Stranger Things [Web-Serie] - Matt & Ross Duffer (2016 - )
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Re: Stranger Things [TV-Serie] - Matt & Ross Duffer (2016 - )
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Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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Re: Stranger Things [TV-Serie] - Matt & Ross Duffer (2016 - )
20-25 Euro. Eleven dürfte aber schwierig werden zu dem Preis, da wirst du wahrscheinlich das Doppelte los. Gibt aber auch eine zweite Variante aus der unsäglichen Episode die du so gerne magst. Die Figuren von McFarlane entsprechen im Größenverhältnis den hauseigenen Spawn oder Movie Maniacs Figuren. Da es sich um schmächtige Kids handelt, wirken sie nur etwas zierlicher. Müssten ungefähr den MotU Figuren entsprechen. Sind auch schön detailliert, aber Vorsicht, es gibt auch welche von Funko, die wesentlich kleiner sind, und auch vom Style eher den alten Star Wars Figuren entsprechen (Retro Style halt). Der Demogorgon ist größer und etwas teurer, weiß aber nicht mehr was der gekostet hat (liegen schon ewig hier), die hier Abgebildeten hab ich zur ersten Staffel gekauft, mittlerweile gibt es auch noch weitere.buxtebrawler hat geschrieben:@supervillschi: Wie viel kosten die Figuren?
purgatorio hat geschrieben:geöffnet
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Re: Stranger Things [TV-Serie] - Matt & Ross Duffer (2016 - )
Danke für die Infos, aber da greife ich nicht zu. Ist ein netter Retro-Spaß, aber mir das Geld letztlich nicht wert.supervillain hat geschrieben:20-25 Euro. Eleven dürfte aber schwierig werden zu dem Preis, da wirst du wahrscheinlich das Doppelte los. Gibt aber auch eine zweite Variante aus der unsäglichen Episode die du so gerne magst. Die Figuren von McFarlane entsprechen im Größenverhältnis den hauseigenen Spawn oder Movie Maniacs Figuren. Da es sich um schmächtige Kids handelt, wirken sie nur etwas zierlicher. Müssten ungefähr den MotU Figuren entsprechen. Sind auch schön detailliert, aber Vorsicht, es gibt auch welche von Funko, die wesentlich kleiner sind, und auch vom Style eher den alten Star Wars Figuren entsprechen (Retro Style halt). Der Demogorgon ist größer und etwas teurer, weiß aber nicht mehr was der gekostet hat (liegen schon ewig hier), die hier Abgebildeten hab ich zur ersten Staffel gekauft, mittlerweile gibt es auch noch weitere.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Stranger Things [TV-Serie] - Matt & Ross Duffer (2016 - )
Kann ich verstehen, unbedingt benötigt hätte ich die wohl auch nicht. Die Freundin sagte hui, schau mal, der Demogorgon, und schon hatte sie ihn eingepackt. Ich dann, auspacken und aufstellen nur mit den Kids. Bei mir also auch nur soweit, wie es in dem kleinen Rahmen als Dekoration Sinn macht, richtig sammeln würde ich die nicht. Außerhalb meines freakigen Archivs, will ich sowas eigentlich auch nicht mehr stehen haben. So passt es mir aber jetzt, sind schon nice.
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Re: Stranger Things [TV-Serie] - Matt & Ross Duffer (2016 - )
The ‘80s are back and here to stay
„Jetzt fangt nicht an zu heulen, Nerds!“
An meinem Geburtstag 2016 bekam ich ohne es zu wissen ein ganz besonderes Geschenk: Der US-Video-on-Demand-Streaming-Dienst Netflix erweiterte sein Angebot um eine weitere Eigenproduktion, die erste Staffel der '80er-Mystery/Science-Fiction/Horror/Coming-of-Age-Hommage „Stranger Things“. Eine zweite Staffel folgte am 27.10.2017 rechtzeitig zu Halloween, Staffel 3 sollte ab dem 04.07.2019 den Sommer versüßen und die als Finale angekündigte Staffel 4 wird voraussichtlich ab Januar 2020 gedreht werden.
„Das ist nicht Dungeons & Dragons, das ist das echte Leben!“
Alldem vorausgegangen war jedoch ein aufreibendes und enttäuschend verlaufendes Klinkenputzen der Zwillingsbrüder Matt und Ross Duffer, den kreativen Köpfen hinter der Serie, die zuvor mit zwei Kurzfilmen, dem Horrorfilm „Hidden - Die Angst holt dich ein“ und dem Drehbuch für einige Episoden der Mystery-Krimiserie „Wayward Pines“ auf sich aufmerksam gemacht hatten. Von sage und schreibe 18 Fernsehanstalten hagelte es Absagen, als die Duffers mit ihrem auf der „Montauk-Projekt“-Verschwörungstheorie basierenden Konzept vorstellig wurden. Erst Netflix erkannte das Potential, ließ die Duffer-Brüder die Serie produzieren und landete damit einen seiner größten Hits. Regie und Autorschaft teilten sich die Duffers mit diversen Kolleginnen und Kollegen wie Shawn Levy („Nachts im Museum“), Andrew Stanton („Findet Nemo“), Rebecca Thomas („Electrick Children“) und Uta Briesewitz („Jane the Virgin“) bzw. Jessica Mecklenburg, Justin Doble, Alison Tatlock und Jessie Nickson-Lopez. Was die Konkurrenz anscheinend nicht erkannt hatte: Eine große cineastische ‘80er-Retrokult-Welle rollte an, die sich in Filmen wie „Kung Fury“ und „Turbo Kid“ ab Mitte des Jahrzehnts ausdrückte und mit „Stranger Things“ schließlich ihren Höhepunkt erreichte. Die Serie startete also zum bestmöglichen Zeitpunkt.
„Ich hab‘ noch nie ein tätowiertes Kind gesehen...“
In der fiktionalen Kleinstadt Hawkins im US-Bundesstaat Indiana verschwindet der zwölfjährige Will Byers (Noah Schnapp, „Bridge of Spies – Der Unterhändler“) spurlos, nachdem er von einem Rollenspielabend mit seinen besten Freunden Mike Wheeler (Finn Wolfhard, „Es“-Neuverfilmung), Lucas Sinclair (Caleb McLaughlin, „Shades of Blue“) und Dustin Henderson (Gaten Matarazzo) nach Hause radeln wollte. Seine alleinerziehende Mutter Joyce (Winona Ryder, „Beetlejuice“) droht darüber den Verstand zu verlieren, wird jedoch von ihrem älteren Sohn Jonathan (Charlie Heaton, „Shut In“) unterstützt. Außerdem scheint irgendetwas mit ihr über Kanäle wie die Telefonleitung oder eine Lichterkette in Kommunikation zu treten. Empfängt sie Signale von Will, der, wie sich herausstellen wird, durch ein als Kollateralschaden von geheimen Regierungsexperimenten geöffnetes Dimensionstor im Upside-Down, einer düsteren, von gefährlichen Kreaturen wie dem Demogorgon (Mark Steger, „Mr. Jones - Wenn du ihn siehst... lauf!“) bewohnten Parallelwelt und Negation Hawkins‘, gestrandet ist und dort um sein Überleben kämpft? Als seine Freunde den Wald nach ihm durchkämmen, stoßen sie auf ein wortkarges, verstörtes Mädchen mit raspelkurzem Haar, das die Tätowierung „011“ auf dem Arm trägt und deshalb kurzerhand Elfie (Millie Bobby Brown, „Inruders – Die Eindringlinge“) getauft wird. Elfie verfügt über übernatürliche Fähigkeiten wie Telekinese und kann Gedanken lesen, jedoch jeweils nur unter höchster Anstrengung. Sie ist dem „Hawkins National Laboratory“ entkommen, einer abgeschottet im Verborgenen operierenden Forschungseinrichtung. Elfie scheint der Schlüssel zur Rettung Wills zu sein, doch Laborleiter Dr. Brenner (Matthew Modine, „Full Metal Jacket“) und dessen Einheiten sind bereits hinter ihr her. Parallel verschwindet auch Barbara (Shannon Purser, „Riverdale“), eine Freundin Nancys (Natalia Dyer, „Blue Like Jazz“), Mikes großer Schwester. Sie tut sich mit Jonathan zusammen, während Joyce auf die Hilfe des desillusionierten örtlichen Sheriffs Jim Hopper (David Harbour, „Suicide Squad“) hofft…
Was genau mit Will, Elfie und Barbara passiert ist und welche Rolle das Laboratorium spielt, erschließt sich in der mit zahlreichen Rückblenden gespickten Handlung erst nach und nach, woraus die Serie ihren dramaturgischen Reiz bezieht. Mindestens ebenso reizvoll ist jedoch die Reproduktion einer vergangenen Unterhaltungskinoästhetik, der des 1980er-Jahrzehnts, und das Spiel mit unheimlich vielen popkulturellen Referenzen und Zitaten. Damit erklärt sich dann auch, weshalb die Hauptrollen Kindern zuteilwurden, obwohl sich die Serie vornehmlich an ein älteres Publikum richtet: Sie setzt voll auf den Nostalgiefaktor und Retro-Trend derjenigen, die jene Dekade noch selbst miterlebt haben. Bereits das neonrotglühende Logo der 1983 bis 1985 (Staffel 3) spielenden Serie verkörpert all dies perfekt, erinnert es doch sofort an die Cover von Stephen-King-Romanen und gleichermaßen an ‘80er-Science-Fiction-, -Horror- oder -Mystery-Filme bzw. -Serien. Der Soundtrack der Retro-Synth-Band Survive trifft auf damals zeitgenössische Rock- und Pop-Musik, allen voran The Clashs „Should I Stay Or Should I Go”, das eine besondere Funktion einnehmen wird. In den Kinderzimmern der geschmackssicheren Jungs hängen „Das Ding aus einer anderen Welt“- und „Tanz der Teufel“-Filmplakate, im Kino laufen „Day of the Dead“, „Zurück in die Zukunft“ und „The Stuff – Ein tödlicher Leckerbissen“ und an Halloween verkleidet man sich als „Ghostbusters“. Wie in „BMX Bandits“ ist man ständig mit dem Zweirad auf Achse – z.B. in die Videospielhalle – und steht miteinander in Funkkontakt, wenn man nicht gerade AD&D-Pen-&-Paper-Rollenspiele spielt. Die „New Coke“ der Coca-Cola-Company sorgt für Geschmacksdiskussionen, bevor sie rasch wieder vom Markt genommen wird, man liest Comichefte und trägt Kniestrümpfe zu arschkurzen Shorts.
Die Serie selbst ist hauptsächlich von Stephen Kings „Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers“ sowie, was unverständlicherweise oft vergessen wird, dessen Potenzierung „Es“ inspiriert, Elfie wiederum scheint „Der Feuerteufel“ (und ein bisschen „Carrie“) entsprungen, „The Goonies“, „Alien“ und „E.T.“ werden zitiert, „Twin Peaks“ und „The Lost Boys“ linsen um die Ecke, ein fieser Russe erinnert an den „Terminator“, Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“-Hommagen geben sich mit Ehrerbietungen an George A. Romeros Zombie-Filme und Motiven aus „Der Blob“ die Klinke in die Hand, während Staffel 3 geradezu von der „Body Snatchers“-Thematik dominiert wird, nachdem eine vermeintliche Leiche Wills bereits früh dafür die Tür aufstieß. Dessen Paralleldimensionsaufenthalt gemahnt an „Poltergeist“, seine Kontaktaufnahme mittels Lichterkette an „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und vor sich durch misslungene Experimente ins Diesseits begebenden garstigen Monster hatte Stephen King bereits in seiner Kurzgeschichte „Der Nebel“ gewarnt. Und mit der Ankündigung einer vierten Staffel könnte sich „Stranger Things“ auch zu einer „unendlichen Geschichte“ entwickeln…
Dankenswerterweise handelt es sich weder um einen verklärten Blick auf die ‘80er, der das quietschbunte Werbefernsehen jener Ära mit der Realität verwechselt (man vergleiche allein schon Interieur und Ambiente des Byers-Hauses mit der typischen ‘80er-Hochglanzästhetik der Marketingwelt), noch um einen reinen Referenz- und Zitatreigen ohne jedes eigene Profil. Im Gegenteil: Die liebevoll mit viel Detailkenntnis ausstaffierte Hommage fügt sämtliche Versatzstücke zu einer ebenso spannend wie unterhaltsam gestalteten Handlung zusammen, die sicherlich auch ohne jede Vorkenntnis und persönlichem ‘80er-Bezug funktioniert. Die Duffers sind offenbar nicht einfach nur Fans der Kino- und Populärkultur der ‘80er, sondern auch Connaisseure packender, unheimlicher, großer Geschichten, gute Erzähler zudem. Ihre sich nach und nach zum bedrohlichen Creature Feature entwickelnde Handlung hantiert mit authentischen, individuellen Charakteren, die man schnell ins Herz schließt und in deren Zentrum mit Elfie eine Figur steht, die durchaus über das Potential zu einem Vorbild auch für jüngere Generationen verfügt. Mit der Pubertät und den damit einhergehenden (Weiter-)Entwicklungen, die sich in Staffel 2 andeuten und in Staffel 3 schließlich bahnbrechen, hat man ganz King-like einen auf emotionaler Ebene ganz anders funktionierenden Unterbau, der eine Wechselwirkung mit dem Science-Fiction- und Horror-Aspekt eingeht und somit nicht nur für Abwechslung sorgt, sondern das Interesse für beide Ebenen steigert. Es besteht somit nie Anlass dafür, sich einer kühl und herzlos durchkalkulierten Cash Cow für ein halbsenil sentimentales, aber zahlungskräftiges Publikum der ‘80er-Generation aufzusitzen zu wähnen. So verärgern auch keine allzu konstruierten, der Serie zu viel offenhaltenden Cliffhanger an den Staffelenden.
Die Besetzung Joyce Byers mit Winona Ryder ist ein besonderer Kniff: Einerseits handelt es sich bei ihr um einen stets gerngesehenen Jugendstar der ‘80er, andererseits wurde sie hier als zur Hysterie neigende, overactende gestresste Mutter mit Augenringen gegen den Strich besetzt, was zunächst irritiert, vermutlich aber auch genau diesen Effekt erzielen soll und lediglich den Ausgangspunkt für die charakterliche Entwicklung ihrer Rolle darstellt. Das Ensemble wird beständig, jedoch nie inflationär erweitert. Mit Maxine (Sadie Sink, „Chuck – Der wahre Rocky“), genannt „Max“, und ihrem älteren Bruder Billy (Dacre Montgomery, „Better Watch Out“), stoßen in Staffel 2 bedeutsame Figuren hinzu, von denen Max nach anfänglichen Querelen nicht nur zum voll akzeptierten Mitglied der Clique, sondern auch zu einer gerade während der Pubertät wichtigen Freundin für Elfie wird, während der anfänglich kritisch beäugte – die diffus paranoide Stimmung des Misstrauens kommt hier zum Tragen –, jedoch schnell zum Sympathieträger aufsteigende Bob Newby (Sean Astin, „Die Goonies“) sich an einer Beziehung mit Joyce versucht. Zudem dehnt die zweite Staffel die Mythologie gekonnt aus und schafft mit dem Schattenmonster alias Mind Flayer neue Bedrohungen. Der gebrochene Hopper entwickelt neuen Lebensmut, indem er zu einer Vaterfigur für Elfie wird, und Steve avanciert nach persönlichen Niederlagen vom Schönling und Frauenheld zum umgänglichen Sympath, der nach und nach eine Art Bruderrolle für den lispelnden Dustin einnimmt. Bobs Bericht von einer Begegnung mit einem unheimlichen Clown lässt darauf schließen, dass „Stranger Things“ im selben Universum wie Stephen Kings „Es“ spielt.
Einen stilistischen Ausbruch wagt man mit dem siebten Kapitel der zweiten Staffel, indem Elfie einmal ein urbanes Umfeld mit Punks bzw. einer weiteren, älteren Außenseiter-Gang inkl. typischem ‘80er-New-York-Vibe mit Graffiti und Kriminalität kennenlernt. Erstmals werden hier Rachegedanken für zugefügtes Leid formuliert, thematisiert und umgesetzt. Als abgeschlossener 90-minütiger Spielfilm aus den '80ern wäre so etwas mit seinen überzogenen Klischees sicherlich Kult geworden, auch wenn es hier ein bisschen wie ein Fremdkörper und in Bezug auf Elfie out of character wirkt – zumal sie mit ihrer neuen Frisur und in ihrem feschen Outfit plötzlich wie Falco zu „Wiener Blut“-Zeiten aussieht. Zu ihrem Charakter findet sie jedoch am Ende wieder zurück, als sei sie im Zuge pubertärer Anwandlungen flügge geworden, habe die Großstadt und deren Versuchungen ausgetestet und letztlich beschlossen, dass das nicht ihr Lebensweg ist, um schließlich zu Freunden und „Familie“ zurückzukehren.
Spielen die ersten beiden Staffeln jeweils im Herbst, gönnte man seinen Figuren und ihrem Publikum in der nach einem rustikalen Prolog humorvoll beschwingt einsteigenden Staffel 3 einen schicksalhaften Sommer, in dem die mittlerweile Jugendlichen das geänderte Ambiente auskosten dürfen und somit weitere Abwechslung ins Seriensujet einbringen, aber auch gezwungen sind, einen Großteil ihrer Zeit in einem Einkaufszentrum zu verbringen. Dort lernt der in einer Eisdiele jobbende Steve seine Kollegin Robin kennen, ein intelligentes, attraktives junges Ding, gespielt von Uma Thurmans und Ethan Hawkes Tochter Maya („Ladyworld“), die dank ihrer Sprachkenntnisse und Unerschrockenheit eine entscheidende Rolle einnehmen wird – und natürlich, weil Steve ein Auge auf sie wirft. Beide entwickeln sich zu mit der Ursprungsclique gleichberechtigten Figuren, sodass das Ensemble mittlerweile über eine ganze Reihe starker weiblicher rollen verfügt, wozu auch Lucas‘ kleine Schwester Erica (Priah Ferguson, „Atlanta“) zu zählen ist, die leider eine im negativen Sinne typisch nervige, unrealistische Kinderrolle einnimmt. Generell hat man nun den Humoranteil stärker gewichtet, womit mir manch Szene zu unangemessen spielbergesk-gefällig ausfällt. Meine diesbezügliche These ist, dass sich die stärkere Abgrenzung humoristischer von horriblen Szenen am sich zu jener Zeit ändernden Tonfall des Genrekinos orientiert. Die subtilere Komik zuvor war zwar nicht überragend und auch nichts Besonderes, hatte sich aber gut integriert. Köstlich hingegen sind die Momente, in denen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern deutlich werden, insbesondere die variierenden Verhaltensweisen von Mädchen und Jungs, wenn sie untereinander sind. Viele typische Teenie-Kommunikationsprobleme werden abgedeckt und während sich die Jungs gern mal in Fäkalhumor ergehen, begeben sich Max und Elfie in einer total süßen Sequenz lieber auf Shopping-Tour (und Madonna singt passenderweise ihr „Material Girl“ dazu). Überhaupt macht es viel Spaß, dem liebgewonnen Ensemble beim Älterwerden zuzusehen, zumal die Drehbücher allen Figuren individuelle Entwicklungen zugestehen.
Das impliziert auch ältere Figuren wie Joyce und Hopper. Letzterer gibt mit Schnauzer und im Hawaiihemd nun einen Tom-Selleck-als-Magnum-Verschnitt und muss sich mit russischen Verschwörern abplagen, von denen ein Überläufer (Alec Utgoff, „Mission: Impossible – Rogue Nation“) jedoch durchaus Gefallen an bestimmten Annehmlichkeiten des American Way of Life findet. Als Vermittler muss der ursprünglich als windiger Sensationsjournalist eingeführte Murray Bauman (Brett Gelman, „Love“) herhalten, den man als intelligenten, aber auch gern und stark dem Alkohol zusprechenden investigativen Journalisten kennen- und schätzen lernt. Auch hier wird es jedoch bisweilen leider allzu komödiantisch. Erschwerend hinzu kommt, dass mit dem neuen russischen Feindbild man nun den Kalten Krieg nachempfindet bzw. vielmehr die US-Herangehensweise an dieses Thema in weiten Teilen der damaligen Unterhaltungsfilmbranche. Sicherlich war den Duffers daran gelegen, das paranoide antisowjetische US-Actionkino augenzwinkernd aufzugreifen, was sie jedoch besser gelassen hätten: Die entsprechenden Filmvorbilder sind kein Kult, sondern waren seinerzeit schon gequirlte reaktionäre Kacke, die keinerlei Ehrerbietung verdient hat und dem phantastischen Film diametral gegenüberstand. Darüber gerät dann leider auch schnell in Vergessenheit, dass es in der ersten Staffel noch die USA-Geheimdienste waren, die Kinder misshandelten, um Sowjets abzuhören, und damit die Büchse der Pandora öffneten. Gelingt es einem als Zuschauer(in), diese negativen Assoziationen auszublenden, lässt sich indes auch dieser Anteil der dritten Staffel durchaus als Sci-Fi-Horror/Action-Gemisch goutieren.
Die bisher abrufbaren 25 Episoden beinhalten natürlich noch weit mehr, erfreuen mit weiteren Details, interessanten Ent- und Verwicklungen, spritzigen Dialogen, mit aberwitzigen Kreaturen, gewagten Stilmixen und ambivalenten Figuren inkl. Anspielungen auf Politik, Gesellschaft und zwischenmenschliche Beziehungen. Zu viel zu verraten wäre aber Sünde. Allen drei Staffeln gemein ist der geglückte Spagat zwischen Hommage und Eigenständigkeit, zwischen Nachvollziehbarkeit auf der einen und verschachtelter Erzählweise mit Rückblenden und Parallelmontagen sowie mystischer Geheimniskrämerei auf der anderen Seite, zwischen Härte und Herz sowie nicht zuletzt zwischen allen abgegrasten (Sub-)Genres.
Die Königsdisziplin wäre gewesen, komplett ohne CGI auszukommen, eben ganz wie in den ‘80ern. Auch wäre weniger Spielberg mehr und eine deutliche Absage den Kalten Krieg statt dessen klischeehafte Ausschlachtung wünschenswert gewesen. Hier und da, meistens bei Dustin, ist zudem die deutsche Synchronisation etwas schwer verständlich und scheint nicht immer ganz das aus Deutschland gewohnte Niveau zu erreichen. Die positiven Eindrücke überwiegen aber eindeutig. Mit Außenseitergeschichten, in denen die Protagonistinnen und Protagonisten über sich hinauszuwachsen gezwungen sind, lässt sich immer punkten, und im Rahmen einer Hommage an mein Lieblingsjahrzehnt und einer atmosphärischen Großleistung geht mir nun mal das Herz auf – wenngleich es mich noch mehr beeindruckt hätte, hätte sich die Clique ohne übersinnliche Fähigkeiten behaupten müssen, wie einst ihre unerreicht großen „Geschwister“ in „Es“.
„Stranger Things“ machte seine überzeugend und selbstbewusst aufspielenden Jungmimen zu Stars. Bleibt zu hoffen, dass ihnen Rummel und Ruhm nicht zu Kopfe steigen. Und natürlich, dass die vierte Staffel an die bisher gezeigte Qualität anknüpfen wird.
„Jetzt fangt nicht an zu heulen, Nerds!“
An meinem Geburtstag 2016 bekam ich ohne es zu wissen ein ganz besonderes Geschenk: Der US-Video-on-Demand-Streaming-Dienst Netflix erweiterte sein Angebot um eine weitere Eigenproduktion, die erste Staffel der '80er-Mystery/Science-Fiction/Horror/Coming-of-Age-Hommage „Stranger Things“. Eine zweite Staffel folgte am 27.10.2017 rechtzeitig zu Halloween, Staffel 3 sollte ab dem 04.07.2019 den Sommer versüßen und die als Finale angekündigte Staffel 4 wird voraussichtlich ab Januar 2020 gedreht werden.
„Das ist nicht Dungeons & Dragons, das ist das echte Leben!“
Alldem vorausgegangen war jedoch ein aufreibendes und enttäuschend verlaufendes Klinkenputzen der Zwillingsbrüder Matt und Ross Duffer, den kreativen Köpfen hinter der Serie, die zuvor mit zwei Kurzfilmen, dem Horrorfilm „Hidden - Die Angst holt dich ein“ und dem Drehbuch für einige Episoden der Mystery-Krimiserie „Wayward Pines“ auf sich aufmerksam gemacht hatten. Von sage und schreibe 18 Fernsehanstalten hagelte es Absagen, als die Duffers mit ihrem auf der „Montauk-Projekt“-Verschwörungstheorie basierenden Konzept vorstellig wurden. Erst Netflix erkannte das Potential, ließ die Duffer-Brüder die Serie produzieren und landete damit einen seiner größten Hits. Regie und Autorschaft teilten sich die Duffers mit diversen Kolleginnen und Kollegen wie Shawn Levy („Nachts im Museum“), Andrew Stanton („Findet Nemo“), Rebecca Thomas („Electrick Children“) und Uta Briesewitz („Jane the Virgin“) bzw. Jessica Mecklenburg, Justin Doble, Alison Tatlock und Jessie Nickson-Lopez. Was die Konkurrenz anscheinend nicht erkannt hatte: Eine große cineastische ‘80er-Retrokult-Welle rollte an, die sich in Filmen wie „Kung Fury“ und „Turbo Kid“ ab Mitte des Jahrzehnts ausdrückte und mit „Stranger Things“ schließlich ihren Höhepunkt erreichte. Die Serie startete also zum bestmöglichen Zeitpunkt.
„Ich hab‘ noch nie ein tätowiertes Kind gesehen...“
In der fiktionalen Kleinstadt Hawkins im US-Bundesstaat Indiana verschwindet der zwölfjährige Will Byers (Noah Schnapp, „Bridge of Spies – Der Unterhändler“) spurlos, nachdem er von einem Rollenspielabend mit seinen besten Freunden Mike Wheeler (Finn Wolfhard, „Es“-Neuverfilmung), Lucas Sinclair (Caleb McLaughlin, „Shades of Blue“) und Dustin Henderson (Gaten Matarazzo) nach Hause radeln wollte. Seine alleinerziehende Mutter Joyce (Winona Ryder, „Beetlejuice“) droht darüber den Verstand zu verlieren, wird jedoch von ihrem älteren Sohn Jonathan (Charlie Heaton, „Shut In“) unterstützt. Außerdem scheint irgendetwas mit ihr über Kanäle wie die Telefonleitung oder eine Lichterkette in Kommunikation zu treten. Empfängt sie Signale von Will, der, wie sich herausstellen wird, durch ein als Kollateralschaden von geheimen Regierungsexperimenten geöffnetes Dimensionstor im Upside-Down, einer düsteren, von gefährlichen Kreaturen wie dem Demogorgon (Mark Steger, „Mr. Jones - Wenn du ihn siehst... lauf!“) bewohnten Parallelwelt und Negation Hawkins‘, gestrandet ist und dort um sein Überleben kämpft? Als seine Freunde den Wald nach ihm durchkämmen, stoßen sie auf ein wortkarges, verstörtes Mädchen mit raspelkurzem Haar, das die Tätowierung „011“ auf dem Arm trägt und deshalb kurzerhand Elfie (Millie Bobby Brown, „Inruders – Die Eindringlinge“) getauft wird. Elfie verfügt über übernatürliche Fähigkeiten wie Telekinese und kann Gedanken lesen, jedoch jeweils nur unter höchster Anstrengung. Sie ist dem „Hawkins National Laboratory“ entkommen, einer abgeschottet im Verborgenen operierenden Forschungseinrichtung. Elfie scheint der Schlüssel zur Rettung Wills zu sein, doch Laborleiter Dr. Brenner (Matthew Modine, „Full Metal Jacket“) und dessen Einheiten sind bereits hinter ihr her. Parallel verschwindet auch Barbara (Shannon Purser, „Riverdale“), eine Freundin Nancys (Natalia Dyer, „Blue Like Jazz“), Mikes großer Schwester. Sie tut sich mit Jonathan zusammen, während Joyce auf die Hilfe des desillusionierten örtlichen Sheriffs Jim Hopper (David Harbour, „Suicide Squad“) hofft…
Was genau mit Will, Elfie und Barbara passiert ist und welche Rolle das Laboratorium spielt, erschließt sich in der mit zahlreichen Rückblenden gespickten Handlung erst nach und nach, woraus die Serie ihren dramaturgischen Reiz bezieht. Mindestens ebenso reizvoll ist jedoch die Reproduktion einer vergangenen Unterhaltungskinoästhetik, der des 1980er-Jahrzehnts, und das Spiel mit unheimlich vielen popkulturellen Referenzen und Zitaten. Damit erklärt sich dann auch, weshalb die Hauptrollen Kindern zuteilwurden, obwohl sich die Serie vornehmlich an ein älteres Publikum richtet: Sie setzt voll auf den Nostalgiefaktor und Retro-Trend derjenigen, die jene Dekade noch selbst miterlebt haben. Bereits das neonrotglühende Logo der 1983 bis 1985 (Staffel 3) spielenden Serie verkörpert all dies perfekt, erinnert es doch sofort an die Cover von Stephen-King-Romanen und gleichermaßen an ‘80er-Science-Fiction-, -Horror- oder -Mystery-Filme bzw. -Serien. Der Soundtrack der Retro-Synth-Band Survive trifft auf damals zeitgenössische Rock- und Pop-Musik, allen voran The Clashs „Should I Stay Or Should I Go”, das eine besondere Funktion einnehmen wird. In den Kinderzimmern der geschmackssicheren Jungs hängen „Das Ding aus einer anderen Welt“- und „Tanz der Teufel“-Filmplakate, im Kino laufen „Day of the Dead“, „Zurück in die Zukunft“ und „The Stuff – Ein tödlicher Leckerbissen“ und an Halloween verkleidet man sich als „Ghostbusters“. Wie in „BMX Bandits“ ist man ständig mit dem Zweirad auf Achse – z.B. in die Videospielhalle – und steht miteinander in Funkkontakt, wenn man nicht gerade AD&D-Pen-&-Paper-Rollenspiele spielt. Die „New Coke“ der Coca-Cola-Company sorgt für Geschmacksdiskussionen, bevor sie rasch wieder vom Markt genommen wird, man liest Comichefte und trägt Kniestrümpfe zu arschkurzen Shorts.
Die Serie selbst ist hauptsächlich von Stephen Kings „Stand By Me – Das Geheimnis eines Sommers“ sowie, was unverständlicherweise oft vergessen wird, dessen Potenzierung „Es“ inspiriert, Elfie wiederum scheint „Der Feuerteufel“ (und ein bisschen „Carrie“) entsprungen, „The Goonies“, „Alien“ und „E.T.“ werden zitiert, „Twin Peaks“ und „The Lost Boys“ linsen um die Ecke, ein fieser Russe erinnert an den „Terminator“, Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“-Hommagen geben sich mit Ehrerbietungen an George A. Romeros Zombie-Filme und Motiven aus „Der Blob“ die Klinke in die Hand, während Staffel 3 geradezu von der „Body Snatchers“-Thematik dominiert wird, nachdem eine vermeintliche Leiche Wills bereits früh dafür die Tür aufstieß. Dessen Paralleldimensionsaufenthalt gemahnt an „Poltergeist“, seine Kontaktaufnahme mittels Lichterkette an „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und vor sich durch misslungene Experimente ins Diesseits begebenden garstigen Monster hatte Stephen King bereits in seiner Kurzgeschichte „Der Nebel“ gewarnt. Und mit der Ankündigung einer vierten Staffel könnte sich „Stranger Things“ auch zu einer „unendlichen Geschichte“ entwickeln…
Dankenswerterweise handelt es sich weder um einen verklärten Blick auf die ‘80er, der das quietschbunte Werbefernsehen jener Ära mit der Realität verwechselt (man vergleiche allein schon Interieur und Ambiente des Byers-Hauses mit der typischen ‘80er-Hochglanzästhetik der Marketingwelt), noch um einen reinen Referenz- und Zitatreigen ohne jedes eigene Profil. Im Gegenteil: Die liebevoll mit viel Detailkenntnis ausstaffierte Hommage fügt sämtliche Versatzstücke zu einer ebenso spannend wie unterhaltsam gestalteten Handlung zusammen, die sicherlich auch ohne jede Vorkenntnis und persönlichem ‘80er-Bezug funktioniert. Die Duffers sind offenbar nicht einfach nur Fans der Kino- und Populärkultur der ‘80er, sondern auch Connaisseure packender, unheimlicher, großer Geschichten, gute Erzähler zudem. Ihre sich nach und nach zum bedrohlichen Creature Feature entwickelnde Handlung hantiert mit authentischen, individuellen Charakteren, die man schnell ins Herz schließt und in deren Zentrum mit Elfie eine Figur steht, die durchaus über das Potential zu einem Vorbild auch für jüngere Generationen verfügt. Mit der Pubertät und den damit einhergehenden (Weiter-)Entwicklungen, die sich in Staffel 2 andeuten und in Staffel 3 schließlich bahnbrechen, hat man ganz King-like einen auf emotionaler Ebene ganz anders funktionierenden Unterbau, der eine Wechselwirkung mit dem Science-Fiction- und Horror-Aspekt eingeht und somit nicht nur für Abwechslung sorgt, sondern das Interesse für beide Ebenen steigert. Es besteht somit nie Anlass dafür, sich einer kühl und herzlos durchkalkulierten Cash Cow für ein halbsenil sentimentales, aber zahlungskräftiges Publikum der ‘80er-Generation aufzusitzen zu wähnen. So verärgern auch keine allzu konstruierten, der Serie zu viel offenhaltenden Cliffhanger an den Staffelenden.
Die Besetzung Joyce Byers mit Winona Ryder ist ein besonderer Kniff: Einerseits handelt es sich bei ihr um einen stets gerngesehenen Jugendstar der ‘80er, andererseits wurde sie hier als zur Hysterie neigende, overactende gestresste Mutter mit Augenringen gegen den Strich besetzt, was zunächst irritiert, vermutlich aber auch genau diesen Effekt erzielen soll und lediglich den Ausgangspunkt für die charakterliche Entwicklung ihrer Rolle darstellt. Das Ensemble wird beständig, jedoch nie inflationär erweitert. Mit Maxine (Sadie Sink, „Chuck – Der wahre Rocky“), genannt „Max“, und ihrem älteren Bruder Billy (Dacre Montgomery, „Better Watch Out“), stoßen in Staffel 2 bedeutsame Figuren hinzu, von denen Max nach anfänglichen Querelen nicht nur zum voll akzeptierten Mitglied der Clique, sondern auch zu einer gerade während der Pubertät wichtigen Freundin für Elfie wird, während der anfänglich kritisch beäugte – die diffus paranoide Stimmung des Misstrauens kommt hier zum Tragen –, jedoch schnell zum Sympathieträger aufsteigende Bob Newby (Sean Astin, „Die Goonies“) sich an einer Beziehung mit Joyce versucht. Zudem dehnt die zweite Staffel die Mythologie gekonnt aus und schafft mit dem Schattenmonster alias Mind Flayer neue Bedrohungen. Der gebrochene Hopper entwickelt neuen Lebensmut, indem er zu einer Vaterfigur für Elfie wird, und Steve avanciert nach persönlichen Niederlagen vom Schönling und Frauenheld zum umgänglichen Sympath, der nach und nach eine Art Bruderrolle für den lispelnden Dustin einnimmt. Bobs Bericht von einer Begegnung mit einem unheimlichen Clown lässt darauf schließen, dass „Stranger Things“ im selben Universum wie Stephen Kings „Es“ spielt.
Einen stilistischen Ausbruch wagt man mit dem siebten Kapitel der zweiten Staffel, indem Elfie einmal ein urbanes Umfeld mit Punks bzw. einer weiteren, älteren Außenseiter-Gang inkl. typischem ‘80er-New-York-Vibe mit Graffiti und Kriminalität kennenlernt. Erstmals werden hier Rachegedanken für zugefügtes Leid formuliert, thematisiert und umgesetzt. Als abgeschlossener 90-minütiger Spielfilm aus den '80ern wäre so etwas mit seinen überzogenen Klischees sicherlich Kult geworden, auch wenn es hier ein bisschen wie ein Fremdkörper und in Bezug auf Elfie out of character wirkt – zumal sie mit ihrer neuen Frisur und in ihrem feschen Outfit plötzlich wie Falco zu „Wiener Blut“-Zeiten aussieht. Zu ihrem Charakter findet sie jedoch am Ende wieder zurück, als sei sie im Zuge pubertärer Anwandlungen flügge geworden, habe die Großstadt und deren Versuchungen ausgetestet und letztlich beschlossen, dass das nicht ihr Lebensweg ist, um schließlich zu Freunden und „Familie“ zurückzukehren.
Spielen die ersten beiden Staffeln jeweils im Herbst, gönnte man seinen Figuren und ihrem Publikum in der nach einem rustikalen Prolog humorvoll beschwingt einsteigenden Staffel 3 einen schicksalhaften Sommer, in dem die mittlerweile Jugendlichen das geänderte Ambiente auskosten dürfen und somit weitere Abwechslung ins Seriensujet einbringen, aber auch gezwungen sind, einen Großteil ihrer Zeit in einem Einkaufszentrum zu verbringen. Dort lernt der in einer Eisdiele jobbende Steve seine Kollegin Robin kennen, ein intelligentes, attraktives junges Ding, gespielt von Uma Thurmans und Ethan Hawkes Tochter Maya („Ladyworld“), die dank ihrer Sprachkenntnisse und Unerschrockenheit eine entscheidende Rolle einnehmen wird – und natürlich, weil Steve ein Auge auf sie wirft. Beide entwickeln sich zu mit der Ursprungsclique gleichberechtigten Figuren, sodass das Ensemble mittlerweile über eine ganze Reihe starker weiblicher rollen verfügt, wozu auch Lucas‘ kleine Schwester Erica (Priah Ferguson, „Atlanta“) zu zählen ist, die leider eine im negativen Sinne typisch nervige, unrealistische Kinderrolle einnimmt. Generell hat man nun den Humoranteil stärker gewichtet, womit mir manch Szene zu unangemessen spielbergesk-gefällig ausfällt. Meine diesbezügliche These ist, dass sich die stärkere Abgrenzung humoristischer von horriblen Szenen am sich zu jener Zeit ändernden Tonfall des Genrekinos orientiert. Die subtilere Komik zuvor war zwar nicht überragend und auch nichts Besonderes, hatte sich aber gut integriert. Köstlich hingegen sind die Momente, in denen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern deutlich werden, insbesondere die variierenden Verhaltensweisen von Mädchen und Jungs, wenn sie untereinander sind. Viele typische Teenie-Kommunikationsprobleme werden abgedeckt und während sich die Jungs gern mal in Fäkalhumor ergehen, begeben sich Max und Elfie in einer total süßen Sequenz lieber auf Shopping-Tour (und Madonna singt passenderweise ihr „Material Girl“ dazu). Überhaupt macht es viel Spaß, dem liebgewonnen Ensemble beim Älterwerden zuzusehen, zumal die Drehbücher allen Figuren individuelle Entwicklungen zugestehen.
Das impliziert auch ältere Figuren wie Joyce und Hopper. Letzterer gibt mit Schnauzer und im Hawaiihemd nun einen Tom-Selleck-als-Magnum-Verschnitt und muss sich mit russischen Verschwörern abplagen, von denen ein Überläufer (Alec Utgoff, „Mission: Impossible – Rogue Nation“) jedoch durchaus Gefallen an bestimmten Annehmlichkeiten des American Way of Life findet. Als Vermittler muss der ursprünglich als windiger Sensationsjournalist eingeführte Murray Bauman (Brett Gelman, „Love“) herhalten, den man als intelligenten, aber auch gern und stark dem Alkohol zusprechenden investigativen Journalisten kennen- und schätzen lernt. Auch hier wird es jedoch bisweilen leider allzu komödiantisch. Erschwerend hinzu kommt, dass mit dem neuen russischen Feindbild man nun den Kalten Krieg nachempfindet bzw. vielmehr die US-Herangehensweise an dieses Thema in weiten Teilen der damaligen Unterhaltungsfilmbranche. Sicherlich war den Duffers daran gelegen, das paranoide antisowjetische US-Actionkino augenzwinkernd aufzugreifen, was sie jedoch besser gelassen hätten: Die entsprechenden Filmvorbilder sind kein Kult, sondern waren seinerzeit schon gequirlte reaktionäre Kacke, die keinerlei Ehrerbietung verdient hat und dem phantastischen Film diametral gegenüberstand. Darüber gerät dann leider auch schnell in Vergessenheit, dass es in der ersten Staffel noch die USA-Geheimdienste waren, die Kinder misshandelten, um Sowjets abzuhören, und damit die Büchse der Pandora öffneten. Gelingt es einem als Zuschauer(in), diese negativen Assoziationen auszublenden, lässt sich indes auch dieser Anteil der dritten Staffel durchaus als Sci-Fi-Horror/Action-Gemisch goutieren.
Die bisher abrufbaren 25 Episoden beinhalten natürlich noch weit mehr, erfreuen mit weiteren Details, interessanten Ent- und Verwicklungen, spritzigen Dialogen, mit aberwitzigen Kreaturen, gewagten Stilmixen und ambivalenten Figuren inkl. Anspielungen auf Politik, Gesellschaft und zwischenmenschliche Beziehungen. Zu viel zu verraten wäre aber Sünde. Allen drei Staffeln gemein ist der geglückte Spagat zwischen Hommage und Eigenständigkeit, zwischen Nachvollziehbarkeit auf der einen und verschachtelter Erzählweise mit Rückblenden und Parallelmontagen sowie mystischer Geheimniskrämerei auf der anderen Seite, zwischen Härte und Herz sowie nicht zuletzt zwischen allen abgegrasten (Sub-)Genres.
Die Königsdisziplin wäre gewesen, komplett ohne CGI auszukommen, eben ganz wie in den ‘80ern. Auch wäre weniger Spielberg mehr und eine deutliche Absage den Kalten Krieg statt dessen klischeehafte Ausschlachtung wünschenswert gewesen. Hier und da, meistens bei Dustin, ist zudem die deutsche Synchronisation etwas schwer verständlich und scheint nicht immer ganz das aus Deutschland gewohnte Niveau zu erreichen. Die positiven Eindrücke überwiegen aber eindeutig. Mit Außenseitergeschichten, in denen die Protagonistinnen und Protagonisten über sich hinauszuwachsen gezwungen sind, lässt sich immer punkten, und im Rahmen einer Hommage an mein Lieblingsjahrzehnt und einer atmosphärischen Großleistung geht mir nun mal das Herz auf – wenngleich es mich noch mehr beeindruckt hätte, hätte sich die Clique ohne übersinnliche Fähigkeiten behaupten müssen, wie einst ihre unerreicht großen „Geschwister“ in „Es“.
„Stranger Things“ machte seine überzeugend und selbstbewusst aufspielenden Jungmimen zu Stars. Bleibt zu hoffen, dass ihnen Rummel und Ruhm nicht zu Kopfe steigen. Und natürlich, dass die vierte Staffel an die bisher gezeigte Qualität anknüpfen wird.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Stranger Things [TV-Serie] - Matt & Ross Duffer (2016 - )
Oh me gosh!
Teaser Staffel 4
Teaser Staffel 4
it´s fun to stay at the YMCA!!!
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Re: Stranger Things [TV-Serie] - Matt & Ross Duffer (2016 - )
Er lebt! Er lebt! Er lebt!
Früher war mehr Lametta
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Weird Xperience
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Re: Stranger Things [TV-Serie] - Matt & Ross Duffer (2016 - )
„GoT“-Star Tom Wlaschiha und Horrorikone Robert Englund sind in Staffel 4 dabei!
https://www.kino.de/serie/stranger-thin ... l-4-dabei/
Ich freu mich!
PS: scheint als müssten die ganzen arbeitslos gewordenen GoT-Stars auch irgendwie unterkommen...
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PS: scheint als müssten die ganzen arbeitslos gewordenen GoT-Stars auch irgendwie unterkommen...
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- buxtebrawler
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Re: Stranger Things [TV-Serie] - Matt & Ross Duffer (2016 - )
Neuer Teaser zur vierten Staffel:
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
Re: Stranger Things [TV-Serie] - Matt & Ross Duffer (2016 - )
2017 ? So lange ist es her ?
Egal ich wollte mal wissen, wer hier die Comics liest?
Ich bin mittlerweile auch ein großer Fan. Die Serie hat mein Leben verändert.
Das geht soweit, dass ich die Musikkassette gekauft habe. Diese hier...
Die Funko 5 Stars (besitze alle davon) sehen drollig aus. Im Gegensatz zu den hässlichen Funko Pops kann ich die wärmstens empfehlen und sind auch nicht so teuer.
Egal ich wollte mal wissen, wer hier die Comics liest?
Ich bin mittlerweile auch ein großer Fan. Die Serie hat mein Leben verändert.
Das geht soweit, dass ich die Musikkassette gekauft habe. Diese hier...
Allerdings ist es die von der zweiten Staffel und die Kassette ist in blau.
Elfi, Mike und Will habe ich zusammen in einem günstigen Angebot von 60 Euro geholt.buxtebrawler hat geschrieben: ↑Di 22. Okt 2019, 17:34 Danke für die Infos, aber da greife ich nicht zu. Ist ein netter Retro-Spaß, aber mir das Geld letztlich nicht wert.
Die Funko 5 Stars (besitze alle davon) sehen drollig aus. Im Gegensatz zu den hässlichen Funko Pops kann ich die wärmstens empfehlen und sind auch nicht so teuer.