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Re: Bizarre Cinema in Hamburg

Verfasst: So 12. Mai 2013, 18:04
von buxtebrawler
E-Mail-Newsletter:

Liebe Bollerwagenfahrer und Wandervögel,

ja, ist schön draußen. Pollen, Schwüle, besoffene Knallköppe. Und keine Möglichkeit, sich am Nachmittag in ein Kino zu retten und bei einem Schmuddelfilm den Welthass in geordnete Bahnen zu lenken. Leider ist der Sommer noch lang und Bizarre Cinema hat noch keinen einzigen Gedanken an die Herbstplanung verschwendet. In dieser Krisenzeit erreichte uns folgende rettende Mail vom auf Lebenszeit gewählten Bizarre-Cinema-Pabst Jan Bammel Fangmeier aus Barcelona, wo schmuddelfilmmäßig offenbar ewiger Winter herrscht. Parasiten! Mutantenpimmel! Eine von Jesus geschaffene Zombie-Armee!

Auf bald,
euer Team von Bizarre Cinema


> Spanish Trash Night – Best Of Horrorvision Film Festival Barcelona
>
> beim Internationalen Kurzfilm Festival am 5.6. um 20.00 h in Hamburg

>
> 94 Minuten ausgewählte Trash Film Unterhaltung aus Spanien oder besser gesagt ein Best Of Programm der Kurzfilmauswahl vom letztjährigen Horrorvision Trash Film Weekend Barcelona. Alle Filme laufen im spanischen Original mit englishen Untertiteln. Im Anschluss spielen die beiden spanischen Bands “Eyaculacion Postmortem” und “Motorzombis” im Festival Club. Ausserdem wird es einen Stand mit spanischen Fanzines, Shirts DVDs, CDs und anderen Merchandise Artikeln geben.
> Festivalzentrum Halle 5 - Auf dem Kolbenhof, Friedensallee 128, 22763 Hamburg
>
> IST DIREKT IM ZENTRUM ALTONAS - klingt kompliziert isses aber nicht!
>
> MAPS.GOOGLE.COM
>
> BANDINFOS + FILME:
>
> Zu Gast ist unter anderem der Spanier Dani Moreno aus Barcelona - Chefredakteur des Fanzines “Amazing Monsters”, Autor und Produzent des Labels “Chaparra Entertainment”, Gitarrist der Psychobilly Band “Motorzombis” und Filmemacher. Die “Motorzombis” sind die “Meteors” von Spanien - aber in Zombie Make Up. Sie stellen ihr aktuelles Album “El Regreso De Motorzombis – The Return Of The Motorzombis” vor. Eigentlich unnötig zu erwähnen das es sich um eine Refernz an den Filmtitel “Return Oft The Living Dead” handelt – betrachtet man das angehängte Cover Motiv.
>
> http://www.chaparraentertainment.com/
>
> Weiterhin zu Gast: Sol Charlotte und J. Oskura Nájera. Sie sind Teil der Horropunk Band “Eyaculacion Postmortem” - Gothic Punk mit deutlichen Anleihen bei Bands wie “Misfits”, “Balzac” oder “Alien Sex Fiend”. Die beiden sind nebenbei Betreiber des Shops “The Monster Museum” in Barcelona, Organisatoren des jährlichen Trash Film Weekends “Horrorvision Filmfestival” und Filmemacher/innen. www.laoscuraceremonia.com
>
> Beide Bands – sowohl “Eyaculacion Postmortem” als auch die “Motorzombis” sind erstmalig in ihren liebvollen Monster Make Ups in Hamburg bzw. Deutschland zu sehen – und das obwohl Sie in Spanien längst eine feste Institution in der hiesigen Horror Punk Rock Szene sind.
>
> 1 ) El martillo de las brujas (Der Hexenhammer)
>
> Spain / España 2012; Regie und Buch: Sol Charlotte und J. Oskura Nájera; 6 min.; Liebevoll gestalteter Low Budget Horrorstreifen der sich nur teilweise auf ein berühmt-berüchtigtes Werk (dem Hexenhammer, lat. Malleus Maleficarum) aus dem Mittelalter bezieht. Sol Charlotte und J. Oskura Nájera sind anwesend.
>
> 2) El exilio del parasito (Das Exil des Parasiten)
>
> Spain / España 2012; Regie und Buch: Dario Pérez; 11 min.; Elmer ist Krankenpfleger, Mitte 30, hat lange Haare und ihm ist vieles im Leben scheissegal. Ausser seinem kleinem Bruder - und der lebt in seinem Bauch … Tolle Hommage an das Kino der 80er Jahre von Hennenlotter und Tsukamoto - direkt aus der Filmhochschule “Bande Á Part” von Barcelona.
>
> 3) Bariku light (Freitags mal light)
>
> Spain / España 2011; Regie: Asier Abio; 10 min.; Ein Mann hockt vor de Glotze und bekommt einen etwas eigentümlichen Fressflash. Was dann geschieht dürfte selbst eingefleischte Hardcore Splatter Fans in Staunen versetzen.
>
> 4) Zona de Caza (Jagdgebiet)
>
> Spain / España 2012; Regie und Buch: J.O.Romero; 16 min.; Eine junge Frau sitzt allein in einer Bar und lässt sich auf ein Abenteuer mit einem geheimnisvollen Fremden ein. Liebevolle Verbeugung vor den Klassikern des spanischen Horror Genres mit verdammt blutigen Verweisen auf das Kino von Paul Naschy und Amando de Ossorio.
>
> 5) Metal Creepers
>
> Spain / España 2012; Regie und Buch: J. Oskura Nájera und Adrian Cardona; 11 min.; Die Glam Metal Band um Billy Thunder und Leo “Sex-Machine” Martino wird bei den Aufnahmen im Studio mit einem Metalmonster Phenomen konfrontiert das in einem Desaster für den Produzenten endet. Diese Jungs haben das Kino von Joe Dante und John Landis scheinbar mit der Metalmuttermilch aufgesogen. J. Oskura Nájera ist anwesend.
>
> 6) Fist Of Jesus
>
> Spain / España 2012; Regie und Buch: Adrian Cordona y David Muñoz; 15 min.; Selbst dem Sohn Gottes unterlaufen ab und an dumme Fehler. Beim Heilungsversuch verwandelt er einen seiner Anhänger versehentlich in einen Zombie und muss sich nun gemeinsam mit Petrus gegen eine übermächtige Armee von Römer Zombies metzeln. Das bisher abgedrehteste Werk der beiden High Budget Splatter Filmemacher Adrian Cordona y David Muñoz (Brutal Relax) war der Abräumer beim letztjährigen Festival in Sitges
>
> 7) El Ataque del Pene Mutante - Attack of the mutant dick from outer space (in 3D Penisvision)
>
> Spain / España 2008; Regie und Buch: Dani Moreno und Marc Velasquo; 25 min.; Der unter Weltraumnazis angesehene Dr. Dickinson wird beim onanieren im Versuchslabor von radioaktiven Gammastrahlen erwischt und verwandelt sich in einen allesvernichtenden Riesenpenis. Sein Sidekick Franz Sparkasse aus Hamburgo (!!!) kann auch nicht zur Weltenrettung beitragen. Noch Fragen? Achja rotgrüne 3D Penisvision Brillen bringen wir in ausreichender Anzahl mit. Dani Moreno ist anwesend.

Re: Bizarre Cinema in Hamburg

Verfasst: Mo 1. Jul 2013, 03:25
von CamperVan.Helsing
ugo-piazza hat geschrieben:Achtung, Thread-Missbrauch!

Aber weil es Hamburg betrifft und irgendwie bizarr ist:

http://www.mopo.de/hamburg-historisch/k ... 83086.html


Ich bin ein paar Mal außen an der Kino-Ruine vorbeigekommen.

Der Artikel sagt ja, 1987 sei dort Schluss gewesen. Und so sieht es von außen auch aus. Wollte immer mal Fotos davon machen, hatte aber nie ne Kamera dabei. Nun ist's wohl zu spät, wenn dort saniert wird...
Der Betrieb im Rialto am Vogelhüttendeich in Wilhelmsburg läuft befristet wieder bis Ende Oktober. Was danach passiert, ist unklar. Das Gebäude ist äußerlich unverändert (also weiterhin abgewrackt) und ein Blick in den Eingangsbereich zeigt bereits, dass da viel Sanierungsbedarf besteht, aber auch noch alte Stuckelemente an der Decke vorhanden sind.

Das Juli-Programm sieht vielversprechend aus.

http://rialto-lichtspiele.de/kalender/


Wiedereröffnet wurde nun auch das Savoy am Steindamm in St. Georg, das zuletzt als Ausweichkino des Metropolis während des Abrisses/Neubaus am Gänsemarkt genutzt wurde. Betreiber ist der ehemalige CinemaxX-Gründer Hans-Joachim Flebbe, der auch das legendäre Berlinale-Kino Zoo-Palast übernehmen wird, und der ja auch schon früher in Hamburg (bereits vor bzw. parallel zu CinemaxX) als Kinobetreiber aktiv war im arthousigen Bereich: Passage in der Mönckebergstraße (jetzt anderer Betreiber), Holi bei der Hoheluftbrücke (gehört offenbar noch zu CinemaxX), Neues Cinema am Steindamm (jetzt Polittbüro) und Broadway beim Gänsemarkt bzw. später Neues Broadway im Bieberhaus am Hauptbahnhof (jetzt Ohnsorg-Theater)

http://www.savoy-filmtheater.de/filmprogramm.html

Re: Bizarre Cinema in Hamburg

Verfasst: Mi 4. Sep 2013, 18:15
von CamperVan.Helsing
Es geht wiederrr los!


Liebe Herumirrende in den brachliegenden Gefilden der eigenen Ideen,

bei der ewigen Suche nach schmissigen Subgenres sind Bizarre Cinema mal wieder zwei fantastische Fische ins Netz gegangen: der Autoporno und der Goth-Horror-SciFi-Zug-Schocker. Ja, der Sommer ist vorbei und es ist wieder an der Zeit, die Motoren und Projektoren anzuschmeißen und mit Vollgas in die neue Saison zu starten. Leider muss der große Bizarre-Cinema-Sattelschlepper wegen zwei Festivals in der zweiten Oktoberhälfte gleich wieder eine Vollbremsung einlegen, aber seid versichert: Im November und Dezember geht es mit geballter Energie in von uns bisher kaum erschlossenen Subgenregefilde: Blaxploitation Extravaganza! Kung Fu Ghost Ships! Postmodern Paranoia Potpourri! Bid Budget Nunsploitation!

Also: Anschnallen! Bizarre Cinema eröffnet die neue Saison mit zwei grandiosen C-Film-Spektakeln:

Sonntag, 6.10.2013, 14.30 Uhr: AUF DEM HIGHWAY SPIELT DIE POLIZEI VERRÜCKT
Originaltitel: Deadline Auto Theft / Gone in 60 Seconds: 2, USA 1983, Regie: H.B. Halicki, mit H.B. Halicki, Hoyt Axton, Marion Busia, Jerry Daugirda, George Cole, Lang Jeffries
Ein Film wie ein Porno – nur mit Autos: Es gibt kaum Handlung, es reibt sich nur immer wieder Blech an Blech, dazwischen sabbeln die Leute dummes Zeug … Eigentlich wollten wir den Car-Crash-Klassiker "Die Blechpiraten" ("Gone in 60 Seconds"; USA 1974) zeigen. Tun wir nicht, letztlich aber doch: Der Ersatzfilm stimmt zu 90 Prozent mit "Die Blechpiraten" überein: Regisseur, Star und Stuntman H.B. Halicki drehte 1982 einfach ein paar Szenen hinzu, fertig war der "neue" Film! Halicki spielt einen Autodieb, der nur versicherte Autos stiehlt. Als eines doch nicht versichert ist, geht der Ärger los – an dessen Ende eine irrwitzige, ca. 40-minütige Karambolagejagd steht, bei der 93 Autos geschrottet werden, 48 davon sind Polizeikarren.
Anmerkung 1: H.B. Halicki starb 1989 mit 48 Jahren bei einem Auto-Stunt.
Anmerkung 2: Das sogenannte Remake (USA 2000) mit Nicolas Cage und Angelina Jolie widersprach dem Geist des Originals, indem es den Karossen huldigte, anstatt sie zu zerstören.
Text und Einführung: Peter Clasen

Sonntag, 13.10.2013: HORROR EXPRESS
GB/ES 1972, Regie: Eugenio Martín, 88 Min., DF, mit Peter Cushing, Christopher Lee, Telly Savalas
Forscher entdecken zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Mandschurei einen Körper unbekannter Art. Die Wissenschaftler transportieren den Fund in der transsibirischen Eisenbahn Richtung Europa, doch während der Reise häufen sich unerklärliche Zwischenfälle. Alles deutet darauf hin, dass sich etwas Unheimliches und sehr, sehr Böses an Bord befindet. Regisseur Martín verbindet Gothic-Horror mit SciFi-Elementen und bedient sich typischer Zug-Film Dramaturgie. Ein absoluter Klassiker des europäischen Horrorkinos!
Text und Einführung: Jan Minck

20. und 27.10.: Keine Vorführung

Re: Bizarre Cinema in Hamburg

Verfasst: Mi 4. Sep 2013, 19:30
von buxtebrawler
ugo-piazza hat geschrieben:Es geht wiederrr los!
Juchu!
ugo-piazza hat geschrieben:Im November und Dezember geht es mit geballter Energie in von uns bisher kaum erschlossenen Subgenregefilde: Blaxploitation Extravaganza! Kung Fu Ghost Ships! Postmodern Paranoia Potpourri! Bid Budget Nunsploitation!
Ich bin gespannt :popcorn:
ugo-piazza hat geschrieben:Also: Anschnallen! Bizarre Cinema eröffnet die neue Saison mit zwei grandiosen C-Film-Spektakeln:

Sonntag, 6.10.2013, 14.30 Uhr: AUF DEM HIGHWAY SPIELT DIE POLIZEI VERRÜCKT
Originaltitel: Deadline Auto Theft / Gone in 60 Seconds: 2, USA 1983, Regie: H.B. Halicki, mit H.B. Halicki, Hoyt Axton, Marion Busia, Jerry Daugirda, George Cole, Lang Jeffries
Ein Film wie ein Porno – nur mit Autos: Es gibt kaum Handlung, es reibt sich nur immer wieder Blech an Blech, dazwischen sabbeln die Leute dummes Zeug … Eigentlich wollten wir den Car-Crash-Klassiker "Die Blechpiraten" ("Gone in 60 Seconds"; USA 1974) zeigen. Tun wir nicht, letztlich aber doch: Der Ersatzfilm stimmt zu 90 Prozent mit "Die Blechpiraten" überein: Regisseur, Star und Stuntman H.B. Halicki drehte 1982 einfach ein paar Szenen hinzu, fertig war der "neue" Film! Halicki spielt einen Autodieb, der nur versicherte Autos stiehlt. Als eines doch nicht versichert ist, geht der Ärger los – an dessen Ende eine irrwitzige, ca. 40-minütige Karambolagejagd steht, bei der 93 Autos geschrottet werden, 48 davon sind Polizeikarren.
Anmerkung 1: H.B. Halicki starb 1989 mit 48 Jahren bei einem Auto-Stunt.
Anmerkung 2: Das sogenannte Remake (USA 2000) mit Nicolas Cage und Angelina Jolie widersprach dem Geist des Originals, indem es den Karossen huldigte, anstatt sie zu zerstören.
Text und Einführung: Peter Clasen

Sonntag, 13.10.2013: HORROR EXPRESS
GB/ES 1972, Regie: Eugenio Martín, 88 Min., DF, mit Peter Cushing, Christopher Lee, Telly Savalas
Forscher entdecken zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Mandschurei einen Körper unbekannter Art. Die Wissenschaftler transportieren den Fund in der transsibirischen Eisenbahn Richtung Europa, doch während der Reise häufen sich unerklärliche Zwischenfälle. Alles deutet darauf hin, dass sich etwas Unheimliches und sehr, sehr Böses an Bord befindet. Regisseur Martín verbindet Gothic-Horror mit SciFi-Elementen und bedient sich typischer Zug-Film Dramaturgie. Ein absoluter Klassiker des europäischen Horrorkinos!
Text und Einführung: Jan Minck

20. und 27.10.: Keine Vorführung
Der Text zum Autoporno ist ebenso grandios wie diese Genre-Bezeichnung, aber "Horror Express" ist erst ein "C-Film" (stimmt nicht), dann ein "absoluter Klassiker des europäischen Horrorkinos" (stimmt) ...? :-?

Re: Bizarre Cinema in Hamburg

Verfasst: Mi 4. Sep 2013, 19:36
von speed freak
ugo-piazza hat geschrieben:Es geht wiederrr los!
sehr schön :thup:
welche 2 Festivals sind denn im Oktober ?

Re: Bizarre Cinema in Hamburg

Verfasst: Mi 9. Okt 2013, 00:00
von buxtebrawler
Das neue Programm:

Liebe Langzeitstudierende und Autodidakten des nicht kanonisierten Films,

das neue Semester hat begonnen und Bizarre Cinema bietet wieder eine Reihe von Seminare und Vorlesungen im Rahmen des Langzeitforschungsprojekts "Ästhetik und Ideologie im Kino der 70er- und 80er-Jahre". Eines der zentralen Themen des neuen Studienjahres sind die radikalen Wandlungen der klassischen Filmform, die sich im Hollywoodkino der 30er- bis 50er-Jahre herausgebildet hat und in den folgenden Dekaden einer grundlegenden Revision unterzogen wurde. Anhand von Robin Woods Aufsatz "The Incoherent Text" (enthalten in seinem Standardwerk "Hollywood from Vietnam to Reagan", Pflichtlektüre für alle!) wird in einer Reihe von Close Readings zentraler Werke der Frage nachgegangen, wie in einer Zeit erodierter gesellschaftlicher Werte neue Formen filmischen Erzählens entstanden, die von Ambivalenz, Offenheit, Negativität und Exzessivität geprägt waren. Der zentrale Begriff unserer Untersuchungen ist der der "Kohärenz" eines Werks: Wie wurden klassische Kategorien formaler Geschlossenheit (Spannungsbogen, Genreregeln, gewohnte Kameraperspektiven, psychologisch deutbare Figuren) subvertiert, variiert, negiert, und welche neuen Strategien zur Lesbarmachung auf den ersten Blick disparat erscheinender Elemente wurden entwickelt? Gibt es Kohärenz zweiter oder dritter Ordnung? Welche Rezeptionshaltungen haben sich beim Publikum der 70er- und 80er-Jahre herausgebildet? Welche Rolle in der Rekonfiguration der Filmsprache spielen Zooms, Reißschwenks, Cumshots? Schafft Zensur Kohärenz oder interpretatorische Leerstellen?

Bizarre Cinema – Deine Uni fürs Leben

3.11.2013, 14.30 Uhr: BLOW OUT
USA 1981, 107 Min., 35mm, OF, Regie: Brian De Palma, mit: John Travolta, Nancy Allen, John Lithgow, Dennis Franz
Die Geschichte des Tontechnikers Jack Terry, der mit seinem Richtmikrofon bei einer nächtlichen Aufnahmesession im Wald nicht nur Frösche und Eulen, sondern auch die akustischen Spuren eines Verbrechens aufzeichnet, zeigt De Palma auf der Höhe seiner Kunst. "Blow Out" markiert wie kein zweiter Film den Übergang von den 70ern in die 80er, er ist extrem sleazy und slick zugleich, ein Film der geradezu spürbaren Zersetzung auf allen Ebenen und eine Feier der Farben und Oberflächen, voller Melancholie und Zynismus, ein letztes Aufbäumen gegen allgegenwärtige Manipulation und zugleich selbst brutal manipulativ, vor allem im obszön rauschhaften Slasher-Finale. Ein Film der perfekten Balancen, in dem alles aus dem Lot geht. Travolta war sowieso nie besser.
Text und Einführung: Volker Hummel

10.11.2013, 14.30 Uhr: DAS GEISTERGESICHT DER ROTEN DSCHUNKE
HK/IND 1972, R: Sai King Yang, 85 Min., DF, mit Lang-Fung Chang, Lenin Marlina, Lingfeng Shangguan
Wer bei diesem Titel an Geisterschiffe, die sich träge durch wabernden Nebel schieben, denken muss, ist völlig auf dem Holzweg: Hier ist das Partyboot der Bizarre-Cinema-Crew unterwegs, Floating Bar und Sonnenschein inklusive! "Karaté á Bali", so der französische Titel, bringt es besser auf den Punkt: Kloppe unter Palmen! Eine indonesische Prinzessin sinnt auf Rache, nachdem ihr Vater von "Ghostly Face", eigentlich ein Held der Armen, brutal abgestochen wurde. In ihrem Rachefeldzug kommt sie einer Intrige böser Piraten auf die Schliche … In endlosen Kung-Fu-Duellen wird fleißig durch die Luft geflogen, jede Einstellung flasht mit Zoom-Effekten, und von der Tonspur dröhnt die Mucke bester Italowestern. Eastern-Fans frohlocken, denn die Finishing Moves der Kämpfe wurden äußerst blutig in Szene gesetzt. Leinen los!
Text und Einführung: Jochen Oppermann

Freitag, 15.11.2013: THE GREAT BIZARRE CINEMA BLAXPLOITATION EXTRAVAGANZA (Infos in Kürze)

17.11.2013: Keine Vorführung wegen Cinefest

24.11.2013, 14.30 Uhr: THE DEVILS (in Kooperation mit dem Cinefest)
GB 1971, Regie: Ken Russell, 110 Min., 35mm, DF, mit Oliver Reed, Vanessa Redgrave, Dudley Sutton
Historienepos, Horror, Camp, Big Budget Nunsploitation: Bizarre Cinema ist mit Ken Russells legendärem Katholizismus-Schocker zu Gast beim Cinefest! Machtpoker im Frankreich des 17. Jahrhunderts: Kardinal Richelieu versucht, seinen Einfluss auszuweiten, und stößt in der Stadt Loudun auf den Widerstand des Priesters Grandier. Beschuldigungen und Intrigen folgen, die Interessen verschiedenster Parteien vermischen sich in dem Konflikt. Ketzerei und Blasphemie, Inquisition und Folter, Exorzismen und Orgien, Russell zaubert all das in atemberaubende Sets von Derek Jarman. Der Film ist bis heute nicht in seiner ursprünglichen Fassung zu sehen, da er seinerzeit so viel Staub aufwirbelte, dass die britische Zensurbehörde BBFC sowie der Verleih Warner sich gezwungen sahen, "saubere" Arbeit zu leisten. Trotzdem gilt die Werbezeile von 1971 noch immer: "The Devils is not a film for everyone!"
Text und Einführung: Jan Minck

Re: Bizarre Cinema in Hamburg

Verfasst: Mi 9. Okt 2013, 02:50
von Onkel Joe
Schönes Programm :thup: .

Re: Bizarre Cinema in Hamburg

Verfasst: Mo 21. Okt 2013, 17:53
von speed freak
The Great Bizarre Cinema Blaxploitation



Extravaganza
In Sachen Materialfetischismus kann nur eine Gruppe Bizarre Cinema das Wasser reichen: die internationale Brother- and Sisterhood of Soul Fans. Wie der Teufel das Weihwasser und Bizarre Cinema die Pixel scheuen Soul-DJs jede Form digitaler Abspielmedien und beharren auf der kleinsten, reinsten Einheit komprimierter Ekstase: der 7-inch-Single. Na klar geht’s dabei um den Sound, den einzig wahren, postproduktionell nicht bereinigten, aber es geht auch um die Suche an sich, in Archiven, Plattenläden, Kellern, um geborgene Schätze, die nicht in Vitrinen und Tresoren versteckt, sondern auf Turntables zum Leben erweckt werden. An diesem Abend feiert Bizarre Cinema die Vermählung von 16mm und 7-inch mit einem Klassiker des Blaxploitation-Kinos, das wie kein anderes Genre den rohen Sound und den rauen Look der 70er-Jahre vereint. Across 110th Street ist Apotheose des Genres und Ausnahme zugleich: Untermalt vom fantastischen Score von Bobby Womack, dessen Titelsong Tarantino in Jackie Brown kongenial eingesetzt hat, erzählt der Film von drei Brüdern, die bei einem Überfall auf ein Wettbüro in Harlem 300.000 Dollar ergattern, zwei Cops erschießen und daraufhin zu Freiwild für Mafia, Polizei und lokale Gangs werden. Anders als die meisten Blaxploitation-Filme, die Aufstieg und Fall ihrer Pimp- und Gangsterfiguren mit einer Aura von Glamour oder Komik umgaben, ist Across 110th Street konsequent düster und hoffnungslos, es gibt kein Entkommen aus dem Ghetto. Gedreht wurde on location in Harlem, in Bars, Polizeistationen, Mietskasernen, Hinterhöfen, »a real vision of hell« (J. Hoberman). Einführen in den Film wird der britische Filmdozent Garrath Churm, der Seminare zur amerikanischen und englischen Filmgeschichte leitet und seit 40 Jahren eine treibende Kraft der Northern-Soul-Szene ist. Im Anschluss startet im Foyer des Metropolis eine Soul Party, bei der neben Churm auch sein Landsmann Franc Giacobbe und Lars Bulnheim 7-inch-Perlen auflegen.
15.11. 21.15 Filmvorführung Across 110th Street (USA 1972, R: Barry Shear, 16mm, OF), Einführung von Garrath Churm (auf Englisch) 23.30 Soul Party im Foyer, DJs: Garrath Churm, Franc Giacobbe (UK), Lars Bulnheim (HH)

Re: Bizarre Cinema in Hamburg

Verfasst: Do 7. Nov 2013, 00:32
von Santini
Im Dezember zwei Italo-Klassiker im Kino in Hamburg:

08.12.: "Die Klette"

[BBvideo 425,350][/BBvideo]

http://deliria-italiano.org/phpbb/poliz ... e%20Klette


15.12.: "Verflucht zum Töten" aka "Junge Mädchen zur Liebe gezwungen"

[BBvideo 425,350][/BBvideo]

http://deliria-italiano.org/phpbb/trash ... 0gezwungen

Re: Bizarre Cinema in Hamburg

Verfasst: Sa 9. Nov 2013, 20:12
von dr. freudstein
Liebe Sternsinger, Domspatzen und Gospelröhren,

lasst uns alle einstimmen:

Advent, Advent,
ein Lichtlein brennt,
erst eins: Nympho Nurses!
dann zwei: Viva Poliziotti!
dann drei: Rächende Nonnen!
dann vier: Narbenfresse!
und dann steht am 20.12. auch noch das Bizarre Cinema XXXmas Special vor der Tür: Oldschool-Horror! Mad Magicians! Slasher-Puppen! (Mehr Infos in Kürze)

1.12.2013, 14.30 Uhr: KRANKENSCHWESTERN-REPORT

BRD 1972 R: Walter Boos, 81 Min., DF, Mit Ingrid Steeger, Elisabeth Volkmann, Dorothea Rau
In den 70ern waren die Report-Filme ein einschlägiges Erfolgsrezept in westdeutschen Kinos. Angefangen mit "Schulmädchen-Report" wurde fortan ein pseudo-dokumentarischer und voyeuristischer Blick in diverse Biotope der BRD geworfen. 1972 wurde das Krankenhaus zum Ort der Beobachtung. Das extreme Frustpotenzial an diesem Arbeitsplatz kann, so der Film, nur durch allerlei sexuelle Betätigung ausgehalten werden. Es folgten bundesweite Proteste der Ärzte- und Schwesternverbände. Dabei gab es über 2000 Anzeigen gegen die Produktion und ein zeitweiliger Aufführungsstop wurde bewirkt. Schön, wie aus pseudorealen Absurditäten reale werden.
Text und Einführung: Thorsten Wagner

8.12.2013, 14.30 Uhr: DIE KLETTE
I 1969, R: Romolo Guerrieri, 103 Min., DF, mit Franco Nero, Florinda Bolkan, Adolfo Celi, Delia Boccardo
Der Polizeibeamte Stefano Belli (Franco Nero) soll dem englischen Fotomodell Sandy die Aufenthaltsgenehmigung entziehen und sie zurück nach London schicken, weil sie, nach Meinung des reichen Anwalts Fontana, seinen Sohn Mino finanziell ausnimmt. Dann geschieht ein Mord! Und welche Rolle spielt die äußerst attraktive Stiefmutter Vera Fontana (Florinda Bolkan)? Um das Gestrüpp der Lügen zu durchdringen und dem Täter auf die Spur zu kommen, muss sich Belli ziemlich unfeiner Methoden bedienen. Immer tiefer zieht es ihn in den Dschungel der italienischen Unterwelt der Via Veneto. Wie eine Klette hängt er sich den Verdächtigen an die Fersen ...
Text und Einführung: Torsten Cornils

15.12.2013, 14.30 Uhr: JUNGE MÄDCHEN ZUR LIEBE GEZWUNGEN

I 1978, R: Franco Prosperi, 86 Min., DF, mit Ray Lovelock, Florinda Bolkan
Drei Bankräuber finden Unterschlupf in einer am Strand gelegenen Villa, in der fünf Schülerinnen eines Klosterinternats mit ihrer Lehrerin die Ferien verbringen. Schon bald eskaliert die Gewalt und die sadistisch veranlagten Männer machen sich über die Mädchen und die Nonne her, die fortan primitive Erniedrigungen und rohe Gewalt über sich ergehen lassen müssen. Nervenaufreibender Rape'n'Revenge-Klassiker aus Italien, der mit einer sich stetig steigernden Gewaltspirale und einer beklemmenden Atmosphäre aufwartet. Dazu mit einem Ray Lovelock in Höchstform und einem tollen Soundtrack von Roberto Pregadio!
Text und Einführung: Mike Schimana

22.12.2013, 14.30 Uhr: ZOFF

D 1971, R: Eberhard Pieper, 86 Min., mit Giulia Follina, Jürgen Prochnow
Ein Film im typisch ungeschminkten 70er-Jahre-Stil, frei von Sentimentaliät und Prüderie, mehr Emotionen als Sensationen, mit einigen der bekanntesten deutschen Schauspielern, darunter Jürgen Prochnow in seiner ersten Kinorolle.
Text und Einführung: Lillian Robinson

Und wenn die fünfte Kerze brennt,
hast du Bizarre Cinema verpennt!