karlAbundzu hat geschrieben:Na, der Namensgeber vom großen Mäusedetektiv
Leider habe ich keine von Basil Rathbone gesungenen Lieder gefunden.
Aber zum Glück, schlüpfte auch der große Christopher Lee einmal in die Rolle des Sherlock Holmes.
Arkadin hat geschrieben:Was ich noch sagen wollte: Wehe wenn auf Platz 1 nicht ein Angebot für reichlich alkoholische Getränke steht!
Meine Bewunderung! Das Angebot alkoholischer Getränke war mein Platz 1. Da ich aber während meiner Recherche eine große Begeisterung für eine der niederen Platzierungen entwickelt habe, kommt es schon heute!
NUR NOCH 2 WOCHEN BIS ZUM FORENTREFFEN!!!!!!!
(Es ist unglaublich, wie die Zeit vergeht!)
Platz 2: Christopher Lee "Alles!"
Christopher Lee ist der beeindruckendste Mensch der letzten hundert Jahre. Nein, das ist nicht meine subjektive Meinung, das ist der objektive Rückschluss, den man aus seiner Biographie ziehen muss. Alles, was er machte, machte er beeindruckend. Zunächst wurde er geboren. Aber er wurde nicht einfach geboren, er wurde in eine Familie geboren, die ihre Linie mütterlicherseits auf Karl den Großen zurückführt. Dann diente er im 2. Weltkrieg. Aber nicht als Bodensoldat, sondern bei der Airforce. Berühmt wurde er als Schauspieler. Aber nicht nur als irgendein Schauspieler, sondern als der Schauspieler mit den meisten in Credits angegebenen Rollen. Er sprach Fremdsprachen und zwar fast ein Dutzend. Er war verheiratet und zwar mit einem Model und seine Ehe hielt auch über fünfzig Jahre. Zudem setzte er sich für Wohltätigkeit ein und als wäre das alles nicht imposant genug, wurde er auch noch geadelt. Man weiß nicht genau wann, aber fest steht, dass sich Christopher Lee früher oder später aus seinem Grab erheben wird, um der erste Mensch auf dem Mars zu sein und den Weltfrieden zu bringen.
Demgemäß war er neben seiner Schauspielerei nicht nur Sänger, sondern ausgebildeter Meistersänger mit einer ganzen Reihe Songs. Ich wollte ihn eigentlich auf Platz eins des diesjährigen Countdowns geben, allerdings musste ich mir eingestehen, dass ich kein bestimmtes seiner Lieder wirklich häufig höre (Mit Ausnahme von "Name your Poison"
). Anstatt wie sonst einen seiner Songs herauszugreifen, werfen wir heute daher einen kurzen Blick auf die verschiedensten Beweisstücke seiner Gesangskünste.
Zunächst muss gesagt werden, dass Sir Christopher eine Ausbildung zum Opernsänger genoss und daher noch vor seiner Filmkarriere einige Opernhäuser rockte. Leider habe ich keine Aufnahmen von ihm auf einer Opernbühne gefunden, von dieser Sendung - oder was dies auch immer ist - mal abgesehen:
https://www.youtube.com/watch?v=xWc3kUEjYOI. Hier singt er unter anderem aus einer deutschen Oper. Und obwohl Oper nicht so meins ist, ist es immer schön, Lee in meiner Muttersprache zu hören. Diesen Genuss bereiten mir auch Filme wie "Das letzte Einhorn" oder die Wallace-Filme, in denen er mitspielte. Und eine Nummer seines Debut-Albums (zu dem ich in Kürze komme). Auf diesem sang er nämlich die "Moritat von Mackie Messer"
https://www.youtube.com/watch?v=_27fCiKaZjw. Brecht kann ich in der Regel genauso wenig abgewinnen wie Opern, aber nochmals, immer schön, Lee auf Deutsch zu hören.
Obwohl er in der Opernaufnahme von 1970 sagt, dass er noch nie in seinen Filmen gesungen hat, holte er das in den folgenden Jahren nach. In seinem großartigen "The Wicker Man" hat er ein Duett mit Diane Cilento namens "The Tinker of Rye" (
https://www.youtube.com/watch?v=jM5HOA5N94M), das sich exzellent der Handlung des Filmes anpasst. In "The Wicker Man" kommt ein prüder, erzchristlicher Polizist auf eine Insel, die mit Sexualität ein wenig freier umgeht. Und mit welchem Lied wird der von Lee gespielte Lord der Insel eingeführt? Mit einem Lied über einen Kesselflicker, der seinen Hammer herausholt, um bei einer Dame mal ordentlich den Kessel zu flicken. Der Song ist eindeutig zweideutig und erfüllt im Film daher einen größeren Zweck als bloße musikalische Untermalung.
Ganz anders als das zu leichtem Piano-Geklimper gesungene Duett hört sich "Name your Poison" an, einer der beiden Songs aus der Komödie "The Return of Captain Invincible", bei denen Lee seine Stimme zum Besten gibt:
https://www.youtube.com/watch?v=EZ9se8i4ujs&t=159s. Das Konzept eines Liedes, das daraus besteht, dass Sir Christopher alkoholische Getränke auflistet ist die beste Idee seit sich der kleine Wolfgang Amadeus Mozart dachte, er könnte doch mal schaun, was passiert, wenn man diese komischen weißen und schwarzen Tasten drückt. Und auch abgesehen von dem Konzept ist der Song an sich meisterhaft komisch. Lyrics wie "There's nothing sicker in society than a lack of liquor and sobriety!" sind einfach toll und es sollte nicht überraschen, dass hinter dem Lied Richard O'Brien und Richard Hartley (die Master-Minds hinter der "Rocky Horror Show") stehen. Hartley komponierte einen lässigen Rhythmus, der sich zu einem rockigen Mittelstück und schließlich einem epochalen Refrain steigert. O'Brien fand viele spaßige Wortspiele mit Cocktailnamen. Und Lee singt das Ganze mit wundervoller Inbrunst und stellt beim tiefen Gesang seine Opernausbildung zur Schau. Ich finde diese Nummer großartig und hätte Lees Gesangskarriere an diesem Punkt geendet, wäre er trotzdem auf Platz zwei dieses Countdowns gelandet. Doch sie ging weiter und ein paar Jahre später veröffentlichte er sein erstes eigenes Album.
"Christopher Lee Sings Devils, Rogues & Other Villains" ist ein Sammelsurium berühmter Lieder aus den verschiedensten Sparten. Neben dem bereits erwähnten "Mackie Messer" findet sich zum Beispiel eine Version von "Ghost Riders in the Sky" (
https://www.youtube.com/watch?v=5PWuvHPGsjI), bei der mir der Instrumentalteil zwar nicht so gut gefällt, wie bei anderen Interpretationen des Liedes, aber das macht Lees tiefe Stimme natürlich wett. Der Schwerpunkt des Albums liegt jedoch auf Opern-, Operetten- oder Musical-Stücken. Als Beispiel sei sein "The Man of La Mancha" herausgegriffen:
https://www.youtube.com/watch?v=oN8OYvD4ejQ.
Das Lied findet sich auch auf dem ähnlich vielseitigen Album "Christopher Lee Revelation". Auf der Platte interpretiert Lee daneben so berühmte Nummern wie "The Impossible Dream", "O Sole Mio", "The Toreador March", "Wanderin Star" und die Weihnachtslieder "Little Drummer Boy" und "Silent Night". Auch "Name your Poison", das bereits als Single veröffentlicht wurde, findet sich wieder in dem Album. Und es gefällt mir, dass Lee nicht nur einmal einen kleinen albernen Song über alkoholische Getränke gesungen hat, sondern auch so stolz darauf ist, dass er ihn in sein Album gibt.
Bei einigen der Lieder handelt es sich um Metal-Versionen der Originale. Und so befremdlich es vielleicht auf den ersten Blick erscheint, dass sich der alte britische Gentleman Sir Christopher ausgerechnet diesem Genre zuwendet, bestimmt es doch seine letzten beiden musikalischen Dekaden. Er partizipierte zunächst bei einigen Songs der Band Rhapsody of Fire. Obwohl ich mich, was Metal-Musik betrifft, weniger als gar nicht auskenne, finde ich diese zusammenarbeiten wirklich gut. Von einem Song, "The Magic of the Wizard's Dream", gibt es sogar eine deutsche Version, bei der Christopher Lee wieder mal auf Deutsch singt:
https://www.youtube.com/watch?v=TRUvCpWogd4.
Ohne Rhapsody of Fire nahm Lee später zwei weitere Alben auf. Es handelt sich um zwei Konzept-Alben namens "Charlemagne" über Sir Christophers Vorfahren Karl den Großen. Ich fand hierzu auf Youtube nur ein Lied, "The Bloody Verdict of Verden" (
https://www.youtube.com/watch?v=cvKRbi2ovDY) und obwohl sich ein Album über Karl den Großen interessant anhört, kann ich mich mit diesem Lied irgendwie nicht so recht anfreunden. Einzelne Aspekte gefallen mir, aber im großen und ganzen finde ich es doch nicht so ergreifend, wie es offenbar sein will. Aber vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass die einzelnen Komponenten des Musik-Videos etwas unzusammenhängend und unbeeindruckend wirken: Wir haben eine Heavy-Metal Band, die sich in einem flammenden Inferno die Seele aus dem Leib spielt; eine Violinistin und einen Kontrabassisten, die offenbar dem örtlichen Freizeit-Orchester entsprungen sind; ein kleiner Chor bestehend aus der Besetzung der neusten Jugend-Doku-Soap; einen Sänger der sich so bewegt, wie ein Schüler, der gehört hat, dass man bei einem Referat gestikulieren soll, und daher alle paar Momente eine einstudierte Geste zum Besten gibt; und zwischendurch den alten Sir Christopher mit Opernstimme und Aluminium-Krone.
Also ich bin kein Fan, aber vielleicht kann ich den Song in Zukunft mehr wertschätzen, wenn ich ihn mir ein paarmal ohne das Video angehört habe.
Abschließend wären noch einige Metal-Covers von klassischen Weihnachtslieder zu nennen, die Lee veröffentlicht hat. Da ich eigentlich ein Befürworter des klassischen, besinnlichen Weihnachtens bin, kommen diese Versionen zwar nie in meine Weihnachts-Playlisten, aber dennoch bin ich froh, dass diese kleinen Kuriosa existieren.
Sir Christopher Lee kann sich also einer sehr vielseitigen Gesangskarriere rühmen und in meiner ursprünglichen Platzierung - bei der ich noch stärker nach meiner Sympathie für die einzelnen Schauspieler ging - war er auf einem verdienten Platz 1. Doch während meiner Recherche für den Countdown habe ich mich in einen anderen Song geradezu verliebt. Er war, wenn ich nicht irre, anfangs nicht mal in den Top 10, doch umso öfters ich ihn hörte und umso mehr ich darüber nachlas, umso faszinierender wurde er für mich. Mittlerweile spiele ich diesen bestimmten Song andauernd ab und bin jedes Mal aufs neue begeistert. Und weil dieser Song so großartig ist, will ich ihn nächste Woche in Form einer detaillierten Analyse hochleben lassen. Doch was für ein Song wird das sein? Wird er ein populärer Song sein oder ein unbekannter Geheimtipp? Wird er qualitativ hochwertig sein? Wird er trashig-albern sein? Wird er beides sein? Wird er keines von beiden sein? Wird er doch Sean Connerys "Pretty Irish Girl" aus "Darby O'Gill and the Little People" sein?
Nächste Woche finden wir es heraus!