bekannt vorkommt und gemeinsam versuchen sie die Vergangenheit aufzurollen, wie seinerzeit zu einem tragischen Ereignis geführt haben, das Adrian seitdem auf der Seele lastet.

Ep. 2 – Countess Ilona

Gräfin Ilona war einst Tänzerin in Budapest, ehe sie den ominösen Grafen heiratete und sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzog. Nun lebt sie mit ihrer Familie in einem abgelegenen Schloss und hat vier Besucher eingeladen, von denen sich drei zum reichlich gedeckten Bankett einfinden. Doch der Grund der Einladung bleibt ominös und während es sich die Besucher gemütlich machen und vom Sohn der Gräfin erfahren, wird auch langsam klar, dass Ilona ihre Gäste nicht grundlos auf ihr Anwesen eingeladen hat und wohl nicht alle die Nacht überleben werden…

Die ersten zwei Episoden der Mini-Serie „Supernatural“ sind schon einmal zwei klassische Geistergeschichten mit knapp 50 Minuten Laufzeit aus britischer TV-Produktion, wie man sie bereits von den „Classic Ghost-Stories from Christmas“ kennt. Also eher blutarm, kunstvoll und Dialog-lastig, aber auf der anderen Seite auch sehr ansprechend gemacht und natürlich auch mit tollen Charakterdarstellern besetzt. Die Rahmenhandlung über einen mysteriösen Club der Verdammten ist auch okay und hält die unterschiedlichen Geschichten über Geister, Vampire und Werwölfe auch gut zusammen. Wer die weihnachtlichen Geistergeschichten mochte, macht auch hier meines Erachtens auch nicht viel falsch, selbst wenn man das gemächliche Erzähltempo und die TV-Optik natürlich mögen sollte.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 6. Feb 2025, 20:25
von jogiwan
Supernatural

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Ep. 3 - The Werewolf Reunion

Nach den Ereignissen der stürmischen Nacht und dem Tod eines Besuchers von Gräfin Illona aus der vorangegangenen Episode kehrt wieder etwas Ruhe ein und der vierte Besucher erreicht die Burg. Dieser ist angesichts der Ereignisse erschüttert und versucht die Behörden zu informieren. Doch niemand will die verrufene Burg besuchen und so bleibt den Gästen nichts anderes übrig als weiter auf Hilfe zu hoffen oder die Flucht nach Vorne anzutreten. Doch Illonas Plan sich an ihren ehemaligen Liebhabern zu rächen ist noch lange nicht zu Ende und die Bestie, die durch die umliegenden Wälder streift, wird der Dame dabei helfen...

Ep. 4 - Mr. Nighingale

Mr. Nightingale ist der Sohn eines britischen Industriellen und zu Gast bei deutschen Geschäftspartnern in Hamburg, in dessen Haus er herzlich aufgenommen wird. Während man sich abends am Kamin Geistergeschichten erzählt, werden zwischen den jungen Menschen zarte Bände geknüpft und auch Nighingale ist hin- und hergerrischen zwischen zwei Frauen und dem morbiden Charme der Hafenstadt. Wenig später teilt sich auch seine Persönlichkeit in zwei Hälften, wobei nur eine der Beiden Gutes im Schilde führt....

Teil drei schließt nahtlos an die Ereignisse der zweiten Folge an, während Episode 4 wieder eine eigene Geschichte erzählt. Noch immer recht gediegen und eher oldskoolig ist die Serie weiterhin gut guckbar, auch wenn mir "Mr. Nightingale" als merkwürdiger Jekyll/Hyde-Abklatsch nicht ganz so gefallen hat. Wunderbar ist noch immer die englische Sprache, die hier eloquent und Shakespeare-esque vorgetragen wird und die tollen Darsteller. Dazu gibt es Handlungsorte wie Ungarn und Hamburg, zwischendurch immer wieder deutsche Momente und sehr kostengünstige Tricks, bei denen man auch schmunzeln darf. Nicht aufregend, aber macht Spaß.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 7. Feb 2025, 20:32
von jogiwan
Supernatural

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Ep. 5 - Lady Sybil

Auf dem Anwesen der Manners geht ein nächtlicher Schatten um, der Lady Sybils Nachtruhe stört und von keinem anderen gesehen oder gehört wird. Ihr Sohn Geoffrey ist Arzt und davon überzeugt, dass Sybil nächtliche Wahrnehmungen auf Schuldgefühlen nach dem Tod ihres Mannes basieren, während sein Bruder Edward durch seinen Lebenswandel ebenfalls in der Kritik steht. Als die Geräusche zunehmend und Sybil die Polizei informiert und diese beginnt Fragen zu stellen, kommt es zur überraschenden Auflösung des nächtlichen Besuchers.

Ep. 6 - Viktoria

Nach dem ominösen Tod ihrer Mutter in Budapest bekommt die junge Viktoria von ihrem ungarischen Kindermädchen eine Puppe geschenkt, mit dem das Mädchen zu ihrer neuen Stiefmutter nach England reist. Dort entwickelt das Mädchen seltsame Verhaltensweisen, die auch ihrer Gouvernante nicht verborgen bleiben. Auch die Ehe ihres Vaters mit seiner neuen Gattin entwickelt sich anders als geplant und es scheint, dass der Geist der verstorbenen Mutter von der Puppe Besitz ergriffen hat.

Zwei weitere Folgen der Anthologie-Serie der BBC mit einer eher etwas schwächeren und einer besseren Folge. "Lady Sybil" ist eine weitere Jekyll/Hyde-Variante in Form eines gediegenen Krimis, der jedoch außer schönen Ambiente und tollen Darstellern eher unspektakulär bleibt. "Viktoria" hingegen ist hübscher Puppen-Horror mit ein paar anderen Überraschungen, die diese Episode auch klar herausstechen lässt. Dazu gibt es hier auch noch Lewis Fiander zu sehen, den man als britischen Tourist in "Who can kill a child" in Erinnerung hat und hier den etwas zwielichtigen Ehemann zum Besten gibt. Auch bei diesen beiden Folgen im Grunde wieder alles im grünen Bereich.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Sa 8. Feb 2025, 19:48
von jogiwan
Satan War

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Lehrerin Louise und ihr Mann Bill haben sich ein kleines Häuschen gekauft und freuen sich darauf, endlich ihren Traum vom eigenen Eigenheim erfüllen zu können. Doch schon am ersten Tag kommt es zum Streit und zur aufgeheizten Atmosphäre gesellen sich im neuen Haus auch noch ein paar übernatürliche Phänomene. Auf aufgehängtes Kreuz steht auf einmal auf dem Kopf, es klopft jemand an der Tür und in der Küche bildet sich stinkender Schleim. Als Bill einen Fremden im Haus wahrnimmt und Louise von einem Sessel attackiert und einem Unsichtbaren befummelt wird, dämmert den Beiden, dass ihr Haus von einer teuflischen Macht besessen ist.

Wie fast immer im Leben gibt es zu allen möglichen Dingen mindestens zwei oder sogar mehr Betrachtungsweisen. Für die einen ist „Satan War“ der wohl langweiligste Spukhaus-Film aller Zeiten, dessen Handlung in drei Sätzen erzählt werden kann und für die anderen ein lustiger, einstündiger Film der aufgrund seiner ganzen Unzulänglichkeiten und seiner vermeintlichen Nähe zu „Amityville Horror“ auch immer wieder abgefeiert wird. In „Satan War“ begleiten wir ein Pärchen, dass in ein Haus zieht, in dem dämonische Mächte am Werk sind. Zu stetig wiederholenden und immergleichen Synthieklängen dreht sich ein Kreuz an der Wand und bildet sich stinkender Schleim und ab und an schleicht etwas durchs Haus oder es bewegen sich Dinge. Die eilig herbeigerufene Freundin erkennt ebenfalls dunkle Mächte und irgendwann ist der Punkt erreicht, wo der Spuk dann zu viel wird. Mehr passiert hier nicht in knapp 64 Minuten, die durch angetackerte Intros in späterer Folge auf 77 und sogar 92 Minuten gestreckt wurden. Die Originalversion ist und bleibt aber ein eher uninteressanter Amateur-Streifen, der sich dokumentarisch geben möchte und im Grunde eigentlich alles, nur nicht im Ansatz interessant ist und durch das AGFA-Release nun auf den letzten Metern seiner Daseinsberechtigung doch noch schnell geadelt und vor dem Vergessen bewahrt wurde.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: So 9. Feb 2025, 19:57
von jogiwan
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Ep. 7 - Night of the Marionettes

Der Autor Howard Lawrence befindet sich auf den Spuren von Lord Byron und Mary Shelley um den Mythos um die beiden Schriftsteller zu ergründen. Bereits etwas von den Strapazen erschöpft reist er mit seiner Frau Elspeth und seiner Tochter Mary Richtung Italien und strandet in einer winterlichen Nacht in einem Gasthaus namens Ritterhof, dass für die nächsten Nächte als Herberge dienen soll und in dem auch eine Theatervorstellung mit Puppen geplant ist. Doch Howard und seine Familie sind die einzigen Gäste, in der Nacht gibt es seltsame Geräusche und auch das Personal verhält sich mehr als seltsam. Als der Abend der Show gekommen ist, wird die Familie Zeuge eines seltsamen Spektakels und bei ihm keimt der Verdacht, dass auch die beiden Schriftsteller, auf deren Spuren er sich befinden, in dem abgelegenen Gasthaus ihre Inspirationen gefunden haben könnten…

Ep. 8 - Dorabella

In der letzten Geschichte der ersten und einzigen Staffel erzählt Philip den Mitgliedern des Clubs der Verdammten seine persönliche Geschichte als Begleiter seines Freundes Lamont, der auf seiner Reise durch Europa einer jungen, mysteriösen Frau namens Dorabella begegnet. Lamont verliebt sich Hals über Kopf in die junge Dame und willigt einem seltsamen Deal ein. Er und Philip reisen am Tag mit dem Gepäck der Dame, während diese nur abends erscheint und Lamont immer mehr in ihren Bann zieht. Auf ihrer Reise hinterlassen die Beiden Tode und bald wird klar, dass Dorabella ein Vampir ist und Lamont zu ihrem Begleiter erkoren hat. Doch dazu benötigt sie das Einverständnis ihres Vaters, der auch das Ziel der Reise ins Verderben sein wird.

Auch die letzten beiden Episoden halten das hohe Niveau der britischen Gothic-Serie, die fast gänzlich ohne Blut und Gewalt auskommt und ihren Schrecken mehr aus dem Zwischenmenschlichen bezieht. Robert Muller, der sieben der acht Episoden geschrieben hat, bedient sich berühmter Motive aus der Horrorliteratur und macht daraus sein eigenes Dingens, dass Fans von klassischem Gothic-Horror auch durchaus gut munden dürfte. „Supernatural“ ist zwar eine TV-Produktion mit eher kostengünstigem Hintergrund, aber dank toller Charakterdarsteller und hübschen Studiosettings wirkt hier alles auch hochwertig und gut gemacht. Die Geschichten sind mit einer kleineren Ausnahme gelungen und auch sonst schaut sich die Serie mit acht Folgen mit je knapp 50 Minuten sehr gut durch. Vielleicht ist „Supernatural“ mit seinem unspektakulären Charakter eher was für die kalte und ruhige Jahreszeit und richtig gruselig wird es auch nicht, aber als Abwechslung zum hektischen Horroralltag, fand ich das ruhige Erzähltempo, die erwachsenen Figuren und die gut gespielten Geschichten auch sehr gelungen.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 10. Feb 2025, 19:34
von jogiwan
Le Beau Mec

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Frankreichs erster Porno-Superstar Karl Forest erzählt dem amerikanischen Regisseur Wallace Potts aus seinem aufregenden Leben: von seinen Schuljahren in der französischen Provinz über sein Leben in der Armee als Kommandant bis hin zu seinen Jahren in Paris, wo er als Stricher gearbeitet hat, ehe er sich im Erwachsenen-Cabaret einen Namen machte und in Erwachsenenfilmen Karriere machte. In Begegnungen mit unterschiedlichen Männern erzählt Forest aus dem schwulen Nähkästchen und offenbart so das Bild eine ähm… vielschichtigen Menschen.

Karl Forest, der eigentlich Jean Paul Doux hieß und mit 35 bereits die Erde verlassen hat, war wohl so etwas wie der erste französische und schwule Pornostar und erzählt in diesem teils fiktiven, vielleicht auch autobiografischen Film aus seinem Leben und offenbart sich hier als gnadenloser Narzisst und auch nicht sonderlich sympathischer Einzelgänger. Der Film ist dabei als Gay-Porno zu künstlerisch, als Arthouse-Streifen zu pornografisch und auch wenn Karl Forest einen sportlichen Körper und auch sonst alle Attribute für eine Karriere im Erwachsenenbusiness besitzt, so ist es leider mit allem aus, sobald er den Mund aufmacht. Das Erzählte ist ziemlicher Murks und soll sich wohl auch laufend widersprechen um ein Mysterium um die Person zu kreieren und diesen wenig greifbar zu machen. Er geht täglich ins Fitness-Center, scheut vor keiner Herausforderung und hat Sex mit allen Männern, die ihm gefallen, oder er lässt sich für Geld einen blasen, bis das Toupet verrutscht. Alles in typischen Vintage-Style mit kunstvollen Bildern und Zeit- und Lokal-Kolorit kombiniert ist „Le Beau Mec“ dann entweder ein wegweisender Kunstfilm aus der Gay-Ära oder einfach nur ein wenig erotische und noch weniger gehaltvolle Mockumentary über einen Menschen, der so wie er sich vor der Kamera präsentiert wohl mehr in der Hose als im Oberstübchen hatte.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Di 11. Feb 2025, 19:28
von jogiwan
You'll never find me

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Eines Nachts und mitten in einem starken Gewittersturm klopft es an die Tür von Patrick, der in einer Wohnwagensiedlung am Rande eines Parks wohnt. Dieser öffnet die Tür und findet eine durchnässte Besucherin, die bittet in die Stadt mitgenommen zu werden, oder sein Telefon benützen zu dürfen. Doch Telefon besitzt der Einsiedler nicht und der Sturm lässt ebenfalls keine Fahrt zu, sodass die junge Frau genötigt ist, Zeit mit Patrick zu verbringen. Der wirkt im Grunde sehr seltsam, auch wenn er versucht sich höflich zu geben und der jungen Frau sogar Suppe und eine heiße Dusche anbietet. Trotzdem scheint etwas mit Patrick nicht in Ordnung zu sein und auch die junge Frau verwickelt sich im weiteren Verlauf zunehmend in Widersprüche…

Ein durchaus interessantes, aber auch nicht gänzlich gelungenes Kammerspiel wird uns hier von zwei jungen australischen Filmschaffenden in „You’ll never find me“ präsentiert, der auch eine ziemlich unheimliche Stimmung aufbaut. Das Aufeinandertreffen des Einsiedlers und der nächtlichen Besucherin ist ja von Beginn an seltsam und von gegenseitigen Misstrauen geprägt, wobei sich hier sowohl der ältere Mann, als auch die junge Frau eher etwas seltsam verhalten und das Szenario von Haus aus mysteriös erscheint. Mit zunehmender Laufzeit wird auch die Spannungsschraube stetig angedreht und hier spielen die beiden Regisseure auch geschickt mit der Klaviatur der Angst und holen aus der minimalen Grundkonstellation auch das Maximum heraus. Dabei spielt es wohl auch eine Rolle, wie sehr man sich auf das Szenario einlassen kann und die stetig zunehmende Unsicherheit der Protagonisten nachvollziehen kann. Das letzte Drittel kann dann aber nicht das fortführen, was in den ersten beiden vorgelegt wird und die Auflösung wird auch sicher die Geschmäcker spalten. Außerdem empfand ich „You’ll never find me“ auch etwas zu lang und ein paar Minuten weniger und ab und an etwas mehr Tempo hätte nicht geschadet. Ansonsten kann ich nur sagen, dass mir der Streifen durchaus gefallen hat, auch wenn ich verstehen kann, dass das Ende nicht jedem zusagt.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mi 12. Feb 2025, 20:03
von jogiwan
Disembodied

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Connie Sproutz war einst ein vielversprechendes Nachwuchstalent in der Forschung, ehe sich die junge Frau bei wissenschaftlicher Arbeit mit Dr. Sylvanus mit einem außerirdischen Organismus kontaminierte. Nun ist sie auf der Flucht und ihr Körper von einem Parasiten besessen, während sie ihr eigentlichen Gehirn in einem Koffer mit sich führt. Als sich Connie ein Zimmer in einem völlig heruntergekommenen Hotel nimmt, schließt sie Freundschaft mit ihrer Nachbarin Trixie, die jedoch keine Ahnung hat, dass Connie nachts nach surrealen Alpträumen außerirdische Organismen gebiert und diese in der versifften Badewanne aufzieht. Doch das Geheimnis der jungen Frau bleibt nicht unentdeckt und als sich ein Detektiv auf die Fersen der ehemaligen Wissenschaftlerin heftet und sich auch der Portier des Hotels hinter Connie hermacht, steuert alles einem tragischen Höhepunkt entgegen...

„Disembodied“ ist ein kleines und feines B-Movie, dass neben Monster-Bedrohungs-Sci-Fi vergangener Jahrzehnte auch den Geist von David Lynchs „Eraserhead“ atmet, an die grotesken Werke von Stephen Sayadian und Frank Henenlotter erinnert und auch noch in die Bodyhorror-Sphären eines frühen David Cronenberg eintaucht. Dabei wirkt William Kerstens Streifen aus dem Jahr 1998 so, als wäre er zumindest ein oder zwei Jahrzehnte früher entstanden und ist einmal schräg, dann wieder skurril, aber auch brutal und dabei irgendwie schwer unterhaltsam. Die Settings sind große Klasse, die handgemachten Effekte gelungen, die Schauspielerei schwankt zwischen stoischer Miene und Overacting und die nervige Musik düdelt, als gäbe es kein Morgen. Ein guter Film ist „Disembodied“ eigentlich nicht geworden, aber sehr ambitioniert und unterhaltsam und der Mix aus allerlei Versatzstücken des Genres dürfte dem aufgeschlossenen Genre-Freund in der richtigen Stimmung auch durchaus munden. Meinen Geschmack hat „Disembodied“ schon getroffen, auch wenn das jetzt weder für den Film, noch für mich spricht. Wer „Midnight Movies“ mag und auch die Filme oben genannter Regisseure schätzt, sollte durchaus einen Blick riskieren, während Horrorfans konventioneller Gangart eher einen großen Bogen um das Teil machen sollten. Dem ollen Cockbonschi würde ich den schon empfehlen... :wink: