Aber hallo! Allein schon wegen der kongenialen Vertonung dieser australischen Hartrock-Kapelle Äsidisi!buxtebrawler hat geschrieben:Die schlechteste King-Verfilmung überhaupt, „Rhea M“ ist eine Offenbarung dagegen!
bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Moderator: jogiwan
- Vinz Clortho
- Beiträge: 1486
- Registriert: Mi 25. Mai 2011, 21:27
- Wohnort: NRW
Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Noch Sand und schon warm drauf.
Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
schlimmer als "Dreamcatcher"???
it´s fun to stay at the YMCA!!!
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
» Es gibt 1 weitere(n) Treffer aus dem Hardcore-Bereich (Weitere Informationen)
- Vinz Clortho
- Beiträge: 1486
- Registriert: Mi 25. Mai 2011, 21:27
- Wohnort: NRW
Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
alberner als "Night Flyer"???
Noch Sand und schon warm drauf.
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40654
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
jogiwan hat geschrieben:schlimmer als "Dreamcatcher"???
Sind beide jeweils doppelt so gut wie dieser Mist.Vinz Clortho hat geschrieben:alberner als "Night Flyer"???
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40654
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Dagon
Beware of the fishpeoplePaul und Barbara machen mit einem befreundeten Pärchen vor der spanischen Küste Urlaub auf einem Segelboot, als plötzlich ein Sturm aufzieht und das Boot auf ein Riff wirft. Wegen einer schweren Verletzung fahren Paul und Barbara in das naheliegende Fischerdörfchen Imboca, das recht ausgestorben daherkommt. Nachdem Paul von einer Bootsrettung ohne Spur von den Freunden zurückkehrt, ist Barbara verschwunden. Für den jungen Mann beginnt ein Alptraum, denn die Bewohner der Stadt, allesamt grauenhafte Mutationen zwischen Fisch, Krake und Mensch haben es auf ihn abgesehen und so gerät er an den finsteren Kult, der dem Fischgott Dagon huldigt...
US-Regisseur Stuart Gordon hat mit „Re-Animator“ und „From Beyond“ aus den glorreichen 1980ern zwei vorzügliche H.P.-Lovecraft-Verfilmungen vorzuweisen. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an „Dagon“, einem weiteren Spielfilm nach Motiven Lovecrafts aus dem Jahre 2001, diesmal entstanden in spanischer Produktion.
Nun habe ich Lovecraft bis jetzt nie gelesen, doch bringe ich den US-amerikanischen Autoren mit abgefahrenem Mutationshorror, der immer gut für einen splatterigen Streifen ist, in Verbindung. Damit liege ich auch hier goldrichtig, denn „Dagon“ handelt von mutierten Fischmenschen, die abgeschnitten von der Zivilisation passenderweise ein Fischerdorf besiedeln und ein krakenartiges Monstrum als Gott verehren. Für diesen benötigen sie regelmäßig Menschenopfer, außerdem haben sie ein etwas eigenwilliges Modeverständnis dahingehend, sich aus menschlicher Gesichtshaut Masken zu fertigen. Als eine Gruppe junger Menschen Schiffbruch erleidet und in eben jenem Dörfchen landet, nimmt das Unheil seinen Lauf – für beide Seiten.
Klingt nicht schlecht und ist es eigentlich auch nicht. Leider erweist sich das Drehbuch jedoch als etwas einfallslos, als es die Verfolgung der männlichen Hauptrolle Paul (Ezra Godden) im Mittelteil schier endlos in die Länge zieht, indem es sich die Verfolger reichlich dämlich anstellen lässt. Ebenso dämlich wirkt Paul, der als ein ziemlicher Trottel dargestellt wird, was zu einem gewissen komödiantischen Aspekt des Films führt – womit ich mich naturgemäß schwer tue. Zudem scheint mir der Humor nicht immer ganz freiwilliger Natur zu sein, wenn z.B. Komparsen in ihren Fischfressenmasken zu Dutzenden, äh… „umherwabern“ und seltsame Laute von sich geben. Zugegeben, das Dorf sieht wirklich so aus, als würde es dort riechen wie nach drei Wochen mangelnder Intimhygiene, doch ansonsten wirkt die Atmosphäre oft künstlich, da anscheinend nicht selten der Computer zum Einsatz kam. Das macht es ihr nicht ganz leicht, immer so zu funktionieren, wie es offensichtlich angedacht war. Gleiches gilt für die Effekte, wobei ich die guten alten handgemachten Schweinereien davon ausdrücklich ausnehmen will, die glücklicherweise auch vorkommen und in einer superkrassen Gesichtshäutung bei lebendigem Leibe ihren verstörenden Höhepunkt finden.
Spätestens im Finale bekommt der Film zudem eine deutliche Fantasy-Schlagseite und eine verwandtschaftliche Beziehung zwischen einer heißen Flossen- bzw. Tentakelträgerin und unserem „Helden“ herbeizukonstruieren, kommt so ein bisschen von hinten durch die Brust ins Auge (ich mag diese Formulierung).
Fazit: Durchaus unterhaltsamer, stellenweise harter, stellenweise leider auch alberner Lovecraft-Horror, der unter einigen typischen Schwächen des modernen Genrefilms leidet. Und wo war eigentlich Jeffrey Combs?
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40654
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Torrente 2 - Mission Marbella
Nachdem der Vorgänger „Torrente – Der dumme Arm des Gesetzes“ Ende der 1990er anscheinend ein recht großer Erfolg war, durfte Hauptdarsteller und Regisseur Santiago Segura noch einmal ran und veröffentlichte mit „Torrente 2 - Mission Marbella“ 2001 eine Fortsetzung. Nachdem der Ex-Bulle und Oberunsympath José Luis Torrente sein im ersten Teil, ähm… „erarbeitetes“ Vermögen verpulvert hat, schart er erneut eine Bande Versager um sich und gründet eine Privatdetektei. Mit seiner trotteligen, aber von sich selbst überzeugten Art gerät er zwischen die Fronten zweier Superverbrecher, die die Insel Marbella mit Raketen bedrohen…Aus dem Polizeidienst entlassen, strebt der mit begrenzten Arbeitseifer, doch keinerlei Skrupel gesegnete Torrente eine Karriere als Privatdetektiv im Seebad Marbella an. Dort tut sich justament Unerhörtes: Eine Gangstertruppe unter Führung des Superbösewichts Spinelli droht mit Kriegswaffenanschlägen, falls ihre finanziellen Forderungen nicht erhört werden. Zum Glück hat der ahnungslose Torrente, durch Zufall in Besitz von Spinellis Raketen-Mikrochip gelangt, nur die Besten um sich geschart, als es wieder einmal gilt, das Land zu retten. (Quelle: VideoMarkt)
Verglichen mit dem fulminanten ersten Teil wird hier sehr viel dicker aufgetragen. Offensichtlich stand ein wesentlich höheres Budget zur Verfügung, das man beispielsweise in einigen materialkostenintensiven Stunts verfeuert. Anscheinend wollte man eine Parodie auf klassische James-Bond-Filme mit ihren selbstverliebten Superverbrechern etc. schaffen, während man sich zuvor noch mit typischen Polizeifilm-Klischees begnügte. Das geht leider etwas zu Ungunsten des ursprünglichen Charmes des frechen Vorgängers. Viele der hochgradig politisch unkorrekten Gags, die die armselige Gestalt Torrentes und damit erzreaktionäre Spanier, die für sich Integrität und moralische Überlegenheit beanspruchen, unter diesem Deckmantel aber lediglich asoziale Rassisten sind, karikieren sollen, lassen das hintergründige Augenzwinkern vermissen und wirken einfach nur noch vulgär. Die Charakterisierung Torrentes erfolgt mit dem Holzhammer, wenn man ihn sich zum faschistischen Diktatoren Franco bekennen lässt. Nebenrollen übertreiben es mit dem Schauspiel („Overacting“) teilweise bis an die Grenze zum Nervigen. Das große Finale tendiert eher in Richtung hanebüchenen Trashs denn satirischen Slapsticks, was aber auch nur mein persönlicher Eindruck sein mag, da ich den zu parodierenden Filmen nicht sonderlich viel abgewinnen kann und das Thema für mich mit den „Austin Powers“-Filmen eigentlich bereits totgeritten wurde.
Soweit meine Kritikpunkte. Auf der anderen Seite zündet die rabenschwarze Situationskomik nach wie vor, ist Torrente immer noch die Definition eines Ekelpakets und die allgemeine Gagdichte hoch sowie auch verbal eben vom derbsten, so dass man sich noch immer zeitweise die Ohren reibt, ob man sich nicht gerade verhört hat. Insofern macht auch „Torrente 2“ immer noch viel Spaß, wenn auch ohne den Schuss Genialität, der Teil 1 zu so etwas Besonderem gemacht hat.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40654
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
The Visitors
Im hierzulande relativ unbekannten schwedischen Horrorfilm „The Visitors“ aus dem Jahre 1988, dem Regiedebüt von Jack Ersgard („Dangerous Move“), bezieht ein Ehepaar (Kjell Bergqvist und Lena Endre) mit zwei Kindern unwissend ein „Haunted House“ auf dem Lande, das einige seltsame Phänomene bereithält. Anscheinend gibt es einen unliebsamen, dämonischen Mitbewohner auf dem Dachboden…Das Ehepaar Frank und Sara zieht mit seinen beiden Kindern in ein Landhaus, weil Frank einen neuen Job angenommen hat. Schon kurz nach ihrem Einzug passieren merkwürdige Dinge: Die frisch angeklebten Tapeten im Kinderzimmer fallen einfach von den Wänden; seltsame Geräusche kommen vom Dachboden, wo Frank schließlich eine verborgene Tür entdeckt. Nachdem er sich nicht mehr weiter zu helfen weiß und auch seine Frau bereits die Flucht ergriffen hat, wendet er sich an den Geisterjäger Allan, der sofort Feuer und Flamme ist. Gemeinsam beginnen sie mit einem Experiment, bei dem Allan umkommt. Frank versucht nun, alleine herauszufinden was sich hinter der Tür auf dem Dachboden befindet und wie man dem Spuk beikommen kann...
Das klingt nach guter alter Standardkost, ist es aber nicht ganz. Zunächst einmal handelt es sich um einen skandinavischen Genrefilm, derer mir aus den 1980ern nicht viele bekannt sind. Zudem zickt sich das Ehepaar permanent gegenseitig an, „Das Böse“ dringt diesmal also nicht in eine heile Welt, eine Familienidylle ein, dort lag schon vorher einiges im Argen. Ehemann Frank gerät sogar noch mit dem Postboten aneinander und dass er es nicht auf die Reihe kriegt, einen Briefkasten anzubringen, wird zu einer Art „Running Gag“ des Films. Inwieweit das freiwilliger Natur ist, weiß ich nicht genau, eher unfreiwillig erscheinen mir in jedem Fall die komischen Momente, wenn Frank bedingt durch den wahnwitzigen Apparats des Geisterjägers Allan durch die Luft geschleudert wird oder er sich am Auto seiner fliehenden Frau entlanghangelt. Jener Geisterjäger, der aussieht wie ein jüngerer Horst Schlämmer, sorgt aber auch für einen bewusst komödiantisch und tatsächlich irrsinnig komischen, längeren Dialog im Mittelteil. Spätestens ab diesem Punkt ist klar, dass es „The Visitors“ nicht um die Erzeugung einer dichten Gruselatmosphäre, sondern eher um lockerere Unterhaltungswerte geht. Umso überraschender und effektiver fällt dann das letzte Drittel des Films aus, das den Psychoterror, das spürbare Gefühl der Bedrohung, auf die Spitze treibt. Blutig wird es dabei übrigens nie, es stirbt auch kaum jemand. Dafür wird die Spannung, die Angst vor dem Unbekannten, gesteigert, bis… ja, bis man den Dämonen einmal kurz zu Gesicht bekommt. Aber das war’s dann auch schon – woher er kam, was er dort zu suchen hatte, wer er überhaupt war? Wird nicht geklärt. Das ist etwas schade, wirkt die ganze Chose dadurch doch etwas plump.
Dennoch hat es „The Visitors“ geschafft, über die gesamte Laufzeit ohne einen Anflug von Langeweile zu unterhalten – wenn auch nicht immer mit Genrecharakteristika – und nicht zuletzt mit seinem 80er-Charme zu punkten. Mir jedenfalls hat der Film so wie er ist überraschend gut gefallen und wer auf der Suche nach europäischer Genrekost der glorreichen 1980er ist, sollte „The Visitors“ vielleicht einmal freundlich zu sich hereinbitten.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40654
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
The Rite – Das Ritual
(Achtung: Enthält massive Spoiler!)Um nicht die Familientradition seines Vaters (Rutger Hauer) als Leichenbestatter fortführen zu müssen, beschließt Michael Kovak (Colin O'Donoghue), Theologie zu studieren. Doch auch nach vier Jahren Studium fällt es ihm schwer, sich für die Priesterweihe zu entscheiden, weshalb er Pater Matthew (Toby Jones) seine Absage mitteilt. Doch dieser gibt sich damit nicht zufrieden, sondern schickt Michael für zwei Monate nach Rom, wo er im Vatikan an einer Schulung über den Exorzismus teilnehmen soll. Dort angekommen, fühlt sich Michael in seiner Skepsis bestätigt, denn aus seiner Sicht werden hier normale psychische Krankheiten zu Teufelsbesessenheit hochstilisiert. Sein Ausbilder, Pater Xavier (Ciarán Hinds), schickt ihn deshalb zu Pater Lucas (Anthony Hopkins), einem erfahrenen Exorzisten, um diesen bei seiner Tätigkeit zu beobachten. Doch dessen Behandlung der 16jährigen hochschwangeren Rosaria (Marta Gastini), die offensichtlich von ihrem Vater missbraucht wurde, auf die Austreibung eines Dämons, hält Michael für falsch, da diese dringend in ärztliche Obhut gehört. Von dieser Meinung will er auch nicht ablassen, als aus ihr eine fremdartige Stimme in seiner Sprache Dinge benennt, die nur er wissen kann...
Ich mag Okkult-Horror. Früher wurde es einem auch recht einfach gemacht: Man nahm den religiösen Unfug vorzugsweise der katholischen Kirche zum Anlass für einen schönen Horrorreißer, beispielsweise „Der Exorzist“, der viel Raum für vulgäre und blasphemische Eruptionen sowie reichlich Ekeliges und Schockierendes bot, versetzte das Publikum damit in Angst und Schrecken und geeichte Genre-Liebhaber in Verzückung, während kirchliche Institutionen Zeter und Mordio ob der aus ihrer Sicht geschmacksverirrten Ausschlachtung ihrer Heiligtümer zu Unterhaltungszwecken schrien.
In eine etwas andere Kerbe schlägt hingegen „The Rite“ des schwedischen Regisseurs Mikael Håfström („Zimmer 1408“), eine auf einem angeblich autobiographischen Roman basierende US-Produktion aus dem Jahre 2011 mit Anthony Hopkins („Der Elefantenmensch“, „Das Schweigen der Lämmer“) und Colin O'Donoghue (bisher diverse TV-Serien) in den Hauptrollen. Michael Kovak (O'Donoghue), durch die Einbalsamierung seiner eigenen, früh verstorbenen Mutter traumatisierter Sprössling einer Leichenbestattersippe, entschließt sich zu einem Theologiestudium, möchte aufgrund seiner Zweifel aber nicht das Priesteramt bekleiden und entscheidet sich dagegen. Man lässt aber nicht locker und überredet ihn zu einer Reise in den Vatikan, um an einer Exorzismus-Schulung teilzunehmen. Immer noch zweifelnd macht man ihn mit Pater Lucas (Hopkins) bekannt, der ihm anhand eines von seinem eigenen Vater schwangeren 16-jährigen Mädchens einen echten Fall dämonischer Besessenheit zeigt und ihn an der versuchten Teufelsaustreibung teilhaben lässt. Auch das hilft nicht, Michaels Skepsis zu überwinden, doch nach dem Tod der Besessenen schlüpft der Dämon in Pater Lucas und überzeugt Michael von seiner Existenz.
Über weite Strecken liest bzw. sieht sich „The Rite“ fast wie ein Werbefilm für die rückwärtsgewandte katholische Kirche, als wolle man um Verständnis für ihre extrem fragwürdige Methoden der vermeintlichen Teufelsaustreibung werben. Die katholischen Amtsinhaber sind allesamt nette Typen, vielleicht auch mal etwas forsch und verschroben wie Pater Lucas – dieser wiederum ist aber fast so etwas wie Seelsorger, Psychologe und Mediziner in einem innerhalb seines kleinen Dorfs. Man gibt sich weltoffen, eloquent und nachsichtig im Umgang mit Skeptikern; kritische Töne werden lediglich durch Michael laut, der die Notwendigkeit von Exorzismen anzweifelt. Was man von diesen zu sehen bekommt, hat dann auch nicht viel mit hammerharter Psychofolter oder Misshandlungen zu tun, sondern gibt sich zunächst betont unspektakulär.
Statt ausufernden Horrors bekommt man die Protagonisten charakterisiert und recht stimmige Bilder voll herbstlicher Melancholie präsentiert, sozusagen ein Abbild des seelischen Zustands Michaels. Generell hat man eher das Gefühl, sich in einem religiösen Mystery-Drama denn in einem Horrorfilm zu befinden. Durch die überzeugenden schauspielerischen Leistungen, das Charisma Hopkins und die ästhetische Ausleuchtung und Kameraarbeit hat das sogar richtiggehend Stil, der darüber hinwegsehen lässt, dass die Spannung eher auf der Strecke bleibt.
Irgendwann besinnt sich „The Rite“ dann aber doch stärker auf seinen Horroranteil – insbesondere, wenn der Dämon von Pater Lucas Besitz ergreift und mit Michael kommuniziert. Es macht mir als Genrefreund einerseits Freude, Hopkins in solch einer Rolle zu sehen, andererseits ist das aber schon verstärkt das Standard-Exorzisten-Horror-Programm, das abgespult wird, nur eben – wie auch bereits zuvor in Bezug auf die Verrenkungen etc. des besessenen Mädchens – ein paar Stufen abgeschwächter, weniger schockierend, kaum tabubrechend. Und letztlich vorhersehbar: Michaels wiedererlangter Glaube hilft ihm, den Dämon zu besiegen und Pater Lucas zu retten. Symbolisch richtet er das Kreuz in seiner Hand wieder auf, das er ebenso symbolisch als wütendes, um seine Mutter trauerndes Kind zerdrückte.
Das ist mir entschieden zu viel Kitsch und zu wenig „Churchploitation“, um mich wirklich begeistern zu können. Aber auch aus dem Versuch einer objektiven Perspektive heraus ist „The Rite“ mit seinen halbherzigen Horroranteilen in einem religiösen Drama weder Fisch noch Fleisch. Aus dem Versuch, es allen Recht zu machen, könnte die Vergrätzung breiter Teile des Publikums werden, während nur noch fanatische Hardliner applaudieren und sich bestätigt fühlen. Es mag sein, dass ich damit etwas übertreibe, aber so kurz nach meiner Sichtung ist das ungute Gefühl, das ich irgendwann verspürt habe, noch zu präsent, als dass ich es ignorieren und die technisch wie atmosphärisch gelungenen Aspekte des Films hervorheben könnte.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40654
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Hab jetzt übrigens auch alle deutsch synchronisierten der alten Twilight Zone (Unwahrscheinliche Geschichten) durch. Puh, das waren 'ne ganze Menge, aber es hat verdammt viel Spaß gemacht. Schön, einige bekannte Schauspieler dort zu entdecken wie Peter Falk, Lee van Cleef, Jack Klugman (Quincy), Donald Pleasence, Martin Landau, William Shatner...
Klar, viele Folgen waren in ihrem comichaft-moralischen Stil vorhersehbar, einige Themen haben sich stark wiederholt, bei einigen Episoden aber kam einem die Handlung von erst später entstandenen Filmen bekannt vor - Inspirationsquelle Twilight Zone?
Charme hatten sie aber alle, 50er/60er Mystery/Sci-Fi bis sogar Horror. Klasse!
'ne Musik-DVD gab's auch mal wieder, nämlich D.R.I. - Live at the Ritz. Ein kompletter 1987er Gig der Thrash/HC-Punk-Crossover-Kings, authentischster Stoff inkl. kultiger Videoclips im Bonusmaterial - großartig und total geil 80er!
Klar, viele Folgen waren in ihrem comichaft-moralischen Stil vorhersehbar, einige Themen haben sich stark wiederholt, bei einigen Episoden aber kam einem die Handlung von erst später entstandenen Filmen bekannt vor - Inspirationsquelle Twilight Zone?
Charme hatten sie aber alle, 50er/60er Mystery/Sci-Fi bis sogar Horror. Klasse!
'ne Musik-DVD gab's auch mal wieder, nämlich D.R.I. - Live at the Ritz. Ein kompletter 1987er Gig der Thrash/HC-Punk-Crossover-Kings, authentischster Stoff inkl. kultiger Videoclips im Bonusmaterial - großartig und total geil 80er!
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- buxtebrawler
- Forum Admin
- Beiträge: 40654
- Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
- Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
- Kontaktdaten:
Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Inner Senses – Im Schattenreich der Geister
(Warnung vor dem Spoiler!)Erscheinungen von Geistern machen der jungen Yam das Leben zur Hölle. Am Rande des Nervenzusammenbruchs wendet sie sich an den Psychiater Jim, der davon überzeugt ist, dass Yam sich alles nur einbildet. Als sich Yam in Jim verliebt und dadurch geheilt wird, ist er es jedoch plötzlich selbst, der seltsame Erscheinungen hat: Eine ehemalige Freundin, die einst aus Liebeskummer Selbstmord begangen hatte, scheint ihn zu verfolgen...
„Inner Senses“, Hongkong 2002, Regie Law Chi-Leung – ein weiterer Asia-Grusler, der auf der Welle von „Ringu“ und „Ju-On“ mitschwimmen will? Zum Teil sicherlich, aber „Inner Senses“ ist weitaus mehr.
Er beginnt relativ konventionell mit einer jungen Frau, Yan (Kar Yan Lam), die sich in ihrer neuen Wohnung von den Geistern der verstorbenen Vormieter verfolgt sieht und einem rational denkenden Psychiater, Jim Law (Leslie Cheung), der Seminare über die psychischen Ursachen vermeintlich übersinnlicher Erscheinungen hält und sich schließlich Yans Fall annimmt. Dieser geht einher mit einigen gutgemachten Schockeffekten, die zwar nichts wirklich Neues bieten, ihre Wirkung aber keinesfalls verfehlen. Sind also tatsächlich Geister hinter der armen Yan her und muss sich auch Jim davon überzeugen lassen? Pustekuchen!
Es stellt sich heraus, dass das alles Hirngespinste Yans waren, die Jim, nachdem er sich durch Yans Tagebücher und damit ihre Vergangenheit gearbeitet hat sowie Unterredungen mit ihrem Vermieter und ihrem Nachbarn abhielt, erfolgreich therapieren konnte. Und damit nicht genug – die beiden verlieben sich ineinander und leben fortan zusammen. Doch plötzlich beginnt Jim zu Schlafwandeln und sieht sich seinerseits vom Geist seiner Jugendliebe verfolgt, die vor etlichen Jahren Selbstmord beging.
Diese Wendung im Geschehen kommt überraschend. Ebenso überraschend stellt sich heraus, dass die Rückblenden, die man während Jims Forschen in Yans Vergangenheit zu sehen bekam, keinesfalls die schwierige Jugend Yans skizzieren, sondern Jims Erinnerungen an seine Jugendliebe sind. Durch die Auseinandersetzung mit Yans Vergangenheit und dem Aufbau einer Liebesbeziehung zu ihr wird Jim also mit seinen eigenen unverarbeiteten Traumata konfrontiert, die ihn in den Wahnsinn zu treiben drohen. Ab hier lässt es der Film geschickter Weise offen, inwieweit es sich um physische Manifestationen oder um ebenfalls rein in der Psyche Jims – und der Yans, ausgelöst durch die enge emotionale Verbundenheit mit Jim? – stattfindende Trugbilder handelt. Jene Erscheinungen jedenfalls beginnen im bekannten „Ringu“-Stil verdammt unheimlich, werden im Finale aber so inflationär gebraucht, dass der Horror sich bald abnutzt – ein beabsichtigter Kniff, denn der latent stets vorhandene Liebesdrama-Anteil von „Inner Senses“ schiebt sich nun in den Vordergrund und lässt Jim, dem Selbstmord nahe, endlich seine Schuldgefühle gegenüber seiner Jugendliebe verarbeiten, dargestellt in Form von Kommunikation mit der Geistererscheinung und schließlich sogar der Versöhnung mit selbiger! Was jetzt total kitschig und daneben klingt, wurde aber so gefühlvoll und emotional intensiv umgesetzt, dabei den morbiden Charme nicht nur nicht außer Acht lassend, sondern geradezu bedienend, dass ich wahrlich Tränen in den Augen hatte – meine Güte, was für eine irrsinnige Gänsehaut wurde da erzeugt?!
Somit wurde letztendlich alles gut – für Jim und seine Beziehung zu Yan durch die Konfrontation mit seinen inneren Dämonen, seinen Leichen im Keller, und für den Zuschauer durch die direkte Konfrontation mit der Schauergestalt, die ihr am Ende allen Schrecken nahm und stattdessen Verständnis und Mitleid fühlen ließ.
Doch mit der äußerst gelungenen und ebenso geheimnisumwittert wie spannend dargereichten Geschichte, die übrigens diesmal durchaus angenehm durch ein paar wenige sympathisch-amüsante Einschübe in Bezug auf Yans grantigen Nachbarn aufgelockert wird und ich hier nur stark abstrahiert wiedergegeben habe, ist es nicht getan. Die schauspielerischen Leistungen, insbesondere Leslie Cheungs, sind hervorragend. Der Mann spult eine wahnsinnige Bandbreite menschlicher Gefühlsregungen ab und bleibt dabei stets glaubwürdig und nachvollziehbar. Kar Yan Lam spielt ihre Rolle ebenfalls sehr gut. Was ihrer Figur an Emotionsreichtum fehlt, macht sie mit ihrem attraktiven Äußeren wett und – und das ist das Wichtigste – schafft es spielend, männliche Beschützerinstinkte zu provozieren. Kein Nebendarsteller ist mir negativ aufgefallen. Die ausgeprägte psychologische Ebene des Films wird auf intelligente Weise direkt thematisiert, pseudowissenschaftlichen Humbug gibt es keinen. Kameraarbeit, akustische Untermalung, Tricktechniken – alles wurde nahezu makellos aufeinander abgestimmt. Mit seiner Melange aus konventionellem Asia-Geister-Grusel und einer ans Herz gehenden, dramatischen Romanze hat „Inner Senses“ anscheinend genau meinen Nerv getroffen. „Inner Senses“ weckt Verständnis für verzweifelte junge Frauen und traumatisierte Menschen im Allgemeinen, schenkt Hoffnung, erschreckt mit Geistern und nimmt ihnen gleichzeitig den Schrecken – um letztendlich ein Plädoyer für die Liebe auszusprechen. Ich glaube, dieser Film ist etwas ganz Besonderes.
Seine 8/10 Punkte hat er sich damit redlich verdient.
P.S.: Wie unendlich tragisch ist es da, dass sich kurze Zeit später Hauptdarsteller Leslie Cheung tatsächlich durch einen Sturz aus einem Hochhaus das Leben genommen hat… Möge er in Frieden ruhen.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!