21.03.2015, Kraken, Hamburg:
BOLANOW BRAWL
Als die BARROOM HEROES ihren Gig im St. Paulianer Kraken krankheitsbedingt leider absagen mussten, erinnerten wir uns daran, dass Punk mal etwas mit Spontaneität zu tun hatte – ok, eigentlich war es Kollege Ladde, der die Idee hatte – und sprangen von einem Tag auf den anderen für einen Gig in meiner Stammkneipe ein, die aus dem legendären Skorbut hervorgegangen war. Musikalisch sollte das passen, Streetpunk wurde gegen Streetpunk getauscht. Der für die After-Show-Party eingeteilte DJ Wasted Noise, der mit seinen Plattenkisten stets eigens aus Ostfriesland anreist, freute sich, brauchte er doch nicht schon Stunden früher an die Törntables.
Wir freuten uns ebenfalls, die Kraken-Krew freute sich, Freude allenthalben – fehlte nur noch ein begeisterungsfähiges Publikum, so punkig-spontan, denn davon, dass wir einfach das BH-Publikum (missverständliche Abkürzung, ich weiß) bekommen würden, war nicht auszugehen: Der Gig wurde schon einige Tage vorher offiziell abgesagt. Aufbau und Soundcheck machte erstmals Beastar mit uns, und das ging alles sehr professionell und flott über die Bühne. Nervigen Rückkopplungen und Gefiepe wurde kurzerhand durch Zwischenschaltung eines geheimen magischen Geräts (so stellte es sich zumindest mir als Bühnentechniklaie dar) der Garaus gemacht. Der Versuch, Bolanow im örtlichen Lidl zu besorgen, scheiterte, Ersatz glaubte Gitarrist Iron Eisert in einem Gesöff namens „Queen Margot“ (oder so) gefunden zu haben, das vermutlich wirklich wie Oma unterm Arm schmeckt. Obwohl, es heißt ja: Je reifer die Frucht, desto süßer der Saft… Diniert wurde im sympathischen, veganen Befried, wo Bassist Stulle offenbar am Tage zuvor kräftig Werbung für uns gemacht hatte, denn prompt wurden wir nach unserem Gig befragt. Der stand allerdings noch bevor und als wir zum Kraken zurückkehrten, wartete schon die Kieler Division um RED-ALERT-Drummer Axel, der seinen Schlücken Queen Margot Tribut zollte, indem er spontan rückwärts aß. Langsam verirrte sich der eine oder andere potentielle Eskalateur in den Kraken und da wir alle Zeit der Welt hatten, verlagerten wir den Beginn einfach etwas nach hinten. Ich glaube, 22:30 Uhr war es, als wir uns auf die Bühne und das Publikum zum Tanz bitten ließen und tatsächlich füllte sich die Bude während der ersten Songs beträchtlich. Neben sich bewusst fürs Konzert entschieden Habenden gelang es uns anscheinend, Laufkundschaft eine Spende in beliebiger Höhe als Eintritt aus den Rippen zu leiern, so dass wir uns über mangelnden Zuspruch nicht beklagen konnten! Zwischen den Songs plapperten wir wie üblich chaotisch durcheinander, der Mob klinkte sich ebenfalls ein, irgendjemand feierte Junggesellenabschied oder Geburtstag (oder beides, auf jeden Fall hatte DJ Wasted Noise Geburtstag, wie ich dann glaub‘ ich irgendwann auch endlich schnallte) und der eine oder andere ließ seinem Mitteilungsbedürfnis freien Lauf, indem er mehr oder weniger Gehaltvolles durch mein Mikro verlautbarte. Queen Margot trug ihren Teil zum Bühnengeschehen bei und so wurde schon mal der falsche Song angezockt, aber alles in allem waren wir nicht schlecht, hatten reichlich Spaß und das Publikum erwies sich als ein dankbares, forderte Zugaben, von denen es eine bekam und während wir uns reichlich Schulterklopfen bis zur verlegenen Errötung abholten, begann DJ Wasted Noise mit seiner After-Show-Party. Der gute Mann legte einen Kracher nach dem anderen auf und die Party entwickelte sich zur bisher besten des noch jungen Jahres! Enthemmt rissen wir uns die Leibchen von denselben und tanzten und sangen oberkörperfrei die ganze Nacht, in der jemandem zwischenzeitlich noch einmal alles aus dem Gesicht fiel. Eine Halligallidrecksauparty aus dem Lehrbuch (falls es so eines gibt) und die Krönung eines grandiosen Abends – Public Masturbation, Total Escalation! Viel besser hätt’s also gar nicht laufen können, deshalb an dieser Stelle noch einmal danke an alle Beteiligten, insbesondere den Kraken inkl. Beastar, DJ Wasted Noise und alle, die mitgefeiert haben! Dass dann auch noch was für die Bandkasse hängenblieb, hatte ich gar nicht erwartet und war natürlich das Tüpfelchen auf dem I in Oi!