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Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mi 4. Jun 2025, 19:25
von jogiwan
Descent

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Maya ist jung, hübsch, begehrt und auch in ihrem Studium mit Aussichten auf ausgezeichneten Erfolg. Auf einer Party lernt sie Jared kennen, der sich zuerst draufgängerisch, danach gefühlvoll präsentiert. Ein Date läuft durchaus positiv, doch als danach Maya nicht mehr als schmusen möchte, negiert Jared ihr nein und vergewaltigt die jungen Frau. Diese fällt danach in ein tiefes Loch und landet im New Yorker Party-Underground und bei Adrian, einem Kellner und DJ eines Clubs, in dem Sex, Drogen und Alkohol exzessiv konsumiert werden. Maya fühlt sich angezogen und angewidert zugleich und dennoch hat das Erlebnis mit Jared die Studentin nachhaltig verändert. Eines Tages kommt es aber zum unvermeidlichen Wiedersehen am Campus und als sie auf Jared trifft, willigt sie ein, sich noch einmal zu treffen…

Recht seltsam anmutender Rape`n Revenge-Film über eine junge Studentin, der jedoch sehr distanziert und sperrig um die Ecke biegt und oberflächlich gezeichnete Figuren und Holzhammer-Psychologie präsentiert. „Descent“ ist ja dem Arthouse-Drama näher als dem Exploitation-Film und Schlagwörter wie „toxische Männlichkeit“ kommen einen in dem Sinn, wobei das Ergebnis mehr als zwiespältig ausgefallen ist. Was im Seelenleben der Studentin so vorgeht, bleibt eher verborgen und nach der Grenzüberschreitung und Vergewaltigung, die sehr unvermutet passiert, entwickelt die ehemals lebensfrohe Studentin selbstzerstörerische Triebe, taucht in die Subkultur New Yorks ab, um sich ein halbes Jahr später an ihrem Peiniger zu rächen. Allerdings muss man sich das mehr oder weniger alles selber zurechtdenken, weil Regisseurin Talia Lugacy fast alle Anknüpfungspunkte für den Zuschauer offenlässt und man auch beim Abspann kaum schlauer als zuvor. Auch die finale Rache an dem Peiniger, die natürlich schockierend wirken soll, empfand ich mehr als seltsam und das Handeln aller Beteiligten wenig nachvollziehbar, wenn sämtliche Alarmsignale immer gewissentlich ignoriert ewrden. Mir ist auch nicht so wirklich klar, welche Botschaft dieser Film vermitteln möchte oder was ich bei der Sichtung empfinden sollte - weniger verwunderlich hingegen sind die eher verhaltenen Kritiken, wenn man wichtige Botschaften plakativen Schauwerten und plumben Schocks opfert.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 5. Jun 2025, 19:59
von jogiwan
Millennium

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jogiwan hat geschrieben: Mo 31. Aug 2015, 07:36 Zeitreisefilme mag ich ja generell sehr gerne, alles was mit Flugzeugabstürzen zu tun hat ebenfalls und düstere Zukunftsszenarien haben generell bei mir ein Stein im Brett. „Millenium – Die 4. Dimension“ von Regisseur Michael Anderson aus dem Jahr 1989 ist dann auch ein Streifen, der alles voran Genannte in einem Streifen versammelt, den ich in jungen Jahren gesehen habe und auch als sehr gelungen in Erinnerung hatte. Der Streifen mit Kris Kristofferson und Cheryl Ladd beginnt ja auch sehr düster und spannend und zeigt den Flugzeugkatastrophenexperten Bill, der bei der Suche nach der Absturzursache eines Passagierflugzeuges ein paar Ungereimtheiten auf die Spur kommt. Des Rätsels Lösung ist aber weit komplexer als gedacht und präsentiert mit Zeitreisenden aus der Zukunft eine etwas ungewöhnliche Auflösung. Zugegeben, die Story des Streifens ist etwas gaga und die Effekte heutzutage auch nicht mehr ganz so zeitgemäß, aber die Story von „Millenium“ ist zweifelsfrei sehr originell und auch sehr spannend erzählt, bietet zwei sympathische Darsteller in den Hauptrollen, die sehr gut miteinander harmonieren und ist auch recht passabel inszeniert. In der Zeit wird auch fleißig hin- und hergereist und der Lauf der Zeit geändert und am Ende ist sogar noch Platz für Kritik an der Sorglosigkeit der Menschheit und einer kleinen Love-Story. Ein trashig-liebenswertes Sci-Fi-Katastrophenfilm-Drama und eigentlich ein Film genau nach meinem Geschmack.
Ich mag den Streifen einfach, seit dem ich ihn seinerzeit als VHS von einer Provinz-Videothek ausgeliehen hab. Fängt dramatisch an und wird dann ziemlich trashig, so wie ich es mag. Das Katastrophen-Szenario ist gelungen, der Sci-Fi-Anteil weniger und dennoch ist "Millennium" die Art von B-Film, den man als Genre-Fan einfach nur in sein Herz schließen kann. Ich warte hier aber immer noch auf eine würdige VÖ, die nicht aus der Ramsch-Ecke stammt.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 6. Jun 2025, 19:44
von jogiwan
2 Männer, 2 Frauen, 4 Probleme

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jogiwan hat geschrieben: Mi 31. Aug 2016, 07:24 Während auf der OFDB zu lesen ist, dass es sich hierbei um einen total überflüssigen Film handeln soll, sind die User-Kritiken auf Amazon wesentlich wohlwollender ausgefallen und sprechen von einer der besten, deutschen Filmkomödien der letzten Jahre. Die Wahrheit liegt wie üblich eher irgendwo in der Mitte und ich hab den Streifen seinerzeit wegen dem Heino Ferch sogar im Kino gesehen und fand den mit ein paar Einschränkungen durchaus unterhaltsam. „2 Männer, 2 Frauen, 4 Probleme!?“ bietet ja eigentlich nur die übliche Geschichte über zwei unterschiedlichen Menschen, die unter widrigen Umständen zueinanderfinden und sich natürlich Hals über Kopf ineinander verlieben. Hier kommen auch noch eine skurrile Entführung, zwei Problembälger und Venedig als Handlungsort dazu. Alles was man nicht schon besser an anderer Stelle gesehen hätte und dennoch hat das Road-Movie dank seiner Darsteller das Herz schon am richtigen Fleck und erfüllt mühelos den Wunsch des Zuschauers nach seichter, harmloser und vorhersehbarer Komödienware mit Happy End aus deutscher Qualitätsproduktion. Nicht viel mehr und nicht viel weniger und das kann man dann als ernsthafter Mensch, Cineast und Komödienhasser natürlich auch total scheiße finden - muss man aber auch nicht unbedingt und alle 18 Jahre geht so ein Streifen auch durchaus klar.

Gestern wieder zufällig in die Hände gefallen und gewundert, dass der nicht schon bei meiner ausgedehnten Venedig-Retrospektive gesichtet wurde. Die Story ist noch immer haarsträubend, die Charaktere etwas sperrig, aber ansonsten geht "2 Männer, 2 Frauen, 4 Probleme" schon in Ordnung.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Sa 7. Jun 2025, 20:23
von jogiwan
Red Rooms

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Nüchtern und unberechenbar erzählter Thriller am Plus der Zeit über Chatrooms im Darknet, Snuff-Filme, einen Gerichtsprozess und eben auch der Faszination des Bösen, der man sich auch als Zuschauer nicht entziehen kann. „Red Rooms“ startet wie ein Gerichtsdrama über einen Mordprozess in einem fast zwanzigminütigen Plädoyer der Staatsanwaltschaft bzw. Verteidigung und wechselt dann den Fokus auf Kelly-Anne, die auf den Besucherrängen emotionslos den Ausführungen folgt und bei der man nie weiß, welche Motivation die hübsche Frau mit ihren Fähigkeiten am Computer antreibt. Diese trifft auf eine wenig später auf Clementine, die trotz der erdrückenden Beweislast von der Unschuld des Angeklagten überzeugt ist. „Red Rooms“ lebt dabei auch von der Spannung, dass man im Grunde nicht weiß, warum sich Kelly-Anne oder auch Clementine so für den Fall interessieren oder welche Ziele sie eigentlich verfolgen. Man will ja auch nicht zu viel verraten, nur dass sich der Film eben nie so entwickelt, wie man es sich vielleicht erwarten könnte und auch die etwaige Sensationsgier des Publikums geschickt unterläuft. Dabei ist er mit langen Plansequenzen auch sehr packend und spannend erzählt und entwirft unterschiedliche Szenarien, wie Menschen mit Dingen umgehen, die ihre Vorstellungskraft überschreitet und dennoch der Drang besteht, sie zur Gänze zu erfahren. Tipp!

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: So 8. Jun 2025, 19:42
von jogiwan
Eva Man

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Eva ist nicht nur Privatdetektivin, sondern auch als Hermaphrodit auch eine Frau mit dem gewissen Extra zwischen den Beinen. Ein Professor hat ihr nicht nur beide Geschlechtsteile auf den schlanken Körper geschneidert, sondern auch noch eine kleine Maschine in den Unterleib gepflanzt, mit dem sie nicht nur sexuelle Höchstleistungen, sondern auch noch übermenschliche Kräfte entwickeln kann. Das weckt auch das Interesse eines impotenten Gangsterbosses, der Eva von seinen Schergen entführen lässt um so in den Besitz der Maschine zu kommen. Eva und ihre Freunde wittern jedoch die Verschwörung und sind auch mit vollem Körpereinsatz dabei, wenn es darum geht, das geplante Verbrechen zu verhindern und ihre Verursacher hinter Gitter zu bringen.

„Eva Man“ ist erwartungsgemäß kein sonderlich guter Film, aber natürlich eine schon sehr eigenwillige Mischung aus Softsex und Crime, mit einer Hauptdarstellerin, die eben eine sehr weibliche Erscheinung, aber auch einen Penis ihr Eigen nennt. Um dieses Kuriosum herum wurde diese Low-Budget-Action-Komödie in spanisch-italienischer Koproduktion herumgebastelt und Eva Robin‘s mit Ajita Wilson noch eine zweite Darstellerin mit geschlechtangleichender Vergangenheit zur Seite gestellt. Es wird viel gefummelt, viel in den Pool gesprungen und die Kamera fängt immer etwas beiläufig den baumelnden Penis zwischen den Beinen ein, den weder Männlein noch Weiblein in Evas Umfeld sonderlich zu stören scheint. Diese vereint das Beste aus beiden Welten und wurde zusätzlich noch wissenschaftlich aufgepimpt, was sich in bestimmten Situationen ebenfalls als vorteilshaft entpuppt. Viel nachdenken sollte man ja ebenfalls nicht über den Krimi-Plot, der ebenfalls nicht sonderlich durchdacht daherkommt. Die Bösewichte sind eher unfähig und denken wie alle anderen Protagonisten ebenfalls nur an Sex, den man in der soften Variante auch ständig vorgesetzt bekommt. Kein Highlight, aber schon ein durchaus ungewöhnlicher Beitrag aus der Hermaphroditploitation-Ecke, von der ich bis vor kurzem gar nicht wusste, dass diese überhaupt existiert.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mo 9. Jun 2025, 19:47
von jogiwan
Never let go - Lass niemals los

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Eine Frau lebt mit ihren zehnjährigen Zwillingen in einem alten Haus mitten im Wald und erzählt ihnen, dass die Welt herum nicht mehr existiert und auch das Böse nur darauf lauert, auch auf die verschworene Familie einzuwirken. Nur wenn sie mittels um die Hüfte gebundenen Stricken mit dem Haus verbunden bleiben und sich auch nicht weit davon entfernen, bleiben sie davor geschützt. Doch nur die Mutter sieht das Böse in Form von Dämonen, die von ihrer Verwandtschaft ergriffen hat, während die Kinder zunehmend Zweifel beschleichen, ob die Bedrohung auch tatsächlich real ist. Als nach einem schweren Winter auch noch der Hunger dazukommt und die Mutter in ihrer Ausweglosigkeit zunehmend panisch und noch strikter verhält, kommt es zu einem verzweifelten Kampf ums Überleben, der bald weitere Opfer fordert…

Was reimt sich auf Aja? Naja! Und das beschreibt auch mit einem Wort ganz gut das lahme Drehbuch mit seinen M.Night Shyamalan-Vibes über eine Mutter, die das Böse sieht und ihre Kinder davor beschützen will. Dazu gibt es ja nur zwei Varianten: entweder sie dreht völlig am Rad oder sie spricht die Wahrheit, was einerseits fad, andererseits etwas doof ist und „Never let go“ geht die erste Stunde auch immer in die eine, wie auch die andere Richtung und zwar immer so, dass man sich als Zuschauer nie sicher sein kann, welche Richtung der Film letztendlich einschlägt. Und das wird dann auch recht schnell fad und so etwas sie Spannung baut sich auch nie wirklich auf, selbst wenn immer wieder versucht wird, das Ganze mit Jump-Scares etwas aufzupeppen. Der Film sieht eigentlich gut aus und ist auch gut gespielt, aber er kommt einfach nicht in die Gänge und von seinen wilden „High Tension“-Zeiten hat ist Aja auch schon längst verabschiedet. „Never let go“ fühlt sich auch eher wie eine routinierte Auftragsarbeit aus Hollywood an, bei der er zwar noch versucht, das Bestmögliche herauszuholen und dennoch scheitert, weil die Ausgangssituation und sein Verlauf einfach nicht sonderlich gut sind. Leider fad!

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Di 10. Jun 2025, 19:43
von jogiwan
I Saw the TV glow

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Eines Abends trifft der Außenseiter Owen in seiner Schule auf die etwas ältere Maddy, die gerade in einen Episodenführer der Serie „Der pinke Nebel“ vertieft ist. Später sprechen die beiden über die Fantasy-Serie, die wöchentlich und in der Nacht ausgestrahlt wird und Owens Interesse ist geweckt. Um die Serie zu sehen, belügt Owen seine Eltern und übernachtet bei Maddy und zwei Jahre später wird für die Pubertierenden die Serie zum Fixpunkt beider Leben, dass von Unruhe und der Suche nach sich selbst geprägt ist. Doch eines Tages ist Maddy verschwunden und die Serie nach fünf Staffeln zu Ende, was Owen immer mehr aus der Bahn wirft und Realität, der Inhalt der Serie, sowie jugendliche Erinnerungen verschwimmen zu einer Mischung, in der Owen vergeblich Halt sucht…

Schön anzusehender, aber inhaltlich völlig sperrige Mischung aus Coming-of-Age-Drama, Mystery und Neunziger-Lifestyle, anhand dem Leben zweier Außenseiter und dem Inhalt einer Fantasy-Serie, die auf metaphorische Weise auch das Leben der Beiden widerspiegelt. Dabei geht es einerseits um Selbstfindung, andererseits auch um verklärte Sichtweisen durch andere Lebensumstände und alles verschwimmt zunehmend zu einem wirren Ganzen, dass der aufgeschlossene Zuschauer und Zuschauerin auch erst einmal entwirren muss. Auf „I Saw the TV glow“ sollte man sich auch einlassen können und lineare Handlung oder Auflösung sollte man sich hier nicht erwarten, sondern eher das Gegenteil. Hier fließen dann auch Themen wie Gender-Konstrukte, Teen-Angst und andere gesellschaftliche Dinge hinein, die man auch auf unterschiedliche Weise interpretieren kann. Als Ankerpunkt und Orientierung dient wohl die Serie „Buffy“ als Richtschnur für „Der pinke Nebel“, doch die Serie hab ich nie gesehen und dennoch lässt sich da auch auf andere Serien übertragen, die zur Zeit ihrer Entstehung als wöchentlicher Fixpunkt einer ganzen Generation darstellte und die man mit unverbrauchten Augen und in scheinbar unbeschwerten Zeiten rückblickend auch etwas verzerrt wahrgenommen hat. Der Neon-durchflutete „I saw the TV glow“ ist teils auch Abrechnung mit dieser verklärten Nostalgie-Welle, mit der man aktuell zuhauf konfrontiert wird und die oftmals eine Wunschversion vergangener Jahrzehnte darstellt, die nur bedingt etwas mit der tatsächlichen Realität zu tun haben.

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Mi 11. Jun 2025, 19:42
von jogiwan
Let's scare Jessica to death

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jogiwan hat geschrieben: Mo 9. Mär 2020, 08:06 Leider ist der Streifen immer noch weitgehend unbekannt, obwohl er eigentlich ein Lehrstück in Sachen subtilen Gruselns ist. Hier ist es eine junge Frau, die nach einem nicht näher benannten Aufenthalt in einer Klinik auf dem Land Erholung finden soll und in den Sog seltsamer Ereignisse gerät. Bald wird klar, dass Jessica Stimmen hört und Dinge sieht, die andere nicht sehen können. Dabei lässt der Film es offen, ob das „Grauen um Jessica“ schizophrener oder übernatürlicher Natur ist und wie die Zusammenhänge überhaupt zu deuten sind. Dabei hat der Streifen eine ruhige und sehr morbide Stimmung, die zunehmend in Verzweiflung gipfelt. Alles toll gespielt und auch ohne sonderlich an der Spannungsschraube zu drehen, schafft es der Film wunderbar den Zuschauer in die Welt der psychisch stark angeschlagenen Frau zu entführen, die möglicherweise einem Vampirkult auf die Schliche gekommen ist. Ein wunderbarer Streifen für alle die so etwas auch zu schätzen wissen.
Vinegar Syndrome hat nun auch eine schicke VÖ inklusive 4K abgeliefert, leider jedoch Code A bei der Blu-Ray. Der Streifen ist ja eine Perle des Genres und Sergios Vergleich mit "Messias of Evil" ja auch durchaus treffend. Beide wunderbar, beide hoffnungslos unterschätzt. Für mich einer der besten Low-Budget-Grusler, der auch die herrlich morbide Atmosphäre des herbstlichen New Englands einfängt. "Dreams or nightmares, madness or sanity. I don’t know which is which...”

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Do 12. Jun 2025, 20:05
von jogiwan
Die unheimliche Macht

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jogiwan hat geschrieben: Mo 25. Dez 2017, 10:01 Hui… große Überraschung! Mit „Die Unheimliche Macht“ liefert Regisseur Michael Mann einen wunderbar ausufernden „Style-over-Substance“-Horrorstreifen ab, der mit der elektronsichen Musik von Tangerine Dream wie ein Traum-artiges Mystery-Märchen aus einer anderen Welt und für Erwachsene wirkt. Anscheinend hatte „The Keep“ ja eine bewegte, wie unglückliche Entstehungsgeschichte und das was Mann realisieren wollte, scheiterte wohl am Geld und Wohlwollen der beteiligten Produktionsfirma, sodass man hier auch auf nichts Offizielles auf DVD oder Blu-Ray zurückgreifen kann. Das ist eigentlich mehr als schade, da „The Keep“ ein durchaus schöner, interessanter und ungewöhnlicher Streifen geworden ist, der zwar inhaltlich etwas zusammengestutzt wirkt, aber selbst in dieser Fassung noch hübsch ansprechend daherkommt, Genre-Grenzen über Bord wirft und jeden Fan von besonderen Werken und Arthouse-Horror aus den Achtzigern begeistern sollte. Ich bin jedenfalls begeistert und von der Location, der Geschichte und den unterkühlten Bildern angetan und mein diesjähriger Weihnachtswunsch ist dann auch, dass es „The Keep“ irgendwann einmal rehabilitiert im Director’s Cut und in einer schönen Edition erscheint. Verdient hätte das der Streifen, wie auch der Zuschauer.
Der Wunsch nach einer VÖ wurde zwischenzeitlich ja zumindest international bereits erhört und zu meiner großen Überraschung ist "Die unheimliche Macht" auch gestern in Deutsch auf Paramount+ aufgetaucht. Der Streifen ist ja noch immer recht hübsch anzuschauen, wie ein (Alp-)Traum und der Musik von Tangerine Dream und zwischen Trockeneisnebel und Lasershow gibt es eine Golem-artige Geschichte über eine mysteriöse Festung in den Karpaten zur Zeit der Nazi-Besetzung. Irgendwie sperrig, irgendwie sonderbar, aber irgendwie auch schwer interessant und auf positive Weise entrückt. Ich mag den!

Re: Friedhof ohne Kreuze - das Jess Rollin-Tribute-Filmtagebuch

Verfasst: Fr 13. Jun 2025, 19:14
von jogiwan
Der Höllenhund

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Ausgerechnet am Tag des Geburtstags seiner Tochter, wird der Hund der Familie Barry überfahren und die Trauer ist entsprechend groß. Als Bonnie mit ihrem Bruder Charlie jedoch am gleichen Abend auf einen fahrenden Händler trifft, hat dieser eine Horde Schäferhund-Welpen, die auf einen neuen Besitzer warten, nichtsahnend, dass die trächtige Mutterhündin zuvor von einem satanischen Kult zu einem Ritual verwendet wurde und sich hinter den süßen Hundebabyaugen ein finsterer Dämon lauert. Dieser verwandelt bis auf Familienvater Mike auch die restliche Familie in seltsam empathielose Wesen, die es auch kaum berührt, dass rundherum Menschen und Tiere auf mysteriöse Weise sterben. Später spitzen sich die Ereignisse zu und während Mike bereits an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifelt, erhält er endlich den entscheidenden Hinweis, was mit seiner Familie tatsächlich los ist…

„Der Höllenhund“ ist ein eigentlich sehr solider TV-Film, der im Fahrwasser von „Omen“ und anderer Okkult-Schocker entstanden ist und mit Richard Crenna und Yvette Mimieux recht prominent besetzt ist. Der Rest ist eher Genre-Standard und trotz überraschend hohem Bodycount halten sich die blutigen Schauwerte naturgemäß und produktionsbedingt in Grenzen. Andererseits geht Tierhorror ja immer und die Verwandlung der liebevollen Familie in empathielose Wesen ist ja auch ganz lustig. Die beiden routinierten Haupdarsteller sorgen für den nötigen Ernst, der dem Drehbuch manchmal fehlt und am Ende gibt es sogar ein paar lustige Special-Effects zu bestaunen. Die Kritiken auf der OFDB sind ja eher nicht so berauschend, aber Tierhorror geht ja immer und „Der Höllenhund“ ist für zwischendurch schon in Ordnung. Der Hund ist ja sowieso der geheime Star des Films und auch sonst gibt es nicht viel zu meckern, außer der Tatsache, dass der Film als TV-Produktion vielleicht etwas zu harmlos ist. Etwas zahnloser Tierhorror ohne viel Biss, aber immer noch sympathische Genre-Ware aus den Siebzigern, bei der man dank Darsteller und dem ein oder anderem lustigen Einfall durchaus einen Blick riskieren kann.